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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

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förmlich eingeführtes Lehr- und Bildungsmittel in An-
wendung gebracht, während die dieser Anstalt nicht an-
vertrauten Knaben in ziemlicher Anzahl den allgemeinen
Turnplatz besuchen. Jn diese Periode fällt auch die
Einführung der Leibesübungen an der Philantropin durch
Sabel. Vielfach wurde außerdem noch das Turnen bei
der Privat-Erziehung, besonders durch Hadermann und
einige der oben Genannten, in Anwendung gebracht. --
Auch fällt in die letzten Jahre dieses Zeitraums die
Aufnahme gymnastischer Uebungen bei jungen Mädchen,
die später ein Mode-Extrem unserer Zeit genannt wor-
den sind; bei der Art und Weise, wie sie aber hier
getrieben werden, nichts anders als ein recht zweckmäßiges
Mittel sein dürften, den wirklich zahlreich vorhandenen
anderweiten Mode-Extremen unserer weiblichen Jugend
einigen Abbruch zu thun.

Hiermit schließt sich die kurze Uebersicht, welche
wir von der Entwickelung der Leibesübungen bis zu der
Gründung einer allgemeinen Turnanstalt zu geben ge-
dachten. Unscheinbar war der Anfang; niemals ist hier,
wie in andern deutschen Städten es der Fall war, das
Turnwesen mit leidenschaftlichem, bald wieder erkaltendem
Schwindel ergriffen worden; überall haben aber seine
Keime gewurzelt und nachhaltige Nahrung gefunden. So
mochte sich denn die allgemeine Turnanstalt mit der
Hoffnung auf einen, wenn auch nur allmäligen, doch
desto nachhaltigeren Erfolg jenen vielfachen Bestrebungen
anschließen.

Vierter Abschnitt.
Die allgemeine Turnanstalt in ihrer Wirk-
samkeit von
1838 -- 1841.

Es ist oben erzählt worden, auf welche Art die
allgemeine Turnanstalt *) aus Staatsmitteln begründet

*) Sie wurde anfänglich "gymnastische Anstalt" benannt; die falsche
Richtung, welche später jedoch einige unter gleicher Benennung anderwärts

förmlich eingeführtes Lehr- und Bildungsmittel in An-
wendung gebracht, während die dieſer Anſtalt nicht an-
vertrauten Knaben in ziemlicher Anzahl den allgemeinen
Turnplatz beſuchen. Jn dieſe Periode fällt auch die
Einführung der Leibesübungen an der Philantropin durch
Sabel. Vielfach wurde außerdem noch das Turnen bei
der Privat-Erziehung, beſonders durch Hadermann und
einige der oben Genannten, in Anwendung gebracht. —
Auch fällt in die letzten Jahre dieſes Zeitraums die
Aufnahme gymnaſtiſcher Uebungen bei jungen Mädchen,
die ſpäter ein Mode-Extrem unſerer Zeit genannt wor-
den ſind; bei der Art und Weiſe, wie ſie aber hier
getrieben werden, nichts anders als ein recht zweckmäßiges
Mittel ſein dürften, den wirklich zahlreich vorhandenen
anderweiten Mode-Extremen unſerer weiblichen Jugend
einigen Abbruch zu thun.

Hiermit ſchließt ſich die kurze Ueberſicht, welche
wir von der Entwickelung der Leibesübungen bis zu der
Gründung einer allgemeinen Turnanſtalt zu geben ge-
dachten. Unſcheinbar war der Anfang; niemals iſt hier,
wie in andern deutſchen Städten es der Fall war, das
Turnweſen mit leidenſchaftlichem, bald wieder erkaltendem
Schwindel ergriffen worden; überall haben aber ſeine
Keime gewurzelt und nachhaltige Nahrung gefunden. So
mochte ſich denn die allgemeine Turnanſtalt mit der
Hoffnung auf einen, wenn auch nur allmäligen, doch
deſto nachhaltigeren Erfolg jenen vielfachen Beſtrebungen
anſchließen.

Vierter Abſchnitt.
Die allgemeine Turnanſtalt in ihrer Wirk-
ſamkeit von
1838 — 1841.

Es iſt oben erzählt worden, auf welche Art die
allgemeine Turnanſtalt *) aus Staatsmitteln begründet

*) Sie wurde anfänglich „gymnaſtiſche Anſtalt“ benannt; die falſche
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[28/0032] förmlich eingeführtes Lehr- und Bildungsmittel in An- wendung gebracht, während die dieſer Anſtalt nicht an- vertrauten Knaben in ziemlicher Anzahl den allgemeinen Turnplatz beſuchen. Jn dieſe Periode fällt auch die Einführung der Leibesübungen an der Philantropin durch Sabel. Vielfach wurde außerdem noch das Turnen bei der Privat-Erziehung, beſonders durch Hadermann und einige der oben Genannten, in Anwendung gebracht. — Auch fällt in die letzten Jahre dieſes Zeitraums die Aufnahme gymnaſtiſcher Uebungen bei jungen Mädchen, die ſpäter ein Mode-Extrem unſerer Zeit genannt wor- den ſind; bei der Art und Weiſe, wie ſie aber hier getrieben werden, nichts anders als ein recht zweckmäßiges Mittel ſein dürften, den wirklich zahlreich vorhandenen anderweiten Mode-Extremen unſerer weiblichen Jugend einigen Abbruch zu thun. Hiermit ſchließt ſich die kurze Ueberſicht, welche wir von der Entwickelung der Leibesübungen bis zu der Gründung einer allgemeinen Turnanſtalt zu geben ge- dachten. Unſcheinbar war der Anfang; niemals iſt hier, wie in andern deutſchen Städten es der Fall war, das Turnweſen mit leidenſchaftlichem, bald wieder erkaltendem Schwindel ergriffen worden; überall haben aber ſeine Keime gewurzelt und nachhaltige Nahrung gefunden. So mochte ſich denn die allgemeine Turnanſtalt mit der Hoffnung auf einen, wenn auch nur allmäligen, doch deſto nachhaltigeren Erfolg jenen vielfachen Beſtrebungen anſchließen. Vierter Abſchnitt. Die allgemeine Turnanſtalt in ihrer Wirk- ſamkeit von 1838 — 1841. Es iſt oben erzählt worden, auf welche Art die allgemeine Turnanſtalt *) aus Staatsmitteln begründet *) Sie wurde anfänglich „gymnaſtiſche Anſtalt“ benannt; die falſche Richtung, welche ſpäter jedoch einige unter gleicher Benennung anderwärts

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/32>, abgerufen am 25.04.2024.