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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] dünne Rinden ist, einen beissenden, lieb-
lichen und aromatischen Geschmack hat,
und von Farbe so hoch, als immer mög-
lich, ist: dagegen soll man den dicken, der
wie Holtz schmeckt, auswerffen.

Diejenigen, welche gantze Parteyen
Zimmt einkauffen, mögen Achtung ge-
ben, daß kein solcher Zimmt darunter
gemenget sey, aus dem die Essentz oder
das Oel gezogen ist, welches doch sehr
schwerlich zu mercken, man müste denn
Stück vor Stück kosten. Dannenhero
kan ich auch keine bessere Anweisung ge-
ben, als, daß man den Zimmt bey sol-
chen Leuten kauffe, die einen nicht be-
trügen mögen.

Der Caneel/ ist sowohl wegen seiner
herrlichen Eigenschaften, als auch sei-
nes angenehmen Geruchs halber, so
starck im Brauch, daß wir wenig feine
Spezereyen haben, welche dermassen
häuffig vertrieben würden. Die Hol-
länder
senden uns auch eine andere
Gattung Caneel zu, das sind breite di-
cke Rinden, die sie, den Arabern hier-
inne nachahmend, Darcheni, wir aber
Canella matto.
Siehe Fig. 113.
Canelle matte nennen. Dieser Caneel
ist die Rinde von dem Stamme und di-
cken Aesten des Zimmtbaums; allein,
weil es eine Wahre, die nicht viel taug,
eines Theils, weil sie nicht mag vertrie-
ben werden, und denn, weil sie weder
Geruch noch Geschmack hat, es müste
denn ein und ander Stücke das zarte
[Spaltenumbruch] Häutlein annoch haben, in welchem ein
also beissender aromatischer Geschmack
stickt, daß man es schier unmöglich im
Munde leiden kan: weil auch überdiß
gar wenig dergleichen darunter gefun-
den wird, so lohnt es nicht die Mühe,
daß man davon rede: zudem verkaufft
niemand diesen Caneel, denn nur die Ta-
buletkrämer.

Von dem Escavisson, welchen etlicheEscavisson.
für den geringsten unter dem feinen
Zimmt, andere für Canela matto, an-
dere aber für Mutterzimmt halten, will
ich nichts melden, weil doch nachgehends
von einem iedweden der Ordnung nach
soll gehandelt werden. Den feinen Ca-
neel überziehen die Zuckerbecker, wenn
sie ihn vorher in warmen Wasser gequel-
let, und in gantz kleine Stücklein zer-
schnitten, mit Perlenzucker, welches wir
hernachmahls Canelle de Milan nennen,Canelle de Milan.
und unter diesem Namen verkauffen.
Wir bereiten auch kleine Zeltlein davon,
indem aus Zimmtpulver und Tragant-
schleime ein Teig gemachet wird, und
aus diesem allerhand Figuren, nach be-
lieben. Auf der Jnsel Ceylon machen
die Holländer den Zimmt, der erst
kürtzlich von dem Baume abgezogen
worden, mit Zucker ein, welches eine
gute Confection ist, die sich wohl über
See führen läßt, allein in diesen Landen
gar selten gesehen wird.

[Ende Spaltensatz]
Das andere Capitel.
Vom Zimmtöle.
[Spaltenumbruch]

AUs dem Caneele wird vermittelst ei-
nes oder des andern Zusatzes und
menstrui, ein dickes, klares und rothes
Oel über den Helm getrieben, welches
einen dermassen starcken und scharffen
Geschmack hat, daß man es kaum auf
die Zunge nehmen kan: dennoch aber
verursachet der Geschmack und liebliche
Geruch, daß sich viel Leute desselbigen
bedienen.

Dieweil der Caneel eine Rinde ist,
welche eben nicht gar zu reich von Oele,
deswegen finden wir uns genöthiget, es
aus Holland kommen zu lassen, zumahl
da allein die Holländer dasselbe so, wie
es beschaffen seyn soll, und um einen
billichen Preiß, verschaffen können.
Solten wir aber unsere Zuflucht zu
demjenigen nehmen müssen, welches un-
[Spaltenumbruch] sre Wasserbrenner und Apothecker in
Franckreich bereiten können, würde es
uns wohl zweymahl höher zu stehen
kommen, denn das Holländische: wel-
ches iedennoch bloß von ihrer Nachläßig-
keit herrühret, und weil sie sich nicht bes-
ser auf ihre Profeßion legen. Ein Jrr-
thum aber wäre es, wenn einer, wie sie
ausgestreuet, glauben wolte, daß uns
die Holländer keinen guten Caneel zu-
sendeten, sondern den besten für sich be-
hielten: es ist irrig, und vielmehr wahr-
scheinlich, daß die Apothecker und destil-
latores,
die in Holland das Zimmtöl
bereiten, keinen andern Caneel dazu
gebrauchen, als wie er aus Zeilon kommt,
und wie sie ihn uns übersenden. Die-
sen nun legen sie gantz, und ohne daß sie
das geringste dran änderten, in grosse

mit

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] duͤnne Rinden iſt, einen beiſſenden, lieb-
lichen und aromatiſchen Geſchmack hat,
und von Farbe ſo hoch, als immer moͤg-
lich, iſt: dagegen ſoll man den dicken, der
wie Holtz ſchmeckt, auswerffen.

Diejenigen, welche gantze Parteyen
Zimmt einkauffen, moͤgen Achtung ge-
ben, daß kein ſolcher Zimmt darunter
gemenget ſey, aus dem die Eſſentz oder
das Oel gezogen iſt, welches doch ſehr
ſchwerlich zu mercken, man muͤſte denn
Stuͤck vor Stuͤck koſten. Dannenhero
kan ich auch keine beſſere Anweiſung ge-
ben, als, daß man den Zimmt bey ſol-
chen Leuten kauffe, die einen nicht be-
truͤgen moͤgen.

Der Caneel/ iſt ſowohl wegen ſeiner
herrlichen Eigenſchaften, als auch ſei-
nes angenehmen Geruchs halber, ſo
ſtarck im Brauch, daß wir wenig feine
Spezereyen haben, welche dermaſſen
haͤuffig vertrieben wuͤrden. Die Hol-
laͤnder
ſenden uns auch eine andere
Gattung Caneel zu, das ſind breite di-
cke Rinden, die ſie, den Arabern hier-
inne nachahmend, Darcheni, wir aber
Canella matto.
Siehe Fig. 113.
Canelle matte nennen. Dieſer Caneel
iſt die Rinde von dem Stamme und di-
cken Aeſten des Zimmtbaums; allein,
weil es eine Wahre, die nicht viel taug,
eines Theils, weil ſie nicht mag vertrie-
ben werden, und denn, weil ſie weder
Geruch noch Geſchmack hat, es muͤſte
denn ein und ander Stuͤcke das zarte
[Spaltenumbruch] Haͤutlein annoch haben, in welchem ein
alſo beiſſender aromatiſcher Geſchmack
ſtickt, daß man es ſchier unmoͤglich im
Munde leiden kan: weil auch uͤberdiß
gar wenig dergleichen darunter gefun-
den wird, ſo lohnt es nicht die Muͤhe,
daß man davon rede: zudem verkaufft
niemand dieſen Caneel, denn nur die Ta-
buletkraͤmer.

Von dem Eſcaviſſon, welchen etlicheEſcaviſſon.
fuͤr den geringſten unter dem feinen
Zimmt, andere fuͤr Canela matto, an-
dere aber fuͤr Mutterzimmt halten, will
ich nichts melden, weil doch nachgehends
von einem iedweden der Ordnung nach
ſoll gehandelt werden. Den feinen Ca-
neel uͤberziehen die Zuckerbecker, wenn
ſie ihn vorher in warmen Waſſer gequel-
let, und in gantz kleine Stuͤcklein zer-
ſchnitten, mit Perlenzucker, welches wir
hernachmahls Canelle de Milan nennen,Canelle de Milan.
und unter dieſem Namen verkauffen.
Wir bereiten auch kleine Zeltlein davon,
indem aus Zimmtpulver und Tragant-
ſchleime ein Teig gemachet wird, und
aus dieſem allerhand Figuren, nach be-
lieben. Auf der Jnſel Ceylon machen
die Hollaͤnder den Zimmt, der erſt
kuͤrtzlich von dem Baume abgezogen
worden, mit Zucker ein, welches eine
gute Confection iſt, die ſich wohl uͤber
See fuͤhren laͤßt, allein in dieſen Landen
gar ſelten geſehen wird.

[Ende Spaltensatz]
Das andere Capitel.
Vom Zimmtoͤle.
[Spaltenumbruch]

AUs dem Caneele wird vermittelſt ei-
nes oder des andern Zuſatzes und
menſtrui, ein dickes, klares und rothes
Oel uͤber den Helm getrieben, welches
einen dermaſſen ſtarcken und ſcharffen
Geſchmack hat, daß man es kaum auf
die Zunge nehmen kan: dennoch aber
verurſachet der Geſchmack und liebliche
Geruch, daß ſich viel Leute deſſelbigen
bedienen.

Dieweil der Caneel eine Rinde iſt,
welche eben nicht gar zu reich von Oele,
deswegen finden wir uns genoͤthiget, es
aus Holland kommen zu laſſen, zumahl
da allein die Hollaͤnder daſſelbe ſo, wie
es beſchaffen ſeyn ſoll, und um einen
billichen Preiß, verſchaffen koͤnnen.
Solten wir aber unſere Zuflucht zu
demjenigen nehmen muͤſſen, welches un-
[Spaltenumbruch] ſre Waſſerbrenner und Apothecker in
Franckreich bereiten koͤnnen, wuͤrde es
uns wohl zweymahl hoͤher zu ſtehen
kommen, denn das Hollaͤndiſche: wel-
ches iedennoch bloß von ihrer Nachlaͤßig-
keit herruͤhret, und weil ſie ſich nicht beſ-
ſer auf ihre Profeßion legen. Ein Jrr-
thum aber waͤre es, wenn einer, wie ſie
ausgeſtreuet, glauben wolte, daß uns
die Hollaͤnder keinen guten Caneel zu-
ſendeten, ſondern den beſten fuͤr ſich be-
hielten: es iſt irrig, und vielmehr wahr-
ſcheinlich, daß die Apothecker und deſtil-
latores,
die in Holland das Zimmtoͤl
bereiten, keinen andern Caneel dazu
gebrauchen, als wie er aus Zeilon kom̃t,
und wie ſie ihn uns uͤberſenden. Die-
ſen nun legen ſie gantz, und ohne daß ſie
das geringſte dran aͤnderten, in groſſe

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/146>, abgerufen am 29.03.2024.