Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. V, 3. Woche, Erfurt (Thüringen), 13. Januar 1744.

Bild:
<< vorherige Seite
Franckreich.

Die Frantzosen haben bereits Nizza auf dem Papier und mit
Mund und Feder belagert, bis ihnen künfftig Früh-Jahr der
Englische Neptunus Mathews aus complaisance erlauben möchte,
solches in der That zu bewerckstelligen.

Den 21. Dec. ist der Herr Marquis von Fenelon zu Paris
angelangt, Tags darauf hat er beym König zu Versailles, in Ge-
genwart des Herrn Amelots, 2. Stunden lang Audientz-mäßige
Aufwartung gehabt.

Der Hertzog von Chartres soll binnen 14. Tagen nach Spa-
nien reisen, um sich die Jnfante Braut, Nahmens des Dauphins,
antrauen zu lassen.

Das Parlament hat 14. Königl. Edicte registrirt, wegen de-
nen 3. übrigen thut es noch starcke Vorstellungen; bey denen ein-
geregistrirten sollen auch schon von 19. Millionen Livr. 7. erlassen
seyn.

Amaryllis und Coridon sind zu Paris letzthin in grossem Schre-
cken gewesen. Jn der Nacht zwischen den 17. und 18ten Decembr.
entstund im Palais des Cardinals Tencin in dem Apartement der
Marquise von Chastelet ein gäher Brand, wobey die Gefahr und
Schrecken so groß war, daß der bey ihr sich aufhaltende Poet Vol-
taire im blossen Hembde denen Flammen entspringen muste.

England.

Der grosse Proceß zwischen dem Ritter Jacob Annesley und
dem Grafen von Anglesea, ist zu Dublin den 6. Decembr.
nach 13. Sitzen unter einer sogenannten Juris, zum Vortheil des
erstern ausgefallen, wodurch er ein Capital von 400000. Pf. Ster-
linge und die Jrrländische Pairschafft gewinnt. Der Casus ist
notable und ein ächtes Muster unpartheyischer Gerechtigkeit; Er
verhält sich also: Der Graf von Anglesea wolte gern des Ritters
Güther haben, daher erdachte er folgendes: Er war des jungen
Annesly Vormund, schickte ihn in denen Kinder-Jahren nach
West-Jndien, woselbst er auferzogen worden, und es so weit brach-
te, daß er mit Gunst ein Matrose werden konte; doch er wurde
endlich erkandt vor denjenigen, der er würcklich war. Er kam des-

Franckreich.

Die Frantzosen haben bereits Nizza auf dem Papier und mit
Mund und Feder belagert, bis ihnen künfftig Früh-Jahr der
Englische Neptunus Mathews aus complaisance erlauben möchte,
solches in der That zu bewerckstelligen.

Den 21. Dec. ist der Herr Marquis von Fenelon zu Paris
angelangt, Tags darauf hat er beym König zu Versailles, in Ge-
genwart des Herrn Amelots, 2. Stunden lang Audientz-mäßige
Aufwartung gehabt.

Der Hertzog von Chartres soll binnen 14. Tagen nach Spa-
nien reisen, um sich die Jnfante Braut, Nahmens des Dauphins,
antrauen zu lassen.

Das Parlament hat 14. Königl. Edicte registrirt, wegen de-
nen 3. übrigen thut es noch starcke Vorstellungen; bey denen ein-
geregistrirten sollen auch schon von 19. Millionen Livr. 7. erlassen
seyn.

Amaryllis und Coridon sind zu Paris letzthin in grossem Schre-
cken gewesen. Jn der Nacht zwischen den 17. und 18ten Decembr.
entstund im Palais des Cardinals Tencin in dem Apartement der
Marquise von Chastelet ein gäher Brand, wobey die Gefahr und
Schrecken so groß war, daß der bey ihr sich aufhaltende Poet Vol-
taire im blossen Hembde denen Flammen entspringen muste.

England.

Der grosse Proceß zwischen dem Ritter Jacob Annesley und
dem Grafen von Anglesea, ist zu Dublin den 6. Decembr.
nach 13. Sitzen unter einer sogenannten Juris, zum Vortheil des
erstern ausgefallen, wodurch er ein Capital von 400000. Pf. Ster-
linge und die Jrrländische Pairschafft gewinnt. Der Casus ist
notable und ein ächtes Muster unpartheyischer Gerechtigkeit; Er
verhält sich also: Der Graf von Anglesea wolte gern des Ritters
Güther haben, daher erdachte er folgendes: Er war des jungen
Annesly Vormund, schickte ihn in denen Kinder-Jahren nach
West-Jndien, woselbst er auferzogen worden, und es so weit brach-
te, daß er mit Gunst ein Matrose werden konte; doch er wurde
endlich erkandt vor denjenigen, der er würcklich war. Er kam des-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <pb facs="#f0006" n="38"/>
        <div type="jArticle">
          <head>Franckreich.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Frantzosen haben bereits Nizza auf dem Papier und mit<lb/>
Mund und Feder belagert, bis ihnen künfftig Früh-Jahr der<lb/>
Englische Neptunus Mathews aus complaisance erlauben möchte,<lb/>
solches in der That zu bewerckstelligen.</p><lb/>
          <p>Den 21. Dec. ist der Herr Marquis von Fenelon zu Paris<lb/>
angelangt, Tags darauf hat er beym König zu Versailles, in Ge-<lb/>
genwart des Herrn Amelots, 2. Stunden lang Audientz-mäßige<lb/>
Aufwartung gehabt.</p><lb/>
          <p>Der Hertzog von Chartres soll binnen 14. Tagen nach Spa-<lb/>
nien reisen, um sich die Jnfante Braut, Nahmens des Dauphins,<lb/>
antrauen zu lassen.</p><lb/>
          <p>Das Parlament hat 14. Königl. Edicte registrirt, wegen de-<lb/>
nen 3. übrigen thut es noch starcke Vorstellungen; bey denen ein-<lb/>
geregistrirten sollen auch schon von 19. Millionen Livr. 7. erlassen<lb/>
seyn.</p><lb/>
          <p>Amaryllis und Coridon sind zu Paris letzthin in grossem Schre-<lb/>
cken gewesen. Jn der Nacht zwischen den 17. und 18ten Decembr.<lb/>
entstund im Palais des Cardinals Tencin in dem Apartement der<lb/>
Marquise von Chastelet ein gäher Brand, wobey die Gefahr und<lb/>
Schrecken so groß war, daß der bey ihr sich aufhaltende Poet Vol-<lb/>
taire im blossen Hembde denen Flammen entspringen muste.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <head>England.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er grosse Proceß zwischen dem Ritter Jacob Annesley und<lb/>
dem Grafen von Anglesea, ist zu Dublin den 6. Decembr.<lb/>
nach 13. Sitzen unter einer sogenannten <hi rendition="#aq">Juris</hi>, zum Vortheil des<lb/>
erstern ausgefallen, wodurch er ein Capital von 400000. Pf. Ster-<lb/>
linge und die Jrrländische Pairschafft gewinnt. Der Casus ist<lb/>
notable und ein ächtes Muster unpartheyischer Gerechtigkeit; Er<lb/>
verhält sich also: Der Graf von Anglesea wolte gern des Ritters<lb/>
Güther haben, daher erdachte er folgendes: Er war des jungen<lb/>
Annesly Vormund, schickte ihn in denen Kinder-Jahren nach<lb/>
West-Jndien, woselbst er auferzogen worden, und es so weit brach-<lb/>
te, daß er mit Gunst ein Matrose werden konte; doch er wurde<lb/>
endlich erkandt vor denjenigen, der er würcklich war. Er kam des-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0006] Franckreich. Die Frantzosen haben bereits Nizza auf dem Papier und mit Mund und Feder belagert, bis ihnen künfftig Früh-Jahr der Englische Neptunus Mathews aus complaisance erlauben möchte, solches in der That zu bewerckstelligen. Den 21. Dec. ist der Herr Marquis von Fenelon zu Paris angelangt, Tags darauf hat er beym König zu Versailles, in Ge- genwart des Herrn Amelots, 2. Stunden lang Audientz-mäßige Aufwartung gehabt. Der Hertzog von Chartres soll binnen 14. Tagen nach Spa- nien reisen, um sich die Jnfante Braut, Nahmens des Dauphins, antrauen zu lassen. Das Parlament hat 14. Königl. Edicte registrirt, wegen de- nen 3. übrigen thut es noch starcke Vorstellungen; bey denen ein- geregistrirten sollen auch schon von 19. Millionen Livr. 7. erlassen seyn. Amaryllis und Coridon sind zu Paris letzthin in grossem Schre- cken gewesen. Jn der Nacht zwischen den 17. und 18ten Decembr. entstund im Palais des Cardinals Tencin in dem Apartement der Marquise von Chastelet ein gäher Brand, wobey die Gefahr und Schrecken so groß war, daß der bey ihr sich aufhaltende Poet Vol- taire im blossen Hembde denen Flammen entspringen muste. England. Der grosse Proceß zwischen dem Ritter Jacob Annesley und dem Grafen von Anglesea, ist zu Dublin den 6. Decembr. nach 13. Sitzen unter einer sogenannten Juris, zum Vortheil des erstern ausgefallen, wodurch er ein Capital von 400000. Pf. Ster- linge und die Jrrländische Pairschafft gewinnt. Der Casus ist notable und ein ächtes Muster unpartheyischer Gerechtigkeit; Er verhält sich also: Der Graf von Anglesea wolte gern des Ritters Güther haben, daher erdachte er folgendes: Er war des jungen Annesly Vormund, schickte ihn in denen Kinder-Jahren nach West-Jndien, woselbst er auferzogen worden, und es so weit brach- te, daß er mit Gunst ein Matrose werden konte; doch er wurde endlich erkandt vor denjenigen, der er würcklich war. Er kam des-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse e.V., Dortmund: Bereitstellung der den Bilddigitalisaten zugrunde liegenden Microfilmaufnahmen
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA-Basisformat.
Susanne Haaf: Artikelstrukturierung nach DTA-Basisformat.

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen.
  • Druckfehler: ignoriert.
  • fremdsprachliches Material: nur Fremdskripte gekennzeichnet.
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage.
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage.
  • i/j in Fraktur: wie Vorlage.
  • I/J in Fraktur: wie Vorlage.
  • Kolumnentitel: nicht übernommen.
  • Kustoden: nicht übernommen.
  • langes s (?): in Frakturschrift als s transkribiert, in Antiquaschrift beibehalten.
  • Normalisierungen: keine.
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert.
  • Seitenumbrüche markiert: ja.
  • Silbentrennung: wie Vorlage.
  • u/v bzw. U/V: wie Vorlage.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert.
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst.
  • Zeichensetzung: DTABf-getreu.
  • Zeilenumbrüche markiert: ja.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0205_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0205_1744/6
Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. V, 3. Woche, Erfurt (Thüringen), 13. Januar 1744, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0205_1744/6>, abgerufen am 28.03.2024.