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Die Bayerische Presse. Nr. 272. Würzburg, 13. November 1850.

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[Spaltenumbruch] katholischen Zeiten behauptet worden sei. "Jch
gestehe indessen," fährt Lord John Russel fort,
"daß meine Besorgniß nicht so groß ist wie mein
Unwille." Der englische Protestantismus sei alt,
frei und stark genug, als daß er eine Bezwing-
ung oder Beeinträchtigung zu fürchten habe. Jn-
dessen sollte das Gesetz und Roms Verfahren in
ernste Erwägung gezogen werden. "Eine Gefahr
jedoch beunruhigt mich viel mehr als jeder Angriff
eines auswärtigen Souveräns. Geistliche unserer
eigenen Kirche, welche die 39 Artikel unterschrieben
und mit ausdrücklichen Worten das Supremat
der Königin anerkannt haben, sind mit ihren Ge-
meinden allzuweit gegangen und haben sie Schritt
für Schritt an den Rand des Abgrunds geführt.
Die Verehrung der Heiligen, der Anspruch auf Un-
fehlbarkeit der Kirche, der abergläubische Gebrauch
des Zeichens des Kreuzes, das Hinmurmeln der
Liturgie, als solle die Sprache verdeckt werden,
in welcher sie geschrieben ist, die Empfehlung der
Ohrenbeichte und die Anwendung der Buße und
Absolution -- alle diese Dinge sind von Geist-
lichen der anglikanischen Kirche als der Annahme
würdig bezeichnet und werden nun offen von dem
Bischof von London der Geistlichkeit seiner Diö-
cese gegenüber getadelt."

Frankreich.

Paris, 8. Nov. Das Journal des Debats
bringt uns haarsträubende Enthüllungen über die
Gesellschaft des zehnten Dezember. Das Jour-
nal sagt: "Jn der gestrigen Sitzung der Per-
manenzkommission gab ein Mitglied die folgende
Erklärung. ""Am 29. Okt. hielten 26 Mitglie-
der der Dezembergesellschaft eine außerordentliche
Sitzung. Sie verhandelten in derselben das Vor-
haben, den Präsidenten der Nationalversammlung,
Hrn. Dupin, und den Oberkommandanten der Pa-
riser Armee, General Changarnier, umzubringen,
weil beide das hauptsächlichste Hinderniß zur Er-
reichung der Gesellschaftszwecke bildeten. Der
Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Man
beschloß die Vollstrecker der beiden Morde durch
das Loos zu bestimmen. Es wurden 24 unbe-
schriebene und 2 mit den Buchstaben C und D
bezeichnete Zettel in einem Hut geworfen. Das-
jenige Mitglied, welches den Zettel mit C gezo-
gen, erklärte sogleich energisch, den Beschluß des
Vereins ausführen zu wollen. Der den Zettel
mit D zog, schwieg. Der Präsident verkündete
dann, der Tag zur Ausführung des beschlossenen
Vorhabens werde festgestellt werden. Spätere
Berathungen ließen vermuthen, daß man den Tag
der Eröffnung der Nationalversammlung gewählt.""
Nachdem die Commission sich die ganze Sitzung
hindurch mit diesen Enthüllungen beschäftigt, be-
auftragte sie drei ihrer Mitglieder, sich zum Mi-
nister des Jnnern zu verfügen und ihm zu er-
klären: die Commission sei höchst erstaunt, daß
die Behörde es nicht für nöthig gefunden, die
Herren Dupin und Ehangarnier von den gegen
sie gerichteten Anschlägen zu unterrichten, und daß
keine Maßregeln getroffen seien, die höchst gefähr-
liche Gesellschaft unschädlich zu machen. Die Com-
mission hat dann beschlossen, am Sonnabend noch
eine außerordentliche Sitzung zu halten." Was
diese Erzählung des Debats, die kein anderes
Journal enthält, zu bestätigen scheint, ist ein heute
im Moniteur erschienenes Dekret des Präsidenten,
welches die Dezembergesellschaft auflöst. Jnzwi-
schen wird sie wohl, so gut wie alle von der Po-
lizei aufgelöste Gesellschaften, die geeigneten Mit-
tel finden, im Geheimen fortzubestehen.

Vermischte Nachrichten.

Einer der interessantesten Betrugsprozesse schwebt
gegenwärtig in der Voruntersuchung. Ein Bauer
Hamann in Rixdorf wollte von seiner Frau ge-
schieden sein und leitete deßhalb einen Prozeß
beim hiesigen Kreisgerichte ein. Der Prozeß
schwebte längere Zeit, weil keine Gründe vorhan-
[Spaltenumbruch] den waren, und der Bauer, verdrießlich darüber,
wendete sich deßhalb an einen Privatschreiber
( Winkelschreiber ) , der ihm versprach, seine Sache
durchzusetzen, da er einen Assessor kenne, der beim
Kreisgericht beschäftigt sei. Es währte auch nicht
lange, so erhielt der Bauer eine Vorladung vom
Kreisgericht. Der Winkelkonsulent führte den
Bauer indessen nach der Wohnung des Assessors,
da derselbe den Termin im Hause abhalten wolle.
Jn der, in der Kochstraße gelegenen höchst ele-
ganten Wohnung des Assessors fand der Bauer
Aktenstücke vor und wurde von einem kleinen bu-
ckeligen Manne zu Protokoll vernommen. Es
wurde ihm indessen eröffnet, daß er einen Vor-
schuß von 25 Thalern zahlen müsse, was auch
geschah. Nachdem die Sache längere Zeit gespielt,
erhält der Bauer die Nachricht, daß die Eheschei-
dung bewilligt sei, er müsse jedoch eine Caution
von 500 Thalern stellen. Der Bauer suchte das
Geld zu schaffen, vermochte indessen nur 300
Thlr. zusammenzubringen. Es wurde ihm inzwi-
schen von dem Assessor gedroht, daß, wenn er
nicht binnen 14 Tagen die volle 500 Thlr. an-
schaffe, die Execution bei ihm vollstreckt werden
würde. Der Bauer, voll Angst, schaffte das
Geld und begab sich hierauf zu dem Assessor, den
er nicht zu Hause traf. Er begab sich deßhalb
selbst nach der Kasse des Kreisgerichts, um dort
das Geld zu zahlen, damit nur keine Zwangs-
maßregel gegen ihn vollstreckt werden möge. Die
Kasse wußte von der ganzen Sache nichts,
und der Bauer wurde deßhalb zum Staatsan-
walt geführt, der sogleich ahnte, daß ein Betrug
vorliege. Es wurden Schutzmänner nach der
Wohnung des angeblichen Assessors gesendet, wo
sich ermittelte, daß derselbe erst seit wenigen Ta-
gen dort wohnte. Der Bauer begibt sich hierauf
sofort nach Nindorf und findet daselbst zu seinem
größten Erstaunen den Assessor, den Winkelkonsu-
lenten und zwei Gerichtsdiener, welche im Begriff
sind, die Execution bei ihm zu vollstrecken. Diese
Gerichtscommission, welche merkte, daß die Sache
nicht mehr richtig sei, nahm sofort die Flucht. Jn-
dessen zwei in Rixdorf unwesenden Gendarmen
verfolgten sie und holten sie in der Nähe des
Galleschen Thores ein. Jn dem angeblichen As-
sessor wurde ein vielfach brstrafter Betrüger Na-
mens Knopf entdeckt und die ganze saubere Ge-
sellschaft verhaftet. Jn Nidorf wurden die Akten
vorgefunden, welche der angebliche Assessor geführt
hatte, so wie noch andere Papiere, welche noch
die Spur anderer Verbrechen ergeben haben sol-
len. Die Gerichtscommission hatte bei der Voll-
streckung der Execution der Frau des Bauers noch
1 Thaler und eine Schüssel voll Eierkuchen ab-
geschwindelt.

   
Neuestes.

München, 11. Nov. Eine Bekanntmachung
der Generalverwaltung der k. Posten und Eisen-
bahnen vom 10. Nov. zufolge ist wegen fortge-
setzter Truppentransporte der Gütertransport auf
den Eisenbahnen, mit Ausnahme beschränkter Eil-
gutbeförderung bis auf Weiteres eingestellt.

Frankfurt, 9. Nov. Hr. Detmold, den die
Zeitungen von hier abberufen sein ließen, sitzt hier
so fest als je, seine Vorschläge sind in Hannover
angenommen, und der seit gestern hier anwesende
Hr. v. Hammerstein geht als Bundestagscommis-
sär nach Schleswig=Holstein.

Braunschweig, 7. Nov. Der "D. Reichsz."
nach ist in Folge des gestrigen Beschlusses des
preußischen Ministeriums auch hierher die Auffor-
derung zur Mobilisirung des Truppencorps ge-
langt.

Wien, 6. Nov. Feldmarschall Radetzky ist
zum Generalissimus der österreichischen Armee er-
nannt. Man glaubt, daß derselbe seinen blei-
benden Aufenthalt nun in Wien nehmen werde.

Wien, 7. Nov. Die "Oester. Cor." sagt über
des greisen Marschalls Ankunft Folgendes: Jn
[Spaltenumbruch] einem Momente schwerer Entscheidung an den
Thron seines Monarchen berufen, wird er die
Fälle seine Erfahrungen zum Besten des Staa-
tes geltend machen können. Seine bewährte Ein-
sicht, sein anerkannt scharfer Blick, seine profunde
Kenntniß aller militärisch=politischen Beziehun-
gen des Welttheils lassen seinen Rath vor-
zugsweise wünschenswerth erscheinen. Der Mar-
schall ist aber nicht blos ein Mann guten Rathes,
er ist auch ein Mann der entschiedenen That.
Die Lorbeeren, womit er sich auf den Schlachtge-
filden Jtaliens bedeckte, gesellen seinen Namen zu
den besten der Helden aller Zeiten und verknüp-
fen denselben mit den ruhmvollsten Erinnerungen
der österreichischer Geschichte. Allein es dürfte bei
diesem Anlasse in Erwägung gezogen werden,
daß er auf dem Felde einer noch weit größeren
und bedeutsameren Thätigkeit die Proben seines
eminenten Feldherrn=Talentes ablegte, indem er
sich bei der Leitung der größten Armee aller Zei-
ten auf dem Schlachtfelde bei Leipzig betheiligte.
Die "Wiener Zeitung" konnte mit vollkommenem
Rechte sagen, der Name des Marschalls bedeute
an sich den Sieg. Während der Monarch dem
gestern in der Residenz eingetroffenen Marschall
die ehrenvollste Aufmerksamkeit erwies, indem er
ihm den Ban von Croatien bis Bruck und
seinen Adjutanten Freiherrn Köller von Köl-
lenstein bis Gloggnitz entgegensandte und ihn
gastlich unter das Dach des kaiserl. Hauses auf-
nahm, als dessen feste Stütze sich Radetzky so oft
erwies: verbreitete sich auch in der Stadt ein
Gefühl der Freude und der Zuversicht. Ein rit-
terlicher Monarch, ein herrliches Kriegsheer mit
dem unbesiegten Feldherrn und dem guten öster-
reichischen Rechte zur Seite, verbürgen jedenfalls
einen glücklichen Ausgang unserer Krisis, sei es
im Frieden, den wir auf das Jnnigste wünschen,
sei es im Kriege, den wir wo möglich, vermieden
sehen möchten, aber einmal entbrannt durchaus
nicht fürchten.

T. D. 1 ) Berlin, 11. Nov. Die ministerielle
"Deutsche Reform" sagt in ihrem heutigen Haupt-
artikel: Die königliche Staatsregierung gebe die
Hoffnung nicht auf, daß der an die gesammte Wehr-
kraft des Landes gerichtete Aufruf dazu dienen
werde, auf dem Wege beschleunigter Verhandlungen
die vertragsmäßige Feststellung der Preußen ge-
bührenden Machtbefugniß in Deutschland zu er-
langen. Die preußische Nation möge darauf ver-
trauen, daß die gebrachten Opfer nicht fruchtlos
bleiben werden.

   

2 ) Athen, 5. Nov. Die Kammern werden
nächsten Montag am 11. Nov. eröffnet. J. Maj.
die Königin ist wohl. Es herrscht Ruhe im Lande.

   


Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 12. November 1850.
Geld. Papier.
Oesterreich Bankaktien......10521062
   "   5% Metallique....7373 1 / 2
   "   4%   "   ....55 3 / 4--
   "   3%   "   ....42 1 / 4--
   "   2 1 / 2 %   "   ....38 --
   "   4 1 / 2 % Bethmann...69--
   "   4%   "   ...66--
   "   fl. 250 Loose v. J. 1839.91 7 / 892 3 / 8
   "   "   500   "   "   1834.145146
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.8082
   "   Tthl. 50 Prämien Scheine.----
Bayern3 1 / 2 % Obligationen...80--
   "   4%   "   ....86--
   "   5%   "   ....97 1 / 298
Württemberg3 1 / 4 % "   ....78 3 / 479 1 / 4
   "   4 1 / 2    "   .... 9393 1 / 2
Baden   3 1 / 2 %   "   ....78 1 / 478 3 / 4
   "   fl. 35 Loose   ......30 3 / 830 5 / 8
   "   "   50   "   ......5050 1 / 2
Nassau fl. 25 "   ......84 3 / 485 1 / 4
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...74 8 / 875 3 / 8
   "   "   "   25   "   ...27 1 / 4 27 3 / 4
Polen   fl. 300   "   ...----
Sardinien Fcs. 36   "   ...32 1 / 233
[Ende Spaltensatz] Druck von Joseph Steib in Würzburg.   Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 91.

[Spaltenumbruch] katholischen Zeiten behauptet worden sei. „Jch
gestehe indessen,“ fährt Lord John Russel fort,
„daß meine Besorgniß nicht so groß ist wie mein
Unwille.“ Der englische Protestantismus sei alt,
frei und stark genug, als daß er eine Bezwing-
ung oder Beeinträchtigung zu fürchten habe. Jn-
dessen sollte das Gesetz und Roms Verfahren in
ernste Erwägung gezogen werden. „Eine Gefahr
jedoch beunruhigt mich viel mehr als jeder Angriff
eines auswärtigen Souveräns. Geistliche unserer
eigenen Kirche, welche die 39 Artikel unterschrieben
und mit ausdrücklichen Worten das Supremat
der Königin anerkannt haben, sind mit ihren Ge-
meinden allzuweit gegangen und haben sie Schritt
für Schritt an den Rand des Abgrunds geführt.
Die Verehrung der Heiligen, der Anspruch auf Un-
fehlbarkeit der Kirche, der abergläubische Gebrauch
des Zeichens des Kreuzes, das Hinmurmeln der
Liturgie, als solle die Sprache verdeckt werden,
in welcher sie geschrieben ist, die Empfehlung der
Ohrenbeichte und die Anwendung der Buße und
Absolution -- alle diese Dinge sind von Geist-
lichen der anglikanischen Kirche als der Annahme
würdig bezeichnet und werden nun offen von dem
Bischof von London der Geistlichkeit seiner Diö-
cese gegenüber getadelt.“

Frankreich.

Paris, 8. Nov. Das Journal des Debats
bringt uns haarsträubende Enthüllungen über die
Gesellschaft des zehnten Dezember. Das Jour-
nal sagt: „Jn der gestrigen Sitzung der Per-
manenzkommission gab ein Mitglied die folgende
Erklärung. „„Am 29. Okt. hielten 26 Mitglie-
der der Dezembergesellschaft eine außerordentliche
Sitzung. Sie verhandelten in derselben das Vor-
haben, den Präsidenten der Nationalversammlung,
Hrn. Dupin, und den Oberkommandanten der Pa-
riser Armee, General Changarnier, umzubringen,
weil beide das hauptsächlichste Hinderniß zur Er-
reichung der Gesellschaftszwecke bildeten. Der
Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Man
beschloß die Vollstrecker der beiden Morde durch
das Loos zu bestimmen. Es wurden 24 unbe-
schriebene und 2 mit den Buchstaben C und D
bezeichnete Zettel in einem Hut geworfen. Das-
jenige Mitglied, welches den Zettel mit C gezo-
gen, erklärte sogleich energisch, den Beschluß des
Vereins ausführen zu wollen. Der den Zettel
mit D zog, schwieg. Der Präsident verkündete
dann, der Tag zur Ausführung des beschlossenen
Vorhabens werde festgestellt werden. Spätere
Berathungen ließen vermuthen, daß man den Tag
der Eröffnung der Nationalversammlung gewählt.““
Nachdem die Commission sich die ganze Sitzung
hindurch mit diesen Enthüllungen beschäftigt, be-
auftragte sie drei ihrer Mitglieder, sich zum Mi-
nister des Jnnern zu verfügen und ihm zu er-
klären: die Commission sei höchst erstaunt, daß
die Behörde es nicht für nöthig gefunden, die
Herren Dupin und Ehangarnier von den gegen
sie gerichteten Anschlägen zu unterrichten, und daß
keine Maßregeln getroffen seien, die höchst gefähr-
liche Gesellschaft unschädlich zu machen. Die Com-
mission hat dann beschlossen, am Sonnabend noch
eine außerordentliche Sitzung zu halten.“ Was
diese Erzählung des Debats, die kein anderes
Journal enthält, zu bestätigen scheint, ist ein heute
im Moniteur erschienenes Dekret des Präsidenten,
welches die Dezembergesellschaft auflöst. Jnzwi-
schen wird sie wohl, so gut wie alle von der Po-
lizei aufgelöste Gesellschaften, die geeigneten Mit-
tel finden, im Geheimen fortzubestehen.

Vermischte Nachrichten.

Einer der interessantesten Betrugsprozesse schwebt
gegenwärtig in der Voruntersuchung. Ein Bauer
Hamann in Rixdorf wollte von seiner Frau ge-
schieden sein und leitete deßhalb einen Prozeß
beim hiesigen Kreisgerichte ein. Der Prozeß
schwebte längere Zeit, weil keine Gründe vorhan-
[Spaltenumbruch] den waren, und der Bauer, verdrießlich darüber,
wendete sich deßhalb an einen Privatschreiber
( Winkelschreiber ) , der ihm versprach, seine Sache
durchzusetzen, da er einen Assessor kenne, der beim
Kreisgericht beschäftigt sei. Es währte auch nicht
lange, so erhielt der Bauer eine Vorladung vom
Kreisgericht. Der Winkelkonsulent führte den
Bauer indessen nach der Wohnung des Assessors,
da derselbe den Termin im Hause abhalten wolle.
Jn der, in der Kochstraße gelegenen höchst ele-
ganten Wohnung des Assessors fand der Bauer
Aktenstücke vor und wurde von einem kleinen bu-
ckeligen Manne zu Protokoll vernommen. Es
wurde ihm indessen eröffnet, daß er einen Vor-
schuß von 25 Thalern zahlen müsse, was auch
geschah. Nachdem die Sache längere Zeit gespielt,
erhält der Bauer die Nachricht, daß die Eheschei-
dung bewilligt sei, er müsse jedoch eine Caution
von 500 Thalern stellen. Der Bauer suchte das
Geld zu schaffen, vermochte indessen nur 300
Thlr. zusammenzubringen. Es wurde ihm inzwi-
schen von dem Assessor gedroht, daß, wenn er
nicht binnen 14 Tagen die volle 500 Thlr. an-
schaffe, die Execution bei ihm vollstreckt werden
würde. Der Bauer, voll Angst, schaffte das
Geld und begab sich hierauf zu dem Assessor, den
er nicht zu Hause traf. Er begab sich deßhalb
selbst nach der Kasse des Kreisgerichts, um dort
das Geld zu zahlen, damit nur keine Zwangs-
maßregel gegen ihn vollstreckt werden möge. Die
Kasse wußte von der ganzen Sache nichts,
und der Bauer wurde deßhalb zum Staatsan-
walt geführt, der sogleich ahnte, daß ein Betrug
vorliege. Es wurden Schutzmänner nach der
Wohnung des angeblichen Assessors gesendet, wo
sich ermittelte, daß derselbe erst seit wenigen Ta-
gen dort wohnte. Der Bauer begibt sich hierauf
sofort nach Nindorf und findet daselbst zu seinem
größten Erstaunen den Assessor, den Winkelkonsu-
lenten und zwei Gerichtsdiener, welche im Begriff
sind, die Execution bei ihm zu vollstrecken. Diese
Gerichtscommission, welche merkte, daß die Sache
nicht mehr richtig sei, nahm sofort die Flucht. Jn-
dessen zwei in Rixdorf unwesenden Gendarmen
verfolgten sie und holten sie in der Nähe des
Galleschen Thores ein. Jn dem angeblichen As-
sessor wurde ein vielfach brstrafter Betrüger Na-
mens Knopf entdeckt und die ganze saubere Ge-
sellschaft verhaftet. Jn Nidorf wurden die Akten
vorgefunden, welche der angebliche Assessor geführt
hatte, so wie noch andere Papiere, welche noch
die Spur anderer Verbrechen ergeben haben sol-
len. Die Gerichtscommission hatte bei der Voll-
streckung der Execution der Frau des Bauers noch
1 Thaler und eine Schüssel voll Eierkuchen ab-
geschwindelt.

   
Neuestes.

München, 11. Nov. Eine Bekanntmachung
der Generalverwaltung der k. Posten und Eisen-
bahnen vom 10. Nov. zufolge ist wegen fortge-
setzter Truppentransporte der Gütertransport auf
den Eisenbahnen, mit Ausnahme beschränkter Eil-
gutbeförderung bis auf Weiteres eingestellt.

Frankfurt, 9. Nov. Hr. Detmold, den die
Zeitungen von hier abberufen sein ließen, sitzt hier
so fest als je, seine Vorschläge sind in Hannover
angenommen, und der seit gestern hier anwesende
Hr. v. Hammerstein geht als Bundestagscommis-
sär nach Schleswig=Holstein.

Braunschweig, 7. Nov. Der „D. Reichsz.“
nach ist in Folge des gestrigen Beschlusses des
preußischen Ministeriums auch hierher die Auffor-
derung zur Mobilisirung des Truppencorps ge-
langt.

Wien, 6. Nov. Feldmarschall Radetzky ist
zum Generalissimus der österreichischen Armee er-
nannt. Man glaubt, daß derselbe seinen blei-
benden Aufenthalt nun in Wien nehmen werde.

Wien, 7. Nov. Die „Oester. Cor.“ sagt über
des greisen Marschalls Ankunft Folgendes: Jn
[Spaltenumbruch] einem Momente schwerer Entscheidung an den
Thron seines Monarchen berufen, wird er die
Fälle seine Erfahrungen zum Besten des Staa-
tes geltend machen können. Seine bewährte Ein-
sicht, sein anerkannt scharfer Blick, seine profunde
Kenntniß aller militärisch=politischen Beziehun-
gen des Welttheils lassen seinen Rath vor-
zugsweise wünschenswerth erscheinen. Der Mar-
schall ist aber nicht blos ein Mann guten Rathes,
er ist auch ein Mann der entschiedenen That.
Die Lorbeeren, womit er sich auf den Schlachtge-
filden Jtaliens bedeckte, gesellen seinen Namen zu
den besten der Helden aller Zeiten und verknüp-
fen denselben mit den ruhmvollsten Erinnerungen
der österreichischer Geschichte. Allein es dürfte bei
diesem Anlasse in Erwägung gezogen werden,
daß er auf dem Felde einer noch weit größeren
und bedeutsameren Thätigkeit die Proben seines
eminenten Feldherrn=Talentes ablegte, indem er
sich bei der Leitung der größten Armee aller Zei-
ten auf dem Schlachtfelde bei Leipzig betheiligte.
Die „Wiener Zeitung“ konnte mit vollkommenem
Rechte sagen, der Name des Marschalls bedeute
an sich den Sieg. Während der Monarch dem
gestern in der Residenz eingetroffenen Marschall
die ehrenvollste Aufmerksamkeit erwies, indem er
ihm den Ban von Croatien bis Bruck und
seinen Adjutanten Freiherrn Köller von Köl-
lenstein bis Gloggnitz entgegensandte und ihn
gastlich unter das Dach des kaiserl. Hauses auf-
nahm, als dessen feste Stütze sich Radetzky so oft
erwies: verbreitete sich auch in der Stadt ein
Gefühl der Freude und der Zuversicht. Ein rit-
terlicher Monarch, ein herrliches Kriegsheer mit
dem unbesiegten Feldherrn und dem guten öster-
reichischen Rechte zur Seite, verbürgen jedenfalls
einen glücklichen Ausgang unserer Krisis, sei es
im Frieden, den wir auf das Jnnigste wünschen,
sei es im Kriege, den wir wo möglich, vermieden
sehen möchten, aber einmal entbrannt durchaus
nicht fürchten.

T. D. 1 ) Berlin, 11. Nov. Die ministerielle
„Deutsche Reform“ sagt in ihrem heutigen Haupt-
artikel: Die königliche Staatsregierung gebe die
Hoffnung nicht auf, daß der an die gesammte Wehr-
kraft des Landes gerichtete Aufruf dazu dienen
werde, auf dem Wege beschleunigter Verhandlungen
die vertragsmäßige Feststellung der Preußen ge-
bührenden Machtbefugniß in Deutschland zu er-
langen. Die preußische Nation möge darauf ver-
trauen, daß die gebrachten Opfer nicht fruchtlos
bleiben werden.

   

2 ) Athen, 5. Nov. Die Kammern werden
nächsten Montag am 11. Nov. eröffnet. J. Maj.
die Königin ist wohl. Es herrscht Ruhe im Lande.

   


Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 12. November 1850.
Geld. Papier.
Oesterreich Bankaktien......10521062
   „   5% Metallique....7373 1 / 2
   „   4%   „   ....55 3 / 4--
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   „   2 1 / 2 %   „   ....38 --
   „   4 1 / 2 % Bethmann...69--
   „   4%   „   ...66--
   „   fl. 250 Loose v. J. 1839.91 7 / 892 3 / 8
   „   „   500   „   „   1834.145146
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.8082
   „   Tthl. 50 Prämien Scheine.----
Bayern3 1 / 2 % Obligationen...80--
   „   4%   „   ....86--
   „   5%   „   ....97 1 / 298
Württemberg3 1 / 4 % „   ....78 3 / 479 1 / 4
   „   4 1 / 2    „   .... 9393 1 / 2
Baden   3 1 / 2 %   „   ....78 1 / 478 3 / 4
   „   fl. 35 Loose   ......30 3 / 830 5 / 8
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Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...74 8 / 875 3 / 8
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Polen   fl. 300   „   ...----
Sardinien Fcs. 36   „   ...32 1 / 233
[Ende Spaltensatz] Druck von Joseph Steib in Würzburg.   Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 91.
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[0004] katholischen Zeiten behauptet worden sei. „Jch gestehe indessen,“ fährt Lord John Russel fort, „daß meine Besorgniß nicht so groß ist wie mein Unwille.“ Der englische Protestantismus sei alt, frei und stark genug, als daß er eine Bezwing- ung oder Beeinträchtigung zu fürchten habe. Jn- dessen sollte das Gesetz und Roms Verfahren in ernste Erwägung gezogen werden. „Eine Gefahr jedoch beunruhigt mich viel mehr als jeder Angriff eines auswärtigen Souveräns. Geistliche unserer eigenen Kirche, welche die 39 Artikel unterschrieben und mit ausdrücklichen Worten das Supremat der Königin anerkannt haben, sind mit ihren Ge- meinden allzuweit gegangen und haben sie Schritt für Schritt an den Rand des Abgrunds geführt. Die Verehrung der Heiligen, der Anspruch auf Un- fehlbarkeit der Kirche, der abergläubische Gebrauch des Zeichens des Kreuzes, das Hinmurmeln der Liturgie, als solle die Sprache verdeckt werden, in welcher sie geschrieben ist, die Empfehlung der Ohrenbeichte und die Anwendung der Buße und Absolution -- alle diese Dinge sind von Geist- lichen der anglikanischen Kirche als der Annahme würdig bezeichnet und werden nun offen von dem Bischof von London der Geistlichkeit seiner Diö- cese gegenüber getadelt.“ Frankreich. Paris, 8. Nov. Das Journal des Debats bringt uns haarsträubende Enthüllungen über die Gesellschaft des zehnten Dezember. Das Jour- nal sagt: „Jn der gestrigen Sitzung der Per- manenzkommission gab ein Mitglied die folgende Erklärung. „„Am 29. Okt. hielten 26 Mitglie- der der Dezembergesellschaft eine außerordentliche Sitzung. Sie verhandelten in derselben das Vor- haben, den Präsidenten der Nationalversammlung, Hrn. Dupin, und den Oberkommandanten der Pa- riser Armee, General Changarnier, umzubringen, weil beide das hauptsächlichste Hinderniß zur Er- reichung der Gesellschaftszwecke bildeten. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Man beschloß die Vollstrecker der beiden Morde durch das Loos zu bestimmen. Es wurden 24 unbe- schriebene und 2 mit den Buchstaben C und D bezeichnete Zettel in einem Hut geworfen. Das- jenige Mitglied, welches den Zettel mit C gezo- gen, erklärte sogleich energisch, den Beschluß des Vereins ausführen zu wollen. Der den Zettel mit D zog, schwieg. Der Präsident verkündete dann, der Tag zur Ausführung des beschlossenen Vorhabens werde festgestellt werden. Spätere Berathungen ließen vermuthen, daß man den Tag der Eröffnung der Nationalversammlung gewählt.““ Nachdem die Commission sich die ganze Sitzung hindurch mit diesen Enthüllungen beschäftigt, be- auftragte sie drei ihrer Mitglieder, sich zum Mi- nister des Jnnern zu verfügen und ihm zu er- klären: die Commission sei höchst erstaunt, daß die Behörde es nicht für nöthig gefunden, die Herren Dupin und Ehangarnier von den gegen sie gerichteten Anschlägen zu unterrichten, und daß keine Maßregeln getroffen seien, die höchst gefähr- liche Gesellschaft unschädlich zu machen. Die Com- mission hat dann beschlossen, am Sonnabend noch eine außerordentliche Sitzung zu halten.“ Was diese Erzählung des Debats, die kein anderes Journal enthält, zu bestätigen scheint, ist ein heute im Moniteur erschienenes Dekret des Präsidenten, welches die Dezembergesellschaft auflöst. Jnzwi- schen wird sie wohl, so gut wie alle von der Po- lizei aufgelöste Gesellschaften, die geeigneten Mit- tel finden, im Geheimen fortzubestehen. Vermischte Nachrichten. Einer der interessantesten Betrugsprozesse schwebt gegenwärtig in der Voruntersuchung. Ein Bauer Hamann in Rixdorf wollte von seiner Frau ge- schieden sein und leitete deßhalb einen Prozeß beim hiesigen Kreisgerichte ein. Der Prozeß schwebte längere Zeit, weil keine Gründe vorhan- den waren, und der Bauer, verdrießlich darüber, wendete sich deßhalb an einen Privatschreiber ( Winkelschreiber ) , der ihm versprach, seine Sache durchzusetzen, da er einen Assessor kenne, der beim Kreisgericht beschäftigt sei. Es währte auch nicht lange, so erhielt der Bauer eine Vorladung vom Kreisgericht. Der Winkelkonsulent führte den Bauer indessen nach der Wohnung des Assessors, da derselbe den Termin im Hause abhalten wolle. Jn der, in der Kochstraße gelegenen höchst ele- ganten Wohnung des Assessors fand der Bauer Aktenstücke vor und wurde von einem kleinen bu- ckeligen Manne zu Protokoll vernommen. Es wurde ihm indessen eröffnet, daß er einen Vor- schuß von 25 Thalern zahlen müsse, was auch geschah. Nachdem die Sache längere Zeit gespielt, erhält der Bauer die Nachricht, daß die Eheschei- dung bewilligt sei, er müsse jedoch eine Caution von 500 Thalern stellen. Der Bauer suchte das Geld zu schaffen, vermochte indessen nur 300 Thlr. zusammenzubringen. Es wurde ihm inzwi- schen von dem Assessor gedroht, daß, wenn er nicht binnen 14 Tagen die volle 500 Thlr. an- schaffe, die Execution bei ihm vollstreckt werden würde. Der Bauer, voll Angst, schaffte das Geld und begab sich hierauf zu dem Assessor, den er nicht zu Hause traf. Er begab sich deßhalb selbst nach der Kasse des Kreisgerichts, um dort das Geld zu zahlen, damit nur keine Zwangs- maßregel gegen ihn vollstreckt werden möge. Die Kasse wußte von der ganzen Sache nichts, und der Bauer wurde deßhalb zum Staatsan- walt geführt, der sogleich ahnte, daß ein Betrug vorliege. Es wurden Schutzmänner nach der Wohnung des angeblichen Assessors gesendet, wo sich ermittelte, daß derselbe erst seit wenigen Ta- gen dort wohnte. Der Bauer begibt sich hierauf sofort nach Nindorf und findet daselbst zu seinem größten Erstaunen den Assessor, den Winkelkonsu- lenten und zwei Gerichtsdiener, welche im Begriff sind, die Execution bei ihm zu vollstrecken. Diese Gerichtscommission, welche merkte, daß die Sache nicht mehr richtig sei, nahm sofort die Flucht. Jn- dessen zwei in Rixdorf unwesenden Gendarmen verfolgten sie und holten sie in der Nähe des Galleschen Thores ein. Jn dem angeblichen As- sessor wurde ein vielfach brstrafter Betrüger Na- mens Knopf entdeckt und die ganze saubere Ge- sellschaft verhaftet. Jn Nidorf wurden die Akten vorgefunden, welche der angebliche Assessor geführt hatte, so wie noch andere Papiere, welche noch die Spur anderer Verbrechen ergeben haben sol- len. Die Gerichtscommission hatte bei der Voll- streckung der Execution der Frau des Bauers noch 1 Thaler und eine Schüssel voll Eierkuchen ab- geschwindelt. ( D. Ref. ) Neuestes. München, 11. Nov. Eine Bekanntmachung der Generalverwaltung der k. Posten und Eisen- bahnen vom 10. Nov. zufolge ist wegen fortge- setzter Truppentransporte der Gütertransport auf den Eisenbahnen, mit Ausnahme beschränkter Eil- gutbeförderung bis auf Weiteres eingestellt. Frankfurt, 9. Nov. Hr. Detmold, den die Zeitungen von hier abberufen sein ließen, sitzt hier so fest als je, seine Vorschläge sind in Hannover angenommen, und der seit gestern hier anwesende Hr. v. Hammerstein geht als Bundestagscommis- sär nach Schleswig=Holstein. ( A. Z. ) Braunschweig, 7. Nov. Der „D. Reichsz.“ nach ist in Folge des gestrigen Beschlusses des preußischen Ministeriums auch hierher die Auffor- derung zur Mobilisirung des Truppencorps ge- langt. Wien, 6. Nov. Feldmarschall Radetzky ist zum Generalissimus der österreichischen Armee er- nannt. Man glaubt, daß derselbe seinen blei- benden Aufenthalt nun in Wien nehmen werde. Wien, 7. Nov. Die „Oester. Cor.“ sagt über des greisen Marschalls Ankunft Folgendes: Jn einem Momente schwerer Entscheidung an den Thron seines Monarchen berufen, wird er die Fälle seine Erfahrungen zum Besten des Staa- tes geltend machen können. Seine bewährte Ein- sicht, sein anerkannt scharfer Blick, seine profunde Kenntniß aller militärisch=politischen Beziehun- gen des Welttheils lassen seinen Rath vor- zugsweise wünschenswerth erscheinen. Der Mar- schall ist aber nicht blos ein Mann guten Rathes, er ist auch ein Mann der entschiedenen That. Die Lorbeeren, womit er sich auf den Schlachtge- filden Jtaliens bedeckte, gesellen seinen Namen zu den besten der Helden aller Zeiten und verknüp- fen denselben mit den ruhmvollsten Erinnerungen der österreichischer Geschichte. Allein es dürfte bei diesem Anlasse in Erwägung gezogen werden, daß er auf dem Felde einer noch weit größeren und bedeutsameren Thätigkeit die Proben seines eminenten Feldherrn=Talentes ablegte, indem er sich bei der Leitung der größten Armee aller Zei- ten auf dem Schlachtfelde bei Leipzig betheiligte. Die „Wiener Zeitung“ konnte mit vollkommenem Rechte sagen, der Name des Marschalls bedeute an sich den Sieg. Während der Monarch dem gestern in der Residenz eingetroffenen Marschall die ehrenvollste Aufmerksamkeit erwies, indem er ihm den Ban von Croatien bis Bruck und seinen Adjutanten Freiherrn Köller von Köl- lenstein bis Gloggnitz entgegensandte und ihn gastlich unter das Dach des kaiserl. Hauses auf- nahm, als dessen feste Stütze sich Radetzky so oft erwies: verbreitete sich auch in der Stadt ein Gefühl der Freude und der Zuversicht. Ein rit- terlicher Monarch, ein herrliches Kriegsheer mit dem unbesiegten Feldherrn und dem guten öster- reichischen Rechte zur Seite, verbürgen jedenfalls einen glücklichen Ausgang unserer Krisis, sei es im Frieden, den wir auf das Jnnigste wünschen, sei es im Kriege, den wir wo möglich, vermieden sehen möchten, aber einmal entbrannt durchaus nicht fürchten. T. D. 1 ) Berlin, 11. Nov. Die ministerielle „Deutsche Reform“ sagt in ihrem heutigen Haupt- artikel: Die königliche Staatsregierung gebe die Hoffnung nicht auf, daß der an die gesammte Wehr- kraft des Landes gerichtete Aufruf dazu dienen werde, auf dem Wege beschleunigter Verhandlungen die vertragsmäßige Feststellung der Preußen ge- bührenden Machtbefugniß in Deutschland zu er- langen. Die preußische Nation möge darauf ver- trauen, daß die gebrachten Opfer nicht fruchtlos bleiben werden. ( F. O.=Z. ) 2 ) Athen, 5. Nov. Die Kammern werden nächsten Montag am 11. Nov. eröffnet. J. Maj. die Königin ist wohl. Es herrscht Ruhe im Lande. ( N. M. Z. ) Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber. Frankfurter Cours. Den 12. November 1850. Geld. Papier. Oesterreich Bankaktien...... 1052 1062 „ 5% Metallique.... 73 73 1 / 2 „ 4% „ .... 55 3 / 4 -- „ 3% „ .... 42 1 / 4 -- „ 2 1 / 2 % „ .... 38 -- „ 4 1 / 2 % Bethmann... 69 -- „ 4% „ ... 66 -- „ fl. 250 Loose v. J. 1839. 91 7 / 8 92 3 / 8 „ „ 500 „ „ 1834. 145 146 Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. 80 82 „ Tthl. 50 Prämien Scheine. -- -- Bayern3 1 / 2 % Obligationen... 80 -- „ 4% „ .... 86 -- „ 5% „ .... 97 1 / 2 98 Württemberg3 1 / 4 % „ .... 78 3 / 4 79 1 / 4 „ 4 1 / 2 „ .... 93 93 1 / 2 Baden 3 1 / 2 % „ .... 78 1 / 4 78 3 / 4 „ fl. 35 Loose ...... 30 3 / 8 30 5 / 8 „ „ 50 „ ...... 50 50 1 / 2 Nassau fl. 25 „ ...... 84 3 / 4 85 1 / 4 Hessen Darmst. fl. 50 Loose ... 74 8 / 8 75 3 / 8 „ „ „ 25 „ ... 27 1 / 4 27 3 / 4 Polen fl. 300 „ ... -- -- Sardinien Fcs. 36 „ ... 32 1 / 2 33 Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 91.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 272. Würzburg, 13. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische272_1850/4>, abgerufen am 19.04.2024.