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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] es für ein Gemenge sey. Auf daß aber
die Apothecker in den kleinen Städten
sie nicht ertappen können, so ist das ihr
erstes, daß sie sich, sobald als sie in die
Städte kommen, nach dem Wirthshau-
se machen, und ihr also genanntes Per-
nez
in eine Kammer tragen, hernach
dann lassen sie die Simplicia von den Apo-
theckern, die oftmahls auch, nach dem
Sprichworte, fünffe lassen gerade seyn,
beschauen. Denn versichert, diese Ta-
buletkramer sind also abgerichtet, und
ohne Widerrede, dermassen durchtrie-
bene Gäste, daß zu verwundern, wie die-
se Leute, die doch nur in dem wilden
Walde erzogen, weit mehr wissen, als,
wenn ich anderst also reden darff, alle
redliche Kauffleute: verstehe aber von
der Bosheit. Welche schöne Wissen-
schaft sie von etwa zwey oder drey Kauff-
leuten, dergleichen es in allen grossen
Städten, als da ist, Paris, Lyon,
Rouan, und andere mehr, giebet, erler-
net haben.

Diesem Unheil aber vorzubauen, daß
nämlich weder Patienten, noch Hand-
wercker betrogen würden, damit auch
die Apothecker ihre Sachen durchsuchen
könten, solten diese alsofort bey jener ih-
rem Eintritt in die Städte, Flecken und
Dörffer, die Untersuchung anstellen,
und nicht zugeben, daß sie vorher in den
[Spaltenumbruch] Gasthöfen ihre Sachen ablegen dürff-
ten.

Vermeine also, daß ich von diesen Ta-
buletkramern genug gesaget, um zu ver-
hüten, daß das gemeine Wesen nicht
betrogen werde, sowohl auch, daß die-
ser Tabuletträger selbsteigenes bestes da-
durch befördert werde. Anderseits sol-
ten die Apothecker, Wundärtzte und an-
dere dergleichen Leute betrachten, was
grosse Mühe und häuffige Unkosten diese
armen Leute aufwenden müssen, dahe-
ro, weil man alles aufs wohlfeilste von
ihnen haben will, zu dergleichen Betrü-
gerey genöthiget werden. Diesem Un-
fug aber könte noch ferner gesteuert wer-
den, wenn sie von denenjenigen einen
Schein bringen müsten, denen sie ihre
Waaren abgekaufft, und wenn sie die-
selben nicht anders, als in Büchsen und
Packetlein, von unterschiedlichem Ge-
wichte, verkauffen dürfften, welche noch
überdiß von dem Verkäuffer müsten ver-
siegelt seyn. Jch halte dafür, es solte
eines der grösten Liebeswercke seyn, die
man thun könte: denn es ist mehr denn
zu gewiß, daß eben soviel Leute von de-
nen häßlichen Materialien, die ihnen
eingegeben werden, als vielleicht durch
Kranckheit sterben, welches man auch
in gegenwärtigem Wercke zur Gnüge
bemercken können.

[Ende Spaltensatz]
Das sechs und funfftzigste Capitel.
Vom Barras.
[Spaltenumbruch] Galipot,
weisser und
scheckichter
Weyrauch.

WJr verkauffen zweyerley Barras,
den einen unter dem Namen Ga-
lipot/
oder weisser Weyrauch, den
andern unter dem Titel Encens marbre,
oder wie die Leute aus Provence spre-
chen, madre, fleckicht- oder scheckich-
ter Weyrauch
: daß sie also nur durch
die Farbe von einander unterschieden
werden. Der erste und weisse, ist ein
Hartz, welches aus den Fichten, durch
die darein gemachte Ritzen dringet, und
deshalben auch den Namen Fichten-
gummi
oder Fichtenhartz bekommen
hat. Wenn es bey schönem Wetter
herabfleußt, so ist es sauber und weiß:
dafern es aber im herabrinnen etwas
von der Rinde antrifft, wird es garstig,
und zuweilen durch und durch marbri-
ret und gescheckt. Und um dieser Mar-
brirung willen, sonderlich, wenn der
Galipot sonsten schöne ist, verkauffen
[Spaltenumbruch] ihn die Tabuletkramer für Benzoin, da
er doch nicht ein wenig davon unter-
schieden, indem die Benzoe einen lieb-
lichen Geruch hat, der Galipot hinge-
gen überaus sehr stincket: darum er
auch gemeiner Weyrauch und Bau-
renweyrauch
ist tituliret worden.Baurenwey-
rauch.

Jhm sey nun wie ihm sey, es ist der Ga-
lipot
eine Waare, die vielerley Nutzen
hat, und die basis und das Grundstücke
aller hiernechst beschriebenen Waaren
ist: derohalben soll man den Galipot
erwehlen, der fein sauber, weiß, und so
trucken, als möglich, sey. Allein man
braucht ihn auch, ausser diesem, noch,
wiewohl es höchst unbillich, um ihn un-
ter das Wachs zu mischen; welches be-
reits eine geraume Zeit ist practisiret
worden.

Der fleckichte hat meines Behalts, kei-
nen andern Nutzen, als daß er an statt

der
D d 3

Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] es fuͤr ein Gemenge ſey. Auf daß aber
die Apothecker in den kleinen Staͤdten
ſie nicht ertappen koͤnnen, ſo iſt das ihr
erſtes, daß ſie ſich, ſobald als ſie in die
Staͤdte kommen, nach dem Wirthshau-
ſe machen, und ihr alſo genanntes Per-
nez
in eine Kammer tragen, hernach
dann laſſen ſie die Simplicia von den Apo-
theckern, die oftmahls auch, nach dem
Sprichworte, fuͤnffe laſſen gerade ſeyn,
beſchauen. Denn verſichert, dieſe Ta-
buletkramer ſind alſo abgerichtet, und
ohne Widerrede, dermaſſen durchtrie-
bene Gaͤſte, daß zu verwundern, wie die-
ſe Leute, die doch nur in dem wilden
Walde erzogen, weit mehr wiſſen, als,
wenn ich anderſt alſo reden darff, alle
redliche Kauffleute: verſtehe aber von
der Bosheit. Welche ſchoͤne Wiſſen-
ſchaft ſie von etwa zwey oder drey Kauff-
leuten, dergleichen es in allen groſſen
Staͤdten, als da iſt, Paris, Lyon,
Rouan, und andere mehr, giebet, erler-
net haben.

Dieſem Unheil aber vorzubauen, daß
naͤmlich weder Patienten, noch Hand-
wercker betrogen wuͤrden, damit auch
die Apothecker ihre Sachen durchſuchen
koͤnten, ſolten dieſe alſofort bey jener ih-
rem Eintritt in die Staͤdte, Flecken und
Doͤrffer, die Unterſuchung anſtellen,
und nicht zugeben, daß ſie vorher in den
[Spaltenumbruch] Gaſthoͤfen ihre Sachen ablegen duͤrff-
ten.

Vermeine alſo, daß ich von dieſen Ta-
buletkramern genug geſaget, um zu ver-
huͤten, daß das gemeine Weſen nicht
betrogen werde, ſowohl auch, daß die-
ſer Tabulettraͤger ſelbſteigenes beſtes da-
durch befoͤrdert werde. Anderſeits ſol-
ten die Apothecker, Wundaͤrtzte und an-
dere dergleichen Leute betrachten, was
groſſe Muͤhe und haͤuffige Unkoſten dieſe
armen Leute aufwenden muͤſſen, dahe-
ro, weil man alles aufs wohlfeilſte von
ihnen haben will, zu dergleichen Betruͤ-
gerey genoͤthiget werden. Dieſem Un-
fug aber koͤnte noch ferner geſteuert wer-
den, wenn ſie von denenjenigen einen
Schein bringen muͤſten, denen ſie ihre
Waaren abgekaufft, und wenn ſie die-
ſelben nicht anders, als in Buͤchſen und
Packetlein, von unterſchiedlichem Ge-
wichte, verkauffen duͤrfften, welche noch
uͤberdiß von dem Verkaͤuffer muͤſten ver-
ſiegelt ſeyn. Jch halte dafuͤr, es ſolte
eines der groͤſten Liebeswercke ſeyn, die
man thun koͤnte: denn es iſt mehr denn
zu gewiß, daß eben ſoviel Leute von de-
nen haͤßlichen Materialien, die ihnen
eingegeben werden, als vielleicht durch
Kranckheit ſterben, welches man auch
in gegenwaͤrtigem Wercke zur Gnuͤge
bemercken koͤnnen.

[Ende Spaltensatz]
Das ſechs und funfftzigſte Capitel.
Vom Barras.
[Spaltenumbruch] Galipot,
weiſſer und
ſcheckichter
Weyrauch.

WJr veꝛkauffen zweyerley Barras,
den einen unter dem Namen Ga-
lipot/
oder weiſſer Weyrauch, den
andern unter dem Titel Encens marbré,
oder wie die Leute aus Provence ſpre-
chen, madré, fleckicht- oder ſcheckich-
ter Weyrauch
: daß ſie alſo nur durch
die Farbe von einander unterſchieden
werden. Der erſte und weiſſe, iſt ein
Hartz, welches aus den Fichten, durch
die darein gemachte Ritzen dringet, und
deshalben auch den Namen Fichten-
gummi
oder Fichtenhartz bekommen
hat. Wenn es bey ſchoͤnem Wetter
herabfleußt, ſo iſt es ſauber und weiß:
dafern es aber im herabrinnen etwas
von der Rinde antrifft, wird es garſtig,
und zuweilen durch und durch marbri-
ret und geſcheckt. Und um dieſer Mar-
brirung willen, ſonderlich, wenn der
Galipot ſonſten ſchoͤne iſt, verkauffen
[Spaltenumbruch] ihn die Tabuletkramer fuͤr Benzoin, da
er doch nicht ein wenig davon unter-
ſchieden, indem die Benzoe einen lieb-
lichen Geruch hat, der Galipot hinge-
gen uͤberaus ſehr ſtincket: darum er
auch gemeiner Weyrauch und Bau-
renweyrauch
iſt tituliret worden.Baurenwey-
rauch.

Jhm ſey nun wie ihm ſey, es iſt der Ga-
lipot
eine Waare, die vielerley Nutzen
hat, und die baſis und das Grundſtuͤcke
aller hiernechſt beſchriebenen Waaren
iſt: derohalben ſoll man den Galipot
erwehlen, der fein ſauber, weiß, und ſo
trucken, als moͤglich, ſey. Allein man
braucht ihn auch, auſſer dieſem, noch,
wiewohl es hoͤchſt unbillich, um ihn un-
ter das Wachs zu miſchen; welches be-
reits eine geraume Zeit iſt practiſiret
worden.

Der fleckichte hat meines Behalts, kei-
nen andern Nutzen, als daß er an ſtatt

der
D d 3
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[0333] Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch. es fuͤr ein Gemenge ſey. Auf daß aber die Apothecker in den kleinen Staͤdten ſie nicht ertappen koͤnnen, ſo iſt das ihr erſtes, daß ſie ſich, ſobald als ſie in die Staͤdte kommen, nach dem Wirthshau- ſe machen, und ihr alſo genanntes Per- nez in eine Kammer tragen, hernach dann laſſen ſie die Simplicia von den Apo- theckern, die oftmahls auch, nach dem Sprichworte, fuͤnffe laſſen gerade ſeyn, beſchauen. Denn verſichert, dieſe Ta- buletkramer ſind alſo abgerichtet, und ohne Widerrede, dermaſſen durchtrie- bene Gaͤſte, daß zu verwundern, wie die- ſe Leute, die doch nur in dem wilden Walde erzogen, weit mehr wiſſen, als, wenn ich anderſt alſo reden darff, alle redliche Kauffleute: verſtehe aber von der Bosheit. Welche ſchoͤne Wiſſen- ſchaft ſie von etwa zwey oder drey Kauff- leuten, dergleichen es in allen groſſen Staͤdten, als da iſt, Paris, Lyon, Rouan, und andere mehr, giebet, erler- net haben. Dieſem Unheil aber vorzubauen, daß naͤmlich weder Patienten, noch Hand- wercker betrogen wuͤrden, damit auch die Apothecker ihre Sachen durchſuchen koͤnten, ſolten dieſe alſofort bey jener ih- rem Eintritt in die Staͤdte, Flecken und Doͤrffer, die Unterſuchung anſtellen, und nicht zugeben, daß ſie vorher in den Gaſthoͤfen ihre Sachen ablegen duͤrff- ten. Vermeine alſo, daß ich von dieſen Ta- buletkramern genug geſaget, um zu ver- huͤten, daß das gemeine Weſen nicht betrogen werde, ſowohl auch, daß die- ſer Tabulettraͤger ſelbſteigenes beſtes da- durch befoͤrdert werde. Anderſeits ſol- ten die Apothecker, Wundaͤrtzte und an- dere dergleichen Leute betrachten, was groſſe Muͤhe und haͤuffige Unkoſten dieſe armen Leute aufwenden muͤſſen, dahe- ro, weil man alles aufs wohlfeilſte von ihnen haben will, zu dergleichen Betruͤ- gerey genoͤthiget werden. Dieſem Un- fug aber koͤnte noch ferner geſteuert wer- den, wenn ſie von denenjenigen einen Schein bringen muͤſten, denen ſie ihre Waaren abgekaufft, und wenn ſie die- ſelben nicht anders, als in Buͤchſen und Packetlein, von unterſchiedlichem Ge- wichte, verkauffen duͤrfften, welche noch uͤberdiß von dem Verkaͤuffer muͤſten ver- ſiegelt ſeyn. Jch halte dafuͤr, es ſolte eines der groͤſten Liebeswercke ſeyn, die man thun koͤnte: denn es iſt mehr denn zu gewiß, daß eben ſoviel Leute von de- nen haͤßlichen Materialien, die ihnen eingegeben werden, als vielleicht durch Kranckheit ſterben, welches man auch in gegenwaͤrtigem Wercke zur Gnuͤge bemercken koͤnnen. Das ſechs und funfftzigſte Capitel. Vom Barras. WJr veꝛkauffen zweyerley Barras, den einen unter dem Namen Ga- lipot/ oder weiſſer Weyrauch, den andern unter dem Titel Encens marbré, oder wie die Leute aus Provence ſpre- chen, madré, fleckicht- oder ſcheckich- ter Weyrauch: daß ſie alſo nur durch die Farbe von einander unterſchieden werden. Der erſte und weiſſe, iſt ein Hartz, welches aus den Fichten, durch die darein gemachte Ritzen dringet, und deshalben auch den Namen Fichten- gummi oder Fichtenhartz bekommen hat. Wenn es bey ſchoͤnem Wetter herabfleußt, ſo iſt es ſauber und weiß: dafern es aber im herabrinnen etwas von der Rinde antrifft, wird es garſtig, und zuweilen durch und durch marbri- ret und geſcheckt. Und um dieſer Mar- brirung willen, ſonderlich, wenn der Galipot ſonſten ſchoͤne iſt, verkauffen ihn die Tabuletkramer fuͤr Benzoin, da er doch nicht ein wenig davon unter- ſchieden, indem die Benzoe einen lieb- lichen Geruch hat, der Galipot hinge- gen uͤberaus ſehr ſtincket: darum er auch gemeiner Weyrauch und Bau- renweyrauch iſt tituliret worden. Jhm ſey nun wie ihm ſey, es iſt der Ga- lipot eine Waare, die vielerley Nutzen hat, und die baſis und das Grundſtuͤcke aller hiernechſt beſchriebenen Waaren iſt: derohalben ſoll man den Galipot erwehlen, der fein ſauber, weiß, und ſo trucken, als moͤglich, ſey. Allein man braucht ihn auch, auſſer dieſem, noch, wiewohl es hoͤchſt unbillich, um ihn un- ter das Wachs zu miſchen; welches be- reits eine geraume Zeit iſt practiſiret worden. Baurenwey- rauch. Der fleckichte hat meines Behalts, kei- nen andern Nutzen, als daß er an ſtatt der D d 3

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/333>, abgerufen am 28.03.2024.