Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Schweitzerische Canaan.
und hellenden himmlischen Weißheit den
Leuten zu Hertzen gehen und die Seel durch-
dringen. Ein Christ ist zwar nicht versal-
tzen, allzuräß, hefftig, hitzig, partheyisch,
schädlich, aber doch ein in rechter Maas ge-
saltzener Käß, der nicht nur Milch in sich
hat vor die Lämmerlein, sondern Wein und
Saltz eines Göttlichen Eyffers und Ernst-
hafftigkeit andern zur Erquickung im Tod
JEsu Christi, und zur Heiligung durch sei-
nen Geist, auf daß sie gestärcket und kräff-
tig gemacht werden allen Schaden, Schmer-
tzen und Schmach zu verdäuen, wie ein gu-
ter, gesunder Käß zur Däuung hilfft.

Wie der Ziger gemacht wird.

Die übergebliebene Käß-Milch wird wieder
übers Feuer gestossen, und läßt man sie erwallen,
hierauf schüttet man kalte Käß-Milch under die
heisse; Hernach gießt man Milch-Essig so viel
nöthig, hinein, davon sich die Milch zum zwey-
ten mal scheidet in Ziger und lautere Schotten,
Jener wird herauß gezogen, in ein Jerb gethan;
wie der Käß, auch mit einer Gewicht, doch nicht
so starck, wie der Käß beladen, und nachdem er
auß der Lag genommen, gesaltzen, an den Rauch
gestellt, biß er eßbar wird. Diese nemlich Schot-
ten wird außgeschöpfft, alles Geschirr mit gesäu-
bert, gewäschen, zuletzt den Schweinen zu sauf-
fen geben.

Hier bin ich abermal sehr alber und voll-

kom-

Das Schweitzeriſche Canaan.
und hellenden himmliſchen Weißheit den
Leuten zu Hertzen gehen und die Seel durch-
dringen. Ein Chriſt iſt zwar nicht verſal-
tzen, allzuraͤß, hefftig, hitzig, partheyiſch,
ſchaͤdlich, aber doch ein in rechter Maas ge-
ſaltzener Kaͤß, der nicht nur Milch in ſich
hat vor die Laͤmmerlein, ſondern Wein und
Saltz eines Goͤttlichen Eyffers und Ernſt-
hafftigkeit andern zur Erquickung im Tod
JEſu Chriſti, und zur Heiligung durch ſei-
nen Geiſt, auf daß ſie geſtaͤrcket und kraͤff-
tig gemacht werden allen Schaden, Schmer-
tzen und Schmach zu verdaͤuen, wie ein gu-
ter, geſunder Kaͤß zur Daͤuung hilfft.

Wie der Ziger gemacht wird.

Die uͤbergebliebene Kaͤß-Milch wird wieder
uͤbers Feuer geſtoſſen, und laͤßt man ſie erwallen,
hierauf ſchuͤttet man kalte Kaͤß-Milch under die
heiſſe; Hernach gießt man Milch-Eſſig ſo viel
noͤthig, hinein, davon ſich die Milch zum zwey-
ten mal ſcheidet in Ziger und lautere Schotten,
Jener wird herauß gezogen, in ein Jerb gethan;
wie der Kaͤß, auch mit einer Gewicht, doch nicht
ſo ſtarck, wie der Kaͤß beladen, und nachdem er
auß der Lag genommen, geſaltzen, an den Rauch
geſtellt, biß er eßbar wird. Dieſe nemlich Schot-
ten wird außgeſchoͤpfft, alles Geſchirr mit geſaͤu-
bert, gewaͤſchen, zuletzt den Schweinen zu ſauf-
fen geben.

Hier bin ich abermal ſehr alber und voll-

kom-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0144" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Schweitzeri&#x017F;che Canaan.</hi></fw><lb/>
und hellenden himmli&#x017F;chen Weißheit den<lb/>
Leuten zu Hertzen gehen und die Seel durch-<lb/>
dringen. Ein Chri&#x017F;t i&#x017F;t zwar nicht ver&#x017F;al-<lb/>
tzen, allzura&#x0364;ß, hefftig, hitzig, partheyi&#x017F;ch,<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlich, aber doch ein in rechter Maas ge-<lb/>
&#x017F;altzener Ka&#x0364;ß, der nicht nur Milch in &#x017F;ich<lb/>
hat vor die La&#x0364;mmerlein, &#x017F;ondern Wein und<lb/>
Saltz eines Go&#x0364;ttlichen Eyffers und Ern&#x017F;t-<lb/>
hafftigkeit andern zur Erquickung im Tod<lb/>
JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti, und zur Heiligung durch &#x017F;ei-<lb/>
nen Gei&#x017F;t, auf daß &#x017F;ie ge&#x017F;ta&#x0364;rcket und kra&#x0364;ff-<lb/>
tig gemacht werden allen Schaden, Schmer-<lb/>
tzen und Schmach zu verda&#x0364;uen, wie ein gu-<lb/>
ter, ge&#x017F;under Ka&#x0364;ß zur Da&#x0364;uung hilfft.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wie der Ziger gemacht wird.</hi> </head><lb/>
          <p>Die u&#x0364;bergebliebene Ka&#x0364;ß-Milch wird wieder<lb/>
u&#x0364;bers Feuer ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, und la&#x0364;ßt man &#x017F;ie erwallen,<lb/>
hierauf &#x017F;chu&#x0364;ttet man kalte Ka&#x0364;ß-Milch under die<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;e; Hernach gießt man Milch-E&#x017F;&#x017F;ig &#x017F;o viel<lb/>
no&#x0364;thig, hinein, davon &#x017F;ich die Milch zum zwey-<lb/>
ten mal &#x017F;cheidet in Ziger und lautere Schotten,<lb/>
Jener wird herauß gezogen, in ein Jerb gethan;<lb/>
wie der Ka&#x0364;ß, auch mit einer Gewicht, doch nicht<lb/>
&#x017F;o &#x017F;tarck, wie der Ka&#x0364;ß beladen, und nachdem er<lb/>
auß der Lag genommen, ge&#x017F;altzen, an den Rauch<lb/>
ge&#x017F;tellt, biß er eßbar wird. Die&#x017F;e nemlich Schot-<lb/>
ten wird außge&#x017F;cho&#x0364;pfft, alles Ge&#x017F;chirr mit ge&#x017F;a&#x0364;u-<lb/>
bert, gewa&#x0364;&#x017F;chen, zuletzt den Schweinen zu &#x017F;auf-<lb/>
fen geben.</p><lb/>
          <p>Hier bin ich abermal &#x017F;ehr alber und voll-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kom-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0144] Das Schweitzeriſche Canaan. und hellenden himmliſchen Weißheit den Leuten zu Hertzen gehen und die Seel durch- dringen. Ein Chriſt iſt zwar nicht verſal- tzen, allzuraͤß, hefftig, hitzig, partheyiſch, ſchaͤdlich, aber doch ein in rechter Maas ge- ſaltzener Kaͤß, der nicht nur Milch in ſich hat vor die Laͤmmerlein, ſondern Wein und Saltz eines Goͤttlichen Eyffers und Ernſt- hafftigkeit andern zur Erquickung im Tod JEſu Chriſti, und zur Heiligung durch ſei- nen Geiſt, auf daß ſie geſtaͤrcket und kraͤff- tig gemacht werden allen Schaden, Schmer- tzen und Schmach zu verdaͤuen, wie ein gu- ter, geſunder Kaͤß zur Daͤuung hilfft. Wie der Ziger gemacht wird. Die uͤbergebliebene Kaͤß-Milch wird wieder uͤbers Feuer geſtoſſen, und laͤßt man ſie erwallen, hierauf ſchuͤttet man kalte Kaͤß-Milch under die heiſſe; Hernach gießt man Milch-Eſſig ſo viel noͤthig, hinein, davon ſich die Milch zum zwey- ten mal ſcheidet in Ziger und lautere Schotten, Jener wird herauß gezogen, in ein Jerb gethan; wie der Kaͤß, auch mit einer Gewicht, doch nicht ſo ſtarck, wie der Kaͤß beladen, und nachdem er auß der Lag genommen, geſaltzen, an den Rauch geſtellt, biß er eßbar wird. Dieſe nemlich Schot- ten wird außgeſchoͤpfft, alles Geſchirr mit geſaͤu- bert, gewaͤſchen, zuletzt den Schweinen zu ſauf- fen geben. Hier bin ich abermal ſehr alber und voll- kom-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/144
Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/144>, abgerufen am 19.04.2024.