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Der Arbeitgeber. Nr. 669. Frankfurt a. M., 25. Februar 1870.

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[Spaltenumbruch] bereits durch das Gesetz vom 11. Mai 1865 in Bezug auf Genua,
Livorno und Ancona erfolgt sei.

* Eisenbahnen. Die statist. Uebersicht über die preußischen
Eisenbahnen für das Jahr 1868 ist jetzt im Handelsministerium vol-
lendet und sind dabei zum ersten mal auch die in den neuen Landes-
theilen befindlichen Eisenbahnen hineingezogen worden. Es waren am
Schlusse des Jahres 1868 in Preußen1344 1 / 4 Meilen Eisenbahnen
im Betrieb und lange Strecken im Bau begriffen. Das Anlage-
kapital ist auf 724 Millionen Thaler angegeben. Die Zahl der
Lokomotiven betrug 3040, der Personenwagen 4934, der Güter-
wagen 65,892. Es wurden56 1 / 2 Millionen Personen und 923 Mil-
lionen Centner Güter befördert. Der Personenverkehr brachte eine
Einnahme von26 1 / 2 Millionen Thaler, der Güterverkehr von
63 1 / 2 Millionen Thaler; dazu kommen an sonstigen Einnahmeu
7 Millionen Thaler. Die Ausgaben beliefen sich auf52 1 / 2 Mill.
Thaler. Der Reservefond aller Eisenbahnen hatte am Schuß des
Jahres 1868 eine Höhe von16 2 / 3 Mill. Thlr. Es gab 9 Staats-
eisenbahnen mit einer Länge von443 1 / 4 Meilen, 4 unter Staats-
verwaltung stehende Eisenbahnen mit einer Länge von224 1 / 2 Meilen,
28 von Privatdirektionen verwaltete Eisenbahnen mit einer Länge von
676 1 / 2 Meilen. Der Bau der Eisenbahnen ist theurer geworden.
Jm Jahr 1844 kostete die Meile durchschnittlich 296,000 Thaler;
1868 dagegen kommt die Meile durchschnittlich auf 541,000 Thaler.
Es kommt dies von einer bedeutenden Steigerung der Arbeitslöhne,
von dem Bau größerer und komfortabler Bahnhöfe, von bedeutenden
Brücken, von der Anwendung der Doppelgeleise ec.

-- Die Oberschlesische Eisenbahn wird vom 1. März ab
innerhalb des gesammten von ihr verwalteten Bahnbereichs Abonne-
mentskarten für die drei ersten Wagenklassen, auf Monatsdauer von
jedem beliebigen Tage an für 15 bis 25 Hin= und Rückfahrten giltig,
einführen. Hoffentlich findet dies Vorgehen bei andern Bahnverwal-
tungen gleichfalls Nachahmung.

-- Die Verwaltung der Taunusbahn hat einen in jeder Be-
ziehung lobenswerthen Beschluß gefaßt, indem sie von jetzt ab nicht
allein für die dritte Klasse Damencoupes, sondern auch Heizung
mittelst Füllöfen einführen wird.

* Die internationale Eisenbahnkonferenz in München ist
geschlossen. Dieselbe soll zu einem befriedigenden Resultat geführt
haben, indem neue Tarife vereinbart worden sind, welche namentlich
für den Verkehr von Bayern nach Jtalien und nach dem Rhein be-
deutende Erleichterungen gegenüber den jetzt bestehenden Tarifen ge-
währen werden. Weitere Begünstigungen sollen eintreten durch Aus-
dehnung des direkten Verkehrs nach Würtemberg und Baden, sowie
nach Belgien und Holland. Die Beschlüsse der Konferenz werden
nunmehr der Genehmigung der betheiligten Verwaltungen unterbreitet.

* Kanalbau. Jn Paris hat sich eine Gesellschaft zur Aus-
führung eines Meerkanals zwischen dem atlantischen Ocean und dem
Mittelmeer auf französischem Gebiet mit einem beabsichtigten Kapital
von 550 Millionen Francs gebildet. Dieser Kanal soll den fran-
zösischen Kriegsschiffen den möglichst schnellen Zugang zu allen be-
drohten Punkten beider Meere mit Vermeidung Gibraltars ermög-
lichen, und den Segelschiffen eine einmonatliche, den Dampfschiffen
eine mehrtägige Verkürzung der Fahrt gestatten.

* Der Jstmus von Korinth. Der französischen Gesellschaft
Choller wurde die Konzession ertheilt für die Durchstechung der
Landenge von Korinth; in 18 Monaten soll der Kanal fertig sein.

* Export nach Jndien. Die Chemnitzer Fabrikanten beabsich-
tigen, mit der nächsten den Orient passirenden Fahrt des östreichischen
Lloyd einen bedeutenden Export nach Jndien einzurichten, und haben
sich deßwegen auch mit den Eisenbahn=Verwaltungen, deren Linien der
Export berühren muß, in Verbindung gesetzt.

* Californien's Goldausbeute. Jn dem zu San Francisco
erscheinenden "Commercial Herald and Market Review" vom 14. Jan.
lesen wir: "Vor zweiundzwanzig Jahren wurden zuerst größere Mengen
Gold in Californien gefunden; seitdem ist ungefähr für eine Billion
Dollars aus unseren Minen hervorgegangen, oder durchschnittlich
45 Millionen im Jahre. Jm ersten Jahre sammelte man 10 Mill.,
im zweiten 40, mit allmählichem Steigen bis 1853, wo mit 65 Mill.
der höchste Punkt erreicht ward. Seitdem hat die Ausbeute wieder
abgenommen, und mehr als im Vorjahr, nämlich 23 Millionen, ist
bisher nie erzielt worden."

* Weinhandel=Aktiengesellschaft. Jn Folge einer Anregung
der Wiener Handelskammer beabsichtigt man in Wien eine Weinhandel-
[Spaltenumbruch] Aktiengesellschaft zu gründen, welche die Herstellung von Weinhallen
unternehmen, zugleich auch berechtigt sein soll, selbst Weine zu er-
werben, Vorschüsse darauf zu geben, auktions= oder kommissionsweise
zu verkaufen. Die Hauptaufgabe der Gesellschaft aber soll die För-
derung des Exports entweder durch Errichtung von Filialen oder
Anstellung von Kommissionairen in den bedeutendsten Städten des
Auslandes sein. Endlich liegt es im Plane, die Producenten in der
Weise zu unterstützen, daß dieselben mundgerechte und exportfähige
Weine zu erzeugen im Stand sind.

Gewerbe.

* Welt=Jndustrie=Ausstellung. Das Comit e für die Welt-
Jndustrie=Ausstellung in Wien hat von dem Handelsminister v. Ple-
ner die Zusicherung jeder möglichen Unterstützung erhalten. Das
Ausstellungsgebäude soll im Prater an derselben Stelle errichtet
werden, wo die Festhalle für das deutsche Bundesschießen stand, und
für 44,000 Aussteller Raum bieten. Die Ausstellung soll im
Jahre 1873 stattfinden.

* Maschinenmarkt. Vom 19.--23. Mai ds. J. findet in
Frankfurt a. M. ein internationaler Maschinenmarkt statt. Mit
demselben ist auch eine Verloosung verbunden, die den Zweck hat,
neue Maschinen und Geräthe einzubürgern und Verbesserungen in
Haus= und Landwirthschaft in weiteren Kreisen bekannt zu machen.

* Maschinen=Ausstellung. Jn Verbindung mit der landwirth-
schaftlichen Ausstellung wird in Celle im Frühjahre eine Ausstellung
von Maschinen stattfinden.

* Gewerbemuseum in Nürnberg. Einer in der Magistrats-
sitzung vom 11. Febr. erfolgten Kundgabe zufolge sind für das in
der Gründung begriffene bayerische Gewerbemuseum bereits über
330,000 Gulden von den 500,000, welche das Jnslebentreten der
Anstalt bedingen, in Nürnberg selber zusammen gekommen ( dabei
natürlich die Beiträge der Herren v. Cramer=Klett und v. Faber,
sowie der Kommune Nürnberg inbegriffen ) . Die Zeichnungen bei
Privaten in München nehmen gleichfalls einen erfreulichen Fortgang.

* Patentwesen. Die dritte Hauptversammlung der Genossen-
schaft der Civilingenieure, welche Ende Januar in Berlin stattfand,
hat sich für den im Jahr 1863 in Braunschweig von den deutschen
Jngenieuren aufgestellten Patentgesetzentwurf ausgesprochen und dem-
selben folgenden Passaus hinzugefügt: "Jst Jemand im Stand nach-
zuweisen, daß er einen für eine andere Person patentirten Gegenstand
auch seinerseits selbständig erfunden und in der durch das betreffende
Patent charakterisirten Weise bereits ausgeführt hatte, so soll Ersterer
in der weiteren fabrikmäßigen Herstellung des betr. Gegenstandes
durch das Patentrecht des Anderen nicht behindert werden."

Technik.

* Die Entwicklung des Dampfpflugs. Max Eyth, der be-
kanntlich in der Dampfpflug=Jndustrie schon seit langer Zeit thätig,
und deßhalb gewiß kompetent in dieser Angelegenheit ist, gibt in dem
"Schw. Merk." eine interessante Skizze über die Entwicklung des
Dampfpfluges und seine jetzige Ausbreitung, der wir folgendes ent-
nehmen. Die erste Jdee, die Dampfkraft zum Pflügen zu verwenden,
ist so alt wie die Dampfmaschine selbst. Die Ausarbeitung von
Details hingegen, welche namentlich bei Agrikulturmaschinen oft das
Wichtigste der Sache sind, war der neuesten Zeit vorbehalten und
hat erst in den letzten 12 bis 15 Jahren einen Grad erreicht, welcher
dem Gedanken die praktische Lebensfähigkeit sicherte. John Fowler,
mit dessen Namen das Dampfpflügen stets verbunden bleiben wird,
konstruirte um das Jahr 1848 einen Drainirpflug und Wagen, der
die Drainageröhre, ohne Gräben zu machen, direkt durch den Boden
bohrt. Dieser Wagen wurde ursprünglich mittelst eines Manillaseils
und einer an der Anwand aufgestellten Windevorrichtung mit Pferde-
göpel über das Feld gezogen und jedesmal von direkt vorgespannten
Pferden zurückgeschleppt. -- Aus primitiven und experimentellen An-
fängen dieser Art entwickelte sich vom Jahre 1855--60 das Fow-
ler 'sche Clipdrumsystem ( Klappentrommelsystem ) . Die selbstbewegliche
Lokomobile auf der Anwand, der selbstbewegliche Anker auf der andern,

[Spaltenumbruch] bereits durch das Gesetz vom 11. Mai 1865 in Bezug auf Genua,
Livorno und Ancona erfolgt sei.

* Eisenbahnen. Die statist. Uebersicht über die preußischen
Eisenbahnen für das Jahr 1868 ist jetzt im Handelsministerium vol-
lendet und sind dabei zum ersten mal auch die in den neuen Landes-
theilen befindlichen Eisenbahnen hineingezogen worden. Es waren am
Schlusse des Jahres 1868 in Preußen1344 1 / 4 Meilen Eisenbahnen
im Betrieb und lange Strecken im Bau begriffen. Das Anlage-
kapital ist auf 724 Millionen Thaler angegeben. Die Zahl der
Lokomotiven betrug 3040, der Personenwagen 4934, der Güter-
wagen 65,892. Es wurden56 1 / 2 Millionen Personen und 923 Mil-
lionen Centner Güter befördert. Der Personenverkehr brachte eine
Einnahme von26 1 / 2 Millionen Thaler, der Güterverkehr von
63 1 / 2 Millionen Thaler; dazu kommen an sonstigen Einnahmeu
7 Millionen Thaler. Die Ausgaben beliefen sich auf52 1 / 2 Mill.
Thaler. Der Reservefond aller Eisenbahnen hatte am Schuß des
Jahres 1868 eine Höhe von16 2 / 3 Mill. Thlr. Es gab 9 Staats-
eisenbahnen mit einer Länge von443 1 / 4 Meilen, 4 unter Staats-
verwaltung stehende Eisenbahnen mit einer Länge von224 1 / 2 Meilen,
28 von Privatdirektionen verwaltete Eisenbahnen mit einer Länge von
676 1 / 2 Meilen. Der Bau der Eisenbahnen ist theurer geworden.
Jm Jahr 1844 kostete die Meile durchschnittlich 296,000 Thaler;
1868 dagegen kommt die Meile durchschnittlich auf 541,000 Thaler.
Es kommt dies von einer bedeutenden Steigerung der Arbeitslöhne,
von dem Bau größerer und komfortabler Bahnhöfe, von bedeutenden
Brücken, von der Anwendung der Doppelgeleise ec.

-- Die Oberschlesische Eisenbahn wird vom 1. März ab
innerhalb des gesammten von ihr verwalteten Bahnbereichs Abonne-
mentskarten für die drei ersten Wagenklassen, auf Monatsdauer von
jedem beliebigen Tage an für 15 bis 25 Hin= und Rückfahrten giltig,
einführen. Hoffentlich findet dies Vorgehen bei andern Bahnverwal-
tungen gleichfalls Nachahmung.

-- Die Verwaltung der Taunusbahn hat einen in jeder Be-
ziehung lobenswerthen Beschluß gefaßt, indem sie von jetzt ab nicht
allein für die dritte Klasse Damencoupés, sondern auch Heizung
mittelst Füllöfen einführen wird.

* Die internationale Eisenbahnkonferenz in München ist
geschlossen. Dieselbe soll zu einem befriedigenden Resultat geführt
haben, indem neue Tarife vereinbart worden sind, welche namentlich
für den Verkehr von Bayern nach Jtalien und nach dem Rhein be-
deutende Erleichterungen gegenüber den jetzt bestehenden Tarifen ge-
währen werden. Weitere Begünstigungen sollen eintreten durch Aus-
dehnung des direkten Verkehrs nach Würtemberg und Baden, sowie
nach Belgien und Holland. Die Beschlüsse der Konferenz werden
nunmehr der Genehmigung der betheiligten Verwaltungen unterbreitet.

* Kanalbau. Jn Paris hat sich eine Gesellschaft zur Aus-
führung eines Meerkanals zwischen dem atlantischen Ocean und dem
Mittelmeer auf französischem Gebiet mit einem beabsichtigten Kapital
von 550 Millionen Francs gebildet. Dieser Kanal soll den fran-
zösischen Kriegsschiffen den möglichst schnellen Zugang zu allen be-
drohten Punkten beider Meere mit Vermeidung Gibraltars ermög-
lichen, und den Segelschiffen eine einmonatliche, den Dampfschiffen
eine mehrtägige Verkürzung der Fahrt gestatten.

* Der Jstmus von Korinth. Der französischen Gesellschaft
Choller wurde die Konzession ertheilt für die Durchstechung der
Landenge von Korinth; in 18 Monaten soll der Kanal fertig sein.

* Export nach Jndien. Die Chemnitzer Fabrikanten beabsich-
tigen, mit der nächsten den Orient passirenden Fahrt des östreichischen
Lloyd einen bedeutenden Export nach Jndien einzurichten, und haben
sich deßwegen auch mit den Eisenbahn=Verwaltungen, deren Linien der
Export berühren muß, in Verbindung gesetzt.

* Californien's Goldausbeute. Jn dem zu San Francisco
erscheinenden „Commercial Herald and Market Review“ vom 14. Jan.
lesen wir: „Vor zweiundzwanzig Jahren wurden zuerst größere Mengen
Gold in Californien gefunden; seitdem ist ungefähr für eine Billion
Dollars aus unseren Minen hervorgegangen, oder durchschnittlich
45 Millionen im Jahre. Jm ersten Jahre sammelte man 10 Mill.,
im zweiten 40, mit allmählichem Steigen bis 1853, wo mit 65 Mill.
der höchste Punkt erreicht ward. Seitdem hat die Ausbeute wieder
abgenommen, und mehr als im Vorjahr, nämlich 23 Millionen, ist
bisher nie erzielt worden.“

* Weinhandel=Aktiengesellschaft. Jn Folge einer Anregung
der Wiener Handelskammer beabsichtigt man in Wien eine Weinhandel-
[Spaltenumbruch] Aktiengesellschaft zu gründen, welche die Herstellung von Weinhallen
unternehmen, zugleich auch berechtigt sein soll, selbst Weine zu er-
werben, Vorschüsse darauf zu geben, auktions= oder kommissionsweise
zu verkaufen. Die Hauptaufgabe der Gesellschaft aber soll die För-
derung des Exports entweder durch Errichtung von Filialen oder
Anstellung von Kommissionairen in den bedeutendsten Städten des
Auslandes sein. Endlich liegt es im Plane, die Producenten in der
Weise zu unterstützen, daß dieselben mundgerechte und exportfähige
Weine zu erzeugen im Stand sind.

Gewerbe.

* Welt=Jndustrie=Ausstellung. Das Comit é für die Welt-
Jndustrie=Ausstellung in Wien hat von dem Handelsminister v. Ple-
ner die Zusicherung jeder möglichen Unterstützung erhalten. Das
Ausstellungsgebäude soll im Prater an derselben Stelle errichtet
werden, wo die Festhalle für das deutsche Bundesschießen stand, und
für 44,000 Aussteller Raum bieten. Die Ausstellung soll im
Jahre 1873 stattfinden.

* Maschinenmarkt. Vom 19.--23. Mai ds. J. findet in
Frankfurt a. M. ein internationaler Maschinenmarkt statt. Mit
demselben ist auch eine Verloosung verbunden, die den Zweck hat,
neue Maschinen und Geräthe einzubürgern und Verbesserungen in
Haus= und Landwirthschaft in weiteren Kreisen bekannt zu machen.

* Maschinen=Ausstellung. Jn Verbindung mit der landwirth-
schaftlichen Ausstellung wird in Celle im Frühjahre eine Ausstellung
von Maschinen stattfinden.

* Gewerbemuseum in Nürnberg. Einer in der Magistrats-
sitzung vom 11. Febr. erfolgten Kundgabe zufolge sind für das in
der Gründung begriffene bayerische Gewerbemuseum bereits über
330,000 Gulden von den 500,000, welche das Jnslebentreten der
Anstalt bedingen, in Nürnberg selber zusammen gekommen ( dabei
natürlich die Beiträge der Herren v. Cramer=Klett und v. Faber,
sowie der Kommune Nürnberg inbegriffen ) . Die Zeichnungen bei
Privaten in München nehmen gleichfalls einen erfreulichen Fortgang.

* Patentwesen. Die dritte Hauptversammlung der Genossen-
schaft der Civilingenieure, welche Ende Januar in Berlin stattfand,
hat sich für den im Jahr 1863 in Braunschweig von den deutschen
Jngenieuren aufgestellten Patentgesetzentwurf ausgesprochen und dem-
selben folgenden Passaus hinzugefügt: „Jst Jemand im Stand nach-
zuweisen, daß er einen für eine andere Person patentirten Gegenstand
auch seinerseits selbständig erfunden und in der durch das betreffende
Patent charakterisirten Weise bereits ausgeführt hatte, so soll Ersterer
in der weiteren fabrikmäßigen Herstellung des betr. Gegenstandes
durch das Patentrecht des Anderen nicht behindert werden.“

Technik.

* Die Entwicklung des Dampfpflugs. Max Eyth, der be-
kanntlich in der Dampfpflug=Jndustrie schon seit langer Zeit thätig,
und deßhalb gewiß kompetent in dieser Angelegenheit ist, gibt in dem
„Schw. Merk.“ eine interessante Skizze über die Entwicklung des
Dampfpfluges und seine jetzige Ausbreitung, der wir folgendes ent-
nehmen. Die erste Jdee, die Dampfkraft zum Pflügen zu verwenden,
ist so alt wie die Dampfmaschine selbst. Die Ausarbeitung von
Details hingegen, welche namentlich bei Agrikulturmaschinen oft das
Wichtigste der Sache sind, war der neuesten Zeit vorbehalten und
hat erst in den letzten 12 bis 15 Jahren einen Grad erreicht, welcher
dem Gedanken die praktische Lebensfähigkeit sicherte. John Fowler,
mit dessen Namen das Dampfpflügen stets verbunden bleiben wird,
konstruirte um das Jahr 1848 einen Drainirpflug und Wagen, der
die Drainageröhre, ohne Gräben zu machen, direkt durch den Boden
bohrt. Dieser Wagen wurde ursprünglich mittelst eines Manillaseils
und einer an der Anwand aufgestellten Windevorrichtung mit Pferde-
göpel über das Feld gezogen und jedesmal von direkt vorgespannten
Pferden zurückgeschleppt. -- Aus primitiven und experimentellen An-
fängen dieser Art entwickelte sich vom Jahre 1855--60 das Fow-
ler 'sche Clipdrumsystem ( Klappentrommelsystem ) . Die selbstbewegliche
Lokomobile auf der Anwand, der selbstbewegliche Anker auf der andern,

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[0005] bereits durch das Gesetz vom 11. Mai 1865 in Bezug auf Genua, Livorno und Ancona erfolgt sei. * Eisenbahnen. Die statist. Uebersicht über die preußischen Eisenbahnen für das Jahr 1868 ist jetzt im Handelsministerium vol- lendet und sind dabei zum ersten mal auch die in den neuen Landes- theilen befindlichen Eisenbahnen hineingezogen worden. Es waren am Schlusse des Jahres 1868 in Preußen1344 1 / 4 Meilen Eisenbahnen im Betrieb und lange Strecken im Bau begriffen. Das Anlage- kapital ist auf 724 Millionen Thaler angegeben. Die Zahl der Lokomotiven betrug 3040, der Personenwagen 4934, der Güter- wagen 65,892. Es wurden56 1 / 2 Millionen Personen und 923 Mil- lionen Centner Güter befördert. Der Personenverkehr brachte eine Einnahme von26 1 / 2 Millionen Thaler, der Güterverkehr von 63 1 / 2 Millionen Thaler; dazu kommen an sonstigen Einnahmeu 7 Millionen Thaler. Die Ausgaben beliefen sich auf52 1 / 2 Mill. Thaler. Der Reservefond aller Eisenbahnen hatte am Schuß des Jahres 1868 eine Höhe von16 2 / 3 Mill. Thlr. Es gab 9 Staats- eisenbahnen mit einer Länge von443 1 / 4 Meilen, 4 unter Staats- verwaltung stehende Eisenbahnen mit einer Länge von224 1 / 2 Meilen, 28 von Privatdirektionen verwaltete Eisenbahnen mit einer Länge von 676 1 / 2 Meilen. Der Bau der Eisenbahnen ist theurer geworden. Jm Jahr 1844 kostete die Meile durchschnittlich 296,000 Thaler; 1868 dagegen kommt die Meile durchschnittlich auf 541,000 Thaler. Es kommt dies von einer bedeutenden Steigerung der Arbeitslöhne, von dem Bau größerer und komfortabler Bahnhöfe, von bedeutenden Brücken, von der Anwendung der Doppelgeleise ec. -- Die Oberschlesische Eisenbahn wird vom 1. März ab innerhalb des gesammten von ihr verwalteten Bahnbereichs Abonne- mentskarten für die drei ersten Wagenklassen, auf Monatsdauer von jedem beliebigen Tage an für 15 bis 25 Hin= und Rückfahrten giltig, einführen. Hoffentlich findet dies Vorgehen bei andern Bahnverwal- tungen gleichfalls Nachahmung. -- Die Verwaltung der Taunusbahn hat einen in jeder Be- ziehung lobenswerthen Beschluß gefaßt, indem sie von jetzt ab nicht allein für die dritte Klasse Damencoupés, sondern auch Heizung mittelst Füllöfen einführen wird. * Die internationale Eisenbahnkonferenz in München ist geschlossen. Dieselbe soll zu einem befriedigenden Resultat geführt haben, indem neue Tarife vereinbart worden sind, welche namentlich für den Verkehr von Bayern nach Jtalien und nach dem Rhein be- deutende Erleichterungen gegenüber den jetzt bestehenden Tarifen ge- währen werden. Weitere Begünstigungen sollen eintreten durch Aus- dehnung des direkten Verkehrs nach Würtemberg und Baden, sowie nach Belgien und Holland. Die Beschlüsse der Konferenz werden nunmehr der Genehmigung der betheiligten Verwaltungen unterbreitet. * Kanalbau. Jn Paris hat sich eine Gesellschaft zur Aus- führung eines Meerkanals zwischen dem atlantischen Ocean und dem Mittelmeer auf französischem Gebiet mit einem beabsichtigten Kapital von 550 Millionen Francs gebildet. Dieser Kanal soll den fran- zösischen Kriegsschiffen den möglichst schnellen Zugang zu allen be- drohten Punkten beider Meere mit Vermeidung Gibraltars ermög- lichen, und den Segelschiffen eine einmonatliche, den Dampfschiffen eine mehrtägige Verkürzung der Fahrt gestatten. * Der Jstmus von Korinth. Der französischen Gesellschaft Choller wurde die Konzession ertheilt für die Durchstechung der Landenge von Korinth; in 18 Monaten soll der Kanal fertig sein. * Export nach Jndien. Die Chemnitzer Fabrikanten beabsich- tigen, mit der nächsten den Orient passirenden Fahrt des östreichischen Lloyd einen bedeutenden Export nach Jndien einzurichten, und haben sich deßwegen auch mit den Eisenbahn=Verwaltungen, deren Linien der Export berühren muß, in Verbindung gesetzt. * Californien's Goldausbeute. Jn dem zu San Francisco erscheinenden „Commercial Herald and Market Review“ vom 14. Jan. lesen wir: „Vor zweiundzwanzig Jahren wurden zuerst größere Mengen Gold in Californien gefunden; seitdem ist ungefähr für eine Billion Dollars aus unseren Minen hervorgegangen, oder durchschnittlich 45 Millionen im Jahre. Jm ersten Jahre sammelte man 10 Mill., im zweiten 40, mit allmählichem Steigen bis 1853, wo mit 65 Mill. der höchste Punkt erreicht ward. Seitdem hat die Ausbeute wieder abgenommen, und mehr als im Vorjahr, nämlich 23 Millionen, ist bisher nie erzielt worden.“ * Weinhandel=Aktiengesellschaft. Jn Folge einer Anregung der Wiener Handelskammer beabsichtigt man in Wien eine Weinhandel- Aktiengesellschaft zu gründen, welche die Herstellung von Weinhallen unternehmen, zugleich auch berechtigt sein soll, selbst Weine zu er- werben, Vorschüsse darauf zu geben, auktions= oder kommissionsweise zu verkaufen. Die Hauptaufgabe der Gesellschaft aber soll die För- derung des Exports entweder durch Errichtung von Filialen oder Anstellung von Kommissionairen in den bedeutendsten Städten des Auslandes sein. Endlich liegt es im Plane, die Producenten in der Weise zu unterstützen, daß dieselben mundgerechte und exportfähige Weine zu erzeugen im Stand sind. Gewerbe. * Welt=Jndustrie=Ausstellung. Das Comit é für die Welt- Jndustrie=Ausstellung in Wien hat von dem Handelsminister v. Ple- ner die Zusicherung jeder möglichen Unterstützung erhalten. Das Ausstellungsgebäude soll im Prater an derselben Stelle errichtet werden, wo die Festhalle für das deutsche Bundesschießen stand, und für 44,000 Aussteller Raum bieten. Die Ausstellung soll im Jahre 1873 stattfinden. * Maschinenmarkt. Vom 19.--23. Mai ds. J. findet in Frankfurt a. M. ein internationaler Maschinenmarkt statt. Mit demselben ist auch eine Verloosung verbunden, die den Zweck hat, neue Maschinen und Geräthe einzubürgern und Verbesserungen in Haus= und Landwirthschaft in weiteren Kreisen bekannt zu machen. * Maschinen=Ausstellung. Jn Verbindung mit der landwirth- schaftlichen Ausstellung wird in Celle im Frühjahre eine Ausstellung von Maschinen stattfinden. * Gewerbemuseum in Nürnberg. Einer in der Magistrats- sitzung vom 11. Febr. erfolgten Kundgabe zufolge sind für das in der Gründung begriffene bayerische Gewerbemuseum bereits über 330,000 Gulden von den 500,000, welche das Jnslebentreten der Anstalt bedingen, in Nürnberg selber zusammen gekommen ( dabei natürlich die Beiträge der Herren v. Cramer=Klett und v. Faber, sowie der Kommune Nürnberg inbegriffen ) . Die Zeichnungen bei Privaten in München nehmen gleichfalls einen erfreulichen Fortgang. * Patentwesen. Die dritte Hauptversammlung der Genossen- schaft der Civilingenieure, welche Ende Januar in Berlin stattfand, hat sich für den im Jahr 1863 in Braunschweig von den deutschen Jngenieuren aufgestellten Patentgesetzentwurf ausgesprochen und dem- selben folgenden Passaus hinzugefügt: „Jst Jemand im Stand nach- zuweisen, daß er einen für eine andere Person patentirten Gegenstand auch seinerseits selbständig erfunden und in der durch das betreffende Patent charakterisirten Weise bereits ausgeführt hatte, so soll Ersterer in der weiteren fabrikmäßigen Herstellung des betr. Gegenstandes durch das Patentrecht des Anderen nicht behindert werden.“ Technik. * Die Entwicklung des Dampfpflugs. Max Eyth, der be- kanntlich in der Dampfpflug=Jndustrie schon seit langer Zeit thätig, und deßhalb gewiß kompetent in dieser Angelegenheit ist, gibt in dem „Schw. Merk.“ eine interessante Skizze über die Entwicklung des Dampfpfluges und seine jetzige Ausbreitung, der wir folgendes ent- nehmen. Die erste Jdee, die Dampfkraft zum Pflügen zu verwenden, ist so alt wie die Dampfmaschine selbst. Die Ausarbeitung von Details hingegen, welche namentlich bei Agrikulturmaschinen oft das Wichtigste der Sache sind, war der neuesten Zeit vorbehalten und hat erst in den letzten 12 bis 15 Jahren einen Grad erreicht, welcher dem Gedanken die praktische Lebensfähigkeit sicherte. John Fowler, mit dessen Namen das Dampfpflügen stets verbunden bleiben wird, konstruirte um das Jahr 1848 einen Drainirpflug und Wagen, der die Drainageröhre, ohne Gräben zu machen, direkt durch den Boden bohrt. Dieser Wagen wurde ursprünglich mittelst eines Manillaseils und einer an der Anwand aufgestellten Windevorrichtung mit Pferde- göpel über das Feld gezogen und jedesmal von direkt vorgespannten Pferden zurückgeschleppt. -- Aus primitiven und experimentellen An- fängen dieser Art entwickelte sich vom Jahre 1855--60 das Fow- ler 'sche Clipdrumsystem ( Klappentrommelsystem ) . Die selbstbewegliche Lokomobile auf der Anwand, der selbstbewegliche Anker auf der andern,

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 669. Frankfurt a. M., 25. Februar 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0669_1870/5>, abgerufen am 19.04.2024.