[0923]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 171. Köln, Sonntag den 17. Dezember. 1848.
Zweite Ausgabe.
Deutschland.
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[ * ] Köln, 16. Dez.
Die Franzosen sind Kinder. Wenn ein vielbeliebter Charlatan oder Herkules auf öffentlichem Platze seine Kunststücke aufführt, so bildet sich um ihn herum ein ungeheurer Kreis von Zuschauern, die mit Ungeduld auf den Augenblick warten, wo das Schauspiel unter freiem Himmel beginnt. Aber der Herkules ist ein schlauer Mann. Er will nicht eher anfangen, bis eine gewisse Summe, die er auf ein Minimum reduzirt, zusammen ist. In die Mitte des Kreises hat er einen runden, rothen Teller gesetzt. „Meine Herren, ruft er aus, hier ist das Bureau, herzhaft zugeworfen!“ Es fallen einzelne Sous, und die Gamins, lose Jungen von 13 Jahren, fangen an zu zählen. „Es fehlen noch 100 Sous.“ Aber der Mann hat die Gamins einmal für sich interessirt, und sie lassen nicht eher nach, bis die Summe zusammen ist. Ihre Ungeduld, ihre Freude, die sich mit jedem fallenden Sous auf ihrem Gesicht malt, — Alles reizt die Zuschauer an; Alles fordert sie auf, aus allen Kräften beizusteuern. Man vergißt ordentlich das aufzuführende Schauspiel; so sehr ist man mit dem Zählen beschäftigt. Man hat sich einen Zweck vorgesetzt, den man erreichen, eine Summe fixirt, die man sammeln will, und würde der Mann nach Einziehung der bestimmten Zahlen abziehen, ohne seine Kunststücke aufzuführen, so würde ihm Niemand etwas darüber sagen. Man freut sich über das Fallen der Geldstücke, über das Zusammenkommen der Summe, über die Operation des Addirens weit mehr, als über die Operationen des Schwarzkünstlers. Die Freude, womit die Franzosen die Stimmen für Napoleon zählen, im Maße, als sie eingehn und das festgesetzte Minimum übertreffen, gleicht der Freude, welche die Kinder bei dem Zusammenzählen der fallenden Sous empfinden. Die Stimmen für Napoleon sind die Sous, welche für den Charlatan in den rothen Teller geworfen werden.
Das Contobuch hat einen Kredit für Napoleon, ein Debet für Cavaignac eröffnet und mit Freude sieht man das Debet des Cavaignacs in demselben Maße fallen, als der Kredit Napoleons steigt. Unschuldige Kinderfreude. Freude über eine Abdition. Wir werden später dieselbe Abdition vornehmen und die einzelnen Sumanden in ihren Details berichtigen. Aber für den Augenblick freuen wir uns mit den Franzosen. Schon an 3 Millionen Sous sind in die rothe Schüssel für Napoleon gesammelt und die Jungen sind noch immer am Schreien: encore! cncore! Noch mehr, noch mehr: sie sind gar nicht mehr zu sättigen mit Stimmen. Die Franzosen sind in ihren kühnsten Erwartungen übertroffen; die Republik kam ihnen damals nicht so unverhofft als jetzt Napoleon mit den Millionen; damals war es die Freude über das besiegte Hinderniß; die Freude, das so furchtbar geträumte Hinderniß mit einem kräftigen Faustschlag fallen zu sehn, die Freude über die Ueberwältigung des Feindes, die Freude über sich selbst und die Kleinbürger theilen diese Freude mit dem Proletariat. Man glaubte ganz fertig zu sein mit der Bourgeoisherrschaft, und Lamartine sollte das schöne Land befestigen. Man weiß, wie die Franzosen im Juni diese Illusionen büßen mußten. Die Spaltungen waren auf einem Punkt angelangt, daß man an gar keine Beseitigung auf friedlichem Wege mehr dachte. Da kömmt nun die Wahl Napoleons, und die guten Bourgeois freuen sich über dieses unvermuthete Zusammentreffen von 3, vielleicht von 5 Millionen in einem Punkt, in einem Gedanken in einer rothen Schüssel! Sie freuen sich, wie man sich freut, wenn man eine längst gehegte Idee, einen längst geahnten Gedanken ausgesprochen wiederfindet in einem guten Autor! Nun noch gar Millionen, die zusammentreffen in einem einzigen Namen?
Muß da das Zutrauen nicht wiederkehren? muß der Kredit nicht wieder aufblühen und Handel und Wandel einen neuen Aufschwung nehmen? Paris ist im Entzücken, die Börse jauchzt und die vornehmen Quartiers illuminiren. Die Damen schmücken sich wieder; alle Herzen werden weit, und wenn zwei Menschen sich auf der Straße begegnen, so fragen sie nicht mehr: wie es gehe! O, nein! es geht vortrefflich, es geht über alle Erwartung, das versteht sich von selbst. Sie fragen sich nur: wie viel in der rothen Schüssel. Lamartine weint in einem abgelegenen Winkel der Champs-Elysées über die Undankbarkeit der Menschen und die alten Minister und Cavaignac und der National tragen nächtlicher Weise ihre Möbeln aus den Ministerhotels, wie schlechte Miether welche einen Monat mit der Miethe im Rückstande geblieben sind. Freut Euch, Franzosen, freut Euch, so lange noch die Sous fallen. Ist es nicht eine Freude, die Sous von allen Seiten, aus den entgegengesetzten Winkeln in solcher Masse fallen zu sehn? Wer denkt da noch an die Herkules-Künste? Man verlangt gar keine Kunststückchen von dir Napoleon. Man will keine Kraftproben von dir, o Herkules. Nein freue dich nur der Sous, die für dich eingehn. Verfüge darüber im Voraus, wie ein anfangender Autor, der schon über die Wahl der Geschenke nachsinnt, die er seiner Laura zu machen gedenkt mit dem Gelde, das er für seine Gedichte von einem Verleger erhalten wird.
Ja, Napoleon, wen nehmen wir zu unserm Vicepräsidenten? Willst du Cavaignac oder Louis Philippe? Du kannst wählen! Ach, nein — über die Vicepräsidentschaft hat die Kammer zu verfügen. Aber die Ministerstellen, die stehn dir doch frei zu vergeben, ohne Beistimmung der Kammer. Nun, wie wär's, wenn du Odilon-Barrot, der Mann, der die Themis auf der hohen Stirne gemahlt hat, zu deinem Justizminister erwähltest? Oder willst du lieber Thiers, den kleinen Thiers, oder den Peter oder den Jerome haben? Ach, beinahe hätte ich Girardin vergessen; der geht vor Allen! Ja, was wird Girardin werden?‥…
Das sind die einzigen Gedanken aller Journale, ihre einzigen Preoccupationen mitten „in der allgemeinen Freude.“‥‥ Und die Sous fallen noch immer, Sous von allen Seiten und allen Regimes, Bourgeoisous und Proletariersous; Tausende von Bourgeoissous, aber Hunderttausende von Proletariersous: aber der Sous, den der Proletarier in den rothen Teller wirft, es ist der Einzige, den er in der Tasche hat, der einzige, den er fortwerfen kann! Die Franzosen sind Kinder, aber hinter dem Spiele der Kinder steckt die geballte Männerfaust.‥‥
Sie werfen ihren letzten Sous weg, um die Juni-Insurrektion zu erlösen, lassen Bonaparte tanzen, um selbst zu tanzen, in Paris, in der Provinz, in Frankreich‥‥ und noch weiter und noch weiter.
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[ 24 ] Düsseldorf, 16. Dezember.
Der bekannte „Bürger und preuß. Kommunist“ Drigalski hatte einen Bocksstreich gemacht. Er hatte seine Freunde in Potsdam und Berlin kompromittirt. So schnell durfte er die Censur nicht wiederherstellen! Das heißt ja die Leute vor der Zeit klug machen über die Pläne der wieder hergestellten und neu auflackirten Firma „von Gottes Gnaden.“ Es ging ihm daher die Weisung zu, sein eben erst erlassenes Censurgesetz außer Kraft treten zu lassen. Dem ist er nachgekommen. Er hat jetzt seinen faux pas begriffen und in einem Monologe, wie ein Lauschender gehört haben will, zu sich selbst gesagt: „Lieber Bürger und Kommunist, Du hast trotz alledem und alledem verteufelt viel Häcksel in deinem Hirnkasten, sonst wärst du von selbst auf die einfache Idee gekommen, daß man einem so wackligen, abgenutzten, zahnlosen und timiden Wesen, wie der Dr. Heinemann'schen Zeitungslisel, nicht mit Censor und Rothstift zu kommen braucht. Teufel! wäre sie eines solchen Paschastreiches werth, sie hätte lieber den Tod als die Entehrung vorgezogen! Sapperment! Bürger und Kommunist wir wollen's klüger anfangen.“
In Folge dieses Zwiegesprächs erließ er sofort einen Befehl, in welchem er die Censur aufhob und erklärte, wenn die brave Heinemann'sche die Maaßregeln der Regierung (des Hrn. Drigalski, der Offiziere, Unteroffiziere, Trompeter, Tamboure und Marketenderinnen) in „unwürdiger Weise“ (in unwürdiger Weise!!) besprechen sollte, werde er sie suspendiren.
Damit ist der von Drigalski bestallte Censor seines kurzen Dienstes enthoben und ein viel besserer für die edle Heinemann'sche ausfindig gemacht, als jener, nämlich sie selbst.
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[ * ] Trier, 15. Dez.
Die hiesige Zeitung enthält heute nicht weniger als 7 Steckbriefe, sämmtlich gegen Bewohner von Wittlich erlassen. Man sieht, wie thätig der Mitarbeiter der braven „Kölnischen,“ der bekannte Hr. Bolz, gewesen ist. Geht das so fort, so werden wir bald nicht blos eine besondere Steckbriefszeitung, sondern auch ein ganzes Armeekorps von Gensdarmen zum Verfolgen und Einfangen der flüchtigen Hochverräther nöthig haben, da die gesammte übrige Heeresmacht kaum zum Schutze der nicht flüchtigen Hoch- und Volksverräther ausreichend ist.
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[ 20 ] Fischenich bei Brühl, 15. Dez.
Was doch selbst königl. preußische Dörfer im Jahre des Heils 1848 erleben müssen! In einem hiesigen Hause sollte ein Gerichtsvollzieher wacker geprügelt worden sein, und nun hieß es, daß man den Besitzer nebst seinem Sohne und noch einer Person arretiren wolle. Die Verhaftung sollte heute Vormittag erfolgen. Die Bürger Fischenich's erklärten aber, daß sie die Verhafteten nicht würden abführen lassen. Ein Gensdarm sprengte nun in vollem Galopp nach Brühl, um die 25er zu Hülfe zu rufen. Wirklich sah man auch schon um 1 Uhr einen Truppen Soldaten auf unsern Ort zueilen. Als sie in Fischenich einzogen, rief ihnen das Volk ein Lebehoch! entgegen. Das ärgerte die Offiziere und einige Unteroffiziere über alle Maßen. Der Trupp marschirte weiter bis zum Gastwirth Schiller, wo sich die Verhafteten befanden. Man glaubte nun, die Bürger würden mit den Soldaten in Streit kommen. Aber nein, beide Theile unterhielten sich freundlich über den Vorfall, und obgleich der Offizier wiederholt kommandirte: keine Unterhaltung! keine Unterhaltung! so ließen sich die Soldaten doch nicht stören, sondern brachten zum Schluß in Uebereinstimmung mit den Bauern ein donnerndes Lebehoch! auf Louis Napoleon aus!
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[ 064 ] Reheim, bei Arnsberg, 14. Decbr.
An andern Orten wird Personen nachgespürt, am hiesigen Orte Personenlisten. Es scheint, daß so ziemlich alle Personen, gegen die irgend ein Vorwand ausfindig zu machen war, festgenommen oder steckbrieflich verfolgt werden. Allein der Rachedurst der Schwarz-weißen ist noch lange nicht gestillt. Immer mehr! immer mehr! brüllt der reactionäre Chor. Um dieses Brüllen zu befriedigen, muß irgend ein Anschein, ein entfernter Schimmer von einer Möglichkeit, das Allgemeine Landrecht (dieses gefügige Landrecht mit noch gefügigern Richtern) anzuwenden, auf jede Gefahr hin aufgespürt werden. Aus diesem Grunde scheint es, hat man jetzt bei einem hiesigen Bürger eine Haussuchung gehalten, nicht um ihn oder irgend eine andere Person zu verhaften, sondern um die Namen von Personen, welche sich etwa für's Einsperren eignen könnten, vorher zu erschnüffeln und dann zu verfahren, wie der „schwarz-weißen“ Vehme belieben mag. Die Haussuchung hatte, wie gesagt, die Auffindung einer Collektenliste zu Beiträgen für den demokratischen Centralausschuß in Berlin zum Zweck. Die schriftliche Angabe des Grundes lautete: Die Beschlagnahme der Listen sei verfügt worden, weil darin Bemerkungen enthalten sein sollten, die nach § 205, Tit. 20 Th. II. des Allgem. Landrechts zu bestrafende Criminalverbrechen involvirten. Wenn man dergleichen Dinge hört, so wird einem klar, daß die preußische Camarilla ihre im August verpaßten Hundstage 10fach nachholt. Die österreichische Contrerevolution macht sich durch ihre Brutalität und ihre Scharfrichterwuth bis in den Tod verhaßt, die preußische muß auch hier dem hohenzollern'schen Genius treu bleiben und macht sich durch Schritte wie der oben erzählte, bis in den Tod lächerlich. —
Ich bemerke zum Schluß, daß die ersehnte Collectenliste nicht gefunden worden. Also außer der Lächerlichkeit noch Pech obendrein!
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[ * ] Breslau, 15. Dez-
Bei der Neuwahl eines stellvertretenden Bürgerwehrobersten ist in den meisten Kompagnien die überwiegendste Majorität auf den Präsidenten des demokratischen Vereins, Dr. Engelmann, gefallen.
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[ 61 ] Wien, 10. Dez.
Sie werden die Antwort des Ministers Stadion auf die Interpellation des Idioten Schuselka, dessen Oktober-Traum von Anarchie, Ruhe, Ordnung, gesetzlichem Boden, Räubern, Pöbel u. s. w. endlich ausgeträumt scheint, um einer noch erbärmlichern Wirklichkeit Platz zu machen, vielleicht schon gelesen haben. Sie stinkt nach dem Dampfe des stärksten aristokratischen Kanasters; Stadion's Nase soll dabei vor Hochmuth über allen russischen Gefrierpunkten gestanden haben. Er besorgt, wie er wörtlich gesagt, mit dem „starken Ministerium“ aber auch nicht blos die „Interessen Oesterreich's, sondern die Ordnung und Gesittung von ganz Europa.“ Risum teneatis? — Voilà einen neuen europäischen Polizeibüttel á la Metternich! Für die Aufhebung des Belagerungszustandes wird in dieser Antwort gar keine Aussicht gegeben. Die Renommage, als sei das Standrecht aufgehoben, ist lügenhaft. Das Standrecht besteht de facto vor wie nach, da zwei beisitzende nicht militärische Civilhenker voll unterwürfiger Hundischkeit an der Sache nichts ändern. Am Interessantesten lautet die Antwort wegen der Hinrichtung Blum's, und Fröbel's beabsichtigter Strangulation; denn der herausfordernde Hohn darin klingt himmlisch. Stadion soll die neuen Kommissarien der deutschen Central-Ohnmacht mit ihrem Johann ohne Land, wenn auch nicht mit einem physischen Tritt vor die Thüre spedirt, doch in einer Weise zurechtgewiesen haben, wie Windischgrätz den Welcker. Aber die deutschen Welcker verstehen, wie die Juden und Hunde, nur physische Tritte; man wird in Frankfurt daher auch von Stadion's einschmeichelndem Benehmen hören. Die Kommissarien haben darauf Reißaus genommen, denn zu ihrem Schrecken entdeckten sie in den ministeriellen Vorzimmern einige Galgenstricke und windischgrätzische Rothmäntel mit der beruhigenden Aufschrift:
Wir sind die That von seinen Gedanken!
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[ 61 ] Wien, 12. Dez.
In Folge des von Hinko, dem Freiknecht der Kamarilla, über uns verhängten Belagerungszustandes nebst fortwährend standrechtlichem Akkompagnement, und in Folge der daraufhin wieder eingetretenen strengen Handhabung von Schmerling's noch nicht aufgehobenen Gesetzen, waten wir wiederum in einem solchen staatlich-sozialen österreichischen Urkoth, daß uns der deutsche Augiasstall wie eine holländische Stube dagegen vorkommt. Daraus allein mögen Sie sich die Sensation erklären, welche hier die preußische Verfassung macht. Die Einsichtsvollen erkennen den preußischen Pfiff und den durch ihn beabsichtigten Zweck: dem Könige von Preußen eine Kaiserkrone zu verschaffen. Man meint hier, die Dynastie der Hohenzollern sei ihres Siegs in Frankfurt gewiß, habe dort ihre Kreaturen, habe durch das Verfassungswerk das deutsche Volk gewonnen, um es hinterher desto sicherer zu prellen. Die Freunde der östreichischen Kamarilla sehen nun fast ein, daß ihre Patronin durch ihren Hinko und durch ihr Henkerministerium Deutschland einen allzu plumpen Tritt gegeben.
Das Abendblatt zur „Wiener Zeitung“ von gestern enthält eine Korrespondenz aus Berlin, in welcher es am Ende heißt: „Wie rasch der Entschluß zur Auflösung der Nationalversammlung und zur Publizirung des Verfassungswerkes im Kabinete gefaßt wurde, ist unter andern auch daraus zu ersehen, daß am Tage der Publizirung 1 Uhr Mittags, nicht einmal die nächste Umgebung des Prinzen von Preußen eine Ahnung davon hatte.“ Olmütz wäre also bestimmt erwischt; hüte sich das preußische Volk, es ebenfalls zu werden; rasche Volten sind Taschenspielerkünste. Der Prinz Karl von Preußen ist in Olmütz angekommen, wohin auch der hiesige Gesandte geeilt ist. Das hängt alles zusammen; die große Reaktions-Intrigue ist noch nicht zu Ende gespielt.
Daß das offizielle Frankreich mit dem verfaulten Oestreich gemeinschaftliche Sache macht, tritt zur Schande dieser Bourgeois-Republik nur greller hervor, und die „Presse“ ist unverschämt genug, heute folgendes zu behaupten: „Radetzky sammelt bereits in Brescia ein Korps, mit welchem er einige Legationen des Kirchenstaats besetzen, und im Einverständnisse mit den Franzosen zur Herstellung der Rechte des Pabstes und im Interesse der durch die Neudemokratie (!) vernichteten öffentlichen Ordnung handeln wird.“ In dem cavaignac'schen Frankreich muß alle Ehre zum Teufel sein, wenn es sich so mit Oesterreich, dem Auswurf aller jemals dagewesenen Schlechtigkeit, verbrüdern kann. Die Italiener und Deutschen werden inskünftige also mit dem Beistande Frankreich's geknechtet werden! Ganze Spalten unserer Henkerpresse sind mit den Details über das rührende Interesse Frankreich's am Schicksal des Papstes angefüllt, und die Intimität Harkourt's mit dem infamen Jesuiten Spauer erregt allgemeines Behagen. Der hiesige französische Gesandte steht in einer ähnlichen Intimität mit Olmütz, mit Windischgrätz und andern berüchtigten Werkzeugen der Contrerevolution.
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[ 121 ] Wien, 12. Dezbr.
Windischgrätz zittert, wie gestern und vorgestern die Erde um Wien vom Geschützesdonner erdröhnte, den man vom Lagerberg aus von der fernen ungarischen Grenze her hörte. Alle Welt lebt in gespanntester Erwartung über den Ausgang des Riesenkampfes der Magyaren wider ihre Henker. Man fühlt's, Tod und Leben Oesterreichs steht auf dem Spiele; ein dauernder Sieg der Magyaren vernichtet das österreichische Gesammtscheusal. Am Sonntag habe ich mich oben auf diesem nahen Lagerberg mit dem Ohr auf die Erde gelegt, um zu lauschen. Das Interesse an der Sache und das herrliche Wetter hatte eine Menge Volks herausgelockt, die ein Gleiches that. Das Wettern der Kanonen war furchtbar und schien näher zu rücken; „Python-Windischgrätz“, hieß es freudig, „wird zurückgetrieben!“ Bald darauf wurden ganze Eskadronen verwundeter Pferde gebracht, und auf mehreren großen Frachtwagen führte man Uniformen getödteter Kavalleristen nach Wien. Die in Ungarn verborgen angelegten Wolfsgruben sollen das Grab dieser Kavalleristen gewe- [0924] sen sein; Kossuth soll mit glühenden Kettenkugeln schießen lassen. Das Militär sträubt sich, nach Ungarn vorzurücken, und die in der Vorstadt Gumpendorf liegenden Kroaten mußten von dem regulären Militär mit Gewalt und standrechtlichen Mitteln dazu gezwungen werden. Der beste Beweis, daß die kaiserliche Armee in Ungarn noch gar nichts ausgerichtet hat, liegt darin, daß die gestrige Abendbeilage und sämmtliche heutige Standrechtsblätter kein Wort über Ungarn enthalten. Man würde unzweifelhaft renommiren, hätte man Vortheile errungen.
Die Armee ist durch czechische Rekruten bedeutend verstärkt worden; man hat auch Wien sehr entblößt, und ich höre fortwährend behaupten, Windischgrätz habe die guten Bürger, aber vergebens, aufgefordert, die Waffen zu ergreifen, damit er über alles Militär disponiren könne. Mittlerweile wird an der Verschanzung des Lagerbergs und an der Befestigung der innern Stadt Tag und Nacht fortgearbeitet. Das gegen Ungarn entsendete Heer ist die letzte Kraft des veralteten Reichs; mit seiner Niederlage haben wir den Finanzbankrott und einen allseitigen Aufstand mit furchtbarer Rache. Die hochdramatische Bühne der osteuropäischen Bewegung wird in der nächsten Zukunft noch immer — Wien sein. Der in Ungnade gefallene Jellachich ist nach Fiume abgereist. Die Kroaten haben ihren Gott verloren, und das wird Folgen haben, die der ins Ministerium aufgenommene Minister Kulmer, der dort Ungarn repräsentiren soll, abzuwehren kaum im Stande sein wird.
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[ 24 ] Wien, 13. Dez.
Es gibt keinen standrechtlichen Kunstgriff, der nicht angewandt worden wäre, um die noch fehlenden Waffen herauszulocken. Die Henkersknechte schaudern täglich und nächtlich bei dem Gedanken an die noch zurückgehaltenen Waffen. Wie dieser Höllenfurcht entrinnen? Der Schmiedegesell Horvath ist wegen Verheimlichung eines alten Karabinerr am 7. erschossen worden, erschossen zu einer ungewöhnlichen Tagesstunde, um recht viele Zuschauer Zeuge des Blutschauspielers sein zu lassen. Aber gleichwohl hält die bleiche Furcht zu Häupten der vom Blut ihrer Opfer gerötheten Henker Wacht. Es wird darum abermals Seitens der Stadt-Kommandantur mit Hinweisung auf Horvath's Schicksal unter heuchlerischen Phrasen der Milde zur Waffenablieferung aufgefordert. Die Proklamation schließt nämlich:
„Indessen glaubt man zur Beruhigung der Einwohner Wiens ausdrücklich darauf hindeuten zu müssen: daß die Strenge des Gesetzes nur diejenigen trifft, welche die Waffen vorsätzlich verheimlichen, nicht aber auch Jene, die, obgleich der Termin zu ihrer Ablieferung schon lange verstrichen ist, — zur Besinnung kommen und ihre Waffen freiwillig abliefern.
Diese können nach dem Sinne der erflossenen Proklamation einer Strafe nicht unterzogen werden.
Zu dieser Erklärung sieht man sich um so mehr veranlaßt, als zu erwarten steht, daß sich in Folge dieser Mahnung vielleicht noch manche Personen, die bisher durch die Besorgniß einer Bestrafung abgehalten wurden — zur freiwilligen Abgabe der Waffen werden bestimmen lassen.
Wien, 8. Dezember 1848.“
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Von der ungarischen Gränze, 11. Decbr.
Die Ereignisse in Ungarn verwirren sich immer mehr, statt einer friedlichen, und wenn dieses nicht, so doch einer endlichen Lösung entgegenzugehen. Während man bei uns zögerte, den Feldzug zu beginnen, soll Ungarn den letzten entscheidenden Schritt gethan haben. Nachrichten zufolge, die heute hier einliefen, „ist Kossuth als Ludwig IV. zum König von Ungarn proclamirt worden.“ So wunderbar die Sache im Anfange auch klingen mag, so wenig unnatürlich und noch weniger unerwartet darf sie uns kommen.
[(C. Bl. a. B.)]
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[ 68 ] Kremsier, 10. Dezember.
Seit der letzten Woche gewinnt jeder politisch Einsichtige täglich mehr und mehr die Ueberzeugung, daß unser neues Cabinet sich mit dem Gedanken einer Kammerauflösung trage. Wer irgend das Auftreten der Minister gegenüber dem Reichstage aufmerksam beobachtete, wer ferner die Antwort des jungen Kaisers an die Reichstagsdeputation sorgfältig erwog, dem konnte kein Zweifel bleiben über das, was man eigentlich beabsichtigte, nämlich, den Reichstag von einem konstituirenden souverainen wieder zu einem erbärmlichen ständischen Beirath oder zu einem sogenannten Postulaten-Landtag herabzuwürdigen. Noch klarer trat dieser freiheitsmörderische Plan des Ministeriums hervor, als der Finanzminister Kraus vom Reichstag die Bewilligung einer neuen Anleihe von 10 Millionen foderte. Nun betrug aber das Deficit des Büdgets für 1849, worin schon 35 Millionen für die Fortführung der Kriege in Ungarn und Italien, und 12 Millionen für Eisenbahnbauten veranschlagt sind, nur 50 Millionen. Indem man sich also 30 Millionen mehr borgen wollte, als man bedurfte, beabsichtigte man offenbar, sich für das nächste halbe Jahr so hinreichend mit Geld zu versehen, daß man von der Steuerbewilligung Seitens des Reichstag, die schon im Januar nachgesucht werden muß, unabhängig würde. Zu dieser Einsicht aber, welche selbst der Beschränkteste gewinnen konnte, waren bis vor Kurzem die Mitglieder der Mehrheit unseres Reichstags nicht gelangt. Die Rechte, dem Phantome der Suprematie des Slaventhums nachjagend — das Centrum befangen in der selbstgeschaffenen Illusion eines großen, einigen, wenn auch mit Blut zusammengekitteten Oesterreichs, fanden beide die Forderungen des Ministeriums ganz unverdächtig, weil beide vor Allem nach der Besiegung der Magyaren dürften und daher nicht anstehen, dem Cabinet alle Mittel für diesen Zweck zu geben
So standen die Sachen noch vor wenig Tagen. Da kamen vorgestern die brandenburg-manteuffel'schen Ordonnanzen aus Berlin, und wie ein Blitz aus umnachtetem Himmel oft dem Wanderer den unvermutheten Abgrund enthüllt, in dem ein unvorsichtiger Schritt mehr ihn gestürzt hätte, so erkannten plötzlich die Mitglieder unserer Reichstagsmajorität, daß auch ihnen wohl ein ähnliches Loos, als der Berliner Constituante drohen könne. Daher beginnt seit vorgestern eine, wenn auch noch schüchterne Opposition selbst der Rechten und des Centrums gegen die übertriebenen Geldforderungen der Regierung. Andererseits aber ist auch unser Cabinet von edlem Wetteifer, dem Ministerium Brandenburg in Verletzung der Rechte der Volksvertretung nichts nachzugeben, angespornt, und hat heute einen schlagenden Beweis davon gegeben. Während nämlich der Finanzausschuß des Reichstags heute noch berieth, wie das vom Ministerium gefoderte Geld zu verweigern sei, kam der Finanzminister Kraus und erzählte, er treffe soeben von Wien ein, wo er mit der Bank eine Anleihe von 20 Millionen contrahirt habe. Zugleich sind für morgen auch Interpellationen über die abermalige standrechtliche Hinrichtung und über das Plakat des General Frank angekündigt, welches für aufrührische Reden den Wienern mit Standrecht droht. Diese brutale Militärdespotie ist für unser Ministerium mit seinen feingesponnenen Intriguen und Plänen ein böser Dorn im eigenen Fleisch. Diese rohe Faust der Soldateska zerschmettert unbarmherzig alle jene künstlich aufgebauten Kartenhäuser der ministeriellen Erklärungen, daß keine Militärdictatur bestehe, daß kein verfassungswidriger Einfluß geltend gemacht werde und das Kriegsrecht aufgehört habe. An Windischgrätzens Bajonetten bricht sich selbst die Macht der Minister, und mit der trübseligen Miene eines geschlagenen Schulbuben, äußerte Stadion gestern gegen einen Deputirten, daß ihn diese Wiener Geschichte arg compromittire
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@facs0924
Kremsier, 11. Decbr.
Das alte System erhält, wie es scheint, nur eine neue Auflage. Materieller Wohlstand, Ruhe und Ordnung, das ist das Haupt- und Endziel des jetzigen Regiments, wie es scheint. Der Schein also spielt eine große Rolle. Vor wenigen Tagen erklärte das Ministerium: es herrsche keine Dictatur und das Standrecht habe in Wien aufgehört. Fast an demselben Tage dieser Ministeriellen Erklärung wurde in Wien ein Mann, Namens Horvath, standrechtlich erschossen durch Pulver und Blei. Ob der Mann es verdient hat oder nicht? ob das Gesetz recht gehandhabt wurde oder nicht? das sind nur Nebenfragen. Das Gesammtministerium wurde durch diese Erklärung compromittirt, als ein Diener des Fürsten Windischgrätz oder, was noch schlimmer ist, als eine Maschine, die weder zu befehlen hat noch berücksichtigt wird. Der Kaiser nicht, und das Ministerium nicht herrscht dermalen in Wien, sondern der Marschall. Nicht die kleinen Beweise sind vorzubringen, von denen jeder Inhaftirte und Inquirirte, die ganze Presse, der Beamtenstand und der mit Willkür dirigirte Gemeinderath ein Schock Histörchen erzählen kann, sondern vor dem Reichstage und vor dem Reiche ist die Regierung des Reichs compromittirt. Stündlich klarer wird es, daß man mit dem Säbel herschen will, und Schwarzenberg-Stadion sind entweder Diener oder Verbündete von Windischgrätz; dieser handhabt aber offenkundig das Standrecht und Krigsgericht, jene vergeben liberale Programme und Wien fabricirt dann Adressen.
Die heutige Reichstagssitzung war wieder trocken und leer, indem die dritte Lesung der Geschäftsordnung fortgesetzt und bis §. 64. gebracht wurde. Die noch übrigen 30 Paragraphen werden hoffentlich in nächster Sitzung beendigt. Ein Intermezzo mag den Lesern zeigen, wie von gewisser Seite her die deutsche Frage betrachtet wird. Der Berichterstatter bevorwortete einen Paragraphen damit, daß er auch in Frankfurt angenommen sei. Der Czeche Trojan stimmte ebenfalls für den Paragraphen, setzte aber hinzu: daß die Berufung auf Frankfurt keinen Grund dafür abgebe. Die beiden Reichscommissare saßen als Gäste im Saale.
Interessant war heute nur eine Interpellation von den Abgeordneten Dalmatiens, welche, da sie blos Italienisch sprechen, von einem der Secretaire deutsch verlesen wurde. Sie betrifft die Ernennung des Banus Jellachich zum Militair- und Civilgouverneur von Dalmatien und Fiume. Dalmatien gehörte früher zur Republik Venedig, dann zu Frankreich, und jetzt neuerdings zu Oesterreich. Es ist und war stets eine eigene Provinz, von einem eignen Gouverneur verwaltet. Der Banus Jellachich führe zugleich den Titel: Ban von Kraatien, Slawonien und Dalmatien, was aber blos ein Ehrentitel sei, so weit es Dalmatien betrifft, denn dies gehört nicht zur ungarischen Krone, sondern zum österreichischen Kaiserstaat und sei deshalb auch hier vertreten: Fiume hingegen gehört zu Ungarn. Die Stellung Dalmatiens, indem es die Seeküste inne hat, ist jetzt von besonderer Wichtigkeit wegen der Vorkommnisse in Italien. Die Abgeordneten Dalmatiens fragen daher: ob diese Ernennung keine Alteration in der Stellung und Verwaltung dieser Provinz bezwecke? Minister Stadion versprach in der nächsten Sitzung zu antworten. Sonst kam nichts von Belang vor. Der Finanzminister gab gestern dem Finanzcommité die gewünschten Auskünfte, und benachrichtigte zugleich, er habe neuerdings von der Bank 20 Mill. entlehnt, um die augenblicklichen Bedürfnisse zu decken. Heute wurde der Entwurf des Gemeindegesetzes vertheilt.
[(D. A. Z.)]
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@facs0924
Kremsier, 11. Dezember.
Ein großer Theil der heutigen Sitzung wird durch Formfragen und Berathung der Geschäftsordnung ausgefüllt. Erst gegen Ende der Sitzung erscheinen einige Minister und nach Interpellationen von lokalem Interesse an den Finanzminister, wird eine ursprünglich italienisch abgefaßte Interpellation aller dalmatinischen Abgeordneten an das Gesammtministerium verlesen, die dahin lautet: Es sei ihnen aus den öffentlichen Blättern bekannt geworden, daß der Ban Jelachich zum Civil- und Militärgouverneur von Dalmatien ernannt sei. So ehrenwerth auch diese Ernennung wäre, könnten sie sich doch damit nicht einverstanden erklären, indem Dalmatien immer eine getrennte Verwaltung gehabt hätte und diese auch durch seine eigenthümlichen Verhältnisse als Küsten- und Gränzprovinz bedingt wäre. Die Ansprüche Ungarns auf Dalmatien wären durch Dokumente genügend entkräftet (?); es gehörte zur österreichischen Krone und es wäre der erste Fall, daß ein Gouverneur die Provinzen der Krone verwalten sollte. Sie frügen daher, ob durch diese Ernennung die Stellung ihrer Provinz eine veränderte geworden?
Das Ministerium wird diese Interpellation nach der von ihm angenommenen Sitte — oder vielmehr Unsitte — anderer konstitutionellen Staaten in der nächsten Sitzung beantworten, und wird so Gelegenheit haben, sich offen darüber auszusprechen, ob die pragmatische Sanktion, auf die es sich einst so sehr stüzte, nun durch die Zerstückelung der zur ungarischen Krone gehörigen Länder vernichtet werden soll.
Indirekt ist übrigens diese Frage bereits durch die Ernennung des Kroaten Kulmer zum Minister ohne Portefeuille entschieden, und wenn Jellachtch zum Gouverneur von Dalmatien ernannt würde, sollte dadurch nicht Dalmatien mit der ungarischen Krone verbunden, sondern im Gegentheil Kroatien, das von Ungarn durch einen ähnlichen Gewaltstreich losgerissene Land, mit der österreichischen Krone vereinigt werden. —
Die Finanzkommission hat ihre Berathungen in der Geldbewilligungsfrage noch nicht vollendet; die Majorität ist für Bewilligung eines Theiles der nachgesuchten Summe. Das Ministerium hat der Finanzkommission die Zusicherung gegeben, daß der junge Kaiser nichts von dem zurücknehmen werde, was Kaiser Ferdinand versprochen, — eine Phrase, deren Werthlosigkeit Jedermann kennt, die aber jetzt noch bedeutungsloser als je ist, da das Ministerium der Militärdictatur gegenüber ganz unselbstständig dasteht.
Die von einigen Mitgliedern des Finanzausschusses wegen der bekannten Antwort des Kaisers an die Deputation des Reichstags — daß er die Versammlung prüfen und sanktioniren werde — geäußerten Besorgnisse, suchte der Finanzminister, in seinem Eifer, das Geld zu erlangen, dadurch zu beschwichtigen, daß er entschuldigend sagte: „dem jungen Kaiser sei dieses Wort in der Befangenheit entschlüpft (!)“
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@facs0924
Prag, 12. Dez.
Wie man hier allgemein hört, soll am 19. Dez. der Reichstag in Kremsier für die Feiertage prorogirt und auf den 17. Jan. nach Wien berufen werden. Man fürchtet aber, daß der Prorogation sehr leicht eine Auflösung folgen könnte. — Die Czechen sollen sich plötzlich in ihrer letzten Klubsitzung in Kremsier entschlossen haben, gegen das Ministerium Schwarzenberg in Opposition zu treten. Besonderer Grund hierzu soll das vom Ministerium vorgelegte Gemeindegesetz sein.
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@facs0924
Klattau, 9. Dez.
Unter diesem Datum berichtet das „C. Bl. a. B.“ (ein von wüthendem Magyarenhaß erfülltes Journal) Folgendes:
„9 Uhr Morgens. Schon öfter hatte man bei uns über Excesse zu klagen, welche sich die hier liegenden Palatinal-Husaren erlaubten. Das hiesige Kasernenleben behagte ihnen nicht, besonders im Vergleiche mit dem freien, üppigen Leben, daß sie während ihrer Cantonnirung bei den Bauern im Saazer Kreise geführt. Das mag mit ein Anlaß der vielen Excesse gewesen sein, die gestern Nachmittags gegen 3 Uhr durch eine schauderhafte Blutthat auf den Gipfel getrieben wurden. Einige betrunkene Magyaren mißhandelten eine Wirthin in der Wiener Vorstadt. Die Patrouille wurde herbeigerufen, aber statt die Trunkenbolde festzunehmen, ergriff sie ihre Partei, und schoß auf den Zuruf eines der Betrunkenen (wie es heißt, eines Kadetten): „schießt diese böhmischen Hunde nieder!“ unter's Volk, zog von da mit den Betrunkenen, etwa zwölf an der Zahl, auf den Ringplatz, spaltete, ohne irgend eine aufreizende Veranlassung, einem 70jährigen wehrlosen Bürger den Kopf, säbelte den arglos nach Hause zurückkehrenden städtischen Quartiermeister nieder, und erschlug einen dritten unbewaffneten 60jährigen Bürger mit Flintenkolben. Außerdem verwundete die Magyarenrotte noch beiläufig 6 Menschen. Mittlerweile erscholl — freilich spät genug — die Alarmtrommel der Nationalgarde, augenblicklich strömten Hunderte zusammen, und eröffneten einen Guerillaskrieg gegen die Husaren, die sich endlich, nachdem über 100 Schüsse von beiden Seiten gefallen waren, in die Kaserne zurückzogen. Abends um 7 Uhr kamen endlich auch die braven Nationalgarden von Schwihau, Bezdekau, Janowitz, Palju und Haufen von Bauern mit Sensen und Heugabeln bewaffnet. Das Volkswehraufgebot zählte nun über 1200 Mann, und hielt die Zugänge zur Kaserne scharf besetzt, keinen Husaren herauslassend, damit ja keiner der Mörder entwische.
9 Uhr Morgens. Eben sind von Pilsen zwei Kompagnien Infanterie, 350 Mann stark, einmarschirt, und wurden von den Garden mit donnerndem Slawaruf begrüßt. Die unter den Husaren (es ist die Majorsdivision) eingereihten Slowaken haben in der Nacht die Kaserne verlassen und bei den Bürgern ein Asyl suchen müssen. Nur lauter Magyaren blieben also in der Kaserne. Es wird nun zur Entwaffnung geschritten werden, welche, da die Husaren schon wieder vom Branntwein betrunken sind, wohl kaum ohne Blutvergießen ablaufen wird.“
Die Parteilichkeit des Berichts tritt so klar hervor, daß es kaum eines näheren Nachweises bedarf.
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@facs0924
[ * ] Leipzig, 16. Decbr.
Mit Ausnahme hiesiger Stadt fallen die Wahlen für den nächsten Landtag fast überall im radikalen Sinne aus.
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@facs0924
[ * ] Aus Thüringen, Mitte Decbr.
Zu den Weihnachtsfreuden der preußischen Reaction gehört die Verhaftung aller Personen, die irgend wie in Volksversammlungen, Klubs oder in Journalen als Sprecher und Feinde des Schwarzweißthums und der Kamarillawirthschaft aufgetreten sind, Man begnügt sich indeß nicht blos mit Verfolgung der Demokraten, sondern die Reaction geht auch bereits den konstitutionellen zu Leibe. So ist in Merseburg der Ober-Land-Gerichts-Rath Weimann, Mitglied des dortigen „konstitutionellen Klubs“, wegen politischer Vergehen zur Kriminaluntersuchung gezogen worden.
Aus Kölleda und Umgegend werden noch täglich Gefangene nach Zeitz transportirt. Unter dem letzten Transport befanden sich auch 4 Schullehrer.
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@facs0924
[ * ] Posen, 11. Decbr.
Der Commissär der Centralgewalt, General von Schäffer, ist auf seiner Demarkationsreise im Netz-District, bei Nackel, von 4 Männern angefallen und mißhandelt worden. Die Thäter hat man bis jetzt nicht ermitteln kännen.
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@facs0924
Rendsburg, 12. Dez.
Rücksichtlich des vom Armee-Auditeur Cartheuser formulirten, von der Regierung kassirten Urtheils der Oberkriegskommission in Sachen der Pontoniere erfährt man jetzt, daß dasselbe, sich stützend auf die alten Kriegsartikel, das vorliegende Vergehen für Meuterei im Felde erklärt und die Decimirung, für die Uebrigen mehrjährige Zuchthausstrafe ausgesprochen hat
Heute findet hier das Kriegsgericht gegen die Mitglieder des 7. Bataillons statt; 22 Unteroffiziere und 7 Musketiere desselben sind gestern Nachmittag hier eingetroffen, nachdem sie die Reise von Lütjenburg auf hier zu Fuß haben zurücklegen müssen.
Die mitgetheilte Nachricht von der Abberufung der beurlaubten preuß. Offiziere hat mit den jüngsten Vorgängen nichts zu thun. Die desfällige Kabinetsordre ist, wie wir aus dem Munde eines gleichfalls zurückberufenen Offiziers ersehen, bereits vom 20. Nov. datirt
[(S. H. Z.)]
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@facs0924
[ 68 ] Frankfurt, 15. Dezbr.
Wie es heute allgemein heißt, sollen endlich Hr. Schmerling und der Unterstaatssekretär von Würth endlich ihre Entlassung eingegeben haben. Natürlich, jetzt wo Schmerling für die Pläne der Contrerevolution nicht mehr nöthig ist, kann ihm immerhin nach so vielen anstrengenden Arbeiten, bei denen er sich zu Gunsten seiner Freunde Windischgrätz, Metternich, Wessenberg etc. aufopferte, eine kleine Erholung vergönnt werden.
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@facs0924
Frankfurt, 14. Dezember.
Unter dem hier eingerückten Frankfurter Stadtmilitär circulirt das Gerücht, dasselbe werde hier nicht lange bleiben, sondern wahrscheinlich bald zum Abmarsch nach Baiern beordert werden. — Man erzählt sich daß gestern Abend eine Spaltung der preußisch und österreichisch gesinnten Abgeordneten innerhalb der bis jetzt 130 Köpfe starken Casinopartei (rechte Seite) stattgefunden habe. Als ausgeschieden aus derselben nennt man unter Anderen Hrn. Somaruga. Die östreichisch Gesinnten sollen sich selbstständig zur Partei konstituiren und der Opposition nähern wollen. Es ist zu bemerken, daß Hr. Somaruga in der jüngsten Zeit häufiger links stimmte. Vielleicht würde der Wahlspruch der neuen Opposition: „Alles, nur nicht Preußen!“ heißen. — Wie wir hören, soll eine Weigerung der östreichischen Regierung, ihre Quote zu dem Budget zu zahlen, hier eingetroffen sein. — Schon wird über den Sitz der künftigen Reichsgewalt hin und her gesprochen. Es werden sehr verschiedene Orte in Vorschlag gebracht, etwa in der politischen Richtung von rechts nach links geordnet: Frankfurt a. M., Erfurt, Nürnberg, Leipzig, Berlin. Gegen Frankfurt sind sehr viele Abgeordnete, auch in außerpolitischer Hinsicht, eingenommen.
[(Rh.- u. M.-Ztg.)]
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@facs0924
[ !!! ] Frankfurt, den 15. Decbr.
Sitzung der National-Versammlung. Präsident von Gagern. Tagesordnung: Fortsetzung der 2ten Lesung der Grundrechte, Artikel VI. ff. Der Abgeordnete Gerstner (Böhmen!) zeigt seinen Austritt an.
Es folgen einige Interpellationen, welche bei der Beantwortung nochmals erwähnt werden. U. a. frägt Zimmermann von Spandau, warum das Reichsministerium nicht die Anzahl und die Namen derjenigen Abgeordneten anzeigt, welche Reichs-Aemter übernommen haben, da nach Beschluß der Versammlung solche Abgeordnete sich einer Neuwahl zu unterwerfen haben? — Ein dringlicher Antrag mehrerer Mitglieder der Linken wegen der ohne Grund ausgeschriebenen badenschen Militär-Conscriptionen wird (comme à l'ordinaire) für nicht dringlich erkannt.
Vicepräsident Beseler berichtet über eine große Anzahl Urlaubsgesuche, welche genehmigt werden.
Der Reichsminister von Schmerling hatte heut mehrere Interpellationen zu beantworten. Dies geschieht nicht. Wie es scheint eine stillschweigende Annonce des bereits fast überall bekannten Sturzes dieses mit Metternich und der ganzen europäischen Contrerevolution innigst befreundeten Ministeriums.
Man machinirt, intriguirt, geheimnißkrämert jetzt hier sehr viel in den Parteien der Versammlung in Sachen Oestreichs — des deutschen Kaisers — Preußens — und des künftigen Ministeriums. — Ich verschone Sie mit diesen diplomatischen, über das Heil der civilisirten Welt brütenden Hypothesen. — Um 11 Uhr geht man zur Tagesordnung.
Beseler (aus Schleswig) präsidirt.
Artikel VI. der Grundrechte.
(Von der Schule.)
Definitiv angenommen wurden folgende §. §.
§. 22. Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei (unverändert).
§. 23. Das Unterrichts- und Erziehungswesen steht unter der Oberaufsicht des Staats, und ist, abgesehen vom Religionsunterricht, der Beaufsichtigung der Geistlichkeit als solcher enthoben.
[0925]
(Nach dem Antrag der Minorität des Schulausschusses angenommen. Der §. ist bedeutend gekürzt, die gesperrtgedruckten Worte sind neu eingebracht.)
§. 34. Unterrichts- und Erziehungsanstalten zu gründen, zu leiten, und an solchen Unterricht zu ertheilen, steht jedem Deutschen frei, wenn er seine Befähigung der betreffenden Behörde nachgewiesen hat.
(Angenommen mit 220 gegen 218 Stimmen. Lassaulx erstarrt! Die Worte zu leiten sind ein neues Amendement. Die Worte: sittliche, wissenschaftliche und technische Befähigung wurden ausgemerzt.)
„Der häusliche Unterricht unterliegt keiner Beschränkung“ fast einstimmig genehmigt).
§. 25. Für die Bildung der deutschen Jugend soll durch öffentliche Schulen überall genügend gesorgt werden“ (neu).
„Die öffentlichen Lehrer haben die Rechte der Staatsdiener“
(mit 281 gegen 147 Stimmen wieder aufgenommen. Bravo).
„Der Staat stellt unter gesetzlich geordneter Betheiligung der Gemeinden, aus der Zahl der Geprüften die Lehrer der Volksschulen an“
(mit 293 gegen 156 Stimmen unter Bravo angenommen; nach dem Schulausschuß).
„Eltern oder deren Stellvertreter dürfen ihre Kinder oder Pflegebefohlenen nicht ohne den Unterricht lassen, welcher für die untern Volksschulen vorgeschrieben ist.“
Verworfen wurde ein Zusatz des Schul-Aussch.: „Die öffentlichen Unterrichtd-Anstalten dürfen nicht konfessionell sein.“ — Mit 228 gegen 184 Stimmen. Aus den beiden Sätzen dieses §., welche von den Lehrern handeln, wird ein eigner §. gebildet.
§. 26. Für den Unterricht in Volksschulen und niederen Gewerbeschulen wird kein Schulgeld bezahlt. (Ungeändert.)
„Unbemittelten soll auf allen öffentlichen Unterrichtsanstalten freier Unterricht gewährt werden.“ (Neu.)
„Besondere Schulen für Kinder von armen Aeltern (sogenannte Armenschulen) dürfen nicht bestehen.“ (Minor.-Antrag des Verfass.-Aussch. mit 210 Stimmen gegen 202 verworfen.)
§. 27. Es steht einem Jeden frei, seinen Beruf zu wählen und sich für denselben auszubilden, wie und wo er will. (Ungeändert)
Ueber den ganzen Artikel nicht diskutirt.
Artikel VII
§. 28. Die Deutschen haben das Recht, sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln; einer besondern Erlaubniß bedarf es nicht.
Volksversammlungen unter freiem Himmel können bei dringender Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit verboten werden.“ (Unverändert angenommen.)
Mehrere Anträge gingen auf Streichung des zweiten Satzes. Ein edler Menschenfreund (Herr Neubauer) beantragte, den Satz II. beizubehalten, und die Worte „unter freiem Himmel“ zu streichen. Leider war dieser edler Antrag ununterstützt.
§. 29. „Die Deutschen haben das Recht Vereine zu bilden. Dieses Recht soll durch keine vorbeugende Maaßregel beschränkt werden.“ — (Unverändert.)
v. Trützschler beantragte:
„Die Deutschen haben das Recht, Vereine zu bilden. Dieses Recht darf unter keinen Umständen und in keiner Weise beschränkt, suspendirt oder aufgehoben werden“
Unterstützt von: Günther Fröbel. A. Rühl etc.
Moritz Mohl beantragt den Zusatz:
„Gleiches gilt von allen Vereinen, welche das Gelübde der Ehelosigkeit ablegen.“ Verworfen.
Unterstützt von: Blumröder. Scharre. Bogen etc.
Heubner aus Zwickau beantragt den Zusatz:
„Der Orden der Jesuiten und dessen assiliirte Orden sind für alle Zeiten aus dem Gebiete des deutschen Reichs verbannt“,
hinzuzufügen
unterstützt von: Rheinwald. Eisenmann. Rank etc.
veworfen mit 262 Stimmen gegen 140.
Noch wurde ein §. 29a. (von Zachariä und Genossen) mit 224 Stimmen gegen 208 angenommen, er lautet:
„Die in §. 28 und 29 enthaltenen Bestimmungen finden auch auf Heer und Kriegsflotte Anwendung, in soweit die Militär- und Disciplinargesetze es gestatten.“
Bravo rechts folgte dieser neuen Eximirung der Soldateska. Noch interpellirte Wesendonk und Zimmermann aus Spandau, unter Hohngelächter und Unterbrechung von rechts, den sogenannten Biedermannschen Ausschuß, warum ihre Anträge noch nicht begutachtet sind? Herr Jordan aus Marburg erwiedert unter großem Jubel der Rechten und Centren, daß der Berichterstatter erkrankt sei. —
Hierauf vertagte man sich um 1/2 3 Uhr.
Italien.
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@facs0925
[ * ] Turin. 8. Decbr.
Nach der neuesten in Circulation befindlichen Ministerliste wurde Gioja dennoch Präsident des neuen Kabinets; Martin, Inneres; Ricci, Finanzen; della Marmora, Krieg; Galvagno, Justiz; Durini, öffentliche Arbeiten.
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@facs0925
[ * ] Rom, 7. Decbr.
Lunati und Serini haben ihre Ministerstellen aufgegeben. Französische Kriegsschiffe mit Landungstruppen sollen wirklich vor Civita Vecchia gesehen worden sein.
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@facs0925
[ * ] Rom, 4. Dezember.
Der „Contemporaneo“ von gestern schildert die Lage Roms in folgender Weise: „Rom bietet in der That ein imponirendes Schauspiel dar. Der Papst ist am 24. November geflohen, und bis heute, 2. Dezember, ist die Ruhe auch nicht im Mindesten gestört worden. Das Volk gehorcht willig den durch den Papst constituirten Gesetz. Wo ist denn nun die Anarchie, wo jene Republik, von der die Lärmmacher sagten, daß sie nach der Abreise des Papstes proklamirt werden würde? Wosind die Trasteveriner und die Monticcianeo, die mit Messern und Flinten über Rom herfallen, wo die Republikaner, die ihre Hände mit dem Blut der Priester und der Mönche röthen sollten? Das römische Volk ist ein Volk, das die Ordnung liebt und seine Rechte begreift. Es hat bei den Päpsten stets die religiöse von der politischen Macht zu unterscheiden gewußt. Vergebens hat sich der Fürst vom Volke entfernt: das Volk lebt mehr als je mit dem Fürsten vereinigt. Leben wir in Eintracht mit dem Ministerium, welches der Fürst uns zurückgelassen hat!
Das römische Volk sieht mit Schmerz, daß der Papst sich seinem eigenen und Italiens erstem Feinde in die Hände geliefert hat, jenem Könige, der in seiner Hauptstadt den päpstlichen Nuntius zwang, das päpstliche Wappen abzunehmen, und der Jeden einkerkern ließ, der: „Es lebe Pius IX.!“ zu rufen wagte; demselben Könige, der im Einverständniß mit Oestreich der italienischen Sache sein Wort brach! dennoch bleibt das römische Volk ruhig, und erwartet gelassen von den Ereignissen und von der Zeit die Gerechtigkeit und die Genugthuung, die ihm werden müssen! Dank der festen Haltung des römischen Volkes ist jeder Reactionsversuch im Innern eine Unmöglichkeit! Das römische Volk wird fortfahren, dem Ministerium und der Repräsentantenkammer zu vertrauen!“ —
Die beiden Kammern hatten gestern wieder Sitzung: die Repräsentantenkammer, um über die Principien des Wahlgesetzes zu diskutiren, kraft dessen die italienische Konstituante berufen werden soll (nächsten Montag wird die öffentliche Debatte über diesen wichtigen Gegenstand ihren Anfang nehmen), und die Senatorenkammer, um die Abschaffung der exceptionellen Kommissionen und Tribunale zu dekretiren. — Die fünf Deputirten, welche den Papst zur Rückkehr nach Rom einladen sollen, sind abgereist; sie heißen: Fusconi, Vicepräsident des Deputirtenconseils; Abbate Nizzi, Deputirter; Fürst Corsini, Senator; Pieri und Arriphi, Mitglieder der Senatorenkammer. — Der Kriegsminister hat eine Militärkommission mit der Organisation einer zweiten Mobil-Legion beauftragt.
Französische Republik.
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@facs0925
[ 17 ] Paris, 14. Dez.
Das Journal des Debats erklärte hochfahrend, ihm erscheine der ganze Streit zwischen Cavaignac und Bonaparte wie der zwischen den Capuletti und Montechi im Shakesspeare, und ihm liege weit mehr „das Glück des Volkes“ am Herzen. Heute erfreut es sein Publikum mit einer Anpreisung eines abermaligen Meisterstücks aus Vater Dupin's sophistischem Gänsekiel, betitelt: „Wohlfahrt und Eintracht des französischen Volkes,“ und worin wieder auf die beliebte statistische Weise (nach der, wie „Peuple souverain“ sagt, „schon öfter unwiderleglich demonstrirt worden, daß die Katzen eigentlich den Schwanz vorn und den Kopf hinten haben“) bewiesen wird, das materielle Wohlsein Frankreichs sei erklecklich gestiegen seit der Revolution des vorigen Jahrhunderts, denn damals sei die durchschnittliche Lebensdauer achtundzwanzig Jahre gewesen, und heute sei sie vierzig, und die Anzahl der Patentirten habe kurz vor Februar eine Mill. 800,000 betragen, im Jahre 1840 nur etwas über eine Million, 1802 noch weniger u. s. w. „Die Arbeiter sind einfache Soldaten, ruft das Banquierblatt mit erheucheltem Jubel, aber die, welche sich von ihnen zum Patent emporschwingen, haben somit einen Fuß in den Generalstab gesetzt, folglich versündigen sich Sozialreformisten, welche dem Arbeiterstande nur von seinem Elende und der Feindseligkeit der andern Klassen gegen ihn vorzuerzählen wissen.“ Das Volk lacht über dergleichen Quängeleien Dupin's und Konsorten, und nimmt sich mit Recht die Mühe nicht, darauf zu entgegnen. „Der Sozialismus ist in die Reihen unsrer Studenten gedrungen (Democratie pacifique) und das ist ein großes, glückliches Ereigniß; zwar deklamiren die Herren stud. jur. Eugen Leseurre und Arséne, angeblich Namens der Majorität ihrer Commilitonen, im Corsaire, diesem scheuslichsten aller Blätter, gegen das große soziale Bankett der Schulen, aber wir wissen, daß 600 Studenten daran Theil nehmen, und die post festum protestirenden zählen nur 300. Dies zur Beruhigung unsrer Leser. Die Bourgeoisklasse hat, mit wenigen, desto löblichern Ausnahmen nie begreifen wollen oder können, daß während Louis Philippe die Krone trug, eine Umwandlung geschah, eine nothwendige Fortsetzung von 1789. Wir alte Sozialisten nahmen achtzehn lange Jahre vergeblich die Rolle der Kassandra auf uns… man drohte uns mit dem Irrenhause‥‥ Heute, ihr lieben Leutchen, mögt ihr noch ein bischen fortfahren mit Hohnlächeln, aber wissen, daß eure systematische Widerspenstigkeit gegen jede Socialreform den Zorn der Massen entfesselt hat und der wendet sich jetzt gegen das Eigenthum; schon sprechen sie nicht mehr von associiren mit dem Kapital in vielen Werkstätten, sondern wollen es zerstören‥‥ Wenn das persönliche Eigenthum nun wirklich auf einige Zeit verletzt wird, so meßt allein euch die Schuld bei.“
Die Wahl Bonaparte's ist jetzt so gut wie entschieden; sein Hauptblatt: „L'Evenement“ selbst ist bestürzt über das ungeheure Resultat: „Wir wollen nicht Victoria schreien, der Kampf war fast null; wir sagen: Hoffnung!“ Diese Hoffnung des Bauern-Volkes wird natürlich alsobald zu Schanden, und zugleich die des armen Tropfs, der dazu erlesen ist, Frankreich endlich vom Napoleonsschwindel gründlich und auf ewig zu heilen. An der Kaisersäule des Vendomeplatzes, vor dem Hotel des Prinzen, fallen drollige Worte. Ein Blousenmann sagte: „Wir stimmten für ihn, aber was geht er uns an? Die Association wird aufgehen, nicht durch ihn, aber neben und über ihm.“ Ein Bourgeois schauderte bei diesen Worten und seufzte: „Ach, wenn ihr das Gütertheilen vollzogen, was habt ihr dann?“ „Dummkopf,“ war die schnöde Antwort dreier handfester Arbeiter, „wir denken nicht an Theilen, sondern an Produziren.“ Am Eisengitter der Säule verkaufte man das Konterfey des Prinzen das Stück zu einem Sou, und spielte Harfe und sang wit falscher Stimme und schlechtem Gefühl; einige Kinder tanzten. Ein Spaßvogel sagte: „Laßt ihn doch in Ruhe, er will den Degen des Oheims tragen, er wird ihm zwischen die Beine fahren und der Hr. Neffe wird auf die Nase fallen.“
In andern Gruppen war gar keine Rede mehr vom Herrn Neffen, sondern vom Arbeitsrecht. „Wenn er den Girardin zum Polizeipräfekten macht, und uns an die Associationen tastet, alors — bonne nuit, cher neveu! (dann gute Nacht theurer Neffe!)“ Daß er Girardin belohnen, Falloux, den Erzlegitimisten, Odilon-Barrot u. s. w. zu Ministern machen wird, ist ziemlich gewiß; nur sollen Bugeaud, Molé und Thiers, die seit einem Monat Alles, sage Alles dirigiren, erklärt haben, vorerst hinter den Koulissen stehen bleiben zu wollen. Die Klubs werden nächstens mehr beschränkt, auch die Bankette, die Minister Dufaure für „Steine des Anstoßes“ (pierres d'achoppement) erklärt; die neu zusammengesetzte Jury verurtheilt bereits stark, z. B. Bürger Vasbenter von Proudhon's „Le Peuple“ als Eigenthumsverletzer zu 2000 Fr. und 8 Monaten Kerker. Die Associationen der Arbeiter (es giebt schon an zwanzig mit Bureaus) antasten, hieße natürlich Paris der Gefahr aussetzen, von ihnen zugleich auf 4 Ecken angesteckt zu werden, trotz Vater Bugeauds projektirtem Provinzialbourgeoishülfsheer und fabelhaften Bauernkolonnen.
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@facs0925
Paris, 15. Dez.
Die „Presse“ zeigt an, daß Napoleon, der Thronfolger Cavaignac's, bereits sein Ministerium gebildet habe. Namen werden keine genannt.
— Hippolyte Passy, der alte Finanzminister von 1839, soll denselben Posten unter Napoleon bekleiden.
— Der Berg, aus 62 Mitgliedern der Nationalversammlung bestehend, hat folgende Protestation erlassen:
Bürger!
Wir wollten keine Präsidentschaft, weil wir die Einheit der Gewalt wollten.
Die entgegengesetzte Meinung hat die Ueberhand gewonnen; das Volk hat sein Urtheil gesprochen; wir beugen unser Haupt vor ihm. Und daß jetzt die Republik bedroht werden könnte, daß die Grundlagen der Republik angegriffen werden sollten ‥‥ nein, wir wollen es nicht glauben. Wenn jedoch die Feinde der Freiheit, die ihr Interesse an der Unordnung haben, mit verwegenen Plänen umgingen, so wird das Volk allen perfiden Einflüsterungen Widerstand zu leisten wissen. Was uns anbelangt, so werden wir nie vergessen, daß uns die Mission ward, die Republik zu gründen, und wir werden sie, mit Gefahr unseres Lebens, vertheidigen. Es lebe die demokratische und soziale Republik.
— Das Journal des Debats versichert daß de Falloux das Portefeuille des Unterrichtsministerium angenommen hat.
— Rebillot, Kommandant, Oberst der alten Munizipal-Garde soll Polizei-Präfekt werden.
— Louis Napoleon Bonaparte zählt in diesem Augenblicke schon 2,788,849 und Cavaignac 724,394 Stimmen.
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@facs0925
Paris, 14. Decb.
Carlier, der Pariser Dunker, schleudert in den royalistischen Blättern eine schweren Stein gegen Ledru-Rollin, Exminister des Innern, der es gewagt hatte, auf öffentlicher Rednerbühne zu erklären, daß Carlier mit dem Hofe in Claremont und sonstige Potentaten in Verbindung stehe, um die Republik zu verrathen. Carlier richtet in den heutigen Journalen einen langen Brief an Ledru-Rollin in dem es unter andern heißt „‥‥ Ich trat ins Ministerium am 25. März und vom 10. April an sah ich daß Sie ein Mann mit zwei Gesichtern sind, von denen das Eine dem Sadthause, das Andere Ihren geheimen Freunden zugewandt war. Sie ließen mich nur in meiner Stelle, um Ihre Kollegen zu kirren die Ihnen nicht trauten und sich nur durch meine Gegenwart im Ministerium beruhigten. Ich war Ihr politischer Deckmantel. Sie legten meine Berichte unter die Augen ihrer Kollegen und ich frage Sie, haben Sie jemals zu ihnen gesagt: Nehmt Euch in Acht vor dem Verfasser, er verkauft Euch an England?‥… Wie? Sie ein vollblütiger Republikaner, Sie wußten daß ich das Ministerium täuschte; die Republik betrog, die Sie wie Ihre Tochter lieben und Sie zogen mich nicht zur Verantwortung? Das ist ein Verbrechen und im Interesse unseres Landes fordere ich Sie auf Ihre Beweise sofort zu veröffentlichen, widrigenfalls ich Sie einen Verläumder heiße.“
— Ein Haufe von Lehrjungen drang gestern Abend 9 Uhr in die große Glasgallerie des Palais Ex Royal, hob einen der Seinigen auf die Schultern und proklamirte den Kaiser Napoleon II. Aber eine Abtheilung der 2. Bürgerwehrlegion jagte die Jungen auseinander. Beim Auseinanderspringen riefen Mehrere, daß sie sich morgen in die Kammer begeben würden, um dieselbe auseinander zutreiben.
— Die Debats lenken allmählig ein. Sie versprechen der Volksstimme zu gehorchen und die neue Gewalt nicht zu schwächen. Sie sagen wörtlich: Ce n'est pas à nous qu'il appartiendra de l'affaiblir.
Auf diese Weise macht man sich wieder möglich und der neue Herrscher hat ebenso gutes Geld als der alte.
— Ehe Cavaignac abtritt, will er eine allgemeine Amnestie bewilligen — um die rothen Republikaner für sich zu gewinnen. Cavaignac hat heute alle Karrikaturen über Napoleon abreißen lassen.
— In Korsika ist Louis-Lucian Bonaparte, Sohn Lucians, zum Deputirten in die Nationalkammer gewählt worden.
— Changarnier soll an Oudinot's Stelle den Oberbefehl über die Alpen-Armee erhalten der bekanntlich das Kriegs-Ministerium übernimmt.
Nationalversammlung. Sitzung vom 14. December. Anfang 3 Uhr. Vicepräsident Goudchaux sitzt im Fauteuil.
Während das Protokoll vorgelesen wird, tritt Bugeaud in den Saal. Er begibt auf die linke Seite und setzt sich unter Bonaparte. Lamartine, der dicht daneben sitzt, drückt dem Helden der Rue de Transnainon die Hand. Auch der General Regnault aus der Charente Inferieure setzt sich zu ihnen.
Bastide, Minister des Aeußern, und Verninac legen zwei Kreditverlangen im Betrage zu 600,000 und 300,000 Franken vor, von dem sich das Eine auf den Krieg am La Plata bezieht.
Goudchaux: Die Versammlung hat heute zur Erneuerungswahl ihres Präsidenten zu schreiten. Das Skrutinium ist eröffnet.
Lagrange dringt wiederholt auf Amnestie für die Deportirten.
Die Huissiers stellen inzwischen die Urnen auf und die sämmtlichen Glieder begeben sich einzeln auf die Bühne, um ihre Kugeln zu deponiren.
Alle Welt ist sehr gespannt, ob Marrast wieder gewählt und somit gezwungen wird, den Staatschef zu proklamiren.
Die höchste Wahrscheinlichkeit ist für Marrast.
Um 4 1/2 Uhr wird Marrast als Präsident proklamirt mit großer Stimmenmehrheit.
An der Präsidentenwahl nahmen 599 Glieder Theil. Davon fielen auf Marrast 388, auf Lacrosse 129 und auf Bedeau 48 Stimmen.
Lagrange dringt sodann wiederholt darauf, seine Anträge auf Amnestie der Junideportirten spätestens Samstag zu diskutiren
Die Versammlung verwirft indessen diesen Termin mit 374 gegen 217 Stimmen zum Zeichen, daß sie diesen Gegenstand dem neuen Staatschef überlassen möchte.
Buvignier unterstützt den Lagrangeschen Antrag.
Lamoriciere bekämpft ihn, man solle erst die Rückkehr der Kommissarien abwarten. (Zum Schluß! Zum Schluß!)
Baune (vom Berge) weißt auf die Zahl der Unschuldigen unter den Deportirten hin und beantragt die Diskussion auf morgen.
Wird verworfen.
Lamoriciere verspricht nachträglich, die Commissionsberichte zu beschleunigen.
Pelletier kennt mehrere Unschuldige, die er ganz befreit sehen möchte. Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.
Großbritannien.
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@typejArticle
@facs0925
[ * ] London, 14. Decbr.
Die „Times“ ergeht sich heute in längeren Betrachtungen über die Wahl Louis Bonaparte's zum Präsidenten der französischen Republik. Sie mag den glücklichen Mann nicht als Republikaner begrüßen, da er vielleicht im nächsten März schon Kaiser sein mögte. — — Uebrigens drückt sich die „Times“ eben nicht sehr schmeichelhaft über den Prinzen aus. Sie meint, daß man nicht viel von einem Menschen erwarten könne, der sein halbes Leben „in sonderbarer Gesellschaft, im Exile, im Gefängniß, und auf möblirten Zimmern zugebracht habe —.“
Vom Kap der guten Hoffnung lauten die Nachrichten fortwährend günstig; es herrschte vollkommene Ruhe an den Gränzen und viele Kolonisten, die früher die Flucht ergriffen, kehrten zu ihren Besitzungen zurück.
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@facs0925
[ * ] Dublin, den 14. Decbr.
Die katholische Bevölkerung Irlands beginnt ihre Entrüstung über die Vertreibung des Papstes an den Tag zu legen. Die Bewohner der Gemeinden von St. Michael und von St. John hielten gestern stark besuchte Meetings und protestirten laut gegen die dem heiligen Vater angethane Schmach.
Der Lord Lieutenant empfing gestern die neulich erwähnten Deputation einer großen Anzahl hiesiger Katholiken, welche sich darüber beschweren daß bei den noch immer fortgehenden Staatsprozessen nie katholische Jury's zugelassen werden, ein Umstand der bei den jetzt beginnenden Prozeß Garin Duffy's zunächst wieder seinen nachtheiligen Einfluß zeigen dürfte. Der Lord Lieutenant empfing diese Deputation mit der gewohnten Artigkeit, schlug ihr Verlangen aber rund ab und erklärte ihr, daß sie keinen Grund zu irgend einer Klage habe. —
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@facs0925
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@facs0925
Berlin, 5. Decbr.
Die Partei des „patriotischen Preußenvereins“ zu Erfurt hat am Schlusse der Nationalversammlung, zu der ich abgeordnet war, ein Mißtrauensvotum gegen mich zu Werke gebracht, welches ich, insoweit es meine politischen Gesinnungen tadelt, mir lediglich zur Ehre gereichen lassen würde, wenn nicht in demselben zugleich auf eine infame Weise meine Person und öffentliche Wirksamkeit, wie Ursache und Wirkung, zu der bekannten in Erfurt vorgefallenen abscheulichen Emeute vom 24. Novbr. in Verbindung gebracht worden wäre; — und da nun auch jene Partei eine solche Calumnie durch Zeitungen ihrer Farbe vorbereitet, so muß ich meinem Grundsatze, dergleichen Angriffe mit stillschweigender Verachtung zu beantworten, untreu werden und trotz aller Infamie meiner Verfolger antworten. Meine öffentlichen Bestrebungen werden als Ursachen der Entartung und der aus derselben hervorgegangenen Emeute dargestellt und als einzige Thatsachen für diese Deduction gibt man in sophistischer Wortfügung und mit der Gleisnerei echter Jesuiten nur an: 1) daß ich in der Nationalversammlung einen Antrag, auf nachträgliche Untersuchung der Tödtungen und Verwundungen vom 14. März c. gestellt, und 2) durch mein Lokalblatt, in Erfurt unter meiner Verantwortlichkeit erscheinend, den „Aufruhr gepredigt“ habe. „Jahrelang“ soll ich solche Aufruhrbestrebungen gemacht haben, deswegen als Mitursache der Emeute erscheinen, deswegen ihre, der Pasquillanten, „Achtung als Mensch und Staatsbürger“ verlieren, deswegen mein Mandat als Abgeordneter niederlegen. — Ich will beweisen, daß der Kopf der Pasquillanten verrückt, ihr Gemüth von Bosheit erfüllt sein muß. Am 14. März wurden bei einem gewöhnlichen Exceß, den eine kräftige, vom allgemeinen Vertrauen getragenen Behörde auf der Stelle hätte beseitigen können, durch das voreilig requirirte und einschreitende Militär zwei unschuldige Bürger die auf der Flucht waren, rücklings niedergeschossen und viele andre mehr oder weniger schwer verwundet. Das Verbrechen dieses Tages, welches nicht zu den amnestirten politischen gehört, ist weder untersucht noch bestraft worden. Ich habe mich als Abgeordneter verpflichtet gesehen, in der Nationalversammlung auf nachdrückliche Untersuchung um so mehr anzutragen, als durch die Unterdrückung derselben auch die civilrechtlichen Ansprüche, der durch das Verbrechen Beeinträchtigten, unterdrückt wurden. Und deshalb — so schließt die mich verfolgende Partei — ist die Emeute vom 22. Novbr. entstanden. — — „Jahrelang“ sollen meine Bestrebungen und meine Presse „Aufruhr gepredigt“ haben. Nachdem ich eine viermonatliche „Regierungs- und Tendenzen-Strafe“ erlitten, ging ich vom Zuchthause in die preußische Nationalversammlung.
Ich bin sonach seit Jahr und Tag von Erfurt entfernt. Vor meiner Gefängnißzeit konnte ich durch die Presse keinen Aufruhr predigen, denn ich hatte den berühmten Censor, Schulrath Graffunder. Im Zuchthause hatte ich sehr freisinnige Gedanken, aber „Aufruhr gepredigt“ — das habe ich [0926] nicht. Von hier aus habe ich Berichte an meine Wähler, die sich auf Thatsachen beschränkten, durch die Presse veröffentlicht, demokratisch zwar (denn ich bin durch und durch Demokrat), aber nicht „Aufruhr predigend,“ wohl aber hinwirkend auf die breiteste demokratische Grundlage für eine konstitutionelle Monarchie. Das ist Alles — während ich im Gefängniß, vom November bis März, meine Strafe erlitt, wählte mich die Gemeinde Erfurt durch die Stadtverordneten zwei Mal, das letzte Mal einstimmig, als Deputirten zum vereinigten Landtag, mich den „langjährigen Aufruhrprediger!“ Ich wies diese Mission zurück, weil sie mit meinen politischen Ansichten im Widerspruche war; in die National-Versammlung aber ging ich, weil mich das Volk dahin gewählt, und ich habe dort getreulich zur demokratischen Partei, zur Linken gehalten. Das ist nun mein Verbrechen für die Pasquillanten; ich sollte — so wollten sie es — auf der Rechten sitzen, mit jedem Ministerium stimmen; und ich habe gegen jedes Ministerium gestimmt. Un[d] deshalb soll ich eine Mitursache jener Emeute sein. Kann man sich eine verrücktere Logik, eine schwärzere Bosheit denken?! Es ist für mich häßlich, von mir sprechen zu müssen, aber die Infamie der Beschuldigung zwingt mich dazu. Ueber meine geringe parlamentarische Wirksamkeit erhielt ich von Tausenden aus Stadt und Land Vertrauensvoten und die Gesammtgemeinde Erfurt beschloß durch die Stadtverordneten noch in der Sitzung vom 17. November also nach dem Steuerverweigerungsbeschluß, daß sie mir die Diäten garantiren wolle, wofern sie mir vom Ministerium Brandenburg vorenthalten würden. Und 8 Tage später erklären mich einzelne Subjekte als den „Aufruhrprediger“ von Erfurt! Zu den ersten Feinden des Volkes gehörten von jeher auch diejenigen, welche jetzt während meiner Abwesenheit von Erfurt in jesuitisch-schlauer Weise den Terrorismus, welchen die blutigen Schandthaten vom 24. November, so wie das augenblickliche Gelingen der Contrerevolution hervorgebracht haben, dazu benutzen wollen, um mich in der öffentlichen Meinung zu stürzen; sie, in deren Stande ich die Korruption nach Thatsachen bis zum ungestraften Verbrechen schon früher öffentlich dargelegt habe. Es ist ihnen, diesen politischen Jesuiten, auch wirklich gelungen, für ihre Schmähschrift, die sie Mißtrauensvotum nennen, durch allerlei schändliche Mittel und Drohungen und unter der Gewalt des Schreckens viele meiner Mitbürger zur Unterschrift zu verleiten. Indessen zweifle ich auch nicht, mir in Wahrheit das allgemeine Vertrauen bewahrt zu haben und daß auch in diesem Falle am Ende wieder Recht und Wahrheit in Erfurt sich Bahn brechen. Ueber das Weichbild von Erfurt aber geht der Einfluß meiner Verfolger, der auch früher allerdings bis Sanssoucis reichte, jetzt nicht mehr hinaus.
Krackrügge, Abgeordneter für Erfurt.
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Gestern lag auf dem hiesigen Bürgermeister-Amte eine Zustimmungs-Adresse an den König von Preußen offen, welche den Dank über die neue Verfassung und über die Auflösung der National-Versammlung aussprach; die hiesige Kaufmannschaft resp. Casino-Gesellschaft war die erste, die Adresse zu unterschreiben, dagegen war kein anderer Bürger zur Unterschrift zu bewegen. Um nun die Anzahl der Unterschriften zu erweitern, äußerten sich mehrere hiesige Herren, besonders Herr J. M. auf der Oberstraße, gegen ihre Dienstboten, Commis etc., sie müßten nach dem Rathhause gehen, da wäre was zu unterzeichnen, mit dem Bemerken, daß wenn sie ihren Befehlen nicht folgten, sie aus ihren Diensten gejagt würden. Allerdings ist durch diese Aufforderung die Unterschriften-Zahl erweitert worden. Daß die Adresse aber nur der Ausdruck einer kleinen reactionären Klique ist, geht aus Obigem genugsam hervor. Heute cirkulirt die quest. Adresse durch unser Städtchen, man kolportirt sie von Haus zu Haus, allein jeder sich selbst achtende und nur einigermaßen freigesinnte Bürger wird einer so schmachvollen Adresse niemals seine Zustimmung geben.
Uerdingen, den 15. December 1848.
Für mehrere Bürger A. H.
Handelsnachrichten.
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Frucht- und Fourage-Preise vom 1. bis 15. Decbr.
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Brodpreis der Stadt Köln.
Vom 17. bis 24. Dez. 1848.
Ein Schwarzbrod von 8 Pfd. soll kosten 4 Sgr. 6 Pf.
Köln, 17 Dez. 1848.
Der interimistische Polizei-Direktor, Geiger.
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Bekanntmachung.
In hiesiger Werkstatt sollen circa 32 Centner altes Schmiedeeisen, incl. 3 Schmiede-Ambosse und 2 Schraubstöcke, 10 Centner Gußeisen und 5 Centner Messingabfall, so wie mehrere Werkzeuge, welche zum diesseitigen Gebrauche nicht mehr geeignet, öffentlich meistbietend verkauft werden, wozu ein Termin auf Montag den 18. Dezember c., Vormittags 10 Uhr, anberaumt ist.
Deutz, 12. Dezember 1848.
Königliche Verwaltung der Haupt-Artillerie-Werkstatt.
Unger, Hauptmann. Trespe, Lieutenant.
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Bekanntmachung.
Der jährliche ohngefähre Bedarf nachstehender Materialien für die Saline Königsborn, als:
1) Schmiedeeisen 8000 Pfund
2) gewalzte Bleche 12000 Pfund
3) gewalzte Roststäbe 3000 Pfund
4) Rüböl 1400 Maß
5) Segeltuch, 5 Stück à 60 Ellen pro Stück,
6) Talg 600 Pfund
7) Pumpenleder 500 Pfund
soll für das Jahr 1849 mindestfordernd auf dem Wege schriftlicher Erbietungen verdungen werden.
Diejenigen, welche die eine oder die andere Lieferung zu übernehmen gesonnen sein möchten, wollen ihre schriftlichen Forderungen:
ad 1, 2 und 3 pro 100 Pfund,
ad 4 pro Maß,
ad 5 per Stück á 60 Ellen,
ad 6 und 7 pro Pfund,
in preuß. Courant ausgedrückt, in portofreien, versiegelten Schreiben an das hiesige Salz-Amt bis zum 20. Dezember d. J., Vormittags 10 Uhr, eingeben, indem später eingehende Forderungen nicht berücksichtigt werden.
Auf der Adresse des Briefes ist zu vermerken, für welches Material die Forderungen abgegeben werden.
Die Vorbedingungen, welche gegen die früheren in einigen Punkten abweichen und daher vor Abgabe der Erbietungen eingesehen werden müssen, liegen in unserm Geschäftszimmer offen.
Königsborn, 2. Sezember 1848.
Königl. Salz-Amt
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Bekanntmachung.
Am Samstag den 21. Dezember, Vormittags 9 Uhr, [s]ollen im Lokale des Gastwirthes Heinzen zu Mondorf, unterhalb der Siegmündung, etwa 25 Schock Faschinen Faßreifenholz und 150 Bürden einjährige Weiden, welche auf der Insel Kemper-Wehrt geschnitten sind, so wie etwa 50 bis 60 Schock Faschinen vierjähriges Weidenholz, 5 Schock Kopfweidenholz und einige Klafter Pappelnbrandholz, welche in den königlichen Waarden bei Rheidt gehauen sind, öffentlich an den Meistbietenden verkauft werden.
Die Bedingungen des Verkaufs werden im Termine vor dem Ausgebote vorgelesen werden.
Köln, 23. November 1848.
Der Wasserbau-Inspektor, Schwedler.
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Gerichtlicher Verkauf.
Am Montag den 18. Dezember 1848, Morgens 10 Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Altenmarkte zu Köln: Tische, Stühle, Schränke, Kommode, 1 Ofen etc., öffentlich an den Meist- und Letztbietenden gegen gleich baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Lustig.
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Gerichtlicher Verkauf.
Am Montag den 18. Dezember 1848 Morgens 11 Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Heumarkte, an der ehemaligen Börse zu Köln: Oefen, Tische, Stühle, Bettstellen, Schränke, Kommoden etc., öffentlich an den Meist- und Letztbietenden gegen gleich baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Lustig.
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Ankündigung.
Bezugnehmend auf meine, in die hiesigen Zeitungen vom zehnten hujus mensis eingerückte Anzeige wird hierdurch bekannt gemacht, daß mit dem betreffenden Mobilar-Verkaufe am nächstkünftigen Montag den 18. dieses Monats, Vormittags 9 Uhr begonnen, daß dessen Fortsetzung Nachmittags zwei Uhr, und nöthigenfalls auch am folgenden Tage um die gewöhnlichen Vor- und Nachmittagsstunden stattfinden soll
Die fragliche Versteigerung, welche Hausmobilien, Küchengeräthe und sonstige Effekten zum Gegenstande hat, namentlich einen Wiener Flügel, Haus- und Tafeluhren, Oelgemälde, Kupferstiche, Spiegel, Schreibpulte, Schränke, Sekretäre, Sophas etc., erfolgt in dem zu Köln Schildergasse sub Nummer sechs und sechszig und einem Strich gelegenen Hause.
Köln, den 16 Dezember 1848.
Der Gerichtsvollzieher, Brochhausen.
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Ein solider gewandter junger Mann der gute Atteste beizubringen im Stande ist, wünscht baldigst eine Comptoir- oder Reisestelle. Die Exp. sagt wer.
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Schlechters Erklärung.
Diese Zeitung bringt eine Sache in Berührung am 9. dies, welche ich gerne vergessen hätte — da ich aber täglich um den Hergang gefragt werde, so will ich dem Wunsche nachkommen.
Nachdem ich schon 12 Jahre Euer Mitbürger bin, und meine Stirne frei gehalten habe, auch nur immer für des Volkes Glück bedacht war, und wie jedem der mich kennt, bekannt ist, habe ich mit großen Kosten des Volkes Wohlergehen fördern wollen; schon seit dem Jahre 1832 arbeitete ich im Interesse des Volkes, und im Jahre 1846 der Verein den ich gründen wollte, was eine unberechenbare Wohlthat für die Betheiligten gewesen wä[r]e, und nur allein zerfallen ist, weil ich den König als Protektor wünschte, und wo man mir einen Brief vom vorigen König, der über Gewerbe sprach in Stücke zerriß, damals hätte ich mich von Allem lostrennen sollen, was auch 8 Monate mein Grundsatz blieb, allein als Volksmann für Wohlstand, Recht und Wahrheit konnte ich mein Wirken nicht einstellen, und so trieb mich die Liebe zum Volkesglück nach Potsdam zum Könige, um demselben besonders der Handwerker Noth darzustellen. Die ungeheuchelte Liebe zu unserm König, und das Wohlwollen der Krone gegen meine Wenigkeit, gaben mir Hoffnung etwas zu bewirken.
Die Leute sind häufig der Meinung, ich habe vom König oder dessen Familie, oder vom Staat ein Geschenk erhalten, da ich bis heute noch keinen Dreier erhielt, und doch seit 9 Jahre jedesmal dem König in Zeitungen und Gesellschaften überall aus den allgemein bekannten Gründen lobte, obgleich der König Pathe an meinem letztgebornen Sohne ist, mir auch da (auf meine Bitte) kein Geschenk zu Theil wurde, und dennoch ich bei 9 unversorgten Kinder, und die schlechte Zeiten, nicht zu Wohlhabende gezählt werden kann, so wird ein jeder vernünftige Mensch einsehen, das ich aus reiner Liebe dem Könige zugethan bin, und der Mensch, welcher in seinem Herzen Achtung und Liebe gegen Jemand verspürt, und diese zu unterdrücken sucht, aus Furcht, ist der Name feige Memme werth, und wenn ich noch ein Glied bewegen könnte, so würde ich meinen Charakter als geborener Deutsche nicht untergehen lassen. So gerne ich die Volksvertreter in Berlin loben wollte, so kann ich dieses aus dem Grunde nicht, weil 6 Monate anhaltend dort in Berlin uns keine Verfassung hervorbrachten, und 9 Sitzungen habe ich beigewohnt, welche meiner Ansicht nach für das Land keinen Dreier Werth hatten, wohl aber für die Abgeordnete in vieler Beziehung. Die Zeit von der Bildung des letzten Ministeriums an bis zur Auflösung, ist nicht meine Sache zu besprechen, dies will ich Rechtsgelehrten überlassen, allein das ganze Volk ohne Ausnahme war mit der vergeudeten Zeit nicht zufrie[d]en, und diejenige, welche mich gestoßen, geschlagen und getreten haben im Demokraten-Verein, haben nicht den Verstand, das Handeln eines Parlamentes zu unterscheiden, und verlangten von mir, ich sollte meine Liebe zum König aufgeben, und rufen, es lebe die rothe Republik
Ein Stoß auf der Brust, ein Schlag auf den Kopf und ein Schlag auf die Schulter, sind so bedeutend gewesen, das ich heute 8 Tage nachher, schon von Schmerzen aus dem Bette muß, und um 3 Uhr hier an diese Arbeit sitze; sollten meine alte Tagen dadurch Unfähigkeit herbeiführen und mir Mangel zu Theil werden, so bedaure ich nur die Blindheit meiner Verfolger, und werde mein Leiden unter dem Ausrufe ertragen — „Vater verzeihe Ihnen sie wußten nicht was sie thaten“ — denn das Jahr 1848 soll auch auf mich empfindlich wirken.
(Gez.) der Bürger Schlechter in Köln.
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Berlin. Höchst wichtige Erfindung für Bäcker, Hefenhändler, Bierbrauerei- und Branntweinbrennerei-Besitzer, Conditoren, Kaufleute u. s. w.
Die erprobte, sehr deutliche, praktische Anweisung zur Anfertigung einer in England ganz neu erfundenen sehr weißen Kunsthefe oder Bärme, welche im trockenen und flüssigen Zustande ohne Betrieb einer Branntweinbrennerei in jedem Lokal und in jeder Quantität von Jedem selbst sehr billig gefertigt werden kann, kräftiger wie jedes andere Gahrungsmittel wirkt und sich Jahre lang, ohne zu verderben, und ohne an ihrer Treibkraft zu verlieren, hält, ist gegen portofreie Einsendung von 3 Thlr. Courant (vorbehaltlich der Geheimhaltung) bei dem Unterzeichneten zu haben und durch jede Buchhandlung nur von demselben zu beziehen. Bemerkt wird noch, daß dieser Erwerbszweig jetzt besonders vortheilhaft und gewinnbringend ist, da überall Mangel an guter Hefe ist und dieselbe zu guten Preisen bezahlt wird.
Schultz in Berlin, Alexanderstr. Nr. 63, Königl. Preuß. approbirter Apotheker, Chemiker und praktisch-technischer Fabrikant.
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Berlin: Oekonomie-Administratoren — Wirthschafts-Inspektoren — Forst- und Domainen-Beamte — Rentmeister — Secretaire — Oberkellner — Braumeister — Fabrik-Aufseher — Pharmaceuten — Buchhalter- und Handlungs-Commis (für Banqu[i]er-, Comptoir-, Fabrik-, Manufactur-, Schnitt-, Material-, Reise- und sonstige Geschäfte) können sehr gute und dauernde, mit hohem Gehalt verbundene Stellen erhalten, und wollen sich baldigst wenden an die Agentur des Apothekers Schulz in Berlin, Alexanderstrasse Nr. 63
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Einladung zum Abonnement auf die „Freien Blätter.
Dieselben erscheinen von Neujahr ab mit interessantem Feuilleton, wöchentlich 3 Mal, und zwar: Sonntag, Mittwoch und Freitag. Die Richtung der Blätter ist eine durchaus demokratische und bieten sie außer raisonirenden Artikeln, das neueste und wichtigste aus der Tagesgeschichte. Der Preis für Köln und nächste Umgebung ist auf 18 Sgr. festgesetzt; — durch die Post bezogen auf 22 Sgr. 6 Pf. per Quartal (für das Ausland kommt der ermäßigte Postaufschlag hinzu). Insertionen werden zu 6 Pfennige die Zeile aufgenommen, wozu sich die Blätter ihrer ansehnlichen Verbreitung wegen, besonders eignen. Beiträge nach der Tendenz der Blätter nimmt die Redaktion dankbar entgegen.
Bestellungen beliebe man in Köln unter Hutmacher Nro. 17; auswärts bei der nächsten Postanstalt baldigst zu machen.
Köln, im Dezember 1848.
Die Expedition.
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Die in meinem Verlage erscheinende Deutsche Buchdrucker-Zeitung, deren diesjährige Nummern das vollständige Protokoll der Frankfurter Versammlung enthalten, kann von nächstem Jahr an auch durch die Post bezogen werden.
Abonnement 20 Sgr. für das halbe Jahr.
Heinr. Hotop in Kassel.
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Niederländische Dampfschifffahrts-Gesellschaft.
Abfahrten von Köln vom 1. Nov. ab.
Um 5 Uhr Morgens über NYMEGEN nach Rotterdam, jeden Sonntag, Montag, Mittwoch und Freitag.
Um 1 Uhr nach Mitternacht nach MANNHEIM, jeden Montag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.
Von ROTTERDAM nach LONDON fährt der „Batavier“ jeden Dienstag (in direktem Anschluss an das Sonntags von Köln fahrende Dampfboot).
Die Personenfahrgelder für alle Stationen sind um Bedeutendes ermässigt.
Nähere Auskunft für Passagiere und Güter ertheilt die Haupt-Agentur Friedrich-Wilhelmstrasse Nr. 4.
Köln, 1. November 1848.
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Punsch-Stube.
Von heute an wird zu jeder Zeit des Tages warmer Punsch verabreicht. Rum-Punsch 2 Sgr. Arrac-Punsch 3 Sgr. Ananas-Marasquin-Punsch 6 Sgr. das Glas, in der Liqueur-Fabrik von Hub. Cron, unter Gottesgnaden Nr. 13-15.
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ENGLISCHER HOF in Cöln.
Casinostrasse Nr. 1.
Empfiehlt einem reisenden Publikum auf's Angelegentlichste.
Herm. Jos. Thibus.
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Eine große Auswahl in gesteppten Decken und wollenen Bettdecken empfiehlt bestens D. Kothes, Altenmarkt 69.
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Ein schöner Hühnerhund, von vorzüglicher Race, noch nicht ganz zwei Jahre alt, wird billig abgegeben. Die Expedition dieser Zeitung sagt wo.
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Ein Kleiderschrank, Stühle, gepolsterte Fußbänkchen und Arbeitstischchen für Namenstage oder Weihnachtsgeschenke sind billig zu haben, Mühlengasse Nr 10.
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Rum-Punsch-Essenz 18 Sgr. die Flasche, bester Antillen-Rum 12 1/2 Sgr. den Krug bei H. Cron unter Gottesgnaden Nr. 13-15.
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Koaks so wie fette und magere Kohlen sind vorräthig auf dem Lager der Eschweiler-Pannesheider Bergwerks-Vereine am Thürmchen.
U. Keiffenheim, Salzmagazinstraße Nro. 7.
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Coaks ist wieder in sehr guter Qualität vorräthig, in de[r] Gas-Erleuchtungs-Anstalt, Buschgasse 11.
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In einem gut rentirten Geschäfte wird ein Theilnehmer gesucht, der über 6 bis 800 Thlr verfügen kann.
Gef. Offerten beliebe man unter den Buchstaben M. N. Nr. 27 franco der Exp. d. Bl. zu übergeben.
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Oberländische Küche Langgasse 1.
Gastwirthschaft und Restauration.
Zu jeder Tageszeit alle der Saison angemessene Speisen, vorzügliche Weine, Liqueure, Punsch etc.
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Gasthof zum Telegraphen, dem Bonn-Kölner Bahnhofe gegenüber, Weidenbach 11-13.
Einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum die ergebene Anzeige, daß ich meine Gastwirthschaft und Restauration eröffnet habe.
Durch vortreffliche, äußerst billige Weine, so wie gu[t] zubereitete Speisen werde ich mich meinen Freunden und Gönnern besonders zu empfehlen suchen.
H. Hermans.
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Konzessionirtes Vaudeville-Theater.
Heute Sonntag den 17. Dezember 1848:
Das Sonntagsräuschchen.
Lustspiel in 1 Akt von Flota.
Hierauf zum Erstenmale
Es spuckt oder die Kellerratten.
Posse in 2 Akten von Weissenthurm.
Zum Schluß auf allgemeines Verlangen:
Der Curmärker u. die Picarde.
Genrebild in 1 Akt von Schneider.
Entree 10 Sgr. á Person, wofür Getränke verabreich[t] werden.
Kassa-Eröffnung 6 Uhr.
Anfang 7 Uhr.
Franz Stollwerck.
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Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.