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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] diesen viererley Cacao wird der grosse
Caragua
am meisten geachtet, und
meistentheils zur Bereitung der Choco-
late verbrauchet, das wenige, das, so wie
es zu uns kommt, gegessen wird, ist nicht
der Rede werth. Wann nun dieser Ca-
cao ist, wie sichs gebühret, dann muß er
dicke seyn, schwer und frisch, auswendig
schwärtzlicht, inwendig dunckelroth se-
hen, einen guten Geschmack haben, und
nicht modricht riechen. Der kleine Ca-
ragua
muß dem grossen an Güte so na-
he kommen, als möglich ist. Je mehr
auch der Cacao aus den Jnseln/ in-
sonderheit der grosse, dem grossen Cara-
[Spaltenumbruch] gua beykommt, ie höher wird er geach-
tet. Der kleine aber wird gar selten
gebraucht, weil er so schlecht ist, und die
Chocolate, die davon verfertiget wird,
nichts im geringsten taug, inmassen aus
folgenden wird zu ersehen seyn.

Es melden einige Scribenten, der
Cacao sey in Mexico so sehr gebräuch-
lich, daß er der Einwohner vornehmstes
Geträncke sey, diene ingleichen armen
Leuten ein Allmosen zu reichen. Uber
obgedachte Cacao wird uns auch aus
den Jnseln solcher Cacao zugesendet, der
gantz geröstet und zu Kuchen, von unter-Cacao-Ku-
chen.

schiedener Grösse, gemachet ist.

[Ende Spaltensatz]
Das funffzehende Capitel.
Von der Chocolate.
[Spaltenumbruch]

WJr verkauffen gar vielerley Cho-
colate,
welche dennoch nichts als
ihre Güte und Schönheit von einander
unterscheidet, oder aber die Spezereyen,
daraus sie zusammen gesetzet ist, oder
auch die Länder, in denen sie bereitet
worden. Die schönst- und beste ist, die
wir allhier zu Paris machen lassen, oder
auch selbst verfertigen, insonderheit,
wenn sie von dem grossen Caragua ge-
macht worden, und man recht schönen
Zucker, den besten Zimmt, und gute
schöne Vanilie dazu genommen hat.
Kurtz, wenn sie aus aufrichtiger Leute
Händen kommt, die sie wohl zuzurich-
ten wissen, und man sich das Geld nicht
dauern läßt: denn unmöglich kan die
recht gute Chocolate also wohlfeil gege-
ben werden, wie doch die meisten thun,
und die Chocolate um einen so geringen
Preiß hingeben, daß der feine Zucker bey
nahe so viel kostet, als ihre Chocolate.
Man lasse ihm derowegen gesaget seyn,
und brauche keine eintzige von allen de-
nen so genannten Chocolaten aus
Jndien, Spanien
und Portugall/
oder die zu S. Malo gemachet worden,
unter denen die beyden ersten stets für
die besten gehalten worden sind. Anietzo
aber sey man versichert, daß die Choco-
late in keiner Stadt in der Welt besser
bereitet werde, als zu Paris. Doch
habe ich nicht für thunlich gehalten, die
gantze composition hieher zu setzen, weil
ihrer bereits in gedruckten Büchern
Meldung geschehen, in welchen unter-
schiedene Manieren die Chocolate zu be-
reiten gefunden werden, davon dann
[Spaltenumbruch] ein ieder diejenige ergreiffen mag, die
ihm am anständigsten ist. Jndessen sey
man erinnert, und lasse sich nicht in die
Gedancken kommen, als ob man die
Blume Orejevalla dazu haben müsse,
wie Blegny in seinem Buche gedencket:
denn dieses ist eine Sache, die meines er-
achtens blos in der Einbildung bestehet,
allermassen ich, alles angewendten
Fleisses ohnerachtet, unmöglich erfah-
ren können, was es doch seyn möchte.
So hat auch dieser Herr Blegny, der
sich für den Verfasser erstgedachten
Büchleins angiebet, Ursache gnug ge-
habt, zu schreiben, wie daß bey den
Spezereyhändlern nichts davon zu ha-
ben sey, denn er selbst mir keinen Be-
scheid davon zu geben wuste als ich ihn
in Beyseyn eines rechtschaffenen Man-
nes befragte, was doch wohl die Blu-
me Orejevalla
wäre, sondern gab mir
zur Antwort, wenn er ja gesetzt hätte,
daß sie zu der Jndianischen oder Ameri-
canischen Chocolate müsse genommen
werden, würde er solches etwa in einem
Buche gelesen haben. Was dem
Achiotl betrifft; derselbe ist nichts an-
ders, als was wir Roucou zu nennen
pflegen, und wird nicht also, wie der Au-
tor berichtet, sondern auf solche Weise
bereitet, wie an seinem Ort und Stelle
soll gewiesen werden. Hätte er nun
gewust, daß Achiotl der Roucou sey,
würden wenig Spezereykrämer gewest
seyn, die ihm denselben nicht hätten ge-
ben können, er würde auch nicht gesetzt
haben, daß er bey den Materialisten
nicht zu finden sey.

Was

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] dieſen viererley Cacao wird der groſſe
Caragua
am meiſten geachtet, und
meiſtentheils zur Bereitung der Choco-
late verbrauchet, das wenige, das, ſo wie
es zu uns kommt, gegeſſen wird, iſt nicht
der Rede werth. Wann nun dieſer Ca-
cao iſt, wie ſichs gebuͤhret, dann muß er
dicke ſeyn, ſchwer und friſch, auswendig
ſchwaͤrtzlicht, inwendig dunckelroth ſe-
hen, einen guten Geſchmack haben, und
nicht modricht riechen. Der kleine Ca-
ragua
muß dem groſſen an Guͤte ſo na-
he kommen, als moͤglich iſt. Je mehr
auch der Cacao aus den Jnſeln/ in-
ſonderheit der groſſe, dem groſſen Cara-
[Spaltenumbruch] gua beykommt, ie hoͤher wird er geach-
tet. Der kleine aber wird gar ſelten
gebraucht, weil er ſo ſchlecht iſt, und die
Chocolate, die davon verfertiget wird,
nichts im geringſten taug, inmaſſen aus
folgenden wird zu erſehen ſeyn.

Es melden einige Scribenten, der
Cacao ſey in Mexico ſo ſehr gebraͤuch-
lich, daß er der Einwohner vornehmſtes
Getraͤncke ſey, diene ingleichen armen
Leuten ein Allmoſen zu reichen. Uber
obgedachte Cacao wird uns auch aus
den Jnſeln ſolcher Cacao zugeſendet, der
gantz geroͤſtet und zu Kuchen, von unter-Cacao-Ku-
chen.

ſchiedener Groͤſſe, gemachet iſt.

[Ende Spaltensatz]
Das funffzehende Capitel.
Von der Chocolate.
[Spaltenumbruch]

WJr verkauffen gar vielerley Cho-
colate,
welche dennoch nichts als
ihre Guͤte und Schoͤnheit von einander
unterſcheidet, oder aber die Spezereyen,
daraus ſie zuſammen geſetzet iſt, oder
auch die Laͤnder, in denen ſie bereitet
worden. Die ſchoͤnſt- und beſte iſt, die
wir allhier zu Paris machen laſſen, oder
auch ſelbſt verfertigen, inſonderheit,
wenn ſie von dem groſſen Caragua ge-
macht worden, und man recht ſchoͤnen
Zucker, den beſten Zimmt, und gute
ſchoͤne Vanilie dazu genommen hat.
Kurtz, wenn ſie aus aufrichtiger Leute
Haͤnden kommt, die ſie wohl zuzurich-
ten wiſſen, und man ſich das Geld nicht
dauern laͤßt: denn unmoͤglich kan die
recht gute Chocolate alſo wohlfeil gege-
ben werden, wie doch die meiſten thun,
und die Chocolate um einen ſo geringen
Preiß hingeben, daß der feine Zucker bey
nahe ſo viel koſtet, als ihre Chocolate.
Man laſſe ihm derowegen geſaget ſeyn,
und brauche keine eintzige von allen de-
nen ſo genannten Chocolaten aus
Jndien, Spanien
und Portugall/
oder die zu S. Malo gemachet worden,
unter denen die beyden erſten ſtets fuͤr
die beſten gehalten worden ſind. Anietzo
aber ſey man verſichert, daß die Choco-
late in keiner Stadt in der Welt beſſer
bereitet werde, als zu Paris. Doch
habe ich nicht fuͤr thunlich gehalten, die
gantze compoſition hieher zu ſetzen, weil
ihrer bereits in gedruckten Buͤchern
Meldung geſchehen, in welchen unter-
ſchiedene Manieren die Chocolate zu be-
reiten gefunden werden, davon dann
[Spaltenumbruch] ein ieder diejenige ergreiffen mag, die
ihm am anſtaͤndigſten iſt. Jndeſſen ſey
man erinnert, und laſſe ſich nicht in die
Gedancken kommen, als ob man die
Blume Orejevalla dazu haben muͤſſe,
wie Blegny in ſeinem Buche gedencket:
denn dieſes iſt eine Sache, die meines er-
achtens blos in der Einbildung beſtehet,
allermaſſen ich, alles angewendten
Fleiſſes ohnerachtet, unmoͤglich erfah-
ren koͤnnen, was es doch ſeyn moͤchte.
So hat auch dieſer Herr Blegny, der
ſich fuͤr den Verfaſſer erſtgedachten
Buͤchleins angiebet, Urſache gnug ge-
habt, zu ſchreiben, wie daß bey den
Spezereyhaͤndlern nichts davon zu ha-
ben ſey, denn er ſelbſt mir keinen Be-
ſcheid davon zu geben wuſte als ich ihn
in Beyſeyn eines rechtſchaffenen Man-
nes befragte, was doch wohl die Blu-
me Orejevalla
waͤre, ſondern gab mir
zur Antwort, wenn er ja geſetzt haͤtte,
daß ſie zu der Jndianiſchen oder Ameri-
caniſchen Chocolate muͤſſe genommen
werden, wuͤrde er ſolches etwa in einem
Buche geleſen haben. Was dem
Achiotl betrifft; derſelbe iſt nichts an-
ders, als was wir Roucou zu nennen
pflegen, und wird nicht alſo, wie der Au-
tor berichtet, ſondern auf ſolche Weiſe
bereitet, wie an ſeinem Ort und Stelle
ſoll gewieſen werden. Haͤtte er nun
gewuſt, daß Achiotl der Roucou ſey,
wuͤrden wenig Spezereykraͤmer geweſt
ſeyn, die ihm denſelben nicht haͤtten ge-
ben koͤnnen, er wuͤrde auch nicht geſetzt
haben, daß er bey den Materialiſten
nicht zu finden ſey.

Was
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[0230] Der Spezereyen und Materialien dieſen viererley Cacao wird der groſſe Caragua am meiſten geachtet, und meiſtentheils zur Bereitung der Choco- late verbrauchet, das wenige, das, ſo wie es zu uns kommt, gegeſſen wird, iſt nicht der Rede werth. Wann nun dieſer Ca- cao iſt, wie ſichs gebuͤhret, dann muß er dicke ſeyn, ſchwer und friſch, auswendig ſchwaͤrtzlicht, inwendig dunckelroth ſe- hen, einen guten Geſchmack haben, und nicht modricht riechen. Der kleine Ca- ragua muß dem groſſen an Guͤte ſo na- he kommen, als moͤglich iſt. Je mehr auch der Cacao aus den Jnſeln/ in- ſonderheit der groſſe, dem groſſen Cara- gua beykommt, ie hoͤher wird er geach- tet. Der kleine aber wird gar ſelten gebraucht, weil er ſo ſchlecht iſt, und die Chocolate, die davon verfertiget wird, nichts im geringſten taug, inmaſſen aus folgenden wird zu erſehen ſeyn. Es melden einige Scribenten, der Cacao ſey in Mexico ſo ſehr gebraͤuch- lich, daß er der Einwohner vornehmſtes Getraͤncke ſey, diene ingleichen armen Leuten ein Allmoſen zu reichen. Uber obgedachte Cacao wird uns auch aus den Jnſeln ſolcher Cacao zugeſendet, der gantz geroͤſtet und zu Kuchen, von unter- ſchiedener Groͤſſe, gemachet iſt. Cacao-Ku- chen. Das funffzehende Capitel. Von der Chocolate. WJr verkauffen gar vielerley Cho- colate, welche dennoch nichts als ihre Guͤte und Schoͤnheit von einander unterſcheidet, oder aber die Spezereyen, daraus ſie zuſammen geſetzet iſt, oder auch die Laͤnder, in denen ſie bereitet worden. Die ſchoͤnſt- und beſte iſt, die wir allhier zu Paris machen laſſen, oder auch ſelbſt verfertigen, inſonderheit, wenn ſie von dem groſſen Caragua ge- macht worden, und man recht ſchoͤnen Zucker, den beſten Zimmt, und gute ſchoͤne Vanilie dazu genommen hat. Kurtz, wenn ſie aus aufrichtiger Leute Haͤnden kommt, die ſie wohl zuzurich- ten wiſſen, und man ſich das Geld nicht dauern laͤßt: denn unmoͤglich kan die recht gute Chocolate alſo wohlfeil gege- ben werden, wie doch die meiſten thun, und die Chocolate um einen ſo geringen Preiß hingeben, daß der feine Zucker bey nahe ſo viel koſtet, als ihre Chocolate. Man laſſe ihm derowegen geſaget ſeyn, und brauche keine eintzige von allen de- nen ſo genannten Chocolaten aus Jndien, Spanien und Portugall/ oder die zu S. Malo gemachet worden, unter denen die beyden erſten ſtets fuͤr die beſten gehalten worden ſind. Anietzo aber ſey man verſichert, daß die Choco- late in keiner Stadt in der Welt beſſer bereitet werde, als zu Paris. Doch habe ich nicht fuͤr thunlich gehalten, die gantze compoſition hieher zu ſetzen, weil ihrer bereits in gedruckten Buͤchern Meldung geſchehen, in welchen unter- ſchiedene Manieren die Chocolate zu be- reiten gefunden werden, davon dann ein ieder diejenige ergreiffen mag, die ihm am anſtaͤndigſten iſt. Jndeſſen ſey man erinnert, und laſſe ſich nicht in die Gedancken kommen, als ob man die Blume Orejevalla dazu haben muͤſſe, wie Blegny in ſeinem Buche gedencket: denn dieſes iſt eine Sache, die meines er- achtens blos in der Einbildung beſtehet, allermaſſen ich, alles angewendten Fleiſſes ohnerachtet, unmoͤglich erfah- ren koͤnnen, was es doch ſeyn moͤchte. So hat auch dieſer Herr Blegny, der ſich fuͤr den Verfaſſer erſtgedachten Buͤchleins angiebet, Urſache gnug ge- habt, zu ſchreiben, wie daß bey den Spezereyhaͤndlern nichts davon zu ha- ben ſey, denn er ſelbſt mir keinen Be- ſcheid davon zu geben wuſte als ich ihn in Beyſeyn eines rechtſchaffenen Man- nes befragte, was doch wohl die Blu- me Orejevalla waͤre, ſondern gab mir zur Antwort, wenn er ja geſetzt haͤtte, daß ſie zu der Jndianiſchen oder Ameri- caniſchen Chocolate muͤſſe genommen werden, wuͤrde er ſolches etwa in einem Buche geleſen haben. Was dem Achiotl betrifft; derſelbe iſt nichts an- ders, als was wir Roucou zu nennen pflegen, und wird nicht alſo, wie der Au- tor berichtet, ſondern auf ſolche Weiſe bereitet, wie an ſeinem Ort und Stelle ſoll gewieſen werden. Haͤtte er nun gewuſt, daß Achiotl der Roucou ſey, wuͤrden wenig Spezereykraͤmer geweſt ſeyn, die ihm denſelben nicht haͤtten ge- ben koͤnnen, er wuͤrde auch nicht geſetzt haben, daß er bey den Materialiſten nicht zu finden ſey. Was

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/230>, abgerufen am 28.03.2024.