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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils sechstes Buch.
[Spaltenumbruch] te, das es umfasset, Nahrung erhält,
auch zugleich desselbigen Kraft über-
komme. Jnsgemein wird die Cuscuta,
die auf dem Flachse wächst, gebrauchet,
und eigentlich Cuscuta, Flachsseide, ge-
heissen: denn die auf dem Thymian
[Spaltenumbruch] wächst und auch zur Artzney gebraucht
wird, heißt Epithymum, Thymseide.
Sie hat die Kraft, die Glieder zu stär-
cken, der Eingeweide Verstopfungen
bey Seite zu schaffen, und den Harn zu
treiben.

[Ende Spaltensatz]
Das zehende Capitel.
Vom Spicanard.
[Spaltenumbruch]

Spicanard oder Jndianischer Nar-
den,
so des Fingers lang und dicke
Aehren, über und über mit kleinen, ziem-
lich rauhen, rothen Haaren besetzt, ent-
stehet aus einer kleinen Wurtzel, die so
dicke ist, als ein Federkiel, und der Ber-
tram Wurtzel gar gleich siehet, nur daß
sie nicht so lang ist. Man will, der Spi-
canard
wachse büschlicht, hart über der
Erde, und stosse einen langen, zarten
Stengel hervor: weil ich ihn aber nie-
mahls auf dem Stocke gesehen, derowe-
gen will ich ihn nur also, wie wir ihn zu
verkauffen haben, beschreiben, wie denn
auch seine Gestalt, zusamt der Wurtzel
auf diese Art gestochen worden, damit
man sehen möge, daß diese Wurtzeln
nicht so dünne sind, gleichwie die Auto-
res, die davon handeln, vermelden. Jch
habe dergleichen Stücken, die eben so
gestaltet sind, und unter dem Spica-
nard, den ich fort für fort vertreibe, ge-
funden worden.

Wir verkauffen aber drey Sorten
Narden: nämlich den Jndianischen,
der deshalben also genennet wird, weil
er aus Jndien kommt, und von diesem
giebt es zwey Arten, den grossen und
den kleinen. Die andere Gattung ist
der Berg-Narden/ und kommt aus dem
Delphinat. Der kleine Jndianische
Siehe Fig. 169.Narden sieht, wie die Figur weiset, ist
bitter, und hat einen starcken gar an-
Siehe Fig. 170.genehmen Geruch. Der grosse ist so
lang und dicke, als ein Finger, kommt
sonst dem andern ziemlich nahe, ausser
daß er insgemein viel bräuner oder rö-
ther ist; daraus zu schliessen, daß er
nothwendig entweder müsse gefärbet
seyn, oder aber, daß solches der Unter-
schied des Landes verursachen müste:
Siehe Fig. 171.denn der im Delphinat wächst, ist mäu-
sefahl, inwendig, als ob er mit röthlich-
ten Zweigen besetzt wäre, und hat eine
Wurtzel, des kleinen Fingers dicke, wel-
che gedrehet ist, gleich als ob sie einmahl
[Spaltenumbruch] wäre herum gedrehet worden; sie ist
auch mit einen Hauffen Zäserlein umge-
ben.

Der Celtische Narden/ das sindSiehe Fig. 172.
kleine schuppichte Wurtzeln, voll ziem-
lich langer Zäserlein, daraus entste-
hen lange Blätter, welche unten schmal,
in der Mitten breit, und oben in etwas
zugespitzt seyn, gelber auf roth sich zie-
hender Farbe, wenn sie trucken sind,
und also, wie wir sie verkauffen. Mit-
ten aus den Blättern steigt ein kleiner
ohngefehr des halben Fusses hoher Sten-
gel hervor, an dessen Ende ein Hauffen
goldgelber kleiner Blümlein, wie kleine
Sternlein sitzen. Dieser Narden wird
in Bündlein, von unterschiedenen Or-
ten hergebracht, meistens aber von den
Alpen/ von dannen wir ihn über Mar-
seille
und Rouan bekommen.

Der Celtische Narden wird schier
zu nichts, denn zum Theriac, gebrauchet,
dazu aber eine lange und beschwerliche
Zubereitung desselben nöthig ist. Denn
man muß ihn zuvor eine geraume Zeit
in den Keller legen, damit er feuchte wer-
de, und man die kleinen Würtzelgen fein
wohl reinigen könne, alldieweil diese ein-
tzig und allein unter gemeldte composi-
tion
kommen.

Auch muß man auf unterschiedliche
kleine Kräutlein, die zwar nicht drunter
gehören, und dennoch gemeiniglich sich
dabey befinden, Achtung geben, als da
ist der falsche Narden/ Hirculus, undSiehe Fig. 173.
andere mehr.

Man soll den kleinen Jndianischen
und den Celtischen Narden erwehlen,
der so frisch ist, und so starck riecht, als
immer möglich: hingegen soll man den
grossen Jndianischen nur in Erman-
gelung des kleinen gebrauchen; den von
den Gebirgen aber gantz und gar ver-
werffen. Jedoch, weil der kleine Jndia-
nische Narden so gar theuer ist, dahero
verkauffen wir seiner sehr wenig; wie-

wohl

Hauptbeſchreibung erſten Theils ſechſtes Buch.
[Spaltenumbruch] te, das es umfaſſet, Nahrung erhaͤlt,
auch zugleich deſſelbigen Kraft uͤber-
komme. Jnsgemein wird die Cuſcuta,
die auf dem Flachſe waͤchſt, gebrauchet,
und eigentlich Cuſcuta, Flachsſeide, ge-
heiſſen: denn die auf dem Thymian
[Spaltenumbruch] waͤchſt und auch zur Artzney gebraucht
wird, heißt Epithymum, Thymſeide.
Sie hat die Kraft, die Glieder zu ſtaͤr-
cken, der Eingeweide Verſtopfungen
bey Seite zu ſchaffen, und den Harn zu
treiben.

[Ende Spaltensatz]
Das zehende Capitel.
Vom Spicanard.
[Spaltenumbruch]

Spicanaꝛd odeꝛ Jndianiſcher Nar-
den,
ſo des Fingers lang und dicke
Aehren, uͤber und uͤber mit kleinen, ziem-
lich rauhen, rothen Haaren beſetzt, ent-
ſtehet aus einer kleinen Wurtzel, die ſo
dicke iſt, als ein Federkiel, und der Ber-
tram Wurtzel gar gleich ſiehet, nur daß
ſie nicht ſo lang iſt. Man will, der Spi-
canard
wachſe buͤſchlicht, hart uͤber der
Erde, und ſtoſſe einen langen, zarten
Stengel hervor: weil ich ihn aber nie-
mahls auf dem Stocke geſehen, derowe-
gen will ich ihn nur alſo, wie wir ihn zu
verkauffen haben, beſchreiben, wie denn
auch ſeine Geſtalt, zuſamt der Wurtzel
auf dieſe Art geſtochen worden, damit
man ſehen moͤge, daß dieſe Wurtzeln
nicht ſo duͤnne ſind, gleichwie die Auto-
res, die davon handeln, vermelden. Jch
habe dergleichen Stuͤcken, die eben ſo
geſtaltet ſind, und unter dem Spica-
nard, den ich fort fuͤr fort vertreibe, ge-
funden worden.

Wir verkauffen aber drey Sorten
Narden: naͤmlich den Jndianiſchen,
der deshalben alſo genennet wird, weil
er aus Jndien kommt, und von dieſem
giebt es zwey Arten, den groſſen und
den kleinen. Die andere Gattung iſt
der Berg-Narden/ und kom̃t aus dem
Delphinat. Der kleine Jndianiſche
Siehe Fig. 169.Narden ſieht, wie die Figur weiſet, iſt
bitter, und hat einen ſtarcken gar an-
Siehe Fig. 170.genehmen Geruch. Der groſſe iſt ſo
lang und dicke, als ein Finger, kommt
ſonſt dem andern ziemlich nahe, auſſer
daß er insgemein viel braͤuner oder roͤ-
ther iſt; daraus zu ſchlieſſen, daß er
nothwendig entweder muͤſſe gefaͤrbet
ſeyn, oder aber, daß ſolches der Unter-
ſchied des Landes verurſachen muͤſte:
Siehe Fig. 171.denn der im Delphinat waͤchſt, iſt maͤu-
ſefahl, inwendig, als ob er mit roͤthlich-
ten Zweigen beſetzt waͤre, und hat eine
Wurtzel, des kleinen Fingers dicke, wel-
che gedrehet iſt, gleich als ob ſie einmahl
[Spaltenumbruch] waͤre herum gedrehet worden; ſie iſt
auch mit einen Hauffen Zaͤſerlein umge-
ben.

Der Celtiſche Narden/ das ſindSiehe Fig. 172.
kleine ſchuppichte Wurtzeln, voll ziem-
lich langer Zaͤſerlein, daraus entſte-
hen lange Blaͤtter, welche unten ſchmal,
in der Mitten breit, und oben in etwas
zugeſpitzt ſeyn, gelber auf roth ſich zie-
hender Farbe, wenn ſie trucken ſind,
und alſo, wie wir ſie verkauffen. Mit-
ten aus den Blaͤttern ſteigt ein kleiner
ohngefehr des halben Fuſſes hoher Sten-
gel hervor, an deſſen Ende ein Hauffen
goldgelber kleiner Bluͤmlein, wie kleine
Sternlein ſitzen. Dieſer Narden wird
in Buͤndlein, von unterſchiedenen Or-
ten hergebracht, meiſtens aber von den
Alpen/ von dannen wir ihn uͤber Mar-
ſeille
und Rouan bekommen.

Der Celtiſche Narden wird ſchier
zu nichts, denn zum Theriac, gebrauchet,
dazu aber eine lange und beſchwerliche
Zubereitung deſſelben noͤthig iſt. Denn
man muß ihn zuvor eine geraume Zeit
in den Keller legen, damit er feuchte wer-
de, und man die kleinen Wuͤrtzelgen fein
wohl reinigen koͤnne, alldieweil dieſe ein-
tzig und allein unter gemeldte compoſi-
tion
kommen.

Auch muß man auf unterſchiedliche
kleine Kraͤutlein, die zwar nicht drunter
gehoͤren, und dennoch gemeiniglich ſich
dabey befinden, Achtung geben, als da
iſt der falſche Narden/ Hirculus, undSiehe Fig. 173.
andere mehr.

Man ſoll den kleinen Jndianiſchen
und den Celtiſchen Narden erwehlen,
der ſo friſch iſt, und ſo ſtarck riecht, als
immer moͤglich: hingegen ſoll man den
groſſen Jndianiſchen nur in Erman-
gelung des kleinen gebrauchen; den von
den Gebirgen aber gantz und gar ver-
werffen. Jedoch, weil der kleine Jndia-
niſche Narden ſo gar theuer iſt, dahero
verkauffen wir ſeiner ſehr wenig; wie-

wohl
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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/209>, abgerufen am 16.04.2024.