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Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

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senes Mädchen dächte und sich vorstellte, durch ihre Hand berührt zu werden. Er wüste nicht, wann er zu der Gewohnheit gekommen wäre; es sey aber schon sehr lange her. Das Benehmen mit diesem Knaben folgt nachher.

Ein Mädchen C. von eilf Jahren gestand, daß sie schon seit zwei Jahren mit einer Verwandtin, die sie zuweilen besuchte, dies Laster in der Gartenlaube ausgeübt habe, und von ihrer Gespielin darin unterrichtet sey. Sie wurde durch ihren jüngeren Bruder zufälliger Weise verrathen, der es der Mutter erzählte, da diese beiden Mädchen sich gegen einander entblößten.*)

Das zweite, wovon ich gewiß zu seyn glaube, ist:

Kinder können ohne alle Verführung von selbst auf dieses Laster gerathen.

*) Zimmermann erzählt von einem Manne, der das Unglück hatte, von seinem vierten Jahre an durch die Dienstmädchen seiner Eltern so behandelt zu werden, daß der Trieb zur Unzucht frühe in ihm erwachte. Eine frühe zur Reife gekommene Vernunft sagte ihm bald, dies müsse nicht seyn. Er flohe die Dienstmädchen seiner Eltern; aber verfiel nachher in eine fürchterliche Jmaginations-Krankheit.

senes Mädchen dächte und sich vorstellte, durch ihre Hand berührt zu werden. Er wüste nicht, wann er zu der Gewohnheit gekommen wäre; es sey aber schon sehr lange her. Das Benehmen mit diesem Knaben folgt nachher.

Ein Mädchen C. von eilf Jahren gestand, daß sie schon seit zwei Jahren mit einer Verwandtin, die sie zuweilen besuchte, dies Laster in der Gartenlaube ausgeübt habe, und von ihrer Gespielin darin unterrichtet sey. Sie wurde durch ihren jüngeren Bruder zufälliger Weise verrathen, der es der Mutter erzählte, da diese beiden Mädchen sich gegen einander entblößten.*)

Das zweite, wovon ich gewiß zu seyn glaube, ist:

Kinder können ohne alle Verführung von selbst auf dieses Laster gerathen.

*) Zimmermann erzählt von einem Manne, der das Unglück hatte, von seinem vierten Jahre an durch die Dienstmädchen seiner Eltern so behandelt zu werden, daß der Trieb zur Unzucht frühe in ihm erwachte. Eine frühe zur Reife gekommene Vernunft sagte ihm bald, dies müsse nicht seyn. Er flohe die Dienstmädchen seiner Eltern; aber verfiel nachher in eine fürchterliche Jmaginations-Krankheit.
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[91/0090] senes Mädchen dächte und sich vorstellte, durch ihre Hand berührt zu werden. Er wüste nicht, wann er zu der Gewohnheit gekommen wäre; es sey aber schon sehr lange her. Das Benehmen mit diesem Knaben folgt nachher. Ein Mädchen C. von eilf Jahren gestand, daß sie schon seit zwei Jahren mit einer Verwandtin, die sie zuweilen besuchte, dies Laster in der Gartenlaube ausgeübt habe, und von ihrer Gespielin darin unterrichtet sey. Sie wurde durch ihren jüngeren Bruder zufälliger Weise verrathen, der es der Mutter erzählte, da diese beiden Mädchen sich gegen einander entblößten. *) Das zweite, wovon ich gewiß zu seyn glaube, ist: Kinder können ohne alle Verführung von selbst auf dieses Laster gerathen. *) Zimmermann erzählt von einem Manne, der das Unglück hatte, von seinem vierten Jahre an durch die Dienstmädchen seiner Eltern so behandelt zu werden, daß der Trieb zur Unzucht frühe in ihm erwachte. Eine frühe zur Reife gekommene Vernunft sagte ihm bald, dies müsse nicht seyn. Er flohe die Dienstmädchen seiner Eltern; aber verfiel nachher in eine fürchterliche Jmaginations-Krankheit.

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/90>, abgerufen am 19.04.2024.