[0577]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 116. Köln, Samstag den 14. Oktober. 1848.
@typecontents
@facs0577
Uebersicht.
Deutschland. Köln. (Das Ministerium Pfuel ‒ Schwarze Liste Schapper, Gottschalk und Anneke.) Wien. (Wiener Revolution (8. und 9. Oktober.) ‒ Vermischtes.) Berlin. (Schluß der Sitzung vom 10. Oktober. ‒ Neue Deputirtenwahl.) Erfurt. (Die preußische Regierung und der Schutzbürgerverein.
Ungarn. Pesth. (Plakat über Zichy's Tod. Repräsentantenhaus vom 4. Oktober.
Preßburg. (Die Flucht der kroatischen Armee. ‒ Bosniaken im Rücken der Kroaken.
Donaufürstenthümer. Kronstadt. Wirthschaft der Türken in Bukarest.
Polen. Warschau. (Revue.)
Belgien. Brüssel. (Die Meinungsfreiheit im „Musterstaat.“
Franz. Republik. (Thiers' Rede über eine allgemeine Hypothekenbank mit Zwangskurs). Paris. (Vermischtes. ‒ National Versammlung).
Großbritannien. London. (Waffensendung nach Italien. ‒ Der Handel. ‒ Die Revenue. ‒ Smith O'Brien zum Tode verurtheilt).
Beilage. Düsseldorf. (Arbeiterunruhen).
Amerika. New-York. (Baumwollenerndte. ‒ Präsidentenwahl. ‒ Mexico. Californien. (Das Gold des Sacrementoflusses).
Schweiz. Bern. (Antwort des Vororts auf Raveaux's Note).
Italien. (Vermischtes).
Hecker's Abschiedswort an das deutsche Volk.
Deutschland.
@xml:id#ar116_001_c
@typejArticle
@facs0577
Edition: [Karl Marx: Das Ministerium Pfuel, vorgesehen für: MEGA2, I/8. ]
[ * ] Köln, 13. Oktober.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
@xml:id#ar116_002
@typejArticle
@facs0577
[ * ] Köln, 13. Oktbr.
Ein sehr wohlunterrichteter Freund in Brüssel schreibt uns: „Engels undDronke wurden nur verhaftet und in Zellenwagen über die Gränze transportirt, weil sie unvorsichtig genug waren, ihre Namen zu nennen. Ein Arbeiter aus Köln, Schmitz, der bei der Befreiung Wachters thätig gewesen sein soll, theilte dasselbe Geschick. Die Brüsseler Polizei besaß nämlich eine lange Liste von Leuten, die aus Köln geflüchtet. So war die belgische Polizei auch genug über die angebliche Theilnahme von Schmitz an Wachters Befreiung unterrichtet.“
Ist der Kommiß-Polizeidirektor Hr. Geiger vielleicht über den Verfasser und Expedienten dieser schwarzen Liste unterrichtet?
Bei dieser Gelegenheit können wir nicht unterlassen, einige unsern Freund Schapper berührende Data dem Publikum mitzutheilen.
Frau Schapper erhielt einen Erlaubnißschein, ihren Mann alle 14 Tage Freitags zu sehen. Das eine Mal wurde ein anderer Gefangener, der englisch versteht, als Zeuge bei der Unterredung zugefügt. Später fragte ihn der Aufseher über das Gespräch aus, ob nicht Politik behandelt worden sei? Er erhielt die Antwort, die beiden Ehegatten hätten sich nur über ihre Kinder, den Haushalt u. dgl. unterhalten.
Das letzte Mal, als Frau Schapper zur festgesetzten Zeit, um 2 Uhr erschien, wurde ihr bemerkt, sie solle bis 4 Uhr warten. Um diese Zeit war es halb finster geworden und es blieben nur Augenblicke zur Unterhaltung übrig. Frau Schapper hatte ihre Kinder mitgebracht. Diese aber wollte der Aufseher nicht vorlassen, weil kein besonderer Erlaubnißschein für sie vorhanden sei. Man fürchtete natürlich in den Kindern angehende Conspirateurs. Indessen gelang es Schapper doch, die Kinder heranzuziehen und zu küssen, was der Aufseher verhindern wollte, indem er sie ungestüm wegriß. Auch bemerkte er Frau Schapper, nur deutsch dürfe sie mit ihrem Mann sprechen. Da Frau Schapper nun blos englisch versteht, löste sich das Gespräch nothwendig in eine stumme Mimik auf.
Nun schließlich noch eine Frage an das Kölnische Parket. Kann es dem Publikum keinen Aufschluß geben über die bandwurmartig sich hinschleppende Untersuchungshaft Gottschalks und Anneke's?
@xml:id#ar116_003
@typejArticle
@facs0577
[ * ] Köln, 15. Oktbr.
Ein Lithograph erzählt uns eben, daß gestern Abend 1/2 9 Uhr seine Mutter zu einem Bäcker Paffrath in der Johannisstraße gegangen sei, um Brod zu kaufen. Plötzlich seien 3 Soldaten in das Haus gestürmt, mit blanken Säbeln und der Frage: was sind Sie? Sind Sie Demokratin, dann müssen Sie sterben, wir wollen Alles umbringen, was Demokrat ist. Nachdem die Frau in Furcht gesagt, sie wisse nicht, was sie wollten, sie sei ein Frauenzimmer, an welches sie sich doch nicht vergreifen würden, zogen sie, es waren noch 2 bis 3 mit blanker Waffe hinzugekommen, tobend ab. Von den Bewohnern des Hauses hatte sich dabei Niemand sehen lassen.
Verschiedene Excesse sollen noch auf der Straße vorgekommen sein. Es sind dies nothwendige Folgen von Parolebefehlen, wie sie neulich, wahrscheinlich in Folge des Steinschen Armeebefehls hier in Köln ausgegeben worden sind.
@xml:id#ar116_004
@typejArticle
@facs0577
[ 61 ] Wien, 8. Oktbr.
Abends 7 Uhr. Im Reichstag wird eine Zuschrift der Stadt Preßburg an das östreichische Ministerium verlesen, worin sie dasselbe ersucht, ihr wider Jelachich, der mit einem Bombardement drohe, Beistand zu senden. Ein beiliegender Drohbrief Jelachichs, der ebenfalls verlesen wird, bestätigt diese Angaben der Stadt Preßburg. Man beschließt, Jelachich und der Stadt Preßburg mitzutheilen, daß der Kaiser, obwohl sein Aufenthalt noch unbekannt, durch das Ministerium gebeten werde, Jelachich den Befehl zu ertheilen, ungesäumt alle Feindseligkeiten einstellen zu wollen.
Schuselka verliest eine Zuschrift des Grafen Auersperg, worin derselbe sich beklagt, daß das Zeughaus dem Volke vertragswidrig überliefert worden, daß er den Reichstag für die Uebergabe, für die entwendeten Waffen und Alterthümer verantwortlich mache; daß es unvereinbarlich mit den Funktionen des Reichstags sei, aus seiner Mitte einen Vertheidigungsausschuß ernannt zu haben, indem die Vertheidigung der Stadt nur ihm zusteht u. s. w. Die Beantwortung dieser Zuschrift wird dem Ausschusse überlassen.
An der Aula erfuhr ich darauf, ein Kurier habe eben die Nachricht aus Preßburg überbracht, Jelachich sei von den Ungarn gefangen genommen und aufgehangen worden. Ebenso erzählte man, die Bauern jenseits St. Pölten hätten den Kaiser nebst den Hof aufgegriffen. Jelachich soll nur 8000 Mann Militär mit sich geführt haben; in einen aufgefangenen Brief fleht er Latour an, ihm sofort Geld zu schicken, weil er sonst verloren sei. Die 600,000 Gulden, welche Latour am 1. Okt. an ihn abgeschickt, haben bekanntlich die Ungarn statt seiner in Empfang genommen.
Auersperg hat seine drohende Stellung am Belvedere trotz aller Befehle des Ausschusses noch immer nicht aufgegeben. Dies ist der wesentlichste Grund, weshalb Schuselka im Namen des Ausschusses seine eben bemerkte, übrigens sehr höflich abgefaßte Zuschrift und die darin enthaltenen Vorwürfe, entschieden zurückzuweisen verspricht. Gobbi, Neuwall und andere Frösche sind entsetzt über solche Energie. Der Reichstag genehmigt noch eine Zuschrift an den Kaiser. Eine ungeheuere Menschenmasse durchwallfahrtete heute (Sonntag) die Straßen der Stadt, um sich die Verwüstungsspuren des 6. Oktbr. anzusehen. In keiner anderen deutschen Stadt dürfte ein ähnliches Panorama möglich sein. Ueberall müssen Barrikaden überstiegen werden oder man muß sich durch ihre Oeffnungen drängen. Landleute in den malerischsten Kostüms verleihen diesem Panorama die lebhaftesten Farben. Kein Herrschaftswagen, keine reichgeschmückten Lakaien, keine Ueppigkeit, kein Hochmuth durchwandelt die Reihen der Menschen, man erblickt nur die energischen Mienen des Volkes, das sich seiner Stärke, seiner Uebermacht immer mehr bewußt wird. Alle Straßen, welche zur Universität führen, sind mit Menschen belagert. Ungeheuere Vorräthe werden immerfort in die Universität geschleift; sie ist ein vollständiges Heerlager, wo gekocht und gebraten, wo alle in Dienst stehende Mannschaft verpflegt wird.
Aus der Stadt, aus den Vorstädten und vom Lande kommen ganze Fässer Bier, Ochsen und anderes Schlachtvieh, Wein und Brod herein. Der Bauer und Proletarier geben ihre letzte Habe den Studenten, denn sie fühlen, was sie geleistet und leisten. Die Thätigkeit der Akademiker und der mit ihnen sympathisirenden Widener Garden übersteigt das Unglaubliche. Sie thun alles, erfahren alles und sind alles. Ich könnte Bogen schreiben, wollte ich die Details ihrer eminenten Thaten und Bravour mittheilen. Ohne die Legion wäre Wien nie etwas geworden und würde morgen nichts mehr sein. Durch die endliche Eroberung des Zeughauses beschämen sie alle Ingenieure, denn diese Eroberung war ein Meisterstück strategischer Arbeit. Das Zeughaus und die anliegenden Straßen sind gräßlich verwüstet. Eiserne Thore und Gitter, Mauern und Dächer sind beispiellos zusammengeschossen. Die gemachte Beute läßt selbst einen Auersperg erzittern, denn er schreibt ja, daß sie in die Hände des Gesindels gerathen sei und ihm abgenommen werden müsse. Auf der Freiung, in der Nähe des Zeughauses, ist das Pflaster noch mit großen Blutspuren bedeckt, die nur ein Gußregen verwischen wird. Die Häuser sind überall furchtbar zerschossen. Gut, daß der Kampf immer in der Stadt geführt werden muß und das eigentliche Proletariat also durch seine Verwüstungen niemals betroffen wird.
Die Häuser der Stadt sind alle fürstlichen Palästen gleich und gehören nur solchen oder ganz reichen Bourgeois an. So ist das Haus des Banquier Eskeler in der Nähe des Zeughauses ganz besonders zertrümmert. Auf dem Graben, in der Bognergasse und sonst überall scheint Militär wie Garden fast nur in die Wohnungen der Fürsten und Bourgeois geschossen zu haben. Man findet kaum mehr ein ganzes Fenster daselbst und außerdem haben die Kugeln bis in's fünfte Stock auch im Innern die gehörige Wirkung auf Möbel u. s. w. nicht verfehlt. ‒ Auf dem Hof stand das Volk um den Reverber, an welchem Latour gehangen; ein kaiserlicher Kanonir soll ihm zuerst dort den Strick um den Hals gewunden haben. ‒ Die Basteien sind trefflich mit Kanonen gespickt, 46 Stück sind Auersperg gegenüber aufgepflanzt und werden ihm, rührt er sich, hoffentlich den Kitzel vertreiben. Angegriffen wird nicht, aber man wünscht beinahe, angegriffen zu werden. Es geschieht nur selten in Deutschland, niemals in Köln, aber die Brust schlug mir hoch, als ich heute wieder unter dem Volke Oestreichs umherwandelte. Nicht 300, wie ich geschrieben, sondern an 1000 Todte und Verwundete soll der Tag und die Nacht des 6. Octob. gekostet haben. ‒ Seit einiger Zeit bemerke ich bedeutend viel uckermärkischen und sächsischen Dialekt in Wien;
@typejFeuilleton
@facs0577
@xml:id#ar116_005
@typejArticle
@facs0577
„Kein schöner Ding ist auf der Welt Als seine Feinde zu beißen.“
(Schluß.)
VII.
Gensdarmen hasse ich wie die Pest;
Ich hasse sie mehr als Spinnen,
Als grüne Seife ‒ Du lieber Gott,
Was soll ich nun beginnen!
Der Eine zog ein Signalement
Aus seiner schäbigen Tasche.
Und mich betrachtend mit stierem Blick,
Begann er zu murmeln rasche:
„Fünf Fuß, zehn Zoll ‒ die Haare blond ‒
Olympisch gewölbt die Stirne ‒
Ein rother Bart ‒ Statur ist schlank ‒
Kennzeichen: Viel Gehirne. ‒
Auch macht er Verse ‒ spricht kein Latein ‒
Blaß ist er, wie große Geister ‒
Die Zähne sind gut ‒ ‒ Verehrter Herr
Ohne Umschweife viel: wie heißt er?“
Da hob ich mich würdig empor und sprach:
„Ich heiße Charlemagne!
Wollhändler bin ich in Aachen und trink'
Recht gerne den Wein der Champagne.
Ich spekulire in Trüffeln und Oel,
Mein Banquier empfängt mich prächtig.“ ‒
Da sprach der erste Gensdarme: „Mein Herr,
Dies ist ausnehmend verdächtig!“
Ich aber fuhr fort: „Auch Spiritus
Verkauf' ich von hoher Reinheit;
Nahm Aktien auf jede Luftschifffahrt,
So wie auf die deutsche Einheit.
Bei Tage besorge ich mein Geschäft,
Doch Nachts, da treibe ich Spässe.“ ‒
Da sprach der zweite Gensdarme: „Mein Herr,
Wo haben Sie Ihre Pässe?“
„Meinen Paß! Meinen Paß! ‒ O, wollen Sie nicht
Sich gütigst ein wenig setzen?
O, trinken Sie doch einen Becher Wein,
Das würde mich sehr ergetzen!
Mein Paß! Mein Paß! ‒ Ach leider ist
Er gescheitert am Lurlei neulich.
O, trinken Sie doch einen Becher Wein,
Das wäre mir sehr erfreulich!“
Und Dein gedacht ich, und Deiner That,
Odüsseus, Du ränkevoller!
Und meine beiden Cyklopen ließ
Ich saufen toller und toller.
Und lobte die deutsche Centralgewalt,
Und Herrn Engels, den Stadtkommandanten,
Und sagte, Herr Dümont gehöre zu
Meinen allerbesten Bekannten.
Und prieß' Herrn Levy und Brüggemann
Und Herrn Wolfers und all' die andern;
Und schimpfte wie ein Rohrsperling
Auf die Republikaner von Kandern.
Und sagte: es freue mich ungemein,
Daß die Rheinische Zeitung erdrückt sei;
Und daß der Putsch von Frankfurt und Köln
So wunderherrlich misglückt sei.
Und sagte: mein lieber Herr Vetter sitz'
Im Parlament auf der Rechten
Und stimme mit Jahn und mit Radowitz,
Des Volkes Heil zu erfechten.
Und meinte: die Linke in Berlin
Und in Frankfurt, sei werth, daß sie hänge.
Und nahm das Glas und sang, daß es klang
Ein Dutz' patriot'scher Gesänge.
Und versicherte: Köln befinde sich wohl
Bei seinem Belagerungszustand.‒
Da schwieg ich ‒ ‒ die beiden Cyklopen war'n
In dem comfortabelsten Zustand.
Sie schnarchten, wie einst das Volk geschnarcht,
Das deutsche, und ihre Beine
Und Arme, die starrten regungslos
Von Schlaf und süßem Weine.
VIII.
Sie schliefen. ‒ So schlief auch Polyphem;
Und geblendet ward der Riese
Durch den herrlichen Dulder Odüsseus. Soll
Ich jetzo blenden auch diese?
Ja, soll ich mit glühendem Korkzieher Euch
Die glotzigen Augen ausdrehen?
Kein unsterblicher Gott, ja, kein Hahn und kein Huhn
Würde je wieder danach krähen.
Denn wahrlich, Poseidons Söhne nicht,
Des bläulich gelockten, seid Ihr ‒
Der Meergott schiert sich den Teufel um Euch ‒
Zwei gemeine Gensdarmen seid beid' Ihr!
[0578]
[Deutschland]
@xml:id#ar116_006
@typejArticle
@facs0578
[Fortsetzung] sie reden hier, wie daheim, wollen klügeln und bessern und über die Nase fahren. Ich warne den kernhaften Oestreicher allzeit vor diesem hirn- und herzverbrannten Menschenschlage der preußischen Sahara und sächsischen Zwergobst-Pepiniere.
Indem ich dieses schreibe, wird mir erzählt, daß schon Bauern aus Oberöstreich angekommen sind. Sie kamen in deutschbeflaggten Schiffen herab und bringen die herrlichsten Versicherungen. Auf ein gegebenes Zeichen, sagen sie, würde das Land herbeieilen. Ich schließe, weil ich wieder herumlaufen und sammeln muß.
Noch eins, in Lemberg soll sich auch das Regiment Deutschmeister, ein wiener Regiment, empört haben und dadurch ein Aufstand veranlaßt worden sein.
@xml:id#ar116_007
@typejArticle
@facs0578
[ 61 ] Wien, 9. Oktober.
Noch Alles unentschieden; doch müßte ich mich verzehnfältigen können, wenn ich, wie ich wollte, zu berichten unternähme, was auf allen Punkten der großen Stadt in jedem Sinne geschieht.
Ich komme von der Rekognoszirung eines Theils des feindlichen Lagers, nämlich von der Position Schwarzenberg. Der Park des Fürsten Schwarzenberg bildet eine fast an den Wienfluß stoßende Anhöhe der Vorstadt Rennweg und läuft mit vielen andern anstoßenden Parks, namentlich mit dem k. k. Belvedere, in seiner Spitze bis zur Südbahn. Der äußerste nach dem Wienfluß zu gelegene Punkt desselben bildet einen Vorsprung, von wo aus sich die Stadt zwischen dem Kärtner- und Karolinen-Thor beschießen läßt und die Glacis zur Rechten und Linken von Kanonenkugeln bestrichen werden können. Dieser feste und gefährlichste Punkt ist mit einer ungeheuren Masse Artillerie besetzt, hinter welcher die Truppen nun schon seit drei Tagen lagern. Die nahe große Infanterie-Kaserne, der Palast des Fürsten, der Palast der deutschen Garde, das Belvedere, das Salesianer Nonnenkloster und die nahe Villa Metternich bilden neben den gewaltigen Häusern der Privaten die Hauptbollwerke, in welchen das Militär einen verzweifelten Widerstand zu leisten vermögen wird. Die auf diesem günstigen Terrän versammelten Truppen sind sämmtlich Slaven (Ruthenen und Czechen) und schnauben vor Wuth. Dennoch wagt das Volk sich an sie heran und treibt seinen Handel sogar bis vor die Mündungen der Kanonen fort. Als ich ankam, war eben den Soldaten eine Kundmachung vorgelesen worden, worauf sie in ein mörderisches Hurrah ausbrachen. Man behauptet, das Belagerungsgeschütz vermöge von dort aus die Universität zu erreichen. Daß Auersperg Arges im Schilde führt und auf bedeutende Verstärkung wartet, ist nur zu gewiß; das Beharren in seiner drohenden Stellung trotz der Befehle des Reichstags dürfte ihm indessen auch dann theuer zu stehen kommen, da nunmehr sämmtliche Bevölkerung sich wider ihn erheben und ihn mit seinen Slaven erdrücken würde. Er wird umsonst auf unsere innere Zwietracht hoffen. ‒ Im Rückwege begegnete ich eben angekommener Hülfe aus Steiermark. Bei der ungeheuren in die Stadt geströmten Menschenmasse und der totalen Geschäftslosigkeit ist der, gegenwärtige Zustand nicht lange haltbar. Das Volk wird zur Verzweiflung kommen und dann wird der unvermeidliche Schlag geschehen müssen. Die Gewölbe der Stadt sind heute theilweise geöffnet, und um die Arbeiter zu beschäftigen, läßt man sogar das Pflaster hie und da wieder einlegen und hat das Kärtner Thor geöffnet.
Folgende Maueranschläge hebe ich aus der See von Plakaten hervor, die in den Straßen kleben und verkauft werden:
Bürger, Landsleute! Die Zeit ist eine gefährliche! Wir warnen das Volk, und fordern es feierlich auf, vorsichtig zu sein. Wir bitten, daß man keinen geheimen Schriften glaube, die man heute unter das Volk vertheilt oder vertheilen möchte. Glaubet heute keiner Druckschrift, außer denen, die der Reichstag selbst an uns richtet. Bürger, Freunde! Der Reichstag wirkt väterlich für uns, und so lange die Ruhe nicht gesichert ist, können und dürfen wir nur ihm allein vertrauen.
Noch einmal bitten wir Euch: Seid vorsichtig, besonders gegen alle Plakate, die geheim vertheilt oder verkauft werden.
Es lebe die Freiheit, es lebe das Gesetz!
Der Ausschuß der Studenten.
Kundmachung.
Nachstehende Eingabe wird mit dem Beifügen zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß deren Inhalt vom Reichstage zur wohlgefälligen Kenntniß genommen wurde.
Vom konstituirenden Reichstage:
Smolka, erster Vicepräsident.
Karl Wiser, Schriftführer.
Hohe Reichsversammlung!
Der erste allgemeine Wiener Arbeiter-Verein, der für die Aufrechthaltung sowohl der Freiheit, als auch der gesetzlichen Ordnung glüht, und einem anarchischen Zustande durchaus nicht das Wort reden wird, sieht sich verpflichtet, einer hohen Reichsversammlung den Dank im Namen der ganzen Arbeiter-Klasse Wien's dafür auszudrücken, daß eine hohe Reichsversammlung das Staatsruder in den jetzigen Tagen der Gefahr mit einer solchen Kraft in die Hände genommen, und unsere verwirrten Angelegenheiten zu einem, gewiß jeden Theil des Volkes befriedigenden Ende zuzuführen gedenkt, welches ihr auch jedenfalls gelingen muß, wenn sie vom Volke in ihren Beschlüssen unterstützt wird.
Der Arbeiter-Verein, welcher nur in dem kräftigsten Zusammenwirken die Freiheit des ganzen Volkes gewahrt sehen kann, und der auch in diesen Tagen bewiesen hat, daß es den Arbeitern nicht um Raub und Plünderung zu thun sei, stellt sich ganz zur Verfügung einer hohen Reichsversammlung, mit dem Bedeuten, ihre Beschlüsse, welche gewiß nur zum Wohle des Gesammtvolkes dienen werden, mit dem Leben gegen alle Angriffe, von welcher Seite sie immer kommen wollen, zu vertheidigen, um auch auf diese Art nach seinen Kräften zum Wohle des Staates beitragen zu können.
Der Vorstand des ersten Wiener Arbeiter-Vereins.
Anton Schmitt, Sebastian Tack, Comité-Mitglieder.
Der demokratische Centralverein läßt dagegen kein Wort von sich hören. Er quakt nur, wenn es etwas zu schachern gibt und alles Jauern gefahrlos ist. Ich hoffe nicht, daß diese Juden-Demokraten nach den gegenwärtigen Tagen noch eine Rolle spielen werden.
Die Akademische Legion hat sich unter das Komando Scherpers, des neuen Oberkommandanten der Nationalgarde gestellt. Ein Mauer-Anschlag, an die Nationalgarde der innern Stadt gerichtet sagt:„ In den letzten Tagen fanden die traurigen Ereignisse statt, daß einige von den Garden der Stadt auf die Garde der Vorstadt Wieden geschossen haben. Da dabei blos einige betheiligt waren, die von jeher als volksfeindlich bekannt sind, und die übrigen Gutgesinnte über die höchst traurigen Vorfälle den tiefsten Schmerz empfinden, so lade ich im Einverständniß mit dem Ober-Komando alle Gutgesinnten und mit dem Volke Sympathisirenden hiermit ein, Montag 9. um 12 Uhr Vormittags u. s. w. sich zahlreich bei dem Unterzeichneten zu versammeln, um in den gegenwärtigen, für unsere Errungenschaften gefährlichen Zuständen die geeigneten Maßregeln mit vereinten Kräften zu treffen.
Joseph Metzger, Garde des Kärntner Bezirks 1. Komp.
Die Stimmung der Garden der innern Stadt war am 6. volksfeindlich, weshalb die Garde der Vorstadt Wieden, unter die demokratischste gehörig, sich an ihnen zu rächen schwor. Die Garden der innern Stadt sind darüber in Furcht und Bangen und suchen auf jede Art sich einander zu versöhnen. Der Sieg des Volkes ist entschieden, wenn sie, die Eigenthümer der innern Stadt, gemeinsame Sache mit ihr machen; die innere Stadt wird dann zur uneinnehmbaren Feste.
1 Uhr Mittags. Es verlautet, Auersperg soll, da er nicht weichen will, heute noch angegriffen werden. Es wird ihm schlecht ergehen, denn seine Truppen sind furchtbar abgemattet. Seit 14 Tagen auf dem Marsche, ohne Sold und regelmäßige Kost wird der Soldat zwar ein rasender Bandit, aber kein hartnäckiger Kämpfer sein. Auersperg erwartet, da die Nordbahn in den Händen des Volks ist, Verstärkerungen aus Prag. Freiwillige stürmen uns noch immer in Massa zu. Das Militär, welches den Bahnhof der Südbahn besetzt hält, empfängt jeden ankommenden Zug mit emporgehobenen Gewehren, bereit auf den ersten Wink loszudrücken. Aber es kommt nichts, denn alle Freiwilligenscharen, die aus Steiermark kommen, steigen schon in Meidling aus und kommen auf diese Weise sicher in die Stadt. Durch die Nordbahn ist uns Lebenszufuhr gesichert, ebenso die Donau herab, sodaß Auersperg uns nicht aushungern kann. Seine Truppen verhungern indessen, wie sie selber sagen. Das Flüchten des adligen und büreaukratischen-, des Pfaffen-und reichen Bourgeois-Gesindels dauert fort. An die Thüren ihrer Wohnungen kleben sie Zettel, in welchen sie das Volk beschwören, ihre Schätze unberührt zu lassen. Man fängt an, dies Gesindel aufzuhalten.
@xml:id#ar116_008
@typejArticle
@facs0578
[ 61 ] Wien, 9. Okt.
Der Kriegsminister Latour wurde nicht ohne Grund erhängt. Man hat Papiere in seinem Hause gefunden, die auf's deutlichste zeigen, daß er mit Jellachich, Bathyany, Lamberg und dem Adjudanten des früheren Kommandanten der Nationalgarden geradezu gegen das Volk conspirirte. Der Justizminister Bach, den man verhaftete, hat alle Chancen des Schicksals seines Kollegen zu theilen.
Der Kaiser ist auf seiner Flucht nur bis zu den nächsten Poststationen gekommen und hat den Minister Hornbostl zu sich nach Sieghardskirchen beschieden. Man glaubte anfangs, daß er dort freiwillig Halt gemacht habe: es stellt sich aber heraus, daß er von den bewaffneten Bauern der Umgegend gefangen genommen wurde und daß man sich seiner Weiterreise widersetzt.
Jellachich soll ganz in der Nähe sein. Landleute die in die Stadt kommen, versichern, daß einzelne Trupps zerlumpter Croaten plündernd über die Dörfer hereinbrächen. Glaubwürdiger ist indeß die Nachricht, daß die Truppen des Banus bei Bruck an der Leithe stehen. Wie dem aber auch ist, die Ungarn sind dem lieben Baron Jellachich hart auf den Fersen und von allen Seiten treffen Boten ein, daß Bauern und Städter nach Wien rücken, um für die Sache der Freiheit mit zu streiten. Das frühere Gerücht, daß der Banus schon unterwegs eine Niederlage erlitten habe und erschossen oder gehängt worden sei, verliert immer mehr an Wahrscheinlichkeit.
In diesem Augenblick erfahre ich, daß die Croaten in Schwadorf gesehen worden sind. Wien wird daher in Vertheidigungszustand gesetzt. Alles ist unter den Waffen. Die 36.000 Gewehre, die durch den Sturm des Zeughauses unter die Arbeiter gekommen sind, werden vielleicht noch heute in dem entscheidensten Kampfe benutzt werden.
4 Uhr. Eben schlägt man Generalmarsch. Jellachich soll nur noch eine Stunde von Wien stehen. Er wird seinem Untergange entgegengehen.
@xml:id#ar116_009
@typejArticle
@facs0578
Wien
Die „Allgemeine Oberzeitung“ bringt ebenfalls das von unserm Corespondenten mitgetheilte Gerücht über Jellachichs Haft:
Breslau, 9. Oktober. Aus mündlichen Mittheilungen von Reisenden erfahren wir, daß Jellachich bei Oedenburg gefangen worden ist, diese Nachricht ist durch zwei Couriere, von denen der Eine an die Aula, der Andre an den Reichstag abgesandt ward, überbracht worden. Man behauptet, ohne dies indeß zu verbürgen, daß er getödtet worden sei; seine Armee ist versprengt, ein Theil steht bei Bottendorf auf österreichischem Gebiet.
@xml:id#ar116_010
@typejArticle
@facs0578
[ * ] Berlin, 11. Oktbr.
An die Stelle von Zacharias, der aus der Nationalversammlung ausgetreten ist, ist v. Bardeleben mit 66 gegen 48 Stimmen gewählt worden. Außer ihm erhielten E. Eichholz und Bruno Bauer Stimmen.
@xml:id#ar116_011
@typejArticle
@facs0578
Berlin.
Schluß der Sitzung vom 10. Oktober.
Nro. 1. des §. 1. wurde fast einstimmig angenommen, nachdem vorher auf Antrag des Ministers des Innern die Debatten über die Reservation der Thronlehne in Rücksicht auf das Heimfallsrecht derselben bis zur Diskussion über §. 4. ausgesetzt worden.
Darauf kommen die Nro. 2 und 3 des §. 1. zur Debatte:
„ Ferner wird ohne Entschädigung aufgehoben: Das Obereigenthum des Erbzinsherren, und das Eigenthumsrecht des Erbpächters, sobald der Erbzins, Erbpachtkanon und die sonstigen Leistungen des Erbzinsbesitzers oder Erbpächters vollständig gegen Entschädigung in Land oder Capital abgelös't sind. Der Erbpächter erlangt mit dem Eintritt dieser Bedingung das Eigenthum lediglich auf Grund des Gesetzes, ohne daß es einer Uebertragung desselben von Seiten des Erbverpächters bedarf; 3, das guts-oder grundherrliche Obereigenthum, so wie das Recht der Guts-oder Grundherren, Obereigenthümer oder Erbverpächter, zu der Veräußerung, Vererbung, Zerstückelung oder Verschuldung der ihnen verpflichten Grundstücke ihre Einwilligung zu ertheilen oder zu versagen.“
Hierzu verschiedene Amendements, unter denen wir das von Räntzsch hervorheben, wonach Nro. 2 so lauten würde:
„Das Obereigenthum des Erbzinsherrn und das Eigenthumsrecht des Erbpächters. Der Erbpächter erlangt das Eigenthum lediglich auf Grund des Gesetzes, ohne daß er einer Uebertragung desselben von Seiten des Erbverpächters bedarf.“
Nach vielen unerquicklichen Debatten, worin Temme „ besonders gegen juristische Spitzfindigkeiten “ warnt, „ welche der Befreiung des Eigenthums gefährlich sind,„ wird schließlich ein Amendement von Walter angenommen, welches noch besondere Bestimmungen der Nr. 2 hinzufügt:
„Der Erbpächter erlangt alsbald das Eigenthum auf Grund dieses Gesetzes, ohne daß es einer Uebertragung von Seiten des Erbverpächters bedarf. Der Erbpachtscanon, so wie alle sonstigen Leistungen des Erbzinsmannes verwandeln sich alsbald in Reallasten, bis daß sie in Land oder Kapital abgelöst werden.“
(Wegen Mangel an Raum können wir die Verhandlungen vom 11. erst morgen mittheilen).
@xml:id#ar116_012
@typejArticle
@facs0578
[ 14 ] Erfurt, 10. Oktober.
In dem hiesigen demokratischen Verein, der bis vor Kurzem unter dem Namen Schutzbürger-Verein bekannt war und circa 2500 Mitglieder zählt, hatten sich an den regelmäßigen Vereinstagen auch Bewohner der benachbarten weimarischen Ortschaften Mittelhausen, Nödo etc. eingefunden. Die königl. Regierung forderte hierauf die Ordnerschaft des Vereins durch den Magistrat auf, künftighin Ausländern den Zutritt nicht mehr zu gestatten, da solches gegen den Sinn des Versammlungsgesetzes und ließ eine Straf-Androhung nicht undeutlich durchblicken, sofern demnach Weimaraner im Vereine aufgenommen würden. Die Ordnerschaft wandte sich sofort an das Ministerium in einer Beschwerde über das ungerechtfertigte Verfahren des Magestrats resp. der Regierung, worauf ihr unterm 7. d. nachstehendes Schreiben zugestellt wurde:
Höhern Ortes ist uns die, an den Herrn Minister des Innern gerichtete Vorstellung der Ordnerschaft des hiesigen Schutzbürger-Vereins vom 27. Juli c. mitgetheilt, worin die Ordnerschaft sich über die Magistrats-Verfügung vom 17. Juli c. deßhalb beschwert, weil danach die Verordnung vom 6. April c. so ausgelegt worden, als ob zu Volksversammlungen und Zusammenkünften, wenn sie auf Preußischem Grund und Boden gehalten werden, die Einwohner benachbarter nicht Preußischer Orte nicht die Berechtigung hätten, an denselben Theil zu nehmen. Der Herr Minister des Innern hat hierbei anerkannt, daß die gedachte, auf einen Ober-Präsidial-Erlaß gegründete Magistrats-Verfügung gerechtfertigt erscheine, indem die Verordnung vom 6. April c. ihrer Fassung nach das Recht der freien Versammlung und Vereinigung allerdings lediglich auf die Preußischen Angehörigen beschränke und alle Nichtpreußen darnach als von diesem Rechte ausgeschlossen zu betrachten seien.
Die gedachte hohe Behörde hat uns jedoch eröffnet, wie nach der muthmaßlichen Absicht des Gesetzgebers ein Ausschluß der Nicht-Preußen von dem, den Inländern gewährten Associations- und Versammlungsrechte nicht Statt finden soll.
Wir haben den Magistrat hiernach mit Bescheid versehen, wodurch die erhobene Beschwerde ihre Erledigung findet.
Erfurt, den 7. Oktober 1848.
Königl. Regierung. Abtheilung des Innern, v. Tettau.
An die Ordnerschaft des hiesigen Schutzbürger-Vereins.
Ungarn.
@xml:id#ar116_013
@typejArticle
@facs0578
Pesth, 3. Oktober.
Ungeheure Sensation erregte folgende Nachricht, die Sonntags Nachmittags mittelst Plakat bekannt gegeben wurde:
So büßen die Landesverräther!
Graf Oedön Zichy, gewesener Administrator des Stuhlweißenburger Komitates, ist den 30. September auf der Insel Esepel durch das Kriegsgericht standrechtlich als ein mit den Feinden des Landes verbündeter Landesverräther mit dem Strick um halb 9 Uhr hingerichtet worden.
In allen Gruppen, welche diese Maueranschläge umstanden, sprach sich laut die tiefste und gerechteste Entrüstung darüber aus, daß jetzt, wo der Erzfeind des Landes die Hauptstadt bedroht, wo dessen freiheitsmörderischen Pläne offen an dem Tage liegen, wo Ungarn's beste Söhne Gut und Leben in die Schanze schlagen, um der Freiheit und Nationalehre einen Wall mit ihren Leibern zu bilden, noch Menschen sich finden, welche von Geburt und Schicksal zu einer bevorzugten Stellung berufen, das Vaterland, dessen begünstigte Kinder sie waren, schmählich verrathen. Wie verlautet, ist Zichy von seinen eigenen Unterthanen, bei denen er in Begleitung eines Grenzfeldwebels Viktualien für den Feind requirirte, festgenommen und dem Kommandirenden auf der Insel Esepel, Major Arthur Görgey (einem unsrer genialsten und energischsten Oberoffiziere) ausgeliefert worden.
@xml:id#ar116_014
@typejArticle
@facs0578
Pesth.
Repräsentantenhaus vom 4. Oktober.
Präsident: Amtlich kann ich berichten, daß Jellachich gegen Gyönyö und Raab gerückt ist. Privatnachrichten zufolge soll er schon in Raab sein. Uebrigens sind die Dampfschiffe bei Gyönyö gerettet und nach Comorn gebracht worden. Laut Anzeige des Festungskommandanten von Comorn ist die Festung in einem so guten Vertheidigungszustande, daß weniger als achtzigtausend Soldaten nicht fähig wären, sie zu erstürmen. ‒ Unsere Armee hat sich in drei Theile getheilt; eine ist gegen General Rott zurückgeblieben. Es hat uns aber ein anderer Uebelstand getroffen; unsere Gäste vermehren sich, nämlich die Gefangenen. Vierhundert Gefangene sind schon hier. Neuerdings sind schon wieder tausend vierhundert gefangen worden. Von unserer Armee kann man diesen Gefangenen keine Escorte beigeben, sonst würde sie sehr geschwächt werden, darum sind von hier aus Nationalgarden abgeschickt worden, um die Gefangenen zu übernehmen. Da wir aber so viele Menschen umsonst nicht verköstigen können, so hat der Landesvertheidigungs ausschuß beschlossen, diese Gefangenen zur Verschanzung Ofens gegen die Wiener Seite zu verwenden. (Beifall.) Jellachich rückt eilig aufwärts, aber die unsrigen nicht minder, zumal sie jetzt einen besseren Weg haben. Unser Armeekorps war gestern in Bicske. Flüchtet sich Jellachich nach Wien, so kann man ihn freilich nicht erreichen; wendet er sich aber nach Papa, dann wird er vernichtet. ‒ Nach Anzeige des Vicepräsidenten des Oberhauses hat dieses alle Verfügungen des Repräsentantenhauses als die seinigen angenommen, sich mit uns identificirt und zum Landesvertheidigungsausschuß auch vier Mitglieder ernannt, damit unsere Feinde nicht sagen können, daß dieser Ausschuß blos ein Ausschuß der Minorität war. Die vier Mitglieder sind: Sigm Perenyi, Gr. Michael Esterhazy, ‒ bei dem Namen Esterhazy muß ich darauf aufmerksam machen, daß Gr. Paul Esterhazy in Comorn die zweckmäßigsten Anstalten getroffen, und daß Fürst Ric. Esterhazy in Oedenburg zur Vertheidigung des Landes Alles aufgeboten hat. Die zwei andern Mitglieder sind Nic. Josica und mein Vater Pazmandy
@xml:id#ar116_015
@typejArticle
@facs0578
Preßburg, 6. Oktober.
Der gestrige Tag verlief wieder unter den beunruhigensten Nachrichten die theils mehr, theils weniger Glauben verdienen. So viel ist gewiß, daß das auf der Flucht begriffene croatische Truppencorps, bei welchem der Ban selbst sein soll, Raab verlassen und auf der Wiener Straße von beiläufig 26,000 Mann ungarischen Truppen verfolgt, weiter zieht. Auf der Straße von Hochstraß nach Baratsöld soll es mit der roatischen Arriere- und unserer aus Husaren bestehenden Avantgarde zu einem Gefechte gekommen sein, wobei die Croaten neuerdings in die Flucht geschlagen wurden. Wäre der Landsturm des Wieselburger Comitates nicht zurückbeordert worden und die Comitate Preßburg und Oedenburg in Masse aufgestanden, um das croatische Corps zum Stehen zu bringen ‒ so hätte wohl nicht ein Mann desselben die österreichische Grenze erreicht. Jellachich soll bereits eine Estaffette nach Bruck abgesendet haben, um bei der dortigen Eisenbahnverwaltung das Nöthige wegen des Transportes seines Corps nach Wien zu verfügen.
Gestern ist auf der Befehl hier angelangt, zweien Regimentern Cürassieren, die aus der obern Gegend über hier den Croaten zu Hülfe eilen wollen, den Uebergang über die Donau zu wehren. In Folge dieses Befehles ist die Schiffbrücke, die gestern Früh schon zum Theile herausgenommen wurde, ganz auszuheben beschlossen worden. Auch erwartete man gestern Abends die Ankunft zweier Divisionen Husaren, welche zur Ungarischen Armee [Fortsetzung]
@typejFeuilleton
@facs0578
@xml:id#ar116_016
@typejArticle
@facs0578
[Fortsetzung]
Er wird den Dämpfer zertrümmern nicht,
Wenn ich jetzt mich entferne von Bingen.‒
O, Föbus Apollo, laß meine Flucht,
O laß' sie gelingen, gelingen! ‒
Und ausdrücklich bemerk' ich, daß rücksichtsvoll
Ich nicht geblendet die Beiden.
Doch dem alten Soherr sprang ich sofort
An den Hals und jauchzte vor Freuden:
Ade, Herr Soherr! Der Wein war gut.
Vorüber ist all mein Aerger!
Und lange noch werde ich denken an
Euern göttlichen Scharlachberger.
Ade! Euer Wein war trefflich; und
Ihn preis' ich nach allen Winden ‒
Einst wird auch schlagen unsere Stund',
Da wird sich Alles finden.
Georg Weerth.
@xml:id#ar116_017
@typejArticle
@facs0578
Wohl zu beachten!
Kölnische Literaten, die von ihrem Blödsinn leben, haben seit einiger Zeit in der Verläumdung der „ Neuen Rheinischen Zeitung“ ein ersprießliches Geschäft gemacht, indem sie alle deutschen Blätter mit ihren Sudeleien überschwemmten. Wir haben natürlich keine Zeit, uns mit diesen industriellen Flöhen näher zu beschäftigen. Wir wollen aber für die Zukunft als Lückenbüßer unsres Feuilleton's eine Rubrick unter dem Titel:
„Blödsinn deutscher Zeitungen“ eröffnen und darin von Zeit zu Zeit die Stilübungen jener Unglücklichen wörtlich abdrucken. Damit wir recht reichlichen Stoff haben, laden wir die Kölnischen Stadtliteraten und Stadtfänger dringend ein, ihre Berichte eifrig fortzusetzen.
[0579]
[Ungarn]
@xml:id#ar116_018
@typejArticle
@facs0579
[Fortsetzung] zu stoßen bereit sind; sie dürften, wenn sie noch ankommen, dem Croatencorps in die Flanke fallen.
An der croatischen Grenze sollen 20,000 Bosniaken stehen, die bereit sind, Croatien im Rücken anzufallen.
Donaufürstenthümer.
@xml:id#ar116_019
@typejArticle
@facs0579
Kronstadt, 28. Sept.
Auf außerordentlichem Wege erhalten wir aus Bukarest vom 27. Sept. Nachmittags 1 Uhr höchst betrübende Nachrichten. Die Freiheit der Romänen ist zu Grabe getragen! Diese Katastrophe hat am 26. Nachmittags stattgefunden. Die Türken haben Bukarest besetzt und ein großes Blutbad angerichtet. Eine große Deputation, welche ins türkische Lager gesandt wurde, nahm man hier gefangen, und eine mächtige Bauernarmee wurde von den Türken umzingelt und abgeschnitten, worauf diese auf mehren Punkten in die Stadt marschirten! Die Aufregung war furchtbar. Mit allen Glocken wurde gestürmt, worein sich ein furchtbares Geheul und Geschrei der Menschen mischte. Plötzlich hörte man eine Kanonade. Die Türken waren mit den Soldaten bei der Kaserne aneinander gerathen. Gegen 200 Menschen blieben dabei todt auf dem Platze, worunter ein Pascha. Ein östreichischer Agentiekorporal wurde von den Türken auf der Straße erschossen. Die Türken haben arg geplündert, und treiben sehr viel Böses.
Eine Kaimakamie ist eingesetzt und besteht aus dem russischen General Duhamel, dem Türken Fuad Effendi und dem Kandidaten der Fürstenwürde, Kostaki Kantacuzeno!
[(S. W.)]
Polen.
@xml:id#ar116_020
@typejArticle
@facs0579
Warschau, 3. Oktober.
Gestern hielt der Fürst Feldmarschall der bis dahin bei Warschau im Lager liegenden Truppen, welche jetzt in die Winterquartiere entlassen werden, Musterung ab. ‒ Es waren im Ganzen 34,000 Mann, 10,000 Pferde und 212 Geschütze in einer Länge von einer Meile den Festungswerken entlang aufgestellt.
Belgien.
@xml:id#ar116_021
@typejArticle
@facs0579
[ * ] Brüssel, 12. Octob.
Die Journale des Ministeriums belehren uns, daß in Belgien Freiheit der Meinungen herrsche, und ihre Echo's, die bezahlten belgischen Missionäre verkünden es aller Welt. Das einzig gute Journal des belgischen „Musterstaats“ bringt uns für die Wahrheit seiner Behauptung folgende Belege:
Gendebien, der edle Patriot, Gendebien, der Mann der Revolution von 1830, der Mann von 1839, wurde aus dem Gemeinderath von Brüssel ausgestoßen.
Adolph Roussel, ein Mann von 1830, wurde aus dem Provinzialrath gestoßen, und von der Kammer ausgeschlossen.
Joles Bartels, obgleich er es für eine Verläumdung erklärte, daß er die Constitution ändern wolle, wurde aus dem Gemeinderath herausgeschmissen.
Ducpétiaux ebenfalls, obgleich er aus der Gesellschaft Alliance desertirt war.
Der Major Prové wurde nicht gewählt, weil er zu „roth“ sei, obwohl er seine königliche Gesinnung laut verkündete.
Professoren wurden zu Verviers und Charleroy wegen ihren demokratischen Ansichten abgesetzt. Französische und deutsche Flüchtlinge wurden an Händen und Füßen gebunden, weil sie Demokraten waren, und fielen in die Hände des edlen Herrn Hody, der als Polizist zu schlau, um die ministerielle Versicherung der Meinungsfreiheit für baare Münze zu nehmen, vielmehr umgekehrt für baare Münze bald Republikaner, bald Phalansterianer, Philantrop und raillirter Leopoldist war, der das katholisch-aristokratische Ministerium de Theux und das bürgerliche des H. Rogier mit gleichmäßigem Fanatismus bediente.
Wiertz, einen der berühmtesten belgischen Maler, würdigt man nicht des so vielfach weggeworfenen rothen Bändchens, weil er, so sagt man, Republikaner sei!
Ebenso ergeht es dem berühmten Bildhauer Simonis. Weder Ruhm, noch persönlicher Muth, nicht patriotische Aufopferung noch die allgemeine Achtung der Mitbürger sind im Stande, die reinsten Namen der belgischen Demokraten vor Verläumdung zu schützen.
Zu Brüssel, zu Lüttich, zu Gent, zu Verviers, zu Charleroy, zu Mons, überall gibt es nicht einen Demokraten, der nicht dem Hasse seiner Mitbürger denunzirt wäre durch diese bezahlten Organe einer Regierung, welche mit ihrer Gunst nur mattherzige Creaturen überschüttet, ohne jeden politischen Charakter, ohne jedes andere Streben als das nach Geld und erbettelten Ehrenstellen, Leute, welche früher gegen ihr eigenes Vaterland conspirirt haben, Renegaten jedes Prinzips, und Verräther aller Parteien.
In der Kammer, im Heere, in allen Ministerien, in allen öffentlichen und Privatanstalten werden die ehrenhaftesten Bürger verfolgt und insultirt einzig wegen ihrer demokratischen Gesinnung.
Gewöhnliche Kaufleute werden aller Orten in ihrer Ehre und ihren Interessen gekränkt wegen des einfachen Verdachts republikanischer Ansichten. ‒ Es ist Stoff genug vorhanden, zehn unserer Spalten zu füllen oder vielmehr zu besudeln mit der Geschichte der schmutzigen Verläumdungen, welche die Feigheit den Männern von Charakter und Herz, welche sich zu demokratischen Ansichten bekennen, hinter dem Rücken ausheckt, Alles Angesichts dieser Freiheit der Meinungen, welche, wie man sieht, in Belgien règne, mais ne gouverne pas.
Französische Republik.
@xml:id#ar116_022_c
@typejArticle
@facs0579
Edition: [Karl Marx: Thiers' Rede über eine allgemeine Hypothekenbank mit Zwangskurs, vorgesehen für: MEGA2, I/8. ]
[ * ]
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
@xml:id#ar116_023
@typejArticle
@facs0579
Paris, den 11. Oktober.
Der Moniteur sagt heute: „Es ist durchaus falsch, daß Hr. Cavaignac, wie es die „Patrie“ anzeigt, einer Versammlung im Palais-National oder irgend einer anderen politischen Winkelzusammenkunft beigewohnt habe, deren Zweck ist, die Wahl des Präsidenten der Republik zu verschieben. Die Note im Moniteur war zu formell und zu klar, um zu gestatten, der Exekutivgewalt einen rückhaltigen Gedanken in einer Frage zuzuschieben, von der es im Gegentheile eine baldige Erledigung wünscht.“
‒ In der gestrigen Nationalversammlung wurde folgendes Amendement Proudhon's, vertheilt:
„In dem Falle, wo das allgemeine Stimmrecht keinem der Kandidaten zur Präsidentschaft der Republik ein absolutes Mehr gibt, geschieht die definitive Ernennung des Präsidenten durch das Volk von Paris.“
‒ Die „Presse“ setzt ihren Krieg gegen Cavaignac mit einer wahren Wuth fort. In ihrer heutigen Nummer bringt sie alle Reden aus den Bauchartschen Verhören Arago's, Garnier Pagés, Marie's, Lamartine's, Ledru-Rollin's unddes Präsidenten Trouvé-Chauvel's, um durch diese Auszüge zu beweisen, daß Cavaignac nicht frühzeitig genug Truppen gegen die Juni-Räuber schickte; er habe die Barrikaden ruhig bauen lassen und somit die Revolution ermuthigt, müsse so rasch als möglich gestürzt werden etc. etc.
‒ Mit Ausnahme weniger demokratischer Organe z. B. der „Reforme“, herrscht in allen Journalen heute großer Jubel über die gestrige Parlamentsrede Thiers gegen die Hypothekenbillets. Man entsinnt sich, daß die provisorische Regierung zuerst den alten Plan wieder auffaßte, den Erdboden beweglich zu machen d. h. ihn in Kassenscheine zu verwandeln. Pfandbriefe, Hypothekenscheine oder sogenannte Gültbriefe seien ein zu beschwerliches Papier um es bequem in die Seitentasche zu stecken oder in Gasthöfen damit zu bezahlen. Darum beuteten die Herren Turk und Proudhomme die Idee der wailand provisorischen Regierung aus und schlugen der Nationalversammlung die Schöpfung von „Hypothekenbons“ à 50, 100, 200, 500 und 1000 Fr. vor, die Zwangskurs hätten. Faucher, der große Freihandelsmann, wies die Schöpfung eines solchen agrarischen Papiergeldes mit Entsetzen zurück und sagte, Geld sei genung in Frankreich, es fehle nur an Absatz. Man solle um Mosiswillen keine neue Geldsorte am allerwenigsten so verhaßtes Papiergeld (Assignats) schlagen. Thiers, der große Advokat der Bourgeoisie und des konstitutionellen Königthums, bewies haarklein, daß diese Hypothekenbons allen bisherigen Werth um fünfzig Prozent herabdrücken müßte ‒ Grund genug, um ein allgemeines Zeter gegen sie hervorzurufen. Goudchaux, der ehrliche Jude, öffnete wie Shylock alle Schätze der Republik vor den Augen der Versammlung und sagte, daß er mit Hülfe seiner Verträge und Anleihen der gegenwärtigen Krisis noch 17 Monate lang die Spitze bieten könne. Wenn man aber die Hypothekenbons annehme, d. h. den Markt mit zwei Milliarden trügerischen Papiergeldes überschwemme, dann stehe er nicht mehr für die Zukunft ein; die Staatsgläubiger würden ihre Verträge zerreissen und die Rente, die ohnedies schon um 12 1/2 % ttefer stehe als man den armen Dienstboten für ihre Sparpfennige geboten (man verwandelte ihre Büchel bekanntlich in 5 % Rente zum Kurse von 80, der gestern aber nur 67 1/2 und 68 1/2 stand) werde vollends ruinirt, der Nationalbankrot stehe vor der Thüre etc. etc. Diese Erklärung wirkte und nur mit Mühe gelang es dem Berichterstatter Flaudin bis gegen 7 Uhr Abends durchzusetzen:, daß heute der Gegenstand weiter besprochen wurde.
‒ Die hiesige deutsche demokratische Gesellschaft hat dem Journal des Debats eine Erklärung zugeschickt (welche die Reforme heute abdruckt) worin sie im Namen ihrer deutschen Brüder gegen die ewige Neckerei, als wolle das einige demokratisch konstituirte Deutschland Elsaß und Lothringen zurücknehmen, statt sich in Ledru-Rollinscher Manier mit Frankreich zu verbrüdern, energisch protestirt. Hr. Bertin glaubt zwar im Grunde selbst nicht an irgend eine Gefahr, aber er benutzt diesen Text, um seinen Erzfeind, den Februardanton Ledru-Rollin zu bekämpfen.
Nationalversammlung. Sitzung vom 11. Oktbr. So eben, Mittags, fand in der Vorhalle eine schmahliche Scene statt. Hr. R. R., Consul in Neapel und nach Amerika bestimmt, ist kürzlich in Paris eingetroffen, um den Minister zur Rede zu stellen, warum er ihn ohne allen Grund versetze und auf diese Weise ruinire? Bastide scheint jedoch den Unzufriedenen kurz abgewiesen zu haben, denn derselbe faßte einen solchen Groll gegen ihn, daß er ihm heute auflauerte und Rache nahm. Als nämlich Bastide sich in Begleitung seines Kabinets-Chefs Hetzel dem Sitzungssaale näherte und durch die Vorhalle schritt, näherte sich ihm obiger Konsul und überschüttete ihn wiederholt mit Vorwürfen. Da ihm der Minister jedoch wenig Rede stand oder ihm sogar ziemlich derb erwiderte, so artete der Konsul in arge Flüche aus und spie dem Minister in das Gesicht. Man kann sich den Eindruck dieser Scene denken. Die Thür- und Saalwächter ergriffen den Wüthenden und führten ihn in sicheren Gewahrsam ab.
Bixio, Vice-Präsident, eröffnet um 12 1/2 Uhr die Sitzung bei leeren Bänken.
Prudhomme protestirt gegen einige Ausdrücke im Protokoll. Thiers habe gestern seine Hypothekenbank ein diebisches und abscheuliches Mittel genannt, während doch dasselbe gerade die heiligste Grundlage, das Grundeigenthum, zur Garantie biete.
Die Bänke füllen sich allmälig und die Versammlung prüft mehrere Kreditverlangen, unter denen 500,000 Frcs. für Hospitäler deßhalb heftigen Widerspruch hervorrufen, weil man nicht wisse, wohin das Geld komme. Die Geistlichkeit und Spitalverwaltungen vertheilten das Geld willkürlich.
Da indessen Senard, Minister des Innern, noch nicht anwesend, so geht die Versammlung zur Tagesordnung, zu den gestern Abend so heftig angegriffenen Hypothekenbillets über.
Flandin, Berichterstatter des Acker-Ausschusses, gesteht, daß ihn der glänzende Vortrag des Hrn. Thiers einen Augenblick selbst irre gemacht, aber bei ruhigerer Nachprüfung habe er sich von den glänzenden Irrthümern überzeugt, mit denen nicht nur Hr. Thiers, sondern sogar der Finanzminister Goudchaux das Land berücke. Thiers bestritt daß auf dem gesammten französischen Grundeigenthum mehr als 4 Milliarden Franken Hypothekenschulden haften. Wohlan, ich beweise ihm mit denselben Amtstabellen in der Hand, daß mindestens 12 Milliarden darauf haften, von denen 2 Milliarden in diesem Augenblick eingeklagt sind und viele Eigenthümer an den Bettelstab bringen, wenn man ihnen keine schleunige Hülfe gewährt. Der Finanzminister bekämpft den Vorschlag, weil er ihm den Kredit zerstöre. 2 Milliarden Papierzettel mehr auf dem Geldmarkte müßten den Kredit, den er bei der Bank habe, zerreißen! Trauriges Argument! Hrn. Goudchaux's große Mittel sind: das Anleihen und die Steuer. Eh bién! c'est un trist expédient ruft der Redner. Die Einführung neuer Steuern ist ein sehr trauriges Mittel zur Staatshülfe. Die Furcht vor Ueberschwemmung an den Kassen sei ebenso ungegründet, weil die Ausgabe der neuen Kassenanweisungen nur nach und nach geschehe. Man habe ferner auf die vernichtenden Folgen der Finanzpläne Law's für Frankreich aufmerksam gemacht; man habe die Schrecknisse des Börsenspiels heraufbeschworen und wer ist dieser Zauberer? Hr. Thiers, der größte Börsenspieler u. s. w. (Dieser Theil der Flandin'schen Gegenrede erntete stürmischen Beifall zur Linken, aber ungeheuren Lärm zur Rechten). Der Rest der Rede dreht sich um Kritiken der von Goudchaux angeregten Zahlen und kritischen Finanzmaßregeln. Der Vortrag dauerte über zwei Stunden.
Goudchaux, Finanzminister folgt ihm auf die Bühne. Ich habe ‒ beginnt er in dem bekannten großväterlichen Tone ‒ gestern vergessen, Ihnen eine Zahl mitzutheilen. Ich will es jetzt thun. Es sollen also wie bekannt für 2 Milliarden Franken Hypothekenbons geschaffen werden. Diese 2 Milliarden würden unter höchstens 50,000 Grundeigenthümer vertheilt werden. Mit anderen Worten: 50,000 Grundherren würden den Kredit [0580] von 30 Millionen Franzosen ausbeuten. Außerdem habe die Pariser Handelskammer die Verwerfung der Maßregel entschieden verlangt (Ah, ah!)
Sobald Geudchaux geendet, schritt die Versammlung zur Abstimmung über die Frage: ob sie überhaupt in die Diskussion der einzelnen Artikel der gefürchteten Bon's eintrete?
Diese Frage wird mit 578 gegen 210 Stimmen verneint.
Die Hypothekenbon's sind somit begraben.
Die Versammlung schafft demnächst das Gesetz von 1832 (durch Aufstehen und Sitzenbleiben) ab, das die Familie Bonaparte verbannte und noch nicht definitiv abgeschafft war.
Senard, Minister des Innern, beantragt die Genehmigung eines Anleihens von 6 Millionen Franken, womit die Stadt Paris ihre Hausarmen während der nächsten Monate zu unterstützen gedenkt.
Durrieu s Antrag auf Aufhebung der suspendirten Journale kommt jetzt zur Sprache. Er besteigt die Bühne und bedauert, daß Cavaignac nicht anwesend sei, er möchte ihn sonst interpelliren. Nichtsdestoweniger tritt er in einen langen Jammer über die Cavaignac'sche Preßtyrannei und leert während eines entsetzlich seichten Vortrages mehrere Gläser Wasser.
Marie, Justizminister, erwidert ziemlich ärgerlich, daß er schon zum dritten Male erklärt habe, dieß bringe der Belagerungsstand so mit sich. Die Versammlung solle gar nicht auf die Interpellation eingehen.
Freslon ergänzt, daß Durrieu sehr Unrecht thue, die Partei der reaktionären Blätter wie z. B. des Independant de l'Ouest zu ergreifen.
Sarrand schreit sich wie gewöhnlich zum Besten der unterdrückten Volkspresse ebenfalls vergebens heiser. Er richtet nichts aus.
Victor Hugo desgleichen. Auffallend, daß er immer nur für die reaktionäre Presse spricht. Proudhon, der doch das meiste Recht zum Protest hat sitzt still auf seinem Platze. Vergebens beschwört der Dichter die Schatten Casimir Perrier's und Benjamin Constant's aus den Gräbern.
Die Versammlung pocht und schreit: Schluß! Schluß!
Flocon schlägt eine motivirte Tagesordnung vor.
Senard bekämpft sie.
Zwanzig Glieder dringen auf Skrutin über das Fallenlassen der Frage. Schluß 7 Uhr
Großbritannien.
@xml:id#ar116_024
@typejArticle
@facs0580
London, 11. Okt.
Der Standard bemerkt heute, daß in Uebereinstimmung mit seiner gestrigen Mittheilung eine bedeutende Anzahl von Gewehren nach Genua verschifft worden sei.
Die Nachrichten aus den Manufakturdistrikten lauten weniger günstig als bisher. In Manchester war der Umsatz sehr gering und die Preise von Baumwollenwaaren gingen herunter. Der Grund dieser aufs Neue eintretenden Stockung liegt einzig und allein in den ungewissen Verhältnissen des Kontinents, von wo die Aufträge sich wieder sehr vermindern. Wenn nicht blos die Amerikaner bedeutender in den Markt kommen, so müssen manche Spinnereien ihre Arbeit wieder einstellen. Die durch die in Europa von Newyork eingetroffenen Nachrichten sind indeß günstig für das Geschäft.
Die vierteljährige Rechnungsablage der Staatseinnahme, nahm die City heute sehr in Anspruch. Unter den augenblicklichen Zeitverhältnissen scheint man mit dem Resultate ziemlich zufrieden zu sein, da sich wenigstens, im Vergleich mit derselben Periode des vorigen Jahres, eine Zunahme in der Revenne herausstellt. Zu vergessen ist indeß nicht, daß die Geldkrise im September und Oktober v. J. in ihrer Blüthe war und eine Besserung daher nicht sehr zu verwundern ist.
@xml:id#ar116_025
@typejArticle
@facs0580
[ * ] Clonmel, 9. Octob.
Das Urtheil Smith O'Brien's ist gesprochen. Der Lord Chief Justice Blackburne verkündete dem Gefangenen, das Urtheil des Gerichtshofes sei, daß er, William Smith O'Brien gehängt, daß sein Kopf vom Rumpfe getrennt und daß sein Körper geviertheilt werde.
Nach einer Pause nahm der Gefangene von seinen Freunden Abschied. Er entfernte sich mit festem Schritt. Es steht jetzt bei der Königin, das Urtheil umzuwandeln. Wie bekannt, hat die Jury ausdrücklich darauf angetragen, daß man das Leben O'Brien schone.
(Siehe den Verfolg in der Beilage).
@typejAnnouncements
@facs0580
@typejAn
@facs0580
Civilstand der Stadt Köln.
Vom 8. und 9. Okt. 1848.
Geburten.
Anna, T v. Heinr. Franken, Schuhm., Weißgerbereckg. ‒ Cathar, T. v. Friedr. Otto Thill, Schriftsetzer, Brückenstr. ‒ Anna Margar. Hub. Emma, T. v. Karl Brentano, Goldarb., Marzellenstr. ‒ Wilh., S. v. Bruno Hornenbroich, Rheinarb., Severinsw. ‒ Leop. Otto, S. v. Conr. Jos. Stroof. Kfm., Georgstr. ‒ Theod. Cathar., T. v. Peter Wilh. Beninghausen, Handlungsgeh., Bobgasse.
Joh. Wilh. Hub., S. v. Peter Harzen, Metzger, Herzogstraße. ‒ Christ., S v. Peter Bell, Schriftsetzer, Ulrichsg, ‒ Rosa, T. v. Joh. Peter Lersch, Schmied, unter Kalenh. ‒ Gertr. Paul. Ther., T. v. Wilh. Linz, Steinh., Peterstr. ‒ Auguste, T. v. Jacob Obladen, Gastw., Streitzeugg. ‒ Louise Elisab. Sara, T. v. Dan. Stahlschmidt, Faßb., Josephspl. ‒ Margar., T. v. Peter Heuckeshofen, Anstr., Carthäuserg ‒ Carol, T. v. Joh. Müller, Weißgerber, kl. Griechenm. ‒ Sib., T. v. Laur. Timp, Schreinerm., Weideng. ‒ Peter, S. v. Joh. Kluth, Schuhm., Josephstr. ‒ Alb., S. v. Heinr. Cohen, Kfm., Antonsg. ‒ Johanna, T. v. Leib Levy, Strumpfweber, Thieboldsg
Sterbefälle.
Maria Sib. Wirtz, 2 J. alt, Löweng. ‒ Adolph. Josepha Muller, Witwe Zwenger, 79 J. alt, St. Agatha. ‒ Maria Charl Wolff, Witwe Bodscheweit, 55 J alt, gr. Sandkaul. ‒ Sophia Pappe, geb Klunther, 46 J. alt, Achterstr. ‒ Maria Wilhelm. Laura Schnitzler, 4 M. alt, Klingelp. ‒ Bernh. Steinhausen, Spielkartenmacher, 58 J. alt, verheir., Burgm. ‒ Maria Sib Wirtz, 2 J. alt, Löwengasse.
Theodor Bilck, Fouragenmakler, 53 J. alt, Witwer, Entenpfuhl.
@typejAn
@facs0580
Bekanntmachung.
Durch den vom 15. Oktober c. ab, für vier verschiedene Jahreszeiten, und zwar für die Zeiten:
  • A. vom 1. Oktober bis 15. November 1848,
  • B. vom 16. Nov 1848 bis Ende Februar 1849,
  • C. vom 1. März bis 15 April 1849,
  • D. vom 16. April bis Ende September 1849,
ins Leben tretenden neuen Fahrplan der bonn-kölner Eisenbahn-Gesellschaft, wird der Gang der Posten:
  • I. zwischen Brühl und Euskirchen,
  • II. zwischen Brühl und Kirschseifen,
  • III. zwischen Brühl und Lechenich,
  • IV. zwischen Euskirchen und Flammersheim,
  • V. zwischen Euskirchen und Zülpich
wie folgt, Statt finden:
Ad I. zwischen Brühl und Euskirchen,
für die Zeitperiode A. und C.
Aus Brühl: erste Post täglich des Morgens 8 Uhr, nach der Ankunft des ersten Dampfwagens aus Köln und Bonn zum Anschluß an die Post IV. nach Flammersheim; zweite Post täglich Nachmittags 3 1/2 Uhr, nach Ankunft des vierten Zuges aus Köln und Bonn.
Aus Euskirchen: erste Post täglich Morgens 9 Uhr zum Anschluß an den dritten Zug nach Köln und Bonn; zweite Post täglich Nachmittags 4 3/4 Uhr, nach Ankunft der Posten IV. und V. aus Flammersheim und Zülpich, zum Anschluß an den sechsten Zug nach Köln und Bonn.
In der Zeitperiode B.
Aus Brühl: erste Post täglich Morgens 8 1/2 Uhr nach Ankunft des ersten Zuges aus Köln und Bonn zum Anschluß an die Post IV. nach Flammersheim; zweite Post täglich Nachmittags 3 1/2 Uhr nach Ankunft des vierten Zuges aus Köln und Bonn.
Aus Euskirchen: erste Post täglich Morgens 9 Uhr zum Anschluß an den dritten Zug nach Köln und Bonn; zweite Post täglich Nachmittags 4 1/2 Uhr, nach Ankunft der Posten IV. und V. aus Flammersheim und Zülpich zum Anschluß an den sechsten Zug nach Köln und Bonn.
In der Zeitperiode D
Aus Brühl: erste Post täglich des Morgens 7 1/2 Uhr, nach Ankunft des ersten Zuges aus Köln und Bonn, zum Anschluß an die Post IV. nach Flammersheim; zweite Post täglich Nachmittags 3 1/2 Uhr nach Ankunft des vierten Zuges aus Köln und Bonn.
Aus Euskirchen: erste Post täglich Morgens 9 Uhr, zum Anschluß an den dritten Zug nach Köln und Bonn; zweite Post täglich Abends 5 1/2 Uhr, nach Ankunft der Posten IV. und V. aus Flammersheim und Zülpich, zum Anschluß an den sechsten Zug nach Köln und Bonn.
Ad II. zwischen Brühl und Kirschseifen per Euskirchen, Commern, Gemünd und Schleiden,
In der Zeitperiode A. B. C. D.
Aus Brühl: täglich Nachmittags 1 1/4 Uhr ‒ passirt Euskirchen um 3 1/2 Uhr ‒ nach Ankunft des dritten Zuges aus Köln und Bonn, zum Anschluß an die Post V. nach Zülpich.
Aus Kirschseifen: täglich Morgens 6 1/2 Uhr ‒ passirt Euskirchen um 11 Uhr ‒ zum Anschluß an den vierten Zug nach Köln und Bonn.
Ad III. zwischen Brühl und Lechenich.
Aus Brühl:
In der Zeitperiode A. B. C D
täglich Abends 6 Uhr nach Ankunft des fünften Zuges aus Köln und Bonn.
Aus Lechenich:
In der Zeitperiode A. und C. täglich Morgens 7 Uhr.
In der Zeitperiode B. täglich Morgens 7 1/2 Uhr.
In der Zeitperiode D. täglich Morgens 6 1/2 Uhr zum Anschluß an den zweiten Zug nach Köln und Bonn.
Ad IV. zwischen Euskirchen und Flammersheim.
In der Zeitperiode A. und C.
Aus Euskirchen: täglich Vormittags 10 3/4 Uhr nach Ankunft der ersten Post aus Brühl.
Aus Flammersheim: täglich Nachmittags 3 1/2 Uhr zum Anschluß an die zweite Post nach Brühl.
In der Zeitperiode B.
Aus Euskirchen: täglich Vormittags 11 1/4 Uhr nach Ankunft der ersten Post aus Brühl.
Aus Flammersheim: täglich Nachmittags 3 Uhr zum Anschluß an die zweite Post nach Brühl.
In der Zeitperiode D.
Aus Euskirchen: täglich Vormittags 10 Uhr nach Ankunft der ersten Post aus Brühl.
Aus Flammersheim: täglich Nachmittags 4 Uhr zum Anschluß an die zweite Post nach Brühl.
Ad V. zwischen Euskirchen und Zülpich.
In der Zeitperiode A B. C.
Aus Euskirchen: täglich Nachmittags 4 1/2 Uhr nach dem Durchgange der Post II. von Brühl nach Kirschseifen.
Aus Zülpich: täglich Nachmittags 2 3/4 Uhr, zum Anschluß an die zweite Post nach Brühl.
In der Zeitperiode D
Aus Euskirchen: täglich Nachmittags 4 1/2 Uhr nach dem Durchgange der Post II. von Brühl nach Kirschseifen.
Aus Zülpich: täglich Nachmittags 2 1/2 Uhr zum Anschluß an die zweite Post nach Brühl.
Die Post von Köln über Brühl, Euskirchen, Münstereifel, Blankenheim, Prüm etc. nach Trier behält ihren Gang unverändert, und zwar:
Aus Köln: täglich Abends 7 Uhr, in Prüm 8 1/2 Uhr Morgens, in Trier 5 1/2 Uhr Nachmittags
Aus Trier: täglich Morgens 6 Uhr, in Prüm 3 3/4 Uhr Nachmittags, in Köln 6 Uhr Morgens.
Köln, 8. Oktober 1848.
Der Ober-Post-Direktor, Rehfeldt
@typejAn
@facs0580
Kölner und Frechner Bürgerwehrmänner!!!
Ihr Kölner, die Ihr gutgesinnte Bürgerwehrmänner waret, könnet Euch gewiß noch trösten gegen Uns, denn Euch wurden die Waffen während des Belagerungszustandes abgefordert, aber uns! Hört! Hört!
Uns Frechner, die wir halb mit Stökken, halb mit Schießgewehren bewaffnet waren, die wir die hiesigen Geldsäcke vor Gewaltthat und Ueberfall geschützt haben, uns für die Notabeln unseres Dorfes haben mißhandeln lassen, Uns sagte man nicht erst; (trotz der strengsten Ruhe die hier herrschte). „Bringt Eure Schießgewehre!“ Nein am Samstag, den letzten September wurden Uns die Schießgewehre gewaltsam, als hätten wir dieselben gestohlen, plötzlich durch zwei Gensdarmen und Polizeidiener, die von Haus zu Haus gingen entrissen! Da wo Sie die Häuser verschlossen fanden, machte man sogar Mine die Thüren zu sprengen, und diese Handlung ließ unsere Behörde geschehen; dies geschehen? Die, welche wir geschützt hatten? Die Notabeln unseres Dorfes? Sie ließen geschehen, daß Uns diese Schmach angethan wurde? Drum werthe Kölner beklagt Euch nicht über Eure Stadtkommandanten. Bei Euch war der Befehl erlassen bis zu einer gewissen Stunde die Waffen abzuliefern. Bei Uns, wo nicht die mindeste Unruhe war, auch ebenso wenig eine solche zu befürchten, läßt unsere Ortsverwaltung nicht einmal bekannt machen, daß die Gewehre eingefordert würden, die wir doch so gerne abgegeben hätten, denn wir der Kern der Bürgerschaft hatten langst eingesehen, daß wir nur für den Schutz der Geldsäcke Nachts durch die Straßen trabten.
Jedoch werthe Kölner, macht es wie wir, wenn die reichen Herren nochmals Hülfe schreien, so weist Sie an Euren Stadtkommandanten, wie wir dieselben an unsere Ortsbehörde weisen werden, die eine so schimpfliche Entwaffnung mit ansah.
Mehrere mit Stocken und Schießgewehren bewaffnet gewesene Frechener Bürger.
@typejAn
@facs0580
Ein besonders gut empfohlener braver Handlungsgehülfe der in verschiedenen Geschäftszweigen gearbeitet hat, wünscht recht bald eine Anstellung und sieht nicht so sehr auf hohes Salair als auf eine freundliche Behandlung. Die Expedition sagt welcher.
@typejAn
@facs0580
Neuer Wein.
1848r Rheinbreitbacher Bleichart à 6 Sgr. Per Quart.
Brückenstraße Nro. 7.
@typejAn
@facs0580
Einladung.
Die Bestellungen für das mit dem 1. Oktober begonnene Vierteljahr der täglich mit Ausnahme des Montags erscheinenden
Mannheimer Abendzeitung, und ihres wöchentlich drei Mal erscheinenden Unterhaltungsblattes, der „Rheinischen Blätter“ bitten wir des vollständigen Bezuges wegen möglichst bald zu machen.
Es ist sicher Vorsorge getroffen, daß die Leser der Abendzeitung durch dieselbe fortwährend in umfassender Weise von den wichtigen Tagesbegebenheiten zuverlässigen Bericht erhalten. Die Redaktion wird, wie bisher, unermüdlich und unerschütterlich auf die endliche Verwirklichung aller dem Volk und allen Einzelnen gebührenden Rechte, insbesondere auf Durchsetzung der auf dem Prinzip der Volkssouveränität beruhenden freiesten Staatsform und der unerläßlichen sozialen Reformen hinarbeiten. Entschiedene Volksfreunde und Volksvereine werden uns dabei kräftigst unterstützen.
Man abonnirt auswärts bei allen verehrlichen Postanstalten; für Frankreich und überseeische Länder bei Hrn. Alexandre in Straßburg, Brandgaße Nr. 29. Paris, Notredame de Nazharet, Nr. 28; für England bei Hrn. Elwer u. Comp. Newgate-Street, 72, London.
Zu amtlichen und nichtamtlichen Anzeigen aller Art empfiehlt sich die Zeitung ihrer ausgedehnten Verbreitung wegen noch besonders.
Abonnenten, welche von heute an sich abonniren, erhalten die Blätter bis Ende September gratis.
@typejAn
@facs0580
Es ist bei mir ausgegeben worden:
Erster politischer Prozeß vor dem Geschwornengerichte.
Der Dichter FERD. FREILIGRATH angeklagt durch sein Gedicht: „die Todten an die Lebenden“
die Bürger aufgereizt zu haben, sich gegen die landesherrliche Macht zu bewaffnen, auch die bestehende Verfassung umzustürzen, Verbrechen gegen §. §. 102 und 87 des Strafgesetzbuches.
Der Notariats-Kandidat JULIUS WULFF.
Ebenfalls angeklagt, die Bürger aufgereizt zu haben, sich gegen die landesherrliche Macht zu bewaffnen und die bestehende Verfassung umzustürzen.
Nach den am 3. Oktober 1848 zu Düsseldorf stattgehabten Assisen-Verhandlungen ausführlich mitgetheilt.
Düsseldorf, 3. Oktober 1848
Schaub'sche Buchhandlung. (W. H. Scheller.)
@typejAn
@facs0580
Jules Van Eeten, geschworner Schiffsmakler in Antwerpen. Bureau zur Beförderung deutscher Auswanderer nach Amerika.
Regelmäßige Schifffahrt zwischen Antwerpen und New-York.
Abfahrten für das Jahr 1848.
Den 10. oder 25. eines jeden Monats.
Die Namen der Schiffe, alle erster Klasse, gute Segler, mit hohen Zwischendecken, und allen wünschenswerthen Einrichtungen für Kajüten- und Zwischendeck-Passagiere versehen, so wie auch die Namen der Kapitäns, werden stets mindestens 15 Tage vor jeder Abfahrt bekannt gemacht.
Auch werden Schiffe nach Baltimore, New-Orleans, Galveston, Rio-Grande, Rio-Janeiro etc. expedirt, und zwar unter den vortheilhaftesten Bedingungen.
Näheres auf frankirte Briefe über Fracht und Preise der Passage bei Jules Van Eeten in Antwerpen.
@typejAn
@facs0580
Heute Samstag den 14. Oktober Abends 7 Uhr präcise.
Sitzung der Kommission zur Feststellung der Thatsachen am 25. und 26. September auf dem Rathhause, zu welcher die erwählten Mitglieder sowohl als die Delegirten der Compagnien und Abtheilungen der Bürgerwehr hiermit eingeladen werden.
@typejAn
@facs0580
Berlin: Mehrere Pharmaceuten und Handlungs-Commis können sehr gute und dauernde, mit hohem Gehalt verbundene Stellen in Apotheken ‒ Droguerien ‒ Fabrik ‒ Komptoir ‒ Material-Manufaktur- ‒ Schnitt- und sonstigen Geschäften erhalten und wollen sich baldigst wenden an die Agentur des Apothekers Schultz in Berlin, Alexanderstraße Nro. 63.
@typejAn
@facs0580
Futter gegen Ratten, Mäuse, Wanzen und Schwaben Thurnmarkt Nr. 39.
@typeimprint
@facs0580
Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nro. 17.
(Hierzu eine Beilage).