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Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.

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CAPUT I.

Von denen Seminariis Militaribus, oder Kriegs-Pflantz-
Schulen insgemein, deroselben Nutzen und Nothwendigkeit, auch
wie lang und bey was vor Völckern solche schon längst in Gebrauch
gewesen.

EJn Seminarium Militare, oder Kriegs-Pflantz-Schul, ist ein
solches Gestifft oder Institutum, da die jungen Leute von den
zwölfften oder vierzehenden Jahr ihres Alters an, zu allerhand
Kriegs-Wissenschafften und Exercitiis in einen darzu bequemen
und besonders aptirten Haus, so lang angewiesen und exerciret
werden, biß sie an Alter, Verstand, Leibes-Kräfften und Ge-
schicklichkeit gestärcket, tüchtig seyn, zu ihres Landes-Herrn oder Stadt-Obrig-
keit, (welche sie von Jugend an darzu auferzogen, und mit grossen Kosten verpflegen
und unterrichten lassen,) und in Summa zu des Vaterlands Diensten die Waffen
zu tragen, und vor desselben Wohlfahrt und Beschützung, wie es redlichen und
tapffern Kriegs-Leuten zustehet, zu streiten, damit es dem Land oder der Stadt,
welche ein solches Seminarium angeleget, niemahls an geschickten Soldaten und
Officiren fehlen, sondern selbige sogleich aus einer solchen Pflantz-Schul können
ausgenommen, in die Guarnis[o]nen und unter die Feld-Regimenter vertheilt, und
gegen dem Feind angeführet, an ihrer, und der in Krieg gebliebenen Stelle aber
sogleich wieder frische nachgezogen, und also des Landes- oder der Stadt Kriegs-
Macht, perpetuirlich in vollkommenen guten Stand, (eben wie ein Pflantz-Gar-
ten, der jährlich seine Früchte ausgiebet, dabey aber auch zugleich neue wieder
zuziehet, also daß niemahls kein Abgang daran zu spühren sey,) unterhalten
werden.

Hierdurch erzeiget sich nun vornehmlich auch dieser Nutzen, daß man stets
geübtes Kriegs-Volck auf den Beinen hat, die jungen Anfänger, unter der alten
versuchten Soldaten ihrer Aufsicht und Anführung erzogen, durch stetiges Exerciren
von Müßigang abgehalten, arme Knaben die gesunder Leibes-Constitution seyn.
ihren Eltern abgenommen, und in einer solchen Pflantz-Schul ernehret und [ge-]
kleidet, in ihren Christenthum und nützlichen Kriegs-Wissenschafften und Exerci-
tiis
unterrichtet, und gleichsam von der Republic zu ihren Söhneu adoptiret wer-
den, welches alles ohne ein solches Seminarium nicht geschehen würde, da wir der

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A 2


CAPUT I.

Von denen Seminariis Militaribus, oder Kriegs-Pflantz-
Schulen insgemein, deroſelben Nutzen und Nothwendigkeit, auch
wie lang und bey was vor Voͤlckern ſolche ſchon laͤngſt in Gebrauch
geweſen.

EJn Seminarium Militare, oder Kriegs-Pflantz-Schul, iſt ein
ſolches Geſtifft oder Inſtitutum, da die jungen Leute von den
zwoͤlfften oder vierzehenden Jahr ihres Alters an, zu allerhand
Kriegs-Wiſſenſchafften und Exercitiis in einen darzu bequemen
und beſonders aptirten Haus, ſo lang angewieſen und exerciret
werden, biß ſie an Alter, Verſtand, Leibes-Kraͤfften und Ge-
ſchicklichkeit geſtaͤrcket, tuͤchtig ſeyn, zu ihres Landes-Herrn oder Stadt-Obrig-
keit, (welche ſie von Jugend an darzu auferzogen, und mit groſſen Koſten verpflegen
und unterrichten laſſen,) und in Summa zu des Vaterlands Dienſten die Waffen
zu tragen, und vor deſſelben Wohlfahrt und Beſchuͤtzung, wie es redlichen und
tapffern Kriegs-Leuten zuſtehet, zu ſtreiten, damit es dem Land oder der Stadt,
welche ein ſolches Seminarium angeleget, niemahls an geſchickten Soldaten und
Officiren fehlen, ſondern ſelbige ſogleich aus einer ſolchen Pflantz-Schul koͤnnen
ausgenommen, in die Guarniſ[o]nen und unter die Feld-Regimenter vertheilt, und
gegen dem Feind angefuͤhret, an ihrer, und der in Krieg gebliebenen Stelle aber
ſogleich wieder friſche nachgezogen, und alſo des Landes- oder der Stadt Kriegs-
Macht, perpetuirlich in vollkommenen guten Stand, (eben wie ein Pflantz-Gar-
ten, der jaͤhrlich ſeine Fruͤchte ausgiebet, dabey aber auch zugleich neue wieder
zuziehet, alſo daß niemahls kein Abgang daran zu ſpuͤhren ſey,) unterhalten
werden.

Hierdurch erzeiget ſich nun vornehmlich auch dieſer Nutzen, daß man ſtets
geuͤbtes Kriegs-Volck auf den Beinen hat, die jungen Anfaͤnger, unter der alten
verſuchten Soldaten ihrer Aufſicht und Anfuͤhrung erzogen, durch ſtetiges Exerciren
von Muͤßigang abgehalten, arme Knaben die geſunder Leibes-Conſtitution ſeyn.
ihren Eltern abgenommen, und in einer ſolchen Pflantz-Schul ernehret und [ge-]
kleidet, in ihren Chriſtenthum und nuͤtzlichen Kriegs-Wiſſenſchafften und Exerci-
tiis
unterrichtet, und gleichſam von der Republic zu ihren Soͤhneu adoptiret wer-
den, welches alles ohne ein ſolches Seminarium nicht geſchehen wuͤrde, da wir der

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_militare_1724/3>, abgerufen am 16.04.2024.