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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Mechanische Anordnung der Flüssigkeit.
einander gehalten werden, so ist es erlaubt, als Grund ihrer Stellung eine Spannung
zu setzen, ohne weiter darauf einzugehen, woher diese Spannung rührt. Diese
Ausdrucksweise führt nun auf natürlichem Wege zu einigen andern Bezeichnungen,
nemlich zu der der natürlichen Spannung (des Ruhezustandes der Normalspannung)
und zu der der erhöhten oder erniedrigten Spannung (Pressung, Druck, Ausdehnung).
Diese Eintheilung der Spannungen bezieht man auf zweierlei Dinge: einmal darauf,
ob die Mittel, welche die Spannung bedingen, auch ohne unser Zuthun wirksam sind,
ob also z. B. die inneren Zustände einer Flüssigkeit nur durch ihr Gewicht, ihre
latente Wärme, die Lufttemperatur u. s. w. bestimmt werden, oder ob wir sie
noch durch andere Mittel zusammenpressen oder ausdehnen; dann aber versteht man
unter Normalspannung einen ganz bestimmten Werth der Spannung, wie z. B. den,
welchen das Wasser bei einer Temperatur von 0° oder 4°, bei einem ganz bestimm-
ten Barometerstand u. s. w. besitzt. In diesem Falle muss natürlich jedesmal ange-
geben werden, welche Bedingungen es sind, die die Normalspannung bestimmen.

Der absolute Werth der Wege, welchen die Molekeln der Flüssigkeit bei einer
Veränderung ihrer Spannungen vornehmen, sind nur, wie wir aus der Beobachtung
sehen, unter allen Umständen sehr gering, denn das Wasser ist z. B. selbst durch
bedeutenden Druck wenig compressibel und durch die steigende Wärme wenig aus-
dehnbar.

Die Kräfte, welche zwischen den Molekeln wirksam sind, weisen diesen inner-
halb der Masse wohl einen bestimmten Abstand, keineswegs aber einen bestimmten
Ort an; sie erlauben jedem einzelnen Theilchen noch beliebig viele Stellungen ge-
gen seine Nachbarn einzunehmen, vorausgesetzt nur, dass diese in der Entfernung
liegen, welche der jeweiligen Spannung der Flüssigkeit entspricht; mit andern Wor-
ten, die flüssigen Molekeln sind aneinander verschiebbar; in der innigsten Beziehung
zu dieser Eigenschaft steht die andere, dass die Ausdehnbarkeit und Compressibilität
der Flüssigkeit nach allen Richtungen hin gleich gross ist. Diese Erscheinungen be-
deuten nun offenbar nichts anderes, als dass das Molekel innerhalb der Flüssigkeit
nach allen Richtungen hin gleich stark angezogen und abgestossen wird, so dass es
aller Orten sich in der Gleichgewichtslage findet. -- Diese allseitig gleiche Wirkung
der flüssigen Theilchen (und somit auch ihre Verschiebbarkeit) ist jedoch weder eine
vollkommene, noch eine unter allen Umständen gleiche. Denn in der That bestrebt
sich das Molekel, in vielen Fällen die einmal eingenommene Stellung zu behaupten,
ein Umstand, welcher sich durch die Zähigkeit oder Klebrigkeit der Flüssigkeiten
ausdrückt. Diese Klebrigkeit wechselt aber erfahrungsgemäss nicht allein mit der
Temperatur, sondern auch mit der Zusammensetzung der Flüssigkeit; namentlich aber
kann die Zähigkeit ein und desselben flüssigen Stoffes durch Zusatz löslicher fester
Körper sehr erhöht werden, wie insbesondere die des Wassers durch Auflösung von
Zucker, Eiweiss, Schleimstoff, Seifen u. s. w.

Diese Verschiebbarkeit, wäre sie auch noch so vollkommen, schliesst jedoch die
Cohäsion der flüssigen Molekeln nicht aus, sondern lässt sie sogar unserer Entwicke-
lung nach als nothwendig erscheinen. Ihr entsprechend konnte zwar das Molekel
beliebig viele Stellungen zu seinen Nachbarn annehmen, jedoch mit der Beschränkung,
dass es in direkter Linie ihnen weder näher, noch entfernter treten konnte, wo-
fern die spannenden Kräfte unverändert bleiben. Diese Cohäsion zeigt sich nun
auch deutlich genug an den Flüssigkeiten. Von allen Erscheinungen, durch welche
sie bewiesen wird, sind am geläufigsten die der Capillarität. Bei diesen erhebt sich
eine flüssige Säule über das Niveau der übrigen Flüssigkeit der Schwere entgegen;
es hängt also an der obersten Schicht der emporgehobenen Flüssigkeit, ein langer
Cylinder derselben, der durch seine Schwere von den an der Röhrenwand haftenden
Partikeln abgezogen wird; wäre also keine Cohäsion vorhanden, so müsste die Flüs-

Mechanische Anordnung der Flüssigkeit.
einander gehalten werden, so ist es erlaubt, als Grund ihrer Stellung eine Spannung
zu setzen, ohne weiter darauf einzugehen, woher diese Spannung rührt. Diese
Ausdrucksweise führt nun auf natürlichem Wege zu einigen andern Bezeichnungen,
nemlich zu der der natürlichen Spannung (des Ruhezustandes der Normalspannung)
und zu der der erhöhten oder erniedrigten Spannung (Pressung, Druck, Ausdehnung).
Diese Eintheilung der Spannungen bezieht man auf zweierlei Dinge: einmal darauf,
ob die Mittel, welche die Spannung bedingen, auch ohne unser Zuthun wirksam sind,
ob also z. B. die inneren Zustände einer Flüssigkeit nur durch ihr Gewicht, ihre
latente Wärme, die Lufttemperatur u. s. w. bestimmt werden, oder ob wir sie
noch durch andere Mittel zusammenpressen oder ausdehnen; dann aber versteht man
unter Normalspannung einen ganz bestimmten Werth der Spannung, wie z. B. den,
welchen das Wasser bei einer Temperatur von 0° oder 4°, bei einem ganz bestimm-
ten Barometerstand u. s. w. besitzt. In diesem Falle muss natürlich jedesmal ange-
geben werden, welche Bedingungen es sind, die die Normalspannung bestimmen.

Der absolute Werth der Wege, welchen die Molekeln der Flüssigkeit bei einer
Veränderung ihrer Spannungen vornehmen, sind nur, wie wir aus der Beobachtung
sehen, unter allen Umständen sehr gering, denn das Wasser ist z. B. selbst durch
bedeutenden Druck wenig compressibel und durch die steigende Wärme wenig aus-
dehnbar.

Die Kräfte, welche zwischen den Molekeln wirksam sind, weisen diesen inner-
halb der Masse wohl einen bestimmten Abstand, keineswegs aber einen bestimmten
Ort an; sie erlauben jedem einzelnen Theilchen noch beliebig viele Stellungen ge-
gen seine Nachbarn einzunehmen, vorausgesetzt nur, dass diese in der Entfernung
liegen, welche der jeweiligen Spannung der Flüssigkeit entspricht; mit andern Wor-
ten, die flüssigen Molekeln sind aneinander verschiebbar; in der innigsten Beziehung
zu dieser Eigenschaft steht die andere, dass die Ausdehnbarkeit und Compressibilität
der Flüssigkeit nach allen Richtungen hin gleich gross ist. Diese Erscheinungen be-
deuten nun offenbar nichts anderes, als dass das Molekel innerhalb der Flüssigkeit
nach allen Richtungen hin gleich stark angezogen und abgestossen wird, so dass es
aller Orten sich in der Gleichgewichtslage findet. — Diese allseitig gleiche Wirkung
der flüssigen Theilchen (und somit auch ihre Verschiebbarkeit) ist jedoch weder eine
vollkommene, noch eine unter allen Umständen gleiche. Denn in der That bestrebt
sich das Molekel, in vielen Fällen die einmal eingenommene Stellung zu behaupten,
ein Umstand, welcher sich durch die Zähigkeit oder Klebrigkeit der Flüssigkeiten
ausdrückt. Diese Klebrigkeit wechselt aber erfahrungsgemäss nicht allein mit der
Temperatur, sondern auch mit der Zusammensetzung der Flüssigkeit; namentlich aber
kann die Zähigkeit ein und desselben flüssigen Stoffes durch Zusatz löslicher fester
Körper sehr erhöht werden, wie insbesondere die des Wassers durch Auflösung von
Zucker, Eiweiss, Schleimstoff, Seifen u. s. w.

Diese Verschiebbarkeit, wäre sie auch noch so vollkommen, schliesst jedoch die
Cohäsion der flüssigen Molekeln nicht aus, sondern lässt sie sogar unserer Entwicke-
lung nach als nothwendig erscheinen. Ihr entsprechend konnte zwar das Molekel
beliebig viele Stellungen zu seinen Nachbarn annehmen, jedoch mit der Beschränkung,
dass es in direkter Linie ihnen weder näher, noch entfernter treten konnte, wo-
fern die spannenden Kräfte unverändert bleiben. Diese Cohäsion zeigt sich nun
auch deutlich genug an den Flüssigkeiten. Von allen Erscheinungen, durch welche
sie bewiesen wird, sind am geläufigsten die der Capillarität. Bei diesen erhebt sich
eine flüssige Säule über das Niveau der übrigen Flüssigkeit der Schwere entgegen;
es hängt also an der obersten Schicht der emporgehobenen Flüssigkeit, ein langer
Cylinder derselben, der durch seine Schwere von den an der Röhrenwand haftenden
Partikeln abgezogen wird; wäre also keine Cohäsion vorhanden, so müsste die Flüs-

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[29/0045] Mechanische Anordnung der Flüssigkeit. einander gehalten werden, so ist es erlaubt, als Grund ihrer Stellung eine Spannung zu setzen, ohne weiter darauf einzugehen, woher diese Spannung rührt. Diese Ausdrucksweise führt nun auf natürlichem Wege zu einigen andern Bezeichnungen, nemlich zu der der natürlichen Spannung (des Ruhezustandes der Normalspannung) und zu der der erhöhten oder erniedrigten Spannung (Pressung, Druck, Ausdehnung). Diese Eintheilung der Spannungen bezieht man auf zweierlei Dinge: einmal darauf, ob die Mittel, welche die Spannung bedingen, auch ohne unser Zuthun wirksam sind, ob also z. B. die inneren Zustände einer Flüssigkeit nur durch ihr Gewicht, ihre latente Wärme, die Lufttemperatur u. s. w. bestimmt werden, oder ob wir sie noch durch andere Mittel zusammenpressen oder ausdehnen; dann aber versteht man unter Normalspannung einen ganz bestimmten Werth der Spannung, wie z. B. den, welchen das Wasser bei einer Temperatur von 0° oder 4°, bei einem ganz bestimm- ten Barometerstand u. s. w. besitzt. In diesem Falle muss natürlich jedesmal ange- geben werden, welche Bedingungen es sind, die die Normalspannung bestimmen. Der absolute Werth der Wege, welchen die Molekeln der Flüssigkeit bei einer Veränderung ihrer Spannungen vornehmen, sind nur, wie wir aus der Beobachtung sehen, unter allen Umständen sehr gering, denn das Wasser ist z. B. selbst durch bedeutenden Druck wenig compressibel und durch die steigende Wärme wenig aus- dehnbar. Die Kräfte, welche zwischen den Molekeln wirksam sind, weisen diesen inner- halb der Masse wohl einen bestimmten Abstand, keineswegs aber einen bestimmten Ort an; sie erlauben jedem einzelnen Theilchen noch beliebig viele Stellungen ge- gen seine Nachbarn einzunehmen, vorausgesetzt nur, dass diese in der Entfernung liegen, welche der jeweiligen Spannung der Flüssigkeit entspricht; mit andern Wor- ten, die flüssigen Molekeln sind aneinander verschiebbar; in der innigsten Beziehung zu dieser Eigenschaft steht die andere, dass die Ausdehnbarkeit und Compressibilität der Flüssigkeit nach allen Richtungen hin gleich gross ist. Diese Erscheinungen be- deuten nun offenbar nichts anderes, als dass das Molekel innerhalb der Flüssigkeit nach allen Richtungen hin gleich stark angezogen und abgestossen wird, so dass es aller Orten sich in der Gleichgewichtslage findet. — Diese allseitig gleiche Wirkung der flüssigen Theilchen (und somit auch ihre Verschiebbarkeit) ist jedoch weder eine vollkommene, noch eine unter allen Umständen gleiche. Denn in der That bestrebt sich das Molekel, in vielen Fällen die einmal eingenommene Stellung zu behaupten, ein Umstand, welcher sich durch die Zähigkeit oder Klebrigkeit der Flüssigkeiten ausdrückt. Diese Klebrigkeit wechselt aber erfahrungsgemäss nicht allein mit der Temperatur, sondern auch mit der Zusammensetzung der Flüssigkeit; namentlich aber kann die Zähigkeit ein und desselben flüssigen Stoffes durch Zusatz löslicher fester Körper sehr erhöht werden, wie insbesondere die des Wassers durch Auflösung von Zucker, Eiweiss, Schleimstoff, Seifen u. s. w. Diese Verschiebbarkeit, wäre sie auch noch so vollkommen, schliesst jedoch die Cohäsion der flüssigen Molekeln nicht aus, sondern lässt sie sogar unserer Entwicke- lung nach als nothwendig erscheinen. Ihr entsprechend konnte zwar das Molekel beliebig viele Stellungen zu seinen Nachbarn annehmen, jedoch mit der Beschränkung, dass es in direkter Linie ihnen weder näher, noch entfernter treten konnte, wo- fern die spannenden Kräfte unverändert bleiben. Diese Cohäsion zeigt sich nun auch deutlich genug an den Flüssigkeiten. Von allen Erscheinungen, durch welche sie bewiesen wird, sind am geläufigsten die der Capillarität. Bei diesen erhebt sich eine flüssige Säule über das Niveau der übrigen Flüssigkeit der Schwere entgegen; es hängt also an der obersten Schicht der emporgehobenen Flüssigkeit, ein langer Cylinder derselben, der durch seine Schwere von den an der Röhrenwand haftenden Partikeln abgezogen wird; wäre also keine Cohäsion vorhanden, so müsste die Flüs-

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/45>, abgerufen am 24.04.2024.