Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Schweitzerische Canaan.
ist ein Bild der Philadelphischen Gemeind;
Die Nach-kälte und greuliche Sturm-Wet-
ter bilden ab die Laodiceische Lauigkeit und die
Stund der Versuchung, nachdem dieses alles
vorbey, wird sich der vollkommene Sommer
deß herrlichen Reichs schnell zeigen: Wie
JEsus, nachdem Er zwey Nächte im Grab
gelegen, am dritten Tag im Erdbidem auff-
erstanden, Hos. 6 : 2. Dieses ist die Prophe-
tische Bedeutung; Was aber einer jeder See-
len in Ansehen ihrer geistlichen Führung vor-
gestellet wird, ist folgendes:

Erstlich ist die Seel unter der Sünd als in
der Wildniß den reissenden Thieren zum Raub;
Darnach wird sie under das Gesätz gethan,
da ihr zwar nicht so wohl ist, aber sie ist si-
cherer, obschon sie hart gehalten wird, und
von denen Schätzen deß Evangeliums noch
zur Zeit nichts genießt: Nachdem sie nun
rechtschaffen gebeugt und mürbe gemacht wor-
den, führet sie Christus unter die Gnade/
da ihr das Himmelreich allererst bekannt ge-
macht und mitgetheilet wird, davon sie nicht
hoffärtig, sondern immer niedriger und eben
dadurch zu noch herrlichern Gnaden und ge-
nauerer Bekanntschafft mit GOTT erhöhet
wird, worauf ein ungemeiner Segen folget,
aber auch mancherley Proben und Abwechs-
lungen dabey.

SOnsten ware die Kirch erstlich under
dem Gesatz in den engen Gräntzen
deß Landes Canaan als in einem Stall

ein-
B 5

Das Schweitzeriſche Canaan.
iſt ein Bild der Philadelphiſchen Gemeind;
Die Nach-kaͤlte und greuliche Sturm-Wet-
ter bilden ab die Laodiceiſche Lauigkeit und die
Stund der Verſuchung, nachdem dieſes alles
vorbey, wird ſich der vollkommene Sommer
deß herrlichen Reichs ſchnell zeigen: Wie
JEſus, nachdem Er zwey Naͤchte im Grab
gelegen, am dritten Tag im Erdbidem auff-
erſtanden, Hoſ. 6 : 2. Dieſes iſt die Prophe-
tiſche Bedeutung; Was aber einer jeder See-
len in Anſehen ihrer geiſtlichen Fuͤhrung vor-
geſtellet wird, iſt folgendes:

Erſtlich iſt die Seel unter der Suͤnd als in
der Wildniß den reiſſenden Thieren zum Raub;
Darnach wird ſie under das Geſaͤtz gethan,
da ihr zwar nicht ſo wohl iſt, aber ſie iſt ſi-
cherer, obſchon ſie hart gehalten wird, und
von denen Schaͤtzen deß Evangeliums noch
zur Zeit nichts genießt: Nachdem ſie nun
rechtſchaffen gebeugt und muͤrbe gemacht wor-
den, fuͤhret ſie Chriſtus unter die Gnade/
da ihr das Himmelreich allererſt bekannt ge-
macht und mitgetheilet wird, davon ſie nicht
hoffaͤrtig, ſondern immer niedriger und eben
dadurch zu noch herrlichern Gnaden und ge-
nauerer Bekanntſchafft mit GOTT erhoͤhet
wird, worauf ein ungemeiner Segen folget,
aber auch mancherley Proben und Abwechs-
lungen dabey.

SOnſten ware die Kirch erſtlich under
dem Geſatz in den engen Graͤntzen
deß Landes Canaan als in einem Stall

ein-
B 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0093" n="25"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Schweitzeri&#x017F;che Canaan.</hi></fw><lb/>
i&#x017F;t ein Bild der Philadelphi&#x017F;chen Gemeind;<lb/>
Die Nach-ka&#x0364;lte und greuliche Sturm-Wet-<lb/>
ter bilden ab die Laodicei&#x017F;che Lauigkeit und die<lb/>
Stund der Ver&#x017F;uchung, nachdem die&#x017F;es alles<lb/>
vorbey, wird &#x017F;ich der vollkommene Sommer<lb/>
deß herrlichen Reichs &#x017F;chnell zeigen: Wie<lb/>
JE&#x017F;us, nachdem Er zwey Na&#x0364;chte im Grab<lb/>
gelegen, am dritten Tag im Erdbidem auff-<lb/>
er&#x017F;tanden, Ho&#x017F;. 6 : 2. Die&#x017F;es i&#x017F;t die Prophe-<lb/>
ti&#x017F;che Bedeutung; Was aber einer jeder See-<lb/>
len in An&#x017F;ehen ihrer gei&#x017F;tlichen Fu&#x0364;hrung vor-<lb/>
ge&#x017F;tellet wird, i&#x017F;t folgendes:</p><lb/>
          <p>Er&#x017F;tlich i&#x017F;t die Seel unter der <hi rendition="#fr">Su&#x0364;nd</hi> als in<lb/>
der Wildniß den rei&#x017F;&#x017F;enden Thieren zum Raub;<lb/>
Darnach wird &#x017F;ie under das <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;a&#x0364;tz</hi> gethan,<lb/>
da ihr zwar nicht &#x017F;o wohl i&#x017F;t, aber &#x017F;ie i&#x017F;t &#x017F;i-<lb/>
cherer, ob&#x017F;chon &#x017F;ie hart gehalten wird, und<lb/>
von denen Scha&#x0364;tzen deß Evangeliums noch<lb/>
zur Zeit nichts genießt: Nachdem &#x017F;ie nun<lb/>
recht&#x017F;chaffen gebeugt und mu&#x0364;rbe gemacht wor-<lb/>
den, fu&#x0364;hret &#x017F;ie Chri&#x017F;tus unter die <hi rendition="#fr">Gnade/</hi><lb/>
da ihr das Himmelreich allerer&#x017F;t bekannt ge-<lb/>
macht und mitgetheilet wird, davon &#x017F;ie nicht<lb/>
hoffa&#x0364;rtig, &#x017F;ondern immer niedriger und eben<lb/>
dadurch zu noch herrlichern Gnaden und ge-<lb/>
nauerer Bekannt&#x017F;chafft mit GOTT erho&#x0364;het<lb/>
wird, worauf ein ungemeiner Segen folget,<lb/>
aber auch mancherley Proben und Abwechs-<lb/>
lungen dabey.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>On&#x017F;ten ware die Kirch er&#x017F;tlich under<lb/>
dem Ge&#x017F;atz in den engen Gra&#x0364;ntzen<lb/>
deß Landes Canaan als in einem Stall<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ein-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0093] Das Schweitzeriſche Canaan. iſt ein Bild der Philadelphiſchen Gemeind; Die Nach-kaͤlte und greuliche Sturm-Wet- ter bilden ab die Laodiceiſche Lauigkeit und die Stund der Verſuchung, nachdem dieſes alles vorbey, wird ſich der vollkommene Sommer deß herrlichen Reichs ſchnell zeigen: Wie JEſus, nachdem Er zwey Naͤchte im Grab gelegen, am dritten Tag im Erdbidem auff- erſtanden, Hoſ. 6 : 2. Dieſes iſt die Prophe- tiſche Bedeutung; Was aber einer jeder See- len in Anſehen ihrer geiſtlichen Fuͤhrung vor- geſtellet wird, iſt folgendes: Erſtlich iſt die Seel unter der Suͤnd als in der Wildniß den reiſſenden Thieren zum Raub; Darnach wird ſie under das Geſaͤtz gethan, da ihr zwar nicht ſo wohl iſt, aber ſie iſt ſi- cherer, obſchon ſie hart gehalten wird, und von denen Schaͤtzen deß Evangeliums noch zur Zeit nichts genießt: Nachdem ſie nun rechtſchaffen gebeugt und muͤrbe gemacht wor- den, fuͤhret ſie Chriſtus unter die Gnade/ da ihr das Himmelreich allererſt bekannt ge- macht und mitgetheilet wird, davon ſie nicht hoffaͤrtig, ſondern immer niedriger und eben dadurch zu noch herrlichern Gnaden und ge- nauerer Bekanntſchafft mit GOTT erhoͤhet wird, worauf ein ungemeiner Segen folget, aber auch mancherley Proben und Abwechs- lungen dabey. SOnſten ware die Kirch erſtlich under dem Geſatz in den engen Graͤntzen deß Landes Canaan als in einem Stall ein- B 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/93
Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/93>, abgerufen am 25.04.2024.