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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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So tabellarisch er aber im Anfang zu Werk
gieng um das Verhältniß der Zahlen gegen
einander ihnen so einfach und heiter, und un-
verwirrt als möglich in den Kopf zu bringen;
-- so fest und anhaltend übte er dann hinten
nach ihre Aufmerksamkeit, diese Zahlenver-
hältniß ausser dieser Tabellenordnung in jeder
andern Ordnung wieder zu finden.

§. 69.
Ein bewährtes Mittel wider böse lügen-
hafte Nachreden.

Er machte auch hierinn aus seinen Kindern
was er wollte, und es konnte nicht an-
derst seyn, als daß ein Mann der so viel an
diesen that, nicht vielen Leuthen lieb werden
mußte.

Und doch war bey weitem auch nicht jeder-
mann mit ihm zufrieden.

Das was man zu allererst an ihm aussezte,
war: er sey zu stolz zu einem Schulmeister,
und möge den Leuthen das Maul kaum gönnen.

Er sagte dieß und das sich auszureden, und
wollte ihnen begreiflich machen, er brauche sei-
ne Zeit und sein Maul für ihre Kinder. --

Aber die Bauern meynten, bey allem dem
könnte er doch noch auch ein paar Augenblik

So tabellariſch er aber im Anfang zu Werk
gieng um das Verhaͤltniß der Zahlen gegen
einander ihnen ſo einfach und heiter, und un-
verwirrt als moͤglich in den Kopf zu bringen;
— ſo feſt und anhaltend uͤbte er dann hinten
nach ihre Aufmerkſamkeit, dieſe Zahlenver-
haͤltniß auſſer dieſer Tabellenordnung in jeder
andern Ordnung wieder zu finden.

§. 69.
Ein bewaͤhrtes Mittel wider boͤſe luͤgen-
hafte Nachreden.

Er machte auch hierinn aus ſeinen Kindern
was er wollte, und es konnte nicht an-
derſt ſeyn, als daß ein Mann der ſo viel an
dieſen that, nicht vielen Leuthen lieb werden
mußte.

Und doch war bey weitem auch nicht jeder-
mann mit ihm zufrieden.

Das was man zu allererſt an ihm ausſezte,
war: er ſey zu ſtolz zu einem Schulmeiſter,
und moͤge den Leuthen das Maul kaum goͤnnen.

Er ſagte dieß und das ſich auszureden, und
wollte ihnen begreiflich machen, er brauche ſei-
ne Zeit und ſein Maul fuͤr ihre Kinder. —

Aber die Bauern meynten, bey allem dem
koͤnnte er doch noch auch ein paar Augenblik

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[310/0332] So tabellariſch er aber im Anfang zu Werk gieng um das Verhaͤltniß der Zahlen gegen einander ihnen ſo einfach und heiter, und un- verwirrt als moͤglich in den Kopf zu bringen; — ſo feſt und anhaltend uͤbte er dann hinten nach ihre Aufmerkſamkeit, dieſe Zahlenver- haͤltniß auſſer dieſer Tabellenordnung in jeder andern Ordnung wieder zu finden. §. 69. Ein bewaͤhrtes Mittel wider boͤſe luͤgen- hafte Nachreden. Er machte auch hierinn aus ſeinen Kindern was er wollte, und es konnte nicht an- derſt ſeyn, als daß ein Mann der ſo viel an dieſen that, nicht vielen Leuthen lieb werden mußte. Und doch war bey weitem auch nicht jeder- mann mit ihm zufrieden. Das was man zu allererſt an ihm ausſezte, war: er ſey zu ſtolz zu einem Schulmeiſter, und moͤge den Leuthen das Maul kaum goͤnnen. Er ſagte dieß und das ſich auszureden, und wollte ihnen begreiflich machen, er brauche ſei- ne Zeit und ſein Maul fuͤr ihre Kinder. — Aber die Bauern meynten, bey allem dem koͤnnte er doch noch auch ein paar Augenblik

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/332>, abgerufen am 28.03.2024.