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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils sechstes Buch.
[Spaltenumbruch] herrlich testimonium ihre Schelmerey
zu bemänteln. Wenn es nöthig, mein
Vorbringen zu bestätigen, darff ich nur
aus des Herrn Verin, Apotheckers zu
Montpellier, Apotheckerkunst im
Tractat von distillirten Wassern das
829ste Blat, und aus des Herrn Char-
ras Chymischer Apotheckerkunst

das 632. Blatt anführen, so wird man
sattsam ersehen, wie daß ich nicht der er-
ste sey, der wider diese Verfälscher gere-
det. Jch kan es überdiß selbst bekräf-
tigen, als der es zum öftern an denen-
selben Orten habe machen sehen. Wo
aber auch dieses nicht genug, will ich
mich auf rechtschaffene Künstler beruf-
fen, und vernehmen, ob es wohl mög-
lich, daß einer dieses Wasser um einen
solchen Preiß, als wie diese Kauffleute
zu Paris, verkauffen könne, und das
Glas noch dazu geben, auch noch darü-
ber den Zoll und die Fracht davon be-
zahlen. Wenn ich ihnen dieses vorge-
halten, antworteten sie mir, die Blu-
men kosteten sie ja nichts, worinne ich
zwar mit ihnen eins bin; allein die gros-
sen Unkosten, die sie so wohl auf die Samm-
lung der Blumen, als auch dererselben
Reinigung, aufwenden müssen, benebst
der Kostbarkeit des Weinspiritus, den
sie dazu gebrauchen solten, diese würden
schon verwehren, daß sie es nicht so wohl-
feil hingeben könten; denn sie würden
sich genöthiget befinden, eine Maas so
theuer zu verkauffen, als sonst sechse:
man würde auch nicht so einen Hauffen
Ungrisch-Wasser-Krämer sehen, und
dem gemeinen Besten dürffte gleichfalls
besser gedienet werden. Dannenhero
sey iederman gewarnet, kauffe es ja nir-
gends, als bey erfahrnen Leuten, die
dasselbe zu verfälschen unfähig sind, und
kehre sich nicht an den Preiß: denn es
ist unmöglich, daß es, wie sichs gehöret,
solte können bereitet werden, und dem
ohnerachtet, dermassen wohlfeil gege-
ben werden. Ob es nun gleich viel ko-
stet, dennoch werden diejenigen, die es
kauffen, mehr Nutzen dabey finden, als
bey dem, das ihnen nicht so hoch zu ste-
hen kommt.

Das aufrechte Ungarische Wasser
kan an seinem lieblichen und anmuthi-
gen Geruch erkannt werden: es ist kräf-
tig, diejenigen, die der Schlag auch
noch so heftig getroffen hat, wieder zu
[Spaltenumbruch] sich selbst zu bringen, wenn man es ih-
nen vor die Nase hält und einflösset; es
vertreibet auch die böse Luft. Derglei-
chen aber wird man fast bey denen mei-
sten in Paris nicht finden, sondern es
hat einen dermassen starcken Geruch,
daran ohnschwer zu mercken, daß es nur
von den Blättern, nicht aber von den
Blumen gemacht sey. Damit man
also desto besser sehen möge, daß das mei-
ste nur abgezogener Branntwein sey,
so darff man allein etwas weniges in ei-
nen silbernen Löffel schütten, und auf ei-
nen Teller mit Wasser stellen, und Feu-
er drunter machen, dann wird man se-
hen, daß mehr als der vierte Theil Feuch-
tigkeit zurücke bleibe, welches nicht ge-
schiehet, wenn es mit dem recht starcken
Weingeist bereitet worden ist. Diese
Probe ist sehr artig, und kan gleicherge-
stalt bey dem Weinspiritus gebrauchet
werden, wie ich an seinem Orte weisen
will.

Das Ungrische Wasser wird so starck
gebrauchet, und seine Kräfte sind so be-
währet, daß ich nichts davon melden
mag, sondern will den Leser zu denjeni-
gen Büchern verweisen, die davon han-
deln, wie auch in die Zettel, welche die
Verkäuffer des also genannten Ungri-
schen Wassers umsonst ausgeben.

Wir verkauffen auch ohne das Ros-Rosmarin-
blüten/ Sa-
men u. Saltz.

marinöl und Ungrische Wasser die ge-
trockneten Blüten, den Samen und das
Saltz vom Rosmarin, wiewohl sehr
wenig, alldieweil gar selten darnach ge-
fragt wird. Nicht weniger den Ros-Rosmarin-
blütenzucker.

marinblüten-Zucker oder Conserve:
was den trocknen betrifft, dessen wird
wenig verthan.

Ferner lassen wir aus Languedoc
und Provence Spicöl bringen, wel-Spicöl.
ches aus den Blüten und kleinsten
Blättlein eines Krautes gezogen wird,
das die Kräuter-verständigen Spica,
Spic, Lavendula mas, Lavendel, dasSiehe Fig. 167.
Männlein, Nardus Italica, Jtalieni-
scher Narden,
wie auch Pseudo-Nar-
dus,
falscher Narden zu nennen pflegen.

Dieses Kraut ist in Provence und
Languedoc so gemeine, daß es weiter
nichts kostet, als daß man es hohle. Ob
nun gleich diejenigen, die es bereiten,
wenig Unkosten aufwenden dürffen,
und es auch gutes Kauffes geben, den-
noch können sie das Pfund unter 20. bis

25. Sols
P 3

Hauptbeſchreibung erſten Theils ſechſtes Buch.
[Spaltenumbruch] herrlich teſtimonium ihre Schelmerey
zu bemaͤnteln. Wenn es noͤthig, mein
Vorbringen zu beſtaͤtigen, darff ich nur
aus des Herrn Verin, Apotheckers zu
Montpellier, Apotheckerkunſt im
Tractat von diſtillirten Waſſern das
829ſte Blat, und aus des Herrn Char-
ras Chymiſcher Apotheckerkunſt

das 632. Blatt anfuͤhren, ſo wird man
ſattſam erſehen, wie daß ich nicht der er-
ſte ſey, der wider dieſe Verfaͤlſcher gere-
det. Jch kan es uͤberdiß ſelbſt bekraͤf-
tigen, als der es zum oͤftern an denen-
ſelben Orten habe machen ſehen. Wo
aber auch dieſes nicht genug, will ich
mich auf rechtſchaffene Kuͤnſtler beruf-
fen, und vernehmen, ob es wohl moͤg-
lich, daß einer dieſes Waſſer um einen
ſolchen Preiß, als wie dieſe Kauffleute
zu Paris, verkauffen koͤnne, und das
Glas noch dazu geben, auch noch daruͤ-
ber den Zoll und die Fracht davon be-
zahlen. Wenn ich ihnen dieſes vorge-
halten, antworteten ſie mir, die Blu-
men koſteten ſie ja nichts, worinne ich
zwar mit ihnen eins bin; allein die groſ-
ſen Unkoſten, die ſie ſo wohl auf die Sam̃-
lung der Blumen, als auch dererſelben
Reinigung, aufwenden muͤſſen, benebſt
der Koſtbarkeit des Weinſpiritus, den
ſie dazu gebrauchen ſolten, dieſe wuͤrden
ſchon verwehren, daß ſie es nicht ſo wohl-
feil hingeben koͤnten; denn ſie wuͤrden
ſich genoͤthiget befinden, eine Maas ſo
theuer zu verkauffen, als ſonſt ſechſe:
man wuͤrde auch nicht ſo einen Hauffen
Ungriſch-Waſſer-Kraͤmer ſehen, und
dem gemeinen Beſten duͤrffte gleichfalls
beſſer gedienet werden. Dannenhero
ſey iederman gewarnet, kauffe es ja nir-
gends, als bey erfahrnen Leuten, die
daſſelbe zu verfaͤlſchen unfaͤhig ſind, und
kehre ſich nicht an den Preiß: denn es
iſt unmoͤglich, daß es, wie ſichs gehoͤret,
ſolte koͤnnen bereitet werden, und dem
ohnerachtet, dermaſſen wohlfeil gege-
ben werden. Ob es nun gleich viel ko-
ſtet, dennoch werden diejenigen, die es
kauffen, mehr Nutzen dabey finden, als
bey dem, das ihnen nicht ſo hoch zu ſte-
hen kommt.

Das aufrechte Ungariſche Waſſer
kan an ſeinem lieblichen und anmuthi-
gen Geruch erkannt werden: es iſt kraͤf-
tig, diejenigen, die der Schlag auch
noch ſo heftig getroffen hat, wieder zu
[Spaltenumbruch] ſich ſelbſt zu bringen, wenn man es ih-
nen vor die Naſe haͤlt und einfloͤſſet; es
vertreibet auch die boͤſe Luft. Derglei-
chen aber wird man faſt bey denen mei-
ſten in Paris nicht finden, ſondern es
hat einen dermaſſen ſtarcken Geruch,
daran ohnſchwer zu mercken, daß es nur
von den Blaͤttern, nicht aber von den
Blumen gemacht ſey. Damit man
alſo deſto beſſer ſehen moͤge, daß das mei-
ſte nur abgezogener Branntwein ſey,
ſo darff man allein etwas weniges in ei-
nen ſilbernen Loͤffel ſchuͤtten, und auf ei-
nen Teller mit Waſſer ſtellen, und Feu-
er drunter machen, dann wird man ſe-
hen, daß mehr als der vierte Theil Feuch-
tigkeit zuruͤcke bleibe, welches nicht ge-
ſchiehet, wenn es mit dem recht ſtarcken
Weingeiſt bereitet worden iſt. Dieſe
Probe iſt ſehr artig, und kan gleicherge-
ſtalt bey dem Weinſpiritus gebrauchet
werden, wie ich an ſeinem Orte weiſen
will.

Das Ungriſche Waſſer wird ſo ſtarck
gebrauchet, und ſeine Kraͤfte ſind ſo be-
waͤhret, daß ich nichts davon melden
mag, ſondern will den Leſer zu denjeni-
gen Buͤchern verweiſen, die davon han-
deln, wie auch in die Zettel, welche die
Verkaͤuffer des alſo genannten Ungri-
ſchen Waſſers umſonſt ausgeben.

Wir verkauffen auch ohne das Ros-Rosmarin-
bluͤten/ Sa-
men u. Saltz.

marinoͤl und Ungriſche Waſſer die ge-
trockneten Bluͤten, den Samen und das
Saltz vom Rosmarin, wiewohl ſehr
wenig, alldieweil gar ſelten darnach ge-
fragt wird. Nicht weniger den Ros-Rosmarin-
bluͤtenzucker.

marinbluͤten-Zucker oder Conſerve:
was den trocknen betrifft, deſſen wird
wenig verthan.

Ferner laſſen wir aus Languedoc
und Provence Spicoͤl bringen, wel-Spicoͤl.
ches aus den Bluͤten und kleinſten
Blaͤttlein eines Krautes gezogen wird,
das die Kraͤuter-verſtaͤndigen Spica,
Spic, Lavendula mas, Lavendel, dasSiehe Fig. 167.
Maͤnnlein, Nardus Italica, Jtalieni-
ſcher Narden,
wie auch Pſeudo-Nar-
dus,
falſcher Narden zu neñen pflegen.

Dieſes Kraut iſt in Provence und
Languedoc ſo gemeine, daß es weiter
nichts koſtet, als daß man es hohle. Ob
nun gleich diejenigen, die es bereiten,
wenig Unkoſten aufwenden duͤrffen,
und es auch gutes Kauffes geben, den-
noch koͤnnen ſie das Pfund unter 20. bis

25. Sols
P 3
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[0205] Hauptbeſchreibung erſten Theils ſechſtes Buch. herrlich teſtimonium ihre Schelmerey zu bemaͤnteln. Wenn es noͤthig, mein Vorbringen zu beſtaͤtigen, darff ich nur aus des Herrn Verin, Apotheckers zu Montpellier, Apotheckerkunſt im Tractat von diſtillirten Waſſern das 829ſte Blat, und aus des Herrn Char- ras Chymiſcher Apotheckerkunſt das 632. Blatt anfuͤhren, ſo wird man ſattſam erſehen, wie daß ich nicht der er- ſte ſey, der wider dieſe Verfaͤlſcher gere- det. Jch kan es uͤberdiß ſelbſt bekraͤf- tigen, als der es zum oͤftern an denen- ſelben Orten habe machen ſehen. Wo aber auch dieſes nicht genug, will ich mich auf rechtſchaffene Kuͤnſtler beruf- fen, und vernehmen, ob es wohl moͤg- lich, daß einer dieſes Waſſer um einen ſolchen Preiß, als wie dieſe Kauffleute zu Paris, verkauffen koͤnne, und das Glas noch dazu geben, auch noch daruͤ- ber den Zoll und die Fracht davon be- zahlen. Wenn ich ihnen dieſes vorge- halten, antworteten ſie mir, die Blu- men koſteten ſie ja nichts, worinne ich zwar mit ihnen eins bin; allein die groſ- ſen Unkoſten, die ſie ſo wohl auf die Sam̃- lung der Blumen, als auch dererſelben Reinigung, aufwenden muͤſſen, benebſt der Koſtbarkeit des Weinſpiritus, den ſie dazu gebrauchen ſolten, dieſe wuͤrden ſchon verwehren, daß ſie es nicht ſo wohl- feil hingeben koͤnten; denn ſie wuͤrden ſich genoͤthiget befinden, eine Maas ſo theuer zu verkauffen, als ſonſt ſechſe: man wuͤrde auch nicht ſo einen Hauffen Ungriſch-Waſſer-Kraͤmer ſehen, und dem gemeinen Beſten duͤrffte gleichfalls beſſer gedienet werden. Dannenhero ſey iederman gewarnet, kauffe es ja nir- gends, als bey erfahrnen Leuten, die daſſelbe zu verfaͤlſchen unfaͤhig ſind, und kehre ſich nicht an den Preiß: denn es iſt unmoͤglich, daß es, wie ſichs gehoͤret, ſolte koͤnnen bereitet werden, und dem ohnerachtet, dermaſſen wohlfeil gege- ben werden. Ob es nun gleich viel ko- ſtet, dennoch werden diejenigen, die es kauffen, mehr Nutzen dabey finden, als bey dem, das ihnen nicht ſo hoch zu ſte- hen kommt. Das aufrechte Ungariſche Waſſer kan an ſeinem lieblichen und anmuthi- gen Geruch erkannt werden: es iſt kraͤf- tig, diejenigen, die der Schlag auch noch ſo heftig getroffen hat, wieder zu ſich ſelbſt zu bringen, wenn man es ih- nen vor die Naſe haͤlt und einfloͤſſet; es vertreibet auch die boͤſe Luft. Derglei- chen aber wird man faſt bey denen mei- ſten in Paris nicht finden, ſondern es hat einen dermaſſen ſtarcken Geruch, daran ohnſchwer zu mercken, daß es nur von den Blaͤttern, nicht aber von den Blumen gemacht ſey. Damit man alſo deſto beſſer ſehen moͤge, daß das mei- ſte nur abgezogener Branntwein ſey, ſo darff man allein etwas weniges in ei- nen ſilbernen Loͤffel ſchuͤtten, und auf ei- nen Teller mit Waſſer ſtellen, und Feu- er drunter machen, dann wird man ſe- hen, daß mehr als der vierte Theil Feuch- tigkeit zuruͤcke bleibe, welches nicht ge- ſchiehet, wenn es mit dem recht ſtarcken Weingeiſt bereitet worden iſt. Dieſe Probe iſt ſehr artig, und kan gleicherge- ſtalt bey dem Weinſpiritus gebrauchet werden, wie ich an ſeinem Orte weiſen will. Das Ungriſche Waſſer wird ſo ſtarck gebrauchet, und ſeine Kraͤfte ſind ſo be- waͤhret, daß ich nichts davon melden mag, ſondern will den Leſer zu denjeni- gen Buͤchern verweiſen, die davon han- deln, wie auch in die Zettel, welche die Verkaͤuffer des alſo genannten Ungri- ſchen Waſſers umſonſt ausgeben. Wir verkauffen auch ohne das Ros- marinoͤl und Ungriſche Waſſer die ge- trockneten Bluͤten, den Samen und das Saltz vom Rosmarin, wiewohl ſehr wenig, alldieweil gar ſelten darnach ge- fragt wird. Nicht weniger den Ros- marinbluͤten-Zucker oder Conſerve: was den trocknen betrifft, deſſen wird wenig verthan. Rosmarin- bluͤten/ Sa- men u. Saltz. Rosmarin- bluͤtenzucker. Ferner laſſen wir aus Languedoc und Provence Spicoͤl bringen, wel- ches aus den Bluͤten und kleinſten Blaͤttlein eines Krautes gezogen wird, das die Kraͤuter-verſtaͤndigen Spica, Spic, Lavendula mas, Lavendel, das Maͤnnlein, Nardus Italica, Jtalieni- ſcher Narden, wie auch Pſeudo-Nar- dus, falſcher Narden zu neñen pflegen. Spicoͤl. Siehe Fig. 167. Dieſes Kraut iſt in Provence und Languedoc ſo gemeine, daß es weiter nichts koſtet, als daß man es hohle. Ob nun gleich diejenigen, die es bereiten, wenig Unkoſten aufwenden duͤrffen, und es auch gutes Kauffes geben, den- noch koͤnnen ſie das Pfund unter 20. bis 25. Sols P 3

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/205>, abgerufen am 19.04.2024.