Für jeden ist eine Frau freilich etwas ande¬ res; für den einen Hausmannskost, für den Dich¬ ter Nachtigallenfutter, für den Mahler ein Schau¬ essen, für Walten Himmelsbrod und Liebes- und Abendmahl, für Weltmenschen ein indisches Vo¬ gelnest und eine pommersche Gänsebrust -- kalte Küche für mich. Die Lungensucht, welche Lie¬ bende und die Wärter der Seidenraupen -- jene wollen ja auch Seide dabei spinnen -- davon tragen, wird mich als Seladon eher verlassen als ergreifen, weil ich so lange die lungen-ge¬ fährliche Flöte einstecke, als ich auf den Knieen liege und spreche. Ich bin dir aber wirklich sehr gut, Wina, zumal da deine Singstimme so ka¬ nonisch ist und so rein! -- Aber ich will denn mein heutiges Tagebuch über den Bruder anhe¬ ben. . .
Nachtrag zuN. 56. der fliegende Heering.
Das vorstehende war zur Testaments-Exe¬ kuzion abgeschickt, als ich es von derselben -- dem trefflichen Kuhnold -- mit diesem Briefe wieder bekam:
Fuͤr jeden iſt eine Frau freilich etwas ande¬ res; fuͤr den einen Hausmannskoſt, fuͤr den Dich¬ ter Nachtigallenfutter, fuͤr den Mahler ein Schau¬ eſſen, fuͤr Walten Himmelsbrod und Liebes- und Abendmahl, fuͤr Weltmenſchen ein indiſches Vo¬ gelneſt und eine pommerſche Gaͤnſebruſt — kalte Kuͤche fuͤr mich. Die Lungenſucht, welche Lie¬ bende und die Waͤrter der Seidenraupen — jene wollen ja auch Seide dabei ſpinnen — davon tragen, wird mich als Seladon eher verlaſſen als ergreifen, weil ich ſo lange die lungen-ge¬ faͤhrliche Floͤte einſtecke, als ich auf den Knieen liege und ſpreche. Ich bin dir aber wirklich ſehr gut, Wina, zumal da deine Singſtimme ſo ka¬ noniſch iſt und ſo rein! — Aber ich will denn mein heutiges Tagebuch uͤber den Bruder anhe¬ ben. . .
Nachtrag zuN. 56. der fliegende Heering.
Das vorſtehende war zur Teſtaments-Exe¬ kuzion abgeſchickt, als ich es von derſelben — dem trefflichen Kuhnold — mit dieſem Briefe wieder bekam:
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Fuͤr jeden iſt eine Frau freilich etwas ande¬
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eſſen, fuͤr Walten Himmelsbrod und Liebes- und
Abendmahl, fuͤr Weltmenſchen ein indiſches Vo¬
gelneſt und eine pommerſche Gaͤnſebruſt — kalte
Kuͤche fuͤr mich. Die Lungenſucht, welche Lie¬
bende und die Waͤrter der Seidenraupen — jene
wollen ja auch Seide dabei ſpinnen — davon
tragen, wird mich als Seladon eher verlaſſen
als ergreifen, weil ich ſo lange die lungen-ge¬
faͤhrliche Floͤte einſtecke, als ich auf den Knieen
liege und ſpreche. Ich bin dir aber wirklich ſehr
gut, Wina, zumal da deine Singſtimme ſo ka¬
noniſch iſt und ſo rein! — Aber ich will denn
mein heutiges Tagebuch uͤber den Bruder anhe¬
ben. . .
Nachtrag zu N. 56. der fliegende Heering.
Das vorſtehende war zur Teſtaments-Exe¬
kuzion abgeſchickt, als ich es von derſelben —
dem trefflichen Kuhnold — mit dieſem Briefe
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/139>, abgerufen am 25.04.2024.
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