Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

herkommen, und da bey seinem Futter crepie-
ren lassen.

Doch sagten auch einige bestandene Männer,
der Mann sieht dem alten Grapp-Pflanzer
gar nicht gleich, und es hat gar nicht die Gat-
tung, wie wenn er in den Tag hinein schwaze.

Er gienge an diesem Abend noch in seine
Schule, und machte gerade vor dem Ort wo
er morndes das erste mal sizen wollte, einen
schönen Kupferstich auf. Es war ein alter
Mann mit einem langen weissen Bart, der mit
gerümpfter Stirn und grossen offnen Augen
seinen Finger aufhielt.

Der Junker und der Pfarrer fragten ihn,
was der da machen müsse? Er antwortete ih-
nen, er muß zu mir sagen, Glüphi schwör
nicht, wenn du vor mir zusizest! --

Und die Herren sagten, den wollen sie ihm
nicht wegreissen, er sey denn gar wohl da! --

Der Schulmeister erwiederte: ich habe es
selber auch gedacht.

§. 64.
Schul-Einrichtungen.

Morndes gieng dann die Schul an.

Ich möchte aber nicht leicht einem an-
dern Schulmeister rathen, zu thun, was dieser

herkommen, und da bey ſeinem Futter crepie-
ren laſſen.

Doch ſagten auch einige beſtandene Maͤnner,
der Mann ſieht dem alten Grapp-Pflanzer
gar nicht gleich, und es hat gar nicht die Gat-
tung, wie wenn er in den Tag hinein ſchwaze.

Er gienge an dieſem Abend noch in ſeine
Schule, und machte gerade vor dem Ort wo
er morndes das erſte mal ſizen wollte, einen
ſchoͤnen Kupferſtich auf. Es war ein alter
Mann mit einem langen weiſſen Bart, der mit
geruͤmpfter Stirn und groſſen offnen Augen
ſeinen Finger aufhielt.

Der Junker und der Pfarrer fragten ihn,
was der da machen muͤſſe? Er antwortete ih-
nen, er muß zu mir ſagen, Gluͤphi ſchwoͤr
nicht, wenn du vor mir zuſizeſt! —

Und die Herren ſagten, den wollen ſie ihm
nicht wegreiſſen, er ſey denn gar wohl da! —

Der Schulmeiſter erwiederte: ich habe es
ſelber auch gedacht.

§. 64.
Schul-Einrichtungen.

Morndes gieng dann die Schul an.

Ich moͤchte aber nicht leicht einem an-
dern Schulmeiſter rathen, zu thun, was dieſer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0307" n="285"/>
herkommen, und da bey &#x017F;einem Futter crepie-<lb/>
ren la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Doch &#x017F;agten auch einige be&#x017F;tandene Ma&#x0364;nner,<lb/>
der Mann &#x017F;ieht dem alten Grapp-Pflanzer<lb/>
gar nicht gleich, und es hat gar nicht die Gat-<lb/>
tung, wie wenn er in den Tag hinein &#x017F;chwaze.</p><lb/>
        <p>Er gienge an die&#x017F;em Abend noch in &#x017F;eine<lb/>
Schule, und machte gerade vor dem Ort wo<lb/>
er morndes das er&#x017F;te mal &#x017F;izen wollte, einen<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen Kupfer&#x017F;tich auf. Es war ein alter<lb/>
Mann mit einem langen wei&#x017F;&#x017F;en Bart, der mit<lb/>
geru&#x0364;mpfter Stirn und gro&#x017F;&#x017F;en offnen Augen<lb/>
&#x017F;einen Finger aufhielt.</p><lb/>
        <p>Der Junker und der Pfarrer fragten ihn,<lb/>
was der da machen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e? Er antwortete ih-<lb/>
nen, er muß zu mir &#x017F;agen, Glu&#x0364;phi &#x017F;chwo&#x0364;r<lb/>
nicht, wenn du vor mir zu&#x017F;ize&#x017F;t! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Und die Herren &#x017F;agten, den wollen &#x017F;ie ihm<lb/>
nicht wegrei&#x017F;&#x017F;en, er &#x017F;ey denn gar wohl da! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Der Schulmei&#x017F;ter erwiederte: ich habe es<lb/>
&#x017F;elber auch gedacht.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 64.<lb/>
Schul-Einrichtungen.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">M</hi>orndes gieng dann die Schul an.</p><lb/>
        <p>Ich mo&#x0364;chte aber nicht leicht einem an-<lb/>
dern Schulmei&#x017F;ter rathen, zu thun, was die&#x017F;er<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0307] herkommen, und da bey ſeinem Futter crepie- ren laſſen. Doch ſagten auch einige beſtandene Maͤnner, der Mann ſieht dem alten Grapp-Pflanzer gar nicht gleich, und es hat gar nicht die Gat- tung, wie wenn er in den Tag hinein ſchwaze. Er gienge an dieſem Abend noch in ſeine Schule, und machte gerade vor dem Ort wo er morndes das erſte mal ſizen wollte, einen ſchoͤnen Kupferſtich auf. Es war ein alter Mann mit einem langen weiſſen Bart, der mit geruͤmpfter Stirn und groſſen offnen Augen ſeinen Finger aufhielt. Der Junker und der Pfarrer fragten ihn, was der da machen muͤſſe? Er antwortete ih- nen, er muß zu mir ſagen, Gluͤphi ſchwoͤr nicht, wenn du vor mir zuſizeſt! — Und die Herren ſagten, den wollen ſie ihm nicht wegreiſſen, er ſey denn gar wohl da! — Der Schulmeiſter erwiederte: ich habe es ſelber auch gedacht. §. 64. Schul-Einrichtungen. Morndes gieng dann die Schul an. Ich moͤchte aber nicht leicht einem an- dern Schulmeiſter rathen, zu thun, was dieſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/307
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/307>, abgerufen am 28.03.2024.