Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Exempel der Reimgebände.
Mich hat der blinde Zorn zu solchem Thun verleitet/
Der machet/ daß der Witz auß seinen Schrancken schreitet.
Nie kein Gott hat so entzündet/
Auch die Dindymene nicht.
Ob man zwar sich blind befindet/
Wenn uns Phoebus selbst zuspricht/
Ob uns Bacchus schon bethöret/
Ob wan/ wan man trummeln höret
Von der Corybanten Hand/
Wird von allem Witz entwand/
Kan doch Zorn ein mehres stifften/
Und uns durch und durch vergifften.
Gegensatz Antistrophe.
Zorn der schadet mannigmahl/
Mannigmahl hat Zorn verletzet.
Kein mit Fleiß geschliffen Stahl/
Hat es Mars auch selbst gewetzet/
Bricht uns so viel ab/
Stürtzet in das Grab/
Als das leichte Feuer der Sinnen
Unserm Thun kan abgewinnen.
Nicht die wiederholten Wellen/
Die um Scylla grausam bellen:
Nicht die schwefelblauen Flammen
Die Vulcanus scharrt zusammen.
Auch der Donner-Gott
Wird mit seinen Riesen-Keulen.
Gleichsahm nur zu spott
Zorn kan uns viel eh ereilen.
Promethens wie er uns aus seinem Thon geschaffen
Hat fast von iedem Thier/ von Wölffen/ Hunden/ Affen.
Ja
Exempel der Reimgebaͤnde.
Mich hat der blinde Zorn zu ſolchem Thun verleitet/
Der machet/ daß der Witz auß ſeinen Schrancken ſchreitet.
Nie kein Gott hat ſo entzuͤndet/
Auch die Dindymene nicht.
Ob man zwar ſich blind befindet/
Weñ uns Phoebus ſelbſt zuſpricht/
Ob uns Bacchus ſchon bethoͤret/
Ob wan/ wan man trum̃eln hoͤret
Von der Corybanten Hand/
Wird von allem Witz entwand/
Kan doch Zorn ein mehres ſtifften/
Und uns durch und durch vergifften.
Gegenſatz Antiſtrophe.
Zorn der ſchadet mannigmahl/
Mannigmahl hat Zorn verletzet.
Kein mit Fleiß geſchliffen Stahl/
Hat es Mars auch ſelbſt gewetzet/
Bricht uns ſo viel ab/
Stuͤrtzet in das Grab/
Als das leichte Feuer der Sinnen
Unſerm Thun kan abgewinnen.
Nicht die wiederholten Wellen/
Die um Scylla grauſam bellen:
Nicht die ſchwefelblauen Flammen
Die Vulcanus ſcharrt zuſammen.
Auch der Donner-Gott
Wird mit ſeinen Rieſen-Keulen.
Gleichſahm nur zu ſpott
Zorn kan uns viel eh ereilen.
Promethens wie er uns aus ſeinem Thon geſchaffen
Hat faſt von iedem Thier/ von Woͤlffen/ Hunden/ Affen.
Ja
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0816" n="804"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Exempel der Reimgeba&#x0364;nde.</hi> </fw><lb/>
              <l>Mich hat der blinde Zorn zu &#x017F;olchem Thun verleitet/</l><lb/>
              <l>Der machet/ daß der Witz auß &#x017F;einen Schrancken &#x017F;chreitet.</l><lb/>
              <l>Nie kein Gott hat &#x017F;o entzu&#x0364;ndet/</l><lb/>
              <l>Auch die Dindymene nicht.</l><lb/>
              <l>Ob man zwar &#x017F;ich blind befindet/</l><lb/>
              <l>Wen&#x0303; uns Phoebus &#x017F;elb&#x017F;t zu&#x017F;pricht/</l><lb/>
              <l>Ob uns Bacchus &#x017F;chon betho&#x0364;ret/</l><lb/>
              <l>Ob wan/ wan man trum&#x0303;eln ho&#x0364;ret</l><lb/>
              <l>Von der Corybanten Hand/</l><lb/>
              <l>Wird von allem Witz entwand/</l><lb/>
              <l>Kan doch Zorn ein mehres &#x017F;tifften/</l><lb/>
              <l>Und uns durch und durch vergifften.</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gegen&#x017F;atz <hi rendition="#aq">Anti&#x017F;trophe.</hi></hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Zorn der &#x017F;chadet mannigmahl/</l><lb/>
              <l>Mannigmahl hat Zorn verletzet.</l><lb/>
              <l>Kein mit Fleiß ge&#x017F;chliffen Stahl/</l><lb/>
              <l>Hat es Mars auch &#x017F;elb&#x017F;t gewetzet/</l><lb/>
              <l>Bricht uns &#x017F;o viel ab/</l><lb/>
              <l>Stu&#x0364;rtzet in das Grab/</l><lb/>
              <l>Als das leichte Feuer der Sinnen</l><lb/>
              <l>Un&#x017F;erm Thun kan abgewinnen.</l><lb/>
              <l>Nicht die wiederholten Wellen/</l><lb/>
              <l>Die um Scylla grau&#x017F;am bellen:</l><lb/>
              <l>Nicht die &#x017F;chwefelblauen Flammen</l><lb/>
              <l>Die Vulcanus &#x017F;charrt zu&#x017F;ammen.</l><lb/>
              <l>Auch der Donner-Gott</l><lb/>
              <l>Wird mit &#x017F;einen Rie&#x017F;en-Keulen.</l><lb/>
              <l>Gleich&#x017F;ahm nur zu &#x017F;pott</l><lb/>
              <l>Zorn kan uns viel eh ereilen.</l><lb/>
              <l>Promethens wie er uns aus &#x017F;einem Thon ge&#x017F;chaffen</l><lb/>
              <l>Hat fa&#x017F;t von iedem Thier/ von Wo&#x0364;lffen/ Hunden/ Affen.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ja</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[804/0816] Exempel der Reimgebaͤnde. Mich hat der blinde Zorn zu ſolchem Thun verleitet/ Der machet/ daß der Witz auß ſeinen Schrancken ſchreitet. Nie kein Gott hat ſo entzuͤndet/ Auch die Dindymene nicht. Ob man zwar ſich blind befindet/ Weñ uns Phoebus ſelbſt zuſpricht/ Ob uns Bacchus ſchon bethoͤret/ Ob wan/ wan man trum̃eln hoͤret Von der Corybanten Hand/ Wird von allem Witz entwand/ Kan doch Zorn ein mehres ſtifften/ Und uns durch und durch vergifften. Gegenſatz Antiſtrophe. Zorn der ſchadet mannigmahl/ Mannigmahl hat Zorn verletzet. Kein mit Fleiß geſchliffen Stahl/ Hat es Mars auch ſelbſt gewetzet/ Bricht uns ſo viel ab/ Stuͤrtzet in das Grab/ Als das leichte Feuer der Sinnen Unſerm Thun kan abgewinnen. Nicht die wiederholten Wellen/ Die um Scylla grauſam bellen: Nicht die ſchwefelblauen Flammen Die Vulcanus ſcharrt zuſammen. Auch der Donner-Gott Wird mit ſeinen Rieſen-Keulen. Gleichſahm nur zu ſpott Zorn kan uns viel eh ereilen. Promethens wie er uns aus ſeinem Thon geſchaffen Hat faſt von iedem Thier/ von Woͤlffen/ Hunden/ Affen. Ja

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/816
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/816>, abgerufen am 18.04.2024.