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Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673.

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und Anmerckungen.
[Spaltenumbruch] dem Feuer über eine glüende Brücke in Himmel gehen werden/
würden ihren Fußsolen alle auffgehobene Papiere und Rosen-
Blätter/ welche von dem Schweiße des Mahumeds allererst sol-
len entsprossen oder pepurpert seyn/ ankleben/ und sie für allem
Brande behüten. Ricaut. d. l. p. 443. 444. Balsac. Entretien. 5.
chap. 2. p.
134.

V. 458. Für Sonnen-Samen preißt:) Arabisch Tochm-
eseens,
ist eine wohlriechende und füsse Frucht bey den Morgen-
Ländern. Pietr. della Valle lett. 3. da Spahan. p. 137.

V. 558. Heckt mehr als des Satur nus bley geschwäntzte
Stern:) P. Athanns. Kircher. führet in Itiner. Exstat. Itinere
in Solem,
auß: daß zwar alle bewegliche und unbewegliche
[Spaltenumbruch] Sterne durch ihre Außdampfungen Cometen/ die Sonne aber
die meisten hecke.

V. 573. 574. Geküßeten Sirenen muß endlich's Schwerd
der Braut-Schatz seyn:) Bey Eroberung der Stadt Con-
stantinopel ward eine Griechin/ Irene genannt/ gefangen/ diese
aber fieng wegen ihrer Schönheit durch Liebe dergestalt den Ma-
humed II. daß sie ihn gantzlich beherrschete. Als er aber merckte:
daß seine Soldaten solche Liebe übel empfunden/ hieb er sie aufs
kostlichste gekleidet für dem gantzen Kriegs-Heer in Stücke; zu
bezeugen: daß er nichts weniger seine Begierden als seine Fein-
de überwinden könte. Pierre de Moyne la Galerie des Femmes
fortes. p.
99.

Zu der Vierdten Abhandlung.
[Spaltenumbruch]

V. 25. 26. Wie sein schlimm Eintritt schon des Volcks
Gelächter war:) Wenn einer zum Sultan erkläret wird/ be-
giebt er sich für die Stadt in die Kirche Ejub, oder Jobyian Sarai,
in der ihm der Degen umbgegürtet wird. Von dar auß hält er
seinen Einritt; in welchem der lange Zeit gefangen gesessene
Ibrahim sich allen Zuschauern mehr zum Gelächter als Frolocken
fürstellete. Bisacc. p. 481. Ricaut. livr. 1. chap. 4. p. 36.

V. 30. Auf viel Arth ein Weib sich emsiget zu seyn:)
Ibrahim ließ sich wie ein Weib von Weibern putzen/ schminckte
ihm das Gesichte/ und horete am liebsten; wann er für einen
schönen Mann gerühmet ward. Bisacc. p. 06.

V. 45. 46. Da man zu stürtzen schloß den trauten A-
murath:) Der Mufti berathfchlagte mit den Cadi den Amu-
rath IV.
abzusetzen/ weil er verstattete: daß der Caimecan sich in
die Gesetz-Sachen einmischte/ und sonst viel wider das Gesetze
handelte/ fürnehmlich aber daß er so viel Muscateller-Wein
tranck. Dieser Rathschluß aber konte deßwegen nicht werckstellig
gemachet werden/ weil kein Geld im Schatze war/ umb nach Ge-
wohnheit bey Veränderung der Käyser damit die Soldaten zu
beschencken. Bisacc. im Amurath p. 396. Warumb aber das
Weintrincken den Türcken so ein Greuel sey/ sol daher rühren:
daß Mahumed anfangs zwar/ als er auf einem Gastgebott gese-
hen: daß die selbten getruncken/ so freundlich mit einander umb-
gegangen/ ihn gesegnet/ hernach aber als er erfahren/ daß die da-
von truncken worden einander verwundet/ verflucht habe. Bus-
beq v. Ep. 3. p. 100. Ricaut. l. 2. c. 25. p.
570. 571. Am altermeisten
aber ist in ihrem Romazan, oder der Fasten/ und in Feldzügen
das Weintrincken verbothen/ also: daß beym ersten die Sünde
für unvergeblich geachtet/ im letzten aber der Verbrecher getöd-
tet wird. Ricaut. d. l. livr. 2. c. 23. p. 552. & l. 3. c. 11. p. 688. Gleich-
wohl verwehren sie den Christen den Wein nicht/ pflegen auch
selbst Weintrauben und Most zuläßig zu gebrauchen. Busbeqv.
Ep. 4. p.
346. 347. Ja wenn sie schon einst den Wein gekostet/
sauffen sich die Türcken gantz voll/ weil sie es doch für eine und
gleiche Sünde halten/ viel oder wenig trincken. Busbeqv. Ep. 1.
p.
28. 29. allwo er von einem alten Türcken dieses lächerliche er-
zehlet: daß als er Wein trincken wollen/ Er die Seele mit gros-
sem Geschrey ermahnet: daß sie sich/ umb nicht vom Weine be-
fleckt zu werden/ entweder in einen Winckel des Leibes verfü-
gen/ oder gar auß dem Leibe weichen solle.

V. 71. Zerrissen.) Es ist die gröste Unehre/ mit zerrissenen
Kleidern auß dem Seraglio gestossen werden. Ricaut. l. 1.
c. 7. p.
113.

V 89. 90. Ibrahim des Mufti Kopff bogehrt:) Nicht
nur die Türcken/ sondern die meisten Morgenländischen Völ-
cker haben derogleichen blinden Gehorsam: daß sie auf Befehl
der Könige ihre Köpffe ohne einige Wider-Rede schicken. Und
erzehlet Alvaro Semedo nella Cina part. 1. c. 22. p. 148. daß die
fürnehmsten Chinesischen Herren auf derogleichen Befehl ihnen
selbst die Ketten/ gleich als ob sie gülden wären/ umb den Hals
legten. Ja der Türcken Gehorsam ist gegen ihren Sultan so
blind: daß sie mit nichts eine herrlichere Märterer-Krone/ wel-
che sie geraden Weges ins Paradiß versetze/ zu erwerben vermey-
nen/ als wenn sie entweder eigenhändig oder auf des Sultaus
Befehl/ sterben. Ricaut. l. 1. c. 3. p. 25. 26.

V. 192. 193. 194. Alß Mustafa verdient den Geist am
Strang außblies:) Welcher Gestalt Sultan Mahumed
darumb: daß er des Groß-Visier Achmets Frau genothzüchti-
get/ seinen eignen Sohn Mustafa habe erwürgen lassen; erzeh-
let Theodor. Spandugino fol. 198. p. 2.

V. 311. - 317. Denn deinen Lebensdrat wird ein frech
Weib zerschneiden:) Als Jbrahim todt und sein kleiner
Sohn Machmet Käyser ward/ maaßte sich Kiosem Jbrahims
Mutter der Herrschafft alleine an. Diese Gewalt/ und inson-
derheit ihre Bündnüs mit den Janitscharen/ kam des Machmets
Mutter/ die ihres erwürgten Ehe-Mannes Beyspiel täglich für
[Spaltenumbruch] Augen hatte/ sehr verdächtig für/ also daß sie auch für des Mach-
mers Leben in Sorge stand. Dahero verband sie sich mit den
Spahis/ Vassen und Bejis/ wider die Janitscharen; verursach-
te auch: daß die Spahi in Asien unter dem George Nebi mit
ziemlicher Macht gegen Seutari anrückten/ und die Köpffe der-
selben foderton/ die an Jbrahims Tode Schuld hätten. Der
Groß-Visier Morat, als ein Freund der Janitscharen/ und der
selbst zu Jbrahims Tode geholffen/ zohe den Spahi entgegen;
die Gerichts-Häupter aber brachten es theils durch gute Worte/
theils durch Bedreuen: man würde durch ein Nesiraum alle
Türcken wider sie in die Waffen bringen/ so weit: daß sich die
Spahi zertrenneten. Worauff Bectas, der Janitscharen Aga,
der Kul-Kiahia und sein Anhang alles nach Belieben anordne-
ten/ und den Nebi vom Bassa in Natolien durch einen Pistol-
Schuß ermorden liessen. Dieses erregte abermahls die Spahi/
viel Bassen/ einen Circasier Ipsir: daß sie in Asien allen Ja-
nitscharen Armen und Nasen abschnitten/ und des Bectas Ver-
fälschung der Müntze brachte das Volck zu einem Auffstande;
worüber der Groß-Visier Melek Ahmet ab- und Siaus Bacha
an seine Stelle gesetzt ward. Dieser trachtete den Bectas, als
für welchem der Groß-Visier Morat sich in Griechenland hatte
flüchten müssen/ mit seinem gefährlichen Anhange außzurotten;
die Kiosem hingegen warnete die Janitscharen/ gab alle Schuld
des Machmets Mutter/ und rieth an statt des schwachen und
ungesunden Machmets den wohlgestalten Suleiman zum Sul-
tan zu machen. Bectas versammlete alsobald die Janitscharen in
ihrer Kirche Orta-giami, dahin sie auch den Groß-Visier be-
rufften/ welchem Er nach schlechter Ehrerbietung andeutete:
Suleiman solte Käyser seyn. Der Groß-Visier pflichtete mit
grosser Verschwerung allen bey; kehrte aber ins Seraglio, deßen
eiserne Pforte er auf Befehl der Kiosem eröffnet fand/ weil sie
sich darauß flüchten wollen. Der Visier entdeckte alles alsbald
dem Obersten verschnittenen Soliman Aga, und andern; welche
der Kiosem Obersten Cämmerer Capa-Oglar einen Dolch in
Leib stißen/ die andern Verschnittenen verjagten/ und die Kio-
sem
durch des Sultans Verschnittene verwahren ließen. Hier-
auf weckten sie des Sultans Mutter auf/ welche dem Machmet
zulieff/ schreyende: Wir sind verlohren! Dieser fiel dem Soly-
man Aga
zu Füssen/ mit Bitte/ ihn zu retten; welcher den Sul-
tan in die Hosada führte/ ihn auf den Thron setzte/ und allen
Großen die Gefahr eröffnete. Diese liessen den Sultan alsbald
einen Befehl unterschreiben: daß der Bostangis Bassa, der als
ein Verrähter das Seraglio offen gelassen/ abgesetzt seyn solte/
weckten die Ichoglans auf/ und stellten sie in Waffen. Unter-
dessen hatte der Groß-Visier Anstalt gemacht: daß alle Bassen
und Beglerbegs sich mit einer grossen Menge Gewaffneter her-
bey fügten/ ja die Stadt allenthalben voller Kriegs-Volck war/
wiewohl auch die Janitscharen sich und ihren Anhang rüsteren.
Auf den Morgen drungen die Ichoglans und Baltagis in des
Sultans Zimmer/ mit Begehren: daß man die Feindin des
Sultaus und Mahomets Kiosem tödten solte; einer auß ihnen
Jalche Saferli zerspaltete auch dem Verschnittenen/ der sie daran
hindern wolte/ den Kopff. Nach diesem drangen sie auf den
neuen Mufti: daß er über Kiosem ein Todes-Urthel schreiben
muste; welches der Sultan besiegelte. Ob nun zwar verordnet
ward/ sie durch die Vogel Pforte auß dem Seraglio zu führen/
und daselbst hinzurichten/ so lieffen doch die Ichoglans in das diß-
mahl wider Gewohnheit alles Lichtes beraubete Frauenzimmer;
woselbst sie anfangs die ihnen mit einem Pistol begegnende und
sich für die Sultanin außgebende Närrin anfielen/ hernach die
Kiosem lange vergebens suchten/ biß endlich einer Delli Dogan-
gi
sie in einer Almer versteckt fand; und ungeachtet sie iedem
Ichoglans dreytausend Reichsthaler/ Jhme aber grössere Ge-
schencke für ihr Leben versprach; auch viel Gold unter sie auß-
schüttete/ sie mit den Füssen herauß zog. Ali Bostangi riß ihr
ihre Ohrgehäncke/ welches zwey einer Nuß groß Diamanten
mit einem untersetzten Rubin/ ein Geschencke Sultan Achmets
und eines jährlichen Einkommens von Aleayr werth geschatzt

waren/

und Anmerckungen.
[Spaltenumbruch] dem Feuer uͤber eine gluͤende Bruͤcke in Himmel gehen werden/
wuͤrden ihren Fußſolen alle auffgehobene Papiere und Roſen-
Blaͤtter/ welche von dem Schweiße des Mahumeds allererſt ſol-
len entſproſſen oder pepurpert ſeyn/ ankleben/ und ſie fuͤr allem
Brande behuͤten. Ricaut. d. l. p. 443. 444. Balſac. Entretien. 5.
chap. 2. p.
134.

V. 458. Fuͤr Sonnen-Samen preißt:) Arabiſch Tochm-
eſeens,
iſt eine wohlriechende und fuͤſſe Frucht bey den Morgen-
Laͤndern. Pietr. della Valle lett. 3. da Spahán. p. 137.

V. 558. Heckt mehr als des Satur nus bley geſchwaͤntzte
Stern:) P. Athannſ. Kircher. fuͤhret in Itiner. Exſtat. Itinere
in Solem,
auß: daß zwar alle bewegliche und unbewegliche
[Spaltenumbruch] Sterne durch ihre Außdampfungen Cometen/ die Sonne aber
die meiſten hecke.

V. 573. 574. Gekuͤßeten Sirenen muß endlich’s Schweꝛd
der Braut-Schatz ſeyn:) Bey Eroberung der Stadt Con-
ſtantinopel ward eine Griechin/ Irene genannt/ gefangen/ dieſe
aber fieng wegen ihrer Schoͤnheit duꝛch Liebe dergeſtalt den Ma-
humed II. daß ſie ihn gantzlich beherrſchete. Als er aber merckte:
daß ſeine Soldaten ſolche Liebe uͤbel empfunden/ hieb er ſie aufs
koſtlichſte gekleidet fuͤr dem gantzen Kriegs-Heer in Stuͤcke; zu
bezeugen: daß er nichts weniger ſeine Begierden als ſeine Fein-
de uͤberwinden koͤnte. Pierre de Moyne la Galeriè des Femmes
fortes. p.
99.

Zu der Vierdten Abhandlung.
[Spaltenumbruch]

V. 25. 26. Wie ſein ſchlimm Eintritt ſchon des Volcks
Gelaͤchter war:) Wenn einer zum Sultan erklaͤret wird/ be-
giebt er ſich fuͤr die Stadt in die Kirche Ejub, oder Jobyian Sarai,
in der ihm der Degen umbgeguͤrtet wird. Von dar auß haͤlt er
ſeinen Einritt; in welchem der lange Zeit gefangen geſeſſene
Ibrahim ſich allen Zuſchauern mehr zum Gelaͤchter als Frolocken
fuͤrſtellete. Biſacc. p. 481. Ricaut. livr. 1. chap. 4. p. 36.

V. 30. Auf viel Arth ein Weib ſich emſiget zu ſeyn:)
Ibrahim ließ ſich wie ein Weib von Weibern putzen/ ſchminckte
ihm das Geſichte/ und horete am liebſten; wann er fuͤr einen
ſchoͤnen Mann geruͤhmet ward. Biſacc. p. 06.

V. 45. 46. Da man zu ſtuͤrtzen ſchloß den trauten A-
murath:) Der Mufti berathfchlagte mit den Cadi den Amu-
rath IV.
abzuſetzen/ weil er verſtattete: daß der Caimecan ſich in
die Geſetz-Sachen einmiſchte/ und ſonſt viel wider das Geſetze
handelte/ fuͤrnehmlich aber daß er ſo viel Muſcateller-Wein
tranck. Dieſer Rathſchluß aber konte deßwegen nicht werckſtellig
gemachet werden/ weil kein Geld im Schatze war/ umb nach Ge-
wohnheit bey Veraͤnderung der Kaͤyſer damit die Soldaten zu
beſchencken. Biſacc. im Amurath p. 396. Warumb aber das
Weintrincken den Tuͤrcken ſo ein Greuel ſey/ ſol daher ruͤhren:
daß Mahumed anfangs zwar/ als er auf einem Gaſtgebott geſe-
hen: daß die ſelbten getruncken/ ſo freundlich mit einander umb-
gegangen/ ihn geſegnet/ hernach aber als er erfahren/ daß die da-
von truncken worden einander verwundet/ verflucht habe. Bus-
beq v. Ep. 3. p. 100. Ricaut. l. 2. c. 25. p.
570. 571. Am altermeiſten
aber iſt in ihrem Romazan, oder der Faſten/ und in Feldzuͤgen
das Weintrincken verbothen/ alſo: daß beym erſten die Suͤnde
fuͤr unvergeblich geachtet/ im letzten aber der Verbrecher getoͤd-
tet wird. Ricaut. d. l. livr. 2. c. 23. p. 552. & l. 3. c. 11. p. 688. Gleich-
wohl verwehren ſie den Chriſten den Wein nicht/ pflegen auch
ſelbſt Weintrauben und Moſt zulaͤßig zu gebrauchen. Busbeqv.
Ep. 4. p.
346. 347. Ja wenn ſie ſchon einſt den Wein gekoſtet/
ſauffen ſich die Tuͤrcken gantz voll/ weil ſie es doch fuͤr eine und
gleiche Suͤnde halten/ viel oder wenig trincken. Busbeqv. Ep. 1.
p.
28. 29. allwo er von einem alten Tuͤrcken dieſes laͤcherliche er-
zehlet: daß als er Wein trincken wollen/ Er die Seele mit groſ-
ſem Geſchrey ermahnet: daß ſie ſich/ umb nicht vom Weine be-
fleckt zu werden/ entweder in einen Winckel des Leibes verfuͤ-
gen/ oder gar auß dem Leibe weichen ſolle.

V. 71. Zerriſſen.) Es iſt die groͤſte Unehre/ mit zerriſſenen
Kleidern auß dem Seraglio geſtoſſen werden. Ricaut. l. 1.
c. 7. p.
113.

V 89. 90. Ibrahim des Mufti Kopff bogehrt:) Nicht
nur die Tuͤrcken/ ſondern die meiſten Morgenlaͤndiſchen Voͤl-
cker haben derogleichen blinden Gehorſam: daß ſie auf Befehl
der Koͤnige ihre Koͤpffe ohne einige Wider-Rede ſchicken. Und
erzehlet Alvaro Semedo nella Cina part. 1. c. 22. p. 148. daß die
fuͤrnehmſten Chineſiſchen Herren auf derogleichen Befehl ihnen
ſelbſt die Ketten/ gleich als ob ſie guͤlden waͤren/ umb den Hals
legten. Ja der Tuͤrcken Gehorſam iſt gegen ihren Sultan ſo
blind: daß ſie mit nichts eine herrlichere Maͤrterer-Krone/ wel-
che ſie geraden Weges ins Paradiß verſetze/ zu erwerben vermey-
nen/ als wenn ſie entweder eigenhaͤndig oder auf des Sultaus
Befehl/ ſterben. Ricaut. l. 1. c. 3. p. 25. 26.

V. 192. 193. 194. Alß Muſtafa verdient den Geiſt am
Strang außblies:) Welcher Geſtalt Sultan Mahumed
darumb: daß er des Groß-Viſier Achmets Frau genothzuͤchti-
get/ ſeinen eignen Sohn Muſtafa habe erwuͤrgen laſſen; erzeh-
let Theodor. Spandugino fol. 198. p. 2.

V. 311. ‒ 317. Denn deinen Lebensdrat wird ein frech
Weib zerſchneiden:) Als Jbrahim todt und ſein kleiner
Sohn Machmet Kaͤyſer ward/ maaßte ſich Kioſem Jbrahims
Mutter der Herrſchafft alleine an. Dieſe Gewalt/ und inſon-
derheit ihre Buͤndnuͤs mit den Janitſcharen/ kam des Machmets
Mutter/ die ihres erwuͤrgten Ehe-Mannes Beyſpiel taͤglich fuͤr
[Spaltenumbruch] Augen hatte/ ſehr verdaͤchtig fuͤr/ alſo daß ſie auch fuͤr des Mach-
mers Leben in Sorge ſtand. Dahero verband ſie ſich mit den
Spahis/ Vaſſen und Bejis/ wider die Janitſcharen; verurſach-
te auch: daß die Spahi in Aſien unter dem George Nebi mit
ziemlicher Macht gegen Seutari anruͤckten/ und die Koͤpffe der-
ſelben foderton/ die an Jbrahims Tode Schuld haͤtten. Der
Groß-Viſier Morat, als ein Freund der Janitſcharen/ und der
ſelbſt zu Jbrahims Tode geholffen/ zohe den Spahi entgegen;
die Gerichts-Haͤupter aber brachten es theils durch gute Worte/
theils durch Bedreuen: man wuͤrde durch ein Neſiraum alle
Tuͤrcken wider ſie in die Waffen bringen/ ſo weit: daß ſich die
Spahi zertrenneten. Worauff Bectas, der Janitſcharen Aga,
der Kul-Kiahia und ſein Anhang alles nach Belieben anordne-
ten/ und den Nebi vom Baſſa in Natolien durch einen Piſtol-
Schuß ermorden lieſſen. Dieſes erregte abermahls die Spahi/
viel Baſſen/ einen Circaſier Ipſir: daß ſie in Aſien allen Ja-
nitſcharen Armen und Naſen abſchnitten/ und des Bectas Ver-
faͤlſchung der Muͤntze brachte das Volck zu einem Auffſtande;
woruͤber der Groß-Viſier Melek Ahmet ab- und Siaus Bacha
an ſeine Stelle geſetzt ward. Dieſer trachtete den Bectas, als
fuͤr welchem der Groß-Viſier Morat ſich in Griechenland hatte
fluͤchten muͤſſen/ mit ſeinem gefaͤhrlichen Anhange außzurotten;
die Kioſem hingegen warnete die Janitſcharen/ gab alle Schuld
des Machmets Mutter/ und rieth an ſtatt des ſchwachen und
ungeſunden Machmets den wohlgeſtalten Suleiman zum Sul-
tan zu machen. Bectas verſam̃lete alſobald die Janitſcharen in
ihrer Kirche Orta-giami, dahin ſie auch den Groß-Viſier be-
rufften/ welchem Er nach ſchlechter Ehrerbietung andeutete:
Suleiman ſolte Kaͤyſer ſeyn. Der Groß-Viſier pflichtete mit
groſſer Verſchwerung allen bey; kehrte aber ins Seraglio, deßen
eiſerne Pforte er auf Befehl der Kioſem eroͤffnet fand/ weil ſie
ſich darauß fluͤchten wollen. Der Viſier entdeckte alles alsbald
dem Oberſten verſchnittenen Soliman Aga, und andern; welche
der Kioſem Oberſten Caͤmmerer Capa-Oglar einen Dolch in
Leib ſtißen/ die andern Verſchnittenen verjagten/ und die Kio-
ſem
durch des Sultans Verſchnittene verwahren ließen. Hier-
auf weckten ſie des Sultans Mutter auf/ welche dem Machmet
zulieff/ ſchreyende: Wir ſind verlohren! Dieſer fiel dem Soly-
man Aga
zu Fuͤſſen/ mit Bitte/ ihn zu retten; welcher den Sul-
tan in die Hoſada fuͤhrte/ ihn auf den Thron ſetzte/ und allen
Großen die Gefahr eroͤffnete. Dieſe lieſſen den Sultan alsbald
einen Befehl unterſchreiben: daß der Boſtangis Baſſa, der als
ein Verraͤhter das Seraglio offen gelaſſen/ abgeſetzt ſeyn ſolte/
weckten die Ichoglans auf/ und ſtellten ſie in Waffen. Unter-
deſſen hatte der Groß-Viſier Anſtalt gemacht: daß alle Baſſen
und Beglerbegs ſich mit einer groſſen Menge Gewaffneter her-
bey fuͤgten/ ja die Stadt allenthalben voller Kriegs-Volck war/
wiewohl auch die Janitſcharen ſich und ihren Anhang ruͤſteren.
Auf den Morgen drungen die Ichoglans und Baltagis in des
Sultans Zimmer/ mit Begehren: daß man die Feindin des
Sultaus und Mahomets Kioſem toͤdten ſolte; einer auß ihnen
Jalche Saferli zerſpaltete auch dem Verſchnittenen/ der ſie daran
hindern wolte/ den Kopff. Nach dieſem drangen ſie auf den
neuen Mufti: daß er uͤber Kioſem ein Todes-Urthel ſchreiben
muſte; welches der Sultan beſiegelte. Ob nun zwar verordnet
ward/ ſie durch die Vogel Pforte auß dem Seraglio zu fuͤhren/
und daſelbſt hinzurichten/ ſo lieffen doch die Ichoglans in das diß-
mahl wider Gewohnheit alles Lichtes beraubete Frauenzimmer;
woſelbſt ſie anfangs die ihnen mit einem Piſtol begegnende und
ſich fuͤr die Sultanin außgebende Naͤrrin anfielen/ hernach die
Kioſem lange vergebens ſuchten/ biß endlich einer Delli Dogan-
gi
ſie in einer Almer verſteckt fand; und ungeachtet ſie iedem
Ichoglans dreytauſend Reichsthaler/ Jhme aber groͤſſere Ge-
ſchencke fuͤr ihr Leben verſprach; auch viel Gold unter ſie auß-
ſchuͤttete/ ſie mit den Fuͤſſen herauß zog. Ali Boſtangi riß ihr
ihre Ohrgehaͤncke/ welches zwey einer Nuß groß Diamanten
mit einem unterſetzten Rubin/ ein Geſchencke Sultan Achmets
und eines jaͤhrlichen Einkommens von Aleayr werth geſchatzt

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[0087] und Anmerckungen. dem Feuer uͤber eine gluͤende Bruͤcke in Himmel gehen werden/ wuͤrden ihren Fußſolen alle auffgehobene Papiere und Roſen- Blaͤtter/ welche von dem Schweiße des Mahumeds allererſt ſol- len entſproſſen oder pepurpert ſeyn/ ankleben/ und ſie fuͤr allem Brande behuͤten. Ricaut. d. l. p. 443. 444. Balſac. Entretien. 5. chap. 2. p. 134. V. 458. Fuͤr Sonnen-Samen preißt:) Arabiſch Tochm- eſeens, iſt eine wohlriechende und fuͤſſe Frucht bey den Morgen- Laͤndern. Pietr. della Valle lett. 3. da Spahán. p. 137. V. 558. Heckt mehr als des Satur nus bley geſchwaͤntzte Stern:) P. Athannſ. Kircher. fuͤhret in Itiner. Exſtat. Itinere in Solem, auß: daß zwar alle bewegliche und unbewegliche Sterne durch ihre Außdampfungen Cometen/ die Sonne aber die meiſten hecke. V. 573. 574. Gekuͤßeten Sirenen muß endlich’s Schweꝛd der Braut-Schatz ſeyn:) Bey Eroberung der Stadt Con- ſtantinopel ward eine Griechin/ Irene genannt/ gefangen/ dieſe aber fieng wegen ihrer Schoͤnheit duꝛch Liebe dergeſtalt den Ma- humed II. daß ſie ihn gantzlich beherrſchete. Als er aber merckte: daß ſeine Soldaten ſolche Liebe uͤbel empfunden/ hieb er ſie aufs koſtlichſte gekleidet fuͤr dem gantzen Kriegs-Heer in Stuͤcke; zu bezeugen: daß er nichts weniger ſeine Begierden als ſeine Fein- de uͤberwinden koͤnte. Pierre de Moyne la Galeriè des Femmes fortes. p. 99. Zu der Vierdten Abhandlung. V. 25. 26. Wie ſein ſchlimm Eintritt ſchon des Volcks Gelaͤchter war:) Wenn einer zum Sultan erklaͤret wird/ be- giebt er ſich fuͤr die Stadt in die Kirche Ejub, oder Jobyian Sarai, in der ihm der Degen umbgeguͤrtet wird. Von dar auß haͤlt er ſeinen Einritt; in welchem der lange Zeit gefangen geſeſſene Ibrahim ſich allen Zuſchauern mehr zum Gelaͤchter als Frolocken fuͤrſtellete. Biſacc. p. 481. 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Ja der Tuͤrcken Gehorſam iſt gegen ihren Sultan ſo blind: daß ſie mit nichts eine herrlichere Maͤrterer-Krone/ wel- che ſie geraden Weges ins Paradiß verſetze/ zu erwerben vermey- nen/ als wenn ſie entweder eigenhaͤndig oder auf des Sultaus Befehl/ ſterben. Ricaut. l. 1. c. 3. p. 25. 26. V. 192. 193. 194. Alß Muſtafa verdient den Geiſt am Strang außblies:) Welcher Geſtalt Sultan Mahumed darumb: daß er des Groß-Viſier Achmets Frau genothzuͤchti- get/ ſeinen eignen Sohn Muſtafa habe erwuͤrgen laſſen; erzeh- let Theodor. Spandugino fol. 198. p. 2. V. 311. ‒ 317. Denn deinen Lebensdrat wird ein frech Weib zerſchneiden:) Als Jbrahim todt und ſein kleiner Sohn Machmet Kaͤyſer ward/ maaßte ſich Kioſem Jbrahims Mutter der Herrſchafft alleine an. Dieſe Gewalt/ und inſon- derheit ihre Buͤndnuͤs mit den Janitſcharen/ kam des Machmets Mutter/ die ihres erwuͤrgten Ehe-Mannes Beyſpiel taͤglich fuͤr Augen hatte/ ſehr verdaͤchtig fuͤr/ alſo daß ſie auch fuͤr des Mach- mers Leben in Sorge ſtand. Dahero verband ſie ſich mit den Spahis/ Vaſſen und Bejis/ wider die Janitſcharen; verurſach- te auch: daß die Spahi in Aſien unter dem George Nebi mit ziemlicher Macht gegen Seutari anruͤckten/ und die Koͤpffe der- ſelben foderton/ die an Jbrahims Tode Schuld haͤtten. Der Groß-Viſier Morat, als ein Freund der Janitſcharen/ und der ſelbſt zu Jbrahims Tode geholffen/ zohe den Spahi entgegen; die Gerichts-Haͤupter aber brachten es theils durch gute Worte/ theils durch Bedreuen: man wuͤrde durch ein Neſiraum alle Tuͤrcken wider ſie in die Waffen bringen/ ſo weit: daß ſich die Spahi zertrenneten. Worauff Bectas, der Janitſcharen Aga, der Kul-Kiahia und ſein Anhang alles nach Belieben anordne- ten/ und den Nebi vom Baſſa in Natolien durch einen Piſtol- Schuß ermorden lieſſen. Dieſes erregte abermahls die Spahi/ viel Baſſen/ einen Circaſier Ipſir: daß ſie in Aſien allen Ja- nitſcharen Armen und Naſen abſchnitten/ und des Bectas Ver- faͤlſchung der Muͤntze brachte das Volck zu einem Auffſtande; woruͤber der Groß-Viſier Melek Ahmet ab- und Siaus Bacha an ſeine Stelle geſetzt ward. Dieſer trachtete den Bectas, als fuͤr welchem der Groß-Viſier Morat ſich in Griechenland hatte fluͤchten muͤſſen/ mit ſeinem gefaͤhrlichen Anhange außzurotten; die Kioſem hingegen warnete die Janitſcharen/ gab alle Schuld des Machmets Mutter/ und rieth an ſtatt des ſchwachen und ungeſunden Machmets den wohlgeſtalten Suleiman zum Sul- tan zu machen. Bectas verſam̃lete alſobald die Janitſcharen in ihrer Kirche Orta-giami, dahin ſie auch den Groß-Viſier be- rufften/ welchem Er nach ſchlechter Ehrerbietung andeutete: Suleiman ſolte Kaͤyſer ſeyn. Der Groß-Viſier pflichtete mit groſſer Verſchwerung allen bey; kehrte aber ins Seraglio, deßen eiſerne Pforte er auf Befehl der Kioſem eroͤffnet fand/ weil ſie ſich darauß fluͤchten wollen. Der Viſier entdeckte alles alsbald dem Oberſten verſchnittenen Soliman Aga, und andern; welche der Kioſem Oberſten Caͤmmerer Capa-Oglar einen Dolch in Leib ſtißen/ die andern Verſchnittenen verjagten/ und die Kio- ſem durch des Sultans Verſchnittene verwahren ließen. Hier- auf weckten ſie des Sultans Mutter auf/ welche dem Machmet zulieff/ ſchreyende: Wir ſind verlohren! Dieſer fiel dem Soly- man Aga zu Fuͤſſen/ mit Bitte/ ihn zu retten; welcher den Sul- tan in die Hoſada fuͤhrte/ ihn auf den Thron ſetzte/ und allen Großen die Gefahr eroͤffnete. Dieſe lieſſen den Sultan alsbald einen Befehl unterſchreiben: daß der Boſtangis Baſſa, der als ein Verraͤhter das Seraglio offen gelaſſen/ abgeſetzt ſeyn ſolte/ weckten die Ichoglans auf/ und ſtellten ſie in Waffen. Unter- deſſen hatte der Groß-Viſier Anſtalt gemacht: daß alle Baſſen und Beglerbegs ſich mit einer groſſen Menge Gewaffneter her- bey fuͤgten/ ja die Stadt allenthalben voller Kriegs-Volck war/ wiewohl auch die Janitſcharen ſich und ihren Anhang ruͤſteren. Auf den Morgen drungen die Ichoglans und Baltagis in des Sultans Zimmer/ mit Begehren: daß man die Feindin des Sultaus und Mahomets Kioſem toͤdten ſolte; einer auß ihnen Jalche Saferli zerſpaltete auch dem Verſchnittenen/ der ſie daran hindern wolte/ den Kopff. Nach dieſem drangen ſie auf den neuen Mufti: daß er uͤber Kioſem ein Todes-Urthel ſchreiben muſte; welches der Sultan beſiegelte. Ob nun zwar verordnet ward/ ſie durch die Vogel Pforte auß dem Seraglio zu fuͤhren/ und daſelbſt hinzurichten/ ſo lieffen doch die Ichoglans in das diß- mahl wider Gewohnheit alles Lichtes beraubete Frauenzimmer; woſelbſt ſie anfangs die ihnen mit einem Piſtol begegnende und ſich fuͤr die Sultanin außgebende Naͤrrin anfielen/ hernach die Kioſem lange vergebens ſuchten/ biß endlich einer Delli Dogan- gi ſie in einer Almer verſteckt fand; und ungeachtet ſie iedem Ichoglans dreytauſend Reichsthaler/ Jhme aber groͤſſere Ge- ſchencke fuͤr ihr Leben verſprach; auch viel Gold unter ſie auß- ſchuͤttete/ ſie mit den Fuͤſſen herauß zog. Ali Boſtangi riß ihr ihre Ohrgehaͤncke/ welches zwey einer Nuß groß Diamanten mit einem unterſetzten Rubin/ ein Geſchencke Sultan Achmets und eines jaͤhrlichen Einkommens von Aleayr werth geſchatzt waren/

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_ibrahim_1673/87>, abgerufen am 28.03.2024.