Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

keine Form annehmen -- verwirrt war er auch.
Klotilde ging bald; -- und ihm wärs heut für ganz
Großpohlen (diese in der Eisfahrt der Völker- und
Kronenwanderung schön sich abschleifende Eisscholle)
nicht möglich gewesen, nach ihr noch eine halbe
Stunde zu verbleiben.

Er mußte aber ohnehin fort: der Hofjunker Mat¬
thieu rief ihn zur Fürstin. Der 24te Februar sollte,
scheint es, zum Besten des 24ten Hundstages
bloß Ueberraschungen liefern. Meinem Korrespon¬
denten entfährt dabei: "den 25ten Februar war eine
"Mondfinsterniß; und diese schien Viktor eine Aehn¬
"lichkeit mit Klotildens Verschmachten zu haben,
"die seinem Innern eine lang entbehrte Erweichung
"mittheilte." Da nun diese ganze Geschichte im
9ten Jahrzehend des 18ten Jahrhunderts vorgeht;
und da es keine Mondfinsterniß von einem 25ten Fe¬
bruar darin giebt als im Jahr 1793, d. h. im heu¬
rigen: so kömmt ja, da ich im Julius schreibe, die
Geschichte in einem halben Jahre meiner Beschrei¬
bung hinten nach -- welches für mich ergötzend ge¬
nug ist. Ich hielt zur Sicherheit alle in diesem
Buche einfallende Wetter- und Mondsveränderungen
mit denen von 1792 und 1793 zusammen; und es
paßte alles in einander -- der Leser sollt' es auch
nachrechnen.

O 2

keine Form annehmen — verwirrt war er auch.
Klotilde ging bald; — und ihm waͤrs heut fuͤr ganz
Großpohlen (dieſe in der Eisfahrt der Voͤlker- und
Kronenwanderung ſchoͤn ſich abſchleifende Eisſcholle)
nicht moͤglich geweſen, nach ihr noch eine halbe
Stunde zu verbleiben.

Er mußte aber ohnehin fort: der Hofjunker Mat¬
thieu rief ihn zur Fuͤrſtin. Der 24te Februar ſollte,
ſcheint es, zum Beſten des 24ten Hundstages
bloß Ueberraſchungen liefern. Meinem Korreſpon¬
denten entfaͤhrt dabei: »den 25ten Februar war eine
»Mondfinſterniß; und dieſe ſchien Viktor eine Aehn¬
»lichkeit mit Klotildens Verſchmachten zu haben,
»die ſeinem Innern eine lang entbehrte Erweichung
»mittheilte.« Da nun dieſe ganze Geſchichte im
9ten Jahrzehend des 18ten Jahrhunderts vorgeht;
und da es keine Mondfinſterniß von einem 25ten Fe¬
bruar darin giebt als im Jahr 1793, d. h. im heu¬
rigen: ſo koͤmmt ja, da ich im Julius ſchreibe, die
Geſchichte in einem halben Jahre meiner Beſchrei¬
bung hinten nach — welches fuͤr mich ergoͤtzend ge¬
nug iſt. Ich hielt zur Sicherheit alle in dieſem
Buche einfallende Wetter- und Mondsveraͤnderungen
mit denen von 1792 und 1793 zuſammen; und es
paßte alles in einander — der Leſer ſollt' es auch
nachrechnen.

O 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0221" n="211"/>
keine Form annehmen &#x2014; verwirrt war er auch.<lb/>
Klotilde ging bald; &#x2014; und ihm wa&#x0364;rs heut fu&#x0364;r ganz<lb/>
Großpohlen (die&#x017F;e in der Eisfahrt der Vo&#x0364;lker- und<lb/>
Kronenwanderung &#x017F;cho&#x0364;n &#x017F;ich ab&#x017F;chleifende Eis&#x017F;cholle)<lb/>
nicht mo&#x0364;glich gewe&#x017F;en, nach ihr noch eine halbe<lb/>
Stunde zu verbleiben.</p><lb/>
          <p>Er mußte aber ohnehin fort: der Hofjunker Mat¬<lb/>
thieu rief ihn zur Fu&#x0364;r&#x017F;tin. Der 24te Februar &#x017F;ollte,<lb/>
&#x017F;cheint es, zum Be&#x017F;ten des 24ten Hundstages<lb/>
bloß Ueberra&#x017F;chungen liefern. Meinem Korre&#x017F;pon¬<lb/>
denten entfa&#x0364;hrt dabei: »den 25ten Februar war eine<lb/>
»Mondfin&#x017F;terniß; und die&#x017F;e &#x017F;chien Viktor eine Aehn¬<lb/>
»lichkeit mit Klotildens Ver&#x017F;chmachten zu haben,<lb/>
»die &#x017F;einem Innern eine lang entbehrte Erweichung<lb/>
»mittheilte.« Da nun die&#x017F;e ganze Ge&#x017F;chichte im<lb/>
9ten Jahrzehend des 18ten Jahrhunderts vorgeht;<lb/>
und da es keine Mondfin&#x017F;terniß von einem 25ten Fe¬<lb/>
bruar darin giebt als im Jahr 1793, d. h. im heu¬<lb/>
rigen: &#x017F;o ko&#x0364;mmt ja, da ich im Julius &#x017F;chreibe, die<lb/>
Ge&#x017F;chichte in einem halben Jahre meiner Be&#x017F;chrei¬<lb/>
bung hinten nach &#x2014; welches fu&#x0364;r mich ergo&#x0364;tzend ge¬<lb/>
nug i&#x017F;t. Ich hielt zur Sicherheit alle in die&#x017F;em<lb/>
Buche einfallende Wetter- und Mondsvera&#x0364;nderungen<lb/>
mit denen von 1792 und 1793 zu&#x017F;ammen; und es<lb/>
paßte alles in einander &#x2014; der Le&#x017F;er &#x017F;ollt' es auch<lb/>
nachrechnen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">O 2<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0221] keine Form annehmen — verwirrt war er auch. Klotilde ging bald; — und ihm waͤrs heut fuͤr ganz Großpohlen (dieſe in der Eisfahrt der Voͤlker- und Kronenwanderung ſchoͤn ſich abſchleifende Eisſcholle) nicht moͤglich geweſen, nach ihr noch eine halbe Stunde zu verbleiben. Er mußte aber ohnehin fort: der Hofjunker Mat¬ thieu rief ihn zur Fuͤrſtin. Der 24te Februar ſollte, ſcheint es, zum Beſten des 24ten Hundstages bloß Ueberraſchungen liefern. Meinem Korreſpon¬ denten entfaͤhrt dabei: »den 25ten Februar war eine »Mondfinſterniß; und dieſe ſchien Viktor eine Aehn¬ »lichkeit mit Klotildens Verſchmachten zu haben, »die ſeinem Innern eine lang entbehrte Erweichung »mittheilte.« Da nun dieſe ganze Geſchichte im 9ten Jahrzehend des 18ten Jahrhunderts vorgeht; und da es keine Mondfinſterniß von einem 25ten Fe¬ bruar darin giebt als im Jahr 1793, d. h. im heu¬ rigen: ſo koͤmmt ja, da ich im Julius ſchreibe, die Geſchichte in einem halben Jahre meiner Beſchrei¬ bung hinten nach — welches fuͤr mich ergoͤtzend ge¬ nug iſt. Ich hielt zur Sicherheit alle in dieſem Buche einfallende Wetter- und Mondsveraͤnderungen mit denen von 1792 und 1793 zuſammen; und es paßte alles in einander — der Leſer ſollt' es auch nachrechnen. O 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/221
Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/221>, abgerufen am 24.04.2024.