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Marburger Zeitung. Nr. 76, Marburg, 27.06.1911.

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Marburger Zeitung Nr. 76, 27. Juni 1911

[Spaltenumbruch] nach Bozen-Gries; Eduard Legner, Assistent, von
Hill nach Marburg (Hauptbahnhof); Adolf Stefan,
Assistent, von Klagenfurt (Hauptbahnhof) nach
Marburg (Hauptbahnhof); Adolf Schmuck, Beamten-
aspirant, von St. Lorenzen nach Wuchern-Mahren-
berg; Konrad Tercek, Revident, von Pöltschach als
Stationsvorstand nach Prestranek; Jakob Cydrich,
Assistent, von Unterdrauburg nach Pettau; Karl
Zavodny, Assistent, von Paternion-Feistritz nach
Unterdrauburg; Robert Dawiel, Beamtenaspirant,
von Wies nach Pragerhof; Eduard Valencic, pro-
visorischer Assistent, von Sagor nach Römerbad;
August Kollesen, Adjunkt, von Leibnitz nach Wiener-
Neustadt; Friedrich Furche, Assistent, von Deutsch-
Landsberg nach Brenner; Robert Schöberl, Assi-
stent, von Brenner nach Deutsch-Landsberg; Franz
Glaser, Beamtenaspirant, von Mureck nach Spittal-
Millstatt; Alois Petelin, prov. Assistent, von Tri-
fail nach Triest; Johann Widowitz, Assistent, von
Franzdorf nach Trifail; Karl Frischenschlager, Assi-
stent, von Marburg (Kärntnerbahnhof) nach Leib-
nitz; Augustin Lukacic, Assistent, von Nabresina nach
Marburg (Kärntnerbahnhof); Ferdinand Piro, prov.
Assistent, von Maria-Rast nach Lienz; Josef Prinz.
Beamtenaspirant, von Mühlbach nach Maria-Rast.

Oberstleutnant Halmschlager +.

Heute
vormittags starb nach längerem Leiden der k. k.
Oberstleutnant i. R. Eduard Halmschlager im
54. Lebensjahre. Das Leichenbegängnis findet
Donnerstag um halb 4 Uhr von der Leichenhalle
des Stadtfriedhofes aus statt.

Auf die heutige Schüleraufführung,

welche im kleinen Kasinosaale um 8 Uhr beginnt,
wird nochmals aufmerksam gemacht. Der E[i]ntritt
steht jedermann frei. Für einen Sitzplatz sind 40 H.
zu bezahlen.

Von der freiwilligen Feuerwehr.

Aus
Anlaß des 40jährigen Bestehens der Marburger
freiwilligen Feuerwehr ließ Herr Friedrich Stau-
dinger, Weingroßhändler, Haus- und Realitäten-
besitzer, dem Wehrkommando eine Spende von 30
Kronen zukommen. Aus demselben Anlasse spendete
Herr Josef Schamesberger, Käsegroßhändler, der
Rettungsabteilung der Wehr den Betrag von 5 K.
Herr Karl Koratschin, Buchbindermeister, spendete
der Rettungsabteilung Materialien und lieferte un-
entgeltlich Buchbinderarbeiten im Werte von 4 K.
Allen hochherzigen Spendern wird hiermit der tief-
gefühlte Dank des Wehr- und Rettungskommandos
ausgesprochen. -- Das Programm der nach der
Übung am Burgplatze stattfindenden Festkneipe hat
eine kleine Änderung erfahren, indem dieselbe um
6 Uhr abends geschlossen wird, worauf die ganzen
Festteilnehmer korporativ zum Volksfeste in den
Volksgarten marschieren. Die sehr geehrten Haus-
besitzer von Marburg werden höflichst gebeten, zu
Ehren der in ziemlich großer Anzahl erscheinenden
Feuerwehrkameraden aus allen Bezirken Steiermarks
die Häuser mit Fahnenschmuck gütigst zu versehen.

Zigeunerkonzerte

finden jetzt täglich statt
in Götz's Räumen.

Radfahrende Waffenübungspflichtige.

Jene im heurigen Jahre waffenübungspflichtige
nichtaktive Mannschaft des k. u. k. Infanterieregi-
mentes Graf Beck Nr. 47, welche mit eigenen brauch-
baren Fahrrädern einrückt, wird als Radfahrer ver-
wendet. Für das mitgebrachte eigene Fahrrad wird
pro Tag 30 Heller zur Beschaffung von Konser-
vierungsmitteln und eine Abnützungsgebühr von
2 Kronen ausbezahlt. Überdies können größere
Schäden, welche an den eigenen Fahrrädern während
des dienstlichen Gebrauches entstehen, separat ver-
gütet werden. Die Konstatierung des entstandenen
Schadens und der auszuzahlenden Entschädigungs-
summe erfolgt kommissionell. Die Meldung als
Radfahrer mit eigenem Fahrrade ist mit Korrespon-
denzkarte -- unter Angabe der Adresse -- an das
Kommando des k. u. k. Ersatzbataillonskaders Nr. 47
in Marburg zu richten.

Die heutige Nummer

erscheint in gerin-
gerem textlichem Umfang, weil die nächste Nummer
wegen des Feiertages bereits morgen erscheinen muß.

Spenden für "Irmela".

Ungenannt zehn
Spatenstiche 5 K., Hauptmann Nadler vier Spaten-
stiche 2 K.

Skontrierung in allen Trafiken.

Kommenden Freitag werden Finanzorgane in allen
Trafiken Österreichs die Vorräte skontrieren, die
ab 1. Juli, d. i. Samstag, zu erhöhten Preisen
abgegeben werden müssen. Mit dieser Preissteigerung
stellt sich der Staat selbst an die Spitze der Ver-
teuerung.


[Spaltenumbruch]
Aus dem Gerichtssaale.
Ein Familiendrama.


Meuchelmordversuch am Gatten und
Vater.

Die diesmalige Schwurgerichtstagung rollte ein
trauriges Familienbild auf; das Drama erlebte vor
dem Abbruch der Verhandlung noch eine grausige
Steigerung. Nachstehend kurz der Sachverhalt.

Die 45jährige, in St. Barbara bei Wurmberg
geborene Anna Rokavec, B[e]sitzersgattin in Gru-
schau, ist des versuchten meuchlerischen Gatten-
mordes
angeklagt; neben ihr sitzt auf der Anklage-
bank ihr Schwager, der 46jährige, in St. Peter
bei Marburg geborene, verheiratete Joh. Ganser,
Winzer in Zellestrin, mit welchem die Anna Ro-
kavec nach ihrer Angabe seit vielen Jahren ein in-
times Verhältnis unterhielt; er ist der entfernten
Mitschuld am versuchten Gattenmord beschuldigt.

Die Eheleute Jakob und Anna Rokavec
lebten, obwohl sie schon seit 17 Jahren verheiratet
sind, in der letzten Zeit nicht im besten Einvernehmen.
Jakob Rokavec ist jähzornig, gerät wegen jeder
Kleinigkeit in Aufregung und ist dann gegen seine
Angehörigen roh und gewalttätig. Am 3. März 1911
war es zwischen den Eheleuten wieder zu derartigen
Szenen gekommen; schließlich jagte Rokavec seine
Gattin aus dem Hause. Sie begab sich zu ihrer
Schwester Maria, der Gattin des Winzers Johann
Ganser in Zellestrin. Als sie am nächsten Tage
nachmittags wieder nach Hause zurückkehrte, fand sie
ihren Ehegatten schwer krank. Er war nach dem Ge-
nusse eines ihm von seiner 15jährigen Tochter
Maria zubereiteten Eierschmarrens von Üblichkeiten
befallen worden, mußte wiederholt erbrechen und war
dem Tode nahe. In der Nacht besserte sich jedoch
sein Zustand; als am 5. März die Gerichtskommis-
sion erschien, war er bereits außer Lebensgefahr.
Die chemische Untersuchung der Speisereste ergab,
daß diese von einer solchen Menge Arsenik durch-
setzt waren, daß sie zur Tötung eines erwachsenen
Menschen hingereicht hätte. Daß er die Speise und
mit ihr das Gift rechtzeitig erbrach, bevor das Gift
verheerende Wirkungen ausüben konnte, hatte ihm
das Leben gerettet. Es war klar, daß Rokavec ver-
giftet werden sollte. Der Verdacht richtete sich sofort
gegen dessen Ehegattin, zumal deren 13jähriger Sohn
Franz angab, gesehen zu haben, daß seine Mutter
einen Teil der erbrochenen Speisereste beim Garten-
zaun vergraben hat. Die Anna Rokavec leugnete
dies; tatsächlich wurden aber von der Gerichts-
kommission an der vom Knaben Franz angegebenen
Stelle vergiftete Speisereste gefunden. Auch auf die
Nichte der Anna Rokavec, die Johanna Ganser, fiel
infolge der Aussagen der Anna und der Maria
Rokavec ein schwerer Verdacht; sie wurde nämlich
um die Mittagszeit des kritischen Tages von der
Anna Rokavec ins Haus geschickt, um bei der Wirt-
schaft mitzuhelfen; hiebei soll sie eine Weile in der
Küche allein gewesen sein. als der Eierschmarren zu-
bereitet wurde. Die Johanna Ganser beteuerte in
der Untersuchungshaft fortwährend ihre Unschuld,
aber auch die Anna Rokavec erklärte sich nichtschuldig.

Erst am 22. April legte Anna Rokavec ein
Geständnis ab. Sie gab an, daß sie von ihrem
Schwager Johann Ganser, mit dem sie vor und
während ihrer Ehe bis in die letzte Zeit hinein ein
intimes Verhältnis hatte und welcher den Besitz
des Rokavec an sich bringen wollte, das Gift er-
halten hatte, um damit ihren Mann zu beseitigen.
Sie habe dann das Gift ihrer Tochter Maria mit
dem Auftrage gegeben, daß diese das Gift in den
Eierschmarren ihres Gatten, bezw. Vaters menge,
doch habe die Tochter nicht gewußt, daß diese Bei-
mengung Gift ist. Sie habe aber nicht die Absicht
gehabt, ihren Mann zu töten, sie habe ihn nur
etwas "martern" wollen. Als infolge dieses Ge-
ständnisses auch die Tochter Maria verhaftet wurde,
gab diese nun ebenfalls zu, was sie früher stets ge-
leugnet hatte, daß sie dem Vater etwas in den
Eierschmarren hineingegeben habe; daß es Gift sei,
habe sie nicht gewußt. Auch habe ihr die Mutter
mehrmals verboten, davon etwas zu sagen. Bezeich-
nend ist es, daß die Maria vorher, statt von diesem
Umstande Mitteilung zu machen, sogar die Johanna
Ganser verdächtigte, obwohl sie von deren Unschuld
überzeugt sein mußte. Der schon dem Tode geweiht
gewesene Vater gab übrigens an, er sei davon über-
zeugt, daß seine Tochter nicht gewußt habe, daß sie
ihm Gift in die Speise mengte. Johann Ganser
stellte alle ihn betreffenden Behauptungen der Anna
Rokavec in Abrede; er habe ihr kein Gift zur Ver-
[Spaltenumbruch] giftung ihres Mannes gegeben und mit ihr auch
kein Verhälnis unterhalten.

Bei der heutigen unter dem Vorsitze des Ober-
landesgerichtsrates Dr. Vouschek stattgefundenen
Schwurgerichtsverhandlung änderte aber die Anna
Rokavec wesentlich ihre Aussagen; sie entlastete ihren
Schwager, indem sie die Behauptung, er habe sie
zum Morde verleitet, zurückzog. Anderseits beschul-
digte sie nun unter lebhafter Bewegung des Publi-
kums und des Gerichtshofes ihre eigene fünf-
zehnjährige Tochter
Maria der absicht-
lichen
und bewußten Mitwirkung an der
geplanten Vergiftung des Vaters, bezw.
Gatten. Durch diese sensationelle Aussage erhielt
der Prozeß eine ganz neue Wendung; die Verhand-
lung wurde abgebrochen und dann vom Gerichts-
hofe vertagt. weil nun der Staatsanwalt auf Grund
dieser Aussage auch gegen die Tochter das Ver-
fahren wegen des versuchten meuchlerischen
Vatermordes
einleiten wird. Unter lebhafter
Bewegung verließen das Publikum und die Ge-
schworenen den Schwurgerichtssaal.

Der Mord bei Altstraß.


Unter der Anklage des Verbrechens des ge-
meinen Mordes stand heute vor den Geschworenen
der 54jährige, verehelichte Paul Kosi, Besitzer in
Mekotnjak. Es wird ihm folgendes zur Last gelegt:
Am Charsamstag den 15. April 1911 zechten im
Gasthause Jesenik zu Altstraß der Keuschler Johann
Gatschitsch, die Besitzerssöhne Josef und Ludwig
Zavratnik, alle aus Mekotnjak und der Keusch-
lerssohn Franz Holz aus Pichelberg. Später kam
auch der Besitzer Paul Kosi, stellte sein geladenes
Lefaucheux Gewehr im Vorhause hinter das Tor
und setzte sich ins Gastzimmer zu den genannten
Gästen. Zwischen ihm und Gatschitsch kam es zu
einem Wortwechsel, in dessen Verlauf Gatschitsch
das Gewehr des Kosi holte, dieses ausschoß und
dann wieder neben Kosi niederlegte. Es wurde dann
noch weitergetrunken. Endlich ging Kdfi mit dem
ausgeschossenen Gewehre fort und später, es war
halb 5 Uhr, begaben sich auch Gatschitsch und die
Brüder Zavratnik auf den Heimweg, begleitet von
Franz Holz. Als sie auf den Gemeindeweg gelangten,
entspann sich zwischen Kosi, Gatschitsch und Holz
wieder eine kleine Herumzerrerei um das Gewehr,
der aber Ludwig Zavratnik ein Ende machte. Dem
Kosi wurde nun bedeutet, mit seinem Gewehr heim-
zugehen; die anderen blieben solange stehen, bis
Kosil zum Walde seines Besitzes kam, wobei sie
bemerkten, daß er sein Gewehr neuerdings lud und
dann am Waldrande stehen blieb. Bei Kosi ging
mittlerweile der Winzer Andreas Zizek vorüber,
der den Kosi frug, was er denn mit dem Gewehre
beabsichtige, worauf Kosi slowenisch erwiderte, daß
er den Gatschitsch erschießen wolle. Zizek ging darauf
fort, Kosi aber blieb wartend stehen. Mittlerweile
hatten sich die anderen in Fortsetzung ihres Weges
dem Kosi genähert. Als Gatschitsch und Holz an
ihn herankamen, stand Kosi mit dem Gewehr am
Arm hinter einer Eiche und rief dem Gatschitsch
slowenisch zu: Verfluchter Gatschitsch, komme her,
wenn du etwas willst! Gatschitsch entgegnete slo-
wenisch: Was willst du, verfluchter Paul mit so
einer Schweinerei? und machte einige Schritte gegen
Kosi. Nun nahm Kosi das Gewehr in die Hand
und rief dem Gatschitsch zu: Dostopi! (weg), worauf
Gatschitsch ihn nochmals frug, was er denn wolle.
Im nächsten Augenblick feuerte Kosi zwei Schüsse
gegen Gatschitsch ab. Nach dem zweiten Schusse fiel
Gatschitsch nieder und war sofort eine Leiche. Franz
Holz stand so nahe, daß er alles hören und sehen
konnte; infolge der Gewehrschüsse, des Pulverdampfes
und des Schreckens stürzte auch er zu Boden und
blieb zwei Stunden bewußtlos liegen. Wie die Ge-
richtsärzte konstatierten, hatte der erste Schuß dem
Gatschitsch das Endstück des kleinen Fingers der
rechten Hand weggeschossen und den Mittel- und
Endknochen des Ringfingers zertrümmert. Der
zweite Schuß war der tötliche. Am linken unteren
Ende des Brustbeines wurde eine große Schuß-
öffnung gefunden. Der Schußkanal ging durch die
zertrümmerten Rippen in das Herz hinein. Die
Vorderwand des Herzens war gänzlich zertrümmert
und zerfetzt. Die Seitenwände und die hintere Wand
des Herzen wiesen mehrere Schußausgangsöffnungen
auf. Ferner wurde die siebente Rippe zertrümmert
in deren Bruchöffnung ein Schußpfropfen und
mehrere Bleischrotte stacken. Der unter Lappen der
linken Lunge war ebensfalls durch einen Schrott-
schuß verletzt und darinnen ein Bleischrott gefunden.
Der Magen wurde an zwei Stellenund der Zwölf-

Marburger Zeitung Nr. 76, 27. Juni 1911

[Spaltenumbruch] nach Bozen-Gries; Eduard Legner, Aſſiſtent, von
Hill nach Marburg (Hauptbahnhof); Adolf Stefan,
Aſſiſtent, von Klagenfurt (Hauptbahnhof) nach
Marburg (Hauptbahnhof); Adolf Schmuck, Beamten-
aſpirant, von St. Lorenzen nach Wuchern-Mahren-
berg; Konrad Tercek, Revident, von Pöltſchach als
Stationsvorſtand nach Preſtranek; Jakob Cydrich,
Aſſiſtent, von Unterdrauburg nach Pettau; Karl
Zavodny, Aſſiſtent, von Paternion-Feiſtritz nach
Unterdrauburg; Robert Dawiel, Beamtenaſpirant,
von Wies nach Pragerhof; Eduard Valencic, pro-
viſoriſcher Aſſiſtent, von Sagor nach Römerbad;
Auguſt Kolleſen, Adjunkt, von Leibnitz nach Wiener-
Neuſtadt; Friedrich Furche, Aſſiſtent, von Deutſch-
Landsberg nach Brenner; Robert Schöberl, Aſſi-
ſtent, von Brenner nach Deutſch-Landsberg; Franz
Glaſer, Beamtenaſpirant, von Mureck nach Spittal-
Millſtatt; Alois Petelin, prov. Aſſiſtent, von Tri-
fail nach Trieſt; Johann Widowitz, Aſſiſtent, von
Franzdorf nach Trifail; Karl Friſchenſchlager, Aſſi-
ſtent, von Marburg (Kärntnerbahnhof) nach Leib-
nitz; Auguſtin Lukacic, Aſſiſtent, von Nabreſina nach
Marburg (Kärntnerbahnhof); Ferdinand Piro, prov.
Aſſiſtent, von Maria-Raſt nach Lienz; Joſef Prinz.
Beamtenaſpirant, von Mühlbach nach Maria-Raſt.

Oberſtleutnant Halmſchlager †.

Heute
vormittags ſtarb nach längerem Leiden der k. k.
Oberſtleutnant i. R. Eduard Halmſchlager im
54. Lebensjahre. Das Leichenbegängnis findet
Donnerstag um halb 4 Uhr von der Leichenhalle
des Stadtfriedhofes aus ſtatt.

Auf die heutige Schüleraufführung,

welche im kleinen Kaſinoſaale um 8 Uhr beginnt,
wird nochmals aufmerkſam gemacht. Der E[i]ntritt
ſteht jedermann frei. Für einen Sitzplatz ſind 40 H.
zu bezahlen.

Von der freiwilligen Feuerwehr.

Aus
Anlaß des 40jährigen Beſtehens der Marburger
freiwilligen Feuerwehr ließ Herr Friedrich Stau-
dinger, Weingroßhändler, Haus- und Realitäten-
beſitzer, dem Wehrkommando eine Spende von 30
Kronen zukommen. Aus demſelben Anlaſſe ſpendete
Herr Joſef Schamesberger, Käſegroßhändler, der
Rettungsabteilung der Wehr den Betrag von 5 K.
Herr Karl Koratſchin, Buchbindermeiſter, ſpendete
der Rettungsabteilung Materialien und lieferte un-
entgeltlich Buchbinderarbeiten im Werte von 4 K.
Allen hochherzigen Spendern wird hiermit der tief-
gefühlte Dank des Wehr- und Rettungskommandos
ausgeſprochen. — Das Programm der nach der
Übung am Burgplatze ſtattfindenden Feſtkneipe hat
eine kleine Änderung erfahren, indem dieſelbe um
6 Uhr abends geſchloſſen wird, worauf die ganzen
Feſtteilnehmer korporativ zum Volksfeſte in den
Volksgarten marſchieren. Die ſehr geehrten Haus-
beſitzer von Marburg werden höflichſt gebeten, zu
Ehren der in ziemlich großer Anzahl erſcheinenden
Feuerwehrkameraden aus allen Bezirken Steiermarks
die Häuſer mit Fahnenſchmuck gütigſt zu verſehen.

Zigeunerkonzerte

finden jetzt täglich ſtatt
in Götz’s Räumen.

Radfahrende Waffenübungspflichtige.

Jene im heurigen Jahre waffenübungspflichtige
nichtaktive Mannſchaft des k. u. k. Infanterieregi-
mentes Graf Beck Nr. 47, welche mit eigenen brauch-
baren Fahrrädern einrückt, wird als Radfahrer ver-
wendet. Für das mitgebrachte eigene Fahrrad wird
pro Tag 30 Heller zur Beſchaffung von Konſer-
vierungsmitteln und eine Abnützungsgebühr von
2 Kronen ausbezahlt. Überdies können größere
Schäden, welche an den eigenen Fahrrädern während
des dienſtlichen Gebrauches entſtehen, ſeparat ver-
gütet werden. Die Konſtatierung des entſtandenen
Schadens und der auszuzahlenden Entſchädigungs-
ſumme erfolgt kommiſſionell. Die Meldung als
Radfahrer mit eigenem Fahrrade iſt mit Korreſpon-
denzkarte — unter Angabe der Adreſſe — an das
Kommando des k. u. k. Erſatzbataillonskaders Nr. 47
in Marburg zu richten.

Die heutige Nummer

erſcheint in gerin-
gerem textlichem Umfang, weil die nächſte Nummer
wegen des Feiertages bereits morgen erſcheinen muß.

Spenden für „Irmela“.

Ungenannt zehn
Spatenſtiche 5 K., Hauptmann Nadler vier Spaten-
ſtiche 2 K.

Skontrierung in allen Trafiken.

Kommenden Freitag werden Finanzorgane in allen
Trafiken Öſterreichs die Vorräte ſkontrieren, die
ab 1. Juli, d. i. Samstag, zu erhöhten Preiſen
abgegeben werden müſſen. Mit dieſer Preisſteigerung
ſtellt ſich der Staat ſelbſt an die Spitze der Ver-
teuerung.


[Spaltenumbruch]
Aus dem Gerichtsſaale.
Ein Familiendrama.


Meuchelmordverſuch am Gatten und
Vater.

Die diesmalige Schwurgerichtstagung rollte ein
trauriges Familienbild auf; das Drama erlebte vor
dem Abbruch der Verhandlung noch eine grauſige
Steigerung. Nachſtehend kurz der Sachverhalt.

Die 45jährige, in St. Barbara bei Wurmberg
geborene Anna Rokavec, B[e]ſitzersgattin in Gru-
ſchau, iſt des verſuchten meuchleriſchen Gatten-
mordes
angeklagt; neben ihr ſitzt auf der Anklage-
bank ihr Schwager, der 46jährige, in St. Peter
bei Marburg geborene, verheiratete Joh. Ganſer,
Winzer in Zelleſtrin, mit welchem die Anna Ro-
kavec nach ihrer Angabe ſeit vielen Jahren ein in-
times Verhältnis unterhielt; er iſt der entfernten
Mitſchuld am verſuchten Gattenmord beſchuldigt.

Die Eheleute Jakob und Anna Rokavec
lebten, obwohl ſie ſchon ſeit 17 Jahren verheiratet
ſind, in der letzten Zeit nicht im beſten Einvernehmen.
Jakob Rokavec iſt jähzornig, gerät wegen jeder
Kleinigkeit in Aufregung und iſt dann gegen ſeine
Angehörigen roh und gewalttätig. Am 3. März 1911
war es zwiſchen den Eheleuten wieder zu derartigen
Szenen gekommen; ſchließlich jagte Rokavec ſeine
Gattin aus dem Hauſe. Sie begab ſich zu ihrer
Schweſter Maria, der Gattin des Winzers Johann
Ganſer in Zelleſtrin. Als ſie am nächſten Tage
nachmittags wieder nach Hauſe zurückkehrte, fand ſie
ihren Ehegatten ſchwer krank. Er war nach dem Ge-
nuſſe eines ihm von ſeiner 15jährigen Tochter
Maria zubereiteten Eierſchmarrens von Üblichkeiten
befallen worden, mußte wiederholt erbrechen und war
dem Tode nahe. In der Nacht beſſerte ſich jedoch
ſein Zuſtand; als am 5. März die Gerichtskommiſ-
ſion erſchien, war er bereits außer Lebensgefahr.
Die chemiſche Unterſuchung der Speiſereſte ergab,
daß dieſe von einer ſolchen Menge Arſenik durch-
ſetzt waren, daß ſie zur Tötung eines erwachſenen
Menſchen hingereicht hätte. Daß er die Speiſe und
mit ihr das Gift rechtzeitig erbrach, bevor das Gift
verheerende Wirkungen ausüben konnte, hatte ihm
das Leben gerettet. Es war klar, daß Rokavec ver-
giftet werden ſollte. Der Verdacht richtete ſich ſofort
gegen deſſen Ehegattin, zumal deren 13jähriger Sohn
Franz angab, geſehen zu haben, daß ſeine Mutter
einen Teil der erbrochenen Speiſereſte beim Garten-
zaun vergraben hat. Die Anna Rokavec leugnete
dies; tatſächlich wurden aber von der Gerichts-
kommiſſion an der vom Knaben Franz angegebenen
Stelle vergiftete Speiſereſte gefunden. Auch auf die
Nichte der Anna Rokavec, die Johanna Ganſer, fiel
infolge der Ausſagen der Anna und der Maria
Rokavec ein ſchwerer Verdacht; ſie wurde nämlich
um die Mittagszeit des kritiſchen Tages von der
Anna Rokavec ins Haus geſchickt, um bei der Wirt-
ſchaft mitzuhelfen; hiebei ſoll ſie eine Weile in der
Küche allein geweſen ſein. als der Eierſchmarren zu-
bereitet wurde. Die Johanna Ganſer beteuerte in
der Unterſuchungshaft fortwährend ihre Unſchuld,
aber auch die Anna Rokavec erklärte ſich nichtſchuldig.

Erſt am 22. April legte Anna Rokavec ein
Geſtändnis ab. Sie gab an, daß ſie von ihrem
Schwager Johann Ganſer, mit dem ſie vor und
während ihrer Ehe bis in die letzte Zeit hinein ein
intimes Verhältnis hatte und welcher den Beſitz
des Rokavec an ſich bringen wollte, das Gift er-
halten hatte, um damit ihren Mann zu beſeitigen.
Sie habe dann das Gift ihrer Tochter Maria mit
dem Auftrage gegeben, daß dieſe das Gift in den
Eierſchmarren ihres Gatten, bezw. Vaters menge,
doch habe die Tochter nicht gewußt, daß dieſe Bei-
mengung Gift iſt. Sie habe aber nicht die Abſicht
gehabt, ihren Mann zu töten, ſie habe ihn nur
etwas „martern“ wollen. Als infolge dieſes Ge-
ſtändniſſes auch die Tochter Maria verhaftet wurde,
gab dieſe nun ebenfalls zu, was ſie früher ſtets ge-
leugnet hatte, daß ſie dem Vater etwas in den
Eierſchmarren hineingegeben habe; daß es Gift ſei,
habe ſie nicht gewußt. Auch habe ihr die Mutter
mehrmals verboten, davon etwas zu ſagen. Bezeich-
nend iſt es, daß die Maria vorher, ſtatt von dieſem
Umſtande Mitteilung zu machen, ſogar die Johanna
Ganſer verdächtigte, obwohl ſie von deren Unſchuld
überzeugt ſein mußte. Der ſchon dem Tode geweiht
geweſene Vater gab übrigens an, er ſei davon über-
zeugt, daß ſeine Tochter nicht gewußt habe, daß ſie
ihm Gift in die Speiſe mengte. Johann Ganſer
ſtellte alle ihn betreffenden Behauptungen der Anna
Rokavec in Abrede; er habe ihr kein Gift zur Ver-
[Spaltenumbruch] giftung ihres Mannes gegeben und mit ihr auch
kein Verhälnis unterhalten.

Bei der heutigen unter dem Vorſitze des Ober-
landesgerichtsrates Dr. Vouſchek ſtattgefundenen
Schwurgerichtsverhandlung änderte aber die Anna
Rokavec weſentlich ihre Ausſagen; ſie entlaſtete ihren
Schwager, indem ſie die Behauptung, er habe ſie
zum Morde verleitet, zurückzog. Anderſeits beſchul-
digte ſie nun unter lebhafter Bewegung des Publi-
kums und des Gerichtshofes ihre eigene fünf-
zehnjährige Tochter
Maria der abſicht-
lichen
und bewußten Mitwirkung an der
geplanten Vergiftung des Vaters, bezw.
Gatten. Durch dieſe ſenſationelle Ausſage erhielt
der Prozeß eine ganz neue Wendung; die Verhand-
lung wurde abgebrochen und dann vom Gerichts-
hofe vertagt. weil nun der Staatsanwalt auf Grund
dieſer Ausſage auch gegen die Tochter das Ver-
fahren wegen des verſuchten meuchleriſchen
Vatermordes
einleiten wird. Unter lebhafter
Bewegung verließen das Publikum und die Ge-
ſchworenen den Schwurgerichtsſaal.

Der Mord bei Altſtraß.


Unter der Anklage des Verbrechens des ge-
meinen Mordes ſtand heute vor den Geſchworenen
der 54jährige, verehelichte Paul Koſi, Beſitzer in
Mekotnjak. Es wird ihm folgendes zur Laſt gelegt:
Am Charſamstag den 15. April 1911 zechten im
Gaſthauſe Jeſenik zu Altſtraß der Keuſchler Johann
Gatſchitſch, die Beſitzersſöhne Joſef und Ludwig
Zavratnik, alle aus Mekotnjak und der Keuſch-
lersſohn Franz Holz aus Pichelberg. Später kam
auch der Beſitzer Paul Koſi, ſtellte ſein geladenes
Lefaucheux Gewehr im Vorhauſe hinter das Tor
und ſetzte ſich ins Gaſtzimmer zu den genannten
Gäſten. Zwiſchen ihm und Gatſchitſch kam es zu
einem Wortwechſel, in deſſen Verlauf Gatſchitſch
das Gewehr des Koſi holte, dieſes ausſchoß und
dann wieder neben Koſi niederlegte. Es wurde dann
noch weitergetrunken. Endlich ging Kdfi mit dem
ausgeſchoſſenen Gewehre fort und ſpäter, es war
halb 5 Uhr, begaben ſich auch Gatſchitſch und die
Brüder Zavratnik auf den Heimweg, begleitet von
Franz Holz. Als ſie auf den Gemeindeweg gelangten,
entſpann ſich zwiſchen Koſi, Gatſchitſch und Holz
wieder eine kleine Herumzerrerei um das Gewehr,
der aber Ludwig Zavratnik ein Ende machte. Dem
Koſi wurde nun bedeutet, mit ſeinem Gewehr heim-
zugehen; die anderen blieben ſolange ſtehen, bis
Koſil zum Walde ſeines Beſitzes kam, wobei ſie
bemerkten, daß er ſein Gewehr neuerdings lud und
dann am Waldrande ſtehen blieb. Bei Koſi ging
mittlerweile der Winzer Andreas Zizek vorüber,
der den Koſi frug, was er denn mit dem Gewehre
beabſichtige, worauf Koſi ſloweniſch erwiderte, daß
er den Gatſchitſch erſchießen wolle. Zizek ging darauf
fort, Koſi aber blieb wartend ſtehen. Mittlerweile
hatten ſich die anderen in Fortſetzung ihres Weges
dem Koſi genähert. Als Gatſchitſch und Holz an
ihn herankamen, ſtand Koſi mit dem Gewehr am
Arm hinter einer Eiche und rief dem Gatſchitſch
ſloweniſch zu: Verfluchter Gatſchitſch, komme her,
wenn du etwas willſt! Gatſchitſch entgegnete ſlo-
weniſch: Was willſt du, verfluchter Paul mit ſo
einer Schweinerei? und machte einige Schritte gegen
Koſi. Nun nahm Koſi das Gewehr in die Hand
und rief dem Gatſchitſch zu: Doſtopi! (weg), worauf
Gatſchitſch ihn nochmals frug, was er denn wolle.
Im nächſten Augenblick feuerte Koſi zwei Schüſſe
gegen Gatſchitſch ab. Nach dem zweiten Schuſſe fiel
Gatſchitſch nieder und war ſofort eine Leiche. Franz
Holz ſtand ſo nahe, daß er alles hören und ſehen
konnte; infolge der Gewehrſchüſſe, des Pulverdampfes
und des Schreckens ſtürzte auch er zu Boden und
blieb zwei Stunden bewußtlos liegen. Wie die Ge-
richtsärzte konſtatierten, hatte der erſte Schuß dem
Gatſchitſch das Endſtück des kleinen Fingers der
rechten Hand weggeſchoſſen und den Mittel- und
Endknochen des Ringfingers zertrümmert. Der
zweite Schuß war der tötliche. Am linken unteren
Ende des Bruſtbeines wurde eine große Schuß-
öffnung gefunden. Der Schußkanal ging durch die
zertrümmerten Rippen in das Herz hinein. Die
Vorderwand des Herzens war gänzlich zertrümmert
und zerfetzt. Die Seitenwände und die hintere Wand
des Herzen wieſen mehrere Schußausgangsöffnungen
auf. Ferner wurde die ſiebente Rippe zertrümmert
in deren Bruchöffnung ein Schußpfropfen und
mehrere Bleiſchrotte ſtacken. Der unter Lappen der
linken Lunge war ebensfalls durch einen Schrott-
ſchuß verletzt und darinnen ein Bleiſchrott gefunden.
Der Magen wurde an zwei Stellenund der Zwölf-

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[4/0004] Marburger Zeitung Nr. 76, 27. Juni 1911 nach Bozen-Gries; Eduard Legner, Aſſiſtent, von Hill nach Marburg (Hauptbahnhof); Adolf Stefan, Aſſiſtent, von Klagenfurt (Hauptbahnhof) nach Marburg (Hauptbahnhof); Adolf Schmuck, Beamten- aſpirant, von St. Lorenzen nach Wuchern-Mahren- berg; Konrad Tercek, Revident, von Pöltſchach als Stationsvorſtand nach Preſtranek; Jakob Cydrich, Aſſiſtent, von Unterdrauburg nach Pettau; Karl Zavodny, Aſſiſtent, von Paternion-Feiſtritz nach Unterdrauburg; Robert Dawiel, Beamtenaſpirant, von Wies nach Pragerhof; Eduard Valencic, pro- viſoriſcher Aſſiſtent, von Sagor nach Römerbad; Auguſt Kolleſen, Adjunkt, von Leibnitz nach Wiener- Neuſtadt; Friedrich Furche, Aſſiſtent, von Deutſch- Landsberg nach Brenner; Robert Schöberl, Aſſi- ſtent, von Brenner nach Deutſch-Landsberg; Franz Glaſer, Beamtenaſpirant, von Mureck nach Spittal- Millſtatt; Alois Petelin, prov. Aſſiſtent, von Tri- fail nach Trieſt; Johann Widowitz, Aſſiſtent, von Franzdorf nach Trifail; Karl Friſchenſchlager, Aſſi- ſtent, von Marburg (Kärntnerbahnhof) nach Leib- nitz; Auguſtin Lukacic, Aſſiſtent, von Nabreſina nach Marburg (Kärntnerbahnhof); Ferdinand Piro, prov. Aſſiſtent, von Maria-Raſt nach Lienz; Joſef Prinz. Beamtenaſpirant, von Mühlbach nach Maria-Raſt. Oberſtleutnant Halmſchlager †. Heute vormittags ſtarb nach längerem Leiden der k. k. Oberſtleutnant i. R. Eduard Halmſchlager im 54. Lebensjahre. Das Leichenbegängnis findet Donnerstag um halb 4 Uhr von der Leichenhalle des Stadtfriedhofes aus ſtatt. Auf die heutige Schüleraufführung, welche im kleinen Kaſinoſaale um 8 Uhr beginnt, wird nochmals aufmerkſam gemacht. Der Eintritt ſteht jedermann frei. Für einen Sitzplatz ſind 40 H. zu bezahlen. Von der freiwilligen Feuerwehr. Aus Anlaß des 40jährigen Beſtehens der Marburger freiwilligen Feuerwehr ließ Herr Friedrich Stau- dinger, Weingroßhändler, Haus- und Realitäten- beſitzer, dem Wehrkommando eine Spende von 30 Kronen zukommen. Aus demſelben Anlaſſe ſpendete Herr Joſef Schamesberger, Käſegroßhändler, der Rettungsabteilung der Wehr den Betrag von 5 K. Herr Karl Koratſchin, Buchbindermeiſter, ſpendete der Rettungsabteilung Materialien und lieferte un- entgeltlich Buchbinderarbeiten im Werte von 4 K. Allen hochherzigen Spendern wird hiermit der tief- gefühlte Dank des Wehr- und Rettungskommandos ausgeſprochen. — Das Programm der nach der Übung am Burgplatze ſtattfindenden Feſtkneipe hat eine kleine Änderung erfahren, indem dieſelbe um 6 Uhr abends geſchloſſen wird, worauf die ganzen Feſtteilnehmer korporativ zum Volksfeſte in den Volksgarten marſchieren. Die ſehr geehrten Haus- beſitzer von Marburg werden höflichſt gebeten, zu Ehren der in ziemlich großer Anzahl erſcheinenden Feuerwehrkameraden aus allen Bezirken Steiermarks die Häuſer mit Fahnenſchmuck gütigſt zu verſehen. Zigeunerkonzerte finden jetzt täglich ſtatt in Götz’s Räumen. Radfahrende Waffenübungspflichtige. Jene im heurigen Jahre waffenübungspflichtige nichtaktive Mannſchaft des k. u. k. Infanterieregi- mentes Graf Beck Nr. 47, welche mit eigenen brauch- baren Fahrrädern einrückt, wird als Radfahrer ver- wendet. Für das mitgebrachte eigene Fahrrad wird pro Tag 30 Heller zur Beſchaffung von Konſer- vierungsmitteln und eine Abnützungsgebühr von 2 Kronen ausbezahlt. Überdies können größere Schäden, welche an den eigenen Fahrrädern während des dienſtlichen Gebrauches entſtehen, ſeparat ver- gütet werden. Die Konſtatierung des entſtandenen Schadens und der auszuzahlenden Entſchädigungs- ſumme erfolgt kommiſſionell. Die Meldung als Radfahrer mit eigenem Fahrrade iſt mit Korreſpon- denzkarte — unter Angabe der Adreſſe — an das Kommando des k. u. k. Erſatzbataillonskaders Nr. 47 in Marburg zu richten. Die heutige Nummer erſcheint in gerin- gerem textlichem Umfang, weil die nächſte Nummer wegen des Feiertages bereits morgen erſcheinen muß. Spenden für „Irmela“. Ungenannt zehn Spatenſtiche 5 K., Hauptmann Nadler vier Spaten- ſtiche 2 K. Skontrierung in allen Trafiken. Kommenden Freitag werden Finanzorgane in allen Trafiken Öſterreichs die Vorräte ſkontrieren, die ab 1. Juli, d. i. Samstag, zu erhöhten Preiſen abgegeben werden müſſen. Mit dieſer Preisſteigerung ſtellt ſich der Staat ſelbſt an die Spitze der Ver- teuerung. Aus dem Gerichtsſaale. Ein Familiendrama. Marburg, 26. Juni. Meuchelmordverſuch am Gatten und Vater. Die diesmalige Schwurgerichtstagung rollte ein trauriges Familienbild auf; das Drama erlebte vor dem Abbruch der Verhandlung noch eine grauſige Steigerung. Nachſtehend kurz der Sachverhalt. Die 45jährige, in St. Barbara bei Wurmberg geborene Anna Rokavec, Beſitzersgattin in Gru- ſchau, iſt des verſuchten meuchleriſchen Gatten- mordes angeklagt; neben ihr ſitzt auf der Anklage- bank ihr Schwager, der 46jährige, in St. Peter bei Marburg geborene, verheiratete Joh. Ganſer, Winzer in Zelleſtrin, mit welchem die Anna Ro- kavec nach ihrer Angabe ſeit vielen Jahren ein in- times Verhältnis unterhielt; er iſt der entfernten Mitſchuld am verſuchten Gattenmord beſchuldigt. Die Eheleute Jakob und Anna Rokavec lebten, obwohl ſie ſchon ſeit 17 Jahren verheiratet ſind, in der letzten Zeit nicht im beſten Einvernehmen. Jakob Rokavec iſt jähzornig, gerät wegen jeder Kleinigkeit in Aufregung und iſt dann gegen ſeine Angehörigen roh und gewalttätig. Am 3. März 1911 war es zwiſchen den Eheleuten wieder zu derartigen Szenen gekommen; ſchließlich jagte Rokavec ſeine Gattin aus dem Hauſe. Sie begab ſich zu ihrer Schweſter Maria, der Gattin des Winzers Johann Ganſer in Zelleſtrin. Als ſie am nächſten Tage nachmittags wieder nach Hauſe zurückkehrte, fand ſie ihren Ehegatten ſchwer krank. Er war nach dem Ge- nuſſe eines ihm von ſeiner 15jährigen Tochter Maria zubereiteten Eierſchmarrens von Üblichkeiten befallen worden, mußte wiederholt erbrechen und war dem Tode nahe. In der Nacht beſſerte ſich jedoch ſein Zuſtand; als am 5. März die Gerichtskommiſ- ſion erſchien, war er bereits außer Lebensgefahr. Die chemiſche Unterſuchung der Speiſereſte ergab, daß dieſe von einer ſolchen Menge Arſenik durch- ſetzt waren, daß ſie zur Tötung eines erwachſenen Menſchen hingereicht hätte. Daß er die Speiſe und mit ihr das Gift rechtzeitig erbrach, bevor das Gift verheerende Wirkungen ausüben konnte, hatte ihm das Leben gerettet. Es war klar, daß Rokavec ver- giftet werden ſollte. Der Verdacht richtete ſich ſofort gegen deſſen Ehegattin, zumal deren 13jähriger Sohn Franz angab, geſehen zu haben, daß ſeine Mutter einen Teil der erbrochenen Speiſereſte beim Garten- zaun vergraben hat. Die Anna Rokavec leugnete dies; tatſächlich wurden aber von der Gerichts- kommiſſion an der vom Knaben Franz angegebenen Stelle vergiftete Speiſereſte gefunden. Auch auf die Nichte der Anna Rokavec, die Johanna Ganſer, fiel infolge der Ausſagen der Anna und der Maria Rokavec ein ſchwerer Verdacht; ſie wurde nämlich um die Mittagszeit des kritiſchen Tages von der Anna Rokavec ins Haus geſchickt, um bei der Wirt- ſchaft mitzuhelfen; hiebei ſoll ſie eine Weile in der Küche allein geweſen ſein. als der Eierſchmarren zu- bereitet wurde. Die Johanna Ganſer beteuerte in der Unterſuchungshaft fortwährend ihre Unſchuld, aber auch die Anna Rokavec erklärte ſich nichtſchuldig. Erſt am 22. April legte Anna Rokavec ein Geſtändnis ab. Sie gab an, daß ſie von ihrem Schwager Johann Ganſer, mit dem ſie vor und während ihrer Ehe bis in die letzte Zeit hinein ein intimes Verhältnis hatte und welcher den Beſitz des Rokavec an ſich bringen wollte, das Gift er- halten hatte, um damit ihren Mann zu beſeitigen. Sie habe dann das Gift ihrer Tochter Maria mit dem Auftrage gegeben, daß dieſe das Gift in den Eierſchmarren ihres Gatten, bezw. Vaters menge, doch habe die Tochter nicht gewußt, daß dieſe Bei- mengung Gift iſt. Sie habe aber nicht die Abſicht gehabt, ihren Mann zu töten, ſie habe ihn nur etwas „martern“ wollen. Als infolge dieſes Ge- ſtändniſſes auch die Tochter Maria verhaftet wurde, gab dieſe nun ebenfalls zu, was ſie früher ſtets ge- leugnet hatte, daß ſie dem Vater etwas in den Eierſchmarren hineingegeben habe; daß es Gift ſei, habe ſie nicht gewußt. Auch habe ihr die Mutter mehrmals verboten, davon etwas zu ſagen. Bezeich- nend iſt es, daß die Maria vorher, ſtatt von dieſem Umſtande Mitteilung zu machen, ſogar die Johanna Ganſer verdächtigte, obwohl ſie von deren Unſchuld überzeugt ſein mußte. Der ſchon dem Tode geweiht geweſene Vater gab übrigens an, er ſei davon über- zeugt, daß ſeine Tochter nicht gewußt habe, daß ſie ihm Gift in die Speiſe mengte. Johann Ganſer ſtellte alle ihn betreffenden Behauptungen der Anna Rokavec in Abrede; er habe ihr kein Gift zur Ver- giftung ihres Mannes gegeben und mit ihr auch kein Verhälnis unterhalten. Bei der heutigen unter dem Vorſitze des Ober- landesgerichtsrates Dr. Vouſchek ſtattgefundenen Schwurgerichtsverhandlung änderte aber die Anna Rokavec weſentlich ihre Ausſagen; ſie entlaſtete ihren Schwager, indem ſie die Behauptung, er habe ſie zum Morde verleitet, zurückzog. Anderſeits beſchul- digte ſie nun unter lebhafter Bewegung des Publi- kums und des Gerichtshofes ihre eigene fünf- zehnjährige Tochter Maria der abſicht- lichen und bewußten Mitwirkung an der geplanten Vergiftung des Vaters, bezw. Gatten. Durch dieſe ſenſationelle Ausſage erhielt der Prozeß eine ganz neue Wendung; die Verhand- lung wurde abgebrochen und dann vom Gerichts- hofe vertagt. weil nun der Staatsanwalt auf Grund dieſer Ausſage auch gegen die Tochter das Ver- fahren wegen des verſuchten meuchleriſchen Vatermordes einleiten wird. Unter lebhafter Bewegung verließen das Publikum und die Ge- ſchworenen den Schwurgerichtsſaal. Der Mord bei Altſtraß. Marburg, 27. Juni. Unter der Anklage des Verbrechens des ge- meinen Mordes ſtand heute vor den Geſchworenen der 54jährige, verehelichte Paul Koſi, Beſitzer in Mekotnjak. Es wird ihm folgendes zur Laſt gelegt: Am Charſamstag den 15. April 1911 zechten im Gaſthauſe Jeſenik zu Altſtraß der Keuſchler Johann Gatſchitſch, die Beſitzersſöhne Joſef und Ludwig Zavratnik, alle aus Mekotnjak und der Keuſch- lersſohn Franz Holz aus Pichelberg. Später kam auch der Beſitzer Paul Koſi, ſtellte ſein geladenes Lefaucheux Gewehr im Vorhauſe hinter das Tor und ſetzte ſich ins Gaſtzimmer zu den genannten Gäſten. Zwiſchen ihm und Gatſchitſch kam es zu einem Wortwechſel, in deſſen Verlauf Gatſchitſch das Gewehr des Koſi holte, dieſes ausſchoß und dann wieder neben Koſi niederlegte. Es wurde dann noch weitergetrunken. Endlich ging Kdfi mit dem ausgeſchoſſenen Gewehre fort und ſpäter, es war halb 5 Uhr, begaben ſich auch Gatſchitſch und die Brüder Zavratnik auf den Heimweg, begleitet von Franz Holz. Als ſie auf den Gemeindeweg gelangten, entſpann ſich zwiſchen Koſi, Gatſchitſch und Holz wieder eine kleine Herumzerrerei um das Gewehr, der aber Ludwig Zavratnik ein Ende machte. Dem Koſi wurde nun bedeutet, mit ſeinem Gewehr heim- zugehen; die anderen blieben ſolange ſtehen, bis Koſil zum Walde ſeines Beſitzes kam, wobei ſie bemerkten, daß er ſein Gewehr neuerdings lud und dann am Waldrande ſtehen blieb. Bei Koſi ging mittlerweile der Winzer Andreas Zizek vorüber, der den Koſi frug, was er denn mit dem Gewehre beabſichtige, worauf Koſi ſloweniſch erwiderte, daß er den Gatſchitſch erſchießen wolle. Zizek ging darauf fort, Koſi aber blieb wartend ſtehen. Mittlerweile hatten ſich die anderen in Fortſetzung ihres Weges dem Koſi genähert. Als Gatſchitſch und Holz an ihn herankamen, ſtand Koſi mit dem Gewehr am Arm hinter einer Eiche und rief dem Gatſchitſch ſloweniſch zu: Verfluchter Gatſchitſch, komme her, wenn du etwas willſt! Gatſchitſch entgegnete ſlo- weniſch: Was willſt du, verfluchter Paul mit ſo einer Schweinerei? und machte einige Schritte gegen Koſi. Nun nahm Koſi das Gewehr in die Hand und rief dem Gatſchitſch zu: Doſtopi! (weg), worauf Gatſchitſch ihn nochmals frug, was er denn wolle. Im nächſten Augenblick feuerte Koſi zwei Schüſſe gegen Gatſchitſch ab. Nach dem zweiten Schuſſe fiel Gatſchitſch nieder und war ſofort eine Leiche. Franz Holz ſtand ſo nahe, daß er alles hören und ſehen konnte; infolge der Gewehrſchüſſe, des Pulverdampfes und des Schreckens ſtürzte auch er zu Boden und blieb zwei Stunden bewußtlos liegen. Wie die Ge- richtsärzte konſtatierten, hatte der erſte Schuß dem Gatſchitſch das Endſtück des kleinen Fingers der rechten Hand weggeſchoſſen und den Mittel- und Endknochen des Ringfingers zertrümmert. Der zweite Schuß war der tötliche. Am linken unteren Ende des Bruſtbeines wurde eine große Schuß- öffnung gefunden. Der Schußkanal ging durch die zertrümmerten Rippen in das Herz hinein. Die Vorderwand des Herzens war gänzlich zertrümmert und zerfetzt. Die Seitenwände und die hintere Wand des Herzen wieſen mehrere Schußausgangsöffnungen auf. Ferner wurde die ſiebente Rippe zertrümmert in deren Bruchöffnung ein Schußpfropfen und mehrere Bleiſchrotte ſtacken. Der unter Lappen der linken Lunge war ebensfalls durch einen Schrott- ſchuß verletzt und darinnen ein Bleiſchrott gefunden. Der Magen wurde an zwei Stellenund der Zwölf-

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 76, Marburg, 27.06.1911, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger76_1911/4>, abgerufen am 24.04.2024.