Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Namen her von purem Gold, beweißt seine
Meynung mit den goldnen Palästem aus der
irrenden Ritter Epoque, und gllaubt die
Burg hab ehedem ein goldenes oder vergol-
detes Dach gehabt, welches in alten Zei-
ten nichts ungewöhnliches gewesen sey; wie
denn Herzog Friedrich von Oesterreich, zu-
benamset mit der leeren Tasche, zu Wider-
legung dieses schimpflichen Sobriquets, auf
sein Schloß zu Jnspruck, oder wie Andre
melden, auf einen Erker desselben eim goldnes
Dach habe setzen lassen. Die Zuisammen-
setzung aus zweyen Sprachen bestcätige sei-
ne Meynung noch mehr: denn das Gold
schmelze leichter mit dem exoterischen Bey-
wort pur, als mit dem einheimischen lauter
oder gediegen zusammen; daher wären die
Luftschlösser in den Feenmährchen gewöhn-
lich von purem Golde erbaut, alber nicht
leicht werde man eins aus gediegemem Gol-
de antreffen. Welches alles sich auch wohl

hören
A 3

Namen her von purem Gold, beweißt ſeine
Meynung mit den goldnen Palaͤſtem aus der
irrenden Ritter Epoque, und gllaubt die
Burg hab ehedem ein goldenes oder vergol-
detes Dach gehabt, welches in alten Zei-
ten nichts ungewoͤhnliches geweſen ſey; wie
denn Herzog Friedrich von Oeſterreich, zu-
benamſet mit der leeren Taſche, zu Wider-
legung dieſes ſchimpflichen Sobriquets, auf
ſein Schloß zu Jnſpruck, oder wie Andre
melden, auf einen Erker deſſelben eim goldnes
Dach habe ſetzen laſſen. Die Zuiſammen-
ſetzung aus zweyen Sprachen beſtcaͤtige ſei-
ne Meynung noch mehr: denn das Gold
ſchmelze leichter mit dem exoteriſchen Bey-
wort pur, als mit dem einheimiſchen lauter
oder gediegen zuſammen; daher waͤren die
Luftſchloͤſſer in den Feenmaͤhrchen gewoͤhn-
lich von purem Golde erbaut, alber nicht
leicht werde man eins aus gediegemem Gol-
de antreffen. Welches alles ſich auch wohl

hoͤren
A 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0013" n="5"/>
Namen her von purem Gold, beweißt &#x017F;eine<lb/>
Meynung mit den goldnen Pala&#x0364;&#x017F;tem aus der<lb/>
irrenden Ritter Epoque, und gllaubt die<lb/>
Burg hab ehedem ein goldenes oder vergol-<lb/>
detes Dach gehabt, welches in alten Zei-<lb/>
ten nichts ungewo&#x0364;hnliches gewe&#x017F;en &#x017F;ey; wie<lb/>
denn Herzog Friedrich von Oe&#x017F;terreich, zu-<lb/>
benam&#x017F;et mit der leeren Ta&#x017F;che, zu Wider-<lb/>
legung die&#x017F;es &#x017F;chimpflichen Sobriquets, auf<lb/>
&#x017F;ein Schloß zu Jn&#x017F;pruck, oder wie Andre<lb/>
melden, auf einen Erker de&#x017F;&#x017F;elben eim goldnes<lb/>
Dach habe &#x017F;etzen la&#x017F;&#x017F;en. Die Zui&#x017F;ammen-<lb/>
&#x017F;etzung aus zweyen Sprachen be&#x017F;tca&#x0364;tige &#x017F;ei-<lb/>
ne Meynung noch mehr: denn das Gold<lb/>
&#x017F;chmelze leichter mit dem exoteri&#x017F;chen Bey-<lb/>
wort pur, als mit dem einheimi&#x017F;chen lauter<lb/>
oder gediegen zu&#x017F;ammen; daher wa&#x0364;ren die<lb/>
Luft&#x017F;chlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er in den Feenma&#x0364;hrchen gewo&#x0364;hn-<lb/>
lich von purem Golde erbaut, alber nicht<lb/>
leicht werde man eins aus gediegemem Gol-<lb/>
de antreffen. Welches alles &#x017F;ich auch wohl<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ho&#x0364;ren</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0013] Namen her von purem Gold, beweißt ſeine Meynung mit den goldnen Palaͤſtem aus der irrenden Ritter Epoque, und gllaubt die Burg hab ehedem ein goldenes oder vergol- detes Dach gehabt, welches in alten Zei- ten nichts ungewoͤhnliches geweſen ſey; wie denn Herzog Friedrich von Oeſterreich, zu- benamſet mit der leeren Taſche, zu Wider- legung dieſes ſchimpflichen Sobriquets, auf ſein Schloß zu Jnſpruck, oder wie Andre melden, auf einen Erker deſſelben eim goldnes Dach habe ſetzen laſſen. Die Zuiſammen- ſetzung aus zweyen Sprachen beſtcaͤtige ſei- ne Meynung noch mehr: denn das Gold ſchmelze leichter mit dem exoteriſchen Bey- wort pur, als mit dem einheimiſchen lauter oder gediegen zuſammen; daher waͤren die Luftſchloͤſſer in den Feenmaͤhrchen gewoͤhn- lich von purem Golde erbaut, alber nicht leicht werde man eins aus gediegemem Gol- de antreffen. Welches alles ſich auch wohl hoͤren A 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/13
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/13>, abgerufen am 25.04.2024.