massen liegen aber bei uns auf losem Sande. Was die Alpengeschiebe anbetrifft so hat hierüber Herrv. Buch seit 1811 großes Licht verbreitet. Die Jurablöcke sind of- fenbar aus den gegenüber stehenden Alpen ge- kommen, wo sie den höchsten Punkten derselben zugehören. Die Conglomerate sind indeß von den niedern Hügeln von Lausanne aufgehal- ten u. diese sind nur bis zu dem Fuße des Jura gelanget. Die Lage der Blöcke zeigt daß sie keineswegs durch Eisschollen etwa hingeschwemmt sind u. eben so wenig dorthin herabrollen konnten. Herrv. Buch behaup- Gewäßer schleudern Fels- blöcke fort. tet daß ein Wasserstoß, der auf diese Höhe stauete, die Felsblöcke hinbrachte. Jn neuere[r] Zeit wo ein großer See im Valle de Naqne ausbrach, führte das Gewäßer einen Block von 18 Fuß zwölf Stunden weit, bis auf den Markt von Martigni. Die Ursache dieses Ausbruchs konnte die plötzliche Erhe- bung des Alpengebirges sein, wodurch Seen vertrieben u. verdrängt wurden. Eine ähnliche Beobachtung macht man hiebei in den baltischen Ländern, deren Gesteine alle nor- wegischen u. schwedischen Ursprungs sind die Richt[unleserliches Material]ung des Geschiebes ist eine von Norden nach Süden u. es erstreckt sich bis nach Jwer in Rußland hinein. Ferner sind sie wie in der Ebene, immer auf Höhen anzu- treffen. So liegt auch hier in der Nähe ein Stein von 10 Fuß Höhe auf den Hügeln von Fürstenwalde, die 456 Fuß hoch sind. Jn Mecklenburg findet man Geschiebe bis auf 700 Fuß Höhe von Außen getrieben.
Am
maſſen liegen aber bei uns auf loſem Sande. Was die Alpengeſchiebe anbetrifft ſo hat hierüber Herrv. Buch ſeit 1811 großes Licht verbreitet. Die Jurablöcke ſind of- fenbar aus den gegenüber ſtehenden Alpen ge- kom̃en, wo ſie den höchſten Punkten derſelben zugehören. Die Conglomerate ſind indeß von den niedern Hügeln von Lausañe aufgehal- ten u. dieſe ſind nur bis zu dem Fuße des Jura gelanget. Die Lage der Blöcke zeigt daß ſie keineswegs durch Eisſchollen etwa hingeſchwem̃t ſind u. eben ſo wenig dorthin herabrollen koñten. Herrv. Buch behaup- Gewäßer ſchleudern Fels- blöcke fort. tet daß ein Waſſerſtoß, der auf dieſe Höhe ſtauete, die Felsblöcke hinbrachte. Jn neuere[r] Zeit wo ein großer See im Valle de Naqne ausbrach, führte das Gewäßer einen Block von 18 Fuß zwölf Stunden weit, bis auf den Markt von Martigni. Die Urſache dieſes Ausbruchs koñte die plötzliche Erhe- bung des Alpengebirges ſein, wodurch Seen vertrieben u. verdrängt wurden. Eine ähnliche Beobachtung macht man hiebei in den baltiſchen Ländern, deren Geſteine alle nor- wegiſchen u. ſchwediſchen Urſprungs ſind die Richt[unleserliches Material]ung des Geſchiebes iſt eine von Norden nach Süden u. es erſtreckt ſich bis nach Jwer in Rußland hinein. Ferner ſind ſie wie in der Ebene, im̃er auf Höhen anzu- treffen. So liegt auch hier in der Nähe ein Stein von 10 Fuß Höhe auf den Hügeln von Fürſtenwalde, die 456 Fuß hoch ſind. Jn Mecklenburg findet man Geſchiebe bis auf 700 Fuß Höhe von Außen getrieben.
Am
<TEI><text><body><divxml:id="Ms_germ_fol_842"prev="#Ms_germ_fol_841"><divtype="session"n="37"><p><pbfacs="#f0243"n="226."/>
maſſen liegen aber bei uns auf loſem<lb/>
Sande. Was die Alpengeſchiebe anbetrifft<lb/>ſo hat hierüber <choice><abbr>H.</abbr><expanresp="#BF">Herr</expan></choice><hirendition="#aq"><persNameresp="#BF"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116817569 http://d-nb.info/gnd/116817569">v. Buch</persName></hi>ſeit 1811 großes<lb/>
Licht verbreitet. Die Jurablöcke ſind of-<lb/>
fenbar aus den gegenüber ſtehenden Alpen ge-<lb/>
kom̃en, wo ſie den höchſten Punkten derſelben<lb/>
zugehören. Die Conglomerate ſind indeß von<lb/>
den niedern Hügeln von Lausañe aufgehal-<lb/>
ten u. dieſe ſind nur bis zu dem Fuße des<lb/>
Jura gelanget. Die Lage der Blöcke zeigt<lb/>
daß ſie keineswegs durch Eisſchollen etwa<lb/>
hingeſchwem̃t ſind u. eben ſo wenig dorthin<lb/>
herabrollen koñten. <choice><abbr>H.</abbr><expanresp="#BF">Herr</expan></choice><hirendition="#aq"><persNameresp="#BF"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116817569 http://d-nb.info/gnd/116817569">v. Buch</persName></hi> behaup-<lb/><noteplace="left"><hirendition="#b">Gewäßer<lb/>ſchleudern Fels-<lb/>
blöcke fort.</hi><lb/></note>tet daß ein Waſſerſtoß, der auf dieſe Höhe<lb/>ſtau<unclearreason="illegible"cert="high"resp="#BF">e</unclear>te, die Felsblöcke hin<unclearreason="illegible"cert="high"resp="#BF">b</unclear>rachte. Jn neuere<suppliedreason="damage"resp="#BF">r</supplied><lb/>
Zeit wo ein großer See im <hirendition="#aq">Valle de <unclearreason="illegible"cert="low"resp="#BF">Naqne</unclear></hi><lb/>
ausbrach, führte das Gewäßer einen Block<lb/>
von 18 Fuß zwölf Stunden weit, bis auf<lb/>
den Markt von <hirendition="#aq">Martigni</hi>. Die Urſache<lb/>
dieſes Ausbruchs koñte die plötzliche Erhe-<lb/>
bung des Alpengebirges ſein, wodurch Seen<lb/>
vertrieben u. verdrängt wurden. Eine<lb/>
ähnliche Beobachtung macht man hiebei in den<lb/>
baltiſchen Ländern, deren Geſteine alle nor-<lb/>
wegiſchen u. ſchwediſchen Urſprungs ſind<lb/>
die Richt<subst><delrendition="#ow"><gapreason="illegible"/></del><addplace="across">ung</add></subst> des Geſchiebes iſt eine von Norden<lb/>
nach Süden u. es erſtreckt ſich bis nach<lb/><hirendition="#aq">Jwer</hi> in Rußland hinein. Ferner ſind ſie<lb/>
wie in der Ebene, im̃er auf Höhen anzu-<lb/>
treffen. So liegt auch hier in der Nähe<lb/>
ein Stein von 10 Fuß Höhe auf den Hügeln<lb/>
von Fürſtenwalde, die 456 Fuß hoch ſind.<lb/>
Jn Mecklenburg findet man Geſchiebe bis<lb/>
auf 700 Fuß Höhe von Außen getrieben.<lb/><fwtype="catch"place="bottom">Am</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[226./0243]
maſſen liegen aber bei uns auf loſem
Sande. Was die Alpengeſchiebe anbetrifft
ſo hat hierüber H. v. Buch ſeit 1811 großes
Licht verbreitet. Die Jurablöcke ſind of-
fenbar aus den gegenüber ſtehenden Alpen ge-
kom̃en, wo ſie den höchſten Punkten derſelben
zugehören. Die Conglomerate ſind indeß von
den niedern Hügeln von Lausañe aufgehal-
ten u. dieſe ſind nur bis zu dem Fuße des
Jura gelanget. Die Lage der Blöcke zeigt
daß ſie keineswegs durch Eisſchollen etwa
hingeſchwem̃t ſind u. eben ſo wenig dorthin
herabrollen koñten. H. v. Buch behaup-
tet daß ein Waſſerſtoß, der auf dieſe Höhe
ſtauete, die Felsblöcke hinbrachte. Jn neuerer
Zeit wo ein großer See im Valle de Naqne
ausbrach, führte das Gewäßer einen Block
von 18 Fuß zwölf Stunden weit, bis auf
den Markt von Martigni. Die Urſache
dieſes Ausbruchs koñte die plötzliche Erhe-
bung des Alpengebirges ſein, wodurch Seen
vertrieben u. verdrängt wurden. Eine
ähnliche Beobachtung macht man hiebei in den
baltiſchen Ländern, deren Geſteine alle nor-
wegiſchen u. ſchwediſchen Urſprungs ſind
die Richt_ ung des Geſchiebes iſt eine von Norden
nach Süden u. es erſtreckt ſich bis nach
Jwer in Rußland hinein. Ferner ſind ſie
wie in der Ebene, im̃er auf Höhen anzu-
treffen. So liegt auch hier in der Nähe
ein Stein von 10 Fuß Höhe auf den Hügeln
von Fürſtenwalde, die 456 Fuß hoch ſind.
Jn Mecklenburg findet man Geſchiebe bis
auf 700 Fuß Höhe von Außen getrieben.
Am
Gewäßer
ſchleudern Fels-
blöcke fort.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 226.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/243>, abgerufen am 28.03.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.