Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Schweitzerische Canaan.
GOttes Geist und Natur vereinigt das
Hertz mit GOtt, und macht auß Christo
und dem Menschen einen Kuchen oder Käß,
wie Lutherus zu reden pflegt; Dargegen
vereinbahren sich falsche und unlautere Gei-
ster auch gar gern in ihren Sinn under ein-
ander, der Glaub aber fellt von allen Sa-
chen und Personen ein solch Urtheil, das
nicht getadelt werden darff. Wann nun die
neue Creatur hervor gebracht, und in allen
Stucken zum Stand kommen ist, also daß
eine Tugend, Geistes-Krafft zur andern
gefügt ist, die Seel in allen Stucken reich
gemacht, das Zeugnuß von Christo inn-
wendig befestigt, und kein Mangel mehr ist
an irgend einer Gaab oder Gnad, alßdann
kommt der Mensch erst recht under die Pres-
se, under den Mühlstein Babylon, da lehr-
net er allererst fremden Last tragen, als sei-
nen eigenen, solche mit Christi mitleidigem
Sinn beseligte und under seinem Liebes-
Joch eng eingethane Seelen empfinden recht
lebendig die Noth der Christenheit, ihr höch-
stes Anligen ist der traurige Verfall Zions,
so ihnen wie ein Stein auf dem Hertzen ligt,
neben andern unzehlichen Bedruckungen,
ein jeder Tag hat seine eigene Plag, ja es ge-
het schwerlich ein Stund ohne heimlichen
Truck vorbey, alles aber zu gröstem Nutz
und Vortheil auf die Ewigkeit, so weit, daß

einem

Das Schweitzeriſche Canaan.
GOttes Geiſt und Natur vereinigt das
Hertz mit GOtt, und macht auß Chriſto
und dem Menſchen einen Kuchen oder Kaͤß,
wie Lutherus zu reden pflegt; Dargegen
vereinbahren ſich falſche und unlautere Gei-
ſter auch gar gern in ihren Sinn under ein-
ander, der Glaub aber fellt von allen Sa-
chen und Perſonen ein ſolch Urtheil, das
nicht getadelt werden darff. Wann nun die
neue Creatur hervor gebracht, und in allen
Stucken zum Stand kommen iſt, alſo daß
eine Tugend, Geiſtes-Krafft zur andern
gefuͤgt iſt, die Seel in allen Stucken reich
gemacht, das Zeugnuß von Chriſto inn-
wendig befeſtigt, und kein Mangel mehr iſt
an irgend einer Gaab oder Gnad, alßdann
kommt der Menſch erſt recht under die Preſ-
ſe, under den Muͤhlſtein Babylon, da lehr-
net er allererſt fremden Laſt tragen, als ſei-
nen eigenen, ſolche mit Chriſti mitleidigem
Sinn beſeligte und under ſeinem Liebes-
Joch eng eingethane Seelen empfinden recht
lebendig die Noth der Chriſtenheit, ihr hoͤch-
ſtes Anligen iſt der traurige Verfall Zions,
ſo ihnen wie ein Stein auf dem Hertzen ligt,
neben andern unzehlichen Bedruckungen,
ein jeder Tag hat ſeine eigene Plag, ja es ge-
het ſchwerlich ein Stund ohne heimlichen
Truck vorbey, alles aber zu groͤſtem Nutz
und Vortheil auf die Ewigkeit, ſo weit, daß

einem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0138" n="70"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Schweitzeri&#x017F;che Canaan.</hi></fw><lb/>
GOttes Gei&#x017F;t und Natur vereinigt das<lb/>
Hertz mit GOtt, und macht auß Chri&#x017F;to<lb/>
und dem Men&#x017F;chen einen Kuchen oder Ka&#x0364;ß,<lb/>
wie Lutherus zu reden pflegt; Dargegen<lb/>
vereinbahren &#x017F;ich fal&#x017F;che und unlautere Gei-<lb/>
&#x017F;ter auch gar gern in ihren Sinn under ein-<lb/>
ander, der Glaub aber fellt von allen Sa-<lb/>
chen und Per&#x017F;onen ein &#x017F;olch Urtheil, das<lb/>
nicht getadelt werden darff. Wann nun die<lb/>
neue Creatur hervor gebracht, und in allen<lb/>
Stucken zum Stand kommen i&#x017F;t, al&#x017F;o daß<lb/>
eine Tugend, Gei&#x017F;tes-Krafft zur andern<lb/>
gefu&#x0364;gt i&#x017F;t, die Seel in allen Stucken reich<lb/>
gemacht, das Zeugnuß von Chri&#x017F;to inn-<lb/>
wendig befe&#x017F;tigt, und kein Mangel mehr i&#x017F;t<lb/>
an irgend einer Gaab oder Gnad, alßdann<lb/>
kommt der Men&#x017F;ch er&#x017F;t recht under die Pre&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e, under den Mu&#x0364;hl&#x017F;tein Babylon, da lehr-<lb/>
net er allerer&#x017F;t fremden La&#x017F;t tragen, als &#x017F;ei-<lb/>
nen eigenen, &#x017F;olche mit Chri&#x017F;ti mitleidigem<lb/>
Sinn be&#x017F;eligte und under &#x017F;einem Liebes-<lb/>
Joch eng eingethane Seelen empfinden recht<lb/>
lebendig die Noth der Chri&#x017F;tenheit, ihr ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;tes Anligen i&#x017F;t der traurige Verfall Zions,<lb/>
&#x017F;o ihnen wie ein Stein auf dem Hertzen ligt,<lb/>
neben andern unzehlichen Bedruckungen,<lb/>
ein jeder Tag hat &#x017F;eine eigene Plag, ja es ge-<lb/>
het &#x017F;chwerlich ein Stund ohne heimlichen<lb/>
Truck vorbey, alles aber zu gro&#x0364;&#x017F;tem Nutz<lb/>
und Vortheil auf die Ewigkeit, &#x017F;o weit, daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einem</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0138] Das Schweitzeriſche Canaan. GOttes Geiſt und Natur vereinigt das Hertz mit GOtt, und macht auß Chriſto und dem Menſchen einen Kuchen oder Kaͤß, wie Lutherus zu reden pflegt; Dargegen vereinbahren ſich falſche und unlautere Gei- ſter auch gar gern in ihren Sinn under ein- ander, der Glaub aber fellt von allen Sa- chen und Perſonen ein ſolch Urtheil, das nicht getadelt werden darff. Wann nun die neue Creatur hervor gebracht, und in allen Stucken zum Stand kommen iſt, alſo daß eine Tugend, Geiſtes-Krafft zur andern gefuͤgt iſt, die Seel in allen Stucken reich gemacht, das Zeugnuß von Chriſto inn- wendig befeſtigt, und kein Mangel mehr iſt an irgend einer Gaab oder Gnad, alßdann kommt der Menſch erſt recht under die Preſ- ſe, under den Muͤhlſtein Babylon, da lehr- net er allererſt fremden Laſt tragen, als ſei- nen eigenen, ſolche mit Chriſti mitleidigem Sinn beſeligte und under ſeinem Liebes- Joch eng eingethane Seelen empfinden recht lebendig die Noth der Chriſtenheit, ihr hoͤch- ſtes Anligen iſt der traurige Verfall Zions, ſo ihnen wie ein Stein auf dem Hertzen ligt, neben andern unzehlichen Bedruckungen, ein jeder Tag hat ſeine eigene Plag, ja es ge- het ſchwerlich ein Stund ohne heimlichen Truck vorbey, alles aber zu groͤſtem Nutz und Vortheil auf die Ewigkeit, ſo weit, daß einem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/138
Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/138>, abgerufen am 19.04.2024.