[0381]
2. Beilage zu Nr. 74 der Neuen Rh. Zeitg. Sonntag 13. August 1848.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln (Die Sitzung der Nationalversammlung vom 7. und 8. August. ‒ Protest der „demokratischen Gesellschaft“ gegen die Einverleibung Posens. ‒ Die gerichtliche Untersuchung gegen die „Neue Rhein. Ztg.“). Crefeld (Die Feier des 6. August). Frankfurt (Nationalversammlung). Berlin (Relegation Langfeldts. ‒ Noch ein akademisches Dokument. ‒ Verhaftung des Comite's der Buchdruckergehülfen. ‒ Der Beschluß der Studentenschaft. ‒ Vereinbarungsdebatte über die Konstabler. ‒ Die französischen Zollmaßregeln gegen Deutschland. ‒ Der Eid auf die Verfassung). Breslau (Die Schweidnitzer Militärgräuel). Schweidnitz (Deputation. ‒ Trübe Aussichten). Liegnitz (Der abgesetzte Kommandant von Schweidnitz). Stettin (Bürgergeneral-Scandal). Wien (Die bevorstehende Ankunft des Kaisers. ‒ Die Presse über den italiänischen Krieg. ‒ Der Kriegsminister Latour. ‒ Die Noth, die Reaktion und die Bauern. ‒ Finanzstand). Kassel (Die Feier des 6. August). Altona (Der Waffenstillstand. ‒ Entdeckung eines neuen Kometen).
Italien. Mailand (Kapitulation und Verrath Karl Alberts. ‒ Bülletin Radetzky's).
Belgien. Antwerpen. (Die Affaire Risquons-Tout).
Französische Republik. Paris (Die Pariser Journale über die italiänische Angelegenheit. ‒ Die Pforte. ‒ Die Presse der Armen und die Kautionen. ‒ Nationalversammlung).
Großbritannien. London (Parlament. ‒ Erklärung des neapolitanischen Gesandten). Dublin (Hochverrathsprozeß. ‒ S. O'Brien. ‒ Kartoffelkrankheit).
Ungarn. Pesth. (Die Illyrer und Kaiser Nikolaus. ‒ Die Brücke über die Theiß).
Handels- und Börsennachrichten.
[Deutschland]
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[Fortsetzung]
stürzende Flammenschrift „Einigkeit“: und Alles war aus, und lief nach Haus. Mit einer Volkslaterne versehen, bin ich umhergelaufen und habe nach dem Volke gesucht, zwischen diesen privilegirten, dekorirten, uniformirten Menschen, mit den langweiligen, gleichgültigen Familiennasen. Es war keine Polizei zu sehen, keine Polizeiuniform; aber die Leute sahen alle aus, wie ihre eigenen Polizeidiener. Wer laut spricht, wird angestiert. Wer lacht, ruft oder gar singt, wird umringt und gräßlich angestiert.
Es war als laste ein unsichtbarer Alp auf diesen Tausenden. Welcher Alp? Wer beantwortet die Frage? War es der Alp der Herzlosigkeit und Trivialität, oder der Alp der Angst?
Närrisches Volksfest Das!
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Altona, 10. Aug.
Nach glaubwürdigen Mittheilungen wird der Reichsminister Dr. Heckscher, wie man wissen will, von einem andern diplomatischen Bevollmächtigten begleitet, in diesen Tagen hier durch nach dem Hauptquartier reisen, um im Namen der Centralgewalt den Abschluß eines Waffenstillstandes zu versuchen. ‒ Die beiden Heere stehen einander kampfgerüstet, fast nur durch die Königsau getrennt, gegenüber. Der Zuzug der Frankfurter hat eine Verzögerung erfahren, ist aber nicht, wie seit gestern gerüchtweise behauptet worden, kontremandirt worden. Vielmehr werden morgen um 2 Uhr Nachmittags 1039 Mann Frankfurter in Harburg ankommen
Vorgestern hat der auf der Altonaer (Schumacherschen) Sternwarte wirkende Observator Dr. Petersen, als Ordner des Besselschen Nachlasses auch in literarischen Kreisen geachtet, einen neuen Kometen entdeckt.
[(B. H.)]
Italien.
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Edition: [Friedrich Engels: Bulletin Radetzkys. In: MEGA2 I/7. S. 585.]
[ * ] Mailand, 5. August.
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Edition: [Friedrich Engels: Bulletin Radetzkys. In: MEGA2 I/7. S. 585.]
Mailand, 6. August.
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Edition: [Friedrich Engels: Bulletin Radetzkys. In: MEGA2 I/7. S. 585.]
Mailand, 7. August.
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Edition: [Friedrich Engels: Bulletin Radetzkys. In: MEGA2 I/7. S. 585.]
Mailand, 7. August.
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Edition: [Friedrich Engels: Bulletin Radetzkys. In: MEGA2 I/7. S. 585.]
Chiasso, 7. August.
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Belgien.
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[ S ] Antwerpen, 10. August.
So haben wir denn den Riesenprozeß Belgiens in seiner ganzen Lächerlichkeit vor den Assisen. „Eine blutige Schlacht an unserer Gränze, eine Unzahl von Todten, welche die belgische und französische Gränze in ein gemeinsames Blutbad verwandelt hatten“! Und die belgischen Heldenthaten, die neuen Alexanders! In solchen Ausdrücken meldete die belgische Presse damals den Ausgang der Expedition von risquons-tout! Wir haben Unrecht zu sagen, die belgische Presse; wir müßten sagen die französisch-belgische; denn die Redakteure dieser Presse sind lauter Franzosen, die wegen banqueroute frauduleuse u. s. w. nicht nach Frankreich zurück dürfen, und mit Angst und Schrecken auf die damaligen Ereignisse hinblickten, aus Furcht vor einem Anschlusse Belgiens an Frankreich. Wie schrieen diese französischen Journale nicht, daß man sie störe in der „nationalen“ Entwicklung des konstitutionellen Lebens und des Pauperismus! Der Anklageakt, den sie ein Meisterwerk des Styls nennen, ist zugleich ein Meisterwerk belgischer Bornirtheit. „Risquons-tout“ ist eine Weltangelegenheit. Nie war die belgische Nationalität mehr bedroht worden. „Die Franzosen wollten republikanisiren, die Deutschen kommunistisiren und die belgischen Demokraten revolutioniren. Jetzt, wo die Sache vor den Assisen ist, hat eine einfache Diebesgeschichte mehr Interesse, als dieser mit den Haaren herbeigezogene Prozeß. Der Generalprokurator setzt auseinander, in welcher Gefahr der belgische Löwe gewesen, wie alle frühern Vereine, selbst der „deutsche Arbeiterverein“ auf den Umsturz dieses gewaltigen Löwen hinarbeiteten. Im Saale gewahrte man von allen Seiten ein ungläubiges Lächeln.
Aber wahrhaft langweilig wird diese ganze Geschichte noch dadurch, daß der Präsident genöthigt ist, den ganzen Vorgang des Prozesses, und selbst das „französische Meisterwerk“ in's Flämische zu übersetzen, da Ein Geschworener kein französisch versteht. Ein schmerzliches Gefühl erregt es, den 80jährigen General Mellinet auf der Bank der Angeklagten zu sehen. Ungeachtet seines Leidens, ‒ eine alte Wunde hat sich geöffnet ‒ lächelt er beständig bei Verlesung der Anklagepunkte, die seine Person betreffen. In seinem Verhöre tritt er dem Präsidenten energisch entgegen. Wer ist sein Ankläger? Ein infames Blatt, die Indépendance belge, die früher Indépendant geheißen, und vor wie nach in der Abhängigkeit verkaufter Franzosen gestanden. Die ganze Anklage beruht auf einer Correspondenz mit Becker. Dieser Becker, ehemaliger Offizier, der von der Indépendance als ein wegen Verfälschung Verurtheilter und aus Belgien Geflüchteter darstellt, sei zu jeder Zeit ein Ehrenmann gewesen, und wäre er zu jeder Zeit bereit, sein Blut für Belgien hinzugeben. Uebrigens habe Becker sich in einem andern Journale auf eine Weise gerechtfertigt, die das Gemeine der Indépendance in seiner ganzen Gehässigkeit darstelle. Der General Mellinet verspricht, die Versammlung später in seiner Vertheidigung zu erheitern, wenn er auf das Komische des Prozesses zu sprechen käme. Das Komische ist übrigens schon da. Es liegt in dem Verhöre Spilthoorn's, des friedlichsten Mannes von der Welt, den man zum Haupte der Verschwörung machen möchte.
(Fortsetzung folgt.)
Französische Republik.
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Paris, 10. Aug.
Die Doktrinärs des „National“ reiben sich endlich die Augen und rufen beim Anblicke der Oestreicher in Mailand in ächt gasconischer Weise aus: „… Wir verneinen es nicht, daß wir noch an die Möglichkeit des Friedens glauben; wir schieben den Beginn der Feindseligkeiten noch hinaus; aber gleichzeitig sind wir, wenn es sein muß, zum Kriege bereit. Diese Eventualität mag nahe bevorstehen und die Regierung ihre Anstalten treffen. Wird das Wort nicht gehört; weigert sich Oestreich, durch den Erfolg seiner Waffen vielleicht berauscht, die ihm zu stellenden Bedingungen anzunehmen; wohlan! dann ziehe man das Schwert und die Republik rette Italien!…“
‒ Die „Presse,“ durch die sardinische Gesandtschaft gut unterrichtet, sagt in einer längeren Mittheilung über den italischen Krieg: „… Nach Empfang der Depeschen aus London versammelten sich die Minister unter Cavaignac's Vorsitz, und nachdem dieselben vorgelesen worden, wurden die Vorschläge des Lord Palmerston rücksichtlich der Vermittelung sofort berathen und einstimmig angenommen. Diese Vorschläge bestehen darin: den Oestreichern die Adige-Linie zu garantiren, wenn sie die Lombardei verlassen. (La ligne de l'Adige sera garantie á l'Austriche, si elle consent à abandonner la Lombardie.)“
‒ Die monarchische „Union,“ in diplomatischen Dingen ebenfalls wohlerfahren, sagt: „… Es ist sehr unwahrscheinlich, daß Oestreich, auf allen Punkten des lombardischen Gebiets Sieger, sich den in London und Paris aufgestellten Bedingungen unterwerfen wird. Diese Bedingungen bestehen bekanntlich darin, daß man den größeren Theil der Lombardei dem Großherzoge von Toskana und den Rest dem Könige von Sardinien zuweisen würde. Oestreich träte in den Besitz von Venedig und der Fürstenthümer zurück u. s. w.“
‒ Der „Spectateur Republicain,“ Bastide's und nicht selten Cavaignac's Privatorgan, rechtfertigt die bisherige Unthätigkeit Frankreichs in einer langen Epistel mit dem Titel: “Question italienne,” in sehr erbaulicher Weise. Nachdem er das egoistische Streben des Hauses Savoyen seit Jahrhunderten mit wahrhaft fränkischer Naivetät enthüllt und dargestellt hat „wie Karl Albert an der venetianischen Gränzscheide ein wenig zu lange auf das Resultat der Stimmzettel gewartet habe,“ fährt er fort: „Es scheint, man (die italienischen Fürsten?) dachte den Franzosen keine andere Rolle zu, als eine Reserve-Armee des Königs von Piemont zu bilden. Die Unabhängigkeit Italiens ist eine heilige Sache, und Frankreich wird nicht dulden, daß sie untergehe. Aber man verständige sich über die eigentliche Bedeutung der Frage. Handelte es sich bisher um die unterdrückte italienische Unabhängigkeit oder handelte es sich nicht vielmehr um den Schutz und die Vergrößerungssucht des Hauses Savoyen? Durfte Frankreich sich mit Deutschland eines dynastischen Interesses halber überwerfen und es zu einer neuen heiligen Allianz stoßen? Ein Krieg mit Deutschland würde eine Allianz Deutschlands mit Rußland und dann mit England wieder gegen uns zur Folge haben. Die Haltung der Frankfurter Nationalversammlung in der Schleswiger und Triester Blokadefrage hat nun den entschiedenen Charakter der deutschen Politik hinlänglich bewiesen. Welche Verbündeten blieben uns wohl noch, wenn Deutschland, Rußland und England uns feindlich gegenüber ständen?“ Schließlich drückt das Blatt die Hoffnung aus, daß die Meditation ihre Früchte tragen, und den Weltfrieden und mit ihm die Zukunft der europäischen Demokratie sichern werde. Frankreich und England Hand in Hand, hält Herr Cavaignac jede Weigerung von Seiten Oestreichs unmöglich. Man könnte, wenn man diesen Schluß liest, glauben, Herr Guizot habe ihn in jenen goldenen Zeiten des herzlichen Einverständnisses im Voraus geschrieben. Man wird übrigens begreifen, daß England vorzüglich darauf rechnet, Frankreich werde bei der Spekulation auf Sizilien auch ein Auge zudrücken.
‒ Das „Journal des Debats,“ dem seit einiger Zeit offenbar wieder offizielle Mittheilungen gemacht worden, schweigt heute gänzlich. Der Einzug der Oestreicher in Mailand hat dasselbe versteinert. Auch macht es das Gerücht von Abdankung des Kaisers von Oestreich verworren.
‒ Die reaktionäre Presse (Constitutionnel, Assemblée Nat. etc.) schreibt die Niederlage Karl Alberts der vollständigen Zuchtlosigkeit und Unmoralität des sardinischen Heeres zu. Dieselben Blätter bergen ihre Furcht vor andern größern Ungewittern nicht. „Der Kaiser von Oestreich,“ sagt die Assemblée, „ist mit Unruhe über den demokratischen Fortschritt seiner Erblande erfüllt. Wien erhält seine Gesetze von 80,000 Arbeitern und seinen Studenten. Das Bewußtsein der eigentlichen Lage, die Ehrlichkeit der Diplomatie, die Mäßigkeit und Logik jeder Kabinets können allein die Ungewitter zerstreuen, welche über den Völkern schweben.“
Die Assemblée hat bekanntlich Freunde in Augsburg und Innsbruck.
‒ Das Lamartinische „Bien public“ zeigt an: „Ein Kourier ist nach Konstantinopel abgesandt worden, der dem General Aupick, unserm dortigen Gesandten, den Befehl überbringt, seine Pässe zu verlangen und binnen 24 Stunden abzureisen, wenn die französische Republik nicht feierlich von der Pforte anerkannt werde.“
‒ Die Presse des Armen ist todt! Die Nationalversammlung hat von 749 Stimmen mit einer relativen Mehrheit von 65 Stimmen (407 gegen 342) das Kautionsgesetz angenommen. In dieser Zeit der Arbeitslosigkeit und des Elends ist eine Kaution von 24,000 Fr. für jedes Blatt der Todesstoß, sagt Proudhons „Repräsentant.“ Indessen werden wir so leichten Kaufs das Zeitliche nicht segnen. Wir haben vielmehr bereits die Gründung einer Aktiengesellschaft à 10 Fr. die Aktie begonnen, welche guten Fortgang nimmt und die Existenz unseres Blattes sichert.
‒ Um in Zukunft alle Arbeiteraufstände im Keime zu ersticken, hat Lamoricière einen großen strategischen Plan gefaßt, der darin besteht, in alle Städte zwischen Paris und Lyon mehrere Regimenter zu legen, welche eine Art galvanischer Kette bilden, die sich bei der ersten Bewegung in einer der beiden Städte in Marsch setzt.
‒ Nächsten Sonntag soll eine große Revue des Lagers von Canonville vor Cavaignac und der Nationalversammlung Statt finden. Dieses Lager (St. Maur) ist nicht abgebrochen, sondern nur durch neue Regimenter ergänzt worden.
‒ Paris erhält durch Ducoux's Fürsorgr eine Nachtwache zu Pferde.
‒ Das Elend ist hier so fürchterlich, daß die Nationalversammlung heute abermals 2 Mill. Fr. für das Seinedepartement votiren wird.
National-Versammlung. Sitzung vom 10. August. Anfang 11/2 Uhr. Vicepräsident Corbon. Die Bänke sind spärlich besetzt. Eine große Zahl Repräsentanten wohnt den Berathungen des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten bei, der sich heute wegen der Depeschen aus Italien versammelt. Man diskutirte die Frage: ob Frankreich sofort interveniren solle und hat sie nach hartem Kampf vorläufig mit Nein beantwortet. Doch solle ein definitiver Entschluß erst morgen gefaßt werden, nachdem man die Ansichten des Generals Cavaignac, der für morgen eingeladen ist, gehört habe. ‒ Nach Verlesung des Protokolls wird eine Menge Petitionen aus allen Gegenden der Republik überreicht. Die Bänke füllen sich allmälig und die Tagesordnung beginnt mit Prüfung eines Gesetzes, das den pariser Armen abermals ein Almosen von 2,000,000 Franken bewilligt. Früher erhielt jeder Arme fast täglich 1 Franken; die enorme Zahl derselben zwang jedoch bald die Behörden, auf 75, 50 und 35 Centimen per Kopf oder Familie herabzugehen. Das Elend macht aber so reißende Fortschritte, daß die Verwaltung auf 25 Centimen die tägliche Unterstützung bestimmen muß, um nur den Anforderungen zu genügen. Unter diesen Angaben, die wir dem amtlichen Bericht entnehmen, eröffnete sich die Debatte.
Buffet sieht eine zu große Bevorzugung des Seinedepartements in der Maßregel und will Etwas für die Departements davon ausgegeben wissen, in denen eine Menge von Städten ihre Hausarmen nicht mehr ernähren können. Die Regierung würde zuletzt eine Steuerverweigerung zu befürchten haben.
Frederic Bastiat, Berichterstatter des Finanzausschusses, bekämpft diesen Antrag, indem er für eine solche Theilung die Summe zu gering hält.
Leclerc will diesem Einwande dadurch abhelfen, daß man Drei statt Zwei Millionen Franken bewillige. Er meint, es fließe immer noch zu viel in die Taschen der ehemaligen Arbeiter in den Nationalwerkstätten.
Bastiat erwiedert, daß alle bisherigen Unterstützungen ausdrücklich nur solchen Hausarmen verabreicht worden seien, die keine Glieder jener Werkstätten waren.
Leclerc's Antrag wird verworfen und der Kredit von 2 Mill. Nach kurzer unerheblicher Berathung bewilligt.
Ehe die Versammlung ihre Tagesordnung fortsetzt, besteigt Chappet die Bühne, um ihr das Resultat über die Untersuchung der Wahl des Bürgers Gent in Avignon (Vaucluse) mitzutheilen, gegen welche die konservative Partei durch das Organ Viviens so großes Geschrei erhoben. Mehrere Kommissarien sollten an [0382] Ort und Stelle geschickt werden, um die erhobenen Klagen zu untersuchen, die da behaupteten, Gent (Kommissarius der provis. Regierung) habe sein Amt mißbraucht, die Arbeiter bestochen oder wie es im Bericht heißt la population la plus turbulente d'Avignon gewonnen, Plätze versprochen etc. etc. Der Ausschuß hat aber aus Furcht vor moralischem Eindruck keine Kommissarien nach Avignon geschickt, sondern trägt durch Chappet kurzweg auf Vernichtung der Wahl an.
Präs. Corbon: Bürger Gent richtet so eben folgenden Brief an mich (Tumult. Corbon liest vor, man versteht aber keine Silbe.)
Gent springt selbst auf die Bühne und liest Abschrift desselben Briefes vor. Der Lärm ist aber auf der Rechten so wüthend, daß wir nur die Worte hören: „Ich danke ab, (je donne ma demission) und appellire an das Volk!“ (Neuer Tumult.)
Präsident Corbon's Schelle sucht den Lärmen zu überwältigen.
Die Wahl wird annullirt.
Base schlägt vor, ein Gesetz zu entwerfen, das die Wiederwahlen binnen 20 Tagen befehle.
Cavaignac sieht darin einen Eingriff in die Rechte der Exekutivgewalt und trägt an, zur Tagesordnung überzugehen.
Base will protestiren, doch hört ihn die Versammlung nur wenig und läßt den Antrag fallen.
In diesem Augenblick besteigt Payer die Bühne, um das Ministerium wegen Italien zu interpelliren. Die Ereignisse in Mailand, sagt er, seien so ernster Natur, daß er um Feststellung eines Tages bitte, an dem der Gegenstand diskutirt werde.
Bastide, Minister des Auswärtigen, giebt wiederholt ausweichende Antwort. Er hofft noch zu pacifiziren! Noch sei der Regierung der Einzug der Oesterreicher nicht amtlich bekannt geworden.
Baune folgt dem Minister auf der Tribüne.
(Nach 4 Uhr). ‒ Die Interpellationen wegen Italien wurden auf den Antrag Larochejaquelin's vertagt. Die Versammlung kehrte dann zur Tagesordnung zurück, indem sie die gestern begonnene Diskussion rücksichtlich der Strafgesetze gegen Preßvergehen fortsetzte. Der ministerielle Entwurf zählt 8 Artikel. Der Ausschuß machte durch sein Organ Berville daran Aenderungen. Dagegen wurden eine Menge von Zusätzen gestellt. Artikel I. lautet:
„Jeder Angriff, der durch eines der im Artikel I. des Gesetzes vom 17. Mai 1819 bezeichneten Mittel gegen die Rechte oder das Ansehen der Nationalversammlung und die Glieder der Exekutivgewalt, sowie gegen die republikanische Einrichtung und die Verfassung geschieht, wird mit 300 bis 6000 Frkn. Geld und 1/4 bis 5jährigem Gefängniß Strafe geahndet.“ Angenommen.
Art. II. „Beleidigungen gegen die Nationalversammlung werden mit 1 monatlichem bis 3jährigem Gefängniß und einer Geldbuße von 100 bis 500 Frkn. bestraft.“ Angenommen.
Art. III. „Angriffe gegen die Religionskulte, Unverletzlichkeit des Eigenthums und der Familie sind mit 1/4 bis 3jährigem Gefängniß und 200 bis 4000 Frkn. Geldbuße zu bestrafen.“
Die Berathung dieses Artikels gab zu einem fürchterlichen Murren Veranlassung.
Proudhon bestieg die Tribüne, um gegen die Unverletzlichkeit des Eigenthums zu protestiren. Das Eigenthum müsse ebenso frei diskutirt werden dürfen, als jede andere gesellschaftliche Einrichtung. Seine Worte, mit trockener Ironie vermischt, rufen großen Lärm hervor. Die Rechte erstickte seine Stimme. Der Saal schien zu bersten.
Jules Favre erhob sich mit bekanntem theatralischem Pathos gegen diese Verwerfung des Bürgers Proudhon. Sie sei ein Hohn nicht nur gegen die Versammlung, sondern gegen das ganze Land, das von den unsinnigen, mittelalterlichen Theorien des Kommunismus nichts hören wolle. (Ungeheurer Beifall).
Proudhon versuchte sich wiederholt, jedoch vergebens, Gehör zu verschaffen. Vielleicht wäre er dennoch durchgedrungen, wenn er das geringste Rednertalent besäße. Er mußte die Bühne verlassen.
Pierre Leroux kam ihm zu Hülfe. Er bewies der Versammlung, daß es sich im heutigen Ideenkampfe nicht um Bestreitung oder Abschaffung des vulgairen Eigenthums handle, sondern vielmehr um Befreiung aus der Tyrannei des Kapitals, die sich über alle Lebensgebiete erstrecken. Diese Negation des Kapitals sei keine mittelalterliche Theorie wie Favre meine, sondern ein ganz modernes Prinzip (wofür der Redner unter unzähligen Unterbrechungen der Versammlung einige Stellen aus englischen Oekonomisten vorlas). Sie sei ein Kind des Protestantismus. . . . .
Coquerel, protestantischer Pfarrer, eilt auf die Bühne und erklärt, daß alle positive Religion und alle Sekten nichts mit den kommunistischen Ideen gemein hätten. Man entstelle den Christianismus und Protestantismus. Soll ich Ihnen diejenigen Stellen aus den Kirchenvätern etc. vorlesen, welche von den Kommunisten am meisten citirt werden? (Nein! Nein!)
Der so stark bekämpfte dritte Artikel wird endlich angenommen.
Art. IV. straft die Angriffe und Aufwiegelungen zum Haß gegen die republikanische Regierungsform u. s. w.
Lagrange wünscht die Worte: „Gegen das Prinzip der Volkssouverainetät und des allgemeinen Stimmrechts,“ eingeschaltet zu sehen.
Senard bekämpft diesen Zusatz.
Cavaignac jedoch unterstützt denselben und der Artikel ging fast einstimmig durch.
Die Fortsetzung der Debatte auf morgen. Die Sitzung um 6 Uhr geschlossen.
Großbritannien.
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@facs0382
[ * ] London, 10. August.
In der gestrigen Unterhaussitzung gab das Marinebudget zu langen und lebhaften Debatten und namentlich zu Interpellationen über die Angelegenheiten am La Plata, den dänisch-deutschen Krieg und die von Dänemark jetzt strenger als je wider die deutschen Häfen geübte Blokade Veranlassung. Die ministeriellen Antworten bringen nichts zum Vorschein, was nicht bereits hinreichend bekannt wäre.
Unterhaus vom 10. Aug. Die Sitzung beginnt um 12 Uhr. Hume beklagt sich, wie jedes Jahr, über die ungeheuern Ausgaben für die Armee; er ist aber auch überzeugt, daß, so lange Wellington an der Spitze steht, an eine Herabsetzung nicht zu denken ist. Schreite das Parlament nicht endlich selbst energisch ein, so würde die Vergeudung der Staatseinnahmen noch lange kein Ende nehmen. Daß seine Klagen ohne Resultat blieben, bedarf kaum der Erwähnung. Hierrauf folgte wieder eine von den zahllosen irischen Bills, durch die bald an dem einen, bald an dem andern Verhältnisse etwas herumgeflickt wird ohne die irischen Zustände im Geringsten zu ändern. Trotzdem schreien die Gutsbesitzer, so wie ihnen auch nur ein Pünktchen an ihren bisherigen Privilegien geschmälert werden soll, über Konfiskation des Eigenthums, Kommunismus etc.
‒ Wir können aus guter Quelle versichern, daß der neapolitanische Gesandte in London dem Lord Palmerston erklärt hat, daß jede bewaffnete Einmischung Englands gegen die Bewegungen des neapolitanischen Geschwaders als Kriegserklärung betrachtet werden wird.
[(Times.)]
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@facs0382
[ * ] Dublin, 9. Aug.
Ueber einige Umstände, welche die Verhaftung S. O'Briens begleiteten, erfährt man aus Thurles Folgendes: General M'Donald hatte sofort Befehl gegeben, daß ein Extrazug bestellt, und der Gefangene nach Dublin geschafft werde. Den Befehl überbrachte Kapit. Mackenzie. Als Letzterer auf der Station ankam, fand er noch eine einzige Maschine vor, welche ächzend im Begriff stand, nach einer andern Richtung hin abzufahren. Mackenzie wandte sich sogleich an den Maschinisten, der jedoch erklärte nur von seinen Vorgesetzten Befehle anzunehmen. Der Kapitän zog sofort ein geladenes Pistol mit der Drohung, den Lokomotivenführer zu erschießen, wenn er der erhaltenen Anweisung nicht nachkomme. Dies hatte den gewünschten Erfolg, und binnen einigen Minuten sauste der Zug mit S. O'Brien von dannen. Wäre Letzterer die Nacht über in Thurles gelassen worden, so konnten die Schienen inzwischen aufgerissen, und außerdem, wie es höchst wahrscheinlich war, Versuche zu seiner Befreiung gemacht werden. Am folgenden Tage fand man ein großes Felsstück auf die Schienen gelegt; die Maschine erlitt starke Beschädigung. Es steht jetzt fest, daß O'Brien Niemanden kompromittiren wollte, seitdem er den Erlaß erfuhr, wonach Jeder, der ihn und seine Genossen beherberge, als Hochverräther zu bestrafen sei. Deshalb hat sich O'Brien verhaften lassen. Es hatten ihn viele Leute erkannt, es aber verschmäht, Hand an ihn zu legen. Hulme hatte diese Bedenklichkeit nicht, winkte ihm doch die Belohnung von 500 Pf. Er hat jetzt seine Stellung an der Eisenbahn aufgegeben, und wird, von der Regierung noch weiter mit Geldmitteln unterstützt, als Rentier leben. Wäre er in Thurles geblieben, so hätte er von seinen 500 Pf. wahrscheinlich nicht lange Gebrauch machen können, da ihm ein Stück Blei als Volksbelohnung ganz sicher war. Ueber S. O'Briens Schicksal herrscht nur Eine Stimmung. Es ist die des allgemeinen Mitgefühls. Dies herrscht in allen Klassen, bei Reich und Arm, Vornehm und Niedrig. Er wird als Märthyrer Irlands betrachtet. Im Süden namentlich erwartete das Volk stündlich die Nachricht, daß in Dublin ein Versuch zu seiner Befreiung versucht, und durchgeführt sein würde.
‒ Ein Geistlicher aus Clonoulty ist hier angelangt mit dem Anerbieten an den Lordlieutenant, daß die Insurgentenchefs sich selbst ausliefern würden, wenn ihnen Erhaltung ihres Lebens zugesichert würde. Die Berichte über den Stand der Kartoffeln und die Ausbreitung der frühern Krankheit in vielen Districkten lauten immer ungünstiger.
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@facs0382
Dublin, 9. Aug.
Der Anklage-Akt in dem gestern bereits erwähnten Prozeß gegen die Herausgeber der „Tribune“ ist nun bekannt und lautet dahin, daß die Hrn. John Williams und Izod O'Doherty beschuldigt werden, am 1. Mai und in den darauf folgenden Tagen, in Dublin verschiedene aufrührerische Artikel veröffentlicht und durch Drohungen und Einschüchterungen Ihre Majestät zu Aenderungen in Ihrem Ministerium zu veranlassen gesucht haben sollen.
Außerdem haben die Behörden heute eine Warnung an sämmtliche Eigenthümer und Kapitäne von Emigrations- und andern Schiffen ergehen lassen, keine Insurgenten, darunter namentlich nicht die Herren Meagher, Dillon und Doheny an Bord nehmen und ihre Flucht erleichtern zu wollen, widrigenfalls sie ebenfalls in Anklagezustand zu versetzen wären; übrigens hört man, daß die genannten drei Insurgenten, so wie Hr. O'Gorman, Willens sind, sich den Behörden zu ergeben, falls man ihr Leben schonen wird.
Von Kilkenny wurde die Ankunft Lord Hardinges berichtet.
Ungarn.
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Pesth, 4. August.
Gegen einen Parlamentair unserer ungarischen Kriegsmacht sollen die illyrischen Rebellen erklärt haben, daß sie nicht weichen werden, daß ihnen, nebst Gott, Kaiser Nikolaus helfen und sie Alles wieder erobern werden, was sie vor König Stephan besessen haben. ‒ Von der Theiß wird gemeldet, daß die Rebellen am jenseitigen Ufer an dem Bau einer Brücke arbeiten. Es ist also kein Zweifel, daß Groß-Becskerek nächstens sowohl von den Ufern der Bega als der Theißseite attaquirt werden soll.
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Erklärung.
Die in Nr. 66 und 67 der „Neuen Rheinischen Zeitung“ enthaltene Berufung eines Demokraten-Kongresses trägt meinen Namen als Mitunterzeichner und veranlaßt mich zu der Erklärung, daß mir weder etwas von dieser Einberufung noch vom Zwecke derselben bekannt ist.
Frankfurt den 7. August 1848.
H. J. Schützendorff.
Eine Beleuchtung vorstehender Annonce ist in der Sitzung der Demokratischen Gesellschaft vom 11. August gegeben worden und soll später auch in diesem Blatte folgen.
D. Red.
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Wir sehen uns in die Nothwendigkeit versetzt, unsern Lesern die Verhandlungen mitzutheilen, welche von Unterzeichneten mit dem Verwaltungs-Ausschusse des hiesigen Central-Dombau-Vereins, resp. mit dem Vereinbarer Herrn Just.-Rath Esser II. stattfanden.
Um unsere Leser von den verschiedenartigen Festlichkeiten des bevorstehenden Dombau-Festes unterrichten zu können, wandten wir uns unterm 8. d. in zwei Schreiben an den Ausschuß des Central-Dombau-Vereins und an das Fest-Komite mit dem Ersuchen, der N. Rhn. Ztg. gleichmäßig wie der Köln. Ztg. die betreffenden Annoncen zukommen zu lassen. Hierauf würdigte uns nur der Verwaltungs-Ausschuß des Central-Dombau-Vereins einer Antwort, während wir einer solchen vom Fest-Komite bis heute vergebens entgegensehen.
Die erwähnte Antwort ist Folgende:
Bei der allgemeinen Verbreitung der Kölnischen Zeitung ist kein Bedürfniß vorhanden, eine Veröffentlichung unserer Beschlüsse durch andere Blätter in offizieller Weise eintreten zu lassen, weshalb wir auf Ihr Anerbieten vom 4. dieses einzugehen Bedenken tragen.
Der Verwaltungs-Ausschuß.
Rolshausen. Haaß.
Auf die mündliche Anfrage bei dem Stellvertreter des Herrn Rolshausen, dem Vereinbarer Herrn Esser II., warum derselbe „ein Bedenken trage“, unser Anerbieten vom 8. d. (nicht vom 4. d.) anzunehmen, erwiederte derselbe, daß man besondere Verpflichtungen gegen die Kölnische Zeitung habe, schon aus dem Grunde, weil das Dombau-Blatt von Hrn. Du Mont gedruckt würde; dann aber auch könne von „Konditionen“ nicht füglich die Rede sein, da die Köln. Ztg. die fraglichen Annoncen gratis aufnehme. Es wurde nun von unserer Seite dem Vereinbarer begreiflich zu machen gesucht, daß selbstredend auch das unter „denselben Konditionen“ zu verstehen sei, wenn von Hrn. Du Mont oder der Köln. Ztg. die Annoncen gratis aufgenommen würden; allein alle von unserer Seite vorgebrachten Einwendungen scheiterten an dem Vereinbarersinn des Hrn. Esser II. ‒ Wir sahen uns nun zu der schließlichen Erklärung veranlaßt, daß Hr. Esser II. moralisch verpflichtet sei, einem jeden Tagblatte der Stadt Köln derartige Annoncen zuzuschicken, da er doch unmöglich verlangen könne, daß Jedermann die Kölnische Ztg. allein lese, sondern daß hier in unserer Stadt eine bedeutende Anzahl Abonnenten der „N. Rhn. Ztg.“ seien, gegen welche wir natürlich die Verpflichtung hätten, Mittheilungen von den bevorstehenden Festlichkeiten zu machen. ‒ Auch das leuchtete dem Vereinbarer nicht ein.
Augenscheinlich leuchtet aus dem Benehmen des Vereinbarers Hrn. Esser II. eine Parteilichkeit hervor, welche aber zu Ungunsten unserer Leser ausgefallen ist, weswegen wir nicht unterlassen können, ihn denselben zu denunziren.
Köln, den 11. August 1848. Die Geranten der „Neuen Rheinischen Zeitung.“
Handels-Nachrichten.
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@typejAn
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Brodpreis der Stadt Köln.
vom 13. August bis zum 20. Aug. Ein Schwarzbrod, wiegend 8 Pfund soll kosten 4 Sgr. 7 Pf.
Köln, den 13. Aug. 1848.
Königliche Polizei-Direktion. Geyer.
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@facs0382
Bekanntmachung.
Das Geschäfts-Lokal der IV. Polizei-Sektion ist in das Haus Tempelstraße Nro. 1 B verlegt worden.
Köln, den 7. August 1848.
Der komm Polizei-Direktor, Geiger.
@typejAn
@facs0382
Unter Goldschmidt Nro. 13. steht während der drei großen Festtage (14., 15. und 16. August) ein gut möblirtes Zimmer mit 2 Betten zu vermiethen.
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Der Reichsverweser ist im Programm vergessen!!
Die Partei der deutschen Einheit wird eingeladen, Sonntag am 11 Uhr Morgens bei Opladen in der Streitzeuggasse zahlreich zu erscheinen.
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Das Panorama der Stadt Köln mit Deutz und Umgegend nach der Natur aufgenommen und gemalt vom Joh. Adolph Lasinsky.
Die nahende Feier des Dombaufestes erfreut sich einer allseitigen regen Theilnahme in den Vorbereitungen zur Verherrlichung desselben, zum Genusse für nah und fern. Der Entschluß des Eigenthümers des Panorama's der Stadt Köln, dieses großartige Meisterwerk, während den Festtagen zur Ansicht auszustellen, verdient um so mehr einer besondern Würdigung, weil er dadurch den Festgenossen die Gelegenheit gewährt, ihre freudige Theilnahme noch durch einen seltenen Kunstgenuß zu erhöhen. Dieses herrliche Kunstwerk, welches von dem rühmlichst bekannten Lasinsky unter unsäglichem Fleiße mit der größten Präcision und scharfen Blicke der Nachahmung der Natur ausgeführt wurde, zeigt uns: Köln, Deutz und ihre Umgebungen in einem treuen Bilde der Baupracht der altehrwürdigen Stadt mit ihrer herrlichen Umgend. Vom nördlichen Kirchthume zu Deutz übersieht man die Stadt Köln in ihrer ganzen, großartigen Ausdehnung; den ‒ Dom ‒ in Mitte der malerischen Thürme- und Häusergruppen, seine Zinnen und Thürme erhebend, als Symbol der deutschen Einheit; der Spiegel des blonden Rheines mit befurchenden Schiffen, belebt bis in unabsehbare Ferne das Bild; im Vordergrunde begrüßen die freundlichen Häusergruppen der Stadt Deutz mit ihren magisch-zaubernden Gärten, den Beschauer. Die reiche Fernsicht nach dem Siebengebirge, der hohen Kuppel der Eifel, dem Vorgebirge, der flach hin sich ausdehnenden allmählig verschwindenden Rheinebene, dem bergischen Lande, der umliegenden Orte, als: Stammheim, Mülheim, Bensberg, Brühl etc., hält uns in stummem Staunen gefesselt. Das Ganze, reich ausstaffirt, bietet in Größe und Wirkung auf dem an 8000 Quadratfuß großen Gemälde, den Anblick der möglichst wahren Natur. Alle, die bis jetzt dieses herrliche Bild zu sehen Gelegenheit hatten, ergießen sich in Lobeserhebungen über die naturgetreue Darstellung des Künstlers, sowohl in Ausführung wie im Farbenspiele. Nie war es den Besuchern Köln's gewährt, die Stadt und Umgegend in so treuem und klaren Bilde zu sehen; dessen Wirkung eine lebhaftere und erbaulichere Erinnerung zurücklassen könnte. Wir dürfen daher kühn alle Einwohner und Fremden auf diesen ihnen sich darbietenden seltenen Kunstgenuß aufmerksam machen, indem gewiß keiner unbefriedigt dieses unübertreffliche Rundgemälde verläßt.
Köln, den 12. August. Dr. W.
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Ernte der 56. deutschen National-Versammlung.
Hohn hefte sich an deine Fersen,
Das feiger Ritter sei dein Lohn
Den bietet dir das Volk auf ewig,
Du pflichtvergeß'ner stolzer Sohn.
Von nun an wird dein Name klingen
Wie ew'ger Schimpf und ew'ge Schand,
Gebrandmarkt in die Nachwelt dringen
So strafet dich dein Vaterland.
[D. M. ]
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Frankfurt.
National-Versammlung. 56. Sitzung.
O Deutschland! Edle Männer
Die streiten für Dein Recht,
Wagt höhnend zu beschimpfen
Ein feiler Fürstenknecht.
Doch Deutschland wird sich rächen,
Hehr wird die Rache sein.
Es wird des Ritters Name
Nach Metternich's noch reih'n.