Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Pastor an seine Zuhörer.
Gefall' ich euch nicht, ei so bleibt doch zu Haus,
Oder geht zu einem Andern!
Der zieht euch die Zähn' mit dem Stiefelknecht aus;
Wir sind noch von den Galantern.

Pastoral-Erfahrung.
Meine guten Bauern freuen mich sehr;
Eine "scharfe Predigt" ist ihr Begehr.
Und wenn man mir es nicht verdenkt,
Sag' ich, wie das zusammenhängt.
Sonnabend, wohl nach Elfe spat,
Im Garten stehlen sie mir den Salat;
In der Morgenkirch' mit guter Ruh'
Erwarten sie den Essig dazu;
Der Predigt Schluß fein linde sey:
Sie wollen gern auch Oel dabei.

Paſtor an ſeine Zuhörer.
Gefall' ich euch nicht, ei ſo bleibt doch zu Haus,
Oder geht zu einem Andern!
Der zieht euch die Zaͤhn' mit dem Stiefelknecht aus;
Wir ſind noch von den Galantern.

Paſtoral-Erfahrung.
Meine guten Bauern freuen mich ſehr;
Eine „ſcharfe Predigt“ iſt ihr Begehr.
Und wenn man mir es nicht verdenkt,
Sag' ich, wie das zuſammenhaͤngt.
Sonnabend, wohl nach Elfe ſpat,
Im Garten ſtehlen ſie mir den Salat;
In der Morgenkirch' mit guter Ruh'
Erwarten ſie den Eſſig dazu;
Der Predigt Schluß fein linde ſey:
Sie wollen gern auch Oel dabei.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0242" n="226"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Pa&#x017F;tor an &#x017F;eine Zuhörer.</hi><lb/>
        </head>
        <lg type="poem">
          <l>Gefall' ich euch nicht, ei &#x017F;o bleibt doch zu Haus,</l><lb/>
          <l>Oder geht zu einem Andern!</l><lb/>
          <l>Der zieht euch die Za&#x0364;hn' mit dem Stiefelknecht aus;</l><lb/>
          <l>Wir &#x017F;ind noch von den Galantern.</l><lb/>
        </lg>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Pa&#x017F;toral-Erfahrung.</hi><lb/>
        </head>
        <lg type="poem">
          <l>Meine guten Bauern freuen mich &#x017F;ehr;</l><lb/>
          <l>Eine &#x201E;&#x017F;charfe Predigt&#x201C; i&#x017F;t ihr Begehr.</l><lb/>
          <l>Und wenn man mir es nicht verdenkt,</l><lb/>
          <l>Sag' ich, wie das zu&#x017F;ammenha&#x0364;ngt.</l><lb/>
          <l>Sonnabend, wohl nach Elfe &#x017F;pat,</l><lb/>
          <l>Im Garten &#x017F;tehlen &#x017F;ie mir den Salat;</l><lb/>
          <l>In der Morgenkirch' mit guter Ruh'</l><lb/>
          <l>Erwarten &#x017F;ie den E&#x017F;&#x017F;ig dazu;</l><lb/>
          <l>Der Predigt Schluß fein linde &#x017F;ey:</l><lb/>
          <l>Sie wollen gern auch Oel dabei.</l><lb/>
        </lg>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0242] Paſtor an ſeine Zuhörer. Gefall' ich euch nicht, ei ſo bleibt doch zu Haus, Oder geht zu einem Andern! Der zieht euch die Zaͤhn' mit dem Stiefelknecht aus; Wir ſind noch von den Galantern. Paſtoral-Erfahrung. Meine guten Bauern freuen mich ſehr; Eine „ſcharfe Predigt“ iſt ihr Begehr. Und wenn man mir es nicht verdenkt, Sag' ich, wie das zuſammenhaͤngt. Sonnabend, wohl nach Elfe ſpat, Im Garten ſtehlen ſie mir den Salat; In der Morgenkirch' mit guter Ruh' Erwarten ſie den Eſſig dazu; Der Predigt Schluß fein linde ſey: Sie wollen gern auch Oel dabei.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/242
Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/242>, abgerufen am 18.04.2024.