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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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KAPITEL VII.


Der Westen vom hannibalischen Frieden bis zum
Ende der dritten Periode
.

Unter den Aemtern, mit denen Rom die italische Eid-
genossenschaft rings umgab, war eines der wichtigsten die
Provinz Ariminum oder Gallien, in deren Ordnung und Ein-
richtung man eben durch den hannibalischen Krieg unter-
brochen worden war. Es verstand sich von selbst, dass man
jetzt da fortfahren würde, wo man aufgehört hatte, und die
Kelten begriffen es wohl. Schon im Jahre des Friedens-
schlusses mit Karthago (553) hatten im Gebiet der zunächst
bedrohten Boier die Kämpfe wieder begonnen, und ein erster
Erfolg, der ihnen gegen den eilig aufgebotenen römischen
Landsturm gelang, so wie das Zureden eines karthagischen
Offiziers Hamilkar, der von Magos Expedition her in Nord-
italien zurückgeblieben war, veranlassten im folgenden Jahr
(554) eine allgemeine Schilderhebung nicht bloss der beiden
zunächst bedrohten Stämme, der Boier und Insubrer: auch
die Ligurer trieb die näher rückende Gefahr in die Waffen
und selbst die cenomanische Jugend hörte diesmal weniger
auf die Stimme ihrer vorsichtigen Behörden als auf den Noth-
ruf der bedrohten Stammgenossen. Von ,den beiden Riegeln
gegen die gallischen Züge', Placentia und Cremona ward der
erste niedergeworfen -- von der placentinischen Einwohner-
schaft retteten nicht mehr als 2000 das Leben --, der zweite
berannt. Eilig marschirten die Legionen heran um zu retten
was noch zu retten war. Vor Cremona kam es zu einer

KAPITEL VII.


Der Westen vom hannibalischen Frieden bis zum
Ende der dritten Periode
.

Unter den Aemtern, mit denen Rom die italische Eid-
genossenschaft rings umgab, war eines der wichtigsten die
Provinz Ariminum oder Gallien, in deren Ordnung und Ein-
richtung man eben durch den hannibalischen Krieg unter-
brochen worden war. Es verstand sich von selbst, daſs man
jetzt da fortfahren würde, wo man aufgehört hatte, und die
Kelten begriffen es wohl. Schon im Jahre des Friedens-
schlusses mit Karthago (553) hatten im Gebiet der zunächst
bedrohten Boier die Kämpfe wieder begonnen, und ein erster
Erfolg, der ihnen gegen den eilig aufgebotenen römischen
Landsturm gelang, so wie das Zureden eines karthagischen
Offiziers Hamilkar, der von Magos Expedition her in Nord-
italien zurückgeblieben war, veranlaſsten im folgenden Jahr
(554) eine allgemeine Schilderhebung nicht bloſs der beiden
zunächst bedrohten Stämme, der Boier und Insubrer: auch
die Ligurer trieb die näher rückende Gefahr in die Waffen
und selbst die cenomanische Jugend hörte diesmal weniger
auf die Stimme ihrer vorsichtigen Behörden als auf den Noth-
ruf der bedrohten Stammgenossen. Von ‚den beiden Riegeln
gegen die gallischen Züge‘, Placentia und Cremona ward der
erste niedergeworfen — von der placentinischen Einwohner-
schaft retteten nicht mehr als 2000 das Leben —, der zweite
berannt. Eilig marschirten die Legionen heran um zu retten
was noch zu retten war. Vor Cremona kam es zu einer

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[[484]/0498] KAPITEL VII. Der Westen vom hannibalischen Frieden bis zum Ende der dritten Periode. Unter den Aemtern, mit denen Rom die italische Eid- genossenschaft rings umgab, war eines der wichtigsten die Provinz Ariminum oder Gallien, in deren Ordnung und Ein- richtung man eben durch den hannibalischen Krieg unter- brochen worden war. Es verstand sich von selbst, daſs man jetzt da fortfahren würde, wo man aufgehört hatte, und die Kelten begriffen es wohl. Schon im Jahre des Friedens- schlusses mit Karthago (553) hatten im Gebiet der zunächst bedrohten Boier die Kämpfe wieder begonnen, und ein erster Erfolg, der ihnen gegen den eilig aufgebotenen römischen Landsturm gelang, so wie das Zureden eines karthagischen Offiziers Hamilkar, der von Magos Expedition her in Nord- italien zurückgeblieben war, veranlaſsten im folgenden Jahr (554) eine allgemeine Schilderhebung nicht bloſs der beiden zunächst bedrohten Stämme, der Boier und Insubrer: auch die Ligurer trieb die näher rückende Gefahr in die Waffen und selbst die cenomanische Jugend hörte diesmal weniger auf die Stimme ihrer vorsichtigen Behörden als auf den Noth- ruf der bedrohten Stammgenossen. Von ‚den beiden Riegeln gegen die gallischen Züge‘, Placentia und Cremona ward der erste niedergeworfen — von der placentinischen Einwohner- schaft retteten nicht mehr als 2000 das Leben —, der zweite berannt. Eilig marschirten die Legionen heran um zu retten was noch zu retten war. Vor Cremona kam es zu einer

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. [484]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/498>, abgerufen am 29.03.2024.