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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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zu füllen; sobald sie also findet, dass ein Abfluss eintritt, muss
sie sich eine Reserve sichern und entweder ihre Diskontirungen
einschränken oder Werthpapiere verkaufen." -- Die Reserve, so-
weit bloss das banking department betrachtet wird, ist Reserve
nur für die Depositen. Nach den Overstones soll das banking
department bloss als Bankier handeln, ohne Rücksicht auf die
"automatische" Notenausgabe. Aber in Zeiten wirklicher Klemme
hat das Institut, unabhängig von der Reserve des banking depart-
ment, die nur aus Noten besteht, ein sehr scharfes Auge auf den
Metallschatz, und muss es haben, wenn es nicht falliren will.
Denn im selben Maß wie der Metallschatz schwindet, schwindet
auch die Reserve von Banknoten, und niemand sollte dies besser
wissen als Herr Overstone, der dies eben durch seinen Bankakt
von 1844 so weise eingerichtet hat.



Dreiunddreissigstes Kapitel.
Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem.

"Der grosse Regulator der Geschwindigkeit der Cirkulation ist
der Kredit. Daher erklärt sich, warum eine scharfe Klemme im
Geldmarkt gewöhnlich zusammenfällt mit einer gefüllten Cirku-
lation." (The Currency Question Reviewed. p. 65.) Dies ist doppelt
zu verstehn. Einerseits sind alle Methoden, die Cirkulationsmittel
ersparen, begründet auf den Kredit. Zweitens aber: nimm z. B.
eine 500 £ Note. A gibt sie heute in Zahlung eines Wechsels
an B; B deponirt sie denselben Tag bei seinem Bankier; dieser
diskontirt noch selben Tags einen Wechsel damit für C; C zahlt
sie an seine Bank, die Bank gibt sie dem billbroker auf Vor-
schuss etc. Die Geschwindigkeit, mit der die Note hier cirkulirt,
zu Käufen oder Zahlungen dient, ist vermittelt durch die Ge-
schwindigkeit, womit sie immer wieder in der Form des Depositums
zu jemandem zurückkehrt, und in der Form des Anlehens wieder
zu jemand anders übergeht. Das blosse Oekonomisiren des Cir-
kulationsmittels erscheint am höchsten entwickelt im Clearing
House, dem blossen Austausch von fälligen Wechseln, und der
vorwiegenden Funktion des Geldes als Zahlungsmittel zum Aus-
gleich blosser Ueberschüsse. Aber das Dasein dieser Wechsel be-
ruht selbst wieder auf dem Kredit, den sich die Industriellen und
Kaufleute unter einander geben. Nimmt dieser Kredit ab, so
nimmt die Zahl der Wechsel ab, namentlich der langsichtigen,

zu füllen; sobald sie also findet, dass ein Abfluss eintritt, muss
sie sich eine Reserve sichern und entweder ihre Diskontirungen
einschränken oder Werthpapiere verkaufen.“ — Die Reserve, so-
weit bloss das banking department betrachtet wird, ist Reserve
nur für die Depositen. Nach den Overstones soll das banking
department bloss als Bankier handeln, ohne Rücksicht auf die
„automatische“ Notenausgabe. Aber in Zeiten wirklicher Klemme
hat das Institut, unabhängig von der Reserve des banking depart-
ment, die nur aus Noten besteht, ein sehr scharfes Auge auf den
Metallschatz, und muss es haben, wenn es nicht falliren will.
Denn im selben Maß wie der Metallschatz schwindet, schwindet
auch die Reserve von Banknoten, und niemand sollte dies besser
wissen als Herr Overstone, der dies eben durch seinen Bankakt
von 1844 so weise eingerichtet hat.



Dreiunddreissigstes Kapitel.
Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem.

„Der grosse Regulator der Geschwindigkeit der Cirkulation ist
der Kredit. Daher erklärt sich, warum eine scharfe Klemme im
Geldmarkt gewöhnlich zusammenfällt mit einer gefüllten Cirku-
lation.“ (The Currency Question Reviewed. p. 65.) Dies ist doppelt
zu verstehn. Einerseits sind alle Methoden, die Cirkulationsmittel
ersparen, begründet auf den Kredit. Zweitens aber: nimm z. B.
eine 500 £ Note. A gibt sie heute in Zahlung eines Wechsels
an B; B deponirt sie denselben Tag bei seinem Bankier; dieser
diskontirt noch selben Tags einen Wechsel damit für C; C zahlt
sie an seine Bank, die Bank gibt sie dem billbroker auf Vor-
schuss etc. Die Geschwindigkeit, mit der die Note hier cirkulirt,
zu Käufen oder Zahlungen dient, ist vermittelt durch die Ge-
schwindigkeit, womit sie immer wieder in der Form des Depositums
zu jemandem zurückkehrt, und in der Form des Anlehens wieder
zu jemand anders übergeht. Das blosse Oekonomisiren des Cir-
kulationsmittels erscheint am höchsten entwickelt im Clearing
House, dem blossen Austausch von fälligen Wechseln, und der
vorwiegenden Funktion des Geldes als Zahlungsmittel zum Aus-
gleich blosser Ueberschüsse. Aber das Dasein dieser Wechsel be-
ruht selbst wieder auf dem Kredit, den sich die Industriellen und
Kaufleute unter einander geben. Nimmt dieser Kredit ab, so
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[58/0067] zu füllen; sobald sie also findet, dass ein Abfluss eintritt, muss sie sich eine Reserve sichern und entweder ihre Diskontirungen einschränken oder Werthpapiere verkaufen.“ — Die Reserve, so- weit bloss das banking department betrachtet wird, ist Reserve nur für die Depositen. Nach den Overstones soll das banking department bloss als Bankier handeln, ohne Rücksicht auf die „automatische“ Notenausgabe. Aber in Zeiten wirklicher Klemme hat das Institut, unabhängig von der Reserve des banking depart- ment, die nur aus Noten besteht, ein sehr scharfes Auge auf den Metallschatz, und muss es haben, wenn es nicht falliren will. Denn im selben Maß wie der Metallschatz schwindet, schwindet auch die Reserve von Banknoten, und niemand sollte dies besser wissen als Herr Overstone, der dies eben durch seinen Bankakt von 1844 so weise eingerichtet hat. Dreiunddreissigstes Kapitel. Das Umlaufsmittel unter dem Kreditsystem. „Der grosse Regulator der Geschwindigkeit der Cirkulation ist der Kredit. Daher erklärt sich, warum eine scharfe Klemme im Geldmarkt gewöhnlich zusammenfällt mit einer gefüllten Cirku- lation.“ (The Currency Question Reviewed. p. 65.) Dies ist doppelt zu verstehn. Einerseits sind alle Methoden, die Cirkulationsmittel ersparen, begründet auf den Kredit. Zweitens aber: nimm z. B. eine 500 £ Note. A gibt sie heute in Zahlung eines Wechsels an B; B deponirt sie denselben Tag bei seinem Bankier; dieser diskontirt noch selben Tags einen Wechsel damit für C; C zahlt sie an seine Bank, die Bank gibt sie dem billbroker auf Vor- schuss etc. Die Geschwindigkeit, mit der die Note hier cirkulirt, zu Käufen oder Zahlungen dient, ist vermittelt durch die Ge- schwindigkeit, womit sie immer wieder in der Form des Depositums zu jemandem zurückkehrt, und in der Form des Anlehens wieder zu jemand anders übergeht. Das blosse Oekonomisiren des Cir- kulationsmittels erscheint am höchsten entwickelt im Clearing House, dem blossen Austausch von fälligen Wechseln, und der vorwiegenden Funktion des Geldes als Zahlungsmittel zum Aus- gleich blosser Ueberschüsse. Aber das Dasein dieser Wechsel be- ruht selbst wieder auf dem Kredit, den sich die Industriellen und Kaufleute unter einander geben. Nimmt dieser Kredit ab, so nimmt die Zahl der Wechsel ab, namentlich der langsichtigen,

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/67>, abgerufen am 28.03.2024.