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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. LXXII, 37. Woche, Erfurt (Thüringen), 11. September 1744.

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Neuigkeiten von Teutschland.

Jhro allerchristlichste Maj. werden sich noch vor Dero Rückreise
in Franckreich, nach Straßburg begeben; es werden zu diesem
Ende grosse Anstalten zu dem Empfang gemachet, und die Quartiere
vor dem Königlichen Hof-Staat eingerichtet.

Ehe Printz Carl den Rhein repassiret, hatte er auf Vernehmen,
daß die Frantzös. und Kayserl. Armee sich ihme näherte, und den So-
ra-Fluß passiret sey, an seine Armee schon die Ordre ertheilet, sich zu
einer Schlacht bereit zu halten; als er aber noch in Visitirung derer
Quartiere begriffen war, bekam er durch einen Courier von Wien
den Befehl, daß die gegenwärtigen Conjuncturen nicht verstatteten,
sich mit der Armee länger in Elsaß aufzuhalten, und dieselbe, zur Be-
schützung derer Königlich-Ungarischen Lande im Reich, über den
Rhein ohnverzüglich zurück gehen solle. Der Printz eröffnete hier-
auf in Haupt-Quartier der Generalität die Ordre, samt den Miß-
vergnügen so er hätte, daß man, die mit so guten Success angefangene
Operationes, nach dem gemachten Project, auszuführen, dadurch
gehindert würde. Die Generals bezeigten ihrer Seits gleichfals, wie
sie alles mögliche hierzu beyzutragen sich äusserst bemühet haben wür-
den. Anfangs wuste auch niemand ausser diesen, was man zu thun
willens, um solches vor dem Gegentheil verborgen zuhalten. Als
aber die gantze Armee davon Wissenschafft bekam, war ihre Bestür-
tzung nicht auszusagen, sonderlich wolte das Corps des Generals
Bernclau sich gar nicht zufrieden stellen lassen, und praetendirte so
gar, man solte sie wieder gegen den Feind führen: Aber man gab
ihnen zu erkennen, sie müsten der Ordre der Königin folgen, und
solten ihren Eifer und Courage nur auf eine andere sich bald zeigen-
de Gelegenheit sparen ec. Der Verlust, den die Arrier-Garde bey
dem Ubergang erlitten, wird von einigen Nachrichten biß auf 500.
Mann herunter gesetzet, da einige von 3000. reden.

Die Printz Carlische Armee erwartet auf ihren Zug noch das
schwere Geschütz, wo sie sich aber setzen, und auf was Art sie agiren
werde, ist noch unbekandt. Von Wien schreibet man, sie solle in
der Nähe seyn, und ein vortheilhafftes Lager beziehen, so, daß sie
gewisse Höfe unterstützen könne. Man ist daselbst über einige Zei-
tungen, so der Hof von Dreßden und Warschau erhalten, gantz

Neuigkeiten von Teutschland.

Jhro allerchristlichste Maj. werden sich noch vor Dero Rückreise
in Franckreich, nach Straßburg begeben; es werden zu diesem
Ende grosse Anstalten zu dem Empfang gemachet, und die Quartiere
vor dem Königlichen Hof-Staat eingerichtet.

Ehe Printz Carl den Rhein repaſſiret, hatte er auf Vernehmen,
daß die Frantzös. und Kayserl. Armee sich ihme näherte, und den So-
ra-Fluß paſſiret sey, an seine Armee schon die Ordre ertheilet, sich zu
einer Schlacht bereit zu halten; als er aber noch in Viſitirung derer
Quartiere begriffen war, bekam er durch einen Courier von Wien
den Befehl, daß die gegenwärtigen Conjuncturen nicht verstatteten,
sich mit der Armee länger in Elsaß aufzuhalten, und dieselbe, zur Be-
schützung derer Königlich-Ungarischen Lande im Reich, über den
Rhein ohnverzüglich zurück gehen solle. Der Printz eröffnete hier-
auf in Haupt-Quartier der Generalität die Ordre, samt den Miß-
vergnügen so er hätte, daß man, die mit so guten Succeſſ angefangene
Operationes, nach dem gemachten Project, auszuführen, dadurch
gehindert würde. Die Generals bezeigten ihrer Seits gleichfals, wie
sie alles mögliche hierzu beyzutragen sich äusserst bemühet haben wür-
den. Anfangs wuste auch niemand ausser diesen, was man zu thun
willens, um solches vor dem Gegentheil verborgen zuhalten. Als
aber die gantze Armee davon Wissenschafft bekam, war ihre Bestür-
tzung nicht auszusagen, sonderlich wolte das Corps des Generals
Bernclau sich gar nicht zufrieden stellen lassen, und prætendirte so
gar, man solte sie wieder gegen den Feind führen: Aber man gab
ihnen zu erkennen, sie müsten der Ordre der Königin folgen, und
solten ihren Eifer und Courage nur auf eine andere sich bald zeigen-
de Gelegenheit sparen ec. Der Verlust, den die Arrier-Garde bey
dem Ubergang erlitten, wird von einigen Nachrichten biß auf 500.
Mann herunter gesetzet, da einige von 3000. reden.

Die Printz Carlische Armee erwartet auf ihren Zug noch das
schwere Geschütz, wo sie sich aber setzen, und auf was Art sie agiren
werde, ist noch unbekandt. Von Wien schreibet man, sie solle in
der Nähe seyn, und ein vortheilhafftes Lager beziehen, so, daß sie
gewisse Höfe unterstützen könne. Man ist daselbst über einige Zei-
tungen, so der Hof von Dreßden und Warschau erhalten, gantz

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[572/0004] Neuigkeiten von Teutschland. Jhro allerchristlichste Maj. werden sich noch vor Dero Rückreise in Franckreich, nach Straßburg begeben; es werden zu diesem Ende grosse Anstalten zu dem Empfang gemachet, und die Quartiere vor dem Königlichen Hof-Staat eingerichtet. Ehe Printz Carl den Rhein repaſſiret, hatte er auf Vernehmen, daß die Frantzös. und Kayserl. Armee sich ihme näherte, und den So- ra-Fluß paſſiret sey, an seine Armee schon die Ordre ertheilet, sich zu einer Schlacht bereit zu halten; als er aber noch in Viſitirung derer Quartiere begriffen war, bekam er durch einen Courier von Wien den Befehl, daß die gegenwärtigen Conjuncturen nicht verstatteten, sich mit der Armee länger in Elsaß aufzuhalten, und dieselbe, zur Be- schützung derer Königlich-Ungarischen Lande im Reich, über den Rhein ohnverzüglich zurück gehen solle. Der Printz eröffnete hier- auf in Haupt-Quartier der Generalität die Ordre, samt den Miß- vergnügen so er hätte, daß man, die mit so guten Succeſſ angefangene Operationes, nach dem gemachten Project, auszuführen, dadurch gehindert würde. Die Generals bezeigten ihrer Seits gleichfals, wie sie alles mögliche hierzu beyzutragen sich äusserst bemühet haben wür- den. Anfangs wuste auch niemand ausser diesen, was man zu thun willens, um solches vor dem Gegentheil verborgen zuhalten. Als aber die gantze Armee davon Wissenschafft bekam, war ihre Bestür- tzung nicht auszusagen, sonderlich wolte das Corps des Generals Bernclau sich gar nicht zufrieden stellen lassen, und prætendirte so gar, man solte sie wieder gegen den Feind führen: Aber man gab ihnen zu erkennen, sie müsten der Ordre der Königin folgen, und solten ihren Eifer und Courage nur auf eine andere sich bald zeigen- de Gelegenheit sparen ec. Der Verlust, den die Arrier-Garde bey dem Ubergang erlitten, wird von einigen Nachrichten biß auf 500. Mann herunter gesetzet, da einige von 3000. reden. Die Printz Carlische Armee erwartet auf ihren Zug noch das schwere Geschütz, wo sie sich aber setzen, und auf was Art sie agiren werde, ist noch unbekandt. Von Wien schreibet man, sie solle in der Nähe seyn, und ein vortheilhafftes Lager beziehen, so, daß sie gewisse Höfe unterstützen könne. Man ist daselbst über einige Zei- tungen, so der Hof von Dreßden und Warschau erhalten, gantz

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. LXXII, 37. Woche, Erfurt (Thüringen), 11. September 1744, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0272_1744/4>, abgerufen am 28.03.2024.