[1667]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 294. Köln, Donnerstag, den 10. Mai. 1849.
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Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.
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Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. — Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. — Nur frankirte Briefe werden angenommen. — Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17.
Zu Nro. 292 wurde gestern Morgen ein Extra-Blatt ausgegeben und soviel als möglich versandt.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln, (Die Thaten des Hauses Hohenzollern.) Crefeld. (Unruhen) Berlin. (Neue Aktenstücke Hohenzoller'scher Arroganz. — Truppen nach Sachsen. — Die englische Note an Rußland. — Aus Sachsen. — Klatsch.) Breslau. (Volks-Versammlung. — Militärische Maßregeln. — Ein östreichischer Flüchtling.) Leipzig. (Plakate.) Dresden. (Die Ereignisse vom 6. Mai.) Hannover. (Der König und die Deputation.) Braunschweig. (Gerüchte) Aus der bairischen Pfalz. (Proklamation des Volksausschusses) Wien. (Die Bourgeoisie.)
Italien. Der Kampf vor Rom. Neapel. (Uebergabe Palermo's.)
Französische Republik. Paris. (Der Kampf vor Rom. — Vermischtes. — National-Versammlung).
Deutschland.
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[ * ] Köln, 9. Mai.
Die Regierung des Herrn von Hohenzollern scheint in den letzten Tagen ihrer Existenz und der Existenz des preußischen Staats den alten Ruf des preußischen und Hohenzollern'schen Namens noch einmal auf's Vollste bewähren zu wollen.
Wer kennt nicht die Charakteristik aus Heine's Gedicht:
Ein Kind mit großem Kürbiskopf,
Mit langem Schnurrbart, greisem Zopf,
Mit spinnig langen, doch starken Aermchen,
Mit Riesenmagen, doch kurzen Gedärmchen,
Ein Wechselbalg — — —
Wer kennt nicht die Treubrüche, die Perfidieen, die Erbschleichereien, durch die jene Familie von Korporälen groß geworden ist, die den Namen Hohenzollern trägt?
Man weiß, wie der sogenannte „große Kurfürst“ (als ob ein „Kurfürst“ je „groß“ sein könnte!) den ersten Verrath an Polen beging, indem er, der Alliirte Polens gegen Schweden, plötzlich zu den Schweden überging, um Polen im Frieden von Oliva desto besser plündern zu können.
Man kennt die abgeschmackte Figur Friedrich's I., die brutale Rohheit Friedrich Wilhelm's II.
Man weiß, wie Friedrich II., der Erfinder des patriarchalischen Despotismus, der Freund der Aufklärung vermittelst der Stockprügel, sein Land an französische Entrepreneurs meistbietend versteigerte; man weiß, wie er sich mit Rußland und Oestreich verband, um einen Raub an Polen zu begehen, der noch jetzt, nach der Revolution von 1848, als ein unabgewaschener Schandfleck auf der deutschen Geschichte sitzt.
Man weiß, wie Friedrich Wilhelm II. den Raub an Polen vollenden half, wie er die geraubten polnischen National - und Kirchengüter an seine Höflinge verschleuderte.
Man weiß, wie er 1792 mit Oestreich und England die Coalition zur Unterdrückung der glorreichen französischen Revolution schloß und in Frankreich einfiel; man weiß ebenfalls, wie sein „herrliches Kriegsheer“, mit Schimpf und Schande bedeckt, aus Frankreich herausgetrieben wurde.
Man weiß, wie er dann seine Alliirten im Stiche ließ und sich beeilte, mit der französischen Republik Friede zu schließen.
Man weiß, wie er, der für den legitimen König von Frankreich und Navarra zu schwärmen vorgab, die Krondiamanten eben dieses Königs um ein Billiges der französischen Republick abkaufte und so mit dem Unglück seines „Herrn Bruders Liebden“ Wucher trieb.
Man weiß wie er, dessen ganzes Leben ein ächt hohenzollersches Gemisch von Ueppigkeit und Mystizismus, von greisenhafter Lüsternheit und kindischem Aberglauben war, die Freiheit der Gedankenäußerung in Bischofswerderschen Edikten mit Füssen trat.
Man weiß wie sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm IIII. der „Gerechte,“ seine alten Bundesgenossen für das ihm als Köder hingeworfene Hannover an Napoleon verrieth.
Man weiß, wie er gleich darauf Napoleon an eben dieselben ehemaligen Bundesgenossen verrieth, indem er im Solde Englands und Rußlands, die in der Person Napoleons verkörperte französische Revolution angriff.
Man weiß welchen Erfolg dieser Angriff hatte: die unerhörte Niederlage des „herrlichen Kriegsheeres“ bei Jena, das plötzliche Ausbrechen der moralischen Läusekrankheit am ganzen preußischen Staatskörper, eine Reihe von Verräthereien, Niederträchtigkeiten und Kriechereien preußischer Beamten, davor Napoleon und seine Generale sich mit Ekel abwandten.
Man weiß, wie Friedrich Wilhelm III. 1813 das preußische Volk durch schöne Worte und herrliche Verheissungen wirklich soweit brachte, daß es glaubte, gegen die Franzosen in einen „Befreiungskrieg“ zu ziehen, obwohl es sich um weiter nichts handelte als um die Unterdrückung der französischen Revolution und die Herstellung der alten Wirthschaft von Gottes Gnaden.
Man weiß, wie die schönen Versprechungen vergessen waren, sobald die heilige Allianz am 30. März 1814 ihren Einzug in Paris gehalten hatten.
Man weiß, wie bei der Rückkehr Napoleons von Elba die Begeisterung des Volkes schon wieder so weit abgekühlt war, daß der Hohenzoller durch das Versprechen einer Konstitution (Edikt vom 22. Mai 1815 — 4 Wochen vor der Schlacht von Waaterloo) den erloschenen Eifer wieder beleben mußte.
Man erinnert sich der Verheißungen der deutschen Bundesakte und der Wiener Schlußakte: Preßfreiheit, Verfassung u. s. w.
Man weiß, wie der „gerechte“ Hohenzoller sein Wort gehalten hat: heilige Allianz und Kongresse zur Unterdrückung der Völker, Karlsbader Beschlüsse, Censur, Polizeidespotismus, Adelsherrschaft, Büreaukratenwillkür, Kabinetsjustiz, Demagogenverfolgungen, Massenverurtheilungen, Finanzverschleuderung und — keine Konstitution.
Man weiß, wie 1820 dem Volk die Nichterhöhung der Steuern und der Staatsschulden garantirt wurde und wie der Hohenzoller sein Wort hielt: Erweiterung der Seehandlung zu einer geheimen Leihanstalt für den Staat.
Man weiß, wie der Hohenzoller auf den Ruf des französischen Volks in der Julirevolution antwortete: Truppenmassen an die Gränze, Niederhaltung des eigenen Volks, Erdrückung der Bewegung in den kleineren deutschen Staaten, schließliche Knechtung dieser Staaten unter die Knute der heiligen Allianz.
Man weiß, wie derselbe Hohenzoller im russisch-polnischen Kriege die Neutralität verletzte, indem er den Russen erlaubte, über sein Gebiet zu passiren und dadurch den Polen in den Rücken zu kommen, indem er ihnen die preußischen Arsenale und Magazine zur Verfügung stellte, indem er jedem geschlagenen russischen Korps eine sichere Zuflucht in Preußen bot.
Man weiß, wie das ganze Bestreben des Hohenzoller'schen Unterknäs, im Einklang mit den Zwecken der heiligen Allianz, dahin ging, den Adel, die Büreaukratie und das Militär in ihrer Herrschaft zu befestigen, alle Freiheit der Aeußerung, allen Einfluß des „beschränkten Unterthanenverstandes“ auf die Regierung mit brutaler Gewalt zu erdrücken, und zwar nicht nur in Preußen, sondern auch im übrigen Deutschland.
Man weiß, daß selten eine Regierungsepoche verflossen ist, in der solche löbliche Absichten mit brutaleren Gewaltmaßregeln durchgesetzt wurden als in der Zeit Friedrich Wilhelm III., besonders von 1815-1840. Nie und nirgends ist so viel verhaftet und verurtheilt worden, nie waren die Festungen so voll politischer Gefangenen, wie unter diesem „gerechten“ Herrscher. Und vollends, wenn man bedenkt, welche unschuldige Tölpel diese Demagogen waren.
Sollen wir auch noch auf den Hohenzoller zu sprechen kommen, der nach dem Mönch von Lehnin „der letzte seines Stammes sein wird“? Sollen wir sprechen von der Wiedergeburt der christlich-germanischen Herrlichkeit und von der Auferstehung der blassen Finanznoth, vom Schwanenorden und vom Obercensurgericht, vom Vereinigten Landtag und von der Generalsynode, vom „Stück Papier“ und von den vergeblichen Versuchen Geld zu borgen und all den übrigen Errungenschaften der glorreichen Epoche von 1840-48? Sollen wir aus Hegel nachweisen warum es gerade ein Komiker sein muß, der die Reihe der Hohenzollern schließt?
Es wird nicht nöthig sein. Die aufgeführten Data reichen hin, um den hohenzollerisch preußischen Namen vollständig zu charakterisiren. Es ist wahr, der Glanz dieses Namens war einen Augenblick geschwächt; aber seit das Siebengestirn Manteuffel u. Cons. die Krone umgibt, ist die alte Herrlichkeit wieder eingezogen. Wieder ist Preußen, wie ehedem, ein Vicekönigreich unter russischer Hoheit; wieder ist der Hohenzoller ein Unterknäs des Selbstherrschers aller Reussen und Oberknäs über alle die kleinen Bojaren von Sachsen, Baiern, Hessen-Homburg, Waldeck u. s. w.; wieder ist der beschränkte Unterthanenverstand in sein altes Recht des Ordre-Parirens eingesetzt. „Mein herrliches Krigsheer“, so lange der Prawoslawny Car selbst es nicht gebraucht, darf in Sachsen, Baden, Hessen und der Pfalz die seit 18 Jahren zu Warschau herrschende Ordnung herstellen, darf im eigenen Lande und in Oestreich die geborstenen Kronen mit Unterthanenblut leimen. Das früher in der Angst und Noth des Herzens gegebene Wort scheert uns ebenso wenig als unsere in Gott ruhenden Ahnen; und sind wir erst zu Hause fertig, so ziehen wir mit klingendem Spiel und wehenden Fahnen gen Frankreich und erobern das Land wo der Champagner wächst und zerstören das große Babel, das die Mutter aller Sünde ist!
Das sind die Pläne unsrer hohen Regierenden; das ist der sichere Hafen, auf den unser edler Hohenzoller hinsteuert. Daher die sich häufenden Oktroyirungen und Gewaltstreiche, daher die wiederholten Fußtritte für die feige Frankfurter Versammlung; daher die Belagerungszustände, die Verhaftungen und Verfolgungen; daher das Einschreiten der preußischen Soldateska in Dresden und in Süddeutschland.
Aber es gibt noch eine Macht, die von den Herren in Sanssouci freilich gering geachtet wird, die aber dennoch ein donnerndes Wort dazwischen sprechen wird. Das Volk — das Volk, das in Paris wie am Rhein, in Schlesien wie in Oesterreich wuthknirschend auf den Moment der Erhebung wartet, und das, wer weiß wie bald, allen Hohenzollern und allen Ober- und Unterknäsen geben wird, was ihnen gebührt.
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[ 070 ] Crefeld, 8. Mai.
Neulich schrieb ich Ihnen, welch ungeheuern Stoß das hiesige Schwarweißthum in unserer spulenrasselnden Seidenanstalt erhalten hat. Jetzt ist die Aufregung auf eine Höhe gelangt, daß ein furchtbarer Losbruch der bis jetzt gefesselt gewesenen Menge in jedem Augenblick zu erwarten steht. Am Sonntage hielten die Landwehrmänner hiesigen Bezirks und der umliegenden Orte eine letzte große Versammlung und beschlossen, zu dem auf Montag angesetzten Appell zwar zu erscheinen, jedoch dem Major eine energische Protestation dabei zu überreichen, worin sie erklärten, daß sie unter keinen Umständen einer Einberufungsordre Folgen leisten, überhaupt den Befehlen unseres Standrechtsministeriums nimmer nachkommen, vielmehr mit Gut und Blut für die Frankfurter Versammlung einstehen würden.
Montag Morgen hatte sich nun auf dem Appellplatze außer den Landwehrmännern eine große Volksmenge eingefunden. Sie empfing den, im Bewußtsein seiner preußischen Größe herankommenden Major, mit Akklamationen, die ihn vernünftigerweise zum Rückzuge hätten bewegen müssen.
Im Gefühl seiner Größe indeß beachtete er diese Anzeichen eines drohenden Sturmes nicht, redete vielmehr, wie's in „Meinem herrlichen Kriegsheere herkömmlich,“ die Landwehrmänner an, so daß auch die Gemüther dieser in hohem Grade aufgeregt wurden. An ein Abhalten des Appells war nicht mehr zu denken. Unter Drohungen verließ der Tapfere den Platz, fiel aber nun mit seinem Genossen, dem Feldwebel, der aufgeregten Menge in die Hände, die ihn mit einem Steinhagel begrüßte. Ein Steinwurf hat den Major nicht unbedeutend ins Gesicht verwundet. Aufs Aeußerste gereizt, fuhr er sofort mit Extrapost nach Düsseldorf, um Succurs zu holen. In der That erschien er auch Abends wieder mit einer Eskadron Ulanen. Das Volk hatte dies vorausgesehen und sich in großen Haufen am Eingang der Stadt versammelt, um den ungebetenen Gästen den Eingang streitig zu machen, so daß diese sich genöthigt sahen, die Stadt zu umreiten und von der andern Seite einzurücken. Da brach endlich der lang verhaltene Patriotismus unserer Bourgeois-Schwefelgarde in helle Flammen aus. Diese ehrenwerthen Seidenkrämer wollten den tapfern Vaterlandsvertheidigern nicht die Ehre zugestehen, vor ihnen Brutalitäten an dem wehrlosen Volke auszulassen.
Es wurde Allarm geblasen, die Schwefelgarde erschien ziemlich zahlreich, sperrte die Straßen ab und suchte die Menge auseinanderzutreiben, was ihr auch gelang, da Niemand an ernstlichen Widerstand dachte. Die Elite dieses saubern Korps und unsere Bourgeoisie hoch zu Roß wollten indeß ein Mal ihr Müthchen kühlen, sprengten in die Haufen und schlugen blindlings darauf los. Das ließ sich aber das Volk denn doch nicht gefallen; das Pflaster wurde an mehreren Stellen aufgerissen und die herankommenden Ritter von der Elle mit einem solchen Steinhagel begrüßt, daß Ihnen das zweitemal ein solcher Spaß wohl verleidet sein wird. Von einer Kompagnie dieser Helden, die sage ganze 36 Mann stark erschienen war, wurden 12 durch Steinwürfe blessirt. Leider beklagen wir bei dieser saubern Affaire den Tod eines Mannes aus dem Volke, dem von einem Schandarmen der Kopf gespalten wurde. Die Schwefelgalde dagegen beklagt den Verlust von 73 Gewehren, die heute in den Händen von Landwehrmännern und Arbeitern viel besser untergebracht sind. Heute morgen wurden vom Volke an verschiedenen Stellen Kugeln gegossen und so viel wie möglich Waffen herbeigeschafft. Wir erwarten heute eine ernstere Fortsetzung der gestrigen Ereignisse.
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Berlin, 7. Mai.
Es ist aus dem Kriegs-Ministerium der Befehl erlassen worden, daß noch mehrere preußische Truppentheile von verschiedenen Richtungen aus unverzüglich nach Dresden aufbrechen sollen.
[(Pr. St.-Anz.)]
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[ 068 ] Berlin, 6. Mai.
Ueber die englische Note, welche den Einmarsch der Russen nach Mähren, Galizien und Ungarn so plötzlich sistirt, meldet eine hiesige lith. Corresp. folgendes:
„Der Grund, warum dieser Durchmarsch nicht erfolgte, ist lediglich in der Politik des Cabinets zu St. James zu suchen. Die Rolle, die Rußland in den östreichisch-ungarischen Wirren bereits zu spielen angefangen hat und auch in der deutschen Frage zu spielen die beste Lust zeigte, konnte der Aufmerksamkeit des englischen Cabinets nicht entgehen. Eine so weite Einmischung Rußlands konnte die englische Politik nicht billigen. Die Macht Rußlands, der Erschöpfung Oestreichs gegenüber, bedrohte die staatlichen Verhältnisse eines Theils Europa's. Man kannte die Ansprüche, die Rußland gern auf die Donaufürstenthümer geltend machen würde, sobald sich eine passende Gelegenheit dazu zeigte. Der türkische Geschäftsträger hatte schon vor einiger Zeit bei den Höfen zu Paris und London ein Memoire überreicht, in dem auf die Intensionen Rußlands hingewiesen wurde. Das englische Gouvernement sah sich jetzt im Einverständniß mit der französischen Regierung zu einer Note veranlaßt, die den Erfolg gehabt, den weiteren Einmarsch russischer Truppen (und so auch durch Schlesien) nach Ungarn zu verhindern. Dieselbe Note spricht sich, wie versichert wird, auch ziemlich deutlich über die Politik, die England in der deutschen Frage befolgen wird, aus: England erklärt unumwunden, daß es eine direkte Einmischung Rußlands in die deutschen Angelegenheiten eben sowenig dulden werde, als es selbst direkt in die deutsche Entwickelung eingreifen werde. — Die neuen Nummern der Times bringen leitende Artikel, die diesen von dem englischen Ministerium eingeschlagenen Weg deutlich genug vertreten.
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[ X ] Berlin, 7. Mai.
Aus Dresden nur Gerüchte. Es sollte eine Barrikade in der Schloßgasse vom Militär genommen sein. 1000 Preußen wären von Görlitz in Dresden eingerückt, der Kampf habe gestern Morgen um 3 Uhr wieder ernstlich begonnen u. dgl. m. Andererseits wurde erzählt, das zweite Bataillon Preußen sei bis Burgsdorf gekommen, habe dort aber die Schienen aufgerissen und Alles von Bewaffneten erfüllt gefunden, welche die Waggons umdrängten und die darin eingeschlossenen Soldaten, welche sich natürlich nicht gut vertheidigen konnten, zu massakriren droheten, wenn sie ausstiegen. Der Zug sollte nun zurück, aber schon waren die Schienen auch hinter ihm aufgerissen. Das Bataillon war also festgebannt, bis es versprochen hatte, nicht vorzurücken. Es soll nach Berlin gemeldet haben, ohne Kavallerie und Artillerie könne man nichts machen. Es sollen demnach die Kürassiere aus Brandenburg und die Husaren aus Weißenfels und Merseburg in Sachsen einrücken.
Der Zug, welcher sonst direkt von Dresden, jetzt nur von Röderau oder Jüterbogk in der Nacht kommt, wurde mit noch größerer Spannung von vielen Menschen erwartet. Aber der Bahnhof
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wurde geräumt, Niemand wurde zugelassen. Die Prinzen kamen an, und endlich sah man viele Verwundete, welche mit dem Zuge aus Sachsen angekommen waren, in das Militärlazareth bringen.
Es sind nun hier folgende sehr günstige Nachrichten verbreitet. Ein Bataillon Preußen sollte in Dresden angekommen und die sächsischen Soldaten treulos zu ihnen übergegangen sein. Darauf hätte das Volk mit den Freischaaren ein furchtbares Feuer auf sie eröffnet und besonders die Preußen wären fast ganz vernichtet. Theilweise bestätigen sich diese Nachrichten. Die Straßenschlacht war von ungewöhnlicher Heftigkeit, das alte Theater und der Zwinger standen in Flammen, man hörte den Kanonendonner weithin. Jedenfalls haben die Truppen große Verluste erlitten. — Der Zuzug war von allen Seiten eingetroffen, besonders auch Freiberger Bergknappen, welche sich eben damit beschäftigten, das Schloß zu unterminiren.
Der untere Theil des Zeughauses ist im Besitz des Volkes und die Waffen, Geschütze etc. sind herausgenommen. Aus dem alten Theater hatte man ebenfalls drei Kanonen bekommen. Am Sonntag Abend dauerte der Kampf in gleicher Heftigkeit fort. — Dem bewaffneten Zuzug hatten sich Männer aus allen Volksklassen angeschlossen. — Uebrigens muß ein Theil des preußischen Militärs schon auf dem Wege nach Dresden einen bedeutenden Kampf überstanden haben, denn es kamen in der Nacht viele Todte und Verwundete mit der Eisenbahn hier an.
In Leipzig war gestern Abend der Kampf ebenfalls ausgebrochen, veranlaßt durch die Feigheit der Stadtbehörden und eines Theils der Kommunalgarde. Die provisorische Regierung hatte aufgefordert, sich doch etwas mehr an der Bewegung zu betheiligen, und der Stadtrath sich darauf — unter den Schutz der Centralgewalt gestellt. Das Volk hatte Waffen verlangt, ein Theil der Kommunalgarde schreitet ein und will das Volk vom Rathhaus entfernen, das es umlagert hält. Das Volk will das Rathhaus nicht eher frei machen, bis der Stadtrath die provisorische Regierung anerkannt hat — da giebt ein Theil der Kommunalgarde Feuer auf das Volk, welches das Feuer erwidert und sich durch Barrikaden schützt. Vierzehn Todte sollen gestern Abend auf beiden Seiten geblieben sein. Heute früh, als der Zug abging, begann der Kampf von Neuem.
Als in vergangener Nacht der Zug aus Sachsen signalisirt war, wurde das zahlreiche Publikum mit Gewalt vom Perron des Bahnhofes vertrieben. Der Kriegsminister, viele seiner höhern Beamten erschienen und sahen höchst besorgt aus. Es wurde sogleich Ministerrath gehalten und man soll beschlossen haben, noch mehr Truppen nach Dresden zu schicken. Man bemühete sich sehr, zu verhindern, daß die Nachrichten in das Volk kämen, was dafür zu sprechen scheint, daß die Königlichen eine Niederlage erlitten haben.
Als das vorgestern von hier per Eisenbahn abgefahrene Bataillon Preußen bis Röderau kam, fand es die Schienen aufgerissen und mußte, nach einigen von uns schon gemeldeten Brutalitäten, aussteigen, um seinen Siegeszug zu Fuß fortzusetzen. Als man 3-4 Stunden, nachdem diese unliebsamen Gäste den Bahnhof verlassen hatten, die Waggons durchsuchte, fand man in dem einen — einen schlafenden Offizier. Die ganze Nacht vorher hatte das Offizierkorps des Kaiser Alexander Regiments nämlich dem Gott des Weines geopfert, und nur allzufleißig auf die schnelle Besiegung der Kanaille und auf die frischen Lorbeeren angestoßen. Unser junger Held war beim Erwachen, als man ihm sagte, daß seine Kameraden schon sehr weit fort seien, natürlich sehr erschrocken, wollte aber doch nicht dem Rath der Röderauer folgen, nun lieber da zu bleiben, da er in Gefahr sei, von bewaffneten Bauern todt geschlagen zu werden. Er ist demnach, wie wir hören, die Schienen entlang gegangen, um wieder zu seinem Bataillon zu kommen.
Der Buchhändler Löwenherz hatte ein Extrablatt mit den „neuesten Nachrichten aus Sachsen“ drucken lassen, da drangen heute Mittag 6 Füsiliere mit Bajonetten bei ihm ein, rissen die Extrablätter vom Fenster, verboten ihm (ohne Ordre) noch mehr solche „Schandnachrichten“ zu verbreiten, „er würde schon sehen, was ihm dann geschehe“. So sorgt das „herrliche Kriegsheer“ für den unbefleckten Ruhm seiner Kameraden in Sachsen!
Die Feigheit geht hier soweit, daß die Buchdruckereien weder neue Extrablätter, noch den Aufruf des Klub Donnersberg drucken wollen.
Der Lieutenant v. Mauschwitz hatte den Redakteur der Kreuzzeitung, Herrn Wagner bekanntlich, wegen Verläumdungen derb gezüchtigt, und war des Mordversuchs angeklagt, bis jetzt im Gefängniß. Er ist jetzt aber freigelassen, weil die Anklagekammer nur eine Real-Injurie in der Züchtigung Wagner's erblickte.
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@facs1668
[ * ] Berlin, 7. Mai.
Herr von Hohenzollern, Kais. russischer Unterknäs in Sanssouci hat durch seine getreuen Knechte Brandenburg und Genossen das folgende Cirkular an die Oberpräsidenten der Provinzen erlassen, das der Pr. St. Anz. in seinem „amtlichen Theile“ bringt:
Die deutsche Nationalversammlung in Frankfurt hat am 4. d. M. unter Anderem folgende Beschlüsse gefaßt:
1) Die Nationalversammlung fordert die Regierungen, die gesetzgebenden Körper, die Gemeinden der Einzelstaaten, das gesammte deutsche Volk auf, die Verfassung des deutschen Reichs vom 28. März d. J. zur Anerkennung und Geltung zu bringen;
2) sie bestimmt den 22. August d. J. als den Tag, an welchem der erste Reichstag auf Grund der Verfassung in Frankfurt a. M. zusammenzutreten hat;
3) sie bestimmt als den Tag, an welchem im deutschen Reiche die Wahlen für das Volkshaus vorzunehmen sind, den 1. August d. J.
Durch diese Beschlüsse, welche einerseits offen in das Gebiet der ausführenden Regierungsgewalt übergreifen, andererseits die Verfassung ohne Zustimmung der Regierungen und vor ihrer Einführung durch dieselben als rechtsgültig voraussetzen, überschreitet die Nationalversammlung auf das Entschiedenste ihre Befugnisse und entfernt sich ganz von ihrer Aufgabe, im Verein mit den Regierungen die Verfassung Deutschlands zu gestalten.
Die Regierung Sr. Majestät hält es für unerläßlich, den Behörden wie den Bürgern des Staats keinen Zweifel darüber zu lassen, welche Stellung sie diesen Beschlüssen gegenüber einnehme.
Wenn die Nationalversammlung durch die in Nr. 2 und 3 enthaltenen Anordnungen, aus eigener Machtvollkommenheit, einen Termin für den Zusammentritt des Reichstags und die Vornahme der Wahlen für das Volkshaus bestimmt, so ist es einleuchtend, daß sie sich damit ein Recht anmaßt, welches ihr selbst von denjenigen Staaten, welche sich zur Annahme der von ihr beschlossenen Verfassung bereit erklärt haben, nicht zugestanden werden könnte, da nach den Bestimmungen der letzteren selbst die Berufung des Reichstages nur in den Befugnissen des Reichs-Oberhauptes liegt. Am allerwenigsten aber kann diese eigenmächtige Verfügung der Versammlung irgend eine Geltung oder rechtliche Wirkung für diejenigen Staaten erlangen, welche jene Verfassung weder eingeführt, noch anerkannt haben. Es würde jede Ordnung in Deutschland zerstört werden, (!) wenn es der Versammlung gestattet werden könnte, die Verfassung einseitig und partiell ins Leben zu rufen. Die Königliche Regierung darf daher nicht anstehen, zu erklären, daß sie diese Beschlüsse in keiner Weise anerkennen oder zur Ausführung bringen kann.
Indem aber die Nationalversammlung durch den ersten derselben, neben den Regierungen, auch die gesetzgebenden Körper, die Gemeinden der Einzelstaaten und das gesammte deutsche Volk auffordert, die von ihr beschlossene Verfassung zur Anerkennung und Geltung zu bringen, droht sie die rechtlich nothwendige (!) Mitwirkung der Regierungen zu umgehen und setzt sich der Gefahr aus, dahin verstanden zu werden, als wolle sie die einzelnen Körperschaften und das Volk veranlassen, die Verfassung selbstständig und ohne die Sanktion der Regierungen, also auf dem Wege der Gewalt und der Revolution (!) zur Ausführung zu bringen.
Die Königliche Regierung ist ihrerseits fest entschlossen, allen aus dieser Aufforderung direkt oder indirekt hervorgehenden gesetzwidrigen Bestrebungen, von welcher Seite sie auch kommen mögen, mit dem vollen Ernste des Gesetzes entgegenzutreten. Sie darf sich über die Möglichkeit nicht täuschen, daß, nachdem in benachbarten Staaten offene Auflehnung gegen die rechtmäßige (!) Regierung stattgefunden, auch in Preußen durch ähnliche Einflüsse eine Agitation (!) versucht (!) werden möchte, (!!) welche Manche irre leiten und die traurigsten (!) Folgen haben könnte. Sie hält es daher nicht für überflüssig, ihren festen Entschluß auszusprechen, dem Gesetz des Landes überall Achtung (!) und Geltung (!) zu verschaffen, und, indem sie von Ew. etc. erwartet, daß Sie in der Ihrer Verwaltung anvertrauten Provinz mit Umsicht und Wachsamkeit, sowie mit Energie und Entschlossenheit die erforderlichen Maßregeln jederzeit und ohne Verzug treffen werden, so will sie hiermit zugleich Sie beauftragen, den Ihnen untergeordneten Behörden ihren Willen kundzugeben und es denselben zur strengsten Pflicht zu machen, alle gesetzwidrigen Versuche zur Durchführung der in Frankfurt berathenen Verfassung auf das Schleunigste und mit aller Energie zu verhindern.
Die Königliche Regierung vertraut indessen dem bewährten gesunden und gesetzlichen (!) Sinne (!) des preußischen Volkes, daß es selbst das einfache (!) und klar (!) zu Tage liegende Recht (!) erkennen und sich nicht zu gesetzwidrigen Schritten hinreißen lassen werde(???)
Se. Maj. der König hat es ausgesprochen, daß er mit aufopfernder Thätigkeit der deutschen Sache Sich hingebe und seine ganze Kraft dem hohen Ziele der deutschen Einigung und dem Ausbau einer Verfassung, welche das Verlangen und Bedürfniß der deutschen Nation befriedige, widme. Die Regierung Sr. Majestät ist fest entschlossen, diesen Königlichen Willen zur Ausführung zu bringen. Sie darf die Hoffnung hegen, daß die Erreichung dieses Zieles nicht fern sei, und sie erwartet von dem preußischen Volke, daß es sie durch festes und ernstes Verharren auf dem Wege des Rechts und des Gesetzes in ihren Bemühungen dafür unterstützen werde. Dadurch allein kann der Erfolg verbürgt werden.
Berlin, den 7. Mai 1849.
Das Staats-Ministerium.
An die Königlichen Ober-Präsidenten.
(Folgen die Unterschriften.)
An diese liebenswürdige Expektoration schließt sich würdig die Korrespondenz zwischen Brutus-Bassermann, derzeit abermals Reichskommissar in Berlin, und dem edlen Bürger Brandenburg. Brutus erzählt, er sei nach Berlin beordert, um 1) die Anerkennung der sogenannten Reichsverfassung zu erwirken, und 2) dafür zu sorgen, daß der Belagerungszustand in Berlin aufgehoben werde. In möglichst demüthiger Sprache gesteht Brutus, daß die Note vom 28. April und die bereits erfolgte Auflösung der Kammer ihm die Erfüllung des größten Theils seines Auftrags vorweg abgeschnitten habe; dann aber fleht er: damit er doch nicht ganz unverrichteter Sache zurückkehre, möge man doch wenigstens den Belagerungszustand in Berlin und Erfurt aufheben.
Auf dies bescheidene Schreiben antwortet der Bürger Brandenburg mit folgendem unverholenen Fußtritt:
Ew. etc. geehrtes Schreiben vom gestrigen Tage, so wie die demselben beigefügte, von Sr K. H. dem Erzherzog-Reichsverweser ausgestellte Vollmacht habe ich zu erhalten die Ehre gehabt, und nachdem ich dieselben dem Königlichen Staats-Ministerium vorgelegt, habe ich die Ehre, Folgendes darauf zu erwidern:
Ew. etc. zeigen darin der Königl. Regirung an, daß Ihnen der Auftrag geworden sei, in Ausführung des Beschlusses der deutschen National-Versammlung vom 26. v. M. die Königliche Regierung zu veranlassen, daß sie einerseits die Anerkennung der in Frankfurt berathenen Verfassung, einschließlich der Wahl des Oberhauptes und des Wahlgesetzes ausspreche, andererseits sowohl den Zusammentritt neuer Kammern möglichst beschleunige, als auch den für Berlin und Erfurt noch bestehenden Belagerungszustand aufhebe.
Der erste Theil Ihres Auftrages bezieht sich auf eine allgemeine deutsche Angelegenheit, in welcher die Königliche Regierung die Berechtigung der provisorischen Central-Gewalt, eine bestimmte Erklärung zu verlangen, nicht in Zweifel zieht. Ew. etc. bemerken indeß selbst, daß dieser Theil Ihres Auftrages bereits erledigt sei, indem die Königliche Regierung ihre desfallsige ausdrückliche Erklärung schon vor Ihrer Ankunft nach Frankfurt hat gelangen lassen. Sie kann die Verfassung, welche erst durch die Zustimmung der deutschen Regierungen in Wirksamkeit treten kann, weder jetzt als rechtsgültig anerkennen, noch auch derselben in ihrer jetzigen unveränderten Gestalt ihrerseits ihre Zustimmung geben. Sie hat sich über die Gründe, welche sie bei diesem Entschluß geleitet, bereits ausgesprochen, eben so wie über den Weg, auf welchem sie fortwährend der deutschen Einigung ihre Kräfte zu widmen Willens ist. Sie gibt es hiermit noch einmal der National-Versammlung anheim, ob sie auf diesem Wege mitwirken und zu dem Ende zu einer Verständigung die Hand bieten will; sie wird sich aber in keinem Falle abhalten lassen, auf die eine oder die andere Weise Alles zu thun, um das wahre Bedürfniß der deutschen Nation zu befriedigen und derselben zugleich eine gesetzliche Mitwirkung bei der Gestaltung der deutschen Verhältnisse zu sichern.
Anderer Art ist der zweite Theil des Auftrages, welcher Ew. etc. zu Theil geworden ist. Er bezieht sich auf die inneren Verhältnisse des preußischen Staates und die Maßregeln, welche die Königliche Regierung zum Schutze der öffentlichen Ordnung und Sicherheit im eigenen Lande getroffen hat.
Die Königl. Regierung ist überzeugt, daß die provisorische Central-Gewalt nicht die Absicht haben kann, sich in diese inneren Verhältnisse des preußischen Staates einmischen zu wollen. Es würde da er auch nicht am Orte sein, wenn ich die Rechtfertigung jener Maßregeln hier übernehmen wollte. Die Königl. Regierung kann sich bei allen diesen Maßregeln nur von der Rücksicht auf die Pflichten, welche ihr dem eigenen Lande gegenüber obliegen, und auf ihre Verantwortlichkeit gegen dasselbe leiten lassen. Sie ist es dem Lande schuldig, die Ruhe und Ordnung mit starker Hand zu wahren und aufrecht zu erhalten und zugleich jeder von außen kommenden Agitation, von welcher Seite her es auch sei, den Eingang möglichst zu verschließen Stark in dem Bewußtsein, sich auf dem festen Boden des Rechtes zu bewegen, und in dem Vertrauen, daß die ganze begonnene Kraft des Volkes zu ihr steht, fühlt sie sich dieser ernsten Aufgabe gewachsen, für welche sie die volle Verantwortlichkeit übernimmt. Sie wird sich nur freuen können, wenn die provisorische Centralgewalt ihr dieselbe erleichtern will, indem sie derjenigen Agitation, welche in ihrer eigenen Nähe vielfältig versucht worden ist und auch jetzt in bedenklicher Weise sich zu regen beginnt, energisch entgegentritt und das ganze Gewicht ihres Ansehens und Einflusses in die Wagschale der Ordnung und der gesetzlichen Freiheit legt.
Die Centralgewalt wird dadurch dem gemeinsamen deutschen Vaterlande einen Dienst erweisen, für welchen alle Freunde der wahren Freiheit ihr danken werden, und indem sie dabei auf die volle Unterstützung Preußens zählen kann, wird sie zugleich das Werk der deutschen Einigung am sichersten fördern, welches nur auf der Achtung des Rechts erbaut werden kann. Die Königliche Regierung giebt sich gern der Hoffnung hin, daß die provisorische Centralgewalt ihr volle Gerechtigkeit widerfahren lassen und daß sie selber nicht in den Fall kommen werde, ihr Recht anders als durch die einfache Darlegung desselben wahren zu müssen.
Berlin, den 3. Mai 1849.
Der Minister-Präsident
(gez.) Graf von Brandenburg.
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[ 61 ] Breslau, 6. Mai.
Zwischen Berlin, Dresden und Wien bildet Breslau jetzt gleichsam den Mittelpunkt der revolutionären Bewegungs-Peripherie, und es kann nicht ausbleiben, daß wir heute oder morgen in dieselbe hineingerissen werden. Seit gestern Abend ist die Luft so schwül geworden daß das Gewitter in der That jeden Augenblick losbrechen kann. Eine vom demokratischen Verein gestern mittelst Plakat für heute im Schießwerder ausgeschriebene Volksversammlung, ist ohne Angabe von Gründen vom Polizeipräsidium sofort verboten worden. Dieselbe soll nun im Gartensaale des deutschen Kaisers stattfinden. Ein gewisser Himptsch veranlaßte gestern Abend in der Ohlauer Straße dadurch einen Volksauflauf, daß er laut wider die Demokratie lästerte. Er wurde in Folge dessen vom Volke gehörig durchgebläut. Gleichzeitig soll in einem andern Stadttheil ein Soldat mit blanker Waffe über die Straße gezogen und vom Volke entwaffnet worden sein. Dies veranlaßte die Militärbehörde, einige Straßen absperren und in den Ring besetzen zu lassen. Starke Patrouillen durchzogen hierauf in der Nacht die Stadt. Hierdurch, sowie durch die Nachrichten aus Sachsen, ist die Aufregung bedeutend gestiegen, und das Volk steht heute in Gruppen auf dem Theaterplatz u. s. w. Gestern Nachmittag, während der Nacht und heute ist mittelst der märkischen Eisenbahn Militär nach Sachsen befördert worden, ohne daß vom Volke dagegen Einhalt gethan worden. Die Zeitungen fahren fort, Beispiele von dem Elende mitzutheilen, welches überall in Schlesien herrscht, und eine kategorische Revolution am Ende hier unvermeindlich macht, — die Revolution des Elends. In einem Uebermaß mordsüchtiger Unverschämtheit veröffentlichen mehrere reaktionäre Vereine des Landes heute Vertrauensadressen, die sie wegen Auflösung der Kammern an das Ministerium geschickt. Die meisten dieser Veröffentlichungen tragen indessen keine Namensunterschriften. Ich glaube, daß es von oben herab auf einen Putsch abgesehen ist, damit der Belagerungszustand erklärt werden und den Bürgern die Waffen abgenommen werden können. Dadurch würde man sowohl gegen Ungarn, als Sachsen viel freier operiren können; ein allgemeiner siegreicher Aufstand in Schlesien könnte diese Operationen der Volksmörder indessen gewaltig überraschen. Wie ich höre, soll auch der Bürgermeister gestern Abend eine Katzenmusik erhalten haben.
Der demokratische und der demokratisch-soziale Verein haben gestern ein Plakat anschlagen lassen, in welchem sie das Volk vor den „nichtswürdigen Agenten“ warnen, welche im Auftrage des Ministeriums Schlesien durchschwärmen, um das Volk zu überreden, sich an der gegenwärtigen Bewegung nicht zu betheiligen. Selbst die Schlesische Zeitung bekommt Angst vor den Mordfantatikern der Contrerrevolution, die ihrem gottbegnadeten Ursprung getreu, sich à la König von Sachsen nun in ihre festen Raubburgen zurückziehen, damit das Volk sich für sie desto ungestörter zusammenmorde.
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[ 61 ] Breslau, 6. Mai.
Bahnhof 31/2 Uhr. Der eben ankommende Wiener Zug speit einen alten österreichischen Schmökert von General aus, eine ächte k. k. Standrechtsbestie, die in ihrer hülflosen Verzweiflung nach Berlin reist. Der Diener erzählte, der jugendliche Standrechts-Tamerlan habe sich gestern Morgen in aller Frühe durch Wien nach Schönbrunn geschlichen, wo er sich vorläufig incognito aufhalte.
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[ 61 ] Breslau, 6. Mai.
Die Volksversammlung im Gartensaal des deutschen Kaisers war äußerst zahlreich besucht und sehr stürmisch.Stein, Semrau und Elsner hielten die energischsten Reden, welche das Volk entflammten und nach dem Schlusse der Versammlung in großen Massen nach dem Rathhause ziehen ließen. Proletarier trugen die rothe Fahne voran, man wollte den Magistrat zwingen, sich über die deutsche Frage zu erklären. Das Militär, das den ganzen Nachmittag konsignirt war, rückte nun aus, da es den Gensdarmen und Polizeimannschaften nicht gelingen wollte, die Massen zu zerstreuen. Auf der Schuhbrücke wollten Gensdarmen und Polizei dem Volke eine rothe Fahne entreißen und es kam zu flachen Hieben. Vor dem Nikolaithor drang das Volk in das Haus des Bürgermeisters Bartsch, Kürassire rückten an und säuberten es, wobei scharf eingehauen worden. Nimptsch soll heute Mittag an der gestrigen Lektion gestorben sein. Das Militär durchzieht fortwährend (1/2 8 Uhr Abends) die Straßen, einzelne Pikets haben sich an geeigneten Punkten aufgestellt. Der Kampf scheint unvermeidlich. Aus den nächsten Orten sind die Abgeordneten hiehergeeilt, Elsner erhielt während das Militär an ihm vorübermarschirte, ein Hoch vom Volke. Es sollen nur 5000 Mann hier anwesend sein, darunter 200 Kürassire, der Belagerungszustand wird ebenfalls eintreten, wenn es nicht bald zum Kampfe kommt und das Volk siegreich aus ihm hervorgeht. Die Soldaten sollen von den Offizieren mit Schnaps und Cigarren begeistert worden sein.
8 Uhr. Das Volk steht in dichten Reihen an der Ecke des Rings und der Junkern-, sowie in der Schweidnitzerstraße. Die öffentlichen Gebäude sind stark mit Mannschaften besetzt. Die Büreaukratie und Bourgeoisie haben sich von denStraßen in ihre Nester zurückgezogen und reden vom „Gesindel.“
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[ * ] Wien, 4. Mai.
Mit welcher ächten kaufmännischen Kaltblütigkeit die Wiener Bourgeoisie die ungarischen Ereignisse betrachtet, obwohl sie weiß, daß mit dem Einrücken der Ungarn in Wien auch ihre ganze Existenz bedroht ist; mit welcher Sicherheit ferner die Losreißung Ungarns in Wien als eine für allemal abgemachte Thatsache betrachtet wird, beweist folgende Mittheilung unseres [unleserlicher Text] Korrespondenten unter obigem Datum:
In Wien erregte die Unabhängigkeitserklärung Kossuth's bei der revolutionären Partei große Freude und Sensation, nur die Konservativen schreien ach! und weh!, und prophezeien uns trotz der freundschaftlichen Versicherung Kossuth's, mit uns im besten Einvernehmen stehen zu wollen, Noth, Theurung, gänzlicher Ruin unserer Gewerbe und Industrie, da, wie sie fürchten, die Ungarn ihre reichen Naturprodukte um theures Geld nach England ausführen werden, und umgekehrt ihre Industrieprodukte um billigeres Geld und besser aus England beziehen werden.
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[ * ] Wien, 5. Mai.
Der Kaiser ist plötzlich in Schönbrunn angekommen, man sagt, um sich an die Spitze der Truppen zu stellen. Dem Volke wird vorgeschwatzt, der rechtgläubige Czar werde ebenfalls erwartet.
Die Kaiserlichen stehen auf Preßburg gestützt, in einer festen Position zu beiden Seiten der Donau, rechts an den Neusiedlersee gelehnt und hinter Sümpfen verschanzt, links bis an die Ausläufer der kleinen Karpathen sich ausdehnend. Ein Angriff der Ungarn auf dem linken Ufer auf Preßburg, das Centrum und dem linken Flügel, ein Angriff auf Oedenburg und Umgehung des Neusiedlersee's wird die einfachste Weise sein, die Stellung zu sprengen und zugleich Wien von zwei Seiten zu bedrohen.
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Dresden, 6. Mai.
Ueber die Ereignisse dieses Tag s lassen wir den Bericht des Leipziger Heulerorgans, der „D. A. Z.“ folgen:
Den 6. Mai (5 Uhr früh). Vor einer halben Stunde hat das Sturmläuten und der Kannonendonner wieder begonnen. Das Kleingewehrfeuer über die Elbe hinüber und herüber hat die ganze Nacht gedauert. Die Bildergallerie soll nicht unbedeutend gelitten haben, indem in den Sälen derselben Militär postirt ist, was von der Moritzstraße aus dem Hotel de Saxe und aus Stadt Rom beschlossen wurde. Das Grenadierbataillon vom Regiment Alexander ist noch nicht eingetroffen. Die Eisenbahn soll an mehreren Orten zerstört sein.
(7 Uhr). Die Infanterie und die Artillerie rücken in Massen zum Angriff aus. Das Füselierbataillon Preußen steht auf dem Neustädter Markte als Reserve aufmarschirt. Ein dicker Qualm steigt in diesem Augenblicke empor; das alte Opernhaus am Zwinger brennt. Die Flamme lodert hell auf und greift um sich. Zwei 12-Pfünder fahren auf dem Zwingerwall auf.
(9 Uhr.) Zwei Stunden dauert die Kanonade schon; das Feuer scheint nieder zu sein. Ueber den Stand des Kampfes erfährt man nichts Zuverlässiges. Verwundete werden nach der Neustadt geschafft, sowie andererseits immer frische Munition über die Brücke transportirt wird.
(11 Uhr.) Die Preußen haben jetzt oberhalb der Brücke auf der fliegenden Fähre, die man von Pillnitz herbeigeschafft hat, über die Elbe gesetzt. Die Artillerie hat sich vom Zwingerwall zurückgezogen. Dagegen wird von der Terrasse aus seit einer Stunde aus Zwölfpfündern auf die Stadt gefeuert; Schuß auf Schuß folgt. In der Altstadt sollen auch bereits mehrere Kanonen im Gebrauche sein.
(3 Uhr.) Vor einer Stunde ist die Erklärung wegen des Belagerungszustandes durch Plakat verkündet worden. Der Kampf dauert fort und das Militär muß jeden Fuß breit erkämpfen. Die [1669] Kanonade ist furchtbar. Man schießt durch das Georgenthor in die Schloßgasse hinauf. Man transportirt Gefangene und Verwundete vorbei. Gegen halb 3 Uhr sind drei Offiziere sehr schwer verwundet worden. Auch mehrere Preußen sind bereits verwundet. Das Grenadierbataillon des Regiments Alexander ist noch nicht angekommen. Man erwartet nun noch schwere Artillerie. Man hört in diesem Augenblicke nur Kartätschenfeuer. Das Feuer in dem Prinzenpalais scheint gelöscht. In diesem Augenblick, 3 1/2 Uhr, schweigt der Kanonendonner.
(Abends 10 Uhr) Das Kampfgetöse und der Kanonendonner schweigt, man scheint wieder Waffenstillstand geschlossen zu haben. Das Militär hat nicht unbedeutende Verluste gehabt, was die Zahl der getödteten und verwundeten Offiziere ergiebt. Sie beträgt, so viel ich bis jetzt in Erfahrung zu bringen vermochte, elf; nämlich: General Homilius, todt; Oberst v. Kirchbach; Artilleriehauptmann Grünewald; Artillerielieutenant Dörle; Hauptmann der reitenden Artillerie Bernhard, Lieutenant v. Cerrini, v. Kochtitzki, v. Schulz theils schwer, theils leicht verwundet; außerdem sind noch todt: Lieutenant v. Allmer, Grütz und Krug v. Nidda. An Verwundeten werden vielleicht gegen 30 in das Hospital gebracht worden sein, was aber Alles nur leichte Verwundete sein mögen. Die Todten und sehr schwer Verwundeten bringt man gar nicht in die Neustadt, diese werden in das Zeughaus gebracht. Wie groß die Zahl der Todten und Verwundeten auf der andern Seite sein mag, können wir hier nicht erfahren.
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@facs1669
[ 103 ] Leipzig, 7. Mai.
Das „Centralcomite zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit“ hat folgende Proklamation erlassen:
Mitbürger!
Die absolute Fürstengewalt, williger Diener des russischen Czaren, hat die freiheitsmörderische Hand an den letzten Rest Eurer im vorigen Frühjahre blutig errungenen Freiheit gelegt, um Euch aufs Neue zu knechten und zu Werkzeugen ihrer nur zum Vortheil der eigenen Familien führenden diplomatischen Kunststücke zu benutzen.
Die National-Versammlung in Frankfurt hat Deutschland eine Verfassung gegeben, welcher entgegenzutreten von Seiten der deutschen Fürsten Rebellion gegen den Volkswillen ist.
Kann auch diese Verfassung mit ihrem beabsichtigten preußischen Erbkaiserthum den Bedürfnissen und Anforderungen des deutschen Volkes nicht genügen, den Fürsten steht keinenfalls ein Widerspruch gegen dieselben zu.
Darum auf, Bürger Thüringens und Sachsens!
schützt mit bewaffneter Hand Eure Freiheit gegen die rohe Fürstengewalt; der Preis, eine des deutschen Volkes würdige Verfassung, wird Euch nicht entgehen.
Schon erhebt sich der Sturm, schon donnern die Kanonen in der Hauptstadt Sachsens. Eilet, eilet, erhebt Euch in Masse mit dem Rufe:
Es lebe ein einiges, freies demokratisches Deutschland!
Das Centralcomite
zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit.
Deutsche Brüder in Preußen!
Die Anmaßung der zur Vernichtung der Volksfreiheit verschwornen Fürsten ist in den letzten Tagen zu den äußersten Mitteln der rohen Gewalt und der Unterdrückung geschritten. Das sächsische Volk hat, Kraft des heiligen Rechtes der Revolution, sich allgemein gegen diese Tyrannei erhoben und sein verrätherischer König sich durch die Flucht der Nothwendigkeit entzogen, dem Volkswillen zu gehorchen.
Deutsche Brüder in Preußen! an Euch ist es nun, den Kampf des sächsischen Volkes zu unterstützen, und nicht zu dulden, daß Euer Heer, Eure Brüder und Söhne von der Fürstengewalt gemißbraucht werden, unsere Freiheit mit brudermörderischer Hand vernichten zu helfen.
Auf! auf! helfet! Unsere Freiheit ist die Eure, unsere Unterdrücker sind auch die Euren. Auf mit dem begeisternden Rufe:
Es lebe ein freies demokratisches Deutschland!
Das Centralcomite
zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit.
(Alle demokratischen Blätter werden um Aufnahme vorstehender Aufrufe ersucht).
Zugleich theile ich Ihnen folgendes Plakat aus Dresden mit:
An unsere Mitbürger!
Der König von Sachsen hat preußisches Militär herbeikommen lassen, um seinen Eigenwillen dem Willen des Volkes gegenüber durchzusetzen. Das sächsische Volk, welches seine besten Söhne auf die Barrikaden gesandt hat, um für die Einheit und Freiheit Deutschlands zu kämpfen und Sachsen insbesondere vor den unwürdigen Fesseln eines verrätherischen Sonderbündnisses zu bewahren, wird diese Kunde mit einem Schrei der Entrüstung aufnehmen. Es ist heute mit seltenem Muthe gekämpft worden. Gegen die von Außen herbeigeführten Streitkräfte wird der Kampf mit verdoppeltem Muthe fortgesetzt werden. Dank Euch, Ihr Helden der Freiheit! Der Tod für die Freiheit ist schön und der Sieg ist Euer im Leben und Sterben.
Kämpft fort, wie Ihr gekämpft habt. Du aber sächsisches Volk, stehe wie bisher fest zur Sache die wir führen. Wir wollen die Reichsverfassung und durch die Reichsverfassung die Einheit und Freiheit des deutschen Vaterlandes, das Heil Sachsens, und für das, was wir wollen, kämpfen wir bis zum Tode!
Dresden, den 5. Mai 1849, Abends 8 Uhr.
Die provisorische Regierung.
Tzschirner. Todt. Heubner.
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@facs1669
[ * ] Leipzig, 7. Mai.
Folgendes Plakat vom gestrigen Tage ist hier angeheftet:
„In Anbetracht, daß das dermalige königl. Ministerium in seiner amtlichen Thätigkeit durch den Konflikt, welcher zwischen der Krone und dem Volke in Folge verweigerter Anerkennung der deutschen Verfassung ausgebrochen, beengt ist; in Anbetracht, daß die Stadt Leipzig die Vermittelung der deutschen Centralgewalt angerufen hat; in Anbetracht, daß die in Dresden aufgetretene provisorische Regierung einen andern Weg eingeschlagen hat als die Vertretung der Stadt Leipzig; in Anbetracht, daß nur ein Ministerium, welches sich für Anerkennung der deutschen Verfassung ausspricht, die volle Kraft der Regierungsgewalt in Sachsen, die nur da ist, wo sie im Volke wurzelt, wieder erwerben kann — wird beschlossen und hiermit veröffentlicht:
Die Gemeinde Leipzig stellt sich bis zu Austrag der Konflikte zwischen Krone und Volk unter den Schutz der deutschen Centralgewalt.
Leipzig, den 6. Mai 1849.
Der Rath und die Stadtverordneten zu Leipzig.
Klinger. Werner.
Die „D. A. Z.“ berichtet kurz Folgendes:
„Um 4 Uhr ertönte wieder der Generalmarsch. Die Nacht zu heute war im höchsten Grade unruhig. Es kam zum Bau von Barrikaden, was die Meßbuden auf den Plätzen und in den Straßen sehr erleichterten. Die Kommunalgarde hat dieselben genommen. Man zählt mehrere Erschossene und noch mehr Verwundete auf beiden Seiten.
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Hannover, 6. Mai.
Die „Amtlichen Nachrichten“ enthalten folgende Bekanntmachung:
„Da Se. Maj. der König in Folge der angekündigten Massendeputationen im Interesse der Erhaltung der öffentlichen Ordnung für angemessen, im Laufe des morgenden Tages so wie an den nächstfolgenden Tagen etwaige Deputationen oder Ueberbringer von Petitionen nicht zu empfangen, so wird dem Allerhöchsten Befehle gemäß solches hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.“
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Hannover, 7. Mai.
Ueber die aus 6 Personen bestehende allgemeine Landesdeputation, der circa 300 Mitabgeordnete folgten, berichtet die „Z. f. Nordd.“ Nachstehendes:
Die Deputation begab sich im ruhigen Zuge nach dem Pallast des Königs. Sie soll von diesem verlangen:
1) Unbedingte Anerkennung der Reichsverfassung einschließlich des Reichswahlgesetzes;
2) Unbedingte Unterwerfung unter das von der Nationalversammlung erwählte oder noch zu erwählende Reichsoberhaupt.
3) Sofortige Einberufung der Ständeversammlung.
4) Entlassung des jetzigen und Berufung eines neuen volksthümlichen Ministerii.
Das Schloß ist von Garden vollgepfropft; die Bürgerwehr hat die Leinstraße abgesperrt. Letztere und das dort anwesende Volk empfingen sie mit lautem Zuruf. Im Palais erklärte der Flügeladjutant den Herren: Majestät werde die Deputation nicht annehmen, sie könnten jedoch ihre Wünsche schriftlich überreichen. „Dazu sind wir nicht hergesandt und nicht ermächtigt“, erwiderte Baeren, der Sprecher der Deputation. Sie verließen das Palais, versammelten sich im Remishofe und beschlossen: einen permanenten Ausschuß von sechs Mitgliedern niederzusetzen. Heute Abend erfolgt die Wahl.
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Braunschweig, 7. Mai.
Mit dem permanenten Ausschusse des Volksvereins in Braunschweig hat sich seit vorgestern der permanente Ausschuß des Bürgervereins vereinigt; beide halten ihre gemeinschaftlichen Sitzungen im Bahnhofsgebäude, um fortwährend an der Quelle der neuesten Nachrichten zu sein. Das Gerücht, nach Hannover und nach Magdeburg zu seien von hier aus die Schienen der Bahn aufgerissen, ist unwahr. Dagegen ist von Seiten der Bahndirektion in der Stille die Veranstaltung getroffen, daß, falls die Annäherung fremden Militärs die Einwohner zum Aeußersten antreiben sollte und eine gewaltsame Ausführung jener Maßregel zu fürchten sei, das Bahnpersonal selbst sofort den Befehl erhalten wird, eigenhändig die Schienen streckenweise abzunehmen, um dadurch einen möglichen Ruin der Bahn durch ungeschickte Hände zu verhüten.
N. S. So eben verbreitet sich das Gerücht, der Herzog kehre heute von Blankenburg zurück, habe alle Schritte seines Ministeriums desavouirt, und das Ministerium wolle abtreten. Wäre dies gegründet, so würden uns blutige Tage bevorstehen.
[(M. Z.)]
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[ 068 ] Aus der baierischen Pfalz, 5. Mai.
Der Landesvertheidigungsausschuß für die Pfalz hat einen Aufruf „an die baierischen Krieger“ erlassen, aus dem wir folgende Stellen mittheilen:
Soldaten! Brüder!
Berufen, in der gefahrdrohenden Lage des Vaterlandes zum Schutze der Gesetze und zur Durchfuhrung der Volksfreiheiten, zur Aufrechterhaltung der Ordnung und zur Abwendung eines fluchwurdigen Bürgerkrieges die Oberleitung zu übernehmen, gebietet es uns die Pflicht, vor Allem an Euch, ihr bewaffneten Söhne des Vaterlandes, in dieser ernsten Zeit ein ernstes Wort zu richten.
In 38 Fetzen zerrissen, in dem Auslande verachtet, im Innern unter sclavischem Drucke gehalten, lag Deutschland in jahrelangem Schlummer. Der Deutsche hatte kein Vaterland: es gab nur ein Baiern, ein Oestreich, ein Preußen, ein Würtemberg. Aber endlich erwachte das deutsche Volk und ließ wie aus Einem Munde an das Ohr seiner Unterdrücker den betäubenden Ruf erschallen: „Wir wollen die Freiheit und ein Vaterland; wir wollen ein Parlament, das durch eine Reichsverfassung der deutschen Nation eine glückliche Zukunft sichere.“ Die Fürsten sahen ihre Throne wanken und wagten es nicht länger, die heiligsten Menschenrechte für sich allein in Anspruch zu nehmen. Das Parlament trat in Frankfurt a. M. zusammen; es vollendete die Reichsverfassung und verkündete sie als Gesetz für Volk und Fürsten.
Und trotzdem erfrechen sich einige Könige, welchen das Volk im Freiheitsmärz großmüthig die Krone nicht vom Haupte riß, diese Reichsverfassung ungültig zu nennen. Hört es, Brüder im Heere! auch Euer König hat durch seinen Gesandten dem Parlamente erklären lassen, daß er ein einiges, freies, mächtiges deutsches Vaterland nicht anerkenne und Baiern auch für die Zukunft nach seiner eigenen Laune zu gängeln gedenke.
Soll das Volk schweigen zu diesem neuen Treubruche, schweigen zu dieser neuen unerhörten Rechtsverhohnung, welche ihm alle Früchte seiner glorreichen Erhebung mit einem Schlage zu entreißen droht? Sollen wir uns zurückbeugen lassen unter das alte Joch der Knechtschaft, welches wir auf immer zerbrochen zu haben wähnten? Nein, nein, nein! Wenn die heiligsten Rechte der Menschheit auf dem Spiele stehen, dann fordert es die Pflicht jedes braven Mannes, Gut und Leben in dem Kampfe für sie zu opfern. Den Gehorsam muß das Volk einem Könige verweigern, welcher pflichtvergessen und durch falsche Rathgeber verblendet, gegen die Reichsgewalt zum Rebellen geworden ist, und ihn, wenn nöthig, mit gewaffneter Hand zwingen, abzulassen, ein Verräther des deutschen Vaterlandes zu werden.
Soldaten! Seid Eures Ursprungs eingedenk! Aus dem Volke seid Ihr hervorgegangen, Ihr seid ein Theil des Volkes, Ihr seid der bewaffnete Theil. In dem Volke habt Ihr Eure Eltern, Eure Brüder, Eure Freunde. Das Volk bezahlt Euren Sold zum Schutze seines Eigenthums, zur Beschirmung gegen jeden Feind. In die Reihen des Volkes tretet Ihr zurück nach vollendeter Dienstzeit. Die Interessen des Volkes und die Freiheiten, welche es sich erringt, sind auch die Eurigen.
Kaiserslautern, am 4. Mai 1849.
Mit brüderlichem Gruße.
Der Landesvertheidigungsausschuß für die Pfalz.
H Didier. P. Fries. Greiner Dr. Hepp. Reichard. Schmitt.
Französische Republik.
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@facs1669
[ 12 ] Paris, 6. Mai.
Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden, und die Franzosen in Paris, die Franzosen in Frankreich schäumen vor Wuth über die Franzosen, die an der Regierung sitzen. Wer hat die Franzosen nach Rom geschickt? Barrot-Faucher-Napoleon! Wer hat die römische Republik unterdrücken wollen? Barrot-Faucher-Napoleon! Und alle die Schläge, die Oudinot in Rom erhalten, fallen in Paris auf Odilon-Faucher-Napoleon. Kein Mitleid für die gefallenen Franzosen, kein Groll gegen die Römer; Rache, alleiniges Rachegefühl gegen die mit dem Pabst und Oestreich verbündeten Odilon-Faucher-Napoleon. Ihr Bourgeois, Ihr habt die Anarchie bekämpfen wollen? Und ist die römische Republik nicht aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen, und haben die Römer nicht immer gesagt: Wie könnt Ihr Franzosen, Ihr Republikaner, gegen uns Römer, gegen uns Republikaner kämpfen? Aber Odilon-Faucher-Napoleon wollten die Wiedereinsetzung des Pabstes um jeden Preis; sie wollten dem Mann des „Friedens,“ dem Mann des guten Willens, selbst unter Blutvergießen wieder in Rom als Pabst, als weltlichem Fürsten zur Regierung verhelfen. Der Pabst, der die Flucht ergriffen, der an alle reaktionären Mächte einen Hülferuf hatte ergehen lassen, hatte auch an Barrot-Faucher-Napoleon appellirt und Barrot-Faucher-Napoleon schicken eine Flotte nach Civita-Vecchia, um mit Oestreich, mit dem Pabst gegen die Römer zu kämpfen!
Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden! Die Römer haben fortwährend wiederholt: Ja, wir lieben Frankreich, wir sind Freunde der Franzosen, und gerade deßwegen müssen wir uns mit ihnen schlagen. Dürfen wir ihnen das Beispiel der Feigheit geben? Wir müssen als Männer, die ihr Leben für die Republik einsetzen, den Franzosen gegenübertreten. Wir müssen ihnen zeigen, daß wir die Ehre unserm Leben vorziehen. Wenn die Schlacht geschlagen, wenn im Duelle die beiden Gegner sich gemessen, und mit ihrem Leben für ihre Ehre eingestanden, dann umarmen sie sich im Gefühle der gegenseitigen Achtung. Die geschlagenen Franzosen werden die Freunde der siegreichen Römer; der in den Antichambres Louis Philipps zum General beförderte Oudinot wird die ganze Schmach der Niederlage tragen. Als die Franzosen von Toulon abfuhren, da war der sehnlichste Wunsch des demokratischen Frankreichs, daß die französischen Republikaner, sich lossagend von Oudinot und seinem philippistischen Generalstabe, gemeinsame Sache machen möchten mit den römischen Republikanern. Diese Erwartung ist über alle Maßen erfüllt worden. Oudinot ist von den Römern auf's Haupt geschlagen worden, und die Römer können jetzt als Republikaner mit den französischen Republikanern gemeinsame Sache machen.
Oudinot ist vor Rom geschlagen worden! Er ist geschlagen worden nicht von den Römern, nein, Oudinot ist von den Franzosen geschlagen worden. Als alle Versuche, Oudinot von der guten Sache der Römer zu überzeugen, vergebens geworden, als von der römischen Kammer beschlossen worden, die Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen, da erhoben sich alle in Rom ansäßigen Franzosen und erklärten, daß die römische Republik das Vaterland der französischen Republik sei, schickten eine Protestation an die französischen Soldaten und beriefen sich auf die Konstitution von 1848.
Die Franzosen in Rom haben die Gesinnungen aller französischen Demokraten in Paris ausgedrückt; sie haben gehandelt, wie alle Franzosen gehandelt haben würden: sie haben Oudinot auf's Haupt geschlagen. Vergebens hatte Oudinot die Erklärung ergehen lassen: Wir kommen, um Euch vor Oestreich und Neapel und der Anarchie zu schützen. Die Franzosen antworteten ihm: Vor Neapel? Euer Geschwader reicht hin: Vor Oestreich? Nun, so fallt in die Lombardei ein! Vor der Anarchie? Oudinot bringt die Anarchie! Und wir müssen die Anarchie, die uns von Außen kömmt, bekämpfen.
Als Barrot am 23. Februar von Louis Philippe zum Minister ernannt worden, da ritt er über die Boulevards daher, und wollte der Revolution mit Kußhänden, die er dem Volke zuwarf, ein Ende machen. Die Revolution entbrannte über ihn von Neuem, und Barrot war zwei Stunden Minister gewesen.
Als Barrot vom Orleanismus zum Bonapartismus bekehrt, aber Minister geworden war, und die Februar-Revolution auf ihren Anfangspunkt zurückgeführt, und die Unwirksamkeit der Kußhände erfahren hatte, da schickte er den Oudinot nach Rom, um dem Pabst die Füße küssen zu lassen. Mit seinen Kußhänden ist er eben so unglücklich, wie mit seinen Kußfüßen, und die Revolution wird abermals über Barrot's olympischem Haupte emporlodern. Barrot hat die Franzosen in Rom, dem Pabst zu gefallen, schlachten lassen: so heißt es allenthalben in der Armee. Der Pabst! Alle reaktionären Parteien hatten von ihm ihr Heil erwartet. Cavaignac, Napoleon, Barrot! Und jetzt stellt es sich heraus, daß der Mann, der das Heil der Nationen begründen sollte, das Unheil über Frankreich und Italien gebracht hat Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden! Nicht von den Römern, nicht von den Franzosen; nicht Barrot, nicht Napoleon sind Schuld daran. Der Pabst; der hat sie alle verführt; der Mann Gottes hat den gottlosesten Krieg entzündet; und was Niemand geahnt hätte: der Pabst muß der Sündenbock werden für das Verschulden der irregeführten Franzosen.
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@facs1669
Paris, 7. Mai.
Die Stadt ist in fieberhafte Aufregung versetzt durch die Nachrichten der Touloner Schiffsposten aus Rom. Diese ersten Lorbeerkränze des Barrot-Cabinets werden ihm sicherer als alles Andere den Hals brechen.
— (Auflösung der Bürgerwehr in Dijon) Der Moniteur meldet, daß in Dijon sich die Bürgewehr am Revolutionsfeste des 4. Mai empört und versucht habe, mehrere gefangene Kameraden zu befreien. Diese Empörung, sagt der Moniteur, der öffentlichen Macht (force publique) ist ein beklagenswürdiger Eingriff in die Disciplin und verlangt strenge Bestrafung. Es ist gelungen, die Befreiten wieder in das Gefängniß zurückzuführen und über die Urheber ist Criminaluntersuchung verhängt. Auf den Bericht des Ministers des Innern hat der Präsident der Republik vorläufig die sofortige Auflösung der gesammten Bürgerwehr in Dijon ausgesprochen.
— Joseph La Farina, Hauptredakteur des ersten Florentiner demokratischen Journals „Alba“, Deputirter und später Minister auf Sizilien, ist mit den übrigen patriotischen Flüchtlingen in Marseille und Paris angekommen. Mieroslowski muß wegen Pflege einer bei Catania empfangenen Wunde noch in Marseille zurückbleiben.
— Der meuchlerische Anfall gegen Ledru-Rollin wird vom Appellhofe in Riom instruirt. Wie es scheint, sehen jene Riomer Herren keinen Ernst in der Angelegenheit und haben sich schon überzeugt, daß keine Prämeditation — kein Complott der Weißen gegen die Rothen zu Grunde liege.
— Die Union-Electorale — Zweigbureau der Poitiersstraße — schließt so eben (5 Uhr) ihren Vorbereitungs-Wahlkasten. Die Zahl der sich dabei betheiligten Wähler soll 50- bis 60,000 betragen. Wir sind so glücklich, aus guter Hand das diesfällige Resultat hier folgen lassen zu können:
1) Dufaure. 2) Passy. 3) Bedeau. 4) Lamoricière. 5) Barrot. 6) Lasteyrie. 7) Faucher. 8) Bugeaud. 9) Moreau. 10) Thiers. 11) Cavaignac. 12) Vavin. 13) Garnon. 14) Falloux. 15) Wolawski. 16) Mole. 17) Peupin, der falsche Arbeiter. 18) Roger (Nord). 19) Fould. 20) Montalembert. 21) Coquerel. 22) Rapatel. 23) Victor Hugo. 24) Bixio. 25) Chambolle. 26) Boissel. 27) Marie. 28) Murat.
— Jules Favre, dieser Doppelgänger Marrast's, hat sich zum Organ der aufgeregten öffentlichen Meinung hergegeben und die Minister wegen Rom interpellirt, die ihm natürlich mit Mangel an Depeschen geantwortet.
Odilon-Barrot, durch Favre in die Enge getrieben, erklärte in der heutigen Nationalversammlung, daß das Pabstgeschwader nach Rom geschickt worden, um wenn nicht die römische Republik, so doch die römische Freiheit zu retten. Diese Erklärung rief ein wahrhaftes Hohngelächter der Linken hervor.
National-Versammlung. Sitzung vom 7. Mai. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast.
In den Abtheilungen nehmen die neulich vergebens stattgefundenen Vicepräsidentenwahlen viel Zeit weg. Das Resultat ist ziemlich dasselbe.
An der Tagesordnung sind zuvörderst mehrere Eisenbahnlinien. Ferner die dritte Lesung der Majoratsbill. Nach Erledigung derselben nimmt Jules Favre das Wort.
Jules Favre: Neue Ereignisse in Italien versetzen die Versammlung in große Spannung. Ich habe den Minister des Auswärtigen privatim bereits zur Rede gestellt und ihn gefragt, ob er keine Depeschen vom Schauplatz habe. Allein er hat mir erklärt, daß er noch keine Depeschen erhalten habe. welche amtlichen Charakter genug trügen, um die Versammlung zu beruhigen. Ich war einer der Ersten, welche sich für die Intervention erhoben, allein es geschah dies aus patriotischem Interesse, ich wollte nicht, daß Oestreich zuerst seinen Fuß auf römisches Gebiet setze. Jetzt sehe ich aber, daß gerade das Gegentheil geschieht, was die Minister im Geheimen Ausschusse betheuerten. Die Minister gelobten ausdrücklich daß die Expedition nicht gegen die römische Republik gerichtet sei u. s. w., obgleich sie dieselbe nicht offiziell anerkannten. Es war versprochen, der römischen Einheit nichts zu leide zu thun. Schon Oudinot wechselte aber in seiner ersten Proklamation die Sprache; er redete von Bekämpfen der Anarchie in Rom und man sah aus jeder Zeile, daß es sich um Gewaltstreiche handele. Die Folgen eines solchen Treubruchs konnten nicht ausbleiben; unsere Truppen sind mit den römischen Brüdern handgemein geworden, Blut ist geflossen. Möge dieses Blut auf diese Unklugen (er zeigt auf die Ministerbank) fallen! (Bravo's vom Berge.) Wir sind getäuscht worden, wir wollen es nicht mehr sein! Wir haben den Minister gestern gefragt, ob er keine Depeschen habe; er antwortete, daß er nur eine Depesche besitze, welche ihm beweise, daß Oudinot von der römischen Bevölkerung gerufen worden sei. (Lärm) Man sieht jetzt, welche Sympathie für uns in Rom glüht, man empfängt unsere Truppen mit Flintenschüssen. (Vom Berge: Das sagten wir Euch voraus.) Man wollte den Volkswillen respektiren und jetzt, o jetzt sieht man klar. Der Pabst ist von Jesuiten umstrickt; er leidet die Intervention Frankreichs nur ungern, durch Oestreicher und Neapolitaner, nicht durch die Franzosen wollte er nach Rom zurückgeführt sein. Schon dies hätte das Kabinet bewegen sollen, seinen Lieutenant die größte Milde zu befehlen und statt dessen verschreibt sich derselbe Belagerungsgeschütz, um die Stadt Rom wahrscheinlich in einen Schutthaufen zusammenzuschießen. (Vom Berge: Das soll nicht geschehen!) Das Kabinet hängt sich in's Schlepptau der Pabstdomination. (Links: Einer Jesuiten-Regierung!) Ich rufe die Versammlung zum Zeugen: als sie den Kredit bewilligten, dachten sie gewiß nicht daran, ihre Hand zu solchem Kriege zu leihen 150 Mann sollen todt und 700 verwundet sein! …
Odilon-Barrot: Ich glaubte, diese Interpellation hätte Aufklärung der Thatsachen zum Zweck, aber ich sehe, sie klagen die Regierung an. Wir hätten vermuthet, daß unsere Ankläger erst die Depeschen abwarten würden. Sie erheben Klage gegen uns und die Männer, die wir an die Spitze der Unternehmung stellten. Sie sagen, wir hätten unser Wort gebrochen. (manqué de foi.)
Erinnern Sie sich nicht, daß wir Ihnen sagten, als wir Ihnen den Kredit abverlangten: Wir gehen nach Italien, um, wenn nicht die römische [1670] Republik, so doch die italienische Freiheit zu retten (Oh! Oh!) Die angelangten Berichte lassen keinen Zweifel in die Loyalität Oudinots zu. … Das Ministerium war den Versprechungen treu, die es Ihnen ablegte. Es kann diese Anklage gegen Oudinot in einem Augenblick nicht gestatten, wo derselbe getäuscht oder unglücklich ist.
Lamoriciere: Favre verlangte bereits Mittheilung der dem Oudinot mitgegebenen Verhaltungsbefehle. Wir unterstützen dies und tragen darauf an 1) die Regierung möge der Nationalversammlung oder einer zu erwählenden Commission den Text dieser Instruktion mittheilen; 2) den Text der telegraphischen Depesche vorlegen; 3 erklären, ob sie den Krieg gegen Rom fortzuführen entschlossen? (Beifall.)
Flo'con eilt auf die Bühne und sagt, da die Regierung so schlecht unterrichtet ist, so will ich einen Brief aus Toulon vom 3. Mai vorlesen. (In diesem Brief heißt es, daß 120, nach Andern 500 Franzosen gefallen, daß Oudinot die Stadtzugänge fünf Male stürmen ließ, daß die in Rom wohnenden Franzosen eine Legion gebildet, die den Vortrab bilde, daß auf den zahlreichen Barrikaden der Artikel 5 der französischen Verfassung als Fahne wehe u. s. w.)
Drouyn de Lhuys: Wir decken die Handlungen des Generals Oudinot und willigen in die Vorlage der Akten. (Agitation.)
Die Versammlung zieht sich sofort in ihre Abtheilungssäle zurück, um einen Ausschuß zu ernennen.
Dieser Ausschuß wird sie prüfen und um 9 Uhr Abends die Sitzung wieder beginnen. Also eine Nachtsitzung.
Die Sitzung wird um 5 1/4 Uhr suspendirt.
Italien.
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[ * ]
Wir haben bereits in kurzen Worten den Inhalt der heutigen römischen Nachrichten mitgetheilt. Was wir in ausführlicheren Thatsachen über diese ersten napoleonischen Niederlagen nachzutragen haben, ist Folgendes.
Oudinot war nach Entwaffnung der italienischen Garnison am 28. April von Civita-Vecchia abgezogen, und hatte an die Römer eine ähnliche Proklamation wie früher an die Einwohner von Civita-Vecchia erlassen: die französische Republik gebe dem römischen Volke in der Expedition ein Zeugniß ihrer „Sympathien,“ die Truppen seien als „Brüder“ der Römer gekommen, und er selbst habe keinen andern Zweck als zum Schutz ihrer Freiheit und Ordnung mitzuwirken.
In Civita-Vecchia hatte man dem Barrot-General auf diese verrätherischen Versicherungen hin die Thore geöffnet, die sonst mit Barrikaden und Kartätschen vertheidigt gewesen wären, und der Mondkalb-General hoffte nach seinen eigenen prahlerischen Erklärungen, am 30. April unter denselben elenden Vorspiegelungen in Rom einzuziehen. Wir haben bereits aus den letzten Nachrichten erfahren, mit welchen energischen Vertheidigungsmaßregeln die Römer auf die angeblichen Sympathieen dieser päbstlichen Sbirren antworteten.
Am 20. kam die Expedition, welche nach dem „Journal des Debats“ beim Abzug von Civita-Vecchia 7-8000 Mann stark war, vor Rom an. Die Thore und Häuser waren verschanzt und von Römern, Lombarden und Schützen der „Fremdenlegion“ besetzt. Oudinot schickte seinen Bruder, den Artillerie-Kapitän Oudinot mit der Aufforderung zur Uebergabe in die Stadt; die Römer aber behielten denselben nach dem Dekret der Constituante, welche die französischen Truppen außerhalb des Gesetzes erklärt, als Geißel.
Nach den Mittheilungen aus Civita-Vecchia vom 1. Mai, welche der Dämpfer „Veloce“ am 3. Mai in Toulon überbrachte, ließ hierauf Oudinot den ersten Hauptangriff machen. Die Franzosen vermochten jedoch dem mörderischen Feuer der Römer keinen Widerstand zu leisten und zogen sich nach einem zweistündlichen wüthenden Kampfe bis Castelgelido, vier Meilen von Rom zurück.
Oudinot nahm hier eine feste Position, um neue Hülfstruppen an sich zu ziehen. Mit diesen Verstärkungen versuchte er am folgenden Tag einen neuen Sturm, über dessen Erfolg die Fregatte „Orénoque“, welche Civita-Vecchia am 2. Mai verließ, folgende Nachrichten nach Toulon brachte:
„Nach dem ersten Rückzug machten unsere Truppen, in größeren Haufen versammelt, einen neuen Versuch, in Rom einzudringen, wo sie jedoch mit noch wüthenderem Widerstand als das erste Mal empfangen wurden. Eine Kompagnie der Tiralleurs der Vincenner Jäger hatte sich zu tief in die Straße gewagt und man konnte sie nur mit Verlust wieder frei machen. Eine Kompagnie des 20. Regiments wurde durch ein mörderisches Gewehrfeuer, das aus den Fenstern auf sie fiel, ganz niedergeschossen. Man hat auch den Tod eines Artillerie-Kapitäns, Adjutanten des Generals Oudinot, zu beklagen. Im Ganzen zählen wir 180 Todte und etwa 400 Verwundete. Die Armee hat sich auf 5 Meilen von Rom zurückgezogen.“
Nach andern gleichlautenden Berichten hatten die Franzosen bei diesem zweiten Versuch fünfmal die Thore zu stürmen gesucht, und wurden ebenso oft von den Freiwilligen unter Avezzana und Garibaldi zurückgeworfen.
Die geschlagene, elende Barrot-Regierung gibt über die sämmtlichen Vorgänge nichts als folgenden schamlosen Bericht im Moniteur und der Patrie:
„Paris, 6. Mai, Abends 5 Uhr. Nach einer telegraphischen Depesche, welche der Regierung zuging, setzte sich der General Oudinot nach Rom in Marsch, wohin ihn, den Berichten zufolge, der Wunsch der Bevölkerung rief (!). Es scheint jedoch, daß er von Seiten der Fremden (!), die in Rom wohnen, auf einen hartnäckigern Widerstand stieß, als er dies Anfangs vermuthet. Er hat sich daher in einiger Entfernung von der Stadt festgesetzt, wo er den Rest seiner Expeditionsarmee abwartet.“
Neueste Nachrichten.
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[ * ] Köln, 9. Mai.
Hr. Oberpräsident Eichmann schreibt in der zweiten Ausgabe der „Kölnischen Zeitung“ (Nro. 110) Folgendes:
„Die aus der heutigen Versammlung im hiesigen Casinosaale hervorgegangenen Erklärungen legen mir die Pflicht auf, die Bewohner der Rheinprovinz wiederholt darauf hinzuweisen, daß diese Versammlung in keiner Art einen repräsentativen oder amtlichen Charakter in Anspruch nehmen darf, daß vielmehr die beschlossenen Erklärungen nur als die Ansicht derer, die sie unterzeichnet haben, anzusehen sind Wenn ich aber mit Schmerz am Schlusse dieser Erklärungen die wenig verhüllte Drohung einer gewaltsamen Losreißung der Rheinprovinz von der Monarchie, also Rebellion und Bürgerkrieg erblicke, so habe ich das gute Vertrauen zu den loyalen Bewohnern der Rheinprovinz, daß sie sich mit Abscheu von solchen Beschlüssen abwenden, daß sie den Weg der Gesetzlichkeit, den Ruhm der Rheinländer, nicht verlassen und die Regierung nicht in die traurige Nothwendigkeit versetzen werden, von den Mitteln der Gewalt, die ihr zu Gebote stehen, Gebrauch zu machen.
Köln, den 8. Mai 1849.“
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Elberfeld, 8. Mai.
Nachdem mehrere Plakate, Aufruf an das Volk, die Landwehr in ihrer Weigerung zu unterstützen, so wie auch eine Proklamation der Landwehr gegen König und Ministerium von der Polizei abgerissen worden ist, griff man Letztere an und zwang dieselbe, die Plakate auf dem Büreaux und den Thüren anzuheften, indem das Volk dabei Wache stand. Gegen Abend, als die Menschenmasse immer stärker wurde, verbreitete sich das Gerücht, daß Militär im Anzuge sei, weßhalb sich die Landwehr bewaffnete und den Bürgermeister zwangen, mit zum Bahnhofe zu gehen, um dasselbe zu bewegen, umzukehren. Am Kasino flüchtete sich indeß v. Carnap und nun demolirte das Volk das Gebäude. Die bewaffnete Macht erschien nun, während die Landwehr nach dem Bahnhofe ging, um dem Militär den Eingang zu erschweren, und richtete unter dem Volkshaufen Verwirrung an, indem sie dergestalt einhieben, daß man eine Menge Verwundeter fortbringen mußte.
Man sammelte sich indeß wieder und ging zum Rathhause, in welches indeß die Bürgerwehr aufgestellt worden war, bereit dasselbe zu vertheidigen. Es liegt viel Munition auf demselben und diese verlangte man, was jedoch verweigert wurde und ein Versuch, hineinzudringen, wurde vereitelt. Ein Steinhagel hat indessen diversen Fensterscheiben ihr Daseyn gekostet. Heute 8 Uhr Morgens steht die Landwehr völlig bewaffnet bei Böttcher am Engelnberg und sieht der Ankunft des Militärs entgegen.
Viele Proletarier mit Waffen haben sich derselben angeschlossen so wie auch fremde Landwehren Die Bürgerwehr ist gleichfalls aktiv, doch wird sie nicht gegen die Landwehr angehen und nur den Pöbel im Zaume halten. Kommt Militär und geht gegen die Landwehr, dann o weh! Es muß eine große Anzahl sein, denn sonst kann es nichts nützen.
[(D. Z.)]
(Heute Morgen ist hier von Köln aus in aller Frühe Artillerie nach Elberfeld abgegangen, um die braven bergischen Arbeiter zusammenzukartätschen, die sich nicht gegen alles Gesetz zu Werkzeugen einer hochverrätherischen Kamarilla wollen benutzen lassen. Wir hoffen, die Artillerie wird ihre Pflicht thun.)
[Redakteur en chef Karl Marx. ]
Meteorologische Beobachtungen.
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Handelsnachrichten.
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Frucht und Oelpreise
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Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 8. Mai 1849.
In Ladung.
Nach Ruhrort bis Emmerich J. A. Orts. Nach Düsseldorf bis Mülheim a. d. Ruhr Chr. Königsfeld. Nach Andernach und Neuwied J. Krämer u. H. Schuhmacher. Nach Koblenz, der Mosel und Saar D. Schlaegel. Nach der Mosel und Saar J. Castor Nach Bingen H. Harling. Nach Mainz Chr. Acker. Nach dem Niedermain Franz Spaeth. Nach dem Obermain Val. Ebert. Nach Heilbronn L. Heuß. Nach Kannstadt und Stuttgart L. Bühler. Nach Worms und Mannheim S. Stehlin; und (im Sicherheitshafen) Wwe. C. Müller.
Ferner: Nach Rotterdam Capt. Hollenberg, Köln Nr. 27.
Nach Amsterdam Capt. Singendonk, Köln Nr. 10.
Rheinhöhe: 7′ 11″. Köln. Peael.
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Civilstand der Stadt Köln.
Den 3. Mai 1849.
Geburten.
Joh., S. v. Joh. Flittorff, Tagl., gr. Griechenm. — Bert. Friedr., S. v. Joh. Jöpgen, Anstr., Gereonstr. — Hubert Agnes, T. v. Jonas Köllen, Schenkw., Hafeng. — Johann, S. v. Herib. Simon, Spezereih, Petersg. — Friedr., S. v. Pet. Gottl. Breuer, Maurer, Peterstr. — Peter, S. v. Mich Peffgen, Rheinarb., Weiherstr.
Sterbefälle.
Anna Maria Willems, 72 J. alt, unverh. Weberstr. — Jos. Sturm, 13 M. alt, Kämmerg — Christ. Wirtz, 3 M. alt, gr. Spitzeng. — Paul Osten, 2 J. 8 M. alt, Weichserhof. — Heinr. Dick, 1 J. 5 M. alt, Poststr. — Moritz Schlitzer, 4 J. alt, Perlengr. — Marg. Wolff, 13 M alt, Maximinstr. — Wilh. Klett, 1 J. 4 M. alt, Severinstr — Karl Jos. Weinen, Tabakarb., 16 J. alt, Katharinengr. — Gertr. Stapelmann, 44 J. alt, unverh., Mariengarteng.
Den 4. Mai.
Geburten.
Elisabeth, T. v. Joh. Jos. Kramp, Schneider, gr. Telegraphenstr — Anna, T. v. Adolph Bergs, Tagl., gr. Spitzeng. — Maria Agnes Hubert., T. v. David Röseler, Casino-Castellan, Kammacherg. — Maria, T. v. Johann Philipp Wilh. Eglinger, Notar, Brückenstr. — Elis., T. v. Ephraim Hoffmann, Drechsler, gr. Griechenm. — Adolph. S. v. Caspar Schmitz, Rothgerber, Ulrichsg. — Nicol. Wilh., S v. Nicol Wolff. Metalldreher, Weberstr. — Theod., S. v. Joh Schweden, Kleidermacher, Sterneng. — Franz, S. v. Gerh. Kamp, gr. Spitzeng. — Drei unehel. Knaben und ein unehel. Mädchen.
Sterbefälle.
Peter Brüssel, Tabakarb., 25 J. alt, unverh., Römerg. — Peter Otto, 3 J. 5 M. alt, Löhrg. — Const. Brebeck, ohne Gew., 43 J. alt, verh., Spulmannsg. — Johann Kayser, Tagl., 20 J. alt, unverh., Cäciliensp. — Elis. Neuß, 17 J. alt, unverh, Entenpf. — Gerh. Risch, 6 J. alt, Rheing. — Clara Hecker, geb. Sürth, 38 J. alt, Ulrichsg. — Mecht. Sturm, 7 J. alt, gr. Griechenm. — Ein unehel. Mädchen und ein unehel Knabe.
Den 6. Mai.
Heiraths-Ankündigungen.
Joh. Jos Wehn, Gastw. Wwr., u. Sib. Wurringen, Ww. Faßbender, b. kr. Büchel. — Herm. Fischer, Karrenbinder, Wwr., Schemmerg., u. Cäcilia Nagelschmid, Ww. Flosdorf, Lohrg. — Joh. Embs, Gärtner, Friesenstr., u. Clara Brenig, alte Wallg. — Karl. Heinr. Meyer, Polizei-Sergeant, Tempelstr, u. Christ. Dorand, Apernstr. — Friedr. Wilh. Andr. Eck, Güterbestättergehülfe, Weideng., und Anna Gertr. Nettesheim, Maximinstr. — Jos. Hoffmann, Dachdeckerg., und Agnes Joseph. Königsdorf, b. Hahnenstr. — Joseph Willikens, Dachdecker, u. Anna Ba[unleserlicher Text]sing, b. Bayardsg. — Joh. Schlaeger, Steinhauer, Mörserg., u. Katharina Schaaff, Maximinstr. — Franz Hubert Odendahl, Hauskn., gr. Spitzeng., u. Sibilla Broich, Ankerstr. — Ferd. Richartz, Gärtner, gr. Griechenm., u. Maria Anna Menden, Perlengr. — Anton Dunkel, Anstr., Achterstr, u. Veron. Herkenrath, Schartg. — Heinr. Müller, Steuerm., Thürmchensw., u. Gertrud Odendahl, alte Wallg. — Mich. Zündorff, Buchdrucker, Entenpfuhl, u. Agnes Bolzer, Spieserg. — Gottfr. Esser, Gärtn., alte Mauer an Aposteln, u. Kath. Embts, Friesenstraße — Johann Nepom. Baurmann, Schreinergesell, Antonitern, u. Sib. Petr. Korsten, Elisenstr. — Peter Hub. Einmahl, Tagl, Weideng., u. Anna Maria Weiser, Stavenhof — Franz Jos. Breuer, Cigarrenmacher, u. Marg. Hubert. Adam, b. Elsterg. — Joseph Rudolph, Schuster, Malzbüchel, u. Hel. Küpper, Himmelreich. — Joseph Mahl, Modellirer, kl. Neug., u. Anna Lucia Blaß, Apernstraße, früher zu Rothenbach. — Anton Roeseler, Drucker und Färber, Löhrgasse, u. Anna Marg. Abels, Bobg. — Peter Kreitz, Kaufm., zu Ronsdorf, u. Wilhelm. Heynen, Heum — Adolph Dong, Gärtner, Ursulaplatz, und Anna Maria Bootz, Friesenstr. — Wilhelm Schmitz, Steinhauer, Weißgerbereckg., und Anna Maria Kentenich, Waidm. — Karl Friedrich Robert Wahlert, Premier-Lieutenant im 28. Regt. und dienstthuender Adjutant im 7. Armee-Corps, zu Münster, u. Fried. Wilh. Julie Charl. Johanna Hauchecorne, Frankenpl. — Everh. Schingen, Anstr., zu Bonn, u. Marg. Richaetz, großen Griechenm. — Heinr. Holbach, Tapezierer, zu Köln, und Marg. Mömerzheim, zu Bonn.
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Oeffentliche Sitzung des Gemeinderathes vom 10. Mai 1849.
Es werden folgende Gegenstände zur Berathung kommen:
  • 1) Antrag des Herrn Gemeindeverordneten Becker, betreffend das Geländer an der Ostseite des Domes.
  • 2) Bericht über das städtische Museum.
  • 3) Anpachtung von zur Rodung bestimmten Staatswaldungen.
  • 4) Arbeiten an dem neuen Hafen.
  • 5) Unterhaltung des Bischofsweges.
  • 6) Instandsetzung verschiedener reparaturbedürftigen Pumpen.
  • 7) Stellung von Pferden zum Dienste der Armee.
  • 8) Ausbau des Cuniberts-Thurmes.
  • 9) Die unerledigten Gegenstände der frühern Tagesordnungen.
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Central-Verein für Auswanderung in Cöln und Düsseldorf.
Konstituirt unter dem Schutze und mit Genehmigung der hohen Staats-Regierung.
Wir expediren vorzügliche, gekupferte Dreimaster-Schiffe erster Klasse mit hohem Zwischendeck:
VonAntwerpennachNew-York am 20. und 30. Mai und 10. Juni.
VonHavrenachNew-York am 20. und 30. Mai und 10. Juni über Rotterdam per Dampfboot bis
Havre.
RotterdamnachNew-York und Baltimore am 15, 25 und 30. Mai.
BremennachNew-York, Philadelphia, Baltimore & Quebeck am 1. und 15 eines jeden
Monats.
Hamburg
Die Preise sind billigst gestellt, und ist der Prospektus, so wie nähere Auskunft in unserem Geschäftslokale Friedrich-Wilhelmstraße Nr. 6-8, so wie bei unseren sämmtlichen Agenten zu haben.
Köln, im Mai 1849.
Der Central-Verein für Auswanderung:
Chr. Fremery. Joh. Ad. Roeder. L. Spiegelthal.
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Gerichtlicher Verkauf.
Am Dienstag den 15 Mai 1849, Vormittags acht Uhr, wird der Unterzeichnete in Folge Rathskammerbeschlusses des Königl. Landgerichts zu Köln in dem Hause Minoritenstraße Nr. 25 in Köln mehrere Mobilar-Gegenstände, als: Tische, Stühle, Sopha's, Spiegel, Schränke, ein Sekretär, eine Fournaise etc, sodann circa sechszig Ohm Wein, gegen gleich baare Zahlung öffentlich meistbietend verkaufen
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
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Der Erklärung des Ober-Präsidenten der Rheinprovinz als habe die gestrige Versammlung im Cassinosaale dahier in keiner Art einen repräsentativen Charakter, entgegne ich, daß ich einstimmig von meinem Gemeinderathe gewählt und bevollmächtigt worden, das zu beschließen und zu unterzeichnen, was auch wirklich beschlossen und unterzeichnet worden ist; einen amtlichen Charakter aber wird die Versammlung auch wohl nicht in Anspruch nehmen, ich wenigstens habe einen solchen Charakter nicht, noch beanspruche ich so etwas, aber das gute Vertrauen habe ich dennoch zu meinen Mandanten, daß sie mich trotz alledem nicht verabscheuen werden.
Köln, den 9. Mai 1849.
W. J. Scheiff, Gemeindeverordneter zu Palmersheim.
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Königswinter.
Zur Feier der Fahnenweihe der Gesellschaft Freundschaft Sonntag den 13. Mai im „Europäischen Hof“ großes Conzert und Festball wozu ergebenst einlandet der Vorstand.
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Geschäfts-Eröffnung.
Ich beehre mich anzuzeigen, daß ich mit meiner Engros-Handlung in Material- und Farbwaaren ein Detail-Geschäft verbunden, u. mit dem heutigen Tage eröffnet habe. Mein auf's Vollständigste assortirtes Lager aller in dies Fach einschlagenden Artikel empfehle ich angelegentlichst zur geneigten Abnahme unter der Versicherung einer allzeitigen billigen und aufmerksamen Bedienung.
Köln, den 1 Mai 1849.
Franz Coblenzer, Material- und Farbwaaren-Handlung en gros & en detail Höhle Nr. 22 nahe an St. Alban.
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16. Compagnie der Bürgerwehr.
Versammlung Donnerstag den 10. d., Abends 7 Uhr, im Stammlokale bei Opladen Streitzeuggasse. Um zahlreiches Erscheinen ersucht der Hauptmann.
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Gartenwirthschaft Scheiben und Vogelschießen nebst vorzüglichem Lagerbier, empfiehlt Joseph Frings, „im Bart“ Brand Nro. 1.
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Wegen Abreisen von hier steht ein Brüsseler Pianino von 6 3/4 Oktaven, dreichörich, 7 Monat gebraucht, von 1200 Francs zu 170 Thlr. abzugeben.
J. P. Hospelt, Höhle Nr. 35.
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Bad Lippspringe oder die Arminiusquelle.
Die Badesaison wird in diesem Jahrr am 15. Juni eröffnet und am 15. September geschlossen werden. Desfallsige Bestellungen beliebe man bei dem Administrator Hartmann zu machen.
Lippspringe bei Paderborn, am 6. Mai 1849.
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Für Geschäftsleute.
Ein kaufmännisch erfahrener Mann empfiehlt sich kleinern Geschäftsleuten zum einrichten und führen der Bücher und Correspondenz, zur Liquidation und Auseinandersetzung von Rechnungen während einer Stunde täglich, gegen mäßiges Honorar. Anträge sub La Z. an d. Exp.
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Makulaturpapier.
Circa 500 Pfd. sind billig abzugeben. Bescheid bei der Expedition d. Ztg.
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Täglich großer Maifischfang von Gebr. Wattler am Thürmchen.
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Schildergasse 46 ist die zweite Etage zu vermiethen.
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Ein Mädchen für Küche und Hausarbeit sucht Dienst. Altenmarkt Nr. 69.
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Englischer Hof empfiehlt einem reisenden Publikum bestens Köln im Mai 1849 H. J. Thibus.
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Gasthof zum Frankfurter Hof in Köln.
Am Appellhof gelegen empfiehlt höflichst Edm. Leonhard.
Logis mit Frühstück 15 Sgr. Dinée und 1/2 Flasche Wein 16 Sgr
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Herausgeber: St. Naut.
Druck von J. W. Dietz, Hutmacher Nr. 17.