Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Spezereyen und Materialien
Das neunzehende Capitel.
Von Meerschwämmen.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 153.

DJese sind eine Art der Schwämme,
welche in der See an den Klippen
hangen.

Jch will mich aber allhier nicht auf-
halten, noch erzehlen, was ein Hauffen
Scribenten von den Meerschwämmen
gemeldet, daß es nämlich Männlein und
Weiblein drunter gäbe, ingleichen, daß
sie weder ein Gewächs noch Thier wä-
ren, sondern ein Zoophytum, ein Thier-
gewächs oder Thierpflantze, und dergl.
sondern werde vielmehr sagen, daß wir
zwey Sorten der Meerschwämme zu
verkauffen haben; feine, denen die Al-
ten den Namen des Männleins aufge-
hencket, und schlechte, welche sie die
Weiblein geheissen. Die Schwämme,
die wir verkauffen, werden meistentheils
aus dem Mittelmeer gebracht, doch ist
auch in Asien eine gewisse Jnsel, welche
eine grosse Menge Schwämme lieffert.
Dieselbe Jnsel heißt Jcaria oder Ni-
caria,
allda sich die Jünglinge nicht eher
verheyrathen, bis sie die Schwämme
aus dem Abgrund und Mittel der See
heraufzuhohlen gelernet. Wann dero-
halben iemand Willens ist seine Tochter
zu verheyrathen, ziehen sich ein Hauffen
Jünglinge nackend aus, und stürtzen sich
ins Meer, da dann derjenige, der am
längsten unter Wasser bleibt, und die
meist- und schönsten Schwämme zurü-
cke bringt, die Braut nach Hause führet:
doch müssen sie dem Großtürcken von
den Schwämmen Tribut erlegen.

Die feinsten Schwämme werden am
höhesten gehalten; sollen aber fein gelb-
licht sehen, recht zart und leichte seyn,
[Spaltenumbruch] auch müssen die Löchlein klein seyn und
dichte beysammen stehen: ingleichen
müssen sie, soviel möglich, dichte und nicht
voll Steinlein seyn. Was die schlech-
ten betrifft; ie näher dieselben den fei-
nen kommen, ie mehr werden sie geach-
tet.

Der Gebrauch der Schwämme ist so
bekannt, daß unnöthig, viel davon zu be-
richten. Man bedient sich der feinen
Schwämme, wenn sie in lange Stück-
lein zerschnitten und in heisses Wachs
gelegt, hernach aber wieder ausgepres-
set worden, und legt sie in die Wunden,
dieselben dadurch zu erweitern. Die al-
so zugerichteten Schwämme verkauffen
wir an die Wundärtzte und andere, un-
ter dem Titel präparirte Schwäm-Präparirte
Schwämme.

me. Man calcinirt und verbrennt auch
die Schwämme, und gebraucht das Pul-
ver die Zähne damit zu butzen.

Jn den schlechten Schwämmen wer-Steine die in
den Schwän-
men gefun-
den werden.

den gewisse Steinlein gefunden, samt
andern Zeuge, welche gestossen, wider
den Stein gut seyn sollen. Diesen
Steinen haben etliche den Namen Cy-
steolithos
gegeben. Auch versichern ein
und andere Scribenten, daß diejenigen
Steinlein, die in den Schwämmen, wie
Mandeln gestalt, gefunden werden, zu
Ertödtung der Würme bey kleinen
Kindern dienlich sind, wenn sie gantz
zarte gerieben und in dienlichen Was-
sern eingegeben werden. Sie müssen
aber gerecht seyn. Allein davor kan
niemand gut seyn, als diejenigen, die
sie aus den Schwämmen gezogen
haben.

[Ende Spaltensatz]
Das zwantzigste Capitel.
Von den Meerzwiebeln, de Squillis.
[Spaltenumbruch]

DJese Zwiebeln werden uns aus
Spanien überbracht, woselbst sie
häuffig wachsen, sonderlich an den Ufern
der Flüsse. Auch wächst ihrer die Men-
ge in Normandie, bevoraus um El-
beuf,
18. Meilen disseits Rohan.

Sie sind zwar von unterschiedener
Siehe Fig. 154.Grösse und Farbe, doch die wir insge-
mein zu sehen bekommen, sind roth, und
von den Alten das Weiblein genennet
worden: den weissen gaben sie den Na-
[Spaltenumbruch] men des Männleins, allein wir bekom-
men ihrer gar wenig zu Gesichte.

Wann sie in der Erde stecken, stossenSiehe Fig. 155.
sie breite, grüne, lange Blätter hervor,
und weisse Blumen, wie Sterne.

Man soll die frischen Zwiebeln aus-
lesen, welche schwer, veste, und fein völ-
lig sind, auch Acht haben, daß sie nicht
am Kopfe verfaulet; denn diesem Zu-
fall sind sie gar sehr unterworffen. Sie
werden in den Apothecken gebraucht,

und
Der Spezereyen und Materialien
Das neunzehende Capitel.
Von Meerſchwaͤmmen.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 153.

DJeſe ſind eine Art der Schwaͤmme,
welche in der See an den Klippen
hangen.

Jch will mich aber allhier nicht auf-
halten, noch erzehlen, was ein Hauffen
Scribenten von den Meerſchwaͤmmen
gemeldet, daß es naͤmlich Maͤnnlein und
Weiblein drunter gaͤbe, ingleichen, daß
ſie weder ein Gewaͤchs noch Thier waͤ-
ren, ſondern ein Zoophytum, ein Thier-
gewaͤchs oder Thierpflantze, und dergl.
ſondern werde vielmehr ſagen, daß wir
zwey Sorten der Meerſchwaͤmme zu
verkauffen haben; feine, denen die Al-
ten den Namen des Maͤnnleins aufge-
hencket, und ſchlechte, welche ſie die
Weiblein geheiſſen. Die Schwaͤmme,
die wir verkauffen, werden meiſtentheils
aus dem Mittelmeer gebracht, doch iſt
auch in Aſien eine gewiſſe Jnſel, welche
eine groſſe Menge Schwaͤmme lieffert.
Dieſelbe Jnſel heißt Jcaria oder Ni-
caria,
allda ſich die Juͤnglinge nicht eher
verheyrathen, bis ſie die Schwaͤmme
aus dem Abgrund und Mittel der See
heraufzuhohlen gelernet. Wann dero-
halben iemand Willens iſt ſeine Tochter
zu verheyrathen, ziehen ſich ein Hauffen
Juͤnglinge nackend aus, und ſtuͤrtzen ſich
ins Meer, da dann derjenige, der am
laͤngſten unter Waſſer bleibt, und die
meiſt- und ſchoͤnſten Schwaͤmme zuruͤ-
cke bringt, die Braut nach Hauſe fuͤhret:
doch muͤſſen ſie dem Großtuͤrcken von
den Schwaͤmmen Tribut erlegen.

Die feinſten Schwaͤmme werden am
hoͤheſten gehalten; ſollen aber fein gelb-
licht ſehen, recht zart und leichte ſeyn,
[Spaltenumbruch] auch muͤſſen die Loͤchlein klein ſeyn und
dichte beyſammen ſtehen: ingleichen
muͤſſen ſie, ſoviel moͤglich, dichte und nicht
voll Steinlein ſeyn. Was die ſchlech-
ten betrifft; ie naͤher dieſelben den fei-
nen kommen, ie mehr werden ſie geach-
tet.

Der Gebrauch der Schwaͤmme iſt ſo
bekannt, daß unnoͤthig, viel davon zu be-
richten. Man bedient ſich der feinen
Schwaͤmme, wenn ſie in lange Stuͤck-
lein zerſchnitten und in heiſſes Wachs
gelegt, hernach aber wieder ausgepreſ-
ſet worden, und legt ſie in die Wunden,
dieſelben dadurch zu erweitern. Die al-
ſo zugerichteten Schwaͤmme verkauffen
wir an die Wundaͤrtzte und andere, un-
ter dem Titel praͤparirte Schwaͤm-Praͤparirte
Schwaͤmme.

me. Man calcinirt und verbrennt auch
die Schwaͤmme, und gebraucht das Pul-
ver die Zaͤhne damit zu butzen.

Jn den ſchlechten Schwaͤmmen wer-Steine die in
den Schwaͤn-
men gefun-
den werden.

den gewiſſe Steinlein gefunden, ſamt
andern Zeuge, welche geſtoſſen, wider
den Stein gut ſeyn ſollen. Dieſen
Steinen haben etliche den Namen Cy-
ſteolithos
gegeben. Auch verſichern ein
und andere Scribenten, daß diejenigen
Steinlein, die in den Schwaͤmmen, wie
Mandeln geſtalt, gefunden werden, zu
Ertoͤdtung der Wuͤrme bey kleinen
Kindern dienlich ſind, wenn ſie gantz
zarte gerieben und in dienlichen Waſ-
ſern eingegeben werden. Sie muͤſſen
aber gerecht ſeyn. Allein davor kan
niemand gut ſeyn, als diejenigen, die
ſie aus den Schwaͤmmen gezogen
haben.

[Ende Spaltensatz]
Das zwantzigſte Capitel.
Von den Meerzwiebeln, de Squillis.
[Spaltenumbruch]

DJeſe Zwiebeln werden uns aus
Spanien uͤberbracht, woſelbſt ſie
haͤuffig wachſen, ſonderlich an den Ufern
der Fluͤſſe. Auch waͤchſt ihrer die Men-
ge in Normandie, bevoraus um El-
beuf,
18. Meilen diſſeits Rohan.

Sie ſind zwar von unterſchiedener
Siehe Fig. 154.Groͤſſe und Farbe, doch die wir insge-
mein zu ſehen bekommen, ſind roth, und
von den Alten das Weiblein genennet
worden: den weiſſen gaben ſie den Na-
[Spaltenumbruch] men des Maͤnnleins, allein wir bekom-
men ihrer gar wenig zu Geſichte.

Wann ſie in der Erde ſtecken, ſtoſſenSiehe Fig. 155.
ſie breite, gruͤne, lange Blaͤtter hervor,
und weiſſe Blumen, wie Sterne.

Man ſoll die friſchen Zwiebeln aus-
leſen, welche ſchwer, veſte, und fein voͤl-
lig ſind, auch Acht haben, daß ſie nicht
am Kopfe verfaulet; denn dieſem Zu-
fall ſind ſie gar ſehr unterworffen. Sie
werden in den Apothecken gebraucht,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0188"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi> </fw><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das neunzehende Capitel.<lb/>
Von Meer&#x017F;chwa&#x0364;mmen.</hi> </head><lb/>
              <cb n="207"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 153.</note>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Je&#x017F;e &#x017F;ind eine Art der Schwa&#x0364;mme,<lb/>
welche in der See an den Klippen<lb/>
hangen.</p><lb/>
              <p>Jch will mich aber allhier nicht auf-<lb/>
halten, noch erzehlen, was ein Hauffen<lb/>
Scribenten von den Meer&#x017F;chwa&#x0364;mmen<lb/>
gemeldet, daß es na&#x0364;mlich Ma&#x0364;nnlein und<lb/>
Weiblein drunter ga&#x0364;be, ingleichen, daß<lb/>
&#x017F;ie weder ein Gewa&#x0364;chs noch Thier wa&#x0364;-<lb/>
ren, &#x017F;ondern ein <hi rendition="#aq">Zoophytum,</hi> ein Thier-<lb/>
gewa&#x0364;chs oder Thierpflantze, und dergl.<lb/>
&#x017F;ondern werde vielmehr &#x017F;agen, daß wir<lb/>
zwey Sorten der Meer&#x017F;chwa&#x0364;mme zu<lb/>
verkauffen haben; <hi rendition="#fr">feine,</hi> denen die Al-<lb/>
ten den Namen des Ma&#x0364;nnleins aufge-<lb/>
hencket, und <hi rendition="#fr">&#x017F;chlechte,</hi> welche &#x017F;ie die<lb/>
Weiblein gehei&#x017F;&#x017F;en. Die Schwa&#x0364;mme,<lb/>
die wir verkauffen, werden mei&#x017F;tentheils<lb/>
aus dem <hi rendition="#fr">Mittelmeer</hi> gebracht, doch i&#x017F;t<lb/>
auch in <hi rendition="#fr">A&#x017F;ien</hi> eine gewi&#x017F;&#x017F;e Jn&#x017F;el, welche<lb/>
eine gro&#x017F;&#x017F;e Menge Schwa&#x0364;mme lieffert.<lb/>
Die&#x017F;elbe Jn&#x017F;el heißt <hi rendition="#fr">Jcaria</hi> oder <hi rendition="#fr">Ni-<lb/>
caria,</hi> allda &#x017F;ich die Ju&#x0364;nglinge nicht eher<lb/>
verheyrathen, bis &#x017F;ie die Schwa&#x0364;mme<lb/>
aus dem Abgrund und Mittel der See<lb/>
heraufzuhohlen gelernet. Wann dero-<lb/>
halben iemand Willens i&#x017F;t &#x017F;eine Tochter<lb/>
zu verheyrathen, ziehen &#x017F;ich ein Hauffen<lb/>
Ju&#x0364;nglinge nackend aus, und &#x017F;tu&#x0364;rtzen &#x017F;ich<lb/>
ins Meer, da dann derjenige, der am<lb/>
la&#x0364;ng&#x017F;ten unter Wa&#x017F;&#x017F;er bleibt, und die<lb/>
mei&#x017F;t- und &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Schwa&#x0364;mme zuru&#x0364;-<lb/>
cke bringt, die Braut nach Hau&#x017F;e fu&#x0364;hret:<lb/>
doch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie dem Großtu&#x0364;rcken von<lb/>
den Schwa&#x0364;mmen Tribut erlegen.</p><lb/>
              <p>Die fein&#x017F;ten Schwa&#x0364;mme werden am<lb/>
ho&#x0364;he&#x017F;ten gehalten; &#x017F;ollen aber fein gelb-<lb/>
licht &#x017F;ehen, recht zart und leichte &#x017F;eyn,<lb/><cb n="208"/>
auch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Lo&#x0364;chlein klein &#x017F;eyn und<lb/>
dichte bey&#x017F;ammen &#x017F;tehen: ingleichen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie, &#x017F;oviel mo&#x0364;glich, dichte und nicht<lb/>
voll Steinlein &#x017F;eyn. Was die &#x017F;chlech-<lb/>
ten betrifft; ie na&#x0364;her die&#x017F;elben den fei-<lb/>
nen kommen, ie mehr werden &#x017F;ie geach-<lb/>
tet.</p><lb/>
              <p>Der Gebrauch der Schwa&#x0364;mme i&#x017F;t &#x017F;o<lb/>
bekannt, daß unno&#x0364;thig, viel davon zu be-<lb/>
richten. Man bedient &#x017F;ich der feinen<lb/>
Schwa&#x0364;mme, wenn &#x017F;ie in lange Stu&#x0364;ck-<lb/>
lein zer&#x017F;chnitten und in hei&#x017F;&#x017F;es Wachs<lb/>
gelegt, hernach aber wieder ausgepre&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et worden, und legt &#x017F;ie in die Wunden,<lb/>
die&#x017F;elben dadurch zu erweitern. Die al-<lb/>
&#x017F;o zugerichteten Schwa&#x0364;mme verkauffen<lb/>
wir an die Wunda&#x0364;rtzte und andere, un-<lb/>
ter dem Titel <hi rendition="#fr">pra&#x0364;parirte Schwa&#x0364;m-</hi><note place="right">Pra&#x0364;parirte<lb/>
Schwa&#x0364;mme.</note><lb/><hi rendition="#fr">me</hi>. Man calcinirt und verbrennt auch<lb/>
die Schwa&#x0364;mme, und gebraucht das Pul-<lb/>
ver die Za&#x0364;hne damit zu butzen.</p><lb/>
              <p>Jn den &#x017F;chlechten Schwa&#x0364;mmen wer-<note place="right">Steine die in<lb/>
den Schwa&#x0364;n-<lb/>
men gefun-<lb/>
den werden.</note><lb/>
den gewi&#x017F;&#x017F;e Steinlein gefunden, &#x017F;amt<lb/>
andern Zeuge, welche ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, wider<lb/>
den <hi rendition="#fr">Stein</hi> gut &#x017F;eyn &#x017F;ollen. Die&#x017F;en<lb/>
Steinen haben etliche den Namen <hi rendition="#aq">Cy-<lb/>
&#x017F;teolithos</hi> gegeben. Auch ver&#x017F;ichern ein<lb/>
und andere Scribenten, daß diejenigen<lb/>
Steinlein, die in den Schwa&#x0364;mmen, wie<lb/>
Mandeln ge&#x017F;talt, gefunden werden, zu<lb/>
Erto&#x0364;dtung der <hi rendition="#fr">Wu&#x0364;rme</hi> bey kleinen<lb/>
Kindern dienlich &#x017F;ind, wenn &#x017F;ie gantz<lb/>
zarte gerieben und in dienlichen Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern eingegeben werden. Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
aber gerecht &#x017F;eyn. Allein davor kan<lb/>
niemand gut &#x017F;eyn, als diejenigen, die<lb/>
&#x017F;ie aus den Schwa&#x0364;mmen gezogen<lb/>
haben.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das zwantzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Von den Meerzwiebeln, <hi rendition="#aq">de Squillis.</hi></hi> </head><lb/>
              <cb n="207"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Je&#x017F;e Zwiebeln werden uns aus<lb/><hi rendition="#fr">Spanien</hi> u&#x0364;berbracht, wo&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ie<lb/>
ha&#x0364;uffig wach&#x017F;en, &#x017F;onderlich an den Ufern<lb/>
der Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Auch wa&#x0364;ch&#x017F;t ihrer die Men-<lb/>
ge in <hi rendition="#fr">Normandie,</hi> bevoraus um <hi rendition="#fr">El-<lb/>
beuf,</hi> 18. Meilen di&#x017F;&#x017F;eits <hi rendition="#fr">Rohan</hi>.</p><lb/>
              <p>Sie &#x017F;ind zwar von unter&#x017F;chiedener<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 154.</note>Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Farbe, doch die wir insge-<lb/>
mein zu &#x017F;ehen bekommen, &#x017F;ind roth, und<lb/>
von den Alten das Weiblein genennet<lb/>
worden: den wei&#x017F;&#x017F;en gaben &#x017F;ie den Na-<lb/><cb n="208"/>
men des Ma&#x0364;nnleins, allein wir bekom-<lb/>
men ihrer gar wenig zu Ge&#x017F;ichte.</p><lb/>
              <p>Wann &#x017F;ie in der Erde &#x017F;tecken, &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en<note place="right">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 155.</note><lb/>
&#x017F;ie breite, gru&#x0364;ne, lange Bla&#x0364;tter hervor,<lb/>
und wei&#x017F;&#x017F;e Blumen, wie Sterne.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;oll die fri&#x017F;chen Zwiebeln aus-<lb/>
le&#x017F;en, welche &#x017F;chwer, ve&#x017F;te, und fein vo&#x0364;l-<lb/>
lig &#x017F;ind, auch Acht haben, daß &#x017F;ie nicht<lb/>
am Kopfe verfaulet; denn die&#x017F;em Zu-<lb/>
fall &#x017F;ind &#x017F;ie gar &#x017F;ehr unterworffen. Sie<lb/>
werden in den Apothecken gebraucht,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0188] Der Spezereyen und Materialien Das neunzehende Capitel. Von Meerſchwaͤmmen. DJeſe ſind eine Art der Schwaͤmme, welche in der See an den Klippen hangen. Jch will mich aber allhier nicht auf- halten, noch erzehlen, was ein Hauffen Scribenten von den Meerſchwaͤmmen gemeldet, daß es naͤmlich Maͤnnlein und Weiblein drunter gaͤbe, ingleichen, daß ſie weder ein Gewaͤchs noch Thier waͤ- ren, ſondern ein Zoophytum, ein Thier- gewaͤchs oder Thierpflantze, und dergl. ſondern werde vielmehr ſagen, daß wir zwey Sorten der Meerſchwaͤmme zu verkauffen haben; feine, denen die Al- ten den Namen des Maͤnnleins aufge- hencket, und ſchlechte, welche ſie die Weiblein geheiſſen. Die Schwaͤmme, die wir verkauffen, werden meiſtentheils aus dem Mittelmeer gebracht, doch iſt auch in Aſien eine gewiſſe Jnſel, welche eine groſſe Menge Schwaͤmme lieffert. Dieſelbe Jnſel heißt Jcaria oder Ni- caria, allda ſich die Juͤnglinge nicht eher verheyrathen, bis ſie die Schwaͤmme aus dem Abgrund und Mittel der See heraufzuhohlen gelernet. Wann dero- halben iemand Willens iſt ſeine Tochter zu verheyrathen, ziehen ſich ein Hauffen Juͤnglinge nackend aus, und ſtuͤrtzen ſich ins Meer, da dann derjenige, der am laͤngſten unter Waſſer bleibt, und die meiſt- und ſchoͤnſten Schwaͤmme zuruͤ- cke bringt, die Braut nach Hauſe fuͤhret: doch muͤſſen ſie dem Großtuͤrcken von den Schwaͤmmen Tribut erlegen. Die feinſten Schwaͤmme werden am hoͤheſten gehalten; ſollen aber fein gelb- licht ſehen, recht zart und leichte ſeyn, auch muͤſſen die Loͤchlein klein ſeyn und dichte beyſammen ſtehen: ingleichen muͤſſen ſie, ſoviel moͤglich, dichte und nicht voll Steinlein ſeyn. Was die ſchlech- ten betrifft; ie naͤher dieſelben den fei- nen kommen, ie mehr werden ſie geach- tet. Der Gebrauch der Schwaͤmme iſt ſo bekannt, daß unnoͤthig, viel davon zu be- richten. Man bedient ſich der feinen Schwaͤmme, wenn ſie in lange Stuͤck- lein zerſchnitten und in heiſſes Wachs gelegt, hernach aber wieder ausgepreſ- ſet worden, und legt ſie in die Wunden, dieſelben dadurch zu erweitern. Die al- ſo zugerichteten Schwaͤmme verkauffen wir an die Wundaͤrtzte und andere, un- ter dem Titel praͤparirte Schwaͤm- me. Man calcinirt und verbrennt auch die Schwaͤmme, und gebraucht das Pul- ver die Zaͤhne damit zu butzen. Praͤparirte Schwaͤmme. Jn den ſchlechten Schwaͤmmen wer- den gewiſſe Steinlein gefunden, ſamt andern Zeuge, welche geſtoſſen, wider den Stein gut ſeyn ſollen. Dieſen Steinen haben etliche den Namen Cy- ſteolithos gegeben. Auch verſichern ein und andere Scribenten, daß diejenigen Steinlein, die in den Schwaͤmmen, wie Mandeln geſtalt, gefunden werden, zu Ertoͤdtung der Wuͤrme bey kleinen Kindern dienlich ſind, wenn ſie gantz zarte gerieben und in dienlichen Waſ- ſern eingegeben werden. Sie muͤſſen aber gerecht ſeyn. Allein davor kan niemand gut ſeyn, als diejenigen, die ſie aus den Schwaͤmmen gezogen haben. Steine die in den Schwaͤn- men gefun- den werden. Das zwantzigſte Capitel. Von den Meerzwiebeln, de Squillis. DJeſe Zwiebeln werden uns aus Spanien uͤberbracht, woſelbſt ſie haͤuffig wachſen, ſonderlich an den Ufern der Fluͤſſe. Auch waͤchſt ihrer die Men- ge in Normandie, bevoraus um El- beuf, 18. Meilen diſſeits Rohan. Sie ſind zwar von unterſchiedener Groͤſſe und Farbe, doch die wir insge- mein zu ſehen bekommen, ſind roth, und von den Alten das Weiblein genennet worden: den weiſſen gaben ſie den Na- men des Maͤnnleins, allein wir bekom- men ihrer gar wenig zu Geſichte. Siehe Fig. 154. Wann ſie in der Erde ſtecken, ſtoſſen ſie breite, gruͤne, lange Blaͤtter hervor, und weiſſe Blumen, wie Sterne. Siehe Fig. 155. Man ſoll die friſchen Zwiebeln aus- leſen, welche ſchwer, veſte, und fein voͤl- lig ſind, auch Acht haben, daß ſie nicht am Kopfe verfaulet; denn dieſem Zu- fall ſind ſie gar ſehr unterworffen. Sie werden in den Apothecken gebraucht, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/188
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/188>, abgerufen am 19.04.2024.