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N. N.: Eigentliche und warhafftige Erzehlung von dem Kobald/ Polter-Geist oder Hexen-Gespenst. Leipzig, [1691].

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die Geister zu bannisiren. Jnsgemein sind sie durch die Lehren
der Teufel/ denen sie gefolget/ in die greulichen Jrrthümer
vom Fegfeuer/ von Seelen-Messen/ von Anruffung der
vermeynten Heiligen/ und so fort/ gefallen. Doch weil sie
sich mit Erscheinungen der Geister auch offtmahls der Trü-
gerey und Unwahrheit beflissen/ und der gemeine Mann
hinter ihr falsches Blendwerck und erdichtete Künste kommen/
haben Atheisten dadurch sich desto mehr in ihres Hertzens
Gedancken verhärtet/ und zuletzt alles/ was man von Ge-
spensten geredet/ vor Mährlein halten wollen. Allein/ so
es gantz und gar keine Gespenster geben solte/ so würden nicht
die Jünger des HErrn Christi diesen ihren allerliebsten und
holdseligsten Freund das erstemahl auf dem Meere/ auf
welchem Er zu ihnen kam/ und das andere mahl in der Ver-
sammlung nach seiner Auferstehung/ vor ein Gespenst ange-
sehen haben. Jch will geschweigen/ was glaubhafftige neue
Exempel von Gespenstern/ der Alexander ab Alexandro
Lib. 2. Genial. dierum Cap. 9. Baptista Fulgosus de dictus
& factus memorabilibus l. I. c. 8. Hieronymus Cardanus

in seinen Büchern de subtilitate & varietate rerum, deßglei-
chen der berühmte teutsche Scribent Erasmus Francisci in
seiner Schaubühne/ nebenst vielen andern Autoribus hin
und wieder angeführet haben. Der Wittenbergische Theo-
logus, Philippus Melanchthon
meldet in seinem Buche/
welches er von der Seele geschrieben/ daß er selbst einige
Gespenster gesehen/ und von vielen andern glaubwürdigen
Leuten vernommen/ daß auch sie mit ihren Zeugnissen beyge-
stimmet/ und dergleichen Erscheinungen bekräfftiget.

Unnöthig ist es/ daß wir uns darüber aufhalten/ nach-
dem annoch leider! zu diesen unsern Zeiten es die Erfahrung
giebet/ daß sich Hexen und Unholde in ein unseliges Bindniß
mit dem Teufel einlassen/ und also mit Gespenstern und
Kobalden/ deren Nahme dort beym Propheten Esaia

cap. 34.

die Geiſter zu banniſiren. Jnsgemein ſind ſie durch die Lehren
der Teufel/ denen ſie gefolget/ in die greulichen Jrrthuͤmer
vom Fegfeuer/ von Seelen-Meſſen/ von Anruffung der
vermeynten Heiligen/ und ſo fort/ gefallen. Doch weil ſie
ſich mit Erſcheinungen der Geiſter auch offtmahls der Truͤ-
gerey und Unwahrheit befliſſen/ und der gemeine Mann
hinter ihr falſches Blendwerck und erdichtete Kuͤnſte kommen/
haben Atheiſten dadurch ſich deſto mehr in ihres Hertzens
Gedancken verhaͤrtet/ und zuletzt alles/ was man von Ge-
ſpenſten geredet/ vor Maͤhrlein halten wollen. Allein/ ſo
es gantz und gar keine Geſpenſter geben ſolte/ ſo wuͤrden nicht
die Juͤnger des HErrn Chriſti dieſen ihren allerliebſten und
holdſeligſten Freund das erſtemahl auf dem Meere/ auf
welchem Er zu ihnen kam/ und das andere mahl in der Ver-
ſammlung nach ſeiner Auferſtehung/ vor ein Geſpenſt ange-
ſehen haben. Jch will geſchweigen/ was glaubhafftige neue
Exempel von Geſpenſtern/ der Alexander ab Alexandro
Lib. 2. Genial. dierum Cap. 9. Baptiſta Fulgoſus de dictus
& factus memorabilibus l. I. c. 8. Hieronymus Cardanus

in ſeinen Buͤchern de ſubtilitate & varietate rerum, deßglei-
chen der beruͤhmte teutſche Scribent Erasmus Franciſci in
ſeiner Schaubuͤhne/ nebenſt vielen andern Autoribus hin
und wieder angefuͤhret haben. Der Wittenbergiſche Theo-
logus, Philippus Melanchthon
meldet in ſeinem Buche/
welches er von der Seele geſchrieben/ daß er ſelbſt einige
Geſpenſter geſehen/ und von vielen andern glaubwuͤrdigen
Leuten vernommen/ daß auch ſie mit ihren Zeugniſſen beyge-
ſtimmet/ und dergleichen Erſcheinungen bekraͤfftiget.

Unnoͤthig iſt es/ daß wir uns daruͤber aufhalten/ nach-
dem annoch leider! zu dieſen unſern Zeiten es die Erfahrung
giebet/ daß ſich Hexen und Unholde in ein unſeliges Bindniß
mit dem Teufel einlaſſen/ und alſo mit Geſpenſtern und
Kobalden/ deren Nahme dort beym Propheten Eſaia

cap. 34.
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Zitationshilfe: N. N.: Eigentliche und warhafftige Erzehlung von dem Kobald/ Polter-Geist oder Hexen-Gespenst. Leipzig, [1691], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_kobald_1691/7>, abgerufen am 25.04.2024.