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Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434

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wenn man einen Gefallen daran finde, jene geheimen Theile des Körpers zu berühren und zu reizen, und daß dies Laster die Selbstschwächung genennet werde. Erfahret es denn nun, damit ihr euch davor hütet. Daß es ein Laster sey, könnt ihr nun schon daraus einsehen, weil es so unglücklich macht; weil es einen Knaben seines Verstandes und seiner Gesundheit beraubt, ihn folglich ungeschickt macht, das geringste Gute in der Welt selbst zu genießen, oder anderen zu erweisen. Hieraus könnt ihr auch schon einsehen, daß dies Laster, so wie jedes Laster, Sünde sey, weil alles, wodurch Menschen sich selbst unglückllch machen, von Gott verboten ist. Aber die Größe dieser Sünde sollt ihr erst nachher recht einsehen lernen.

Wilhelm erzählte nun, wie er zuerst mit dieser schändlichen Gewohnheit bekannt geworden wäre. Damit war es so zugegangen. Er pflegte, wann er allein war und nichts zu thun hatte, die unschickliche Geberde anzunehmen, daß er die Hände in die Beinkleider steckte. Dieses wurde ihm nachher so geläufig, daß er es that, ohne daran zu denken; denn so geht es mit allen Gewohnheiten. Sucht man sie nicht gleich abzulegen, so übt man sie nachher, ohne sichs bewust

wenn man einen Gefallen daran finde, jene geheimen Theile des Körpers zu berühren und zu reizen, und daß dies Laster die Selbstschwächung genennet werde. Erfahret es denn nun, damit ihr euch davor hütet. Daß es ein Laster sey, könnt ihr nun schon daraus einsehen, weil es so unglücklich macht; weil es einen Knaben seines Verstandes und seiner Gesundheit beraubt, ihn folglich ungeschickt macht, das geringste Gute in der Welt selbst zu genießen, oder anderen zu erweisen. Hieraus könnt ihr auch schon einsehen, daß dies Laster, so wie jedes Laster, Sünde sey, weil alles, wodurch Menschen sich selbst unglückllch machen, von Gott verboten ist. Aber die Größe dieser Sünde sollt ihr erst nachher recht einsehen lernen.

Wilhelm erzählte nun, wie er zuerst mit dieser schändlichen Gewohnheit bekannt geworden wäre. Damit war es so zugegangen. Er pflegte, wann er allein war und nichts zu thun hatte, die unschickliche Geberde anzunehmen, daß er die Hände in die Beinkleider steckte. Dieses wurde ihm nachher so geläufig, daß er es that, ohne daran zu denken; denn so geht es mit allen Gewohnheiten. Sucht man sie nicht gleich abzulegen, so übt man sie nachher, ohne sichs bewust

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[308/0016] wenn man einen Gefallen daran finde, jene geheimen Theile des Körpers zu berühren und zu reizen, und daß dies Laster die Selbstschwächung genennet werde. Erfahret es denn nun, damit ihr euch davor hütet. Daß es ein Laster sey, könnt ihr nun schon daraus einsehen, weil es so unglücklich macht; weil es einen Knaben seines Verstandes und seiner Gesundheit beraubt, ihn folglich ungeschickt macht, das geringste Gute in der Welt selbst zu genießen, oder anderen zu erweisen. Hieraus könnt ihr auch schon einsehen, daß dies Laster, so wie jedes Laster, Sünde sey, weil alles, wodurch Menschen sich selbst unglückllch machen, von Gott verboten ist. Aber die Größe dieser Sünde sollt ihr erst nachher recht einsehen lernen. Wilhelm erzählte nun, wie er zuerst mit dieser schändlichen Gewohnheit bekannt geworden wäre. Damit war es so zugegangen. Er pflegte, wann er allein war und nichts zu thun hatte, die unschickliche Geberde anzunehmen, daß er die Hände in die Beinkleider steckte. Dieses wurde ihm nachher so geläufig, daß er es that, ohne daran zu denken; denn so geht es mit allen Gewohnheiten. Sucht man sie nicht gleich abzulegen, so übt man sie nachher, ohne sichs bewust

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/16>, abgerufen am 29.03.2024.