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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Fettzellen.
Flüssigkeit, die umsetzend auf das Zahnbein wirkt; ihre Wirksamkeit
beschränkt sich wahrscheinlich darauf, das Zahnbein gleichmässig zu
durchfeuchten, wodurch die Sprödigkeit desselben vermindert wird.

Das Periost des Zahnfächers kann dagegen mancherlei Veränderungen
in der Zahnstellung herbeiführen. Namentlich kann es einen locker ge-
wordenen oder gar schon einmal ausgezogenen Zahn wieder befestigen
durch Anlagerung von neuem Kitt; mit seiner Hilfe sollen sich sogar
die Nerven und Blutgefässe des Zahns wieder herstellen. Das Periost
kann aber auch schwinden, so dass der Zahn in dem Fächer gelockert
wird, oder aber es kann von ihm die Knochenbildung in dem Fächer so
weit vorschreiten, dass der Zahn ausgedrängt wird.

Die Caries der Zähne wird durch den deutschen Namen Fäule gut bezeichnet,
da sie in einem der Fäulniss ähnlichen von Pilzbildung begleiteten chemischen Pro-
zess besteht.

Fettzellen.

Gemenge von neutralen und sauren Fetten sind im menschlichen
Körper sehr verbreitet; sie durchtränken die Hornstoffe, schwimmen als
Tröpfchen oder Kügelchen in wässerigen Flüssigkeiten, die entweder frei
(seröse Säfte, Galle, Speichel u. s. w.) vorkommen, oder füllen, mit
eiweissartigen Stoffen gemengt oder verbunden, Nerven und Muskelröhren.
Ausserdem aber sind sie abgelagert in zahlreichen Zellen, welche von
den Anatomen als Fettzellen bezeichnet in dem lockern Bindegewebe zu
grossen oder kleinen Haufen vereinigt vorkommen; diese sollen hier be-
sprochen werden,

1. Anatomische Beschaffenheit *). In die strukturlose Zellenhaut soll
immer ein wandständiger Kern eingelagert sein, der aber gewöhnlich nur
dann sichtbar wird, wenn die Zelle durch Entfernung ihres trüben Inhalts
durchsichtig gemacht wurde. Der Binnenraum ist entweder strotzend
mit Fett erfüllt, das bei der Normaltemperatur des Menschen (36° bis
37° C.) halb und auch ganz flüssig ist, oder er enthält neben einer
wässerigen Flüssigkeit Tropfen oder Krystalle eines Fettes, oder endlich
die zusammengefallene Zelle schliesst nur wässerige Flüssigkeit in sich.
Die Grösse der Zellen ist zwar sehr variabel, sowohl an gleich- als ver-
schiedenartigen Lagerungsstätten, aber an einzelnen Orten doch durch
dieselbe ausgezeichnet; so enthält z. B. das Bindegewebe in den Mark-
höhlen des Knochens constant eine kleine Art von Fettzellen (Markzellen)
(Kölliker, Robin). Die einzelnen Zellen eines Fettklümpchens sind
gewöhnlich durch eine strukturlose Haut zusammengekettet; in dieser ver-
laufen Blutgefässe.

2. Chemische Zusammensetzung **). Die Membran, welche die Zellen

*) Kölliker, Handbuch der Gewebelehre. 2. Auflage. 1855. p. 102 u. 229.
**) Mulder, Physiolog. Chemie. Braunschweig. p. 619. -- Heintz, Lehrbuch der Zoochemie.
Berlin 1853. p. 386 und 436. -- Derselbe, Berichte der Berliner Akademie. 1854. p. 207 und
484. -- Redtenbacher, Liebig's Annalen. 59. Bd. 41. -- Lassaigne, Pharmaz. Centr.
1851. 701. -- Berzelius, l. c. IX. Bd. 560.

Fettzellen.
Flüssigkeit, die umsetzend auf das Zahnbein wirkt; ihre Wirksamkeit
beschränkt sich wahrscheinlich darauf, das Zahnbein gleichmässig zu
durchfeuchten, wodurch die Sprödigkeit desselben vermindert wird.

Das Periost des Zahnfächers kann dagegen mancherlei Veränderungen
in der Zahnstellung herbeiführen. Namentlich kann es einen locker ge-
wordenen oder gar schon einmal ausgezogenen Zahn wieder befestigen
durch Anlagerung von neuem Kitt; mit seiner Hilfe sollen sich sogar
die Nerven und Blutgefässe des Zahns wieder herstellen. Das Periost
kann aber auch schwinden, so dass der Zahn in dem Fächer gelockert
wird, oder aber es kann von ihm die Knochenbildung in dem Fächer so
weit vorschreiten, dass der Zahn ausgedrängt wird.

Die Caries der Zähne wird durch den deutschen Namen Fäule gut bezeichnet,
da sie in einem der Fäulniss ähnlichen von Pilzbildung begleiteten chemischen Pro-
zess besteht.

Fettzellen.

Gemenge von neutralen und sauren Fetten sind im menschlichen
Körper sehr verbreitet; sie durchtränken die Hornstoffe, schwimmen als
Tröpfchen oder Kügelchen in wässerigen Flüssigkeiten, die entweder frei
(seröse Säfte, Galle, Speichel u. s. w.) vorkommen, oder füllen, mit
eiweissartigen Stoffen gemengt oder verbunden, Nerven und Muskelröhren.
Ausserdem aber sind sie abgelagert in zahlreichen Zellen, welche von
den Anatomen als Fettzellen bezeichnet in dem lockern Bindegewebe zu
grossen oder kleinen Haufen vereinigt vorkommen; diese sollen hier be-
sprochen werden,

1. Anatomische Beschaffenheit *). In die strukturlose Zellenhaut soll
immer ein wandständiger Kern eingelagert sein, der aber gewöhnlich nur
dann sichtbar wird, wenn die Zelle durch Entfernung ihres trüben Inhalts
durchsichtig gemacht wurde. Der Binnenraum ist entweder strotzend
mit Fett erfüllt, das bei der Normaltemperatur des Menschen (36° bis
37° C.) halb und auch ganz flüssig ist, oder er enthält neben einer
wässerigen Flüssigkeit Tropfen oder Krystalle eines Fettes, oder endlich
die zusammengefallene Zelle schliesst nur wässerige Flüssigkeit in sich.
Die Grösse der Zellen ist zwar sehr variabel, sowohl an gleich- als ver-
schiedenartigen Lagerungsstätten, aber an einzelnen Orten doch durch
dieselbe ausgezeichnet; so enthält z. B. das Bindegewebe in den Mark-
höhlen des Knochens constant eine kleine Art von Fettzellen (Markzellen)
(Kölliker, Robin). Die einzelnen Zellen eines Fettklümpchens sind
gewöhnlich durch eine strukturlose Haut zusammengekettet; in dieser ver-
laufen Blutgefässe.

2. Chemische Zusammensetzung **). Die Membran, welche die Zellen

*) Kölliker, Handbuch der Gewebelehre. 2. Auflage. 1855. p. 102 u. 229.
**) Mulder, Physiolog. Chemie. Braunschweig. p. 619. — Heintz, Lehrbuch der Zoochemie.
Berlin 1853. p. 386 und 436. — Derselbe, Berichte der Berliner Akademie. 1854. p. 207 und
484. — Redtenbacher, Liebig’s Annalen. 59. Bd. 41. — Lassaigne, Pharmaz. Centr.
1851. 701. — Berzelius, l. c. IX. Bd. 560.
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[202/0218] Fettzellen. Flüssigkeit, die umsetzend auf das Zahnbein wirkt; ihre Wirksamkeit beschränkt sich wahrscheinlich darauf, das Zahnbein gleichmässig zu durchfeuchten, wodurch die Sprödigkeit desselben vermindert wird. Das Periost des Zahnfächers kann dagegen mancherlei Veränderungen in der Zahnstellung herbeiführen. Namentlich kann es einen locker ge- wordenen oder gar schon einmal ausgezogenen Zahn wieder befestigen durch Anlagerung von neuem Kitt; mit seiner Hilfe sollen sich sogar die Nerven und Blutgefässe des Zahns wieder herstellen. Das Periost kann aber auch schwinden, so dass der Zahn in dem Fächer gelockert wird, oder aber es kann von ihm die Knochenbildung in dem Fächer so weit vorschreiten, dass der Zahn ausgedrängt wird. Die Caries der Zähne wird durch den deutschen Namen Fäule gut bezeichnet, da sie in einem der Fäulniss ähnlichen von Pilzbildung begleiteten chemischen Pro- zess besteht. Fettzellen. Gemenge von neutralen und sauren Fetten sind im menschlichen Körper sehr verbreitet; sie durchtränken die Hornstoffe, schwimmen als Tröpfchen oder Kügelchen in wässerigen Flüssigkeiten, die entweder frei (seröse Säfte, Galle, Speichel u. s. w.) vorkommen, oder füllen, mit eiweissartigen Stoffen gemengt oder verbunden, Nerven und Muskelröhren. Ausserdem aber sind sie abgelagert in zahlreichen Zellen, welche von den Anatomen als Fettzellen bezeichnet in dem lockern Bindegewebe zu grossen oder kleinen Haufen vereinigt vorkommen; diese sollen hier be- sprochen werden, 1. Anatomische Beschaffenheit *). In die strukturlose Zellenhaut soll immer ein wandständiger Kern eingelagert sein, der aber gewöhnlich nur dann sichtbar wird, wenn die Zelle durch Entfernung ihres trüben Inhalts durchsichtig gemacht wurde. Der Binnenraum ist entweder strotzend mit Fett erfüllt, das bei der Normaltemperatur des Menschen (36° bis 37° C.) halb und auch ganz flüssig ist, oder er enthält neben einer wässerigen Flüssigkeit Tropfen oder Krystalle eines Fettes, oder endlich die zusammengefallene Zelle schliesst nur wässerige Flüssigkeit in sich. Die Grösse der Zellen ist zwar sehr variabel, sowohl an gleich- als ver- schiedenartigen Lagerungsstätten, aber an einzelnen Orten doch durch dieselbe ausgezeichnet; so enthält z. B. das Bindegewebe in den Mark- höhlen des Knochens constant eine kleine Art von Fettzellen (Markzellen) (Kölliker, Robin). Die einzelnen Zellen eines Fettklümpchens sind gewöhnlich durch eine strukturlose Haut zusammengekettet; in dieser ver- laufen Blutgefässe. 2. Chemische Zusammensetzung **). Die Membran, welche die Zellen *) Kölliker, Handbuch der Gewebelehre. 2. Auflage. 1855. p. 102 u. 229. **) Mulder, Physiolog. Chemie. Braunschweig. p. 619. — Heintz, Lehrbuch der Zoochemie. Berlin 1853. p. 386 und 436. — Derselbe, Berichte der Berliner Akademie. 1854. p. 207 und 484. — Redtenbacher, Liebig’s Annalen. 59. Bd. 41. — Lassaigne, Pharmaz. Centr. 1851. 701. — Berzelius, l. c. IX. Bd. 560.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/218>, abgerufen am 28.03.2024.