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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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Haus in der Brüderstraße. Probstei. Nicolais Hauswesen.

Das Haus in der Brüderstraße, in dem ich aufgewachsen bin, hatte der Grosvater Nicolai im Jahre 1787 gekauft und ausgebaut. Es ist noch in meinem Besitze und meine Enkel treiben darin ihr Wesen. Da nun schon Nicolais Schwiegermutter, Frau Schaarschmidt, darin gelebt hat, so tritt der für bürgerliche Familien seltene Fall ein, daß 6 Generationen hinter einander an derselben Stätte gewohnt haben.

Die Lokalsage behauptet, daß das Haus an der Stelle des Klosters der barmherzigen Brüder stehe, von dem die Straße ihren Namen führt, und es sind Gründe genug vorhanden, um anzunehmen, daß das Gebäude an der Stelle einer alten Klosteranlage stehe. Zwar habe ich in Nicolais Beschreibung von Berlin keine Erwähnung der barmherzigen Brüder angetroffen. Es gab nur die Dominikaner in dem schwarzen Kloster, das in der Nähe der alten Domkirche auf dem Schloßplatze gestanden haben soll, und die Franziskaner in dem grauen Kloster in der Klosterstraße.

Haus in der Brüderstraße. Probstei. Nicolais Hauswesen.

Das Haus in der Brüderstraße, in dem ich aufgewachsen bin, hatte der Grosvater Nicolai im Jahre 1787 gekauft und ausgebaut. Es ist noch in meinem Besitze und meine Enkel treiben darin ihr Wesen. Da nun schon Nicolais Schwiegermutter, Frau Schaarschmidt, darin gelebt hat, so tritt der für bürgerliche Familien seltene Fall ein, daß 6 Generationen hinter einander an derselben Stätte gewohnt haben.

Die Lokalsage behauptet, daß das Haus an der Stelle des Klosters der barmherzigen Brüder stehe, von dem die Straße ihren Namen führt, und es sind Gründe genug vorhanden, um anzunehmen, daß das Gebäude an der Stelle einer alten Klosteranlage stehe. Zwar habe ich in Nicolais Beschreibung von Berlin keine Erwähnung der barmherzigen Brüder angetroffen. Es gab nur die Dominikaner in dem schwarzen Kloster, das in der Nähe der alten Domkirche auf dem Schloßplatze gestanden haben soll, und die Franziskaner in dem grauen Kloster in der Klosterstraße.

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[32/0044] Haus in der Brüderstraße. Probstei. Nicolais Hauswesen. Das Haus in der Brüderstraße, in dem ich aufgewachsen bin, hatte der Grosvater Nicolai im Jahre 1787 gekauft und ausgebaut. Es ist noch in meinem Besitze und meine Enkel treiben darin ihr Wesen. Da nun schon Nicolais Schwiegermutter, Frau Schaarschmidt, darin gelebt hat, so tritt der für bürgerliche Familien seltene Fall ein, daß 6 Generationen hinter einander an derselben Stätte gewohnt haben. Die Lokalsage behauptet, daß das Haus an der Stelle des Klosters der barmherzigen Brüder stehe, von dem die Straße ihren Namen führt, und es sind Gründe genug vorhanden, um anzunehmen, daß das Gebäude an der Stelle einer alten Klosteranlage stehe. Zwar habe ich in Nicolais Beschreibung von Berlin keine Erwähnung der barmherzigen Brüder angetroffen. Es gab nur die Dominikaner in dem schwarzen Kloster, das in der Nähe der alten Domkirche auf dem Schloßplatze gestanden haben soll, und die Franziskaner in dem grauen Kloster in der Klosterstraße.

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/44>, abgerufen am 25.04.2024.