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Mährisches Tagblatt. Nr. 206, Olmütz, 10.09.1897.

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[Spaltenumbruch]
daf

1848 wurde er Staatssecretär im ungarischen
Finanzministerium. Er ging im Jahre 1860
nach Italien, nahm an Garibaldi's Expedition
Theil und wurde in Folge dessen einen Monat
lang in Neapel gefangengehalten. In den Jah-
ren 1867 bis 1875 und dann 1884 gehörte er
dem ungarischen Reichstage an, wo er sich der
Deak-Partei anschloß. Im Jahre 1872 wurde
er zum General-Intendanten der öffentlichen
Museen und Bibliotheken Ungarns ernannt.

(Anweisung der Gehaltsbezüge bei den
Gerichten erster und zweiter Instanz.)

In-
folge Allerhöchster Entschließung vom 2. August
1897 hat für die aus Anlaß der Neusiste-
misirung der Dienstesstellen bei den Gerichten
erster und zweiter Instanz (Justizministerial-
Verordnungen vom 5. Mai 1897, J. M.
V. Bl. Nr. 14, und vom 10. Juni
1897, J. M. V. Bl. Nr. 21) ernann-
ten Beamten der Genuß der systemmäßigen
Gehalte, Activitätszulagen, Functionszulagen und
sonstigen Zulagen im Gelde erst mit 1. November
1897 zu beginnen, auch wenn die Ernennung vor
Beginn des Monates October erfolgt. Der Termin,
mit welchem der Gehaltsbezug beginnt, ist den be-
zeichneten Beamten im Ernennungsdecrete bekannt-
zugeben. Durch diese, mit dem Tage der Kundmachung
in Wirksamkeit tretende Bestimmung wird für die
vor Beginn des Monates October ernannten
Beamten der bezeichneten Art der Absatz des
§ 1 der Verordnung des Gesammtministeriums
vom 15. Mai 1873 (R. G. Bl. Nr. 75) betreffend
die Anweisung und Löschung der Bezüge der
Staatsdiener, außer Kraft gesetzt.

(Einführung eines Repetir-Stutzens.)

Der Kaiser hat mit Entschließung vom 22. No-
vember v. J. die Einführung eines kurzen acht
Millimeter Repetirgewehres unter der Benennung
"Repetir-Stutzen M. 95" für die Bewaffnung
der Mannschaft der technischen Truppen eines
Theiles der Mannschaft der Feldartillerie, ferner
zur Bewaffnung der Mannschaft der Festungs-
artillerie, endlich der bei Feld-Verpflegsanstalten
eingetheilten Verpflegsmannschaft angeordnet. Die
Mannschaft der Feldartillerie erhält den Repetir-
Stutzen ohne Bajonnet, die Mannschaft der
übrigen vorstehenden Truppen und Anstalten mit
dem Bajonnet. Weiter hat der Kaiser anbefohlen,
daß für jene Mannschaft der technischen Truppen
welche mit dem Repetir-Stutzen betheilt wird,
der Pionnier-Säbel zu entfallen habe. Ausgenom-
men sind die mit tragbarer Ausrüstung nicht
versehene Leute der Pionnier-Compagnien, für
welche der Pionnier-Säbel beibehalten wird.

(Die Eisenbahn-Catastrophe bei Kolo-
mea -- ein Verschulden.)

Von verläß-
licher Seite erhält die "Wiener Allgemeine
Zeitung" folgende sensationelle Mittheilung,
aus welcher hervorgeht, daß die Eisenbahn-
Catastrophe bei Kolomea denn doch, entgegen
allen früheren Meldungen, hätte verhütet werden
können, wenn der Stellvertreter des Bahner-
haltungsvorstandes in Kolomea seine Pflicht ge-
than hätte. Einige Stunden vor der Catastrophe
in Kolomea kam zum Stellvertreter des Vor-
standes der Bahnerhaltungs-Section in Kolomea
J. L., ein Bauer, und meldete, daß die Brücke,
welche über den Kozaczowkabach führt, beschädigt
sei. Ingenieur L. legte der Erzählung des Bauers
keinerlei Bedeutung bei und unterließ es, die
Brücke inspiciren zu lassen. Wie es heißt, soll
der Beamte den Bauer, der die Meldung er-
stattete, grob behandelt haben. Ingenieur L.
wurde nach der Catastrophe suspendirt, und eine
Disciplinaruntersuchung ist gegen ihn im Zuge.

(Unfall bei einem Manöver.)

Aus
Berlin wird telegraphirt: Ein ungewöhnlicher
Unglücksfall ereignete sich in dem brandenburgischen
Städtchen Zielenzig, wo in der Umgebung gegenwär-
tig Manöver stattfinden. Auf dem Marktplatze entlud
sich eine Kanone, in der durch irgend welchen Zufall die
Cartouche zurückgeblieben war. Eine große Menschen-
menge, die dem Einzuge der Truppen beiwohnte,
war an der Unglücksstelle versammelt. Vier
Personen wurden verletzt, zwei Kinder leicht,
zwei Erwachsene schwer. Etwa 200 Fensterscheiben
wurden durch den Lustdruck zertrümmert. Näheres
über die Ursache dieses Unfalles ist bis jetzt nicht
ermittelt worden.

(Der Selbstmordversuch Mascagui's.)

Wie heute berichtet wird, erweist sich die Meldung
von einem Selbstmorde Mascagni's als unrichtig.
Auch wird in einem Telegramm aus Pesaro die
[Spaltenumbruch] Nachricht von einem angeblichen Selbstmordver-
suche als absolut falsch bezeichnet. Es heißt, Mas-
cagni werde mit einer gerichtlichen Klage gegen
die Verbreiter der falschen Nachricht vorgehen.

(Glücklicher Staat!)

Ein Herr hatte im
Jahre 1873 in einer Gemeinde der Umgebung
Innsbrucks ein Baugesuch überreicht und dazu
den Bauplan vorgelegt und letzteren mit einem
15 kr.-Stempel versehen. Der betreffende Herr
ist inzwischen in das bessere Jenseits abberufen
worden. Heuer, im Jahre 1897, also nach 24
Jahren erhielt sein Nachkomme von der Gebühren-
abtheilung der Finanz-Bezirksdirection die Mit-
theilung, daß der damals vorgelegte Bauplan die
Normalgröße von 1750 Quadratcentimetern um
161 Quadratcentimeter übersteigt und daher der
Fiscus damals um 15, sage fünfzehn Kreuzer
Stempel zu kurz gekommen sei. Nach den
Paragraphen (folgen drei Zeilen Gesetzescitatio-
nen) hat also der Erbe des damaligen Gesuch-
stellers 15 kr. verkürzte Gebühr und 15 kr.
Steigerung, in Summa 30 kr. bei Androhung
der Execution etc. beim Steueramte in Innsbruck
zu erlegen, wenn er nicht vorzieht, den Recurs
zu ergreifen. Die Rentabilität solcher Recherchen
für den hohen Fiscus kann Jedermann selbst
berechnen.

(Woraus besteht der Mensch?)

Auf diese
Frage antwortet die englische Zeitschrift "Iron":
Der Mensch besteht aus 13 Grundstoffen, von
denen fünf gasförmig und acht fest sind. Der
Hauptbestandtheil ist Sauerstoff in einem Zu-
stande von äußerster Zusammenpressung. Ein
Normalmensch von 70 Kilogramm Gewicht enthält
44 Kilogramm Sauerstoff, welche unter gewöhn-
lichen Verhältnissen einen Raum von 28 Kubikmetern
einnehmen würden. Ferner birgt besagter Mensch
7 Kilogr. Wasserstoff, welche im freien Zustande
einen Raum von 80 Kubikmetern füllen würden.
Die drei übrigen Gase sind Stickstoff (1·72 Kilo-
gramm), Chlor (0·8 Kilogramm) und Fluor
(0·1 Kilogramm.) An festen Stoffen enthält der
Normalmensch 22 Kilogramm Kohle, 800 Gramm
Phosphor, 100 Gramm Schwefel, 1750 Gramm
Calcium, 80 Gramm Kalium, 70 Gramm Natrium,
50 Gramm Magnesium und 45 Gramm Eisen.
Edelmetalle birgt somit der menschliche Körper
nicht und er enthält in der Hauptsache nur
Stoffe, die wohlfeil sind wie Brombeeren. "Iron"
glaubt deshalb kaum, daß eine bergmännische
Ausbeutung des Menschen sich verlohnen würde.

(Ein Besuch auf Franz Josefsland.)

Der "Dundee Advertiser" bringt einen Bericht
über die Fahrt des englischen Robbenfangschiffes
"Balaene" (Capitän Robertson) in den Ge-
wässern von Franz Josefsland. An der Süd-
küste entlang fahrend, entdeckte Robertson
mehrere Inseln, die bisher weder Loigh Smith
noch Jackson kartographisch aufgenommen hatte.
Die größte war eine halbe Meile lang. Zwischen
Spitzbergen und Franz Josefsland zeigt die
Karte zwei Inseln, welche angeblich die Capitäne
Johannesen und Andressen 1884 entdeckt haben.
Die "Balaene" fand aber hier keine Spur von
Land, sondern nur Wasser von 100 Faden Tiefe.
Robertson beschreibt die Scenerie auf Franz
Josefsland als wildromantisch. Fast überall senken
sich mächtige Gletscher herab, und nur hie und da
an den Küsten treten dunkle Basaltmassen zutage.
Das Land aber macht in den Sommermonaten
nicht den öden, starren Eindruck, wie man er-
warten könnte; vielmehr erfreuen das Auge große,
mit Gras und Moos bewachsene Flächen, auch
die freundlichen Kinder der Flora fehlen nicht;
auf dem Eise tummeln sich zahlreiche Wallrosse,
deren Verfolgung Robertson so weit nordwärts
geführt hatte.

(Verunglückt?)

Der Revierförster Heinrich
Haim wurde aus dem Neustädter Canal in
voller Jagdrüstung als Leiche herausgezogen. Ob
hier ein Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt,
ist bisher nicht festgestellt worden.




Nachtrag.


Schadenfeuer in Neugasse.

Heute Nachmittags 1/21 Uhr ist in der Markt-
gemeinde Neugasse ein Schadenfeuer ausgebrochen.
Die freiw. Feuerwehr und die Berufsfeuerwehr
sind auf den Brandplatz abgerückt. Details fehlen
bisher.


[Spaltenumbruch]
Telegramme
des "Mährischen Tagblattes".
(Vom Correspondenz-Bureau.)

Wie die "Nordd.
Allg. Ztg." erfährt, gedenkt Reichskanzler Fürst
Hohenlohe nach der Abreise des Königs
von Italien von Homburg, wie alljährlich,
zu kurzem Aufenthalte sich nach Süddentschland
und zwar nach Baden-Baden zu begeben und
von dort nach Berlin zurückzukehren, sobald die
Geschäftslage seine persönliche Anwesenheit daselbst
erfordert.

Einer Meldung
des "Standard" aus Constantinopel zufolge,
hätte der Sultan, beunruhigt durch die rege
Thätigkeit, welche Rußland im Eisenbahnbau in
Central-Asien entwickelt, eine Irade erlassen, durch
welches die Behörden angewiesen werden, die
anatolische Eisenbahn bis Siwas und Ersingjan
schleunigst auszubauen.

Der "Nowoje
Wremja" zufolge ist Admiral Makarow am 6.
September auf dem Dampfer "Ivan Kronstadtsky"
in Jenisseisk eingetroffen. Makarow war Ende
des Monats Juli von Vardö in See gegangen,
war durch die Jugs-Straße und das Karische
Meer nach der Mündung des Jenissei gefahren,
hatte hier bei der ersten Ansiedelung Galtschich
angelegt und dann seinen Weg den Jenissei hinauf
nach Jenisseisk genommen.

Eisenbahnzusammenstoß,

Gestern Abends
stießen bei Emporia im Staate Kansas zwei
Züge der Archinson-Topeka and Santa-Fe-Eisen-
bahn zusammen. 12 Personen wurden getödtet
und viele verwundet.

Die Lage in Indien.

(Meldung des
Reuter'schen Bureaus.) Die Colonne des Gener als
Sir Bindon Blood hat gestern den Panichora-
Fluß überschritten und rückt von dort in südlicher
Richtung in das Land der Mohmands ein. Der
General erwartet, ungefähr am 20. d. M. sich
mit General Elles vereinigen zu können, welcher
mit seinen Truppen von Tschabkadr nach dem
Norden vordringt.

Ein gesunkener österr. Dampfer.

Heute um
6 Uhr Abends ist im hiesigen Hafen der öster-
reichische Dampfer "Ivan Braili" aus Orebic
in Folge eines Zusammenstoßes mit dem eng-
lischen Dampfer "Forest Holme" gesunken. Beide
Dampfer waren vor Anker. Der Zusammenstoß
erfolgte durch die starke Strömung. Die gesammte
Bemannung -- 22 Mann -- des gesunkenen
Schiffes wurde von den Stationären gerettet.
Das österreichisch-ungarische Kanonenboot "Hum"
rettete 11 Mann.

Die Friedensverhandlungen.

Die Presse betrachtet
die Frage der finanziellen Sicherstellung als
endgiltig geregelt. -- Die Kammer soll noch vor
Unterzeichnung der Friedens-Präliminarien ein-
berufen werden, um die Verwendung der ange-
botenen Staatseinkünfte zur Sicherstellung des
Dienstes der Kriegsentschädigungs-Anleihe zu ge-
nehmigen.

Die Vorgänge auf Kreta.

(Meldung der "Agence
Havas".) Die Insurgenten von Candia tödte-
ten einen Muselman und verwundeten einen
anderen, welcher gekommen war, um den Leichnam
des Getödteten wegzuschaffen.

Einige kranke türkische Soldaten, welche nach
Smyrna gehen sollten, verfehlten das Schiff und
kehrten wieder nach Canea zurück. Der Comman-
dant der internationalen Contingente ließ eine
Compagnie Marini-Soldaten auf dem Quui
aufstellen, um eine Landung zu verhindern. Der
Zwischenfall klärte sich bald auf.

Asiatische Cholera.

Der "Regie-
rungsbote" schreibt: Nach den officiellen Berichten,
welche dem Medicinal-Departement zugegangen

[Spaltenumbruch]
daf

1848 wurde er Staatsſecretär im ungariſchen
Finanzminiſterium. Er ging im Jahre 1860
nach Italien, nahm an Garibaldi’s Expedition
Theil und wurde in Folge deſſen einen Monat
lang in Neapel gefangengehalten. In den Jah-
ren 1867 bis 1875 und dann 1884 gehörte er
dem ungariſchen Reichstage an, wo er ſich der
Deák-Partei anſchloß. Im Jahre 1872 wurde
er zum General-Intendanten der öffentlichen
Muſeen und Bibliotheken Ungarns ernannt.

(Anweiſung der Gehaltsbezüge bei den
Gerichten erſter und zweiter Inſtanz.)

In-
folge Allerhöchſter Entſchließung vom 2. Auguſt
1897 hat für die aus Anlaß der Neuſiſte-
miſirung der Dienſtesſtellen bei den Gerichten
erſter und zweiter Inſtanz (Juſtizminiſterial-
Verordnungen vom 5. Mai 1897, J. M.
V. Bl. Nr. 14, und vom 10. Juni
1897, J. M. V. Bl. Nr. 21) ernann-
ten Beamten der Genuß der ſyſtemmäßigen
Gehalte, Activitätszulagen, Functionszulagen und
ſonſtigen Zulagen im Gelde erſt mit 1. November
1897 zu beginnen, auch wenn die Ernennung vor
Beginn des Monates October erfolgt. Der Termin,
mit welchem der Gehaltsbezug beginnt, iſt den be-
zeichneten Beamten im Ernennungsdecrete bekannt-
zugeben. Durch dieſe, mit dem Tage der Kundmachung
in Wirkſamkeit tretende Beſtimmung wird für die
vor Beginn des Monates October ernannten
Beamten der bezeichneten Art der Abſatz des
§ 1 der Verordnung des Geſammtminiſteriums
vom 15. Mai 1873 (R. G. Bl. Nr. 75) betreffend
die Anweiſung und Löſchung der Bezüge der
Staatsdiener, außer Kraft geſetzt.

(Einführung eines Repetir-Stutzens.)

Der Kaiſer hat mit Entſchließung vom 22. No-
vember v. J. die Einführung eines kurzen acht
Millimeter Repetirgewehres unter der Benennung
„Repetir-Stutzen M. 95“ für die Bewaffnung
der Mannſchaft der techniſchen Truppen eines
Theiles der Mannſchaft der Feldartillerie, ferner
zur Bewaffnung der Mannſchaft der Feſtungs-
artillerie, endlich der bei Feld-Verpflegsanſtalten
eingetheilten Verpflegsmannſchaft angeordnet. Die
Mannſchaft der Feldartillerie erhält den Repetir-
Stutzen ohne Bajonnet, die Mannſchaft der
übrigen vorſtehenden Truppen und Anſtalten mit
dem Bajonnet. Weiter hat der Kaiſer anbefohlen,
daß für jene Mannſchaft der techniſchen Truppen
welche mit dem Repetir-Stutzen betheilt wird,
der Pionnier-Säbel zu entfallen habe. Ausgenom-
men ſind die mit tragbarer Ausrüſtung nicht
verſehene Leute der Pionnier-Compagnien, für
welche der Pionnier-Säbel beibehalten wird.

(Die Eiſenbahn-Cataſtrophe bei Kolo-
mea — ein Verſchulden.)

Von verläß-
licher Seite erhält die „Wiener Allgemeine
Zeitung“ folgende ſenſationelle Mittheilung,
aus welcher hervorgeht, daß die Eiſenbahn-
Cataſtrophe bei Kolomea denn doch, entgegen
allen früheren Meldungen, hätte verhütet werden
können, wenn der Stellvertreter des Bahner-
haltungsvorſtandes in Kolomea ſeine Pflicht ge-
than hätte. Einige Stunden vor der Cataſtrophe
in Kolomea kam zum Stellvertreter des Vor-
ſtandes der Bahnerhaltungs-Section in Kolomea
J. L., ein Bauer, und meldete, daß die Brücke,
welche über den Kozaczowkabach führt, beſchädigt
ſei. Ingenieur L. legte der Erzählung des Bauers
keinerlei Bedeutung bei und unterließ es, die
Brücke inſpiciren zu laſſen. Wie es heißt, ſoll
der Beamte den Bauer, der die Meldung er-
ſtattete, grob behandelt haben. Ingenieur L.
wurde nach der Cataſtrophe ſuspendirt, und eine
Disciplinarunterſuchung iſt gegen ihn im Zuge.

(Unfall bei einem Manöver.)

Aus
Berlin wird telegraphirt: Ein ungewöhnlicher
Unglücksfall ereignete ſich in dem brandenburgiſchen
Städtchen Zielenzig, wo in der Umgebung gegenwär-
tig Manöver ſtattfinden. Auf dem Marktplatze entlud
ſich eine Kanone, in der durch irgend welchen Zufall die
Cartouche zurückgeblieben war. Eine große Menſchen-
menge, die dem Einzuge der Truppen beiwohnte,
war an der Unglücksſtelle verſammelt. Vier
Perſonen wurden verletzt, zwei Kinder leicht,
zwei Erwachſene ſchwer. Etwa 200 Fenſterſcheiben
wurden durch den Luſtdruck zertrümmert. Näheres
über die Urſache dieſes Unfalles iſt bis jetzt nicht
ermittelt worden.

(Der Selbſtmordverſuch Mascagui’s.)

Wie heute berichtet wird, erweiſt ſich die Meldung
von einem Selbſtmorde Mascagni’s als unrichtig.
Auch wird in einem Telegramm aus Peſaro die
[Spaltenumbruch] Nachricht von einem angeblichen Selbſtmordver-
ſuche als abſolut falſch bezeichnet. Es heißt, Mas-
cagni werde mit einer gerichtlichen Klage gegen
die Verbreiter der falſchen Nachricht vorgehen.

(Glücklicher Staat!)

Ein Herr hatte im
Jahre 1873 in einer Gemeinde der Umgebung
Innsbrucks ein Baugeſuch überreicht und dazu
den Bauplan vorgelegt und letzteren mit einem
15 kr.-Stempel verſehen. Der betreffende Herr
iſt inzwiſchen in das beſſere Jenſeits abberufen
worden. Heuer, im Jahre 1897, alſo nach 24
Jahren erhielt ſein Nachkomme von der Gebühren-
abtheilung der Finanz-Bezirksdirection die Mit-
theilung, daß der damals vorgelegte Bauplan die
Normalgröße von 1750 Quadratcentimetern um
161 Quadratcentimeter überſteigt und daher der
Fiscus damals um 15, ſage fünfzehn Kreuzer
Stempel zu kurz gekommen ſei. Nach den
Paragraphen (folgen drei Zeilen Geſetzescitatio-
nen) hat alſo der Erbe des damaligen Geſuch-
ſtellers 15 kr. verkürzte Gebühr und 15 kr.
Steigerung, in Summa 30 kr. bei Androhung
der Execution ꝛc. beim Steueramte in Innsbruck
zu erlegen, wenn er nicht vorzieht, den Recurs
zu ergreifen. Die Rentabilität ſolcher Recherchen
für den hohen Fiscus kann Jedermann ſelbſt
berechnen.

(Woraus beſteht der Menſch?)

Auf dieſe
Frage antwortet die engliſche Zeitſchrift „Iron“:
Der Menſch beſteht aus 13 Grundſtoffen, von
denen fünf gasförmig und acht feſt ſind. Der
Hauptbeſtandtheil iſt Sauerſtoff in einem Zu-
ſtande von äußerſter Zuſammenpreſſung. Ein
Normalmenſch von 70 Kilogramm Gewicht enthält
44 Kilogramm Sauerſtoff, welche unter gewöhn-
lichen Verhältniſſen einen Raum von 28 Kubikmetern
einnehmen würden. Ferner birgt beſagter Menſch
7 Kilogr. Waſſerſtoff, welche im freien Zuſtande
einen Raum von 80 Kubikmetern füllen würden.
Die drei übrigen Gaſe ſind Stickſtoff (1·72 Kilo-
gramm), Chlor (0·8 Kilogramm) und Fluor
(0·1 Kilogramm.) An feſten Stoffen enthält der
Normalmenſch 22 Kilogramm Kohle, 800 Gramm
Phosphor, 100 Gramm Schwefel, 1750 Gramm
Calcium, 80 Gramm Kalium, 70 Gramm Natrium,
50 Gramm Magneſium und 45 Gramm Eiſen.
Edelmetalle birgt ſomit der menſchliche Körper
nicht und er enthält in der Hauptſache nur
Stoffe, die wohlfeil ſind wie Brombeeren. „Iron“
glaubt deshalb kaum, daß eine bergmänniſche
Ausbeutung des Menſchen ſich verlohnen würde.

(Ein Beſuch auf Franz Joſefsland.)

Der „Dundee Advertiſer“ bringt einen Bericht
über die Fahrt des engliſchen Robbenfangſchiffes
„Balaene“ (Capitän Robertſon) in den Ge-
wäſſern von Franz Joſefsland. An der Süd-
küſte entlang fahrend, entdeckte Robertſon
mehrere Inſeln, die bisher weder Loigh Smith
noch Jackſon kartographiſch aufgenommen hatte.
Die größte war eine halbe Meile lang. Zwiſchen
Spitzbergen und Franz Joſefsland zeigt die
Karte zwei Inſeln, welche angeblich die Capitäne
Johanneſen und Andreſſen 1884 entdeckt haben.
Die „Balaene“ fand aber hier keine Spur von
Land, ſondern nur Waſſer von 100 Faden Tiefe.
Robertſon beſchreibt die Scenerie auf Franz
Joſefsland als wildromantiſch. Faſt überall ſenken
ſich mächtige Gletſcher herab, und nur hie und da
an den Küſten treten dunkle Baſaltmaſſen zutage.
Das Land aber macht in den Sommermonaten
nicht den öden, ſtarren Eindruck, wie man er-
warten könnte; vielmehr erfreuen das Auge große,
mit Gras und Moos bewachſene Flächen, auch
die freundlichen Kinder der Flora fehlen nicht;
auf dem Eiſe tummeln ſich zahlreiche Wallroſſe,
deren Verfolgung Robertſon ſo weit nordwärts
geführt hatte.

(Verunglückt?)

Der Revierförſter Heinrich
Haim wurde aus dem Neuſtädter Canal in
voller Jagdrüſtung als Leiche herausgezogen. Ob
hier ein Unglücksfall oder Selbſtmord vorliegt,
iſt bisher nicht feſtgeſtellt worden.




Nachtrag.


Schadenfeuer in Neugaſſe.

Heute Nachmittags ½1 Uhr iſt in der Markt-
gemeinde Neugaſſe ein Schadenfeuer ausgebrochen.
Die freiw. Feuerwehr und die Berufsfeuerwehr
ſind auf den Brandplatz abgerückt. Details fehlen
bisher.


[Spaltenumbruch]
Telegramme
des „Mähriſchen Tagblattes“.
(Vom Correſpondenz-Bureau.)

Wie die „Nordd.
Allg. Ztg.“ erfährt, gedenkt Reichskanzler Fürſt
Hohenlohe nach der Abreiſe des Königs
von Italien von Homburg, wie alljährlich,
zu kurzem Aufenthalte ſich nach Süddentſchland
und zwar nach Baden-Baden zu begeben und
von dort nach Berlin zurückzukehren, ſobald die
Geſchäftslage ſeine perſönliche Anweſenheit daſelbſt
erfordert.

Einer Meldung
des „Standard“ aus Conſtantinopel zufolge,
hätte der Sultan, beunruhigt durch die rege
Thätigkeit, welche Rußland im Eiſenbahnbau in
Central-Aſien entwickelt, eine Iradé erlaſſen, durch
welches die Behörden angewieſen werden, die
anatoliſche Eiſenbahn bis Siwas und Erſingjan
ſchleunigſt auszubauen.

Der „Nowoje
Wremja“ zufolge iſt Admiral Makarow am 6.
September auf dem Dampfer „Ivan Kronſtadtsky“
in Jeniſſeisk eingetroffen. Makarow war Ende
des Monats Juli von Vardö in See gegangen,
war durch die Jugs-Straße und das Kariſche
Meer nach der Mündung des Jeniſſei gefahren,
hatte hier bei der erſten Anſiedelung Galtſchich
angelegt und dann ſeinen Weg den Jeniſſei hinauf
nach Jeniſſeisk genommen.

Eiſenbahnzuſammenſtoß,

Geſtern Abends
ſtießen bei Emporia im Staate Kanſas zwei
Züge der Archinſon-Topeka and Santa-Fé-Eiſen-
bahn zuſammen. 12 Perſonen wurden getödtet
und viele verwundet.

Die Lage in Indien.

(Meldung des
Reuter’ſchen Bureaus.) Die Colonne des Gener als
Sir Bindon Blood hat geſtern den Panichora-
Fluß überſchritten und rückt von dort in ſüdlicher
Richtung in das Land der Mohmands ein. Der
General erwartet, ungefähr am 20. d. M. ſich
mit General Elles vereinigen zu können, welcher
mit ſeinen Truppen von Tſchabkadr nach dem
Norden vordringt.

Ein geſunkener öſterr. Dampfer.

Heute um
6 Uhr Abends iſt im hieſigen Hafen der öſter-
reichiſche Dampfer „Ivan Braili“ aus Orebic
in Folge eines Zuſammenſtoßes mit dem eng-
liſchen Dampfer „Foreſt Holme“ geſunken. Beide
Dampfer waren vor Anker. Der Zuſammenſtoß
erfolgte durch die ſtarke Strömung. Die geſammte
Bemannung — 22 Mann — des geſunkenen
Schiffes wurde von den Stationären gerettet.
Das öſterreichiſch-ungariſche Kanonenboot „Hum“
rettete 11 Mann.

Die Friedensverhandlungen.

Die Preſſe betrachtet
die Frage der finanziellen Sicherſtellung als
endgiltig geregelt. — Die Kammer ſoll noch vor
Unterzeichnung der Friedens-Präliminarien ein-
berufen werden, um die Verwendung der ange-
botenen Staatseinkünfte zur Sicherſtellung des
Dienſtes der Kriegsentſchädigungs-Anleihe zu ge-
nehmigen.

Die Vorgänge auf Kreta.

(Meldung der „Agence
Havas“.) Die Inſurgenten von Candia tödte-
ten einen Muſelman und verwundeten einen
anderen, welcher gekommen war, um den Leichnam
des Getödteten wegzuſchaffen.

Einige kranke türkiſche Soldaten, welche nach
Smyrna gehen ſollten, verfehlten das Schiff und
kehrten wieder nach Canea zurück. Der Comman-
dant der internationalen Contingente ließ eine
Compagnie Marini-Soldaten auf dem Quui
aufſtellen, um eine Landung zu verhindern. Der
Zwiſchenfall klärte ſich bald auf.

Aſiatiſche Cholera.

Der „Regie-
rungsbote“ ſchreibt: Nach den officiellen Berichten,
welche dem Medicinal-Departement zugegangen

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</TEI>
[[6]/0006] daf 1848 wurde er Staatsſecretär im ungariſchen Finanzminiſterium. Er ging im Jahre 1860 nach Italien, nahm an Garibaldi’s Expedition Theil und wurde in Folge deſſen einen Monat lang in Neapel gefangengehalten. In den Jah- ren 1867 bis 1875 und dann 1884 gehörte er dem ungariſchen Reichstage an, wo er ſich der Deák-Partei anſchloß. Im Jahre 1872 wurde er zum General-Intendanten der öffentlichen Muſeen und Bibliotheken Ungarns ernannt. (Anweiſung der Gehaltsbezüge bei den Gerichten erſter und zweiter Inſtanz.) In- folge Allerhöchſter Entſchließung vom 2. Auguſt 1897 hat für die aus Anlaß der Neuſiſte- miſirung der Dienſtesſtellen bei den Gerichten erſter und zweiter Inſtanz (Juſtizminiſterial- Verordnungen vom 5. Mai 1897, J. M. V. Bl. Nr. 14, und vom 10. Juni 1897, J. M. V. Bl. Nr. 21) ernann- ten Beamten der Genuß der ſyſtemmäßigen Gehalte, Activitätszulagen, Functionszulagen und ſonſtigen Zulagen im Gelde erſt mit 1. November 1897 zu beginnen, auch wenn die Ernennung vor Beginn des Monates October erfolgt. Der Termin, mit welchem der Gehaltsbezug beginnt, iſt den be- zeichneten Beamten im Ernennungsdecrete bekannt- zugeben. Durch dieſe, mit dem Tage der Kundmachung in Wirkſamkeit tretende Beſtimmung wird für die vor Beginn des Monates October ernannten Beamten der bezeichneten Art der Abſatz des § 1 der Verordnung des Geſammtminiſteriums vom 15. Mai 1873 (R. G. Bl. Nr. 75) betreffend die Anweiſung und Löſchung der Bezüge der Staatsdiener, außer Kraft geſetzt. (Einführung eines Repetir-Stutzens.) Der Kaiſer hat mit Entſchließung vom 22. No- vember v. J. die Einführung eines kurzen acht Millimeter Repetirgewehres unter der Benennung „Repetir-Stutzen M. 95“ für die Bewaffnung der Mannſchaft der techniſchen Truppen eines Theiles der Mannſchaft der Feldartillerie, ferner zur Bewaffnung der Mannſchaft der Feſtungs- artillerie, endlich der bei Feld-Verpflegsanſtalten eingetheilten Verpflegsmannſchaft angeordnet. Die Mannſchaft der Feldartillerie erhält den Repetir- Stutzen ohne Bajonnet, die Mannſchaft der übrigen vorſtehenden Truppen und Anſtalten mit dem Bajonnet. Weiter hat der Kaiſer anbefohlen, daß für jene Mannſchaft der techniſchen Truppen welche mit dem Repetir-Stutzen betheilt wird, der Pionnier-Säbel zu entfallen habe. Ausgenom- men ſind die mit tragbarer Ausrüſtung nicht verſehene Leute der Pionnier-Compagnien, für welche der Pionnier-Säbel beibehalten wird. (Die Eiſenbahn-Cataſtrophe bei Kolo- mea — ein Verſchulden.) Von verläß- licher Seite erhält die „Wiener Allgemeine Zeitung“ folgende ſenſationelle Mittheilung, aus welcher hervorgeht, daß die Eiſenbahn- Cataſtrophe bei Kolomea denn doch, entgegen allen früheren Meldungen, hätte verhütet werden können, wenn der Stellvertreter des Bahner- haltungsvorſtandes in Kolomea ſeine Pflicht ge- than hätte. Einige Stunden vor der Cataſtrophe in Kolomea kam zum Stellvertreter des Vor- ſtandes der Bahnerhaltungs-Section in Kolomea J. L., ein Bauer, und meldete, daß die Brücke, welche über den Kozaczowkabach führt, beſchädigt ſei. Ingenieur L. legte der Erzählung des Bauers keinerlei Bedeutung bei und unterließ es, die Brücke inſpiciren zu laſſen. Wie es heißt, ſoll der Beamte den Bauer, der die Meldung er- ſtattete, grob behandelt haben. Ingenieur L. wurde nach der Cataſtrophe ſuspendirt, und eine Disciplinarunterſuchung iſt gegen ihn im Zuge. (Unfall bei einem Manöver.) Aus Berlin wird telegraphirt: Ein ungewöhnlicher Unglücksfall ereignete ſich in dem brandenburgiſchen Städtchen Zielenzig, wo in der Umgebung gegenwär- tig Manöver ſtattfinden. Auf dem Marktplatze entlud ſich eine Kanone, in der durch irgend welchen Zufall die Cartouche zurückgeblieben war. Eine große Menſchen- menge, die dem Einzuge der Truppen beiwohnte, war an der Unglücksſtelle verſammelt. Vier Perſonen wurden verletzt, zwei Kinder leicht, zwei Erwachſene ſchwer. Etwa 200 Fenſterſcheiben wurden durch den Luſtdruck zertrümmert. Näheres über die Urſache dieſes Unfalles iſt bis jetzt nicht ermittelt worden. (Der Selbſtmordverſuch Mascagui’s.) Wie heute berichtet wird, erweiſt ſich die Meldung von einem Selbſtmorde Mascagni’s als unrichtig. Auch wird in einem Telegramm aus Peſaro die Nachricht von einem angeblichen Selbſtmordver- ſuche als abſolut falſch bezeichnet. Es heißt, Mas- cagni werde mit einer gerichtlichen Klage gegen die Verbreiter der falſchen Nachricht vorgehen. (Glücklicher Staat!) Ein Herr hatte im Jahre 1873 in einer Gemeinde der Umgebung Innsbrucks ein Baugeſuch überreicht und dazu den Bauplan vorgelegt und letzteren mit einem 15 kr.-Stempel verſehen. Der betreffende Herr iſt inzwiſchen in das beſſere Jenſeits abberufen worden. Heuer, im Jahre 1897, alſo nach 24 Jahren erhielt ſein Nachkomme von der Gebühren- abtheilung der Finanz-Bezirksdirection die Mit- theilung, daß der damals vorgelegte Bauplan die Normalgröße von 1750 Quadratcentimetern um 161 Quadratcentimeter überſteigt und daher der Fiscus damals um 15, ſage fünfzehn Kreuzer Stempel zu kurz gekommen ſei. Nach den Paragraphen (folgen drei Zeilen Geſetzescitatio- nen) hat alſo der Erbe des damaligen Geſuch- ſtellers 15 kr. verkürzte Gebühr und 15 kr. Steigerung, in Summa 30 kr. bei Androhung der Execution ꝛc. beim Steueramte in Innsbruck zu erlegen, wenn er nicht vorzieht, den Recurs zu ergreifen. Die Rentabilität ſolcher Recherchen für den hohen Fiscus kann Jedermann ſelbſt berechnen. (Woraus beſteht der Menſch?) Auf dieſe Frage antwortet die engliſche Zeitſchrift „Iron“: Der Menſch beſteht aus 13 Grundſtoffen, von denen fünf gasförmig und acht feſt ſind. Der Hauptbeſtandtheil iſt Sauerſtoff in einem Zu- ſtande von äußerſter Zuſammenpreſſung. Ein Normalmenſch von 70 Kilogramm Gewicht enthält 44 Kilogramm Sauerſtoff, welche unter gewöhn- lichen Verhältniſſen einen Raum von 28 Kubikmetern einnehmen würden. Ferner birgt beſagter Menſch 7 Kilogr. Waſſerſtoff, welche im freien Zuſtande einen Raum von 80 Kubikmetern füllen würden. Die drei übrigen Gaſe ſind Stickſtoff (1·72 Kilo- gramm), Chlor (0·8 Kilogramm) und Fluor (0·1 Kilogramm.) An feſten Stoffen enthält der Normalmenſch 22 Kilogramm Kohle, 800 Gramm Phosphor, 100 Gramm Schwefel, 1750 Gramm Calcium, 80 Gramm Kalium, 70 Gramm Natrium, 50 Gramm Magneſium und 45 Gramm Eiſen. Edelmetalle birgt ſomit der menſchliche Körper nicht und er enthält in der Hauptſache nur Stoffe, die wohlfeil ſind wie Brombeeren. „Iron“ glaubt deshalb kaum, daß eine bergmänniſche Ausbeutung des Menſchen ſich verlohnen würde. (Ein Beſuch auf Franz Joſefsland.) Der „Dundee Advertiſer“ bringt einen Bericht über die Fahrt des engliſchen Robbenfangſchiffes „Balaene“ (Capitän Robertſon) in den Ge- wäſſern von Franz Joſefsland. An der Süd- küſte entlang fahrend, entdeckte Robertſon mehrere Inſeln, die bisher weder Loigh Smith noch Jackſon kartographiſch aufgenommen hatte. Die größte war eine halbe Meile lang. Zwiſchen Spitzbergen und Franz Joſefsland zeigt die Karte zwei Inſeln, welche angeblich die Capitäne Johanneſen und Andreſſen 1884 entdeckt haben. Die „Balaene“ fand aber hier keine Spur von Land, ſondern nur Waſſer von 100 Faden Tiefe. Robertſon beſchreibt die Scenerie auf Franz Joſefsland als wildromantiſch. Faſt überall ſenken ſich mächtige Gletſcher herab, und nur hie und da an den Küſten treten dunkle Baſaltmaſſen zutage. Das Land aber macht in den Sommermonaten nicht den öden, ſtarren Eindruck, wie man er- warten könnte; vielmehr erfreuen das Auge große, mit Gras und Moos bewachſene Flächen, auch die freundlichen Kinder der Flora fehlen nicht; auf dem Eiſe tummeln ſich zahlreiche Wallroſſe, deren Verfolgung Robertſon ſo weit nordwärts geführt hatte. (Verunglückt?) Der Revierförſter Heinrich Haim wurde aus dem Neuſtädter Canal in voller Jagdrüſtung als Leiche herausgezogen. Ob hier ein Unglücksfall oder Selbſtmord vorliegt, iſt bisher nicht feſtgeſtellt worden. Nachtrag. Olmütz, 10. September. Schadenfeuer in Neugaſſe. Heute Nachmittags ½1 Uhr iſt in der Markt- gemeinde Neugaſſe ein Schadenfeuer ausgebrochen. Die freiw. Feuerwehr und die Berufsfeuerwehr ſind auf den Brandplatz abgerückt. Details fehlen bisher. Telegramme des „Mähriſchen Tagblattes“. (Vom Correſpondenz-Bureau.) Berlin, 9. September. Wie die „Nordd. Allg. Ztg.“ erfährt, gedenkt Reichskanzler Fürſt Hohenlohe nach der Abreiſe des Königs von Italien von Homburg, wie alljährlich, zu kurzem Aufenthalte ſich nach Süddentſchland und zwar nach Baden-Baden zu begeben und von dort nach Berlin zurückzukehren, ſobald die Geſchäftslage ſeine perſönliche Anweſenheit daſelbſt erfordert. London, 9. September. Einer Meldung des „Standard“ aus Conſtantinopel zufolge, hätte der Sultan, beunruhigt durch die rege Thätigkeit, welche Rußland im Eiſenbahnbau in Central-Aſien entwickelt, eine Iradé erlaſſen, durch welches die Behörden angewieſen werden, die anatoliſche Eiſenbahn bis Siwas und Erſingjan ſchleunigſt auszubauen. Petersburg, 9. September. Der „Nowoje Wremja“ zufolge iſt Admiral Makarow am 6. September auf dem Dampfer „Ivan Kronſtadtsky“ in Jeniſſeisk eingetroffen. Makarow war Ende des Monats Juli von Vardö in See gegangen, war durch die Jugs-Straße und das Kariſche Meer nach der Mündung des Jeniſſei gefahren, hatte hier bei der erſten Anſiedelung Galtſchich angelegt und dann ſeinen Weg den Jeniſſei hinauf nach Jeniſſeisk genommen. Eiſenbahnzuſammenſtoß, New-York, 9. September. Geſtern Abends ſtießen bei Emporia im Staate Kanſas zwei Züge der Archinſon-Topeka and Santa-Fé-Eiſen- bahn zuſammen. 12 Perſonen wurden getödtet und viele verwundet. Die Lage in Indien. Simla, 9. September. (Meldung des Reuter’ſchen Bureaus.) Die Colonne des Gener als Sir Bindon Blood hat geſtern den Panichora- Fluß überſchritten und rückt von dort in ſüdlicher Richtung in das Land der Mohmands ein. Der General erwartet, ungefähr am 20. d. M. ſich mit General Elles vereinigen zu können, welcher mit ſeinen Truppen von Tſchabkadr nach dem Norden vordringt. Ein geſunkener öſterr. Dampfer. Conſtantinopel, 9. September. Heute um 6 Uhr Abends iſt im hieſigen Hafen der öſter- reichiſche Dampfer „Ivan Braili“ aus Orebic in Folge eines Zuſammenſtoßes mit dem eng- liſchen Dampfer „Foreſt Holme“ geſunken. Beide Dampfer waren vor Anker. Der Zuſammenſtoß erfolgte durch die ſtarke Strömung. Die geſammte Bemannung — 22 Mann — des geſunkenen Schiffes wurde von den Stationären gerettet. Das öſterreichiſch-ungariſche Kanonenboot „Hum“ rettete 11 Mann. Die Friedensverhandlungen. Athen, 9. September. Die Preſſe betrachtet die Frage der finanziellen Sicherſtellung als endgiltig geregelt. — Die Kammer ſoll noch vor Unterzeichnung der Friedens-Präliminarien ein- berufen werden, um die Verwendung der ange- botenen Staatseinkünfte zur Sicherſtellung des Dienſtes der Kriegsentſchädigungs-Anleihe zu ge- nehmigen. Die Vorgänge auf Kreta. Canea, 9. September. (Meldung der „Agence Havas“.) Die Inſurgenten von Candia tödte- ten einen Muſelman und verwundeten einen anderen, welcher gekommen war, um den Leichnam des Getödteten wegzuſchaffen. Einige kranke türkiſche Soldaten, welche nach Smyrna gehen ſollten, verfehlten das Schiff und kehrten wieder nach Canea zurück. Der Comman- dant der internationalen Contingente ließ eine Compagnie Marini-Soldaten auf dem Quui aufſtellen, um eine Landung zu verhindern. Der Zwiſchenfall klärte ſich bald auf. Aſiatiſche Cholera. Petersburg, 9. September. Der „Regie- rungsbote“ ſchreibt: Nach den officiellen Berichten, welche dem Medicinal-Departement zugegangen

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 206, Olmütz, 10.09.1897, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches206_1897/6>, abgerufen am 20.04.2024.