Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

hören die Hunnen die alten Chiongus gewesen wären;
nach neuesten Untersuchungen sind aber die
Chiongus kurkischen Ursprungs. - Durch die Hunden
bekam man freilich keine sehr glänzende Idee von
den tschudischen Völkerstämmen. Ein Schriftsteller
aus dem 2ten Jahrhundert erwähnt ihrer in einer
gräßlichen Beschreibung, wo er sie beinah als
Thiere schildert "oculi cum puncti", und Sidonius
von Apollonia, Bischoff von Clermont im 5ten Jahr-
hundert sagt gar von ihnen "oculis absentibus". Es
hatten diese übertriebene Beschreibungen ihren
Grund darin, daß die Europäer schon an schönere
Völkerstämme gewohnt waren, wie die Vandalen.
etc. Man beschrieb die Hunnen als große Fleisch klum-
pen, die nur dadurch etwas menschliches zeigten,
daß sie eine Sprache hätten; man schrieb ihnen Na-
senlosigkeit zu, indem ihre Nasen sehr eingedrückt sind.
Die Hunen müssen nicht mit den Mongolen werden,
die ein östlichen Asien wohnten, zwischen beide
wohnten sehr schöne Menschenstämme, der Türken.
Erst später sind sie sich näher gekommen. - Mit die-
sen Hunnen gehören sie zu demselben finnischen Völ-
kerstamm die schönen Madscharen die mit den Avaren

und

hören die Hunnen die alten Chiongus geweſen wären;
nach neueſten Untersuchungen ſind aber die
Chiongus kurkiſchen Urſprungs. – Durch die Huñen
bekam man freilich keine ſehr glänzende Idee von
den tſchudiſchen Völkerſtämmen. Ein Schriftſteller
aus dem 2ten Jahrhundert erwähnt ihrer in einer
gräßlichen Beſchreibung, wo er ſie beinah als
Thiere ſchildert oculi cum puncti, und Sidonius
von Apollonia, Biſchoff von Clermont im 5ten Jahr-
hundert ſagt gar von ihnen oculis absentibus. Es
hatten dieſe übertriebene Beſchreibungen ihren
Grund darin, daß die Europäer ſchon an ſchönere
Völkerſtämme gewohnt waren, wie die Vandalen.
etc. Man beſchrieb die Hunnen als große Fleiſch klum-
pen, die nur dadurch etwas menſchliches zeigten,
daß ſie eine Sprache hätten; man ſchrieb ihnen Na-
ſenlosigkeit zu, indem ihre Nasen ſehr eingedrückt ſind.
Die Hunen müſsen nicht mit den Mongolen werden,
die ein öſtlichen Aſien wohnten, zwiſchen beide
wohnten ſehr ſchöne Menſchenſtämme, der Türken.
Erſt ſpäter ſind ſie ſich näher gekommen. – Mit die-
ſen Hunnen gehören ſie zu demselben finniſchen Völ-
kerſtamm die ſchönen Madſcharen die mit den Avaren

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="61">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0647" n="641"/>
hören die Hunnen die alten Chiongus gewe&#x017F;en wären;<lb/>
nach neue&#x017F;ten Untersuchungen &#x017F;ind aber die<lb/>
Chiongus kurki&#x017F;chen Ur&#x017F;prungs. &#x2013; Durch die Hun&#x0303;en<lb/>
bekam man freilich keine &#x017F;ehr glänzende Idee von<lb/>
den t&#x017F;chudi&#x017F;chen Völker&#x017F;tämmen. Ein Schrift&#x017F;teller<lb/>
aus dem 2ten Jahrhundert erwähnt ihrer in einer<lb/>
gräßlichen Be&#x017F;chreibung, wo er &#x017F;ie beinah als<lb/>
Thiere &#x017F;childert <q>&#x201E;<hi rendition="#aq">oculi cum puncti</hi>&#x201D;</q>, und <hi rendition="#aq">Sidonius</hi><lb/>
von <hi rendition="#aq">Apollonia</hi>, Bi&#x017F;choff von Clermont im 5ten Jahr-<lb/>
hundert &#x017F;agt gar von ihnen <q>&#x201E;<hi rendition="#aq">oculis absentibus</hi>&#x201D;</q>. Es<lb/>
hatten die&#x017F;e übertriebene Be&#x017F;chreibungen ihren<lb/>
Grund darin, daß die Europäer &#x017F;chon an &#x017F;chönere<lb/>
Völker&#x017F;tämme gewohnt waren, wie die Vandalen.<lb/><hi rendition="#aq">etc</hi>. Man be&#x017F;chrieb die Hunnen als große Flei&#x017F;ch klum-<lb/>
pen, die nur dadurch etwas men&#x017F;chliches zeigten,<lb/>
daß &#x017F;ie eine Sprache hätten; man &#x017F;chrieb ihnen Na-<lb/>
&#x017F;enlosigkeit zu, indem ihre Nasen &#x017F;ehr eingedrückt &#x017F;ind.<lb/>
Die Hunen mü&#x017F;sen nicht mit den Mongolen werden,<lb/>
die ein ö&#x017F;tlichen A&#x017F;ien wohnten, zwi&#x017F;chen beide<lb/>
wohnten &#x017F;ehr &#x017F;chöne Men&#x017F;chen&#x017F;tämme, der Türken.<lb/>
Er&#x017F;t &#x017F;päter &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;ich näher gekommen. &#x2013; Mit die-<lb/>
&#x017F;en Hunnen gehören &#x017F;ie zu demselben finni&#x017F;chen Völ-<lb/>
ker&#x017F;tamm die &#x017F;chönen Mad&#x017F;charen die mit den <unclear reason="illegible" resp="#textloop">Avaren</unclear><lb/>
<fw type="catch" place="bottom"><hi rendition="#u">und</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[641/0647] hören die Hunnen die alten Chiongus geweſen wären; nach neueſten Untersuchungen ſind aber die Chiongus kurkiſchen Urſprungs. – Durch die Huñen bekam man freilich keine ſehr glänzende Idee von den tſchudiſchen Völkerſtämmen. Ein Schriftſteller aus dem 2ten Jahrhundert erwähnt ihrer in einer gräßlichen Beſchreibung, wo er ſie beinah als Thiere ſchildert „oculi cum puncti”, und Sidonius von Apollonia, Biſchoff von Clermont im 5ten Jahr- hundert ſagt gar von ihnen „oculis absentibus”. Es hatten dieſe übertriebene Beſchreibungen ihren Grund darin, daß die Europäer ſchon an ſchönere Völkerſtämme gewohnt waren, wie die Vandalen. etc. Man beſchrieb die Hunnen als große Fleiſch klum- pen, die nur dadurch etwas menſchliches zeigten, daß ſie eine Sprache hätten; man ſchrieb ihnen Na- ſenlosigkeit zu, indem ihre Nasen ſehr eingedrückt ſind. Die Hunen müſsen nicht mit den Mongolen werden, die ein öſtlichen Aſien wohnten, zwiſchen beide wohnten ſehr ſchöne Menſchenſtämme, der Türken. Erſt ſpäter ſind ſie ſich näher gekommen. – Mit die- ſen Hunnen gehören ſie zu demselben finniſchen Völ- kerſtamm die ſchönen Madſcharen die mit den Avaren und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Ibero-Amerikanisches Institut Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Edition: Im Manuskript fehlt ein Blatt (S. 359–360), aus technischen Gründen wurde auf die Einschaltung von zwei Leerseiten im Digitalisat verzichtet. Ein entsprechendes Tag weist an der betreffenden Stelle darauf hin.

Zwei Blätter sind vom Schreiber falsch paginiert und falsch gebunden (S. 291–294). Die Reihenfolge der Bilder wurde korrigiert, die dementsprechend korrigierten Seitenzahlen wurden durch eckige Klammern gekennzeichnet.

Vom Schreiber selbst berichtigte Seitenzahlen wurden ebenfalls durch eckige Klammern gekennzeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_n0171w1_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_n0171w1_1828/647
Zitationshilfe: [N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_n0171w1_1828/647>, abgerufen am 19.04.2024.