Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

ben sie daran worgen müssen, erwiederte die
Reinoldin. --

Aber was machens, -- sagte der Hügj als
er weggieng, es ist jezt so, man hat ja heut
an der Gemeind gesehen, wer im Dorf Mei-
ster ist.

Der Lumpen-Hans im Pfarrhaus hat dem
Kalberleder nur ein paar Wort gesagt, und
der arme Teufel hat über Kopf und Hals den
Nußbaum umhauen müssen, er hätte lieber
weiß nicht was gethan, als das, doch hat's
seyn müssen, so ist es jezt.

§. 31.
Es ist in allem ein Unterschied.

Es wunderte den Pfarrer selber, als er
heimkam, und den Garten-Nachbar so
mit dem Kopf am Boden antraf.

Der Hans erklärte ihm über das Essen,
wie es zugegangen.

Aber wie hast du auch das thun, und ihm
so drohen dörfen? sagte der Pfarrer, da er
hörte wie es zugegangen.

Es hat mich gedunkt, es seye gar recht ge-
wesen, sagte Hans. -- Und der Pfarrer,
nein, man muß nie jemand mit etwas in Forcht
jagen, wozu man kein Recht hat. --


K 3

ben ſie daran worgen muͤſſen, erwiederte die
Reinoldin. —

Aber was machens, — ſagte der Huͤgj als
er weggieng, es iſt jezt ſo, man hat ja heut
an der Gemeind geſehen, wer im Dorf Mei-
ſter iſt.

Der Lumpen-Hans im Pfarrhaus hat dem
Kalberleder nur ein paar Wort geſagt, und
der arme Teufel hat uͤber Kopf und Hals den
Nußbaum umhauen muͤſſen, er haͤtte lieber
weiß nicht was gethan, als das, doch hat’s
ſeyn muͤſſen, ſo iſt es jezt.

§. 31.
Es iſt in allem ein Unterſchied.

Es wunderte den Pfarrer ſelber, als er
heimkam, und den Garten-Nachbar ſo
mit dem Kopf am Boden antraf.

Der Hans erklaͤrte ihm uͤber das Eſſen,
wie es zugegangen.

Aber wie haſt du auch das thun, und ihm
ſo drohen doͤrfen? ſagte der Pfarrer, da er
hoͤrte wie es zugegangen.

Es hat mich gedunkt, es ſeye gar recht ge-
weſen, ſagte Hans. — Und der Pfarrer,
nein, man muß nie jemand mit etwas in Forcht
jagen, wozu man kein Recht hat. —


K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0171" n="149"/>
ben &#x017F;ie daran worgen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, erwiederte die<lb/>
Reinoldin. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Aber was machens, &#x2014; &#x017F;agte der Hu&#x0364;gj als<lb/>
er weggieng, es i&#x017F;t jezt &#x017F;o, man hat ja heut<lb/>
an der Gemeind ge&#x017F;ehen, wer im Dorf Mei-<lb/>
&#x017F;ter i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Der Lumpen-Hans im Pfarrhaus hat dem<lb/>
Kalberleder nur ein paar Wort ge&#x017F;agt, und<lb/>
der arme Teufel hat u&#x0364;ber Kopf und Hals den<lb/>
Nußbaum umhauen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, er ha&#x0364;tte lieber<lb/>
weiß nicht was gethan, als das, doch hat&#x2019;s<lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o i&#x017F;t es jezt.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 31.<lb/>
Es i&#x017F;t in allem ein Unter&#x017F;chied.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>s wunderte den Pfarrer &#x017F;elber, als er<lb/>
heimkam, und den Garten-Nachbar &#x017F;o<lb/>
mit dem Kopf am Boden antraf.</p><lb/>
        <p>Der Hans erkla&#x0364;rte ihm u&#x0364;ber das E&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wie es zugegangen.</p><lb/>
        <p>Aber wie ha&#x017F;t du auch das thun, und ihm<lb/>
&#x017F;o drohen do&#x0364;rfen? &#x017F;agte der Pfarrer, da er<lb/>
ho&#x0364;rte wie es zugegangen.</p><lb/>
        <p>Es hat mich gedunkt, es &#x017F;eye gar recht ge-<lb/>
we&#x017F;en, &#x017F;agte Hans. &#x2014; Und der Pfarrer,<lb/>
nein, man muß nie jemand mit etwas in Forcht<lb/>
jagen, wozu man kein Recht hat. &#x2014;</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0171] ben ſie daran worgen muͤſſen, erwiederte die Reinoldin. — Aber was machens, — ſagte der Huͤgj als er weggieng, es iſt jezt ſo, man hat ja heut an der Gemeind geſehen, wer im Dorf Mei- ſter iſt. Der Lumpen-Hans im Pfarrhaus hat dem Kalberleder nur ein paar Wort geſagt, und der arme Teufel hat uͤber Kopf und Hals den Nußbaum umhauen muͤſſen, er haͤtte lieber weiß nicht was gethan, als das, doch hat’s ſeyn muͤſſen, ſo iſt es jezt. §. 31. Es iſt in allem ein Unterſchied. Es wunderte den Pfarrer ſelber, als er heimkam, und den Garten-Nachbar ſo mit dem Kopf am Boden antraf. Der Hans erklaͤrte ihm uͤber das Eſſen, wie es zugegangen. Aber wie haſt du auch das thun, und ihm ſo drohen doͤrfen? ſagte der Pfarrer, da er hoͤrte wie es zugegangen. Es hat mich gedunkt, es ſeye gar recht ge- weſen, ſagte Hans. — Und der Pfarrer, nein, man muß nie jemand mit etwas in Forcht jagen, wozu man kein Recht hat. — K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/171
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/171>, abgerufen am 29.03.2024.