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Badener Zeitung. Nr. 27, Baden (Niederösterreich), 04.01.1908.

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Nr. 27. Mittwoch Badener Zeitung 1. April 1908.

[Spaltenumbruch] zu beschäftigen und daß gerade die Theateraffäre
mein besonderes Interesse weckte, findet seine Begrün-
dung wohl in dem Umstande, daß ich durch meinen
früheren Beruf nicht nur Gelegenheit hatte, die ge-
samte dramatische Literatur wie selten jemand kennen
zu lernen, sondern daß ich auch mit dem ganzen
Theaterleben enge Fühlung hatte und mir dadurch
jene Erfahrungen erholte, die mir wohl einigermaßen
das Recht einräumen, auch in unserer Theater-An-
gelegenheit ein Wort mitsprechen zu können!

Ich sende diese Worte voraus, um damit zu
motivieren, wieso ich seit Jahr und Tag bemüht war,
zuerst im Kreise meiner Bekannten und dann, nachdem
sich das "vorbereitende Komitee" gebildet, im Vereine
mit diesem für den Neubau eines Theaters Interesse
zu erwecken.

Es bedarf keiner besonders genauen Beurteilung
der mit dem Fortbestande des bisherigen Theaters
verbundenen Verhältnisse, um daran zu erkennen, daß
aus Rücksicht der persönlichen Sicherheit an eine
Dauer der bestehenden Zustände nicht gedacht werden
sollte! Ich will es nicht versuchen, ein Schreckbild
zu malen, aber wenn man daran denkt, daß die
schmale Stiege, die die Hauptverbindung zwischen dem
Logengange und der Gallerie bildet, allein schon ge-
eignet ist, eine unglaubliche Katastrophe herbeizu-
führen; wenn man weiter berücksichtigt, daß die
hölzerne zum Museum führende Stiege gewiß keine
Gewähr zu sicherem Entkommen bietet, daß das
Logenpublikum im zweiten Range auf der einen Seite
sich durch die angesammelten Galleriebesucher durch-
drängen muß und dadurch, daß die Kenntnis der
zweiten Stiege, da selbe für das Hinaufgehen nicht
geöffnet wird (!), dem Publikum nicht so geläufig ist
und dieses daher immer auch nur der vorerwähnten
schmalen Stiege zustürmen würde, so dürfte aus
diesen wenigen Mißständen allein schon die Notwen-
digkeit eines neuen Theaters erhellen. Wenn auch seit
dem Brande am Ring und des Stadttheaters seitens
der Behörden strenge Maßnahmen getroffen und die
alten Theater durch Anbringung von Notausgängen
und Stiegen nach Tunlichkeit gesichert erscheinen und
solche auch bei unserem Theater angebracht wurden,
so sind diese eben Notbehelfe. Diese aber -- da Ge-
wohnheit und die Anhänglichkeit an ein altes, liebge-
wonnenes Haus das nötige dazu beiträgt -- bringen
eine Art Sicherheitsgefühl und Beruhigung mit sich
und lassen alle die vorerwähnten Mißstände vergessen.

So kommt es, daß von mancher Seite mit einer
Seelenruhe versichert wird: "Wenn das Haus so
lange gestanden hat, wird es mit Gottes Hilfe auch
noch weiter stehen!"

Sehen wir also von dieser äußersten Gefahr
ab und betrachten die Verhältnisse etwas näher, wie
sich solche im Innern des Hauses bemerkbar machen.
In allen Räumen im Parterre, den Logen und auf
den Gallerien zieht es, daß man rheumatisch werden
muß, und dies in einer Stadt, in der Kranke ihren
Rheumatismus los zu werden hoffen. Da keine Gar-
derobe vorhanden ist -- denn der kleine Winkel, der
eine solche vorstellen soll, kann ja unmöglich so ge-
nannt werden -- müssen die Theaterbesucher mit den
Ueberkleidern sitzen und versucht einer oder der andere
seinen Rock abzulegen, holt er ihn nach dem ersten
Akt wieder, damit er sich vor Kälte und Zug schütze.
Daher kommt es auch, daß man es nicht notwendig
findet, besondere Toilette zu machen. Das mag ja
und ist ja auch ganz gemütlich. Ob aber so mancher
Geschäftsmann es nicht lieber sehen würde, wenn
das Theater in Gesellschaftstoilette besucht würde,
anstatt daß man in Pelz und Ueberrock sitzen muß,
möchte doch dahingestellt bleiben! Die Heizungs- und
Beleuchtungs-Einrichtungen entsprechen gewiß nicht
der Jetztzeit! Die Temperatur im Hause ist manchmal
unleidlich und ist dieses ausverkauft, macht sich ein
oft atembeklemmender Odeur bemerkbar. Daß die
mitwirkenden Künstler unter diesen Verhältnissen
enorm zu leiden haben, ist wohl selbstverständlich
und ist es dann kein Wunder, wenn der Tenorist
heiser oder die eine oder die andere Dame ver-
schnupft ist.

Der Staub ist aus diesen Räumen trotz aller
Mühe nicht zu entfernen und ist es vorgekommen,
daß Damen aus den Logen anstatt ihrer lichten
Bluse ein von Schmutz und durch das Abfärben der
Tapete verursachtes, unsagbar vielfärbiges Toilette-
stück nachhause brachten!

Wir hören, wie so mancher beim Lesen dieser
Zeilen sagen wird: "Na, so schlimm ist es nicht",
und doch ist es so!

Man darf nur nicht Gevatter Storch spielen
und den Kopf zwischen die Beine stecken, sondern mit
offenen Augen sehen wollen und man wird sich von
der Wahrheit des Vorgesagten überzeugen!


[Spaltenumbruch]

So mancher wird vielleicht sagen, es sei nicht
recht, diese Uebelstände so offen darzulegen, es sei
vielleicht nicht patriotisch, nicht im Interesse der
Stadt, den Finger auf die Wunden zu drücken. Ich
aber erkenne gerade hierin den rechten Weg, der zum
Ziele führen soll! Wenn jemand den Mut hat, Kritik
zu üben, dann muß er auch die Energie besitzen,
das Kind beim rechten Namen zu nennen und seiner
Ueberzeugung Ausdruck zu geben. Es ist ja leichter
und angenehmer, nach dem bekannten Sprichwort zu
handeln: "Ich sage nicht so und nicht so, damit es
nicht heißt, ich habe so oder so gesagt", aber es
gehört nicht zu meiner Gepflogenheit, hinter dem
Berge zu halten und deshalb sage ich: "Heraus mit
der Sprache, wie es jedem unabhängigen Manne
ziemt!"

Und nun will ich auf den Vorwurf reagieren,
der wiederholt gemacht wurde, als ob die ganze
Theaterangelegenheit "übereilt" und sogar unüberlegt
betrieben worden wäre.

Um diesem Vorwurfe begegnen zu können, muß
ich der Arbeit und reiflichen Erwägungen gedenken,
welche das vorbereitende Theaterbaukomitee vollzogen
hat. --




(Fortsetzung folgt.)

Sehr geehrter Herr Redakteur!

Bauend auf Ihre bekannte Liebenswürdigkeit,
bitte ich höflichst, folgenden Zeilen in Ihrem ge-
schätzten Blatte Aufnahme zu gewähren:

Der Lenz scheint nun allen Ernstes seinen Ein-
zug gehalten zu haben, der erfreute Blick merkt es
an verschiedenen Anzeichen. Die Lampenpfähle im Park
sind frisch angestrichen, die Bänke wurden aus den
Winterstandorten an ihre gewohnten Sommerplätze
gestellt und am 1. April wird die Vorsaison mit
Musik eröffnet. Für dies alles wurde vorgesorgt;
woran aber die berufenen Faktoren ganz vergessen
haben, daß sind die Straßenverhältnisse um Baden
herum. Wenn man die Kurgäste schon am 1. April
in den lieblichen Kurort locken will, dann muß nicht
nur der Park, sondern auch anderes fix und fertig
sein; dazu gehören auch die Straßen.

Auf einer Wagenfahrt zur Cholerakapelle ist man
der Gesahr ausgesetzt, die Seekrankheit oder
eine Gehirnerschütterung zu bekommen; der
Zustand der Straße ist tatsächlich ein derartiger,
daß auch ein nicht gerade zimperlicher Mensch eine
Wagenfahrt hier als Tortur empfindet, wenn er
das "Vergnügen" nicht lieber schon beim Sacher oder
beim Durchbruch aufgibt. Wozu hat Baden denn eine
Straßenwalze und sind die Straßeneinräumer vielleicht
alle auf Urlaub? In anderen Weltkurorten, unter
die Baden ja immer eingereiht sein will, findet man
nicht nur die Aerarialstraßen, sondern auch die Be-
zirksstraßen glatt wie ein Billard. Daß aber die am
empfindlichsten davon Betroffenen, die Fiakerbesitzer,
ein solches Reibeisen für ihre Pneumatiks und
Gummiräder ruhig und wortlos hinnehmen, setzt mich
in größtes Erstaunen.

Mit bestem Dank hochachtungsvoll





Das neue Heim der k. k. Bezirkshaupt-
mannschaft.

Neulich bewunderten einige Gäste aus
Wien das ehemalige Zentral-Hotel, lobten dessen An-
lage, dessen großen Vorgarten (den Bahnpark!) und
den palastähnlichen Bau. "Ja, das ist jetzt unsere
Bezirkshauptmannschaft mit dem Steueramte", erklärte
ein Badener. "So! und ihr habt keinen Adler daran?"
"O ja, einen kleinen Doppeladler haben wir schon,
aber der thront bescheiden über einem Nebentürl!" --
Die Wiener gaben nun ihrer Meinung Ausdruck:
An die Front gehöre ein großer goldener Doppel-
adler mit allen Emblemen, daß er allen Ankommen-
den von weitem entgegenleuchte. Wir meinen auch,
daß die Verwaltung der Bezirkshauptmannschaft dies
ausführen könnte. "Wenn schon, denn schon!" Es
befinden sich ja auch die Räumlichkeiten des k. k.
Steueramtes in diesem prunkvollen Gebäude und es
ist sehr wichtig, daß der "gern" Steuern zahlende
Staatsbürger das weiß! Natürlich dürfen diese, wenn
auch der große Doppeladler sie nicht lockt, mit dem
Zahlen nicht streiken; denn das würde böse Folgen
nach sich ziehen.

Neue Entwässerungs-Kanalisierung.

Ehedem strömten bei starken Regengüssen alle Wasser-
massen von der Welzergasse und der Trostgasse in der
Franzensstraße, Ecke der Boldrinigasse zusammen und
inundierten die vor der Hebung der Straße gebauten
Häuser von Sukfülls Winzerhause an bis zum Eck-
hause des Herrn Lehrers Hammerschmied. In der
Weinberggasse wurde im verflossenen Jahre ein Ab-
[Spaltenumbruch] zugskanal geschaffen und so einerseits Abhilfe gebracht.
Jetzt werden anschließend an die Sandfänge in der
Welzergasse längs der rechtseitigen Häuserzeile bis in
den Hauptsammelkanal Abzugsrohre gelegt werden,
damit die für die Hausbesitzer unangenehme Kalamität
behoben werde. Freilich leidet der freie Verkehr dar-
unter, doch hofft der Unternehmer in zirka drei Wochen
die Arbeit, die ja nur von Strecke zu Strecke aus-
geführt werden kann, zu vollenden. Damit wird auch
diesmal ein langjähriges Uebel beseitigt werden und,
wenn die präliminierten Pflasterungen und Wegever-
besserungen baldigst durchgeführt werden, wird Baden
sich nicht zu beklagen haben, wozu es bisher leider
nur zu oft Grund gehabt hat.

Bericht über den Fleischmarkt

am
24. März 1908. Die Zufuhr betrug: 350 Kilo
Rindfleisch, 85 Stück Kälber, 184 Stück Schweine,
1 Stück Schaf, 5 Stück Lämmer, 5 Stück Kitze,
-- Stück Fasan, -- Stück Rebhühner, -- Schnepfe,
-- Stück Wildente, -- Stück Rehe, -- Stück Hasen,
-- Stück Hühner. Die Preise sind folgende: Rind-
fleisch per Kilo von K 1·08 bis 1·30, Kalbfleisch
per Kilo von 1·08 bis 1·36, Schweinefleisch per Kilo
von 1·14 bis 1·24, Schafe per Kilo von 1·12 bis
--·--, Lämmer per Stück 9·--, Kitze 7·--.

Lokal-Nachrichten.
-- Todesfall.

Montag starb hier die Haus-
besitzerin Frau Franziska Dangl im 56. Lebens-
jahre.

-- Der Vortrag des Prof. A. Sobota
über "Kaiserjubiläum und Sozialreform"

findet Donnerstag, den 2. April, um 5 Uhr abends,
am Lyzeum statt.

-- Probefahrt mit Automobil-Last-
wägen.

Gestern Dienstag fand eine Probefahrt oder
richtiger gesagt Rekognoszierungsfahrt mit Postauto-
mobilen auf der projektierten Strecke Baden-Heiligen-
kreuz-Alland-Klausen-Leopoldsdorf mit zwei Automobil-
Omnibuswägen statt. Der eine davon war mit 1700
(14 Personen), der andere mit 2000 Kilo (20 Personen)
belastet. An der Fahrt, die über Heiligenkreuz nach
Alland und Klausen-Leopoldsdorf und zurück nach Baden
ging, nahmen seitens des Aerars Sektionschef v. Wagner
und Hofrat v. Posch, ferner Verwaltungsräte der
"Fiatwerke", Bezirkshauptmann Freiherr v. Egger,
Prälat Pöck vom Stifte Heiligenkreuz, Bürgermeister
Dr. Treuner, Vizebürgermeister Gall und die
Bürgermeister von Heiligenkreuz, Alland und Klausen-
Leopoldsdorf teil. Es wurde auf der Fahrt konstatiert,
daß der sogenannte Heiligenkreuzerberg von beiden
Seiten selbst mit dem schwächeren Motorwagen mit
Leichtigkeit genommen werden konnte. Die Fahrt von
Baden nach Klausen-Leopoldsdorf beanspruchte die
Zeit von nicht ganz Stunden.

-- Obstbaukurs.

An der Landes-Winter-
schule zu Gumpoldskirchen findet vom 7--11 April
ein unentgeltlicher Obstbaukurs für Obstzüchter
und Gartenbesitzer statt. Anmeldungen sind an die
Direktion zu richten.

-- Im Kurparke.

Am Montag, als die
Sonne so warm herniederstrahlte, sah man im Parke
die Vorbereitungen zur Eröffnung der Vorsaison.
Zunächst erscheint der Musikpavillon, seiner Winter-
hülle entblößt, in vielversprechendem Schimmer. Die
neugestrichenen glänzenden Bänke sind wieder aufge-
stellt und paradieren einladend in den Haupt- und
Nebenalleen. Sie wurden auch am Montag mittags
ausgenützt, wie überhaupt in den Alleen reges Leben
herrschte. Die Grätzinlicht-Lampen wurden ausgehängt,
die Wege, die durch das Neulegen der Gasrohre
etwas holperig geworden sind, wurden geebnet und
besandet. Auch der Kaffeepavillon bekommt eine Neu-
angliederung, die einem größeren Zuspruche genügen
soll. Die Bergwege sind im besten Zustande und an
der Herstellung der Blumenanlagen wird eifrig ge-
arbeitet. Dazu plätschert der Krupkabach und der
Wasserfall und singen die Amseln, Finken, Meisen
und Drosseln. Ein neues Leben beginnt. Das summen
die Bienen, die sich von den Frühlingsblumen den
Blütenstaub und den Honigseim holen. Auch Schmet-
terlinge beleben die Anlagen und eine heiter blickende
Menge von luft- und sonnenlichtbedürftigen Menschen-
kindern genießt die Frühlingsahnung. Möge es doch
so bleiben und mögen uns die drohenden Nebel und
Bergwolken mit feuchtkalten Ueberraschungen verschonen.

-- Der März.

So wie wir den Vorfrühling
gewünscht hätten, war er uns nicht gegönnt; denn
der Lenzmoat brachte uns manch' Ungemach. Er war
unbeständig, launenhaft, zeigte uns bisweilen Sonnen-
schein, meist Nebel und Wolken, oft Wind und
Schneetreiben. Die letzten Tage gab er sich Mühe,
uns ein gutes Andenken zu hinterlassen und wir

Nr. 27. Mittwoch Badener Zeitung 1. April 1908.

[Spaltenumbruch] zu beſchäftigen und daß gerade die Theateraffäre
mein beſonderes Intereſſe weckte, findet ſeine Begrün-
dung wohl in dem Umſtande, daß ich durch meinen
früheren Beruf nicht nur Gelegenheit hatte, die ge-
ſamte dramatiſche Literatur wie ſelten jemand kennen
zu lernen, ſondern daß ich auch mit dem ganzen
Theaterleben enge Fühlung hatte und mir dadurch
jene Erfahrungen erholte, die mir wohl einigermaßen
das Recht einräumen, auch in unſerer Theater-An-
gelegenheit ein Wort mitſprechen zu können!

Ich ſende dieſe Worte voraus, um damit zu
motivieren, wieſo ich ſeit Jahr und Tag bemüht war,
zuerſt im Kreiſe meiner Bekannten und dann, nachdem
ſich das „vorbereitende Komitee“ gebildet, im Vereine
mit dieſem für den Neubau eines Theaters Intereſſe
zu erwecken.

Es bedarf keiner beſonders genauen Beurteilung
der mit dem Fortbeſtande des bisherigen Theaters
verbundenen Verhältniſſe, um daran zu erkennen, daß
aus Rückſicht der perſönlichen Sicherheit an eine
Dauer der beſtehenden Zuſtände nicht gedacht werden
ſollte! Ich will es nicht verſuchen, ein Schreckbild
zu malen, aber wenn man daran denkt, daß die
ſchmale Stiege, die die Hauptverbindung zwiſchen dem
Logengange und der Gallerie bildet, allein ſchon ge-
eignet iſt, eine unglaubliche Kataſtrophe herbeizu-
führen; wenn man weiter berückſichtigt, daß die
hölzerne zum Muſeum führende Stiege gewiß keine
Gewähr zu ſicherem Entkommen bietet, daß das
Logenpublikum im zweiten Range auf der einen Seite
ſich durch die angeſammelten Galleriebeſucher durch-
drängen muß und dadurch, daß die Kenntnis der
zweiten Stiege, da ſelbe für das Hinaufgehen nicht
geöffnet wird (!), dem Publikum nicht ſo geläufig iſt
und dieſes daher immer auch nur der vorerwähnten
ſchmalen Stiege zuſtürmen würde, ſo dürfte aus
dieſen wenigen Mißſtänden allein ſchon die Notwen-
digkeit eines neuen Theaters erhellen. Wenn auch ſeit
dem Brande am Ring und des Stadttheaters ſeitens
der Behörden ſtrenge Maßnahmen getroffen und die
alten Theater durch Anbringung von Notausgängen
und Stiegen nach Tunlichkeit geſichert erſcheinen und
ſolche auch bei unſerem Theater angebracht wurden,
ſo ſind dieſe eben Notbehelfe. Dieſe aber — da Ge-
wohnheit und die Anhänglichkeit an ein altes, liebge-
wonnenes Haus das nötige dazu beiträgt — bringen
eine Art Sicherheitsgefühl und Beruhigung mit ſich
und laſſen alle die vorerwähnten Mißſtände vergeſſen.

So kommt es, daß von mancher Seite mit einer
Seelenruhe verſichert wird: „Wenn das Haus ſo
lange geſtanden hat, wird es mit Gottes Hilfe auch
noch weiter ſtehen!“

Sehen wir alſo von dieſer äußerſten Gefahr
ab und betrachten die Verhältniſſe etwas näher, wie
ſich ſolche im Innern des Hauſes bemerkbar machen.
In allen Räumen im Parterre, den Logen und auf
den Gallerien zieht es, daß man rheumatiſch werden
muß, und dies in einer Stadt, in der Kranke ihren
Rheumatismus los zu werden hoffen. Da keine Gar-
derobe vorhanden iſt — denn der kleine Winkel, der
eine ſolche vorſtellen ſoll, kann ja unmöglich ſo ge-
nannt werden — müſſen die Theaterbeſucher mit den
Ueberkleidern ſitzen und verſucht einer oder der andere
ſeinen Rock abzulegen, holt er ihn nach dem erſten
Akt wieder, damit er ſich vor Kälte und Zug ſchütze.
Daher kommt es auch, daß man es nicht notwendig
findet, beſondere Toilette zu machen. Das mag ja
und iſt ja auch ganz gemütlich. Ob aber ſo mancher
Geſchäftsmann es nicht lieber ſehen würde, wenn
das Theater in Geſellſchaftstoilette beſucht würde,
anſtatt daß man in Pelz und Ueberrock ſitzen muß,
möchte doch dahingeſtellt bleiben! Die Heizungs- und
Beleuchtungs-Einrichtungen entſprechen gewiß nicht
der Jetztzeit! Die Temperatur im Hauſe iſt manchmal
unleidlich und iſt dieſes ausverkauft, macht ſich ein
oft atembeklemmender Odeur bemerkbar. Daß die
mitwirkenden Künſtler unter dieſen Verhältniſſen
enorm zu leiden haben, iſt wohl ſelbſtverſtändlich
und iſt es dann kein Wunder, wenn der Tenoriſt
heiſer oder die eine oder die andere Dame ver-
ſchnupft iſt.

Der Staub iſt aus dieſen Räumen trotz aller
Mühe nicht zu entfernen und iſt es vorgekommen,
daß Damen aus den Logen anſtatt ihrer lichten
Bluſe ein von Schmutz und durch das Abfärben der
Tapete verurſachtes, unſagbar vielfärbiges Toilette-
ſtück nachhauſe brachten!

Wir hören, wie ſo mancher beim Leſen dieſer
Zeilen ſagen wird: „Na, ſo ſchlimm iſt es nicht“,
und doch iſt es ſo!

Man darf nur nicht Gevatter Storch ſpielen
und den Kopf zwiſchen die Beine ſtecken, ſondern mit
offenen Augen ſehen wollen und man wird ſich von
der Wahrheit des Vorgeſagten überzeugen!


[Spaltenumbruch]

So mancher wird vielleicht ſagen, es ſei nicht
recht, dieſe Uebelſtände ſo offen darzulegen, es ſei
vielleicht nicht patriotiſch, nicht im Intereſſe der
Stadt, den Finger auf die Wunden zu drücken. Ich
aber erkenne gerade hierin den rechten Weg, der zum
Ziele führen ſoll! Wenn jemand den Mut hat, Kritik
zu üben, dann muß er auch die Energie beſitzen,
das Kind beim rechten Namen zu nennen und ſeiner
Ueberzeugung Ausdruck zu geben. Es iſt ja leichter
und angenehmer, nach dem bekannten Sprichwort zu
handeln: „Ich ſage nicht ſo und nicht ſo, damit es
nicht heißt, ich habe ſo oder ſo geſagt“, aber es
gehört nicht zu meiner Gepflogenheit, hinter dem
Berge zu halten und deshalb ſage ich: „Heraus mit
der Sprache, wie es jedem unabhängigen Manne
ziemt!“

Und nun will ich auf den Vorwurf reagieren,
der wiederholt gemacht wurde, als ob die ganze
Theaterangelegenheit „übereilt“ und ſogar unüberlegt
betrieben worden wäre.

Um dieſem Vorwurfe begegnen zu können, muß
ich der Arbeit und reiflichen Erwägungen gedenken,
welche das vorbereitende Theaterbaukomitee vollzogen
hat. —




(Fortſetzung folgt.)

Sehr geehrter Herr Redakteur!

Bauend auf Ihre bekannte Liebenswürdigkeit,
bitte ich höflichſt, folgenden Zeilen in Ihrem ge-
ſchätzten Blatte Aufnahme zu gewähren:

Der Lenz ſcheint nun allen Ernſtes ſeinen Ein-
zug gehalten zu haben, der erfreute Blick merkt es
an verſchiedenen Anzeichen. Die Lampenpfähle im Park
ſind friſch angeſtrichen, die Bänke wurden aus den
Winterſtandorten an ihre gewohnten Sommerplätze
geſtellt und am 1. April wird die Vorſaiſon mit
Muſik eröffnet. Für dies alles wurde vorgeſorgt;
woran aber die berufenen Faktoren ganz vergeſſen
haben, daß ſind die Straßenverhältniſſe um Baden
herum. Wenn man die Kurgäſte ſchon am 1. April
in den lieblichen Kurort locken will, dann muß nicht
nur der Park, ſondern auch anderes fix und fertig
ſein; dazu gehören auch die Straßen.

Auf einer Wagenfahrt zur Cholerakapelle iſt man
der Geſahr ausgeſetzt, die Seekrankheit oder
eine Gehirnerſchütterung zu bekommen; der
Zuſtand der Straße iſt tatſächlich ein derartiger,
daß auch ein nicht gerade zimperlicher Menſch eine
Wagenfahrt hier als Tortur empfindet, wenn er
das „Vergnügen“ nicht lieber ſchon beim Sacher oder
beim Durchbruch aufgibt. Wozu hat Baden denn eine
Straßenwalze und ſind die Straßeneinräumer vielleicht
alle auf Urlaub? In anderen Weltkurorten, unter
die Baden ja immer eingereiht ſein will, findet man
nicht nur die Aerarialſtraßen, ſondern auch die Be-
zirksſtraßen glatt wie ein Billard. Daß aber die am
empfindlichſten davon Betroffenen, die Fiakerbeſitzer,
ein ſolches Reibeiſen für ihre Pneumatiks und
Gummiräder ruhig und wortlos hinnehmen, ſetzt mich
in größtes Erſtaunen.

Mit beſtem Dank hochachtungsvoll





Das neue Heim der k. k. Bezirkshaupt-
mannſchaft.

Neulich bewunderten einige Gäſte aus
Wien das ehemalige Zentral-Hotel, lobten deſſen An-
lage, deſſen großen Vorgarten (den Bahnpark!) und
den palaſtähnlichen Bau. „Ja, das iſt jetzt unſere
Bezirkshauptmannſchaft mit dem Steueramte“, erklärte
ein Badener. „So! und ihr habt keinen Adler daran?“
„O ja, einen kleinen Doppeladler haben wir ſchon,
aber der thront beſcheiden über einem Nebentürl!“ —
Die Wiener gaben nun ihrer Meinung Ausdruck:
An die Front gehöre ein großer goldener Doppel-
adler mit allen Emblemen, daß er allen Ankommen-
den von weitem entgegenleuchte. Wir meinen auch,
daß die Verwaltung der Bezirkshauptmannſchaft dies
ausführen könnte. „Wenn ſchon, denn ſchon!“ Es
befinden ſich ja auch die Räumlichkeiten des k. k.
Steueramtes in dieſem prunkvollen Gebäude und es
iſt ſehr wichtig, daß der „gern“ Steuern zahlende
Staatsbürger das weiß! Natürlich dürfen dieſe, wenn
auch der große Doppeladler ſie nicht lockt, mit dem
Zahlen nicht ſtreiken; denn das würde böſe Folgen
nach ſich ziehen.

Neue Entwäſſerungs-Kanaliſierung.

Ehedem ſtrömten bei ſtarken Regengüſſen alle Waſſer-
maſſen von der Welzergaſſe und der Troſtgaſſe in der
Franzensſtraße, Ecke der Boldrinigaſſe zuſammen und
inundierten die vor der Hebung der Straße gebauten
Häuſer von Sukfülls Winzerhauſe an bis zum Eck-
hauſe des Herrn Lehrers Hammerſchmied. In der
Weinberggaſſe wurde im verfloſſenen Jahre ein Ab-
[Spaltenumbruch] zugskanal geſchaffen und ſo einerſeits Abhilfe gebracht.
Jetzt werden anſchließend an die Sandfänge in der
Welzergaſſe längs der rechtſeitigen Häuſerzeile bis in
den Hauptſammelkanal Abzugsrohre gelegt werden,
damit die für die Hausbeſitzer unangenehme Kalamität
behoben werde. Freilich leidet der freie Verkehr dar-
unter, doch hofft der Unternehmer in zirka drei Wochen
die Arbeit, die ja nur von Strecke zu Strecke aus-
geführt werden kann, zu vollenden. Damit wird auch
diesmal ein langjähriges Uebel beſeitigt werden und,
wenn die präliminierten Pflaſterungen und Wegever-
beſſerungen baldigſt durchgeführt werden, wird Baden
ſich nicht zu beklagen haben, wozu es bisher leider
nur zu oft Grund gehabt hat.

Bericht über den Fleiſchmarkt

am
24. März 1908. Die Zufuhr betrug: 350 Kilo
Rindfleiſch, 85 Stück Kälber, 184 Stück Schweine,
1 Stück Schaf, 5 Stück Lämmer, 5 Stück Kitze,
— Stück Faſan, — Stück Rebhühner, — Schnepfe,
— Stück Wildente, — Stück Rehe, — Stück Haſen,
— Stück Hühner. Die Preiſe ſind folgende: Rind-
fleiſch per Kilo von K 1·08 bis 1·30, Kalbfleiſch
per Kilo von 1·08 bis 1·36, Schweinefleiſch per Kilo
von 1·14 bis 1·24, Schafe per Kilo von 1·12 bis
—·—, Lämmer per Stück 9·—, Kitze 7·—.

Lokal-Nachrichten.
Todesfall.

Montag ſtarb hier die Haus-
beſitzerin Frau Franziska Dangl im 56. Lebens-
jahre.

Der Vortrag des Prof. A. Sobota
über „Kaiſerjubiläum und Sozialreform“

findet Donnerstag, den 2. April, um 5 Uhr abends,
am Lyzeum ſtatt.

Probefahrt mit Automobil-Laſt-
wägen.

Geſtern Dienstag fand eine Probefahrt oder
richtiger geſagt Rekognoszierungsfahrt mit Poſtauto-
mobilen auf der projektierten Strecke Baden-Heiligen-
kreuz-Alland-Klauſen-Leopoldsdorf mit zwei Automobil-
Omnibuswägen ſtatt. Der eine davon war mit 1700
(14 Perſonen), der andere mit 2000 Kilo (20 Perſonen)
belaſtet. An der Fahrt, die über Heiligenkreuz nach
Alland und Klauſen-Leopoldsdorf und zurück nach Baden
ging, nahmen ſeitens des Aerars Sektionschef v. Wagner
und Hofrat v. Poſch, ferner Verwaltungsräte der
„Fiatwerke“, Bezirkshauptmann Freiherr v. Egger,
Prälat Pöck vom Stifte Heiligenkreuz, Bürgermeiſter
Dr. Treuner, Vizebürgermeiſter Gall und die
Bürgermeiſter von Heiligenkreuz, Alland und Klauſen-
Leopoldsdorf teil. Es wurde auf der Fahrt konſtatiert,
daß der ſogenannte Heiligenkreuzerberg von beiden
Seiten ſelbſt mit dem ſchwächeren Motorwagen mit
Leichtigkeit genommen werden konnte. Die Fahrt von
Baden nach Klauſen-Leopoldsdorf beanſpruchte die
Zeit von nicht ganz Stunden.

Obſtbaukurs.

An der Landes-Winter-
ſchule zu Gumpoldskirchen findet vom 7—11 April
ein unentgeltlicher Obſtbaukurs für Obſtzüchter
und Gartenbeſitzer ſtatt. Anmeldungen ſind an die
Direktion zu richten.

Im Kurparke.

Am Montag, als die
Sonne ſo warm herniederſtrahlte, ſah man im Parke
die Vorbereitungen zur Eröffnung der Vorſaiſon.
Zunächſt erſcheint der Muſikpavillon, ſeiner Winter-
hülle entblößt, in vielverſprechendem Schimmer. Die
neugeſtrichenen glänzenden Bänke ſind wieder aufge-
ſtellt und paradieren einladend in den Haupt- und
Nebenalleen. Sie wurden auch am Montag mittags
ausgenützt, wie überhaupt in den Alleen reges Leben
herrſchte. Die Grätzinlicht-Lampen wurden ausgehängt,
die Wege, die durch das Neulegen der Gasrohre
etwas holperig geworden ſind, wurden geebnet und
beſandet. Auch der Kaffeepavillon bekommt eine Neu-
angliederung, die einem größeren Zuſpruche genügen
ſoll. Die Bergwege ſind im beſten Zuſtande und an
der Herſtellung der Blumenanlagen wird eifrig ge-
arbeitet. Dazu plätſchert der Krupkabach und der
Waſſerfall und ſingen die Amſeln, Finken, Meiſen
und Droſſeln. Ein neues Leben beginnt. Das ſummen
die Bienen, die ſich von den Frühlingsblumen den
Blütenſtaub und den Honigſeim holen. Auch Schmet-
terlinge beleben die Anlagen und eine heiter blickende
Menge von luft- und ſonnenlichtbedürftigen Menſchen-
kindern genießt die Frühlingsahnung. Möge es doch
ſo bleiben und mögen uns die drohenden Nebel und
Bergwolken mit feuchtkalten Ueberraſchungen verſchonen.

Der März.

So wie wir den Vorfrühling
gewünſcht hätten, war er uns nicht gegönnt; denn
der Lenzmoat brachte uns manch’ Ungemach. Er war
unbeſtändig, launenhaft, zeigte uns bisweilen Sonnen-
ſchein, meiſt Nebel und Wolken, oft Wind und
Schneetreiben. Die letzten Tage gab er ſich Mühe,
uns ein gutes Andenken zu hinterlaſſen und wir

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[3/0003] Nr. 27. Mittwoch Badener Zeitung 1. April 1908. zu beſchäftigen und daß gerade die Theateraffäre mein beſonderes Intereſſe weckte, findet ſeine Begrün- dung wohl in dem Umſtande, daß ich durch meinen früheren Beruf nicht nur Gelegenheit hatte, die ge- ſamte dramatiſche Literatur wie ſelten jemand kennen zu lernen, ſondern daß ich auch mit dem ganzen Theaterleben enge Fühlung hatte und mir dadurch jene Erfahrungen erholte, die mir wohl einigermaßen das Recht einräumen, auch in unſerer Theater-An- gelegenheit ein Wort mitſprechen zu können! Ich ſende dieſe Worte voraus, um damit zu motivieren, wieſo ich ſeit Jahr und Tag bemüht war, zuerſt im Kreiſe meiner Bekannten und dann, nachdem ſich das „vorbereitende Komitee“ gebildet, im Vereine mit dieſem für den Neubau eines Theaters Intereſſe zu erwecken. Es bedarf keiner beſonders genauen Beurteilung der mit dem Fortbeſtande des bisherigen Theaters verbundenen Verhältniſſe, um daran zu erkennen, daß aus Rückſicht der perſönlichen Sicherheit an eine Dauer der beſtehenden Zuſtände nicht gedacht werden ſollte! Ich will es nicht verſuchen, ein Schreckbild zu malen, aber wenn man daran denkt, daß die ſchmale Stiege, die die Hauptverbindung zwiſchen dem Logengange und der Gallerie bildet, allein ſchon ge- eignet iſt, eine unglaubliche Kataſtrophe herbeizu- führen; wenn man weiter berückſichtigt, daß die hölzerne zum Muſeum führende Stiege gewiß keine Gewähr zu ſicherem Entkommen bietet, daß das Logenpublikum im zweiten Range auf der einen Seite ſich durch die angeſammelten Galleriebeſucher durch- drängen muß und dadurch, daß die Kenntnis der zweiten Stiege, da ſelbe für das Hinaufgehen nicht geöffnet wird (!), dem Publikum nicht ſo geläufig iſt und dieſes daher immer auch nur der vorerwähnten ſchmalen Stiege zuſtürmen würde, ſo dürfte aus dieſen wenigen Mißſtänden allein ſchon die Notwen- digkeit eines neuen Theaters erhellen. Wenn auch ſeit dem Brande am Ring und des Stadttheaters ſeitens der Behörden ſtrenge Maßnahmen getroffen und die alten Theater durch Anbringung von Notausgängen und Stiegen nach Tunlichkeit geſichert erſcheinen und ſolche auch bei unſerem Theater angebracht wurden, ſo ſind dieſe eben Notbehelfe. Dieſe aber — da Ge- wohnheit und die Anhänglichkeit an ein altes, liebge- wonnenes Haus das nötige dazu beiträgt — bringen eine Art Sicherheitsgefühl und Beruhigung mit ſich und laſſen alle die vorerwähnten Mißſtände vergeſſen. So kommt es, daß von mancher Seite mit einer Seelenruhe verſichert wird: „Wenn das Haus ſo lange geſtanden hat, wird es mit Gottes Hilfe auch noch weiter ſtehen!“ Sehen wir alſo von dieſer äußerſten Gefahr ab und betrachten die Verhältniſſe etwas näher, wie ſich ſolche im Innern des Hauſes bemerkbar machen. In allen Räumen im Parterre, den Logen und auf den Gallerien zieht es, daß man rheumatiſch werden muß, und dies in einer Stadt, in der Kranke ihren Rheumatismus los zu werden hoffen. Da keine Gar- derobe vorhanden iſt — denn der kleine Winkel, der eine ſolche vorſtellen ſoll, kann ja unmöglich ſo ge- nannt werden — müſſen die Theaterbeſucher mit den Ueberkleidern ſitzen und verſucht einer oder der andere ſeinen Rock abzulegen, holt er ihn nach dem erſten Akt wieder, damit er ſich vor Kälte und Zug ſchütze. Daher kommt es auch, daß man es nicht notwendig findet, beſondere Toilette zu machen. Das mag ja und iſt ja auch ganz gemütlich. Ob aber ſo mancher Geſchäftsmann es nicht lieber ſehen würde, wenn das Theater in Geſellſchaftstoilette beſucht würde, anſtatt daß man in Pelz und Ueberrock ſitzen muß, möchte doch dahingeſtellt bleiben! Die Heizungs- und Beleuchtungs-Einrichtungen entſprechen gewiß nicht der Jetztzeit! Die Temperatur im Hauſe iſt manchmal unleidlich und iſt dieſes ausverkauft, macht ſich ein oft atembeklemmender Odeur bemerkbar. Daß die mitwirkenden Künſtler unter dieſen Verhältniſſen enorm zu leiden haben, iſt wohl ſelbſtverſtändlich und iſt es dann kein Wunder, wenn der Tenoriſt heiſer oder die eine oder die andere Dame ver- ſchnupft iſt. Der Staub iſt aus dieſen Räumen trotz aller Mühe nicht zu entfernen und iſt es vorgekommen, daß Damen aus den Logen anſtatt ihrer lichten Bluſe ein von Schmutz und durch das Abfärben der Tapete verurſachtes, unſagbar vielfärbiges Toilette- ſtück nachhauſe brachten! Wir hören, wie ſo mancher beim Leſen dieſer Zeilen ſagen wird: „Na, ſo ſchlimm iſt es nicht“, und doch iſt es ſo! Man darf nur nicht Gevatter Storch ſpielen und den Kopf zwiſchen die Beine ſtecken, ſondern mit offenen Augen ſehen wollen und man wird ſich von der Wahrheit des Vorgeſagten überzeugen! So mancher wird vielleicht ſagen, es ſei nicht recht, dieſe Uebelſtände ſo offen darzulegen, es ſei vielleicht nicht patriotiſch, nicht im Intereſſe der Stadt, den Finger auf die Wunden zu drücken. Ich aber erkenne gerade hierin den rechten Weg, der zum Ziele führen ſoll! Wenn jemand den Mut hat, Kritik zu üben, dann muß er auch die Energie beſitzen, das Kind beim rechten Namen zu nennen und ſeiner Ueberzeugung Ausdruck zu geben. Es iſt ja leichter und angenehmer, nach dem bekannten Sprichwort zu handeln: „Ich ſage nicht ſo und nicht ſo, damit es nicht heißt, ich habe ſo oder ſo geſagt“, aber es gehört nicht zu meiner Gepflogenheit, hinter dem Berge zu halten und deshalb ſage ich: „Heraus mit der Sprache, wie es jedem unabhängigen Manne ziemt!“ Und nun will ich auf den Vorwurf reagieren, der wiederholt gemacht wurde, als ob die ganze Theaterangelegenheit „übereilt“ und ſogar unüberlegt betrieben worden wäre. Um dieſem Vorwurfe begegnen zu können, muß ich der Arbeit und reiflichen Erwägungen gedenken, welche das vorbereitende Theaterbaukomitee vollzogen hat. — (Fortſetzung folgt.) Sehr geehrter Herr Redakteur! Bauend auf Ihre bekannte Liebenswürdigkeit, bitte ich höflichſt, folgenden Zeilen in Ihrem ge- ſchätzten Blatte Aufnahme zu gewähren: Der Lenz ſcheint nun allen Ernſtes ſeinen Ein- zug gehalten zu haben, der erfreute Blick merkt es an verſchiedenen Anzeichen. Die Lampenpfähle im Park ſind friſch angeſtrichen, die Bänke wurden aus den Winterſtandorten an ihre gewohnten Sommerplätze geſtellt und am 1. April wird die Vorſaiſon mit Muſik eröffnet. Für dies alles wurde vorgeſorgt; woran aber die berufenen Faktoren ganz vergeſſen haben, daß ſind die Straßenverhältniſſe um Baden herum. Wenn man die Kurgäſte ſchon am 1. April in den lieblichen Kurort locken will, dann muß nicht nur der Park, ſondern auch anderes fix und fertig ſein; dazu gehören auch die Straßen. Auf einer Wagenfahrt zur Cholerakapelle iſt man der Geſahr ausgeſetzt, die Seekrankheit oder eine Gehirnerſchütterung zu bekommen; der Zuſtand der Straße iſt tatſächlich ein derartiger, daß auch ein nicht gerade zimperlicher Menſch eine Wagenfahrt hier als Tortur empfindet, wenn er das „Vergnügen“ nicht lieber ſchon beim Sacher oder beim Durchbruch aufgibt. Wozu hat Baden denn eine Straßenwalze und ſind die Straßeneinräumer vielleicht alle auf Urlaub? In anderen Weltkurorten, unter die Baden ja immer eingereiht ſein will, findet man nicht nur die Aerarialſtraßen, ſondern auch die Be- zirksſtraßen glatt wie ein Billard. Daß aber die am empfindlichſten davon Betroffenen, die Fiakerbeſitzer, ein ſolches Reibeiſen für ihre Pneumatiks und Gummiräder ruhig und wortlos hinnehmen, ſetzt mich in größtes Erſtaunen. Mit beſtem Dank hochachtungsvoll Eha. Baden, am 30. März 1908. Das neue Heim der k. k. Bezirkshaupt- mannſchaft. Neulich bewunderten einige Gäſte aus Wien das ehemalige Zentral-Hotel, lobten deſſen An- lage, deſſen großen Vorgarten (den Bahnpark!) und den palaſtähnlichen Bau. „Ja, das iſt jetzt unſere Bezirkshauptmannſchaft mit dem Steueramte“, erklärte ein Badener. „So! und ihr habt keinen Adler daran?“ „O ja, einen kleinen Doppeladler haben wir ſchon, aber der thront beſcheiden über einem Nebentürl!“ — Die Wiener gaben nun ihrer Meinung Ausdruck: An die Front gehöre ein großer goldener Doppel- adler mit allen Emblemen, daß er allen Ankommen- den von weitem entgegenleuchte. Wir meinen auch, daß die Verwaltung der Bezirkshauptmannſchaft dies ausführen könnte. „Wenn ſchon, denn ſchon!“ Es befinden ſich ja auch die Räumlichkeiten des k. k. Steueramtes in dieſem prunkvollen Gebäude und es iſt ſehr wichtig, daß der „gern“ Steuern zahlende Staatsbürger das weiß! Natürlich dürfen dieſe, wenn auch der große Doppeladler ſie nicht lockt, mit dem Zahlen nicht ſtreiken; denn das würde böſe Folgen nach ſich ziehen. Neue Entwäſſerungs-Kanaliſierung. Ehedem ſtrömten bei ſtarken Regengüſſen alle Waſſer- maſſen von der Welzergaſſe und der Troſtgaſſe in der Franzensſtraße, Ecke der Boldrinigaſſe zuſammen und inundierten die vor der Hebung der Straße gebauten Häuſer von Sukfülls Winzerhauſe an bis zum Eck- hauſe des Herrn Lehrers Hammerſchmied. In der Weinberggaſſe wurde im verfloſſenen Jahre ein Ab- zugskanal geſchaffen und ſo einerſeits Abhilfe gebracht. Jetzt werden anſchließend an die Sandfänge in der Welzergaſſe längs der rechtſeitigen Häuſerzeile bis in den Hauptſammelkanal Abzugsrohre gelegt werden, damit die für die Hausbeſitzer unangenehme Kalamität behoben werde. Freilich leidet der freie Verkehr dar- unter, doch hofft der Unternehmer in zirka drei Wochen die Arbeit, die ja nur von Strecke zu Strecke aus- geführt werden kann, zu vollenden. Damit wird auch diesmal ein langjähriges Uebel beſeitigt werden und, wenn die präliminierten Pflaſterungen und Wegever- beſſerungen baldigſt durchgeführt werden, wird Baden ſich nicht zu beklagen haben, wozu es bisher leider nur zu oft Grund gehabt hat. Bericht über den Fleiſchmarkt am 24. März 1908. Die Zufuhr betrug: 350 Kilo Rindfleiſch, 85 Stück Kälber, 184 Stück Schweine, 1 Stück Schaf, 5 Stück Lämmer, 5 Stück Kitze, — Stück Faſan, — Stück Rebhühner, — Schnepfe, — Stück Wildente, — Stück Rehe, — Stück Haſen, — Stück Hühner. Die Preiſe ſind folgende: Rind- fleiſch per Kilo von K 1·08 bis 1·30, Kalbfleiſch per Kilo von 1·08 bis 1·36, Schweinefleiſch per Kilo von 1·14 bis 1·24, Schafe per Kilo von 1·12 bis —·—, Lämmer per Stück 9·—, Kitze 7·—. Lokal-Nachrichten. — Todesfall. Montag ſtarb hier die Haus- beſitzerin Frau Franziska Dangl im 56. Lebens- jahre. — Der Vortrag des Prof. A. Sobota über „Kaiſerjubiläum und Sozialreform“ findet Donnerstag, den 2. April, um 5 Uhr abends, am Lyzeum ſtatt. — Probefahrt mit Automobil-Laſt- wägen. Geſtern Dienstag fand eine Probefahrt oder richtiger geſagt Rekognoszierungsfahrt mit Poſtauto- mobilen auf der projektierten Strecke Baden-Heiligen- kreuz-Alland-Klauſen-Leopoldsdorf mit zwei Automobil- Omnibuswägen ſtatt. Der eine davon war mit 1700 (14 Perſonen), der andere mit 2000 Kilo (20 Perſonen) belaſtet. An der Fahrt, die über Heiligenkreuz nach Alland und Klauſen-Leopoldsdorf und zurück nach Baden ging, nahmen ſeitens des Aerars Sektionschef v. Wagner und Hofrat v. Poſch, ferner Verwaltungsräte der „Fiatwerke“, Bezirkshauptmann Freiherr v. Egger, Prälat Pöck vom Stifte Heiligenkreuz, Bürgermeiſter Dr. Treuner, Vizebürgermeiſter Gall und die Bürgermeiſter von Heiligenkreuz, Alland und Klauſen- Leopoldsdorf teil. Es wurde auf der Fahrt konſtatiert, daß der ſogenannte Heiligenkreuzerberg von beiden Seiten ſelbſt mit dem ſchwächeren Motorwagen mit Leichtigkeit genommen werden konnte. Die Fahrt von Baden nach Klauſen-Leopoldsdorf beanſpruchte die Zeit von nicht ganz [FORMEL] Stunden. — Obſtbaukurs. An der Landes-Winter- ſchule zu Gumpoldskirchen findet vom 7—11 April ein unentgeltlicher Obſtbaukurs für Obſtzüchter und Gartenbeſitzer ſtatt. Anmeldungen ſind an die Direktion zu richten. — Im Kurparke. Am Montag, als die Sonne ſo warm herniederſtrahlte, ſah man im Parke die Vorbereitungen zur Eröffnung der Vorſaiſon. Zunächſt erſcheint der Muſikpavillon, ſeiner Winter- hülle entblößt, in vielverſprechendem Schimmer. Die neugeſtrichenen glänzenden Bänke ſind wieder aufge- ſtellt und paradieren einladend in den Haupt- und Nebenalleen. Sie wurden auch am Montag mittags ausgenützt, wie überhaupt in den Alleen reges Leben herrſchte. Die Grätzinlicht-Lampen wurden ausgehängt, die Wege, die durch das Neulegen der Gasrohre etwas holperig geworden ſind, wurden geebnet und beſandet. Auch der Kaffeepavillon bekommt eine Neu- angliederung, die einem größeren Zuſpruche genügen ſoll. Die Bergwege ſind im beſten Zuſtande und an der Herſtellung der Blumenanlagen wird eifrig ge- arbeitet. Dazu plätſchert der Krupkabach und der Waſſerfall und ſingen die Amſeln, Finken, Meiſen und Droſſeln. Ein neues Leben beginnt. Das ſummen die Bienen, die ſich von den Frühlingsblumen den Blütenſtaub und den Honigſeim holen. Auch Schmet- terlinge beleben die Anlagen und eine heiter blickende Menge von luft- und ſonnenlichtbedürftigen Menſchen- kindern genießt die Frühlingsahnung. Möge es doch ſo bleiben und mögen uns die drohenden Nebel und Bergwolken mit feuchtkalten Ueberraſchungen verſchonen. — Der März. So wie wir den Vorfrühling gewünſcht hätten, war er uns nicht gegönnt; denn der Lenzmoat brachte uns manch’ Ungemach. Er war unbeſtändig, launenhaft, zeigte uns bisweilen Sonnen- ſchein, meiſt Nebel und Wolken, oft Wind und Schneetreiben. Die letzten Tage gab er ſich Mühe, uns ein gutes Andenken zu hinterlaſſen und wir

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 27, Baden (Niederösterreich), 04.01.1908, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener027_1908/3>, abgerufen am 23.04.2024.