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Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

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Und nun, was werde ich zu meiner Entschuldigung anführen, daß ich mit diesen ekelhaften Klagen sie belästige? Ach, ich suchte einen Menschenfreund, einen Rathgeber, einen behülflichen Mann, der mir sagte, was ich thun müsse, um, wo möglich, noch gerettet zu werden! Dieß ist also der Bewegungsgrund meines Briefes. Würdigen Sie mich Jhres Raths; antworten Sie mir gefälligst auf dies Geschmiere sonder Stil und Wendung, nach der unten angegebenen Addresse; und seyn Sie versichert, daß Sie Jhre Güte an keinen Undankbaren verschwenden werden. Jch sehe Jhrem lieben Briefe mit einer heftigen Sehnsucht entgegen, und erwarte ihn ehestens. u. s. w."

Vierter Brief.

"Ew. - verzeihen gütigst, daß ich mich unterstehe, Jhnen mit einem Schreiben beschwerlich zu fallen. Jhre ungemeine Herablassung gegen junge Leute macht mich so frei. Nur bitte ich auch gehorsamst um gütige Verzeihung, wenn ich es nicht gehörig vortrage. Jch bin so voll von dem, was ich sagen will, und so beschämt! Daß ich aber zu niemand mehr Zutrauen habe, als zu Jhnen, Verehrungswürdigster, das wer-

Und nun, was werde ich zu meiner Entschuldigung anführen, daß ich mit diesen ekelhaften Klagen sie belästige? Ach, ich suchte einen Menschenfreund, einen Rathgeber, einen behülflichen Mann, der mir sagte, was ich thun müsse, um, wo möglich, noch gerettet zu werden! Dieß ist also der Bewegungsgrund meines Briefes. Würdigen Sie mich Jhres Raths; antworten Sie mir gefälligst auf dies Geschmiere sonder Stil und Wendung, nach der unten angegebenen Addresse; und seyn Sie versichert, daß Sie Jhre Güte an keinen Undankbaren verschwenden werden. Jch sehe Jhrem lieben Briefe mit einer heftigen Sehnsucht entgegen, und erwarte ihn ehestens. u. s. w.“

Vierter Brief.

„Ew. – verzeihen gütigst, daß ich mich unterstehe, Jhnen mit einem Schreiben beschwerlich zu fallen. Jhre ungemeine Herablassung gegen junge Leute macht mich so frei. Nur bitte ich auch gehorsamst um gütige Verzeihung, wenn ich es nicht gehörig vortrage. Jch bin so voll von dem, was ich sagen will, und so beschämt! Daß ich aber zu niemand mehr Zutrauen habe, als zu Jhnen, Verehrungswürdigster, das wer-

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[45/0044] Und nun, was werde ich zu meiner Entschuldigung anführen, daß ich mit diesen ekelhaften Klagen sie belästige? Ach, ich suchte einen Menschenfreund, einen Rathgeber, einen behülflichen Mann, der mir sagte, was ich thun müsse, um, wo möglich, noch gerettet zu werden! Dieß ist also der Bewegungsgrund meines Briefes. Würdigen Sie mich Jhres Raths; antworten Sie mir gefälligst auf dies Geschmiere sonder Stil und Wendung, nach der unten angegebenen Addresse; und seyn Sie versichert, daß Sie Jhre Güte an keinen Undankbaren verschwenden werden. Jch sehe Jhrem lieben Briefe mit einer heftigen Sehnsucht entgegen, und erwarte ihn ehestens. u. s. w.“ Vierter Brief. „Ew. – verzeihen gütigst, daß ich mich unterstehe, Jhnen mit einem Schreiben beschwerlich zu fallen. Jhre ungemeine Herablassung gegen junge Leute macht mich so frei. Nur bitte ich auch gehorsamst um gütige Verzeihung, wenn ich es nicht gehörig vortrage. Jch bin so voll von dem, was ich sagen will, und so beschämt! Daß ich aber zu niemand mehr Zutrauen habe, als zu Jhnen, Verehrungswürdigster, das wer-

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/44>, abgerufen am 28.03.2024.