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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zunft
mark, England, Frankreich, den
österreichischen Niederlanden, ja
auch in den vereinigten Niederlan-
den dergleichen Zünfte, obwol viele,
der Commercien- und Policeysachen
Uukundige, und insonderheit diejeni-
gen, so auf die Abschaffung der
Zünfte und Handwerker in Deutsch-
land dringen, solches, und zwar
in den vereinigten Niederlanden,
läugnen. Die (3) Zunftartikel,
oder Zunftbriefe, Jnnungsbriefe,
und Handwerksstatuten werden
heutiges Tages alle schriftlich ver-
fasset,
und nach dem Zustande und
der Beschaffenheit einer jeden Jn-
nung eingerichtet; anders aber
nicht als gültig angesehen, sie seyn
denn von jedes Orts Obrigkeit con-
firmiret
und bekräftiget. Manche
Zünfte oder Jnnungen haben zwar
auch von selbsten eingeführte, und
mehrentheils schon von alten Zeiten
her beobachtete Observanzen, welche
man (4) Zunftgebräuche und
Zunftgewohnheiten nennet; die
aber nach und nach mehrentheils in
die schädlichsten Misbräuche ausge-
schlagen, und daher, besonders in
Deutschland, schon gar vielmals
von den Kaisern und gesamten
Reichsständen zugleich, oder auch
nur von einem und dem andern die-
ser letztern, besonders in ihren Län-
dern und Gebieten, ernstlich unter-
saget und verboten worden sind.
Der (5) Zunftzwang, oder das
Zwangrecht der Zünfte und Hand-
werker,
lat. Ius prohibendi Colle-
gii Opificum,
hält nicht nur alle
die, so außer der Zunft sind, von
Treibung des Handwerks und
der Handlung mit den dieser oder
jener Zunft zukommenden Waaren
ab; sondern es verbindet und nö-
thiget auch alle und jede Einwoh-
ner des Orts, daß sie, wenn sie
des Handwerks oder der Zunft,
oder etwas von deren Arbeit und
Waaren benöthiget sind, zu einem
zünftigen Meister gehen, und sich
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Zunft
dessen Arbeit oder Waare bedienen
müssen; jedoch sind die Meister ver-
bunden, die Arbeit oder Waare bald,
gut und tüchtig, in redlichem Preiße,
und so gut, als man es von andern
haben kann, zu verfertigen. Die-
ses Zwangrecht (a) erstrecket sich
demnach theils auf die Oerter, wo
die Zünfte sind; theils auf die Ar-
beiten der Handwerker; theils auf
den Handel mit solchen Arbeiten;
und endlich theils auf die Lehrjun-
gen und Gesellen. Jn Ansehung
des (a) Orts, wo die Zunft ist,
erstrecket es sich über die ganze
Stadt, oder über den ganzen Di-
strict, und über alle Einwohner des-
selben: insonderheit aber wird wi-
der die darinn wohnenden Störer
und Pfuscher; ingleichen wider die
fremden und auswärtigen Meister,
ob sie wohl an ihrem Orte zünftig
sind, indem die Zünfte auf gewisse
Districte gegeben und eingeschränket
sind. Diejenigen Handwerker, deren
Anzahl nur aus wenigen Mitgliedern
besteht, und die in großen oder Haupt-
städten ihre Zunftladen haben, und
von da aus in die unter ihnen be-
zirkte Städte Meister machen, üben
ihr Zwangrecht weiter aus, als die
andern Handwerke, die in allen
Städten Zunft und Lade haben.
Daher gestatten sie nicht, daß ei-
ne Zunft in die zu einer andern La-
de bezirkten Städte Meister setzen
möge. Wenn ein Meister ganz al-
lein an einem Orte wohnet: so hat
er das Recht, daß er allein das
Handwerk an demselben Orte, und
die Handlung mit den diesem Hand-
werke zukommenden Waaren treiben
möge, und kein anderer: und dieses
daher, weil er zünftig ist, und Hand-
werksgewohnheit mit hält, oder weil
er von seiner Zunft- und Kreislade auf
diese Stadt zum Meister gemacht ist.
Kömmt ein anderer dieses Hand-
werks an denselbigen Ort, um sich
daselbst häuslich niederzulassen, und

sein

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Zunft
mark, England, Frankreich, den
oͤſterreichiſchen Niederlanden, ja
auch in den vereinigten Niederlan-
den dergleichen Zuͤnfte, obwol viele,
der Commercien- und Policeyſachen
Uukundige, und inſonderheit diejeni-
gen, ſo auf die Abſchaffung der
Zuͤnfte und Handwerker in Deutſch-
land dringen, ſolches, und zwar
in den vereinigten Niederlanden,
laͤugnen. Die (3) Zunftartikel,
oder Zunftbriefe, Jnnungsbriefe,
und Handwerksſtatuten werden
heutiges Tages alle ſchriftlich ver-
faſſet,
und nach dem Zuſtande und
der Beſchaffenheit einer jeden Jn-
nung eingerichtet; anders aber
nicht als guͤltig angeſehen, ſie ſeyn
denn von jedes Orts Obrigkeit con-
firmiret
und bekraͤftiget. Manche
Zuͤnfte oder Jnnungen haben zwar
auch von ſelbſten eingefuͤhrte, und
mehrentheils ſchon von alten Zeiten
her beobachtete Obſervanzen, welche
man (4) Zunftgebraͤuche und
Zunftgewohnheiten nennet; die
aber nach und nach mehrentheils in
die ſchaͤdlichſten Misbraͤuche ausge-
ſchlagen, und daher, beſonders in
Deutſchland, ſchon gar vielmals
von den Kaiſern und geſamten
Reichsſtaͤnden zugleich, oder auch
nur von einem und dem andern die-
ſer letztern, beſonders in ihren Laͤn-
dern und Gebieten, ernſtlich unter-
ſaget und verboten worden ſind.
Der (5) Zunftzwang, oder das
Zwangrecht der Zuͤnfte und Hand-
werker,
lat. Ius prohibendi Colle-
gii Opificum,
haͤlt nicht nur alle
die, ſo außer der Zunft ſind, von
Treibung des Handwerks und
der Handlung mit den dieſer oder
jener Zunft zukommenden Waaren
ab; ſondern es verbindet und noͤ-
thiget auch alle und jede Einwoh-
ner des Orts, daß ſie, wenn ſie
des Handwerks oder der Zunft,
oder etwas von deren Arbeit und
Waaren benoͤthiget ſind, zu einem
zuͤnftigen Meiſter gehen, und ſich
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Zunft
deſſen Arbeit oder Waare bedienen
muͤſſen; jedoch ſind die Meiſter ver-
bunden, die Arbeit oder Waare bald,
gut und tuͤchtig, in redlichem Preiße,
und ſo gut, als man es von andern
haben kann, zu verfertigen. Die-
ſes Zwangrecht (a) erſtrecket ſich
demnach theils auf die Oerter, wo
die Zuͤnfte ſind; theils auf die Ar-
beiten der Handwerker; theils auf
den Handel mit ſolchen Arbeiten;
und endlich theils auf die Lehrjun-
gen und Geſellen. Jn Anſehung
des (a) Orts, wo die Zunft iſt,
erſtrecket es ſich uͤber die ganze
Stadt, oder uͤber den ganzen Di-
ſtrict, und uͤber alle Einwohner deſ-
ſelben: inſonderheit aber wird wi-
der die darinn wohnenden Stoͤrer
und Pfuſcher; ingleichen wider die
fremden und auswaͤrtigen Meiſter,
ob ſie wohl an ihrem Orte zuͤnftig
ſind, indem die Zuͤnfte auf gewiſſe
Diſtricte gegeben und eingeſchraͤnket
ſind. Diejenigen Handwerker, deren
Anzahl nur aus wenigen Mitgliedern
beſteht, und die in großen oder Haupt-
ſtaͤdten ihre Zunftladen haben, und
von da aus in die unter ihnen be-
zirkte Staͤdte Meiſter machen, uͤben
ihr Zwangrecht weiter aus, als die
andern Handwerke, die in allen
Staͤdten Zunft und Lade haben.
Daher geſtatten ſie nicht, daß ei-
ne Zunft in die zu einer andern La-
de bezirkten Staͤdte Meiſter ſetzen
moͤge. Wenn ein Meiſter ganz al-
lein an einem Orte wohnet: ſo hat
er das Recht, daß er allein das
Handwerk an demſelben Orte, und
die Handlung mit den dieſem Hand-
werke zukommenden Waaren treiben
moͤge, und kein anderer: und dieſes
daher, weil er zuͤnftig iſt, und Hand-
werksgewohnheit mit haͤlt, oder weil
er von ſeiner Zunft- und Kreislade auf
dieſe Stadt zum Meiſter gemacht iſt.
Koͤmmt ein anderer dieſes Hand-
werks an denſelbigen Ort, um ſich
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[[580]/0586] Zunft Zunft mark, England, Frankreich, den oͤſterreichiſchen Niederlanden, ja auch in den vereinigten Niederlan- den dergleichen Zuͤnfte, obwol viele, der Commercien- und Policeyſachen Uukundige, und inſonderheit diejeni- gen, ſo auf die Abſchaffung der Zuͤnfte und Handwerker in Deutſch- land dringen, ſolches, und zwar in den vereinigten Niederlanden, laͤugnen. Die (3) Zunftartikel, oder Zunftbriefe, Jnnungsbriefe, und Handwerksſtatuten werden heutiges Tages alle ſchriftlich ver- faſſet, und nach dem Zuſtande und der Beſchaffenheit einer jeden Jn- nung eingerichtet; anders aber nicht als guͤltig angeſehen, ſie ſeyn denn von jedes Orts Obrigkeit con- firmiret und bekraͤftiget. Manche Zuͤnfte oder Jnnungen haben zwar auch von ſelbſten eingefuͤhrte, und mehrentheils ſchon von alten Zeiten her beobachtete Obſervanzen, welche man (4) Zunftgebraͤuche und Zunftgewohnheiten nennet; die aber nach und nach mehrentheils in die ſchaͤdlichſten Misbraͤuche ausge- ſchlagen, und daher, beſonders in Deutſchland, ſchon gar vielmals von den Kaiſern und geſamten Reichsſtaͤnden zugleich, oder auch nur von einem und dem andern die- ſer letztern, beſonders in ihren Laͤn- dern und Gebieten, ernſtlich unter- ſaget und verboten worden ſind. Der (5) Zunftzwang, oder das Zwangrecht der Zuͤnfte und Hand- werker, lat. Ius prohibendi Colle- gii Opificum, haͤlt nicht nur alle die, ſo außer der Zunft ſind, von Treibung des Handwerks und der Handlung mit den dieſer oder jener Zunft zukommenden Waaren ab; ſondern es verbindet und noͤ- thiget auch alle und jede Einwoh- ner des Orts, daß ſie, wenn ſie des Handwerks oder der Zunft, oder etwas von deren Arbeit und Waaren benoͤthiget ſind, zu einem zuͤnftigen Meiſter gehen, und ſich deſſen Arbeit oder Waare bedienen muͤſſen; jedoch ſind die Meiſter ver- bunden, die Arbeit oder Waare bald, gut und tuͤchtig, in redlichem Preiße, und ſo gut, als man es von andern haben kann, zu verfertigen. Die- ſes Zwangrecht (a) erſtrecket ſich demnach theils auf die Oerter, wo die Zuͤnfte ſind; theils auf die Ar- beiten der Handwerker; theils auf den Handel mit ſolchen Arbeiten; und endlich theils auf die Lehrjun- gen und Geſellen. Jn Anſehung des (a) Orts, wo die Zunft iſt, erſtrecket es ſich uͤber die ganze Stadt, oder uͤber den ganzen Di- ſtrict, und uͤber alle Einwohner deſ- ſelben: inſonderheit aber wird wi- der die darinn wohnenden Stoͤrer und Pfuſcher; ingleichen wider die fremden und auswaͤrtigen Meiſter, ob ſie wohl an ihrem Orte zuͤnftig ſind, indem die Zuͤnfte auf gewiſſe Diſtricte gegeben und eingeſchraͤnket ſind. Diejenigen Handwerker, deren Anzahl nur aus wenigen Mitgliedern beſteht, und die in großen oder Haupt- ſtaͤdten ihre Zunftladen haben, und von da aus in die unter ihnen be- zirkte Staͤdte Meiſter machen, uͤben ihr Zwangrecht weiter aus, als die andern Handwerke, die in allen Staͤdten Zunft und Lade haben. Daher geſtatten ſie nicht, daß ei- ne Zunft in die zu einer andern La- de bezirkten Staͤdte Meiſter ſetzen moͤge. Wenn ein Meiſter ganz al- lein an einem Orte wohnet: ſo hat er das Recht, daß er allein das Handwerk an demſelben Orte, und die Handlung mit den dieſem Hand- werke zukommenden Waaren treiben moͤge, und kein anderer: und dieſes daher, weil er zuͤnftig iſt, und Hand- werksgewohnheit mit haͤlt, oder weil er von ſeiner Zunft- und Kreislade auf dieſe Stadt zum Meiſter gemacht iſt. Koͤmmt ein anderer dieſes Hand- werks an denſelbigen Ort, um ſich daſelbſt haͤuslich niederzulaſſen, und ſein

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [580]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/586>, abgerufen am 29.03.2024.