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[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

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Simpert schrieb darauf selbst an sie, und versicherte: er für seine Person sey an allem unschuldig, er bedaure sie darüber, daß das französische Fräulein Se. Durchlaucht so ganz in den Netzen der Liebe verstrickt habe, sie soll ihr Schicksal als eine göttliche Prüfung betrachten, und mit Geduld tragen, und sie thue sehr wohl, wenn sie sich entferne, weil der Anblick des Fräuleins ihr doch jeden Tag nur neuen Kummer machen würde. Ich weiß nicht, sah sie den geheimen Sinn dieses Briefes durch, oder legte sie den guten Alten wirklich einen Theil ihres Unglückes zur Last. Sie würdigte ihn keiner Antwort, und reiste ab. Der Abbe, dem die veränderte Witterung durchaus nicht behagen wollte, begleitete sie. Die Nachricht von ihrer Abreise machte in Frankfurt jedermänniglich große Freude.

Während der Fürst den Winter hindurch einzig der schönen Babet lebte, entwarf der Prinz mit Simperten Plan, nach welchem die Landesregierung in Zukunft geführt, und die Haupt-Intrigue, auf die hier alles ankam, angesponnen werden sollte. Steinbock kam auf ein Paar Wochen in unsere Mitte,

Simpert schrieb darauf selbst an sie, und versicherte: er für seine Person sey an allem unschuldig, er bedaure sie darüber, daß das französische Fräulein Se. Durchlaucht so ganz in den Netzen der Liebe verstrickt habe, sie soll ihr Schicksal als eine göttliche Prüfung betrachten, und mit Geduld tragen, und sie thue sehr wohl, wenn sie sich entferne, weil der Anblick des Fräuleins ihr doch jeden Tag nur neuen Kummer machen würde. Ich weiß nicht, sah sie den geheimen Sinn dieses Briefes durch, oder legte sie den guten Alten wirklich einen Theil ihres Unglückes zur Last. Sie würdigte ihn keiner Antwort, und reiste ab. Der Abbe, dem die veränderte Witterung durchaus nicht behagen wollte, begleitete sie. Die Nachricht von ihrer Abreise machte in Frankfurt jedermänniglich große Freude.

Während der Fürst den Winter hindurch einzig der schönen Babet lebte, entwarf der Prinz mit Simperten Plan, nach welchem die Landesregierung in Zukunft geführt, und die Haupt-Intrigue, auf die hier alles ankam, angesponnen werden sollte. Steinbock kam auf ein Paar Wochen in unsere Mitte,

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[203/0203] Simpert schrieb darauf selbst an sie, und versicherte: er für seine Person sey an allem unschuldig, er bedaure sie darüber, daß das französische Fräulein Se. Durchlaucht so ganz in den Netzen der Liebe verstrickt habe, sie soll ihr Schicksal als eine göttliche Prüfung betrachten, und mit Geduld tragen, und sie thue sehr wohl, wenn sie sich entferne, weil der Anblick des Fräuleins ihr doch jeden Tag nur neuen Kummer machen würde. Ich weiß nicht, sah sie den geheimen Sinn dieses Briefes durch, oder legte sie den guten Alten wirklich einen Theil ihres Unglückes zur Last. Sie würdigte ihn keiner Antwort, und reiste ab. Der Abbe, dem die veränderte Witterung durchaus nicht behagen wollte, begleitete sie. Die Nachricht von ihrer Abreise machte in Frankfurt jedermänniglich große Freude. Während der Fürst den Winter hindurch einzig der schönen Babet lebte, entwarf der Prinz mit Simperten Plan, nach welchem die Landesregierung in Zukunft geführt, und die Haupt-Intrigue, auf die hier alles ankam, angesponnen werden sollte. Steinbock kam auf ein Paar Wochen in unsere Mitte,

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/203>, abgerufen am 25.04.2024.