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Badener Zeitung. Nr. 86, Baden (Niederösterreich), 26.10.1904.

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Mittwoch Badener Zeitung 26. Oktober 1904. Nr. 86.

[Spaltenumbruch]

regt an, in Erwägung zu ziehen, wenn die Haltung
von dieser Seite nicht wohlwollender werden sollte,
den übertragenenen Wirkungskreis einzustellen; man
soll dort zur Einsicht kommen, daß wir mit uns
nicht spielen lassen.

Der Vorsitzende bemerkt hiezu, daß eine dies-
bezügliche Urgenz abgegangen sei; er könne jedoch
der Einstellung des übertragenen Wirkungskreises
nicht zustimmen; im übrigen wird er nochmalige Ur-
genz abgehen lassen.

GA. Schratt spricht zur 5%igen Erhöhung
der Landesumlagen in Niederösterreich, von der
Baden unter allen Orten im Kronlande am schwersten
betroffen wird, da die Steuern ohnehin schon uner-
schwinglich sind; der letzte Sommer habe den Beweis
erbracht, daß es so nicht weiter gehen könne. Im
Jahre 1897 haben wir 54% Umlage bezahlt, heute
stehen wir auf 65%; die Haushaltungskosten werden
immer höher und es ist nicht möglich, mit dem Zins
herunterzugehen; es sind Zustände, die uns um-
bringen. Redner glaubt, daß es angebracht wäre,
daß diesbezüglich eine Massendeputation, bestehend
aus Vertretern der Gemeinde in Verbindung mit
hiesigen Genossenschaften und Hausbesitzern, beim
Landtage vorstellig wird; er habe keinen direkten
Antrag formuliert und will die Sache bloß zur Dis-
kussion bringen. Für die Steuerträger müsse etwas
getan werden; vielleicht ginge es an, die Personal-
einkommensteuer mit Zuschlägen zu belegen, um nicht
die Steuerträger in der Stadt zehnmal so hoch zu
belasten wie am Lande; Redner wünscht, daß die
notwendig gewordene Erhöhung der Landeseinnahme
nicht durch Umlagen, sondern auf eine andere Weise
hereingebracht werde. Der Vorsitzende bemerkt, daß
zuerst über die Dringlichkeit beschlossen werden müsse,
was angenommen wird.

GR. Notar Grab verspricht sich von der Sache
gar keinen Erfolg, der Landtag ist durch das vor-
handene Desizit und die immersteigenden Mehraus-
legen eben bemüßigt, mit einer Umlagenerhöhung
vorzugehen. Die Hilfsmittel des Landesausschusses
sind erschöpft; er könnte wohl auf die Luxussteuer
greifen, die werfe aber keinen Gewinn ab und ist
er daher zur Umlagenerhöhung gezwungen, auch könne
er für Baden keine Ausnahmestellung schaffen. Red-
ner verspricht sich nicht viel von der Sache und glaubt,
daß dieses große bedauerliche Uebel nicht abzuwenden
sein wird.

GA. Schratt wünscht dennoch vorstellig zu
werden, um zu sagen, wie die Sache bei uns steht,
man müsse etwas tun.

(Schluß folgt in nächster Nummer.)




Lokal-Nachrichten.
-- Todesfall.

Sonntag abends starb der
hiesige Hausbesitzer und Germhändler Karl Stoisser
im 54. Lebensjahre. Der Verstorbeue war auch
[Spaltenumbruch] Ehrenmitglied des FM. Ezherzog Albrecht-Veteranen-
Vereines.

-- Die letzte Kurliste,

welche am 21. d.
erschien, verzeichnet bis zum 15. Oktober angekommene
7746 Parteien mit 28.038 Personen, gegenüber der
gleichen Zeit des Vorjahres mit 8440 Parteien und
28.657 Personen ein Minus von 619 Personen.

-- Kooperator P. Lambrecht

feiert am
nächsten Freitag, den 28. d. sein 50jähriges Priester-
jubiläum, aus welchem Anlasse derselbe am genannten
Tage unter zahlreicher Assistenz seine Jubelmesse
zelebrieren wird.

-- Ein interessanter Klassikerabend.

Dem Vernahme nach wird Direktor Schreiber
Donnerstag, den 10. November, anläßlich des Geburts-
tages von Friedrich v. Schiller eine Festvorstellung ver-
anstalten, welche sich weit über das Maß derartiger
üblichen Darbietungen erheben wird. Zur Aufführung
gelangt "Don Carlos" in erstklassiger Besetzung,
mit neuen Dekorationen und stilgerechten Kostümen
ausgestattet. Um weiters eine wahre Mustervorstellung
zu ermöglichen, wird der Regie und den Proben die
größte Sorgfalt zugewendet und soll eine Probe
sogar der eigentlichen Vorstellung vorhergehend, vor
der Gemeindevertretung, dem Theaterkomite, den
Kunstreferenten etc. stattfinden.

-- Konzert-Zyklus I. Quartett Rose.

Sonntag, den 23. d. M., fand im großen Saale des
Hotel "Stadt Wien" das I. Kammermusik-Konzert
Rose vor einem zahlreichen distinguierten Publikum
statt. Die Leistungen der mitwirkenden Künstler, der
Herren Professor Arnold Rose, Professor Fr.
Buxbaum, Albert Bachrich und Anton
Ruzitska
näher zu würdigen, behalten wir uns
vor. Es genüge für heute zu konstatieren, daß die
vier Künstler mit ihrem gewählten Programme die
stürmischste Anerkennung ihrer entzückten Zuhörer
erzielten.

-- Theaternachricht.

Den I. Liebhaber
unserer Bühne, Herrn Langsteiner, traf das Unglück,
seinen Vater plötzlich zu verlieren und mußte daher
infolge des ihm erteilten Urlaubes eine Aenderung
im Repertoire insoweit eintreten, daß heute Mittwoch
statt der "Dritten Eskadron" die "Arche Noah"
und morgen Donnerstag statt "Liebesmanöver" eine
Wiederholung der prächtig aufgeführten Operette
"Die Geisha" gegeben wird. -- Die Proben für
"Jung Heidelberg" sind bereits im vollsten Gange
und findet die Premiere Samstag den 29. d. M. statt.

-- Das Badener Bühnen-Ensemble
in Mödling.

Die schon wiederholt aufgetauchte
und stets dementierte Nachricht, daß auch im heurigen
Winter seitens der Badener Bühne in Mödling
Vorstellungen veranstaltet werden, hat nun endlich
ihre Bestätigung gefunden. Direktor Schreiber wird
gleich seinem Vorgänger Heißiger -- jedoch nicht im
Hotel Stadt Mödling, sondern im Hotel Bieglerhütte
-- eine Reihe von Vorstellungen, und zwar vom
24. November angefangen am Dienstag, Donners-
[Spaltenumbruch] tag und Samstag jeder Woche Vorstellungen veran-
stalten. Der Zyklus endet vor Weihnachten, jedoch
ist, falls sich der Versuch als rentabel erweist, eine
Fortsetzung desselben nach Neujahr 1905 nicht aus-
geschlossen. An Sonntagen können, da Herr Biegler
im großen Saale Militär-Konzerte veranstalten wird,
Theater-Vorstellungen nicht stattfinden. Die früheren
Klagen wegen mangelhafter Heizung und Ventilation
sind durch die Umgestaltung des Saales behoben.

-- Operettensänger Karl Meister in
Baden.

Samstag, den 28. d. M., 1/27 Uhr abends,
findet im Hotel "zum goldenen Löwen" ein Konzert
unter Mitwirkung des Opern- und Operettensängers
Karl Meister vom Theater an der Wien, ferner
des Fräulein Nani Zoder, einer Schülerin der
Hofopernsängerin Frau Elise Elizza, des Herrn
Robert Zeiler vom Wiener Konzertverein und des
Klaviervirtuosen M. Melbourne statt. Cerclesitz 4 K,
Sperrsitz 2 K. Kartenvorverkauf in der Haupttrafik.

-- Die Weinlese

ist nach eingegangenen
Berichten so ziemlich beendet und dürfte im allge-
meinen nach den übereinstimmenden Urteilen eine gute
Mittelernte zu verzeichnen sein. Das Resultat aus
unserer Lager setzen wir als bekannt voraus. Eine
vorzügliche Lese gibt es in der Kremser Gegend am
Wagram und um Traismauer herum, wo sich selbst
Geschirrmangel zeigt, eine Erscheinung, welche schon
lange nicht zu verzeichnen war. Quantitativ minder,
jedoch qualitativ sehr gut ist die Ernte in der Retzer
Gegend, in den südmährischen Weingegenden und an
der Brünner Reichsstraße ausgefallen. Die Maisch-
preise variieren natürlich sehr, je nach Lage, und sind
es hier die sogenannten "Brünnerstraßler"-Weine,
welche -- als die wenigst gehaltvollsten Weine in
Niederösterreich mit wenigen Ausnahmen -- die
tiefsten Preise notieren.

-- Der Studenten-Unterstützungs-
Verein Baden

hält Freitag, den 4. November,
5 Uhr nachmittags, im Sitzungssaale des Rathauses
seine diesjährige ordentliche Generalversammlung ab.

-- Zehn Meter tief (!)

stürzte ein Auto-
mobil nach den Berichten der Wiener Blätter am
vergangenen Sonntag, um 7 Uhr abends, auf der
Gumpoldskirchnerstraße in einen Weinberg. Schade,
daß dieser Berichterstatter nicht an der Konstruktion
des bekannten ungarischen Globus mitwirken konnte,
er hätte unzweifelhaft mehr Anerkennung gefunden
als mit seiner Berichterstattung.

-- Der Verein österr. Handels-Ange-
stellter

(Ortsgruppe Baden) hält Sonntag, den
6. November, um 4 Uhr nachmittags, in Schwanke's
Restauration seine Hauptversammlung ab.

-- Einbruch am Hauptplatze.

Freitag
abends wurde im Lokale des auf dem Haupiplatze
etablierten Friseur Jäger ein frecher Einbruch ver-
übt. Als nach der zehnten Abendstunde der Gehilfe
des Herrn Jäger vom Hofe aus das Lokal be-
treten wollte, fand er es erbrochen; er erstattete
davon die Anzeige auf dem gegenüberliegenden Kom-




[Spaltenumbruch]

Als die beiden Bäuerinnen hinaufkamen, war
das Nest leer. Therese hatte sie kommen sehen und
sich noch rechtzeitig über die Stiege und die Hoftüre
davongemacht. Unbemerkt schlich sie sich zwischen den
Wirtschaftsgebäuden hindurch und nachdem sie auch
den Garten passiert hatte, eilte sie die Anhöhe hinauf,
dort wo ihre Muhme den verhängnisvollen Sprung
getan hatte in die Laßnitz hinunter. Dort ließ sie sich
nieder unter den Bäumen und starrte lange in die
klare Flut des Wasserfalles.

Der liebe Herrgott möge es ihr verzeihen, aber
den heutigen Kirchgang bereute sie tief, freilich, daß
es so kommen werde, das hatte sie ja nicht gewußt.
Sie hatte gehofft, auf dem einsamen Weg allein zu
sein mit ihren Gedanken, nicht verfolgt von den
besorgten Blicken ihrer Angehörigen, sie hatte gehofft
nach einer inbrünstigen Morgenandacht in der arm-
seligen Dorfkirche oben, gestärkt und getröstet den
Heimweg anzutreten und hatte gehofft, die Worte
des Priesters würden sie wieder auf fromme Ge-
danken bringen und ihr Herzleid von gestern, was
war das gegen das heutige -- und nur die Be-
gegnung mit dem Toni, die war schuld daran. Jede
Minute an seiner Seite bereiteten ihr Folterqualen
und darum hätte sie auch den Weg nicht gescheut
über die wilde Klamm. Warum hatte er sie auch
gewaltsam zurückgehalten, wenn ihr auch ein Unglück
zugestoßen wäre auf dem gefahrvollen Weg, was
ging es auch ihn an, er hätte an ihr doch nichts
nichts verloren, weil sie ihm auch nichts gewesen ist.
Daß sie ihm etwas hätte sein können, wenn sie auch
anders zu ihm gewesen wäre, das fühlte Therese
sehr gut, sie wußte auch, daß sie mit jener unüber-
legten Aeußerung damals eine tiefe Kluft aufgerissen
[Spaltenumbruch] hatte zwischen sich und dem jungen Bauern wie die
wilde Klamm, aber über die führte doch ein schmaler
Steg hinüber, zwischen ihr und dem Toni aber --
war jede Brücke abgebrochen! "'s war mei Glück
und dei's a", hatte er gesagt -- ja, seines vielleicht
-- das ihre aber nicht! Er hatte seinen Schatz ge-
funden und die Glückseligkeit darüber hatte sie ihm
heute aus den Augen gelesen, sie aber, wie sie
darüber hinwegkommen werde, das wußte nur Gott
-- leicht ganz sicher nicht.

Hier wurde Therese plötzlich in ihrem Gedanken-
gang unterbrochen; ein kräftiger Schritt ließ sich
vom Wege, der durch das Dorf führte, vernehmen,
sie wandte sich jäh um und verbarg sich gleich darauf
hinter den Bäumen. Der Toni war es, er kam von
der Alm zurück, den Bergstock über der Achsel, darauf
hing sein Rock und der Bursche pfiff eines seiner
lustigsten Lieder.

Es war schon dunkel geworden, als Therese
wieder den Heimweg antrat auf denselben Umwegen,
wie sie hiehergekommen war, leise öffnete sie ihre
Stübchentür und schloß sich ein.




Eine ganze Woche ging nun vorüber; für das
junge Mädchen ein Tag wie der andere, in unbe-
schreiblichem Weh. So kam wieder der Samstag
heran. Therese war im Garten beschäftigt, da schlich
sich der Sepp an sie heran und mit geheimnisvoller
Miene raunte er ihr zu: "Du, Thres, i woas was".

"Was denn?" frug sie rasch zurück, indem sie
in ihrer Arbeit innehielt.

"Morg'n is Kirchta in Wulfgang ob'n", rappor-
tierte der Alte.


[Spaltenumbruch]

"Na, das is weiter a Neuikeit! Das woaß i
scho was i af der Welt bin, daß um dö Zeit der
Wulfganger Kirchta is".

"Na, ja --", sagte der Sepp etwas verlegen,
"aber wer aller dabei sein wird, dös woaßt net".

"Na, so red'! Du hast mer ja versproch'n, daß
d'mer alles hinterbringst von dö da drent'n".

"Ja, ja -- aber du hast mer a was versproch'n
und i han's bis heunt no net kriagt".

Ueber diese Aeußerung fuhr ihn das Mädchen
barsch an. "War i denn seit dera Zeit scho in der
Stadt unt'n, i wer do net weg'n deiner Pfeif'n extra
abirennan; morg'n wann i in d'Kirch'n geah, wirst
sie scho kriag'n".

Sepp war zufrieden. "Hör' zua, Thres, was
i der hiazt derzähl'", begann er. "Die Leitnerin
fahrt mit der Kathl und 'n Toni afn Kirchta. Was
sagst denn da dazua? Das hat sie no ihr Lebta
net tan, daß sie af a Lustbarkeit gang' war. Und
die Kathl kriagt ganz a neux G'wand, und wia schean
sag' i der -- a solch's hast net amol du, d'reichste
Bauerntochter und die scheanste a no dazu".

Ein verdrießlicher Zug legte sich bei dieser
Nachricht auf die Stirne des Mädchens. "Hast's gar
scho g'sehg'n das G'wand? Wia schaut's denn aus?"
frug Therese den Alten.

"Na freili han i's g'sehg'n. Erscht hat mer scho
der Franzl davon derzählt -- oft han i d'Natherin
aufpaßt und dö hat mer's müass'n zoag'n. Fein sag'
i der", und der Sepp schnalzte mit der Zunge. Daß
er aber der Näherin über ihre Kunstfertigkeit so
lange Schmeicheleien gesagt hatte, bis sie mit einem
"Angesetzten" zustande kam, das sagte er nicht.

"A roater Kittl mit schwarze Band'ln d'rauf,


Mittwoch Badener Zeitung 26. Oktober 1904. Nr. 86.

[Spaltenumbruch]

regt an, in Erwägung zu ziehen, wenn die Haltung
von dieſer Seite nicht wohlwollender werden ſollte,
den übertragenenen Wirkungskreis einzuſtellen; man
ſoll dort zur Einſicht kommen, daß wir mit uns
nicht ſpielen laſſen.

Der Vorſitzende bemerkt hiezu, daß eine dies-
bezügliche Urgenz abgegangen ſei; er könne jedoch
der Einſtellung des übertragenen Wirkungskreiſes
nicht zuſtimmen; im übrigen wird er nochmalige Ur-
genz abgehen laſſen.

GA. Schratt ſpricht zur 5%igen Erhöhung
der Landesumlagen in Niederöſterreich, von der
Baden unter allen Orten im Kronlande am ſchwerſten
betroffen wird, da die Steuern ohnehin ſchon uner-
ſchwinglich ſind; der letzte Sommer habe den Beweis
erbracht, daß es ſo nicht weiter gehen könne. Im
Jahre 1897 haben wir 54% Umlage bezahlt, heute
ſtehen wir auf 65%; die Haushaltungskoſten werden
immer höher und es iſt nicht möglich, mit dem Zins
herunterzugehen; es ſind Zuſtände, die uns um-
bringen. Redner glaubt, daß es angebracht wäre,
daß diesbezüglich eine Maſſendeputation, beſtehend
aus Vertretern der Gemeinde in Verbindung mit
hieſigen Genoſſenſchaften und Hausbeſitzern, beim
Landtage vorſtellig wird; er habe keinen direkten
Antrag formuliert und will die Sache bloß zur Dis-
kuſſion bringen. Für die Steuerträger müſſe etwas
getan werden; vielleicht ginge es an, die Perſonal-
einkommenſteuer mit Zuſchlägen zu belegen, um nicht
die Steuerträger in der Stadt zehnmal ſo hoch zu
belaſten wie am Lande; Redner wünſcht, daß die
notwendig gewordene Erhöhung der Landeseinnahme
nicht durch Umlagen, ſondern auf eine andere Weiſe
hereingebracht werde. Der Vorſitzende bemerkt, daß
zuerſt über die Dringlichkeit beſchloſſen werden müſſe,
was angenommen wird.

GR. Notar Grab verſpricht ſich von der Sache
gar keinen Erfolg, der Landtag iſt durch das vor-
handene Deſizit und die immerſteigenden Mehraus-
legen eben bemüßigt, mit einer Umlagenerhöhung
vorzugehen. Die Hilfsmittel des Landesausſchuſſes
ſind erſchöpft; er könnte wohl auf die Luxusſteuer
greifen, die werfe aber keinen Gewinn ab und iſt
er daher zur Umlagenerhöhung gezwungen, auch könne
er für Baden keine Ausnahmeſtellung ſchaffen. Red-
ner verſpricht ſich nicht viel von der Sache und glaubt,
daß dieſes große bedauerliche Uebel nicht abzuwenden
ſein wird.

GA. Schratt wünſcht dennoch vorſtellig zu
werden, um zu ſagen, wie die Sache bei uns ſteht,
man müſſe etwas tun.

(Schluß folgt in nächſter Nummer.)




Lokal-Nachrichten.
Todesfall.

Sonntag abends ſtarb der
hieſige Hausbeſitzer und Germhändler Karl Stoiſſer
im 54. Lebensjahre. Der Verſtorbeue war auch
[Spaltenumbruch] Ehrenmitglied des FM. Ezherzog Albrecht-Veteranen-
Vereines.

Die letzte Kurliſte,

welche am 21. d.
erſchien, verzeichnet bis zum 15. Oktober angekommene
7746 Parteien mit 28.038 Perſonen, gegenüber der
gleichen Zeit des Vorjahres mit 8440 Parteien und
28.657 Perſonen ein Minus von 619 Perſonen.

Kooperator P. Lambrecht

feiert am
nächſten Freitag, den 28. d. ſein 50jähriges Prieſter-
jubiläum, aus welchem Anlaſſe derſelbe am genannten
Tage unter zahlreicher Aſſiſtenz ſeine Jubelmeſſe
zelebrieren wird.

Ein intereſſanter Klaſſikerabend.

Dem Vernahme nach wird Direktor Schreiber
Donnerstag, den 10. November, anläßlich des Geburts-
tages von Friedrich v. Schiller eine Feſtvorſtellung ver-
anſtalten, welche ſich weit über das Maß derartiger
üblichen Darbietungen erheben wird. Zur Aufführung
gelangt „Don Carlos“ in erſtklaſſiger Beſetzung,
mit neuen Dekorationen und ſtilgerechten Koſtümen
ausgeſtattet. Um weiters eine wahre Muſtervorſtellung
zu ermöglichen, wird der Regie und den Proben die
größte Sorgfalt zugewendet und ſoll eine Probe
ſogar der eigentlichen Vorſtellung vorhergehend, vor
der Gemeindevertretung, dem Theaterkomite, den
Kunſtreferenten ꝛc. ſtattfinden.

Konzert-Zyklus I. Quartett Roſé.

Sonntag, den 23. d. M., fand im großen Saale des
Hotel „Stadt Wien“ das I. Kammermuſik-Konzert
Roſé vor einem zahlreichen diſtinguierten Publikum
ſtatt. Die Leiſtungen der mitwirkenden Künſtler, der
Herren Profeſſor Arnold Roſé, Profeſſor Fr.
Buxbaum, Albert Bachrich und Anton
Ruzitska
näher zu würdigen, behalten wir uns
vor. Es genüge für heute zu konſtatieren, daß die
vier Künſtler mit ihrem gewählten Programme die
ſtürmiſchſte Anerkennung ihrer entzückten Zuhörer
erzielten.

Theaternachricht.

Den I. Liebhaber
unſerer Bühne, Herrn Langſteiner, traf das Unglück,
ſeinen Vater plötzlich zu verlieren und mußte daher
infolge des ihm erteilten Urlaubes eine Aenderung
im Repertoire inſoweit eintreten, daß heute Mittwoch
ſtatt der „Dritten Eskadron“ die „Arche Noah“
und morgen Donnerstag ſtatt „Liebesmanöver“ eine
Wiederholung der prächtig aufgeführten Operette
„Die Geiſha“ gegeben wird. — Die Proben für
„Jung Heidelberg“ ſind bereits im vollſten Gange
und findet die Premiere Samstag den 29. d. M. ſtatt.

Das Badener Bühnen-Enſemble
in Mödling.

Die ſchon wiederholt aufgetauchte
und ſtets dementierte Nachricht, daß auch im heurigen
Winter ſeitens der Badener Bühne in Mödling
Vorſtellungen veranſtaltet werden, hat nun endlich
ihre Beſtätigung gefunden. Direktor Schreiber wird
gleich ſeinem Vorgänger Heißiger — jedoch nicht im
Hotel Stadt Mödling, ſondern im Hotel Bieglerhütte
— eine Reihe von Vorſtellungen, und zwar vom
24. November angefangen am Dienstag, Donners-
[Spaltenumbruch] tag und Samstag jeder Woche Vorſtellungen veran-
ſtalten. Der Zyklus endet vor Weihnachten, jedoch
iſt, falls ſich der Verſuch als rentabel erweiſt, eine
Fortſetzung desſelben nach Neujahr 1905 nicht aus-
geſchloſſen. An Sonntagen können, da Herr Biegler
im großen Saale Militär-Konzerte veranſtalten wird,
Theater-Vorſtellungen nicht ſtattfinden. Die früheren
Klagen wegen mangelhafter Heizung und Ventilation
ſind durch die Umgeſtaltung des Saales behoben.

Operettenſänger Karl Meiſter in
Baden.

Samstag, den 28. d. M., ½7 Uhr abends,
findet im Hotel „zum goldenen Löwen“ ein Konzert
unter Mitwirkung des Opern- und Operettenſängers
Karl Meiſter vom Theater an der Wien, ferner
des Fräulein Nani Zoder, einer Schülerin der
Hofopernſängerin Frau Eliſe Elizza, des Herrn
Robert Zeiler vom Wiener Konzertverein und des
Klaviervirtuoſen M. Melbourne ſtatt. Cercleſitz 4 K,
Sperrſitz 2 K. Kartenvorverkauf in der Haupttrafik.

Die Weinleſe

iſt nach eingegangenen
Berichten ſo ziemlich beendet und dürfte im allge-
meinen nach den übereinſtimmenden Urteilen eine gute
Mittelernte zu verzeichnen ſein. Das Reſultat aus
unſerer Lager ſetzen wir als bekannt voraus. Eine
vorzügliche Leſe gibt es in der Kremſer Gegend am
Wagram und um Traismauer herum, wo ſich ſelbſt
Geſchirrmangel zeigt, eine Erſcheinung, welche ſchon
lange nicht zu verzeichnen war. Quantitativ minder,
jedoch qualitativ ſehr gut iſt die Ernte in der Retzer
Gegend, in den ſüdmähriſchen Weingegenden und an
der Brünner Reichsſtraße ausgefallen. Die Maiſch-
preiſe variieren natürlich ſehr, je nach Lage, und ſind
es hier die ſogenannten „Brünnerſtraßler“-Weine,
welche — als die wenigſt gehaltvollſten Weine in
Niederöſterreich mit wenigen Ausnahmen — die
tiefſten Preiſe notieren.

Der Studenten-Unterſtützungs-
Verein Baden

hält Freitag, den 4. November,
5 Uhr nachmittags, im Sitzungsſaale des Rathauſes
ſeine diesjährige ordentliche Generalverſammlung ab.

Zehn Meter tief (!)

ſtürzte ein Auto-
mobil nach den Berichten der Wiener Blätter am
vergangenen Sonntag, um 7 Uhr abends, auf der
Gumpoldskirchnerſtraße in einen Weinberg. Schade,
daß dieſer Berichterſtatter nicht an der Konſtruktion
des bekannten ungariſchen Globus mitwirken konnte,
er hätte unzweifelhaft mehr Anerkennung gefunden
als mit ſeiner Berichterſtattung.

Der Verein öſterr. Handels-Ange-
ſtellter

(Ortsgruppe Baden) hält Sonntag, den
6. November, um 4 Uhr nachmittags, in Schwanke’s
Reſtauration ſeine Hauptverſammlung ab.

Einbruch am Hauptplatze.

Freitag
abends wurde im Lokale des auf dem Haupiplatze
etablierten Friſeur Jäger ein frecher Einbruch ver-
übt. Als nach der zehnten Abendſtunde der Gehilfe
des Herrn Jäger vom Hofe aus das Lokal be-
treten wollte, fand er es erbrochen; er erſtattete
davon die Anzeige auf dem gegenüberliegenden Kom-




[Spaltenumbruch]

Als die beiden Bäuerinnen hinaufkamen, war
das Neſt leer. Thereſe hatte ſie kommen ſehen und
ſich noch rechtzeitig über die Stiege und die Hoftüre
davongemacht. Unbemerkt ſchlich ſie ſich zwiſchen den
Wirtſchaftsgebäuden hindurch und nachdem ſie auch
den Garten paſſiert hatte, eilte ſie die Anhöhe hinauf,
dort wo ihre Muhme den verhängnisvollen Sprung
getan hatte in die Laßnitz hinunter. Dort ließ ſie ſich
nieder unter den Bäumen und ſtarrte lange in die
klare Flut des Waſſerfalles.

Der liebe Herrgott möge es ihr verzeihen, aber
den heutigen Kirchgang bereute ſie tief, freilich, daß
es ſo kommen werde, das hatte ſie ja nicht gewußt.
Sie hatte gehofft, auf dem einſamen Weg allein zu
ſein mit ihren Gedanken, nicht verfolgt von den
beſorgten Blicken ihrer Angehörigen, ſie hatte gehofft
nach einer inbrünſtigen Morgenandacht in der arm-
ſeligen Dorfkirche oben, geſtärkt und getröſtet den
Heimweg anzutreten und hatte gehofft, die Worte
des Prieſters würden ſie wieder auf fromme Ge-
danken bringen und ihr Herzleid von geſtern, was
war das gegen das heutige — und nur die Be-
gegnung mit dem Toni, die war ſchuld daran. Jede
Minute an ſeiner Seite bereiteten ihr Folterqualen
und darum hätte ſie auch den Weg nicht geſcheut
über die wilde Klamm. Warum hatte er ſie auch
gewaltſam zurückgehalten, wenn ihr auch ein Unglück
zugeſtoßen wäre auf dem gefahrvollen Weg, was
ging es auch ihn an, er hätte an ihr doch nichts
nichts verloren, weil ſie ihm auch nichts geweſen iſt.
Daß ſie ihm etwas hätte ſein können, wenn ſie auch
anders zu ihm geweſen wäre, das fühlte Thereſe
ſehr gut, ſie wußte auch, daß ſie mit jener unüber-
legten Aeußerung damals eine tiefe Kluft aufgeriſſen
[Spaltenumbruch] hatte zwiſchen ſich und dem jungen Bauern wie die
wilde Klamm, aber über die führte doch ein ſchmaler
Steg hinüber, zwiſchen ihr und dem Toni aber —
war jede Brücke abgebrochen! „’s war mei Glück
und dei’s a“, hatte er geſagt — ja, ſeines vielleicht
— das ihre aber nicht! Er hatte ſeinen Schatz ge-
funden und die Glückſeligkeit darüber hatte ſie ihm
heute aus den Augen geleſen, ſie aber, wie ſie
darüber hinwegkommen werde, das wußte nur Gott
— leicht ganz ſicher nicht.

Hier wurde Thereſe plötzlich in ihrem Gedanken-
gang unterbrochen; ein kräftiger Schritt ließ ſich
vom Wege, der durch das Dorf führte, vernehmen,
ſie wandte ſich jäh um und verbarg ſich gleich darauf
hinter den Bäumen. Der Toni war es, er kam von
der Alm zurück, den Bergſtock über der Achſel, darauf
hing ſein Rock und der Burſche pfiff eines ſeiner
luſtigſten Lieder.

Es war ſchon dunkel geworden, als Thereſe
wieder den Heimweg antrat auf denſelben Umwegen,
wie ſie hiehergekommen war, leiſe öffnete ſie ihre
Stübchentür und ſchloß ſich ein.




Eine ganze Woche ging nun vorüber; für das
junge Mädchen ein Tag wie der andere, in unbe-
ſchreiblichem Weh. So kam wieder der Samstag
heran. Thereſe war im Garten beſchäftigt, da ſchlich
ſich der Sepp an ſie heran und mit geheimnisvoller
Miene raunte er ihr zu: „Du, Thres, i woas was“.

„Was denn?“ frug ſie raſch zurück, indem ſie
in ihrer Arbeit innehielt.

„Morg’n is Kirchta in Wulfgang ob’n“, rappor-
tierte der Alte.


[Spaltenumbruch]

„Na, das is weiter a Neuikeit! Das woaß i
ſcho was i af der Welt bin, daß um dö Zeit der
Wulfganger Kirchta is“.

„Na, ja —“, ſagte der Sepp etwas verlegen,
„aber wer aller dabei ſein wird, dös woaßt net“.

„Na, ſo red’! Du haſt mer ja verſproch’n, daß
d’mer alles hinterbringſt von dö da drent’n“.

„Ja, ja — aber du haſt mer a was verſproch’n
und i han’s bis heunt no net kriagt“.

Ueber dieſe Aeußerung fuhr ihn das Mädchen
barſch an. „War i denn ſeit dera Zeit ſcho in der
Stadt unt’n, i wer do net weg’n deiner Pfeif’n extra
abirennan; morg’n wann i in d’Kirch’n geah, wirſt
ſie ſcho kriag’n“.

Sepp war zufrieden. „Hör’ zua, Thres, was
i der hiazt derzähl’“, begann er. „Die Leitnerin
fahrt mit der Kathl und ’n Toni afn Kirchta. Was
ſagſt denn da dazua? Das hat ſie no ihr Lebta
net tan, daß ſie af a Luſtbarkeit gang’ war. Und
die Kathl kriagt ganz a neux G’wand, und wia ſchean
ſag’ i der — a ſolch’s haſt net amol du, d’reichſte
Bauerntochter und die ſcheanſte a no dazu“.

Ein verdrießlicher Zug legte ſich bei dieſer
Nachricht auf die Stirne des Mädchens. „Haſt’s gar
ſcho g’ſehg’n das G’wand? Wia ſchaut’s denn aus?“
frug Thereſe den Alten.

„Na freili han i’s g’ſehg’n. Erſcht hat mer ſcho
der Franzl davon derzählt — oft han i d’Natherin
aufpaßt und dö hat mer’s müaſſ’n zoag’n. Fein ſag’
i der“, und der Sepp ſchnalzte mit der Zunge. Daß
er aber der Näherin über ihre Kunſtfertigkeit ſo
lange Schmeicheleien geſagt hatte, bis ſie mit einem
„Angeſetzten“ zuſtande kam, das ſagte er nicht.

„A roater Kittl mit ſchwarze Band’ln d’rauf,


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[4/0004] Mittwoch Badener Zeitung 26. Oktober 1904. Nr. 86. regt an, in Erwägung zu ziehen, wenn die Haltung von dieſer Seite nicht wohlwollender werden ſollte, den übertragenenen Wirkungskreis einzuſtellen; man ſoll dort zur Einſicht kommen, daß wir mit uns nicht ſpielen laſſen. Der Vorſitzende bemerkt hiezu, daß eine dies- bezügliche Urgenz abgegangen ſei; er könne jedoch der Einſtellung des übertragenen Wirkungskreiſes nicht zuſtimmen; im übrigen wird er nochmalige Ur- genz abgehen laſſen. GA. Schratt ſpricht zur 5%igen Erhöhung der Landesumlagen in Niederöſterreich, von der Baden unter allen Orten im Kronlande am ſchwerſten betroffen wird, da die Steuern ohnehin ſchon uner- ſchwinglich ſind; der letzte Sommer habe den Beweis erbracht, daß es ſo nicht weiter gehen könne. Im Jahre 1897 haben wir 54% Umlage bezahlt, heute ſtehen wir auf 65%; die Haushaltungskoſten werden immer höher und es iſt nicht möglich, mit dem Zins herunterzugehen; es ſind Zuſtände, die uns um- bringen. Redner glaubt, daß es angebracht wäre, daß diesbezüglich eine Maſſendeputation, beſtehend aus Vertretern der Gemeinde in Verbindung mit hieſigen Genoſſenſchaften und Hausbeſitzern, beim Landtage vorſtellig wird; er habe keinen direkten Antrag formuliert und will die Sache bloß zur Dis- kuſſion bringen. Für die Steuerträger müſſe etwas getan werden; vielleicht ginge es an, die Perſonal- einkommenſteuer mit Zuſchlägen zu belegen, um nicht die Steuerträger in der Stadt zehnmal ſo hoch zu belaſten wie am Lande; Redner wünſcht, daß die notwendig gewordene Erhöhung der Landeseinnahme nicht durch Umlagen, ſondern auf eine andere Weiſe hereingebracht werde. Der Vorſitzende bemerkt, daß zuerſt über die Dringlichkeit beſchloſſen werden müſſe, was angenommen wird. GR. Notar Grab verſpricht ſich von der Sache gar keinen Erfolg, der Landtag iſt durch das vor- handene Deſizit und die immerſteigenden Mehraus- legen eben bemüßigt, mit einer Umlagenerhöhung vorzugehen. Die Hilfsmittel des Landesausſchuſſes ſind erſchöpft; er könnte wohl auf die Luxusſteuer greifen, die werfe aber keinen Gewinn ab und iſt er daher zur Umlagenerhöhung gezwungen, auch könne er für Baden keine Ausnahmeſtellung ſchaffen. Red- ner verſpricht ſich nicht viel von der Sache und glaubt, daß dieſes große bedauerliche Uebel nicht abzuwenden ſein wird. GA. Schratt wünſcht dennoch vorſtellig zu werden, um zu ſagen, wie die Sache bei uns ſteht, man müſſe etwas tun. (Schluß folgt in nächſter Nummer.) Lokal-Nachrichten. — Todesfall. Sonntag abends ſtarb der hieſige Hausbeſitzer und Germhändler Karl Stoiſſer im 54. Lebensjahre. Der Verſtorbeue war auch Ehrenmitglied des FM. Ezherzog Albrecht-Veteranen- Vereines. — Die letzte Kurliſte, welche am 21. d. erſchien, verzeichnet bis zum 15. Oktober angekommene 7746 Parteien mit 28.038 Perſonen, gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres mit 8440 Parteien und 28.657 Perſonen ein Minus von 619 Perſonen. — Kooperator P. Lambrecht feiert am nächſten Freitag, den 28. d. ſein 50jähriges Prieſter- jubiläum, aus welchem Anlaſſe derſelbe am genannten Tage unter zahlreicher Aſſiſtenz ſeine Jubelmeſſe zelebrieren wird. — Ein intereſſanter Klaſſikerabend. Dem Vernahme nach wird Direktor Schreiber Donnerstag, den 10. November, anläßlich des Geburts- tages von Friedrich v. Schiller eine Feſtvorſtellung ver- anſtalten, welche ſich weit über das Maß derartiger üblichen Darbietungen erheben wird. Zur Aufführung gelangt „Don Carlos“ in erſtklaſſiger Beſetzung, mit neuen Dekorationen und ſtilgerechten Koſtümen ausgeſtattet. Um weiters eine wahre Muſtervorſtellung zu ermöglichen, wird der Regie und den Proben die größte Sorgfalt zugewendet und ſoll eine Probe ſogar der eigentlichen Vorſtellung vorhergehend, vor der Gemeindevertretung, dem Theaterkomite, den Kunſtreferenten ꝛc. ſtattfinden. — Konzert-Zyklus I. Quartett Roſé. Sonntag, den 23. d. M., fand im großen Saale des Hotel „Stadt Wien“ das I. Kammermuſik-Konzert Roſé vor einem zahlreichen diſtinguierten Publikum ſtatt. Die Leiſtungen der mitwirkenden Künſtler, der Herren Profeſſor Arnold Roſé, Profeſſor Fr. Buxbaum, Albert Bachrich und Anton Ruzitska näher zu würdigen, behalten wir uns vor. Es genüge für heute zu konſtatieren, daß die vier Künſtler mit ihrem gewählten Programme die ſtürmiſchſte Anerkennung ihrer entzückten Zuhörer erzielten. — Theaternachricht. Den I. Liebhaber unſerer Bühne, Herrn Langſteiner, traf das Unglück, ſeinen Vater plötzlich zu verlieren und mußte daher infolge des ihm erteilten Urlaubes eine Aenderung im Repertoire inſoweit eintreten, daß heute Mittwoch ſtatt der „Dritten Eskadron“ die „Arche Noah“ und morgen Donnerstag ſtatt „Liebesmanöver“ eine Wiederholung der prächtig aufgeführten Operette „Die Geiſha“ gegeben wird. — Die Proben für „Jung Heidelberg“ ſind bereits im vollſten Gange und findet die Premiere Samstag den 29. d. M. ſtatt. — Das Badener Bühnen-Enſemble in Mödling. Die ſchon wiederholt aufgetauchte und ſtets dementierte Nachricht, daß auch im heurigen Winter ſeitens der Badener Bühne in Mödling Vorſtellungen veranſtaltet werden, hat nun endlich ihre Beſtätigung gefunden. Direktor Schreiber wird gleich ſeinem Vorgänger Heißiger — jedoch nicht im Hotel Stadt Mödling, ſondern im Hotel Bieglerhütte — eine Reihe von Vorſtellungen, und zwar vom 24. November angefangen am Dienstag, Donners- tag und Samstag jeder Woche Vorſtellungen veran- ſtalten. Der Zyklus endet vor Weihnachten, jedoch iſt, falls ſich der Verſuch als rentabel erweiſt, eine Fortſetzung desſelben nach Neujahr 1905 nicht aus- geſchloſſen. An Sonntagen können, da Herr Biegler im großen Saale Militär-Konzerte veranſtalten wird, Theater-Vorſtellungen nicht ſtattfinden. Die früheren Klagen wegen mangelhafter Heizung und Ventilation ſind durch die Umgeſtaltung des Saales behoben. — Operettenſänger Karl Meiſter in Baden. Samstag, den 28. d. M., ½7 Uhr abends, findet im Hotel „zum goldenen Löwen“ ein Konzert unter Mitwirkung des Opern- und Operettenſängers Karl Meiſter vom Theater an der Wien, ferner des Fräulein Nani Zoder, einer Schülerin der Hofopernſängerin Frau Eliſe Elizza, des Herrn Robert Zeiler vom Wiener Konzertverein und des Klaviervirtuoſen M. Melbourne ſtatt. Cercleſitz 4 K, Sperrſitz 2 K. Kartenvorverkauf in der Haupttrafik. — Die Weinleſe iſt nach eingegangenen Berichten ſo ziemlich beendet und dürfte im allge- meinen nach den übereinſtimmenden Urteilen eine gute Mittelernte zu verzeichnen ſein. Das Reſultat aus unſerer Lager ſetzen wir als bekannt voraus. Eine vorzügliche Leſe gibt es in der Kremſer Gegend am Wagram und um Traismauer herum, wo ſich ſelbſt Geſchirrmangel zeigt, eine Erſcheinung, welche ſchon lange nicht zu verzeichnen war. Quantitativ minder, jedoch qualitativ ſehr gut iſt die Ernte in der Retzer Gegend, in den ſüdmähriſchen Weingegenden und an der Brünner Reichsſtraße ausgefallen. Die Maiſch- preiſe variieren natürlich ſehr, je nach Lage, und ſind es hier die ſogenannten „Brünnerſtraßler“-Weine, welche — als die wenigſt gehaltvollſten Weine in Niederöſterreich mit wenigen Ausnahmen — die tiefſten Preiſe notieren. — Der Studenten-Unterſtützungs- Verein Baden hält Freitag, den 4. November, 5 Uhr nachmittags, im Sitzungsſaale des Rathauſes ſeine diesjährige ordentliche Generalverſammlung ab. — Zehn Meter tief (!) ſtürzte ein Auto- mobil nach den Berichten der Wiener Blätter am vergangenen Sonntag, um 7 Uhr abends, auf der Gumpoldskirchnerſtraße in einen Weinberg. Schade, daß dieſer Berichterſtatter nicht an der Konſtruktion des bekannten ungariſchen Globus mitwirken konnte, er hätte unzweifelhaft mehr Anerkennung gefunden als mit ſeiner Berichterſtattung. — Der Verein öſterr. Handels-Ange- ſtellter (Ortsgruppe Baden) hält Sonntag, den 6. November, um 4 Uhr nachmittags, in Schwanke’s Reſtauration ſeine Hauptverſammlung ab. — Einbruch am Hauptplatze. Freitag abends wurde im Lokale des auf dem Haupiplatze etablierten Friſeur Jäger ein frecher Einbruch ver- übt. Als nach der zehnten Abendſtunde der Gehilfe des Herrn Jäger vom Hofe aus das Lokal be- treten wollte, fand er es erbrochen; er erſtattete davon die Anzeige auf dem gegenüberliegenden Kom- Als die beiden Bäuerinnen hinaufkamen, war das Neſt leer. Thereſe hatte ſie kommen ſehen und ſich noch rechtzeitig über die Stiege und die Hoftüre davongemacht. Unbemerkt ſchlich ſie ſich zwiſchen den Wirtſchaftsgebäuden hindurch und nachdem ſie auch den Garten paſſiert hatte, eilte ſie die Anhöhe hinauf, dort wo ihre Muhme den verhängnisvollen Sprung getan hatte in die Laßnitz hinunter. Dort ließ ſie ſich nieder unter den Bäumen und ſtarrte lange in die klare Flut des Waſſerfalles. Der liebe Herrgott möge es ihr verzeihen, aber den heutigen Kirchgang bereute ſie tief, freilich, daß es ſo kommen werde, das hatte ſie ja nicht gewußt. Sie hatte gehofft, auf dem einſamen Weg allein zu ſein mit ihren Gedanken, nicht verfolgt von den beſorgten Blicken ihrer Angehörigen, ſie hatte gehofft nach einer inbrünſtigen Morgenandacht in der arm- ſeligen Dorfkirche oben, geſtärkt und getröſtet den Heimweg anzutreten und hatte gehofft, die Worte des Prieſters würden ſie wieder auf fromme Ge- danken bringen und ihr Herzleid von geſtern, was war das gegen das heutige — und nur die Be- gegnung mit dem Toni, die war ſchuld daran. Jede Minute an ſeiner Seite bereiteten ihr Folterqualen und darum hätte ſie auch den Weg nicht geſcheut über die wilde Klamm. Warum hatte er ſie auch gewaltſam zurückgehalten, wenn ihr auch ein Unglück zugeſtoßen wäre auf dem gefahrvollen Weg, was ging es auch ihn an, er hätte an ihr doch nichts nichts verloren, weil ſie ihm auch nichts geweſen iſt. Daß ſie ihm etwas hätte ſein können, wenn ſie auch anders zu ihm geweſen wäre, das fühlte Thereſe ſehr gut, ſie wußte auch, daß ſie mit jener unüber- legten Aeußerung damals eine tiefe Kluft aufgeriſſen hatte zwiſchen ſich und dem jungen Bauern wie die wilde Klamm, aber über die führte doch ein ſchmaler Steg hinüber, zwiſchen ihr und dem Toni aber — war jede Brücke abgebrochen! „’s war mei Glück und dei’s a“, hatte er geſagt — ja, ſeines vielleicht — das ihre aber nicht! Er hatte ſeinen Schatz ge- funden und die Glückſeligkeit darüber hatte ſie ihm heute aus den Augen geleſen, ſie aber, wie ſie darüber hinwegkommen werde, das wußte nur Gott — leicht ganz ſicher nicht. Hier wurde Thereſe plötzlich in ihrem Gedanken- gang unterbrochen; ein kräftiger Schritt ließ ſich vom Wege, der durch das Dorf führte, vernehmen, ſie wandte ſich jäh um und verbarg ſich gleich darauf hinter den Bäumen. Der Toni war es, er kam von der Alm zurück, den Bergſtock über der Achſel, darauf hing ſein Rock und der Burſche pfiff eines ſeiner luſtigſten Lieder. Es war ſchon dunkel geworden, als Thereſe wieder den Heimweg antrat auf denſelben Umwegen, wie ſie hiehergekommen war, leiſe öffnete ſie ihre Stübchentür und ſchloß ſich ein. Eine ganze Woche ging nun vorüber; für das junge Mädchen ein Tag wie der andere, in unbe- ſchreiblichem Weh. So kam wieder der Samstag heran. Thereſe war im Garten beſchäftigt, da ſchlich ſich der Sepp an ſie heran und mit geheimnisvoller Miene raunte er ihr zu: „Du, Thres, i woas was“. „Was denn?“ frug ſie raſch zurück, indem ſie in ihrer Arbeit innehielt. „Morg’n is Kirchta in Wulfgang ob’n“, rappor- tierte der Alte. „Na, das is weiter a Neuikeit! Das woaß i ſcho was i af der Welt bin, daß um dö Zeit der Wulfganger Kirchta is“. „Na, ja —“, ſagte der Sepp etwas verlegen, „aber wer aller dabei ſein wird, dös woaßt net“. „Na, ſo red’! Du haſt mer ja verſproch’n, daß d’mer alles hinterbringſt von dö da drent’n“. „Ja, ja — aber du haſt mer a was verſproch’n und i han’s bis heunt no net kriagt“. Ueber dieſe Aeußerung fuhr ihn das Mädchen barſch an. „War i denn ſeit dera Zeit ſcho in der Stadt unt’n, i wer do net weg’n deiner Pfeif’n extra abirennan; morg’n wann i in d’Kirch’n geah, wirſt ſie ſcho kriag’n“. Sepp war zufrieden. „Hör’ zua, Thres, was i der hiazt derzähl’“, begann er. „Die Leitnerin fahrt mit der Kathl und ’n Toni afn Kirchta. Was ſagſt denn da dazua? Das hat ſie no ihr Lebta net tan, daß ſie af a Luſtbarkeit gang’ war. Und die Kathl kriagt ganz a neux G’wand, und wia ſchean ſag’ i der — a ſolch’s haſt net amol du, d’reichſte Bauerntochter und die ſcheanſte a no dazu“. Ein verdrießlicher Zug legte ſich bei dieſer Nachricht auf die Stirne des Mädchens. „Haſt’s gar ſcho g’ſehg’n das G’wand? Wia ſchaut’s denn aus?“ frug Thereſe den Alten. „Na freili han i’s g’ſehg’n. Erſcht hat mer ſcho der Franzl davon derzählt — oft han i d’Natherin aufpaßt und dö hat mer’s müaſſ’n zoag’n. Fein ſag’ i der“, und der Sepp ſchnalzte mit der Zunge. Daß er aber der Näherin über ihre Kunſtfertigkeit ſo lange Schmeicheleien geſagt hatte, bis ſie mit einem „Angeſetzten“ zuſtande kam, das ſagte er nicht. „A roater Kittl mit ſchwarze Band’ln d’rauf,

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 86, Baden (Niederösterreich), 26.10.1904, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener086_1904/4>, abgerufen am 19.04.2024.