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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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in das ökonomische Kauderwelsch (slang steht im Manuskript)
zurückfällt."

Dieser letztere Passus sitzt unserm Rodbertus wie angegossen.
Auch er ist befangen in den ökonomischen Kategorien wie er sie
vorfindet. Auch er tauft den Mehrwerth mit dem Namen einer
seiner verwandelten Unterformen, den er noch dazu ganz unbestimmt
macht: Rente. Das Ergebniss dieser beiden Böcke ist, dass er
wieder in das ökonomische Kauderwelsch verfällt, seinen Fortschritt
über Ricardo hinaus nicht weiter kritisch verfolgt, und statt dessen
sich verleiten lässt, seine unfertige Theorie, ehe sie noch die Eier-
schalen losgeworden, zur Grundlage einer Utopie zu machen, mit
der er wie überall zu spät kommt. Das Pamphlet erschien 1821,
und anticipirt die Rodbertus'sche "Rente" von 1842 bereits voll-
ständig.

Unser Pamphlet ist nur der äusserste Vorposten einer ganzen
Literatur, die in den zwanziger Jahren die Ricardo'sche Werth- und
Mehrwerththeorie im Interesse des Proletariats gegen die kapitalistische
Produktion kehrt, die Bourgeoisie mit ihren eignen Waffen bekämpft.
Der ganze Owen'sche Kommunismus, soweit er ökonomisch-polemisch
auftritt, stützt sich auf Ricardo. Neben ihm aber noch eine ganze
Reihe von Schriftstellern, von denen Marx schon 1847 nur einige
gegen Proudhon, Misere de la Philosophie. p. 49, anführt: Edmonds,
Thompson, Hodgskin etc., etc., "und noch vier Seiten Etcetera." Ich
greife aus dieser Unzahl von Schriften nur auf's Gerathewohl eine
heraus; An Inquiry into the Principles of the Distribution of Wealth,
most conducive to Human Happiness, by William Thompson; a new
edition. London 1850. Diese 1822 verfasste Schrift erschien zu-
erst 1827. Auch hier wird der von den nichtproducirenden Klassen
angeeignete Reichthum überall als Abzug vom Produkt des Arbeiters
bezeichnet, und das in ziemlich starken Ausdrücken. "Das beständige
Streben dessen was wir Gesellschaft nennen, bestand darin, durch
Betrug oder Beredung, durch Schrecken oder Zwang, den produkti-
ven Arbeiter zu bewegen, die Arbeit zu verrichten für den möglichst
kleinen Theil des Produkts seiner eignen Arbeit" (p. 28). "Warum
soll der Arbeiter nicht das ganze absolute Produkt seiner Arbeit
erhalten?" (p. 32.) "Diese Kompensation, die die Kapitalisten dem

in das ökonomische Kauderwelsch (slang steht im Manuskript)
zurückfällt.“

Dieser letztere Passus sitzt unserm Rodbertus wie angegossen.
Auch er ist befangen in den ökonomischen Kategorien wie er sie
vorfindet. Auch er tauft den Mehrwerth mit dem Namen einer
seiner verwandelten Unterformen, den er noch dazu ganz unbestimmt
macht: Rente. Das Ergebniss dieser beiden Böcke ist, dass er
wieder in das ökonomische Kauderwelsch verfällt, seinen Fortschritt
über Ricardo hinaus nicht weiter kritisch verfolgt, und statt dessen
sich verleiten lässt, seine unfertige Theorie, ehe sie noch die Eier-
schalen losgeworden, zur Grundlage einer Utopie zu machen, mit
der er wie überall zu spät kommt. Das Pamphlet erschien 1821,
und anticipirt die Rodbertus’sche „Rente“ von 1842 bereits voll-
ständig.

Unser Pamphlet ist nur der äusserste Vorposten einer ganzen
Literatur, die in den zwanziger Jahren die Ricardo’sche Werth- und
Mehrwerththeorie im Interesse des Proletariats gegen die kapitalistische
Produktion kehrt, die Bourgeoisie mit ihren eignen Waffen bekämpft.
Der ganze Owen’sche Kommunismus, soweit er ökonomisch-polemisch
auftritt, stützt sich auf Ricardo. Neben ihm aber noch eine ganze
Reihe von Schriftstellern, von denen Marx schon 1847 nur einige
gegen Proudhon, Misère de la Philosophie. p. 49, anführt: Edmonds,
Thompson, Hodgskin etc., etc., „und noch vier Seiten Etcetera.“ Ich
greife aus dieser Unzahl von Schriften nur auf’s Gerathewohl eine
heraus; An Inquiry into the Principles of the Distribution of Wealth,
most conducive to Human Happiness, by William Thompson; a new
edition. London 1850. Diese 1822 verfasste Schrift erschien zu-
erst 1827. Auch hier wird der von den nichtproducirenden Klassen
angeeignete Reichthum überall als Abzug vom Produkt des Arbeiters
bezeichnet, und das in ziemlich starken Ausdrücken. „Das beständige
Streben dessen was wir Gesellschaft nennen, bestand darin, durch
Betrug oder Beredung, durch Schrecken oder Zwang, den produkti-
ven Arbeiter zu bewegen, die Arbeit zu verrichten für den möglichst
kleinen Theil des Produkts seiner eignen Arbeit“ (p. 28). „Warum
soll der Arbeiter nicht das ganze absolute Produkt seiner Arbeit
erhalten?“ (p. 32.) „Diese Kompensation, die die Kapitalisten dem

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[XVI/0022] in das ökonomische Kauderwelsch (slang steht im Manuskript) zurückfällt.“ Dieser letztere Passus sitzt unserm Rodbertus wie angegossen. Auch er ist befangen in den ökonomischen Kategorien wie er sie vorfindet. Auch er tauft den Mehrwerth mit dem Namen einer seiner verwandelten Unterformen, den er noch dazu ganz unbestimmt macht: Rente. Das Ergebniss dieser beiden Böcke ist, dass er wieder in das ökonomische Kauderwelsch verfällt, seinen Fortschritt über Ricardo hinaus nicht weiter kritisch verfolgt, und statt dessen sich verleiten lässt, seine unfertige Theorie, ehe sie noch die Eier- schalen losgeworden, zur Grundlage einer Utopie zu machen, mit der er wie überall zu spät kommt. Das Pamphlet erschien 1821, und anticipirt die Rodbertus’sche „Rente“ von 1842 bereits voll- ständig. Unser Pamphlet ist nur der äusserste Vorposten einer ganzen Literatur, die in den zwanziger Jahren die Ricardo’sche Werth- und Mehrwerththeorie im Interesse des Proletariats gegen die kapitalistische Produktion kehrt, die Bourgeoisie mit ihren eignen Waffen bekämpft. Der ganze Owen’sche Kommunismus, soweit er ökonomisch-polemisch auftritt, stützt sich auf Ricardo. Neben ihm aber noch eine ganze Reihe von Schriftstellern, von denen Marx schon 1847 nur einige gegen Proudhon, Misère de la Philosophie. p. 49, anführt: Edmonds, Thompson, Hodgskin etc., etc., „und noch vier Seiten Etcetera.“ Ich greife aus dieser Unzahl von Schriften nur auf’s Gerathewohl eine heraus; An Inquiry into the Principles of the Distribution of Wealth, most conducive to Human Happiness, by William Thompson; a new edition. London 1850. Diese 1822 verfasste Schrift erschien zu- erst 1827. Auch hier wird der von den nichtproducirenden Klassen angeeignete Reichthum überall als Abzug vom Produkt des Arbeiters bezeichnet, und das in ziemlich starken Ausdrücken. „Das beständige Streben dessen was wir Gesellschaft nennen, bestand darin, durch Betrug oder Beredung, durch Schrecken oder Zwang, den produkti- ven Arbeiter zu bewegen, die Arbeit zu verrichten für den möglichst kleinen Theil des Produkts seiner eignen Arbeit“ (p. 28). „Warum soll der Arbeiter nicht das ganze absolute Produkt seiner Arbeit erhalten?“ (p. 32.) „Diese Kompensation, die die Kapitalisten dem

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. XVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/22>, abgerufen am 16.04.2024.