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Der Arbeitgeber. Nr. 698. Frankfurt a. M., 17. September 1870.

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[Spaltenumbruch] kohleneisen fast frei von Schwefel sind, enthalten Coakseisen eine je
nach der Beschaffenheit der Coaks wechselnde Menge von Schwefel.

Die englischen Roheisen sind oft sehr schwefelreich, manche ent-
halten bis 0,70 und 1,00 Prozent, welche vom Schwefel der Coaks
herrühren. Es ist erwiesen, daß schwefelhaltige Kohlen[unleserliches Material] ne schwefel-
haltige Coake ergeben. Denn die Verwandlung der erstern in Coaks
geschieht nicht unter Zutritt der Atmosphäre, welche auf die Schwefel-
verbindungen reducirend wirken könnte. Die Schwefelverbindungen
werden nur verändert. Zweifach Schwefeleisen verwandelt sich in ein-
fach Schwefeleisen.    ( Fortsetzung folgt. )

* Wasserstandszeiger. Zu den vielen Sicherheitsapparaten,
welche das Sinken des Wasserstandes in Dampfkesseln unter die ge-
stattete Grenze in auffallender Weise signalisiren, ist wieder ein neuer
hinzugekommen -- Kimball's low water indicator. Ein Rohr
taucht bis zur unteren Wasserlinie in das Kesselwasser, und ist durch
die Kesselwandung hindurch in ein außerhalb liegendes Gefäß geführt,
welches demgemäß wegen der etwas geringeren dort herrschenden
Temperatur und Spannung durch den Kesseldampfdruck mit Wasser
gefüllt erhalten wird, so lange die Mündung des Rohres selbst im
Wasser liegt. Jn dem Gefäß nun befindet sich ein an einem kleinen
Ventil aufgehängter Schwimmer; so lange der Auftrieb des Wassers
im Gefäße auf den Schwimmer wirkt, ist das Ventil geschlossen.
Sinkt aber im Kessel der Wasserspiegel unter die Rohrmündung, so
fällt das Wasser aus dem Gefäße nieder und dasselbe füllt sich mit
Dampf. Das Gewicht des nicht mehr getragenen Schwimmers öffnet
das Ventil und läßt den Dampf zu einer Signalpfeife treten, welche
selbstverständlich so lange ertönt, bis die Rohrmündung wieder unter
Wasser gesetzt ist. Als Vorzug des Apparates ist die Vermeidung
jeglicher Stopfbüchse anzuerkennen. Es ist anzunehmen, daß der auch
durch seine Einfachheit sich empfehlende Apparat sehr sicher funktio-
niren werde.

* Chinesische Bastkörbe. Ueber die Verwendung der Bastfasern,
außer den bisher gewöhnlichen Bündeln zum Reinigen der Hausge-
räthe, sind mannigfache Versuche gemacht worden. Man erprobte
diese Fasern, indem man Fußteppiche daraus flocht, deren Herstellung
jedoch eine schwierige ist. Die Chinesen erzeugen aus solchem Baste
Körbe, Tassen und Schüsseln in jeder Form und Größe. Den Grund
und die Wände liefern dünne Fourniere oder Baumrinden, darüber
wird der Bast gleichfalls mit dünnen Bastschnüren geheftet, und nach
dem Bedürfnisse und Geschmack an der Außenseite bunt bemalt. Wenn
wir unsere plump gemachten, schweren, aus Weidenruthen geflochtenen
Körbe dagegen betrachten, welche nach längerem Gebrauche nur zu
leicht brüchig werden, zudem nicht nur keine besondere Elasticität be-
sitzen, daher auch selten zur Verpackung gebrechlicher Gegenstände
dienen können, wenn wir ferner auf den Preis dieser Körbe Rücksicht
nehmen, so dürfte sich bald klar herausstellen, daß die Nachahmung
dieser Bastkörbe, von welchen eine ansehnliche Anzahl das öst-
reichische Ackerbauministerium angekauft, nicht nur deshalb wünschens-
werth wäre, weil sie eine erstaunliche Leichtigkeit, Festigkeit und
Elasticität besitzen, sondern weil deren Fabrikation bei den billigen
Bastpreisen überaus lohnend sein dürfte. Für den Transport von
zerbrechlichen Waaren, sowie auch für Kohlen u. dgl. wären Bastkörbe,
eben ihrer erreichbaren billigen Herstellung wegen, sehr zu empfehlen.

* Eine praktische Laterne für Petroleumbeleuchtung. Der
Klempnermeister Schmidt in der Neuen Neustadt bei Magdeburg
fertigt seit einiger Zeit für das genannte Brennmaterial eine aus
Glas und Blech zusammengestellte und mit Drähten ( gegen das Zer-
schlagen ) umgebene Laterne, die wir unsern Lesern hinsichtlich Zweck-
mäßigkeit und Dauerhaftigkeit ( beim billigen Preise von 2 Thalern )
nicht genug empfehlen können. Die ganze Laterne ist16 1 / 4 Zoll
hoch, hat fast 8 Zoll ( größter Durchmesser ) und ist mit zweckmäßigen
Handhaben für das Herumtragen, wie zum Anhängen an Wänden
ausgestattet. Nach längerer praktischer Erfahrung im Fabrikbetriebe
brennt die im untersten Theile der Laterne placirte Lampe reichlich
14 Stunden, reicht also für die längste Nachtarbeit aus und konsu-
mirt während dieser Zeit nicht mehr als 10 Loth Petroleum.



Erfindungs=Patente für alle Länder vermitteln Wirth & Co.
in Frankfurt a. M.

[Spaltenumbruch]
Vermischtes.

* Büreaukratischer Zopf. Das Bayreuther Tagblatt berichtet
folgendes schöne Stückchen von Beamten=Pedanterie. Die Expedition
dieses Blattes erhielt vom Gerichte in Erlangen eine Anzeige, be-
treffend den Nachlaß eines Fuhrknechtes. Die Anzeige kostete 1 fl.
6 kr., da aber aus dem ganzen Nachlaß nicht so viel gelöst wurde,
so sandte das Gericht nur17 1 / 2 kr., natürlich unfrankirt und in
Münze ein, was 12 kr. Porto verursachte, und erbat sich Quittung.
Wäre dazu Stempelpapier erforderlich gewesen, so hätte das Blatt
das Vergnügen gehabt, 1 / 2 kr. darauf zu zahlen und Papier und
Mühe gratis zu liefern.

* Napoleonische Wirthschaft. Jn der letzten Sitzung des ge-
setzgebenden Körpers in Paris, in der die sog. Mameluken Bonapart's,
welche die Opposition sonst immer niedergeschrieen, zum Schweigen
gebracht wurden, soll Buffet als Grund weshalb er das Finanz-
ministerium so rasch wieder verlassen, angegeben haben: er habe ent-
deckt, daß die Finanzminister Fould und Mayne dem Kaiser Napoleon
jährlich eine Summe von 60 Millionen zugesteckt hätten, die meist
vom Kriegsbudget gestohlen worden sei. Ob man diese Herren, die
nicht unvermögend sind, nun dafür am Ohr packt? -- Bei der
Prinzessin Mathilde, welche als die Unschuldigste zuletzt floh, soll
man die Kleinigkeit von nicht weniger als 61 Millionen gefunden
haben.

* Schulbildung in Frankreich. Unter dem vielen, höchst klas-
sischen Unsinn, den die französischen Zeitungen eben vom Stapel
lassen, befindet sich folgendes Körnchen Wahrheit, das der Charivari
bringt, eine Selbstkritik, wie sie besser nicht geliefert werden kann.
Ein französischer Bauer sitzt allein zu Haus und blickt betrübt auf
eine Zeitung, die auf dem Tische liegt. Pourquoi l'instruction n' a-
t-elle pas ete obligatoire
, ruft er: ich könnte jetzt dieses Journal
lesen, das vielleicht Nachrichten von meinem Sohne enthält.

* Faucher's Vierteljahrsschrift enthält im 29. Band eine
Reihe sehr anziehender Aufsätze zunächst von Prince=Smith über
die neueste englische Münzfrage und das Ziel der Arbeiterbewegung,
von L. Bamberger über die Aufhebung der indirekten Gemeinde-
Abgaben in Belgien, Holland und Frankreich, von K. Braun über
die Wirschafts= und Rechts=Kulturgeschichte, von O. Michaelis zur
Selbstkritik des Patentschutzes, von J. Faucher über die Herkunft
der Sprache.

* Die Franzosen in Deutschland. Unter diesem Titel ist im
Verlag von C. Fritsch in München eine Schrift erschienen, welche
sehr zeitgemäß an die Zeiten erinnert, in welcher die Franzosen unter
Napoleon I. Deutschland mit ihrer Gegenwart beglückt haben, und an
die Schmach, welche damals dem deutschen Namen zugefügt worden.
Manche interessante Parallele ist mit der Gegenwart gezogen, wie
z. B. in einzelnen Ländern man sich hartnäckig weigerte, andere als
die eigenen Verwundeten aufzunehmen. Wie sticht dagegen die Gegen-
wart ab. Sehr lehrreich ist auch die Erinnerung an den Wiener
Kongreß, wie das Volk um die Früchte seiner Siege betrogen und
alle Versprechungen nicht gehalten wurden. Möge das Volk heute
sich besser umsehen, und das viele vergossene edle Blut nicht in dy-
nastischem Jnteresse vergossen sein! -- Nicht unzweckmäßig wäre es
gewesen, wenn die Schrift noch weiter zurückgegriffen und mit der
Geschichte der Verwüstung der Pfalz, die nur kurz angeführt ist, be-
gonnen hätte.

* Zeitschrift des königl. bayrischen statistischen Bureau's.
Redigirt von Dr. Georg Mayr. Das Heft April--Juni enthält:
Statistik des bayerischen Staatshaushaltes, die Staatseinnahmen; erster
Artikel: Die direkten Steuern von W. Vocke, k. Regierungsrath.
Münzprägungen im Königreich Bayern während der Jahre 1837 --
1869 incl.; Münzfälschungen in den fünf Jahren 1865 -- 1869,
mitgetheilt vom k. Staatsministerium der Finanzen. Ein= und Aus-
wanderungen im Jahre 1868/69, verglichen mit den Durchschnitts-
ergebnissen der Perioden 1835/60 und 1860/68, mit einem Nachweis
über die Größe der Auswanderung aus allen einzelnen Verwaltungs-
Distrikten für die 7jährige Periode 1862/63--1868/69 von Dr. G.
Mayr. Nachweisungen über den Verkauf von Getreide auf den bay-
rischen Schrannen, sowie über die erzielten Durchschnittspreise für die
Monate Januar bis März 1870. Uebersicht der Produktion des
Bergwerks=, Hütten= und Salinenbetriebs in Bayern während des
Jahres 1869, verglichen mit dem Durchschnittsergebnisse der zehn-
jährigen Periode 1858/59. Literatur.

[Spaltenumbruch] kohleneisen fast frei von Schwefel sind, enthalten Coakseisen eine je
nach der Beschaffenheit der Coaks wechselnde Menge von Schwefel.

Die englischen Roheisen sind oft sehr schwefelreich, manche ent-
halten bis 0,70 und 1,00 Prozent, welche vom Schwefel der Coaks
herrühren. Es ist erwiesen, daß schwefelhaltige Kohlen[unleserliches Material] ne schwefel-
haltige Coake ergeben. Denn die Verwandlung der erstern in Coaks
geschieht nicht unter Zutritt der Atmosphäre, welche auf die Schwefel-
verbindungen reducirend wirken könnte. Die Schwefelverbindungen
werden nur verändert. Zweifach Schwefeleisen verwandelt sich in ein-
fach Schwefeleisen.    ( Fortsetzung folgt. )

* Wasserstandszeiger. Zu den vielen Sicherheitsapparaten,
welche das Sinken des Wasserstandes in Dampfkesseln unter die ge-
stattete Grenze in auffallender Weise signalisiren, ist wieder ein neuer
hinzugekommen -- Kimball's low water indicator. Ein Rohr
taucht bis zur unteren Wasserlinie in das Kesselwasser, und ist durch
die Kesselwandung hindurch in ein außerhalb liegendes Gefäß geführt,
welches demgemäß wegen der etwas geringeren dort herrschenden
Temperatur und Spannung durch den Kesseldampfdruck mit Wasser
gefüllt erhalten wird, so lange die Mündung des Rohres selbst im
Wasser liegt. Jn dem Gefäß nun befindet sich ein an einem kleinen
Ventil aufgehängter Schwimmer; so lange der Auftrieb des Wassers
im Gefäße auf den Schwimmer wirkt, ist das Ventil geschlossen.
Sinkt aber im Kessel der Wasserspiegel unter die Rohrmündung, so
fällt das Wasser aus dem Gefäße nieder und dasselbe füllt sich mit
Dampf. Das Gewicht des nicht mehr getragenen Schwimmers öffnet
das Ventil und läßt den Dampf zu einer Signalpfeife treten, welche
selbstverständlich so lange ertönt, bis die Rohrmündung wieder unter
Wasser gesetzt ist. Als Vorzug des Apparates ist die Vermeidung
jeglicher Stopfbüchse anzuerkennen. Es ist anzunehmen, daß der auch
durch seine Einfachheit sich empfehlende Apparat sehr sicher funktio-
niren werde.

* Chinesische Bastkörbe. Ueber die Verwendung der Bastfasern,
außer den bisher gewöhnlichen Bündeln zum Reinigen der Hausge-
räthe, sind mannigfache Versuche gemacht worden. Man erprobte
diese Fasern, indem man Fußteppiche daraus flocht, deren Herstellung
jedoch eine schwierige ist. Die Chinesen erzeugen aus solchem Baste
Körbe, Tassen und Schüsseln in jeder Form und Größe. Den Grund
und die Wände liefern dünne Fourniere oder Baumrinden, darüber
wird der Bast gleichfalls mit dünnen Bastschnüren geheftet, und nach
dem Bedürfnisse und Geschmack an der Außenseite bunt bemalt. Wenn
wir unsere plump gemachten, schweren, aus Weidenruthen geflochtenen
Körbe dagegen betrachten, welche nach längerem Gebrauche nur zu
leicht brüchig werden, zudem nicht nur keine besondere Elasticität be-
sitzen, daher auch selten zur Verpackung gebrechlicher Gegenstände
dienen können, wenn wir ferner auf den Preis dieser Körbe Rücksicht
nehmen, so dürfte sich bald klar herausstellen, daß die Nachahmung
dieser Bastkörbe, von welchen eine ansehnliche Anzahl das öst-
reichische Ackerbauministerium angekauft, nicht nur deshalb wünschens-
werth wäre, weil sie eine erstaunliche Leichtigkeit, Festigkeit und
Elasticität besitzen, sondern weil deren Fabrikation bei den billigen
Bastpreisen überaus lohnend sein dürfte. Für den Transport von
zerbrechlichen Waaren, sowie auch für Kohlen u. dgl. wären Bastkörbe,
eben ihrer erreichbaren billigen Herstellung wegen, sehr zu empfehlen.

* Eine praktische Laterne für Petroleumbeleuchtung. Der
Klempnermeister Schmidt in der Neuen Neustadt bei Magdeburg
fertigt seit einiger Zeit für das genannte Brennmaterial eine aus
Glas und Blech zusammengestellte und mit Drähten ( gegen das Zer-
schlagen ) umgebene Laterne, die wir unsern Lesern hinsichtlich Zweck-
mäßigkeit und Dauerhaftigkeit ( beim billigen Preise von 2 Thalern )
nicht genug empfehlen können. Die ganze Laterne ist16 1 / 4 Zoll
hoch, hat fast 8 Zoll ( größter Durchmesser ) und ist mit zweckmäßigen
Handhaben für das Herumtragen, wie zum Anhängen an Wänden
ausgestattet. Nach längerer praktischer Erfahrung im Fabrikbetriebe
brennt die im untersten Theile der Laterne placirte Lampe reichlich
14 Stunden, reicht also für die längste Nachtarbeit aus und konsu-
mirt während dieser Zeit nicht mehr als 10 Loth Petroleum.



Erfindungs=Patente für alle Länder vermitteln Wirth & Co.
in Frankfurt a. M.

[Spaltenumbruch]
Vermischtes.

* Büreaukratischer Zopf. Das Bayreuther Tagblatt berichtet
folgendes schöne Stückchen von Beamten=Pedanterie. Die Expedition
dieses Blattes erhielt vom Gerichte in Erlangen eine Anzeige, be-
treffend den Nachlaß eines Fuhrknechtes. Die Anzeige kostete 1 fl.
6 kr., da aber aus dem ganzen Nachlaß nicht so viel gelöst wurde,
so sandte das Gericht nur17 1 / 2 kr., natürlich unfrankirt und in
Münze ein, was 12 kr. Porto verursachte, und erbat sich Quittung.
Wäre dazu Stempelpapier erforderlich gewesen, so hätte das Blatt
das Vergnügen gehabt, 1 / 2 kr. darauf zu zahlen und Papier und
Mühe gratis zu liefern.

* Napoleonische Wirthschaft. Jn der letzten Sitzung des ge-
setzgebenden Körpers in Paris, in der die sog. Mameluken Bonapart's,
welche die Opposition sonst immer niedergeschrieen, zum Schweigen
gebracht wurden, soll Buffet als Grund weshalb er das Finanz-
ministerium so rasch wieder verlassen, angegeben haben: er habe ent-
deckt, daß die Finanzminister Fould und Mayne dem Kaiser Napoleon
jährlich eine Summe von 60 Millionen zugesteckt hätten, die meist
vom Kriegsbudget gestohlen worden sei. Ob man diese Herren, die
nicht unvermögend sind, nun dafür am Ohr packt? -- Bei der
Prinzessin Mathilde, welche als die Unschuldigste zuletzt floh, soll
man die Kleinigkeit von nicht weniger als 61 Millionen gefunden
haben.

* Schulbildung in Frankreich. Unter dem vielen, höchst klas-
sischen Unsinn, den die französischen Zeitungen eben vom Stapel
lassen, befindet sich folgendes Körnchen Wahrheit, das der Charivari
bringt, eine Selbstkritik, wie sie besser nicht geliefert werden kann.
Ein französischer Bauer sitzt allein zu Haus und blickt betrübt auf
eine Zeitung, die auf dem Tische liegt. Pourquoi l'instruction n' a-
t-elle pas été obligatoire
, ruft er: ich könnte jetzt dieses Journal
lesen, das vielleicht Nachrichten von meinem Sohne enthält.

* Faucher's Vierteljahrsschrift enthält im 29. Band eine
Reihe sehr anziehender Aufsätze zunächst von Prince=Smith über
die neueste englische Münzfrage und das Ziel der Arbeiterbewegung,
von L. Bamberger über die Aufhebung der indirekten Gemeinde-
Abgaben in Belgien, Holland und Frankreich, von K. Braun über
die Wirschafts= und Rechts=Kulturgeschichte, von O. Michaelis zur
Selbstkritik des Patentschutzes, von J. Faucher über die Herkunft
der Sprache.

* Die Franzosen in Deutschland. Unter diesem Titel ist im
Verlag von C. Fritsch in München eine Schrift erschienen, welche
sehr zeitgemäß an die Zeiten erinnert, in welcher die Franzosen unter
Napoleon I. Deutschland mit ihrer Gegenwart beglückt haben, und an
die Schmach, welche damals dem deutschen Namen zugefügt worden.
Manche interessante Parallele ist mit der Gegenwart gezogen, wie
z. B. in einzelnen Ländern man sich hartnäckig weigerte, andere als
die eigenen Verwundeten aufzunehmen. Wie sticht dagegen die Gegen-
wart ab. Sehr lehrreich ist auch die Erinnerung an den Wiener
Kongreß, wie das Volk um die Früchte seiner Siege betrogen und
alle Versprechungen nicht gehalten wurden. Möge das Volk heute
sich besser umsehen, und das viele vergossene edle Blut nicht in dy-
nastischem Jnteresse vergossen sein! -- Nicht unzweckmäßig wäre es
gewesen, wenn die Schrift noch weiter zurückgegriffen und mit der
Geschichte der Verwüstung der Pfalz, die nur kurz angeführt ist, be-
gonnen hätte.

* Zeitschrift des königl. bayrischen statistischen Bureau's.
Redigirt von Dr. Georg Mayr. Das Heft April--Juni enthält:
Statistik des bayerischen Staatshaushaltes, die Staatseinnahmen; erster
Artikel: Die direkten Steuern von W. Vocke, k. Regierungsrath.
Münzprägungen im Königreich Bayern während der Jahre 1837 --
1869 incl.; Münzfälschungen in den fünf Jahren 1865 -- 1869,
mitgetheilt vom k. Staatsministerium der Finanzen. Ein= und Aus-
wanderungen im Jahre 1868/69, verglichen mit den Durchschnitts-
ergebnissen der Perioden 1835/60 und 1860/68, mit einem Nachweis
über die Größe der Auswanderung aus allen einzelnen Verwaltungs-
Distrikten für die 7jährige Periode 1862/63--1868/69 von Dr. G.
Mayr. Nachweisungen über den Verkauf von Getreide auf den bay-
rischen Schrannen, sowie über die erzielten Durchschnittspreise für die
Monate Januar bis März 1870. Uebersicht der Produktion des
Bergwerks=, Hütten= und Salinenbetriebs in Bayern während des
Jahres 1869, verglichen mit dem Durchschnittsergebnisse der zehn-
jährigen Periode 1858/59. Literatur.

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[0006] kohleneisen fast frei von Schwefel sind, enthalten Coakseisen eine je nach der Beschaffenheit der Coaks wechselnde Menge von Schwefel. Die englischen Roheisen sind oft sehr schwefelreich, manche ent- halten bis 0,70 und 1,00 Prozent, welche vom Schwefel der Coaks herrühren. Es ist erwiesen, daß schwefelhaltige Kohlen_ ne schwefel- haltige Coake ergeben. Denn die Verwandlung der erstern in Coaks geschieht nicht unter Zutritt der Atmosphäre, welche auf die Schwefel- verbindungen reducirend wirken könnte. Die Schwefelverbindungen werden nur verändert. Zweifach Schwefeleisen verwandelt sich in ein- fach Schwefeleisen. ( Fortsetzung folgt. ) * Wasserstandszeiger. Zu den vielen Sicherheitsapparaten, welche das Sinken des Wasserstandes in Dampfkesseln unter die ge- stattete Grenze in auffallender Weise signalisiren, ist wieder ein neuer hinzugekommen -- Kimball's low water indicator. Ein Rohr taucht bis zur unteren Wasserlinie in das Kesselwasser, und ist durch die Kesselwandung hindurch in ein außerhalb liegendes Gefäß geführt, welches demgemäß wegen der etwas geringeren dort herrschenden Temperatur und Spannung durch den Kesseldampfdruck mit Wasser gefüllt erhalten wird, so lange die Mündung des Rohres selbst im Wasser liegt. Jn dem Gefäß nun befindet sich ein an einem kleinen Ventil aufgehängter Schwimmer; so lange der Auftrieb des Wassers im Gefäße auf den Schwimmer wirkt, ist das Ventil geschlossen. Sinkt aber im Kessel der Wasserspiegel unter die Rohrmündung, so fällt das Wasser aus dem Gefäße nieder und dasselbe füllt sich mit Dampf. Das Gewicht des nicht mehr getragenen Schwimmers öffnet das Ventil und läßt den Dampf zu einer Signalpfeife treten, welche selbstverständlich so lange ertönt, bis die Rohrmündung wieder unter Wasser gesetzt ist. Als Vorzug des Apparates ist die Vermeidung jeglicher Stopfbüchse anzuerkennen. Es ist anzunehmen, daß der auch durch seine Einfachheit sich empfehlende Apparat sehr sicher funktio- niren werde. * Chinesische Bastkörbe. Ueber die Verwendung der Bastfasern, außer den bisher gewöhnlichen Bündeln zum Reinigen der Hausge- räthe, sind mannigfache Versuche gemacht worden. Man erprobte diese Fasern, indem man Fußteppiche daraus flocht, deren Herstellung jedoch eine schwierige ist. Die Chinesen erzeugen aus solchem Baste Körbe, Tassen und Schüsseln in jeder Form und Größe. Den Grund und die Wände liefern dünne Fourniere oder Baumrinden, darüber wird der Bast gleichfalls mit dünnen Bastschnüren geheftet, und nach dem Bedürfnisse und Geschmack an der Außenseite bunt bemalt. Wenn wir unsere plump gemachten, schweren, aus Weidenruthen geflochtenen Körbe dagegen betrachten, welche nach längerem Gebrauche nur zu leicht brüchig werden, zudem nicht nur keine besondere Elasticität be- sitzen, daher auch selten zur Verpackung gebrechlicher Gegenstände dienen können, wenn wir ferner auf den Preis dieser Körbe Rücksicht nehmen, so dürfte sich bald klar herausstellen, daß die Nachahmung dieser Bastkörbe, von welchen eine ansehnliche Anzahl das öst- reichische Ackerbauministerium angekauft, nicht nur deshalb wünschens- werth wäre, weil sie eine erstaunliche Leichtigkeit, Festigkeit und Elasticität besitzen, sondern weil deren Fabrikation bei den billigen Bastpreisen überaus lohnend sein dürfte. Für den Transport von zerbrechlichen Waaren, sowie auch für Kohlen u. dgl. wären Bastkörbe, eben ihrer erreichbaren billigen Herstellung wegen, sehr zu empfehlen. * Eine praktische Laterne für Petroleumbeleuchtung. Der Klempnermeister Schmidt in der Neuen Neustadt bei Magdeburg fertigt seit einiger Zeit für das genannte Brennmaterial eine aus Glas und Blech zusammengestellte und mit Drähten ( gegen das Zer- schlagen ) umgebene Laterne, die wir unsern Lesern hinsichtlich Zweck- mäßigkeit und Dauerhaftigkeit ( beim billigen Preise von 2 Thalern ) nicht genug empfehlen können. Die ganze Laterne ist16 1 / 4 Zoll hoch, hat fast 8 Zoll ( größter Durchmesser ) und ist mit zweckmäßigen Handhaben für das Herumtragen, wie zum Anhängen an Wänden ausgestattet. Nach längerer praktischer Erfahrung im Fabrikbetriebe brennt die im untersten Theile der Laterne placirte Lampe reichlich 14 Stunden, reicht also für die längste Nachtarbeit aus und konsu- mirt während dieser Zeit nicht mehr als 10 Loth Petroleum. Erfindungs=Patente für alle Länder vermitteln Wirth & Co. in Frankfurt a. M. Vermischtes. * Büreaukratischer Zopf. Das Bayreuther Tagblatt berichtet folgendes schöne Stückchen von Beamten=Pedanterie. Die Expedition dieses Blattes erhielt vom Gerichte in Erlangen eine Anzeige, be- treffend den Nachlaß eines Fuhrknechtes. Die Anzeige kostete 1 fl. 6 kr., da aber aus dem ganzen Nachlaß nicht so viel gelöst wurde, so sandte das Gericht nur17 1 / 2 kr., natürlich unfrankirt und in Münze ein, was 12 kr. Porto verursachte, und erbat sich Quittung. Wäre dazu Stempelpapier erforderlich gewesen, so hätte das Blatt das Vergnügen gehabt, 1 / 2 kr. darauf zu zahlen und Papier und Mühe gratis zu liefern. * Napoleonische Wirthschaft. Jn der letzten Sitzung des ge- setzgebenden Körpers in Paris, in der die sog. Mameluken Bonapart's, welche die Opposition sonst immer niedergeschrieen, zum Schweigen gebracht wurden, soll Buffet als Grund weshalb er das Finanz- ministerium so rasch wieder verlassen, angegeben haben: er habe ent- deckt, daß die Finanzminister Fould und Mayne dem Kaiser Napoleon jährlich eine Summe von 60 Millionen zugesteckt hätten, die meist vom Kriegsbudget gestohlen worden sei. Ob man diese Herren, die nicht unvermögend sind, nun dafür am Ohr packt? -- Bei der Prinzessin Mathilde, welche als die Unschuldigste zuletzt floh, soll man die Kleinigkeit von nicht weniger als 61 Millionen gefunden haben. * Schulbildung in Frankreich. Unter dem vielen, höchst klas- sischen Unsinn, den die französischen Zeitungen eben vom Stapel lassen, befindet sich folgendes Körnchen Wahrheit, das der Charivari bringt, eine Selbstkritik, wie sie besser nicht geliefert werden kann. Ein französischer Bauer sitzt allein zu Haus und blickt betrübt auf eine Zeitung, die auf dem Tische liegt. Pourquoi l'instruction n' a- t-elle pas été obligatoire, ruft er: ich könnte jetzt dieses Journal lesen, das vielleicht Nachrichten von meinem Sohne enthält. * Faucher's Vierteljahrsschrift enthält im 29. Band eine Reihe sehr anziehender Aufsätze zunächst von Prince=Smith über die neueste englische Münzfrage und das Ziel der Arbeiterbewegung, von L. Bamberger über die Aufhebung der indirekten Gemeinde- Abgaben in Belgien, Holland und Frankreich, von K. Braun über die Wirschafts= und Rechts=Kulturgeschichte, von O. Michaelis zur Selbstkritik des Patentschutzes, von J. Faucher über die Herkunft der Sprache. * Die Franzosen in Deutschland. Unter diesem Titel ist im Verlag von C. Fritsch in München eine Schrift erschienen, welche sehr zeitgemäß an die Zeiten erinnert, in welcher die Franzosen unter Napoleon I. Deutschland mit ihrer Gegenwart beglückt haben, und an die Schmach, welche damals dem deutschen Namen zugefügt worden. Manche interessante Parallele ist mit der Gegenwart gezogen, wie z. B. in einzelnen Ländern man sich hartnäckig weigerte, andere als die eigenen Verwundeten aufzunehmen. Wie sticht dagegen die Gegen- wart ab. Sehr lehrreich ist auch die Erinnerung an den Wiener Kongreß, wie das Volk um die Früchte seiner Siege betrogen und alle Versprechungen nicht gehalten wurden. Möge das Volk heute sich besser umsehen, und das viele vergossene edle Blut nicht in dy- nastischem Jnteresse vergossen sein! -- Nicht unzweckmäßig wäre es gewesen, wenn die Schrift noch weiter zurückgegriffen und mit der Geschichte der Verwüstung der Pfalz, die nur kurz angeführt ist, be- gonnen hätte. * Zeitschrift des königl. bayrischen statistischen Bureau's. Redigirt von Dr. Georg Mayr. Das Heft April--Juni enthält: Statistik des bayerischen Staatshaushaltes, die Staatseinnahmen; erster Artikel: Die direkten Steuern von W. Vocke, k. Regierungsrath. Münzprägungen im Königreich Bayern während der Jahre 1837 -- 1869 incl.; Münzfälschungen in den fünf Jahren 1865 -- 1869, mitgetheilt vom k. Staatsministerium der Finanzen. Ein= und Aus- wanderungen im Jahre 1868/69, verglichen mit den Durchschnitts- ergebnissen der Perioden 1835/60 und 1860/68, mit einem Nachweis über die Größe der Auswanderung aus allen einzelnen Verwaltungs- Distrikten für die 7jährige Periode 1862/63--1868/69 von Dr. G. Mayr. Nachweisungen über den Verkauf von Getreide auf den bay- rischen Schrannen, sowie über die erzielten Durchschnittspreise für die Monate Januar bis März 1870. Uebersicht der Produktion des Bergwerks=, Hütten= und Salinenbetriebs in Bayern während des Jahres 1869, verglichen mit dem Durchschnittsergebnisse der zehn- jährigen Periode 1858/59. Literatur.

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 698. Frankfurt a. M., 17. September 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0698_1870/6>, abgerufen am 24.04.2024.