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Die Bayerische Presse. Nr. 242. Würzburg, 9. Oktober 1850.

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Die Bayerische Presse.

[Beginn Spaltensatz]
Abonnement:
Ganzjährig 6 fl.
Halbjährig 3 fl.
Vierteljährig 1 fl. 30 kr.
Monatlich für die Stadt 30 kr.

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Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

[Spaltenumbruch]

Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr
Nr. 533.

Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe-
titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe
und Gelder frei.

[Ende Spaltensatz]
Nr. 242.
Würzburg, Mittwoch den 9. Oktober. 1850.


[Beginn Spaltensatz]
Amtliche Nachrichten.

München, 8. Okt. Se. Maj. der König
haben Sich unterm 3. Okt. l. Js. allergnädigst
bewogen gefunden, auf die bei dem Kreis= und
Stadtgerichte Baireuth erledigte Rathsstelle den
1. Landgerichtsassessor Friedr. Aug. v. Schallern
zu Kissingen, seiner allerunterthänigsten Bitte ent-
sprechend, zu befördern; dann auf die in Würz-
burg erledigte Advokatenstelle den Advokaten Dr.
Karl Friedrich zu Schweinfurt, seiner allerunter-
thänigsten Bitte entsprechend, zu versetzen; ferner
den Landrichter Franz Haus zu Volkach die nach-
gesuchte Quieszenz auf Grund der nachgewiesenen
Funktionsunfähigkeit nach § 22 lit. D der IX.
Verf.=Beil. auf die Dauer von 2 Jahren zu be-
willigen; auf das Landgericht Volkach den Land-
richter Karl Kaspar Ammersbacher zu Hilders,
seiner Bitte gemäß zu versetzen; zum Landrichter
von Hilders den I. Landgerichtsassessor Johann
Georg Steinbach zu Karlstadt allergnädigst zu
befördern.

Würzburg, 9. Okt. Die katholische Pfarrei
Eßleben, Ldgrchts. Werneck, wurde dem Priester
Franz Förster, Pfarrer zu Elsenfeld, Ldgrchts.
Obernburg, übertragen.

Der Schuldienst zu Erlach, k. Gerichtsbezirk
Marktbreit, ist dem von der Fürstl. Schwarzen-
berg 'schen Patronatsherrschaft auf denselben prä-
sentirten Schuldienstexspektanten und dermaligen
Schulverweser zu Rödelsee Karl Schleicher; der
Schuldienst zu Rödelsee, k. Ldgrchts. Marktsteft,
dem von der dortigen Kirchengemeinde auf den-
selben präsentirten Schuldienstexspectanten und
derzeitigen Schulverweser zu Unfinden, Pt. Boch,
übertragen worden; dem 1. Lehrer zu Rothenbuch
Jos. Ad. Scheurich wurde die Schulstelle zu Lau-
denbach, Ldgrchts. Miltenberg, übertragen.



Die neue Taktik der Demokraten.

Die demokratische Partei ist von der Offen-
sive auf die Defensive zurückgedrängt; sie ist Schritt
für Schritt von der Souveränetät eines Diktators
mit unbeschränkter Machtvollkommenheit zu der
Rolle eines Geschlagenen herabgesunken, welche
nur noch in einem Vergleich und Vertrag seine
Rettung suchen kann. Entweder wetteifert der
Geschlagene mit den heimgegangenen homerischen
Helden in Schimpfwörtern, oder es pocht derselbe,
welcher jüngst noch an die Macht als stärker als
das Recht appellirte, auf das Recht, das auf sei-
ner Partei stehe, und das doch Recht bleiben
müsse. Die Volkspartei ist über Nacht die Rechts-
partei geworden; an einem schönen Herbstmorgen
hat sie sich alle Tiraden gegen das bestehende
historische Recht aus dem Sinne geschlagen, und
wie in der französischen Revolution der abgeschaffte
Gott wieder eingesetzt wurde, so soll sich bei uns
plötzlich der durchlöcherte Rechtsboden unter den
Schritten der neuen Rechtsmänner schließen. Daß
dieses Recht mit der Schlauheit eines Advokaten
der Partei vindicirt und zur wächsernen Nase ge-
macht wird, versteht sich, denn mit dem Appelliren
an das Recht ist noch nicht die Ehrfurcht vor den
unwandelbaren, ewigen Formen des Rechts wie-
dergekehrt. Woher kommt diese Umstimmung und
[Spaltenumbruch] diese neue Taktik der Volksmänner? Sie haben
sich als Barometer der Volksstimmung aus-
gegeben, und dieser ist auf Null herabgesunken.
Man kann es sich nicht länger verhehlen, wie
trügerisch und haltlos die öffentliche Meinung ist,
wie sie in Extremen hin und her schwankt, und
wie ihr das Stetige und Nachhaltige ganz abgeht.
Man klagt, das deutsche Volk habe den Eifer
sinken und auf vorübergehende kleine Anfälle
der Leidenschaft die Flügel in Taubengeduld er-
mattet hängen lassen. "Da die Helden der Worte
endlich zum Wirken und Handeln berufen wurden,
zu dem sie sich so lange vermessen hatten, da
brach die Vergiftung des Jnnern in eklem Eiter
aus, und Grausamkeit, Rachsucht, Blutgier und
Meuchelmord befleckten den deutschen Namen, wo
Niemand mitten im Flor der Geistesbildung und
der häuslichen Sitte diese grelle Vrrwilderung in
uns geahnt hätte." Die hochgegriffene und ideale
Schöpfung eines souveränen, nach Oben wie nach
Unten gleich selbstständigen und unabhängigen
Volkes läßt sich mit Rolands Stute vergleichen,
welche alle Schönheiten und Vorzüge hatte, aber
unglücklicher Weise todt war. Die Eingenommen-
heit von sich selbst und ihrer Macht und die
selbsteigene Vergötterung ihres Systemes und
Werkes konnte bei den Herren gegen die traurige
Wirklichkeit und den augenscheinlichen Thatbestand
nicht länger Stand halten; nur noch Wenige sind
die Getäuschten, während die Andern ihre Täu-
schung und ihren Selbstbetrug beschämt zu ver-
decken suchen, und an die Zukunft appelliren,
welche ihre Chimären und Hirngespinste doch noch
verwirklichen werde. Die Getäuschten, welche von
ihren Träumen noch nicht erwacht sind, und sich
auf ihrem Lager im Zustand des Halbwachens
und Halbschlafens unruhig hin und her bewegen,
versuchen einen Aufruf, um das träge Volk auf-
zurütteln, und es nochmals mit künstlichen Mitteln
aufzuregen. Als ein solches Aufregungsmittel kam
ihnen die Reaktivirung des deutschen Bundestages
willkommen, welche sie nach allen Seiten auszu-
beuten sich bemüßigen. Sie machen Tiraden ge-
gen das wieder aus dem Grabe auftauchende Ge-
spenst der Metternich'schen Politik, -- dieses Fi-
nale und letzte Expediens unserer Staatsquacksal-
ber, um den so lange und bis zum Ueberdrusse
ausgebeuteten Widerwillen des Volks gegen den
Bundestag noch einmal auszubeuten. Diese Staats-
philosophen, von welchen Friedrich der Große sagt,
daß er ein Land durch sie regieren lassen würde,
wenn er es zu Grunde richten wollte, üben ihre
schulmeisternde Politik damit, daß sie einen Schul-
begriff an die Spitze stellen, logische und unlo-
gische Consequenzen daraus ziehen, auf diese Weise
ein allein seligmachendes Schema machen und na-
türlich Alles, was dazu nicht paßt, abschneiden.
Allein auch dieses versagt die gehofften Wirkun-
gen: das abgehetzte Volk kann gegen den Bundestag
nicht mißtrauischer sein, als es gegen die Con-
vente der Volksmänner ist; es will nun einmal,
nachdem es Hab und Gut, Ehre und Wohlstand
auf diese Weise verloren hat, nicht aufs Neue in
der großen Politik Geschäfte machen, da es weiß,
daß ihm diese Spekulation ein verdecktes Spiel
ist, das nicht mit Gewinn, sondern mit Hader
und Streit endigt. Das Volk hat sich mißmu-
[Spaltenumbruch] thig von dem politischen Markte zurückgezogen,
und es wird schon noch einige Zeit brauchen, bis
es aus seinem Widerwillen sich zu dem wünschens-
werthen Streben nach politischer Bildung wieder
herausarbeitet. Daß es sich aufs Neue als
Mittel zu eigennützigen Zwecken mißbrauchen lasse,
steht vor der Hand nicht zu erwarten; es gilt
also für jene Männer des Umsturzes, sich nach
anderen Mitteln umzusehen, um ihre Theorien zur
Geltung zu bringen, und man flüchtet auf den
Boden des Rechts, wie bekanntlich in Paris kein
Stadtviertel so sehr mit Verbrechern und Vaga-
bunden gesegnet ist, als das, in welchem sich das
Polizeigebäude befindet!    ( Schluß folgt. )

Deutschland.

München, 6. Okt. Bei der heute stattge-
habten Preisevertheilung für landwirthschaftliche
Produkte ec. ergab sich folgende Vertheilung der
Preise auf die einzelnen Kreise: und zwar Preise
für allgemeine und spezielle Leistungen auf dem
Gesammtgebiete der prakt. Landwirthschaft: auf
Oberbayern 11, Niederbayern 12, Pfalz 4, Ober-
franken 2, Mittelfranken 8, Unterfranken und Aschaf-
fenburg 2, Oberpfalz und Regensburg 19, Schwa-
ben und Neuburg 13 Preise; ferner Preise für
erfolgreiche und verdienstliche Bestrebungen der
Beamten, Seelsorger, Schullehrer und Gemeinde-
vorsteher zur Förderung der Landwirthschaft: auf
Oberbayern 1, Niederbayern 5, Pfalz 2, Ober-
franken keiner, Mittelfranken 5, Unterfranken und
Aschaffenburg 1, Oberpfalz und Regensburg kei-
ner, Schwaben und Neuburg 2 Preise. 44 männ-
liche und 25 weibliche Dienstboten erhielten Preis-
medaillen mit Ehrendiplomen. Die Gemeinden
Jphofen in Mittelfranken und Otterfing in Ober-
bayern erhielten die große silberne Preismedaille
mit Ehrendiplom und Preisbuch, einen Schäufel-
und Häufelpflug, die Gemeinde Großostheim in
Unterfranken die große silberne Preismedaille mit
Ehrendiplom und Preisbuch.

   

München, 7. Okt. JJ. kk. Majestäten Max
und Marie sind heute heute Vormittag 10 Uhr
nach Hohenschwangau abgereist. Höchstdieselben
wurden vom Staatsminister Dr. v. d. Pfordten,
dem k. Kämmerer und Vice=Oberst=Stallmeister
Frhr. v. Freyberg und den beiden Adjutanten
Graf Rechberg und v. Strunz begleitet. Fürst
Schwarzenberg ging -- wie von uns voraus
gemeldet -- um 11 Uhr ab. -- König Otto
verweilt noch hier und wohnte heute dem feier-
lichen Gottesdienste in der griechischen Kirche bei.
-- Von den früher in griechischen Diensten ge-
standenen Offizieren aus dem bayerischen Heere
ist eine nahmhafte Anzahl mit Ordensauszeichnun-
gen von dem griechischen Monarchen bedacht wor-
den. -- Wegen Ablebens Sr. Maj. Louis Phi-
lipp, weiland König der Franzosen, wurde eine
Hoftrauer von 14 Tagen -- nämlich vom heu-
tigen bis einschlüssig 20. ds. -- angeordnet. --
Das letzte Feldmanöver mit Bivouak findet mor-
gen statt. Dasselbe wird wie das heutige --
dem der Kriegsminister Lüder und Fürst Schwar-
zenberg beiwohnten -- durch den Prinzen Eduard
von Sachsen=Altenburg kommandirt, und werden
die Generale Graf Verri und v. Hartmann als

Die Bayerische Presse.

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haben Sich unterm 3. Okt. l. Js. allergnädigst
bewogen gefunden, auf die bei dem Kreis= und
Stadtgerichte Baireuth erledigte Rathsstelle den
1. Landgerichtsassessor Friedr. Aug. v. Schallern
zu Kissingen, seiner allerunterthänigsten Bitte ent-
sprechend, zu befördern; dann auf die in Würz-
burg erledigte Advokatenstelle den Advokaten Dr.
Karl Friedrich zu Schweinfurt, seiner allerunter-
thänigsten Bitte entsprechend, zu versetzen; ferner
den Landrichter Franz Haus zu Volkach die nach-
gesuchte Quieszenz auf Grund der nachgewiesenen
Funktionsunfähigkeit nach § 22 lit. D der IX.
Verf.=Beil. auf die Dauer von 2 Jahren zu be-
willigen; auf das Landgericht Volkach den Land-
richter Karl Kaspar Ammersbacher zu Hilders,
seiner Bitte gemäß zu versetzen; zum Landrichter
von Hilders den I. Landgerichtsassessor Johann
Georg Steinbach zu Karlstadt allergnädigst zu
befördern.

Würzburg, 9. Okt. Die katholische Pfarrei
Eßleben, Ldgrchts. Werneck, wurde dem Priester
Franz Förster, Pfarrer zu Elsenfeld, Ldgrchts.
Obernburg, übertragen.

Der Schuldienst zu Erlach, k. Gerichtsbezirk
Marktbreit, ist dem von der Fürstl. Schwarzen-
berg 'schen Patronatsherrschaft auf denselben prä-
sentirten Schuldienstexspektanten und dermaligen
Schulverweser zu Rödelsee Karl Schleicher; der
Schuldienst zu Rödelsee, k. Ldgrchts. Marktsteft,
dem von der dortigen Kirchengemeinde auf den-
selben präsentirten Schuldienstexspectanten und
derzeitigen Schulverweser zu Unfinden, Pt. Boch,
übertragen worden; dem 1. Lehrer zu Rothenbuch
Jos. Ad. Scheurich wurde die Schulstelle zu Lau-
denbach, Ldgrchts. Miltenberg, übertragen.



Die neue Taktik der Demokraten.

Die demokratische Partei ist von der Offen-
sive auf die Defensive zurückgedrängt; sie ist Schritt
für Schritt von der Souveränetät eines Diktators
mit unbeschränkter Machtvollkommenheit zu der
Rolle eines Geschlagenen herabgesunken, welche
nur noch in einem Vergleich und Vertrag seine
Rettung suchen kann. Entweder wetteifert der
Geschlagene mit den heimgegangenen homerischen
Helden in Schimpfwörtern, oder es pocht derselbe,
welcher jüngst noch an die Macht als stärker als
das Recht appellirte, auf das Recht, das auf sei-
ner Partei stehe, und das doch Recht bleiben
müsse. Die Volkspartei ist über Nacht die Rechts-
partei geworden; an einem schönen Herbstmorgen
hat sie sich alle Tiraden gegen das bestehende
historische Recht aus dem Sinne geschlagen, und
wie in der französischen Revolution der abgeschaffte
Gott wieder eingesetzt wurde, so soll sich bei uns
plötzlich der durchlöcherte Rechtsboden unter den
Schritten der neuen Rechtsmänner schließen. Daß
dieses Recht mit der Schlauheit eines Advokaten
der Partei vindicirt und zur wächsernen Nase ge-
macht wird, versteht sich, denn mit dem Appelliren
an das Recht ist noch nicht die Ehrfurcht vor den
unwandelbaren, ewigen Formen des Rechts wie-
dergekehrt. Woher kommt diese Umstimmung und
[Spaltenumbruch] diese neue Taktik der Volksmänner? Sie haben
sich als Barometer der Volksstimmung aus-
gegeben, und dieser ist auf Null herabgesunken.
Man kann es sich nicht länger verhehlen, wie
trügerisch und haltlos die öffentliche Meinung ist,
wie sie in Extremen hin und her schwankt, und
wie ihr das Stetige und Nachhaltige ganz abgeht.
Man klagt, das deutsche Volk habe den Eifer
sinken und auf vorübergehende kleine Anfälle
der Leidenschaft die Flügel in Taubengeduld er-
mattet hängen lassen. „Da die Helden der Worte
endlich zum Wirken und Handeln berufen wurden,
zu dem sie sich so lange vermessen hatten, da
brach die Vergiftung des Jnnern in eklem Eiter
aus, und Grausamkeit, Rachsucht, Blutgier und
Meuchelmord befleckten den deutschen Namen, wo
Niemand mitten im Flor der Geistesbildung und
der häuslichen Sitte diese grelle Vrrwilderung in
uns geahnt hätte.“ Die hochgegriffene und ideale
Schöpfung eines souveränen, nach Oben wie nach
Unten gleich selbstständigen und unabhängigen
Volkes läßt sich mit Rolands Stute vergleichen,
welche alle Schönheiten und Vorzüge hatte, aber
unglücklicher Weise todt war. Die Eingenommen-
heit von sich selbst und ihrer Macht und die
selbsteigene Vergötterung ihres Systemes und
Werkes konnte bei den Herren gegen die traurige
Wirklichkeit und den augenscheinlichen Thatbestand
nicht länger Stand halten; nur noch Wenige sind
die Getäuschten, während die Andern ihre Täu-
schung und ihren Selbstbetrug beschämt zu ver-
decken suchen, und an die Zukunft appelliren,
welche ihre Chimären und Hirngespinste doch noch
verwirklichen werde. Die Getäuschten, welche von
ihren Träumen noch nicht erwacht sind, und sich
auf ihrem Lager im Zustand des Halbwachens
und Halbschlafens unruhig hin und her bewegen,
versuchen einen Aufruf, um das träge Volk auf-
zurütteln, und es nochmals mit künstlichen Mitteln
aufzuregen. Als ein solches Aufregungsmittel kam
ihnen die Reaktivirung des deutschen Bundestages
willkommen, welche sie nach allen Seiten auszu-
beuten sich bemüßigen. Sie machen Tiraden ge-
gen das wieder aus dem Grabe auftauchende Ge-
spenst der Metternich'schen Politik, -- dieses Fi-
nale und letzte Expediens unserer Staatsquacksal-
ber, um den so lange und bis zum Ueberdrusse
ausgebeuteten Widerwillen des Volks gegen den
Bundestag noch einmal auszubeuten. Diese Staats-
philosophen, von welchen Friedrich der Große sagt,
daß er ein Land durch sie regieren lassen würde,
wenn er es zu Grunde richten wollte, üben ihre
schulmeisternde Politik damit, daß sie einen Schul-
begriff an die Spitze stellen, logische und unlo-
gische Consequenzen daraus ziehen, auf diese Weise
ein allein seligmachendes Schema machen und na-
türlich Alles, was dazu nicht paßt, abschneiden.
Allein auch dieses versagt die gehofften Wirkun-
gen: das abgehetzte Volk kann gegen den Bundestag
nicht mißtrauischer sein, als es gegen die Con-
vente der Volksmänner ist; es will nun einmal,
nachdem es Hab und Gut, Ehre und Wohlstand
auf diese Weise verloren hat, nicht aufs Neue in
der großen Politik Geschäfte machen, da es weiß,
daß ihm diese Spekulation ein verdecktes Spiel
ist, das nicht mit Gewinn, sondern mit Hader
und Streit endigt. Das Volk hat sich mißmu-
[Spaltenumbruch] thig von dem politischen Markte zurückgezogen,
und es wird schon noch einige Zeit brauchen, bis
es aus seinem Widerwillen sich zu dem wünschens-
werthen Streben nach politischer Bildung wieder
herausarbeitet. Daß es sich aufs Neue als
Mittel zu eigennützigen Zwecken mißbrauchen lasse,
steht vor der Hand nicht zu erwarten; es gilt
also für jene Männer des Umsturzes, sich nach
anderen Mitteln umzusehen, um ihre Theorien zur
Geltung zu bringen, und man flüchtet auf den
Boden des Rechts, wie bekanntlich in Paris kein
Stadtviertel so sehr mit Verbrechern und Vaga-
bunden gesegnet ist, als das, in welchem sich das
Polizeigebäude befindet!    ( Schluß folgt. )

Deutschland.

München, 6. Okt. Bei der heute stattge-
habten Preisevertheilung für landwirthschaftliche
Produkte ec. ergab sich folgende Vertheilung der
Preise auf die einzelnen Kreise: und zwar Preise
für allgemeine und spezielle Leistungen auf dem
Gesammtgebiete der prakt. Landwirthschaft: auf
Oberbayern 11, Niederbayern 12, Pfalz 4, Ober-
franken 2, Mittelfranken 8, Unterfranken und Aschaf-
fenburg 2, Oberpfalz und Regensburg 19, Schwa-
ben und Neuburg 13 Preise; ferner Preise für
erfolgreiche und verdienstliche Bestrebungen der
Beamten, Seelsorger, Schullehrer und Gemeinde-
vorsteher zur Förderung der Landwirthschaft: auf
Oberbayern 1, Niederbayern 5, Pfalz 2, Ober-
franken keiner, Mittelfranken 5, Unterfranken und
Aschaffenburg 1, Oberpfalz und Regensburg kei-
ner, Schwaben und Neuburg 2 Preise. 44 männ-
liche und 25 weibliche Dienstboten erhielten Preis-
medaillen mit Ehrendiplomen. Die Gemeinden
Jphofen in Mittelfranken und Otterfing in Ober-
bayern erhielten die große silberne Preismedaille
mit Ehrendiplom und Preisbuch, einen Schäufel-
und Häufelpflug, die Gemeinde Großostheim in
Unterfranken die große silberne Preismedaille mit
Ehrendiplom und Preisbuch.

   

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und Marie sind heute heute Vormittag 10 Uhr
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dem k. Kämmerer und Vice=Oberst=Stallmeister
Frhr. v. Freyberg und den beiden Adjutanten
Graf Rechberg und v. Strunz begleitet. Fürst
Schwarzenberg ging -- wie von uns voraus
gemeldet -- um 11 Uhr ab. -- König Otto
verweilt noch hier und wohnte heute dem feier-
lichen Gottesdienste in der griechischen Kirche bei.
-- Von den früher in griechischen Diensten ge-
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den. -- Wegen Ablebens Sr. Maj. Louis Phi-
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Hoftrauer von 14 Tagen -- nämlich vom heu-
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gen statt. Dasselbe wird wie das heutige --
dem der Kriegsminister Lüder und Fürst Schwar-
zenberg beiwohnten -- durch den Prinzen Eduard
von Sachsen=Altenburg kommandirt, und werden
die Generale Graf Verri und v. Hartmann als

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[0001] Die Bayerische Presse. Abonnement: Ganzjährig 6 fl. Halbjährig 3 fl. Vierteljährig 1 fl. 30 kr. Monatlich für die Stadt 30 kr. Eine constitutionell-monarchische Zeitung. Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr Nr. 533. Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe- titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe und Gelder frei. Nr. 242. Würzburg, Mittwoch den 9. Oktober. 1850. Amtliche Nachrichten. München, 8. Okt. Se. Maj. der König haben Sich unterm 3. Okt. l. Js. allergnädigst bewogen gefunden, auf die bei dem Kreis= und Stadtgerichte Baireuth erledigte Rathsstelle den 1. Landgerichtsassessor Friedr. Aug. v. Schallern zu Kissingen, seiner allerunterthänigsten Bitte ent- sprechend, zu befördern; dann auf die in Würz- burg erledigte Advokatenstelle den Advokaten Dr. Karl Friedrich zu Schweinfurt, seiner allerunter- thänigsten Bitte entsprechend, zu versetzen; ferner den Landrichter Franz Haus zu Volkach die nach- gesuchte Quieszenz auf Grund der nachgewiesenen Funktionsunfähigkeit nach § 22 lit. D der IX. Verf.=Beil. auf die Dauer von 2 Jahren zu be- willigen; auf das Landgericht Volkach den Land- richter Karl Kaspar Ammersbacher zu Hilders, seiner Bitte gemäß zu versetzen; zum Landrichter von Hilders den I. Landgerichtsassessor Johann Georg Steinbach zu Karlstadt allergnädigst zu befördern. Würzburg, 9. Okt. Die katholische Pfarrei Eßleben, Ldgrchts. Werneck, wurde dem Priester Franz Förster, Pfarrer zu Elsenfeld, Ldgrchts. Obernburg, übertragen. Der Schuldienst zu Erlach, k. Gerichtsbezirk Marktbreit, ist dem von der Fürstl. Schwarzen- berg 'schen Patronatsherrschaft auf denselben prä- sentirten Schuldienstexspektanten und dermaligen Schulverweser zu Rödelsee Karl Schleicher; der Schuldienst zu Rödelsee, k. Ldgrchts. Marktsteft, dem von der dortigen Kirchengemeinde auf den- selben präsentirten Schuldienstexspectanten und derzeitigen Schulverweser zu Unfinden, Pt. Boch, übertragen worden; dem 1. Lehrer zu Rothenbuch Jos. Ad. Scheurich wurde die Schulstelle zu Lau- denbach, Ldgrchts. Miltenberg, übertragen. Die neue Taktik der Demokraten. Die demokratische Partei ist von der Offen- sive auf die Defensive zurückgedrängt; sie ist Schritt für Schritt von der Souveränetät eines Diktators mit unbeschränkter Machtvollkommenheit zu der Rolle eines Geschlagenen herabgesunken, welche nur noch in einem Vergleich und Vertrag seine Rettung suchen kann. Entweder wetteifert der Geschlagene mit den heimgegangenen homerischen Helden in Schimpfwörtern, oder es pocht derselbe, welcher jüngst noch an die Macht als stärker als das Recht appellirte, auf das Recht, das auf sei- ner Partei stehe, und das doch Recht bleiben müsse. Die Volkspartei ist über Nacht die Rechts- partei geworden; an einem schönen Herbstmorgen hat sie sich alle Tiraden gegen das bestehende historische Recht aus dem Sinne geschlagen, und wie in der französischen Revolution der abgeschaffte Gott wieder eingesetzt wurde, so soll sich bei uns plötzlich der durchlöcherte Rechtsboden unter den Schritten der neuen Rechtsmänner schließen. Daß dieses Recht mit der Schlauheit eines Advokaten der Partei vindicirt und zur wächsernen Nase ge- macht wird, versteht sich, denn mit dem Appelliren an das Recht ist noch nicht die Ehrfurcht vor den unwandelbaren, ewigen Formen des Rechts wie- dergekehrt. Woher kommt diese Umstimmung und diese neue Taktik der Volksmänner? Sie haben sich als Barometer der Volksstimmung aus- gegeben, und dieser ist auf Null herabgesunken. Man kann es sich nicht länger verhehlen, wie trügerisch und haltlos die öffentliche Meinung ist, wie sie in Extremen hin und her schwankt, und wie ihr das Stetige und Nachhaltige ganz abgeht. Man klagt, das deutsche Volk habe den Eifer sinken und auf vorübergehende kleine Anfälle der Leidenschaft die Flügel in Taubengeduld er- mattet hängen lassen. „Da die Helden der Worte endlich zum Wirken und Handeln berufen wurden, zu dem sie sich so lange vermessen hatten, da brach die Vergiftung des Jnnern in eklem Eiter aus, und Grausamkeit, Rachsucht, Blutgier und Meuchelmord befleckten den deutschen Namen, wo Niemand mitten im Flor der Geistesbildung und der häuslichen Sitte diese grelle Vrrwilderung in uns geahnt hätte.“ Die hochgegriffene und ideale Schöpfung eines souveränen, nach Oben wie nach Unten gleich selbstständigen und unabhängigen Volkes läßt sich mit Rolands Stute vergleichen, welche alle Schönheiten und Vorzüge hatte, aber unglücklicher Weise todt war. Die Eingenommen- heit von sich selbst und ihrer Macht und die selbsteigene Vergötterung ihres Systemes und Werkes konnte bei den Herren gegen die traurige Wirklichkeit und den augenscheinlichen Thatbestand nicht länger Stand halten; nur noch Wenige sind die Getäuschten, während die Andern ihre Täu- schung und ihren Selbstbetrug beschämt zu ver- decken suchen, und an die Zukunft appelliren, welche ihre Chimären und Hirngespinste doch noch verwirklichen werde. Die Getäuschten, welche von ihren Träumen noch nicht erwacht sind, und sich auf ihrem Lager im Zustand des Halbwachens und Halbschlafens unruhig hin und her bewegen, versuchen einen Aufruf, um das träge Volk auf- zurütteln, und es nochmals mit künstlichen Mitteln aufzuregen. Als ein solches Aufregungsmittel kam ihnen die Reaktivirung des deutschen Bundestages willkommen, welche sie nach allen Seiten auszu- beuten sich bemüßigen. Sie machen Tiraden ge- gen das wieder aus dem Grabe auftauchende Ge- spenst der Metternich'schen Politik, -- dieses Fi- nale und letzte Expediens unserer Staatsquacksal- ber, um den so lange und bis zum Ueberdrusse ausgebeuteten Widerwillen des Volks gegen den Bundestag noch einmal auszubeuten. Diese Staats- philosophen, von welchen Friedrich der Große sagt, daß er ein Land durch sie regieren lassen würde, wenn er es zu Grunde richten wollte, üben ihre schulmeisternde Politik damit, daß sie einen Schul- begriff an die Spitze stellen, logische und unlo- gische Consequenzen daraus ziehen, auf diese Weise ein allein seligmachendes Schema machen und na- türlich Alles, was dazu nicht paßt, abschneiden. Allein auch dieses versagt die gehofften Wirkun- gen: das abgehetzte Volk kann gegen den Bundestag nicht mißtrauischer sein, als es gegen die Con- vente der Volksmänner ist; es will nun einmal, nachdem es Hab und Gut, Ehre und Wohlstand auf diese Weise verloren hat, nicht aufs Neue in der großen Politik Geschäfte machen, da es weiß, daß ihm diese Spekulation ein verdecktes Spiel ist, das nicht mit Gewinn, sondern mit Hader und Streit endigt. Das Volk hat sich mißmu- thig von dem politischen Markte zurückgezogen, und es wird schon noch einige Zeit brauchen, bis es aus seinem Widerwillen sich zu dem wünschens- werthen Streben nach politischer Bildung wieder herausarbeitet. Daß es sich aufs Neue als Mittel zu eigennützigen Zwecken mißbrauchen lasse, steht vor der Hand nicht zu erwarten; es gilt also für jene Männer des Umsturzes, sich nach anderen Mitteln umzusehen, um ihre Theorien zur Geltung zu bringen, und man flüchtet auf den Boden des Rechts, wie bekanntlich in Paris kein Stadtviertel so sehr mit Verbrechern und Vaga- bunden gesegnet ist, als das, in welchem sich das Polizeigebäude befindet! ( Schluß folgt. ) Deutschland. München, 6. Okt. Bei der heute stattge- habten Preisevertheilung für landwirthschaftliche Produkte ec. ergab sich folgende Vertheilung der Preise auf die einzelnen Kreise: und zwar Preise für allgemeine und spezielle Leistungen auf dem Gesammtgebiete der prakt. Landwirthschaft: auf Oberbayern 11, Niederbayern 12, Pfalz 4, Ober- franken 2, Mittelfranken 8, Unterfranken und Aschaf- fenburg 2, Oberpfalz und Regensburg 19, Schwa- ben und Neuburg 13 Preise; ferner Preise für erfolgreiche und verdienstliche Bestrebungen der Beamten, Seelsorger, Schullehrer und Gemeinde- vorsteher zur Förderung der Landwirthschaft: auf Oberbayern 1, Niederbayern 5, Pfalz 2, Ober- franken keiner, Mittelfranken 5, Unterfranken und Aschaffenburg 1, Oberpfalz und Regensburg kei- ner, Schwaben und Neuburg 2 Preise. 44 männ- liche und 25 weibliche Dienstboten erhielten Preis- medaillen mit Ehrendiplomen. Die Gemeinden Jphofen in Mittelfranken und Otterfing in Ober- bayern erhielten die große silberne Preismedaille mit Ehrendiplom und Preisbuch, einen Schäufel- und Häufelpflug, die Gemeinde Großostheim in Unterfranken die große silberne Preismedaille mit Ehrendiplom und Preisbuch. ( N. M. Z. ) München, 7. Okt. JJ. kk. Majestäten Max und Marie sind heute heute Vormittag 10 Uhr nach Hohenschwangau abgereist. Höchstdieselben wurden vom Staatsminister Dr. v. d. Pfordten, dem k. Kämmerer und Vice=Oberst=Stallmeister Frhr. v. Freyberg und den beiden Adjutanten Graf Rechberg und v. Strunz begleitet. Fürst Schwarzenberg ging -- wie von uns voraus gemeldet -- um 11 Uhr ab. -- König Otto verweilt noch hier und wohnte heute dem feier- lichen Gottesdienste in der griechischen Kirche bei. -- Von den früher in griechischen Diensten ge- standenen Offizieren aus dem bayerischen Heere ist eine nahmhafte Anzahl mit Ordensauszeichnun- gen von dem griechischen Monarchen bedacht wor- den. -- Wegen Ablebens Sr. Maj. Louis Phi- lipp, weiland König der Franzosen, wurde eine Hoftrauer von 14 Tagen -- nämlich vom heu- tigen bis einschlüssig 20. ds. -- angeordnet. -- Das letzte Feldmanöver mit Bivouak findet mor- gen statt. Dasselbe wird wie das heutige -- dem der Kriegsminister Lüder und Fürst Schwar- zenberg beiwohnten -- durch den Prinzen Eduard von Sachsen=Altenburg kommandirt, und werden die Generale Graf Verri und v. Hartmann als

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 242. Würzburg, 9. Oktober 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische242_1850/1>, abgerufen am 28.03.2024.