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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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dass 1) die verschiedenartigen zur Produktion dieser Dinge nöthigen Arbei-
ten als menschliche Arbeit gleichgelten; 2) dass das in ihrer Produk-
tion verausgabte Quantum Arbeit nach bestimmten gesellschaftlichen Gesetzen
gemessen wird, und 3) dass Schneider und Weber in ein bestimmtes gesell-
schaftliches Produktionsverhältniss
treten. Es ist eine bestimmte
gesellschaftliche Beziehung der Producenten
, worin sie ihre ver-
schiedenen nützlichen Arbeitsarten als menschliche Arbeit gleichsetzen.
Es ist nicht minder eine bestimmte gesellschaftliche Beziehung der
Producenten
, worin sie die Grösse ihrer Arbeiten durch die Zeitdauer
der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft messen
. Aber in-
nerhalb unsres Verkehrs erscheinen
ihnen diese gesellschaft-
lichen Charaktere
ihrer eignen Arbeiten als gesellschaftliche Na-
tureigenschaften
, als gegenständliche Bestimmungen der Arbeits-
produkte selbst
, die Gleichheit dermenschlichen Arbeiten als Wertheigen-
schaft
der Arbeitsprodukte, das Mass der Arbeit durch die gesellschaftlich
nothwendige Arbeitszeit als Werthgrösse der Arbeitsprodukte, endlich die gesell-
schaftliche Beziehung der Producenten durch ihre Arbeiten als Werthverhältniss
oder gesellschaftliches Verhältniss dieser Dinge, der Arbeitspro-
dukte. Eben desshalb erscheinen ihnen die Arbeitsprodukte als Waaren,
sinnlich übersinnliche oder gesellschaftliche Dinge. So stellt sich der
Lichteindruck eines Dings auf den Sehnerv nicht als subjektiver Reiz des Seh-
nervs selbst, sondern als gegenständliche Form eines Dings ausserhalb des
Auges dar. Aber beim Sehn wird wirklich Licht von einem Ding, dem äusseren
Gegenstand, auf ein andres Ding, das Auge, geworfen. Es ist ein physisches Ver-
hältniss zwischen physischen Dingen. Dagegen hat die Waarenform und das
Werthverhältniss der Arbeitsprodukte mit ihrer physischen Natur und den
daraus entspringenden dinglichen Beziehungen absolut nichts zu schaffen. Es
ist nur das bestimmte gesellschaftliche Verhältniss der Menschen
selbst, welches hier für sie die phantasmagorische Form eines Verhältnisses
von Dingen
annimmt. Um daher eine Analogie zu finden, müssen wir in die
Nebelregion der religiösen Welt flüchten. Hier erscheinen die Pro-
dukte des menschlichen Kopfes
als mit eignem Leben begabte, unter ein-
ander und mit den Menschen in Verhältniss stehende selbstständige Ge-
stalten
. So in der Waarenwelt die Produkte der menschlichen
Hand
. Diess nenne ich den Fetischismus, der sich an die Arbeitsprodukte
anklebt, sobald sie als Waaren producirt werden, der also von der Waaren-
produktion
unzertrennlich ist.

Dieser Fetischcharakter nun tritt schlagender an der Aequivalentform
als an der relativen Werthform hervor. Die relative Werthform
einer Waare ist vermittelt, nämlich durch ihr Verhältniss zu andrer
Waare. Durch diese Werthform ist der Werth der Waare als etwas von ihrem
eignen sinnlichen Dasein durchaus Unterschiednes ausgedrückt. Es
liegt darin zugleich, dass das Werthsein eine dem Ding selbst fremde Be-

dass 1) die verschiedenartigen zur Produktion dieser Dinge nöthigen Arbei-
ten als menschliche Arbeit gleichgelten; 2) dass das in ihrer Produk-
tion verausgabte Quantum Arbeit nach bestimmten gesellschaftlichen Gesetzen
gemessen wird, und 3) dass Schneider und Weber in ein bestimmtes gesell-
schaftliches Produktionsverhältniss
treten. Es ist eine bestimmte
gesellschaftliche Beziehung der Producenten
, worin sie ihre ver-
schiedenen nützlichen Arbeitsarten als menschliche Arbeit gleichsetzen.
Es ist nicht minder eine bestimmte gesellschaftliche Beziehung der
Producenten
, worin sie die Grösse ihrer Arbeiten durch die Zeitdauer
der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft messen
. Aber in-
nerhalb unsres Verkehrs erscheinen
ihnen diese gesellschaft-
lichen Charaktere
ihrer eignen Arbeiten als gesellschaftliche Na-
tureigenschaften
, als gegenständliche Bestimmungen der Arbeits-
produkte selbst
, die Gleichheit dermenschlichen Arbeiten als Wertheigen-
schaft
der Arbeitsprodukte, das Mass der Arbeit durch die gesellschaftlich
nothwendige Arbeitszeit als Werthgrösse der Arbeitsprodukte, endlich die gesell-
schaftliche Beziehung der Producenten durch ihre Arbeiten als Werthverhältniss
oder gesellschaftliches Verhältniss dieser Dinge, der Arbeitspro-
dukte. Eben desshalb erscheinen ihnen die Arbeitsprodukte als Waaren,
sinnlich übersinnliche oder gesellschaftliche Dinge. So stellt sich der
Lichteindruck eines Dings auf den Sehnerv nicht als subjektiver Reiz des Seh-
nervs selbst, sondern als gegenständliche Form eines Dings ausserhalb des
Auges dar. Aber beim Sehn wird wirklich Licht von einem Ding, dem äusseren
Gegenstand, auf ein andres Ding, das Auge, geworfen. Es ist ein physisches Ver-
hältniss zwischen physischen Dingen. Dagegen hat die Waarenform und das
Werthverhältniss der Arbeitsprodukte mit ihrer physischen Natur und den
daraus entspringenden dinglichen Beziehungen absolut nichts zu schaffen. Es
ist nur das bestimmte gesellschaftliche Verhältniss der Menschen
selbst, welches hier für sie die phantasmagorische Form eines Verhältnisses
von Dingen
annimmt. Um daher eine Analogie zu finden, müssen wir in die
Nebelregion der religiösen Welt flüchten. Hier erscheinen die Pro-
dukte des menschlichen Kopfes
als mit eignem Leben begabte, unter ein-
ander und mit den Menschen in Verhältniss stehende selbstständige Ge-
stalten
. So in der Waarenwelt die Produkte der menschlichen
Hand
. Diess nenne ich den Fetischismus, der sich an die Arbeitsprodukte
anklebt, sobald sie als Waaren producirt werden, der also von der Waaren-
produktion
unzertrennlich ist.

Dieser Fetischcharakter nun tritt schlagender an der Aequivalentform
als an der relativen Werthform hervor. Die relative Werthform
einer Waare ist vermittelt, nämlich durch ihr Verhältniss zu andrer
Waare. Durch diese Werthform ist der Werth der Waare als etwas von ihrem
eignen sinnlichen Dasein durchaus Unterschiednes ausgedrückt. Es
liegt darin zugleich, dass das Werthsein eine dem Ding selbst fremde Be-

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[774/0793] dass 1) die verschiedenartigen zur Produktion dieser Dinge nöthigen Arbei- ten als menschliche Arbeit gleichgelten; 2) dass das in ihrer Produk- tion verausgabte Quantum Arbeit nach bestimmten gesellschaftlichen Gesetzen gemessen wird, und 3) dass Schneider und Weber in ein bestimmtes gesell- schaftliches Produktionsverhältniss treten. Es ist eine bestimmte gesellschaftliche Beziehung der Producenten, worin sie ihre ver- schiedenen nützlichen Arbeitsarten als menschliche Arbeit gleichsetzen. Es ist nicht minder eine bestimmte gesellschaftliche Beziehung der Producenten, worin sie die Grösse ihrer Arbeiten durch die Zeitdauer der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft messen. Aber in- nerhalb unsres Verkehrs erscheinen ihnen diese gesellschaft- lichen Charaktere ihrer eignen Arbeiten als gesellschaftliche Na- tureigenschaften, als gegenständliche Bestimmungen der Arbeits- produkte selbst, die Gleichheit dermenschlichen Arbeiten als Wertheigen- schaft der Arbeitsprodukte, das Mass der Arbeit durch die gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit als Werthgrösse der Arbeitsprodukte, endlich die gesell- schaftliche Beziehung der Producenten durch ihre Arbeiten als Werthverhältniss oder gesellschaftliches Verhältniss dieser Dinge, der Arbeitspro- dukte. Eben desshalb erscheinen ihnen die Arbeitsprodukte als Waaren, sinnlich übersinnliche oder gesellschaftliche Dinge. So stellt sich der Lichteindruck eines Dings auf den Sehnerv nicht als subjektiver Reiz des Seh- nervs selbst, sondern als gegenständliche Form eines Dings ausserhalb des Auges dar. Aber beim Sehn wird wirklich Licht von einem Ding, dem äusseren Gegenstand, auf ein andres Ding, das Auge, geworfen. Es ist ein physisches Ver- hältniss zwischen physischen Dingen. Dagegen hat die Waarenform und das Werthverhältniss der Arbeitsprodukte mit ihrer physischen Natur und den daraus entspringenden dinglichen Beziehungen absolut nichts zu schaffen. Es ist nur das bestimmte gesellschaftliche Verhältniss der Menschen selbst, welches hier für sie die phantasmagorische Form eines Verhältnisses von Dingen annimmt. Um daher eine Analogie zu finden, müssen wir in die Nebelregion der religiösen Welt flüchten. Hier erscheinen die Pro- dukte des menschlichen Kopfes als mit eignem Leben begabte, unter ein- ander und mit den Menschen in Verhältniss stehende selbstständige Ge- stalten. So in der Waarenwelt die Produkte der menschlichen Hand. Diess nenne ich den Fetischismus, der sich an die Arbeitsprodukte anklebt, sobald sie als Waaren producirt werden, der also von der Waaren- produktion unzertrennlich ist. Dieser Fetischcharakter nun tritt schlagender an der Aequivalentform als an der relativen Werthform hervor. Die relative Werthform einer Waare ist vermittelt, nämlich durch ihr Verhältniss zu andrer Waare. Durch diese Werthform ist der Werth der Waare als etwas von ihrem eignen sinnlichen Dasein durchaus Unterschiednes ausgedrückt. Es liegt darin zugleich, dass das Werthsein eine dem Ding selbst fremde Be-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 774. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/793>, abgerufen am 25.04.2024.