Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
22. Summula.
Unwichtigkeiten.

H. v. Nieß lud auf Abends gegen ein unbedeu-
des Einlaßgeld die Badegesellschaft zu seinem
musikalischen Deklamatorium des besten Theudo-
bachischen Stückes betitelt: "Der Ritter einer
größern Zeit" auf Zetteln ein, die er schon fer-
tig gedruckt mitgebracht hatte, bis auf einige
leere Vakanz-Rahmen oder Logen, welche er
mit Inhalt von eigner Hand besetzen wollte.
Funfzig solcher Zettel ließ er austheilen, und
sagte mit inniger Liebe gegen jeden und sich:
"warum wollt' ich so vielen Menschen aus entge-
gengesetzten Winkeln Deutschlands, denen ein
Buchstabenblättchen von mir vielleicht eine ewige
Reliquie ist, und zwey geschriebene Worte viel-
leicht mehr als tausend gedruckte von mir, war-
um sollt' ich ihnen diese Freude nicht mit nach
Hause geben?"

22. Summula.
Unwichtigkeiten.

H. v. Nieß lud auf Abends gegen ein unbedeu-
des Einlaßgeld die Badegeſellſchaft zu ſeinem
muſikaliſchen Deklamatorium des beſten Theudo-
bachiſchen Stuͤckes betitelt: „Der Ritter einer
groͤßern Zeit” auf Zetteln ein, die er ſchon fer-
tig gedruckt mitgebracht hatte, bis auf einige
leere Vakanz-Rahmen oder Logen, welche er
mit Inhalt von eigner Hand beſetzen wollte.
Funfzig ſolcher Zettel ließ er austheilen, und
ſagte mit inniger Liebe gegen jeden und ſich:
„warum wollt’ ich ſo vielen Menſchen aus entge-
gengeſetzten Winkeln Deutſchlands, denen ein
Buchſtabenblaͤttchen von mir vielleicht eine ewige
Reliquie iſt, und zwey geſchriebene Worte viel-
leicht mehr als tauſend gedruckte von mir, war-
um ſollt’ ich ihnen dieſe Freude nicht mit nach
Hauſe geben?”

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0151" n="133"/>
          <div n="3">
            <head>22. Summula.<lb/><hi rendition="#g">Unwichtigkeiten</hi>.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">H</hi>. v. Nieß lud auf Abends gegen ein unbedeu-<lb/>
des Einlaßgeld die Badege&#x017F;ell&#x017F;chaft zu &#x017F;einem<lb/>
mu&#x017F;ikali&#x017F;chen Deklamatorium des be&#x017F;ten Theudo-<lb/>
bachi&#x017F;chen Stu&#x0364;ckes betitelt: &#x201E;Der Ritter einer<lb/>
gro&#x0364;ßern Zeit&#x201D; auf Zetteln ein, die er &#x017F;chon fer-<lb/>
tig gedruckt mitgebracht hatte, bis auf einige<lb/>
leere Vakanz-Rahmen oder Logen, welche er<lb/>
mit Inhalt von eigner Hand be&#x017F;etzen wollte.<lb/>
Funfzig &#x017F;olcher Zettel ließ er austheilen, und<lb/>
&#x017F;agte mit inniger Liebe gegen jeden und &#x017F;ich:<lb/>
&#x201E;warum wollt&#x2019; ich &#x017F;o vielen Men&#x017F;chen aus entge-<lb/>
genge&#x017F;etzten Winkeln Deut&#x017F;chlands, denen ein<lb/>
Buch&#x017F;tabenbla&#x0364;ttchen von mir vielleicht eine ewige<lb/>
Reliquie i&#x017F;t, und zwey ge&#x017F;chriebene Worte viel-<lb/>
leicht mehr als tau&#x017F;end gedruckte von mir, war-<lb/>
um &#x017F;ollt&#x2019; ich ihnen die&#x017F;e Freude nicht mit nach<lb/>
Hau&#x017F;e geben?&#x201D;</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0151] 22. Summula. Unwichtigkeiten. H. v. Nieß lud auf Abends gegen ein unbedeu- des Einlaßgeld die Badegeſellſchaft zu ſeinem muſikaliſchen Deklamatorium des beſten Theudo- bachiſchen Stuͤckes betitelt: „Der Ritter einer groͤßern Zeit” auf Zetteln ein, die er ſchon fer- tig gedruckt mitgebracht hatte, bis auf einige leere Vakanz-Rahmen oder Logen, welche er mit Inhalt von eigner Hand beſetzen wollte. Funfzig ſolcher Zettel ließ er austheilen, und ſagte mit inniger Liebe gegen jeden und ſich: „warum wollt’ ich ſo vielen Menſchen aus entge- gengeſetzten Winkeln Deutſchlands, denen ein Buchſtabenblaͤttchen von mir vielleicht eine ewige Reliquie iſt, und zwey geſchriebene Worte viel- leicht mehr als tauſend gedruckte von mir, war- um ſollt’ ich ihnen dieſe Freude nicht mit nach Hauſe geben?”

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/151
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/151>, abgerufen am 29.03.2024.